One von mangacrack (Friends is something you choose. Family is something you get.) ================================================================================ Kapitel 3: Stimmungsschwankungen im Minutentakt ----------------------------------------------- Kommentar: Habe ich was verbrochen, dass zwar viele die Story lesen, aber nur wenige Leute kommentieren? Ich sollte vielleicht mitteilen, dass ich Schwarzleser / Stiller Genießer aus Solidarität unterstütze. Einfluss auf mein Schreibtempo ließe sich sowieso nur durch regelmäßiges Bombardement nehmen.  Anmerken will ich übrigens, dass Rauchen in Japan eher verpönt als das Trinken. Zumindest ist das so, wenn ich meine Recherchen richtig interpretiere. mangacrack xxx ::Kapitel 03 – Stimmungsschwankungen im Minutentakt:: Der Stoßseufzer klang wie ein Schrei der Erlösung, als endlich die Schulglocke läutete und das Ende der letzten Stunde ankündigte. Sasuke packte seine Sachen zusammen und deutete Gaara an draußen vor dem Tor auf ihn zu warten. Er selbst wollte noch seine Bücher ins Schließfach bringen und außerdem verhindern, dass Gaara doch noch aus Naruto heraus presste, warum zur Hölle der Blonde sein Versprechen brach. Schneller als Gaara reagieren konnte, hatte Sasuke Naruto am Kragen gepackt und mit sich gezerrt. Gaara hatte in der Pause keine Gelegenheit bekommen Naruto zu fragen und Sasuke hatte zugesehen, dass er zwischen den Stunden Naruto in Ruhe ließ, der deswegen sowieso schon ein schlechtes Gewissen zu haben schien. Aber Naruto und Sasuke wussten beide, dass Gaara den Grund niemals verstehen würde, warum Naruto jede Möglichkeit beim Schopf packte, um seinen Vater sehen zu können. Sasuke blieb vor seinem Spind stehen und schmiss die schweren Bücher hinein, die er nicht den ganzen Tag mit sich herumschleppen wollte. Für einen Moment lang, überlegte er, ob er das Mathe Buch brauchen würde, aber er entschied sich dagegen und stopfte es gleich zu dem Geschichtsbuch. Er war nicht schlecht in Mathe, aber er kam mit dem Thema so überhaupt nicht zurecht. Da würde das Buch ihm auch nicht weiter bringen. Außerdem würde er am Ende sowieso wieder Itachi fragen, wenn er was nicht kapierte. Also begann er seinen Weg durch die anderen Schüler zu bahnen, die ebenfalls in Richtung Ausgang strebten oder bald ihre Nachmittagsaktivitäten aufnehmen würden. Da hatte er sich nicht einspannen lassen. Itachi hatte eine Weile lang einen Sportclub besucht, Sasuke jedoch davon abgeraten, da man entweder zu jedem Training und am Wochenende erscheinen musste, wenn man es zu etwas bringen wollte oder es ganz bleiben lassen sollte. Sasuke hatte sich für letzteres entschieden. Er war sich nicht sicher, ob es eine Vorschrift gab, dass man einen Club besuchen musste, aber er war noch nicht einmal zu den Probestunden erschienen. Sicherlich würde es ähnlich laufen wie bei Itachi. Alle würden ihn haben wollen, denn Sport war ihm noch nie schwer gefallen. Doch er hatte keine Lust sich für Turniere oder derartiges den Arsch aufzureißen. Nein, das würde er schön bleiben lassen. Früh genug würde sein Vater ihm mit Nachhilfeunterricht in den Ohren liegen, damit er auch ja die Aufnahmeprüfung an der Universität bestand. Dabei waren es bis dahin noch gute zwei Jahre. Außerdem war Sasuke sich nicht so sicher, ob er überhaupt studieren wollte. Macht doch sowieso nur Stress. Suchend sah sich Sasuke nach Gaara um. Er entdeckte ihn am Schultor, sah aber noch Naruto aus dem Augenwinkel in eine andere Richtung laufen. Er wollte Gaara wohl wirklich nicht Rede und Antwort stehen. „Tss ... Feigling“, brummte Sasuke. Jetzt durfte er das nämlich tun. „Uchiha!“, knurrte Gaara auch sofort und fummelte unbekümmert mit seinem Messer herum, dass er versuchte mit einem Halter an seiner Hose zu befestigen. „Los! Rede!“ „Warum?“, fragte Sasuke bewusst ahnungslos und schupste Gaara vom Schultor weg. Auch wenn sein Freund hier Narrenfreiheit genoss, musste er nicht direkt vor der Hofaufsicht Gewalttendenzen zeigen. „Ich wüsste nicht worüber.