Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 32: Das bunte Rad ------------------------- Das Frühstücksgeschirr klapperte. Kagomes Großvater schlürfte seinen Tee. Souta knabberte, in Begleitung eines leisen Klirrens, am Rand seines halbleeren Glases. Ihr Vater schlug die raschelnden Seiten seiner Morgenzeitung gerade und warf gelegentlich einen mürrischen Blick über den oberen Rand des Papiers. Ihre Mutter lächelte stumm vor sich hin und der Kater schmiegte sich schnurrend um Kagomes Beine. Als er ihr über den Knöchel leckte, schob sie ihn vorsichtig weg. Sie beobachtete ihre Familie aus dem Augenwinkel. Sie waren still. Viel zu still. Unnatürlich. Als ahnten sie, dass sich etwas verändert hatte. Inuyasha, der ihr gegenüber saß, deutete unauffällig darauf hin, dass sie mit dem Frühstücken fast fertig waren. Er schaute kurz zu ihrem Vater, dann wieder zu ihr und hob auffordernd die Augenbrauen. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er runzelte fragend die Stirn. Sie setzte einen verzweifelten Gesichtsausdruck auf. Nun hatte sie doch noch kalte Füße bekommen. Er verdrehte die Augen, als hätte er genau gewusst, dass sie einen Rückzieher machen würde und wackelte ungeduldig mit dem Bein. Souta bemerkte es, da er direkt neben ihm saß, und schaute ihn neugierig an. Inuyasha lächelte kurz unschuldig und starrte dann wieder hinüber zu Kagome. Sie neigte leicht ihren Kopf zur Seite und signalisierte ihm, dass er ihr helfen sollte den Tisch abzuräumen. Beinahe gleichzeitig standen sie auf und stapelten das leere Geschirr übereinander, bevor sie es ins Waschbecken legten. Ihr Vater und ihr Großvater beobachteten sie mit misstrauischen Blicken. Kagome wandte ihnen den Rücken zu und wusch schnell ab. Inuyasha stellte sich dicht neben sie und während er den ersten Teller abtrocknete, flüsterte er ihr zu: "Du wolltest es ihnen doch beim Frühstück sagen." "Ja, aber-", sie warf einen Blick über die Schulter und bemerkte, dass ihr Vater sie noch immer über den Rand der Zeitung hinweg anstarrte, "Ich glaube es wäre vielleicht doch besser wenn du nicht dabei bist." "Sag ich doch." "Verschwinde", hauchte sie fast lautlos, "ich mache das allein." "Damit habe ich kein Problem. Ich gehe mit Souta nach oben und warte auf meinen Rauswurf. Bis gleich." Sie wartete, bis die beiden den Raum verlassen hatten. Dann atmete sie tief ein und stellte sich entschlossen vor den Küchentisch. "Mama, Papa, Opa-", begann sie. Die drei hoben den Kopf und schauten abwartend zu ihr hinauf. "Ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen." "Wir sind ganz Ohr", erwiderte ihr Großvater und stellte die inzwischen leere Teetasse ab. "Also, ich sagte ja, dass ich euch darüber informiere, falls sich etwas in meinem Leben ändert-", sie schluckte, "- und das ist nun der Fall. Seit gestern sind Inuyasha und ich nicht mehr nur Freunde, sondern fest zusammen. Wir sind ein Paar. So, ich habe es gesagt." Sairan faltete stirnrunzelnd die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch. Er wechselte einen Blick mit ihrem Großvater, der daraufhin etwas an seinen Fingern abzählte, bevor er triumphierend grinste. "Gestern, sagtest du?", hakte er noch einmal nach. "Äh, ja." "Dann habe ich gewonnen." "Hättest du dir nicht noch einen Tag länger Zeit nehmen können?", knurrte ihr Vater mürrisch und zog ein paar zerknitterte Geldscheine aus der Hosentasche. Er warf ihrem Großvater drei Scheine entgegen und Kagome schaute verwirrt zu ihrer Mutter. "Was?" "Die beiden haben darauf gewettet, wie lange es wohl mit euch dauert", erklärte sie. "Opa war sich sicher, dass es nicht mehr als drei Tage sein würden, während dein Vater sich an die Hoffnung klammerte, dass es mehr Zeit