“ „Verarsch mich nicht, Uchiha“, zischte Gaara feindselig. „Wo ist Naruto hin, hä? Drückt sich Uzumaki wieder vor seiner Arbeit?“ „Du weischt, dasch Naruto dasch nischt freiwillisch tun würde“, nuschelte Sasuke, während er sich eine Zigarette in den Mund steckte. Eigentlich war er noch nicht alt genug, doch ihm sah das zum Glück keiner an und in der Gegend, wo er und Gaara gleich hinfahren würden, interessierte es sowieso keinen. Doch er konnte nun mal nur nach der Schule in Abwesenheit seiner Familie rauchen. Wenn seine Mutter das mitbekommen würde ... nein danke. Das musste er nicht haben. Zwar rauchte er gerne, aber deswegen noch lange nicht viel. Aber Schwierigkeiten wollte er keine bekommen, zumindest nicht von zu Hause aus. Hauptsache war nur, dass Itachi es nicht mitbekam und es war schwerer es vor seinem Bruder zu verstecken, als vor seinen Eltern. Besonders weil Sasuke dann nicht ganz so schnell von der Zigarette los kam, als er es gewollt hätte. Also würde er solange seine heimliche Sucht vor seinem Bruder geheim halten, bis er entweder endlich sich dazu durchringen konnte aufzuhören. Oder bis Sasuke wusste, wie Itachi zum Rauchen stand und sicher war, dass er nicht dafür gelyncht werden würde, sollte sein Aniki es je herausbekommen. Gerade wollte Sasuke sein Feuerzeug aus der Tasche ziehen, als Gaara sein Handgelenk packte. „Lass es“, meinte er, Sasukes wütenden Blick missachtend. „Wir müssen mit der Bahn fahren, also spare dir den Glimmstängel für später auf, kapiert!“ Sasuke grummelte, tat aber wie geheißen. Dämliches Raucherverbot. Doch Lust Strafe zu zahlen hatte er nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als missmutig seine Zigarette zurück in die Schachtel zu stecken und sicher zu verstauen. Im großen Bahnhof überließ er Gaara die Führung. Der würde wissen welche Bahn sie nehmen müssten, um in das Viertel zu kommen, wo Sasori seinen Laden hatte. Zwar würde er auch selbst hinfinden, doch Gaara kannte die kürzeste Verbindung. - In der überfüllten Bahn wurden sie von einer Reihe von Mädchen angestarrt, die an der nächsten Tür standen und offensichtlich über sie tuschelten. Sasuke konnte nicht einschätzen ob über Gaara oder über ihn, aber im Grunde war es egal. Erst als er das Klicken des Fotohandys hörte, knurrte er und warf den jungen Mädchen einen bösen Blick zu. Man sollte die Erfindung dieses Sofort-Fotohandys vom Markt verbannen. Er hatte es satt sein Gesicht ständig im Internet zu finden. Fast war Sasuke versucht rüber zu gehen und das Mädchen, das das Foto geschossen hatte, dazu zu bringen es zu löschen, aber aus Erfahrung wusste er, dass es nichts bringen würde. Die Gruppe Mädchen trugen die Schuluniform einer benachbarten Schule und hatten sicher seine eigene Schuluniform erkannt. Wenn sie also unbedingt ein Foto haben wollten, dann würden sie es bekommen. Mädchen, dachte er verächtlich und rückte ein Stück dichter an Gaara heran, als die Türen aufgingen und der Zug sich füllte. Mist, sind denn gar keine Sitzplätze mehr frei? Anscheinend nicht. Erst wieder in ein paar Stationen, doch bei seinem Glück mussten sie da aussteigen. Als ein breiter Mann sich an Sasuke vorbei drängelte und ihm unsanft den Ellbogen in den Rücken bohrte, stolperte Sasuke und musste sich an Gaara festhalten, um nicht umzufallen.   „Hey man, Uchiha lass deine Griffel von mir, ja?“, murrte Gaara, konnte aber dann auch nichts mehr machen, als sich die Türen schlossen und sie so verharren mussten, weil der Zug so voll war. „Ich kann ja auch nichts dafür“, zischte Sasuke und versuchte sich von der Wand weg zu stemmen, an die Gaara sich zuvor gelehnt hatte. Doch hinter Sasuke stand jetzt eine Frau mit drei großen Koffern, sodass kein Ausweichen möglich war. Fluchend gab Sasuke es auf und knickte seine Arme wieder an, sodass der Abstand zwischen ihm und Gaara nun gerade mal eine Hand breit betrug, wenn nicht weniger. Gaara gab einen unwirschen Laut von sich, ihm war das eindeutig nach zu nah und hob seine Hand gegen Sasuke Brust, um sie weg zu drücken. Es funktionierte bis zu dem Moment, wo der Zug eine scharfe Kurve fuhr und Sasuke sich diesmal an Gaaras Kleidung festhalten musste, um nicht zu stürzen. So gesehen hatte Gaaras Aktion die Situation nur verschlimmert, anstatt ihm den gewünschten Freiraum zu verschaffen. „Lass mich endlich los, Sasuke!“, meinte Gaara nun bestimmt und packte Sasukes Handgelenk fest, um ihn dazu zu zwingen. „Wie oft soll ich es dir noch sagen? Es geht nicht!“, schimpfte Sasuke zurück und wollte sich losreißen, um zumindest seinen Arm freizukriegen. Doch da Gaara gar nicht daran zu denken schien, weil ihn die Möglichkeit Sasuke Schmerzen zuzufügen davon ablenkte, wie nah sie sich waren, musste der Schwarzhaarige zu anderen Mitteln greifen. Sasuke ließ jetzt auch mit der anderen Hand die Balustrade los, an der er Halt gefunden hatte und begann mit der jetzt freien Hand Gaaras Finger von seinem Handgelenk zu schälen. Dagegen wehrte sich Gaara nicht, ließ aber auch nicht los. Er sah nur stumm zu, wie Sasuke sorgsam einen Finger nach dem anderem ablöste, bestimmt aber sanft genug, um Gaara nicht weh zu tun. Die Ankunft bei der nächsten Station erlöste sie beide von ihrer seltsamen Lage, als die Türen sich öffneten und die Frau mit ihren drei Koffern verschwand und Sasuke endlich ein Stück zurück treten konnte, um Gaara Platz zu machen. Der zwängte sich an Sasuke vorbei, um jetzt einen der freigewordenen Sitzplätze für sich zu beanspruchen. Sasuke konnte das leise 'Na endlich' von Gaara trotzdem deutlich hören. Kopfschüttelnd setzte er sich neben ihn. Durch das geöffnete Fenster hörte er die Autos, die unter ihnen über den Highway rasten. - Die Fahrt war dann doch länger gewesen, als Sasuke sie in Erinnerung hatte. Tokyo war verdammt groß und selbst durch die gute Vernetzung der Bahnlinien, hatten sie fast zwei Stunden gebraucht. Dafür hatte Gaara ihnen anscheinend einen gewaltigen Fußmarsch erspart, der sie beide erwartet hätte, wären sie nicht etwa fünf Mal umgestiegen. Während Sasuke nach der verpassten Zigarette kramte, um sie endlich zu rauchen, wo er heute Morgen schon keine gehabt hatte, musste er fluchend feststellen, dass sie durch sein hastiges Zurückstopfen von vorhin zerbrochen war. „Na toll“, murrte er und hielt Gaara die Reste hin. „Wie soll ich die jetzt noch rauchen?“ Doch Gaara schien sich nicht im Mindesten schuldig zu fühlen, sondern meinte nur mitleidlos: „Ich hatte dir ja geraten, dir die Dinger selber zu drehen. Kostet weniger, wenn du nur Tabak und Filter kaufst.“ „Schmeckt aber scheiße“, beschwerte sich Sasuke und fischte eine neue Zigarette heraus. „Dann kann ich dir auch nicht helfen“, sagte Gaara bevor er vor einem fast unscheinbaren Laden stehen blieb. In der Straße waren viele der Häuser heruntergekommen und standen sogar teilweise leer. Dementsprechend sah auch die Fassade aus. Das Schild über dem Fenster hing schief, die Scheiben waren dunkel und von außen komplett verdreckt. Aber das war auch Absicht so, damit man nicht hinein sehen konnte. Gaara stieg die Stufen hinauf und drückte gegen die Tür, stellte dann frustriert fest, dass diese verschlossen war. Wütend trat er kräftig mit seinem Fuß dagegen und fluchte leise vor sich hin. „Scheiß Sasori. Er wusste doch, dass wir kommen.“ Und trat noch einmal zu. „Glaubst du wirklich, dass die Tür so besser aufgeht?“, fragte Sasuke beiläufig, während er sich mit einer weiteren Zigarette beschäftigte. „Schnauze, Uchiha“, grollte Gaara und stapfte die Stufen wieder runter. „Los komm mit. Wir gehen hinten rum. Wahrscheinlich hat Sasori nur wieder vergessen vorne aufzuschließen. Sind schließlich lange vor Öffnungszeit gekommen.