beansprucht." Kagome schaute ihre Familie fassungslos an. "Ihr schließt Wetten auf mich ab?" "Sieh es doch weniger als Wette", meinte ihr Großvater versöhnlich. "Sondern mehr als zwischenzeitliche Umlagerung familiärer Finanzmittel." "Das glaube ich einfach nicht." Kagome stemmte verärgert die Hände in die Hüften. "Hast du uns wirklich für so naiv gehalten? Als ob wir das alles nicht durchschauen könnten", erwiderte ihr Vater grimmig. "Wieso durchschauen?" "Du bringst das erste Mal männlichen Besuch mit, lädst ihn zum Weihnachtsfest ein und behauptest dennoch er sei nur ein Freund." "Naja", murmelte sie. "Bis gestern war es ja auch so. Oder so ähnlich." "Aha." Sairan verzog ungläubig das Gesicht. "Wie auch immer", erwiderte ihre Mutter. "Es war vorhersehbar und jetzt ist es nun einmal so. Wir sollten lieber über wichtigere Dinge sprechen. Ich glaube die Pille wäre in diesem Fall das geeignete Verhütungsmittel." "Ver-Verhütungsmittel?", fragte Kagome, mindestens eine Oktave höher als gewöhnlich und mit hochrotem Kopf. Sairan, der in diesem Moment einen Schluck von seinem Kaffee trinken wollte, spuckte vor Schreck das Gebräu wieder in die Tasse und warf einen empörten Blick zu seiner Frau. Kagomes Großvater fasste sich schweratmig an die Brust und stand vom Tisch auf. "Ich glaube, mein altes Herz verkraftet das nicht", murmelte er und verließ die Küche. "Nein!", rief Sairan und erhob sich mit solcher Hektik, dass sein Stuhl nach hinten umkippte. "Niemals, das erlaube ich nicht! Das ist mein Haus und Minderjährige haben keinen Geschlechtsverkehr unter meinem Dach!" "Das hatte ich auch gar nicht vor!", versicherte Kagome ihm und sie war sich sicher, dass es das peinlichste Gespräch war, dass sie jemals geführt hatte. Hoffentlich hörte Inuyasha nichts davon. "Das glaube ich dir, Kagome", lächelte ihre Mutter wissend. "Aber wenn es hier nicht passiert, dann passiert es irgendwann auf dem Internat." "Mit Sicherheit nicht", widersprach ihr Vater und verschränkte die Arme vor der Brust. "Getrennte Wohnheime. Getrennte Schlafzimmer." Wenn der wüsste, dachte Kagome und erschauerte. "Wenn man jung und verliebt ist, wird man sehr erfinderisch. Da findet sich immer ein Weg, gerade du müsstest das wissen, mein Liebling." Sie zwinkerte ihre Tochter an und fügte hinzu: "Und ein kleiner Tipp von mir: Ein Bett ist viel bequemer, als der Rücksitz von einem Auto." "Yume!" Sairan blickte verschämt zu seiner Frau. "Ich bitte dich." Das musste ein Traum sein, war Kagome sich schließlich ganz sicher. Das träumte sie bloß. Das war einfach viel zu verrückt, um real zu sein. "Und, wie ist es gelaufen?", fragte Inuyasha, als sie in ihr Zimmer kam. Er saß auf dem Fußboden vor ihrem Bett und blätterte gerade durch ihr pinkes Fotoalbum, in dem sich Kinderfotos von ihr, Bilder von vergangenen Schulfesten und Geburtstagsfeiern mit ihren Freundinnen befanden. "Besser als erwartet", antwortete sie und setzte sich neben ihn. "Nehme ich an. Ihre mehr oder weniger gelassene Reaktion, hat mich etwas verwundert." "Also darf ich weiterleben." "Vorerst. Sie hatten darauf gewettet, wie lange es dauert bis wir zusammen kommen, kannst du das fassen?" "Ehrlich?", lachte er und schlug das Album zu. "Wer hat gewonnen?" "Das ist nicht witzig, Inuyasha." "Doch, das ist sehr witzig." Kagome schmunzelte leicht. Ja, irgendwie schon. Zaghaft legte sie ihre Hand in seine und daraufhin verschränkte er ihre Finger miteinander. Sie lächelte glücklich und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Ein paar Minuten lang, saßen sie einfach nur so da. Seine warmen Finger, streichelten über ihre Haut und sie hieß die neuartigen Gefühle willkommen. "Schau mal", unterbrach er die Stille und deutete auf das Fenster. "Es hat angefangen zu schneien." Kagome hob den Kopf und beobachtete die feinen, weißen Flocken die langsam zu Boden fielen. "Der erste Schnee. Wie schön", flüsterte sie. "Was hältst du davon, wenn ich dir etwas von der Stadt zeige? Du hast doch gesagt, du hast nie mehr als den Flughafen gesehen." "Gern." "Super, ich mache mich kurz zurecht und dann geht es los." "Okay", nickte er und die beiden standen auf. "Weißt du wo ich meine Kameratasche abgelegt habe?" "Ich glaube die liegt unten im Wohnzimmer." Kagome verschwand eilig im Bad und Inuyasha ging die Treppenstufen hinunter. Schon von weitem konnte er durch die offene Zimmertür seine Tasche in der Ecke liegen sehen. Doch als er den Raum betrat, sah er noch was ganz anderes. Kagomes Vater saß auf dem Sofa und schaute angespannt auf den Fernseherbildschirm. Inuyasha drehte sich auf dem Absatz um und wollte verschwinden, bevor Sairan ihn bemerkte. "Hey, Junge." Zu spät. Widerwillig drehte Inuyasha sich wieder um. Sairan musterte ihn mit mürrischen Blicken. "Bist du sportbegeistert?" Das klang wie ein Test. Er hob auffordernd eine Augenbraue. Verdammt, das war wirklich ein Test. "Ähm, sicher", log Inuyasha. "Ich liebe Sport." Sairan deutete auf den freien Platz neben sich und Inuyasha setzte sich unglücklich neben ihn. Er sah sich ein Fußballspiel an. Fußball. Souta spielte Fußball. Das hatte er an Heiligabend erzählt. Und Yori. Was wusste er über Fußball? Im Kopf zählte er alles auf, was ihm dazu einfiel. Ein Ball. Und Füße. Alle laufen diesem Ball hinterher. Die Teams sind durch die verschiedenen Farben zu erkennen. Farben. Farbenlehre. Mit Farben kann er was anfangen. Wieso hat er sich nie mit Fußball beschäftigt? Moment, lief früher nicht diese Serie? Kick- Kicker-Kickers! Ja, richtig, er erinnerte sich. Das hatte er als Kind schon nicht verstanden. Wäre es sehr merkwürdig, wenn alle Menschen nur laufen würden? Das wäre zumindest umweltfreundlicher. Wieso fuhr er kein Hybridauto? Er müsste einen Hybriden fahren. "Los! Los, weiter!", rief Sairan aufgeregt und beugte sich leicht nach vorne. Sein Blick klebte am Bildschirm. War ihm eigentlich bewusst, dass die Spieler ihn durch den Fernseher nicht hören konnten? Dass seine Anfeuerungsmethoden absolut nichts zum Spielverlauf beitrugen? Zudem unten in einer Ecke stand, dass es sich nicht um eine Live-Übertragung handelte, sondern um eine Wiederholung. Inuyasha zwang sich wieder hinzusehen und verfluchte sich, weil er sich ständig in seinen Gedanken verlor, statt das Spiel mit dem Vater seiner Freundin zu sehen. Offensichtlich gab der sich Mühe, die Situation zu akzeptieren. Da sollte es doch möglich sein, dass er selbst- Er war schon wieder abgeschweift. Ein paar Minuten nur, nicht einmal das schaffte er. "Ja!", rief Sairan lautstark und warf triumphierend seine Faust in die Luft. Inuyasha zuckte erschrocken zusammen und ergänzte reflexartig: "Ja, Touchdown." Die Zuschauer im Stadion gröhlten, jubelten und sangen eine Hymne, während Sairan ihn mit gerunzelter Stirn anstarrte. Das war scheinbar falsch gewesen. "Homerun?", fragte Inuyasha unsicher und er schüttelte langsam den Kopf. Denk nach, Inuyasha. Was hatte Yori immer erzählt, wenn er von einem Spiel kam? "Elfmeter?", versuchte Inuyasha es ein letztes Mal. "Tor", antwortete Sairan mit dunkler, rauer Stimme. Inuyasha wich seinem undurchdringlichen Blick aus, indem er weiter auf den Fernsehrbildschirm starrte. "Ah, ja. Tor. Das ist das Rechteck an den beiden Enden", sagte Inuyasha und gab schließlich zu: "Ich hasse Sport." "Ich weiß deine Mühe zu schätzen", erwiderte Kagomes Vater gnädig und wandte sich wieder dem Spiel zu. Inuyasha schaute sehnsüchtig zur Tür und dann wieder hinüber zu Sairan, der ihn keines Blickes mehr würdigte. Also- Konnte er jetzt wieder?