“ Sasuke sah Gaara hinterher, wie der zurück zur nächsten Häuserecke lief und links abbog, die kleine Auffahrt hinauf lief, die zum Liefereingang des Hauses führte. Unschlüssig blieb Sasuke kurz stehen und folgte dann. Das konnte ja noch heiter werden. Müde von Gaaras Stimmungsschwankungen, von belustigt zu genervt und aggressiv, durchquerte Sasuke den dunklen Durchgang, der in den Hinterhof führte. Das Haus war einige Stockwerke hoch, sodass von oben die Wäscheleinen der wenigen Anwohner zu sehen waren. Ein paar Laken waren im dritten Stock aufgespannt. Kurz warf Sasuke einen Blick auf den riesigen Holzberg, der in einer Ecke des Hofes lag und ging dann weiter. Gaara war bereits nicht mehr zu sehen, was hieß, dass hinten tatsächlich offen war. Er lief auf die unscheinbare Tür zu, die nur angelehnt war und riss sie auf. Wie immer ratschte sie über den Boden und gab ein hässliches Geräusch von sicher. Angst, dass die Tür ihm aus den Angeln fliegen würde, hatte Sasuke keineswegs. Die Scharniere waren eingerostet, sodass die Tür nur schwer zu bewegen war. Doch Sasori weigerte sich, die Tür austauschen zu lassen. Genauso wie außen an dem Lokal etwas zu machen. Seiner Meinung nach würde es nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn in dieser Gegend plötzlich ein leuchtend buntes Lokal in einer Straße stand, wo vorher nur ein herunter gekommener Pub gestanden hatte. Sasuke gab ihm Recht. Es würde wirklich zu sehr auffallen. Außerdem, was störte es die Leute, wie der Pub von draußen aussah, wenn sie wussten, was innen zu erwarten hatten? Er grinste, als er Sasoris Laden betrat. Er stand jetzt im kleinen Flur, der nach draußen führte und normalerweise den Rauchern diente, sich zu verkrümeln. Denn Sasori hasste es, wenn sein Laden dreckig wurde. Bei ihm stand Sauberkeit an erster Stelle, dementsprechend sah der Innenraum des Lokals auch aus, als Sasuke durch die nächste Tür schritt. Vor ihm erstreckte sich ein großer Raum im sehr dunklen Holz, poliert und mit weichen Polstern auf den Bänken ausgestattet. Auf der Seite neben der Tür, durch die er eben getreten war, erstreckte sich die Theke mit Barhockern. Flaschen mit Alkohol standen ordentlich sortiert Reihe in Reihe und auch im Waschbecken, wo noch einige nasse Gläser standen, war kein Fleck Schmutz zu finden. Der Gedanke ließ Sasuke fast schreckhaft rückwärts durch die Tür springen. Er hatte vergessen sich die Schuhe auszuziehen! Auch wenn der Stil der Einrichtung eher ein wenig europäisch war, Sasori beharrte aus der Tradition, dass Schuhe im Laden nichts zu suchen hatten. Schnell streifte Sasuke seine Turnschuhe ab und schlüpfte in ein paar dunkle Pantoffeln, die bereit standen. Sich auf die Suche nach Gaara machend, durchquerte Sasuke das Lokal, um zu den Hinterräumen zu gelangen. Er schob die Holztür auf, welche passend zu der Täfelung ebenfalls aus dunklem Holz war und nicht dem typischen japanischen Modell entsprachen. Außerdem sah diese Tür hier ein wenig solider aus, als das Standardding aus dem Baumarkt. „Wo sind die jetzt hin?“ Sasuke sah sich um. Die hinteren Zimmer hatte Sasori nicht für jeden zugänglich gemacht. Hier waren auch nur japanische Tische zu finden, bei denen man sich hinknien musste, um daran zu sitzen. Normalerweise spielten hier Sasori und seine Freunde kleine Spiele mit Wetteinsätzen, wenn sie nichts anderes zu tun hatten. Nur selten verwandelte sich dieses Ding hier in eine richtige Spielhölle. Wie es dann zu und herging, wusste er. Er hatte es oft genug erlebt. Schließlich half er Sasori öfter aus, da er sich mit weniger zufrieden gab, als die Kellner, die Sasori versuchsweise immer mal wieder einstellte. Die Tatsache, dass er regelmäßig und sogar gegen Itachis Wunsch her beordert wurde, hieß nur, dass er seinen Job gut machte. Ob es legal war, wollte Sasuke lieber nicht wissen. Aber in Sasoris Umgebung war die Hälfte sowieso besser nicht so genau zu betrachten.   „Gaara?