- Oder wurde erwartet, dass er es bis zum Ende mit ihm anschaute? Bitte nicht. "Äh-nun", murmelte Inuyasha zögerlich. "Darf ich-" "Du darfst gehen." "Danke." Eilig stand er vom Sofa auf und wollte gehen, aber im Türrahmen drehte er sich wieder um. Mit zügigen Schritten ging er an Sairan vorbei, schnappte sich seine Kameratasche und verschwand schließlich. Das war es, was Inuyasha unter einer unangenehmen Situation verstand. "Und dann sagte ich: Ja, Touchdown!", erzählte er später, während sie durch einen Park schlenderten. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien und der Himmel strahlte, brachte das Eis zum glitzern. Kagome kicherte belustigt. "Im Ernst?" "Ja, und du hättest sehen müssen wie dein Vater mich angeschaut hat. Als hätte ich sie nicht mehr alle." Lachende Kinder stapften durch den knöcheltiefen Schnee, bewarfen sich gegenseitig damit und formten Schneeengel auf dem Boden. Ein eifriger Geschäftsmann konnte gerade noch einem Schneeball ausweichen und sprach übellaunig in sein Handy und beschwerte sich über die plötzlich eingetretende Umweltkatastrophe. "Weil er es nicht versteht. Mein Vater hat da eine sehr altmodische Denkweise", erklärte sie. "Seiner Meinung nach sollten Mädchen mit Puppen spielen und Jungs schauen sich Sportsendungen an. Was glaubst du, wer Souta im Fußballverein angemeldet hat." "Damit konnte ich nie etwas anfangen." "Yori spielt doch auch Fußball", fiel Kagome ein. "Hast du dir denn nie eines seiner Spiele angesehen?" "Nein. Warum hätte ich das tun sollen?", fragte er verständnislos. "Um ihn anzufeuern. Er ist schließlich dein Freund." "Ihn anfeuern und sein ohnehin schon unermesslich hohes Ego weiter steigern? Auf keinen Fall!" "Und was ist mit Ray? Er ist ebenfalls Leistungssportler." "Ja, aber das ist Wettschwimmen." Inuyasha runzelte die Stirn. "Da gewinnt der, der am schnellsten ist. Ganz einfach. Aber beim Fußball gibt es seltsame Regeln wie Abseits oder Schwalbe. Was zur Hölle macht die Schwalbe auf dem Spielfeld?" Kagome lachte laut auf und die beiden ließen den Park hinter sich. Sie erreichten eine stark befahrene Straßenkreuzung. Als der Wind auffrischte, zog Kagome ihren Mantel enger um den Leib. "Frierst du?" "Etwas", erwiderte sie lächelnd und zog ihn eilig zu einer Ampel, die gerade auf Grün gesprungen war. "Komm, hier lang." Sie führte Inuyasha in ein großes Lokal namens Wacdnals und steuerte sofort auf einen Platz in der Ecke zu. Die Einrichtung war sehr schlicht gehalten. Ein heller, freundlicher Ort der viele junge Menschen anlockte. "Warum grinst du so?", fragte Inuyasha, nachdem sie sich die Jacken von den Schultern gestreift und sich gesetzt hatten. "Ich freue mich einfach mal wieder hier zu sein", antwortete sie und grinste noch breiter. "Ich war mit meinen Freundinnen sehr oft nach der Schule hier. Es war fast schon so etwas wie ein Ritual. Das hier ist unser Stammplatz. War- ich meinte es war unser Stammplatz", korrigierte sie sich selbst. "Du vermisst dein altes Leben sehr", stellte er fest. "Ja, schon", gab sie zu. "Aber ich fange gerade an, auch mein neues Leben sehr zu schätzen." Sie setzte wieder ein fröhliches Lächeln auf und mit dieser Aussage entlockte sie ihm ebenfalls ein leichtes Schmunzeln. Beim Essen unterhielten sie sich wie nie zuvor. Als Inuyasha die Geschichte von der alten Kamera seines Großvaters erzählte, spürte Kagome, wie sehr er sich wirklich dafür begeisterte, und davon träumte, die Weltreise endlich zu verwirklichen. Fasziniert hörte sie ihm zu. Er war witziger und klüger, als ihm vermutlich bewusst war. Im Gegenzug löcherte er sie mit Fragen über ihre Familie, über ihre Jugend in