“, fragte Sasuke halblaut und lugte um die nächste Ecke. Er sah Gaara und Sasori voreinander stehen, in einer eher seltsamen Haltung. Gaara hatte seine Hände nach vorne ausgestreckt, die Handflächen nach oben, während Sasori sie so umfasst hatte, dass er mit seinem Daumen über jene streichen konnte. Sasuke sagte nichts, sondern lehnte sich gegen den Türrahmen. Er dachte nicht darüber nach, dass er das hier vielleicht nicht sehen sollte. Sasori sagte leise etwas zu Gaara, der nur stumm nickte. Sasuke gab sich nicht die Mühe zu verstehen was, er wollte es nicht wissen. Nicht im Einzelnen. Es reichte ihm, die beiden zu beobachten, oder besser: Gaara zu beobachten. Gaara kam ihm manchmal vor wie ein Kind, auf das man ständig ein Auge haben musste, damit es nicht auf die Straße lief.   Wobei auch Gaara das einzige Kind wäre, das ein Auto angreifen würde, sagte Sasuke trocken zu sich selbst. „Uchiha“, hörte er Gaaras knorrige Stimme. „Was suchst du hier?“ Sasuke sah auf. Was immer auch Sasori Gaara gesagt hatte, sie waren fertig und Gaara war bereit einen Hirsch mit bloßen Händen zu kastrieren. Froh, nicht der Hirsch zu sein, tätschelte Sasuke Gaara lässig die Wange und meinte dann: „Ich hab euch gesucht.“ „Betatsch wen anders“, murrte Gaara und schlug Sasukes Hand weg. „Wen denn? Sasori vielleicht?“, fragte Sasuke amüsiert. „Das verbitte ich dir“, gab Sasori seinen Senf dazu ab. Ihn schienen die Stimmungsschwankungen von Gaara nicht zu stören. Er machte wie immer nur ein gleichgültiges Gesicht. Als er näher kam, wurde Sasuke wieder deutlich, wie verdammt ähnlich sich die Cousins sahen. Das rote strubblige Haar, dieselbe Größe und die gleichen Gesichtszüge. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass die beiden mindestens Geschwister sein müssten, wenn nicht sogar Zwillinge. Aber ihre gewählte Erscheinung half die Ähnlichkeit zu verdecken. Sasori war wie immer korrekt gekleidet und Sasuke musste zweimal hinzusehen, um sich zu überzeugen, ob er nicht doch wirklich einen Anzug trug, anstatt einer schwarzen Hose und einem roten Hemd. Während Gaara aussah, wie die Hölle in Person. Er gehörte zu dem Typ, wo jede Mutter die Polizei rufen würde, käme ihre Tochter mit so einem Kerl an. Vielleicht war Gaara deswegen so selten bei ihm zu Hause. „Was sollen wir jetzt genau erledigen?“, fragte Sasuke und wechselte das Thema. Zwar besaß Sasori auch Humor und nahm vieles nicht so ernst wie es zunächst schien, doch das musste man erst einmal lernen. Aber er hasste Trödelei. Deswegen war es Sasuke lieber, wenn sie jetzt gleich anfingen zu arbeiten, als nochmals warten zu müssen. Außerdem wollte er fertig sein, wenn Itachi sie abholen kam. „Los kommt mit“, befahl Sasori und ging nicht im Mindesten darauf ein, was zwischen ihm und Gaara gewesen war. „Es gibt viel zu tun.“ - 'Viel zu tun' stellte sich dann als maßlose Untertreibung heraus. Es gab schrecklich viel zu tun. Sasuke wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er einen der Holztische im Hof abstellte, die er nach draußen getragen hatte, wo sie dann abgewischt werden sollten. Auf einer kleinen Bank standen unzählige Reinigungsmittel, in genau der Reihenfolge mit der er die Tische zu bearbeiten hatte. Sasuke tat es widerstandslos, selbst wenn er es für unsinnig hielt, denn er war sich sicher, dass Sasori es merken würde, wenn er auch nur eine Flasche auslassen würde. Dabei konnte er sich schon jetzt darin spiegeln und war erst zur Hälfte durch! Schöner wäre es wirklich, wenn Sasori nicht so einen Reinigungsfimmel hätte. Aber das war nun mal ein Grund, warum dessen Puppen so beliebt waren. Sie waren astreiner Qualität und minutiös ausgearbeitet. Behauptete zumindest Gaaras Bruder Kankuro, der mit den Puppen sein Geld verdiente, in dem er traditionelle Theaterstücke aufführte. Wenn man Gaara glauben mochte, dann waren die Stücke, in denen Kankuro sie verwendete gar nicht mal so übel. Sasuke gab ganz ehrlich zu, dass solche Dinge ihn weniger interessierten. Er schlief bei solchen Vorstellungen immer ein und bekam danach Rüffel von seinen Eltern. Ob Itachi das Schlafen mit offenen Augen gemeistert hatte oder sich wirklich darauf konzentrierte, hatte er ihm bis heute nicht verraten wollen.   „Wie viel noch?“, fragte Sasuke Gaara, den er aus den Augenwinkeln einen weiteren Tisch hinaus tragen sah. „Nur noch zwei. Endlich“, murrte der Rothaarige. „Ich komm mir vor wie ‘ne Putzfrau.“ „Darauf hättest du dich aber einstellen müssen, als Sasori deine Hilfe wollte. Du kennst ihn doch“, neckte Sasuke und ließ das 'sogar besser als ich' allerdings außen vor. „Das wäre alles nicht so viel, wenn dieser Drückeberger von Uzumaki hier wäre.“ Sasuke hielt in seiner Tätigkeit, den Tisch in Kreisen zu polieren, kurz inne und wog ab, ob er Gaara sagen sollte, warum Naruto nicht hier war. Einerseits hatte Naruto ihn darum gebeten es nicht zu tun und damit auf sich genommen von Gaara beschimpft zu werden, andererseits war Gaara Narutos Freund. Er hätte es verdient, es zu wissen. Sasuke verfluchte Naruto dafür, ihn in so eine Lage gebracht zu haben. „Er trifft sich heute mit seinem Vater“, meinte Sasuke dann und griff nach der nächsten Polierflasche. Er schüttete ein Teil auf einen anderen Lappen und machte dann mit der Reinigung des Tisches weiter. Zunächst regte sich bei Gaara nichts und Sasuke wusste nicht, ob er das für ein gutes Zeichen halten sollte. Denn einerseits war er noch nicht ausgerastet, andererseits war Gaara noch nicht dazu übergegangen den zweiten, bereits fertigen Tisch wieder herein zu tragen. „Ist das wahr?“, fragte dann Gaara nach einer weiteren Weile und relativ stumm. „Trifft er sich wirklich mit seinem Vater?“ Sasuke zuckte und stierte auf die glänzende Tischplatte, um Gaara nicht ansehen zu müssen. Sie hatten das Thema schon oft genug gehabt. Gaara war grundsätzlich dagegen, dass Naruto zu dem Kerl, der ihn und seine Mutter verlassen hatte, als Naruto noch ein kleiner Junge war, so etwas wie eine Vater-Sohn Beziehung hatte. Wahrscheinlich weil er auf Naruto das eigene Verhältnis mit seinem Vater projizierte. Welches nun wahrlich nicht rosig war, aber Sasuke selbst wagte nicht irgendwelche Ratschläge geben zu wollen. Denn bei ihm war es auch nicht besser. Zwar nicht ganz so schlimm wie bei Gaara, aber besser sicherlich nicht. „Ja, es ist wahr“, sagte er jetzt. „Sein Vater hat wohl kurzfristig Bescheid gegeben und gefragt, ob sie sich treffen wollen. Da konnte Naruto nicht nein sagen.“ „In Ordnung ist es trotzdem nicht.“ Jetzt sah Sasuke endlich auf. Gaara hatte sich gegen den Tisch gelehnt, den er gerade raus getragen hatte und kickte gegen einen Stein, der aus dem Boden herausragte. Er sah … verwüstet und deprimiert aus. Sasuke schmiss seufzend den Lappen auf den Tisch und unterbrach seine Tätigkeit, um zu Gaara rüber zu laufen. Die Sonne schien im schrägen Winkel in den Innenhof hinein, sodass er in den Schatten treten musste, um zu Gaara zu gelangen. Es fröstelte ihn ein wenig, weil vor dem Beginn ihrer Arbeit die Jacke seiner Schuluniform ausgezogen hatte.   „Ach Gaara...“, meinte Sasuke trat dichter an den Rothaarigen heran, der immer noch manisch das Steinchen malträtierte. Diesmal war sich Sasuke sicher, dass er nicht weg gestoßen werden würde. Dennoch musste er vorsichtig sein, wie weit er sich Gaara nähern durfte. Denn der hatte es noch nie leiden können, ungefragt angefasst zu werden. „Für Naruto ist es nun mal, was anderes als für uns. Wir beide hassen unsere Väter und wären froh, wenn wir sie los sind...“, erklärte Sasuke während er vorsichtig Gaara einen Arm um die Schulter legte. An anderen Tagen hätte er dafür Gaaras Messer in seinem Bauch vorfinden können, aber Sasuke hatte schon am Morgen gemerkt, dass dieses Wochenende zu Hause besonders schwer gewesen sein musste. Deswegen wurde ihm jetzt dieser Körperkontakt gewährt, wenn auch Gaara regungslos blieb und keine Anzeichen machte, die Umarmung zu erwidern. „Trotzdem...