Tokyo und ihre kurzen Urlaubsaufenthalte in Peking und Seoul vor einigen Jahren. Er wollte wissen, was ihre Lieblingsbücher und -filme waren, und es überraschte Kagome, wie viele Gemeinsamkeiten sie hatten. Sein Blick folgte ihren Fingern, die zwischendurch einige seiner Pommes Frites stibitzten. Sie erstarrte als sie sich schließlich selbst dabei ertappte. "Oh, entschuldige", murmelte sie verschämt. "Ich hätte fragen sollen." Inuyasha lächelte nur. Er wirkte glücklich und entspannt. Hatte sie sich in seiner Gegenwart schon jemals so wohlgefühlt? Kagome startete ihre Führung in Akihabara, ein Stadtteil von Tokio ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Denn Akihabara selbst war eine einzige, große Sehenswürdigkeit und wurde auch Electric Town genannt. Haufenweise Touristen waren mit ihren Digital- und Kompaktkameras unterwegs. Neben ihnen, wirkte Inuyasha sehr professionell. Er positionierte sich anders und während sich die meisten auf die Automatikfunktion verließen, passte er die Einstellungen bei jedem neuen Bild an. Leuchtreklamen um Leuchtreklamen zierten die Fassaden der Gebäude. Klick. Außerdem galt die Elektronikmeile als einer der großen Otakutreffpunkte der Stadt. Viele verkleidete Menschen zogen durch die Geschäfte und besonders die vielen Cosplay-Cafés, in denen die Kellnerinnen als Dienstmädchen verkleidet waren, wurden reichlich besucht. Klick. Von dort aus ging es weiter nach Shinjuku; das quirligste Viertel Tokyos. Nur langsam gelang es den beiden sich durch die Massen von Personen zu drängen. Inuyasha war stets darauf bedacht ihre Hand fest zu halten, um sie nicht in diesem endlosen Meer aus Köpfen aus den Augen zu verlieren. Unzählige Geschäfte, die zumeist Technikprodukte verkauften, warben lautstark um jeden Menschen, der an den Läden vorbeiging. Der Ort war vorallem für drei Dinge bekannt. Erstens, für den gleichnamigen Shinjuku Bahnhof, welcher mit über zwei Millionen Fahrgästen am Tag, der verkehrsreichste der Welt war, was Kagome nach eigener Erfahrung nur bestätigen konnte und daher von einer Fahrt abriet. Klick. Zweitens, die knapp zwanzig Wolkenkratzer in West-Shinjuku. Klick, klick. Und last but not least, Ost-Shinjuku für sein weltbekanntes Rotlichtviertel Kabuki-cho. Tokios Stadteil Shinjuku sei gerade nachts ein unvergessliches Erlebnis, erzählte Kagome. Es hieß die beleuchteten Werbetafeln schafften es zum Teil, den Times Square in New York den Rang abzulaufen. Doch die Hauptsehenswürdigkeit war das Rathaus mit seinen achtundvierzig Stöcken. Klick. Es war 243 Meter hoch und bestand aus drei miteinander verbundenen Gebäudeteilen, die der Vorderseite einer Kathedrale ähnelten. Die beiden Türme des Rathauses waren zu einem Wahrzeichen Tokios geworden und überragten die umliegenden Hochhäuser. Auf der Aussichtsplattform im 45. Stockwerk, befand sich ein kleines Cafe, wo sie sich bei einem heißen Kakao aufwärmten und sich von dem belebten Treiben in Tokyos Straßen erholten. Von dort konnten sie einen guten Blick auf den umliegenden Wald aus Wolkenkratzern werfen und da das Wetter so gut geworden war, erblickten sie schemenhaft den etwa hundert Kilometer entfernten Vulkan Fuji, mit seiner in Schnee gehüllten Spitze. Klick, klick, klick. Nur einen Häuserblock entfernt vom Rathaus, eher unauffällig an einer Straßenkreuzung stand das rote Monument aus den vier Buchstaben L-O-V-E, das ein bekanntes Logo geworden war und in vielen japanischen Fernsehserien zu sehen sei. Kagome schenkte ihm ein Lächeln während er sie vor der Skulptur fotografierte. Klick. Und warf ihm kurz darauf einen Kussmund zu. Klick, klick. "Was glaubst du, will der Fotograf mit seinen Arbeiten ausdrücken?", fragte sie ihn etwas später, als sie