“, murmelte Gaara, als er seinen Kopf dann doch auf Sasukes Schultern sinken ließ. „Es ist trotzdem nicht richtig uns hängen zu lassen.“ „Ich weiß“, sagte Sasuke, dem das allerdings weniger zu Herzen ging als Gaara. „Eigentlich sollte Naruto nicht alles stehen und liegen lassen, doch es ist ihm nun mal wichtig. Da wird seine Freunde sind, müssen wir das hinnehmen.“ „Und warum sagt er es dann nur dir und mir nicht?“, fragte Gaara nun säuerlich, den Blick nach unten gerichtet. Darauf hatte Sasuke zwar eine Antwort, doch er würde sich hüten das auszusprechen. Gaara zu sagen, dass Naruto doch manchmal ein wenig Angst vor dessen Wutausbrüchen hatte, wäre das Dümmste, was er tun könnte. Nicht für sich, aber weil Gaara Ablehnung nicht vertrug. „Er hatte Angst, dass, wenn er es in offener Runde verkündet, nicht schaffen würde dich zu überzeugen. Was ich durchaus verstehen kann.“ Jetzt hob Gaara ruckartig den Kopf und funkelte Sasuke böse an. „Was soll das heißen?“, fauchte er. „Es heißt, dass du Naruto wahrscheinlich vor die Wahl 'wir oder dein Vater' gestellt hättest und du weißt genau, dass Naruto nicht in der Lage ist solche Ultimaten nicht mit reinem Gewissen zu bewältigen.“ Für einen Moment lang funkelte Gaara noch Sasuke an, dem das aber wenig ausmachte und hinter seinem Strähnen Vorhang ruhig zurück blickte. Eigentlich war er selbst nicht der geduldigste Mensch, aber Gaara war eine andere Geschichte. Sie standen sich zu nahe, als das Sasuke seine Wut und seine Anschuldigen einfach so an Gaara auslassen würde. Zumindest nicht, wenn dieser so drauf war. Es passierte öfters, dass sich ihr Verhältnis änderte, wenn sie alleine waren. Wenn kein Naruto da war, der den fröhlich sonnigen Part übernahm und herum lachte, um sie damit anzustecken. Er grinste meist amüsiert, wenn sich Naruto wieder zum Affen machte, Gaara ein Lächeln abzuringen war schon schwerer. Doch gerade heute hätte der Rotschopf vielleicht Narutos Albernheiten gebraucht. „War dein Wochenende so schlecht?“, fragte jetzt Sasuke kaum hörbar und seine Arme hingen jetzt mehr über Gaaras Schultern, als das es noch einer Umarmung glich. Gaaras frustriertes Schnaufen ließ Sasuke zuerst darauf schließen, das Gaara nur sauer war, doch als dann ein Anschmiegen folgte, zusammen mit einer vorsichtigen Erwiderung der Umarmung, zeigte dann wieder, dass Gaara nur nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. Denn es war ja nicht so, dass Gaara nicht darüber reden wollte, was ihm bedrückte, er wusste nur nicht, wie er es anstellen sollte sich zu äußern. Gerade dafür war eigentlich Naruto der bessere Ansprechpartner. Bei ihm wirkte es weniger ernst, wenn er aus Anteilnahme einem die Hand auf die Schulter legte und sagte, dass die Welt schon morgen ein wenig besser aussehen würde. Gaara glaubte es ihm nie. Aber bei ihm fühlte er sich danach auch besser. Allerdings hatten sie beide eine andere Art ihren Ärger über Welt heraus zu lassen, als durch reden. Wie Naruto es tun würde. Sasuke hatte keine Ahnung, ob Gaaras und Narutos Freundschaft wirklich tiefer ging als das übliche Geplänkel. Wahrscheinlich, auch wenn er nicht wusste wie. Es war ihre Sache, da konnte er sich nicht einmischen. Da würde er sich auch nicht einmischen. „Er hat mich wieder angeschrien“, nuschelte Gaara nun dicht neben seinem Ohr und Sasuke tat seine Stirn auf Gaaras Halsbeuge, legte seine Arme jetzt aber auf der Hüfte ab, weil sie dort mehr Platz hatten.  Dann hörte er weiter zu, wie Gaara von seinem Wochenende sprach. „Ich hatte mir nichts vorgenommen, da in seinem Terminkalender stand, dass er das ganze Wochenende über in Osaka ist. Meine Füße lagen auf dem Wohnzimmertisch, als er bereits schimpfend herein kam. Dann hat er irgendwas in meine Richtung geschrien, während ich versucht habe weiter fern zu sehen. Einfach aufstehen und gehen, konnte ich nicht, das hätte er wieder als Angriff gewertet. Dass ich ihn mit Absicht ignoriere oder so... stimmt ja auch. Ich will nicht mit ihm reden.“ Sasuke sagte nichts, als Gaara sprach. Nun, eigentlich vor sich hin redete, aber es bedeutete Gaara viel, dass er da war. Das merkte er an den Abständen, in denen sich die Hände in sein Hemd krallten. „Ich bin dann in Garten gegangen, als er Duschen gegangen ist. Ich habe am Teich gesessen und gedacht, ob er wohl tief genug ist, um mich darin zu ersäufen. Aber das hätten mir die Fische wohl übel genommen. Deswegen bin ich da sitzen geblieben, bis es dunkel wurde. Er musste irgendwann wieder verschwinden.“ Sasuke zweifelte nicht eine Sekunde, dass Gaara wirklich versuchte hätte sich umzubringen, wenn es statt dem Teich ein kleiner See gewesen wäre. Diese zustandsabhängigen Selbstmordgedanken waren nichts Neues. Deswegen hatte er heute Morgen Gaaras Handgelenke sehen wollen. Aber normalerweise waren Gaara die roten Striche auf seiner blassen Haut zu auffällig und die Fragen diesbezüglich ihm unangenehm. Da war der Teich noch wahrscheinlicher, weil man da die Folgen nicht sehen würde, wenn es misslang und Gaara seine Ruhe hätte. „Doch als ich wieder rein ging, war er noch da. Es war irgendeine Blondine bei ihm. Sie sah anders aus, als die von letzter Woche. Ich habe keine Ahnung, ob's eine Prostituierte oder seine Assistentin war, aber so groß ist der Unterschied in der Regel nicht. Ich habe sie nur gehört, als ich ins Bett gegangen bin.“ Bei dem Gedanken drehte sich Sasuke der Magen um. Er wusste nicht, was er in dieser Situation gemacht hätte, doch nach Gaaras Erzählungen her, war das nichts Neues. „Na, komm lass uns weiter machen...“, sagte Sasuke und klopfte Gaara in stiller Anteilnahme auf die Schulter. Wären sie jetzt alleine gewesen, hätte er vielleicht anders reagiert, doch so konnte er nicht viel tun. Hier schlich immer noch Sasori herum. Auch wenn es dem Bar Besitzer grundsätzlich egal gewesen wäre, was Sasuke und Gaara miteinander taten, so würde er ihnen die Hölle heiß machen, täten sie es während der Arbeitszeit. „Hm“, machte Gaara nur und nahm den Tisch, den Sasuke bereits fertig gesäubert hatte, um ihn wieder herein zu tragen. „Ist drinnen schon sauber gemacht?“, fragte Sasuke. Er hatte keine Luft die Tische wieder nach draußen zu schleppen, wenn sie noch saugen und wischen mussten. „Nee“, sagte Gaara. „Das haben Sasoris Hasen schon gemacht. Wir sollen aber gleich noch die Anlage säubern.“ „Will er, dass wir von der Leiter fliegen?“, fragte Sasuke verärgert. Die Lichtanlage zur Tanzfläche hing oben an der Decke. Nicht nur, dass die Leiter recht dünn und wackelig war, um die Lampen putzen zu können, musste man erst umständlich das Gehäuse öffnen. Sasukes größte Angst war, da irgendwann mal rückwärts runter zu fliegen. „Vielleicht, denn dann müsste er uns nicht bezahlen“, sagte Gaara und verschwand im Haus. „Blöder Sasori“, fluchte Sasuke leise und widmete sich wieder seinem halbfertigen Tisch.   „Was ist denn mit mir?“, fragte nun eine bekannte Stimme neben ihm. Geschockt sah Sasuke auf. Wo war der jetzt hergekommen? Erschrecken tat es ihn nicht sonderlich, die Schleicherei war er bereits von Itachi gewöhnt. Doch wenn Gaara gerade erst im Haus verschwunden war, wie war dann Sasori hergekommen? Noch wichtiger, was wollte der von ihm, wenn extra darauf achtete, dass Gaara nicht dabei war. Misstrauisch zog Sasuke die Augenbrauen zusammen. „Was willst du, Sasori?“, fragte Sasuke, als Sasori einen prüfenden Blick auf den Tisch warf. „Du bist doch nicht hier, um mich zu kontrollieren?“ Das konnte Sasuke sich nicht vorstellen. Das sah dem Kerl nicht ähnlich. Normalerweise kontrollierte Sasori am Ende, ob alles in Ordnung war, bevor er das Geld auszahlte. „Nein, ganz gewiss nicht“, antwortete Sasori bereits. „Ich will mit dir über Gaara reden.“ „Fantastisch“, murmelte Sasuke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)