vor einem Schwarz-Weiß- Foto einer nackten Frau im Tokyo metropolitan Museum of Photography standen. Inuyasha überlegte kurz und spitzte die Lippen. "Ich nehme an, er setzt sich mit dem Wandel in der Darstellung des nackten Frauenkörpers auseinander und spiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse und kulturgeschichtlichen Entwicklungen wieder", antwortete er schließlich. Kagome starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte er gerade wirklich so einen Satz hervorgebracht? "Oder-", ergänzte er und sie horchte auf. "- er fotografiert einfach nur gerne nackte Frauen." Kagome lachte auf und sie gingen weiter durch die Galerie. "Warum wolltest du Fotograf werden?" "Weil es einfach ist." "Ist es nicht." "Doch, sicher. Jeder kann auf den Auslöser einer Kamera drücken. Es ist unkompliziert. Genau das Richtige für mich." Fordernd stieß sie ihren Ellenbogen in seine Seite. "Du drückst aber nicht einfach nur auf den Auslöser. Mir kannst du es doch erzählen." "Du klingst so, als würdest du eine großartige Geschichte davon erwarten, wie ein Kindheitstraum entstanden ist." Sie blieb stehen und schaute ihn abwartend an. Nach kurzem zögern, erklärte er schließlich: "Als Kind bin ich oft in die Bücherei gegangen und habe mir Bildbände und Reiseführer ausgeliehen. Die außergewöhnlichen Orte und Tiere, die schönen Farben und Formen haben mich begeistert. Mit acht wurde mir klar, dass jemand diese Orte ja fotografieren musste und dieser Jemand wollte ich sein. Das war es schon. Nichts besonderes." "Für mich ist das genug", lächelte Kagome glücklich. Der nächste Halt war die Westseite des Bahnhofs Shibuya. Jedes Mal, wenn die Ampel auf Grün sprang, gingen die Menschen aus allen Richtungen los und verschmelzten auf der Mitte der Kreuzung zu einer dunklen Masse. Als Kagome sich mit ihm an die Spitze der Menschenmasse drängte, sie auf die Straße liefen und von den anderen Seiten eine riesige Menge auf Sie zukam, fühlte er sich fast wie auf dem Weg in eine Schlacht. Die Straßenkreuzung des belebten Viertels war weltberühmt. Umgeben von unzählig vielen Spielhallen, Karaoke-Bars, Hochhäusern, bunter Leuchtreklame und Neonlichtern galt sie als Inbegriff des Tokyoter Großstadttrubels. Klick. Vor dem Bahnhof Shibuya befand sich das Bronzedenkmal des Akita-Hundes Hachiko, die treuen Hundeaugen auf den Ausgang des Bahnhofs gerichtet. Klick. Inuyasha hörte ihr aufmerksam zu, während Kagome ihm erzählte, dass diese Statue dem Hund eines ehemaligen Professors der Tokyo-Universität gewidmet war. Der Hund holte in den 1920er Jahren sein Herrchen jeden Abend vom Bahnhof ab. Auch nachdem der Professor gestorben war kam Hachiko bis zu seinem eigenen Tod jeden Tag zum Bahnhof, um auf den Professor zu warten. "Diese Geschichte hat mich schon als kleines Mädchen immer begeistert." "Das überrascht mich überhaupt nicht", erwiderte Inuyasha, setzte sich neben die Statue und streckte sich ausgiebig. Kagome starrte ihn verwundert an. "Was ist?" "Irgendwie siehst du ihm ähnlich." "Wem?" "Hachiko." "Ich sehe dem Hund ähnlich?", fragte Inuyasha entgeistert. "Willst du mich verarschen?" "Nein, wirklich!", beharrte sie. "Ich kann es gar nicht genau erklären, nur irgendwie-" Inuyasha warf ihr einen beleidigten Blick zu. "Nun- Hachiko soll außerdem ein sehr schöner Hund gewesen sein. Und seine Treue ist weltberühmt. Das war also eigentlich ein Kompliment." "Das macht es nicht besser. Wirklich nicht." Nachdem sie den gesamten Nachmittag durch die Stadt gelaufen waren, fing es allmählich an zu dämmern. Das war der perfekte Zeitpunkt um Inuyasha zum Tokyo Tower zu bringen. Der Funk- und Fernsehturm war eine über 330 Meter hohe Stahlkonstruktion. Am Fuß dieses weiß-orangen Riesen gab es eine kleine Freizeitanlage mit Aquarium, Restaurant und Andenkenläden. Aber Kagomes Ziel war die Aussichtsplattform in 250 Metern Höhe, die vollständig verglast war und ein atemberaubendes 360-Grad-Panorama auf die Stadt freigab. Sie kamen gerade rechtzeitig dort oben an, um den Sonnenuntergang und das darauffolgende, beeindruckende Lichtermeer der Stadt bestaunen zu können. Kagome griff nach seiner Hand und plötzlich hatte sie das Gefühl zu schweben. Vom Tokyo Tower konnte man außerdem auf den funkelnden Hafen hinunterblicken. Einige Schiffe fuhren schleichend unter der Rainbow-Bridge auf das offene Meer hinaus. Die Brücke war die Verbindung zu Odaiba, dem jüngsten und modernsten Stadtteil der japanischen Metropole Tokio. Diese künstlich angelegte Insel glich einem Themenpark; zahlreiche futuristisch anmutende Gebäude waren hier ebenso vertreten, wie unzählige Vergnügungs- und Einkaufszentren. Schon von weitem konnte man das hell erleuchtete Riesenrad sehen. "Siehst du, dort?", fragte Kagome und drückte ihren Zeigefinger gegen die Glasscheibe. "Das ist Daikanransha, eines der größten Riesenräder der Welt. Ich war als Kind immer sehr traurig, wenn Papa für seine Arbeit wieder wochenlang verreisen musste. Ich stand gemeinsam mit Mama auf der Brücke und wir schauten ihm solange hinterher, bis sein Schiff am Horizont verschwand. Dann ging sie mit mir zum Riesenrad, um mich aufzuheitern. Das war immer so schön." "Sind das nun schlechte oder gute Erinnerungen?", fragte Inuyasha leise. "Beides", lächelte sie und drückte seine Hand. "Komm, ich will jetzt unbedingt dort hin." Mit der Einschienenbahn fuhren sie über die Brücke und erreichten schnell den großen Platz vor dem Riesenrad auf dem bis vor ein paar Tagen wohl noch ein Weihnachtsmarkt betrieben wurde. Einige kleine Häusschen waren in einem Kreis aufgestellt. Die meisten Buden waren schon geschlossen. Auch das Karussell, war bereits außer Betrieb. Kagome schaute begeistert das bunte Riesenrad hinauf, das, nun da es dunkel geworden war, in seiner vollen Pracht erstrahlte. Auffordernd zog sie Inuyasha weiter. Allerdings sträubte er sich. "Es ist noch nicht zu spät. Wir können noch eine Runde fahren." "Geh du nur. Ich warte hier auf dich." Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. "Du willst nicht mitfahren?" "Das ist nicht so mein Ding", sagte er und musterte stirnrunzelnd den runden Giganten. "Ich würde gerne mit dir zusammen fahren." "Ich möchte aber nicht", stellte er klar und Kagome hörte einen unzufriedenen Unterton heraus. "Gut, okay", antwortete sie etwas geknickt und ließ unbewusst die Schultern hängen. "Dann lass uns nach Hause gehen." "Du wolltest doch mit dem Riesenrad fahren. Also: Fahr doch." "Nein, ist schon gut." "Was soll das denn jetzt, Kagome?", rief er verärgert. "Wir sind dafür doch extra hergefahren!" "Ich wollte mit dir zusammen fahren", zischte sie beleidigt. Warum regte er sich denn plötzlich so auf? "Da du das nicht möchtest, hat das doch keinen Sinn mehr, also lass uns Heim gehen." "Dass sich das mit uns so entwickelt hat, bedeutet nicht, dass du mich nun beeinflussen oder herum kommandieren kannst." Wütend schlug er ihre Hand beiseite. "Ich bin keiner von diesen Typen, der sich nach belieben formen und verändern lässt. Ich lasse mich zu nichts drängen, was ich nicht will!" "Das habe ich doch gar nicht vor!", verteidigte sie sich und starrte ihn verstört an. "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es hier überhaupt noch um das Riesenrad geht." Seine Hände waren zu Fäusten geballt und sein ganzer Körper bebte vor Zorn. Er war in der Vergangenheit oft wütend auf sie gewesen, hatte wegen jeder Kleinigkeit einen Streit vom Zaun gebrochen und keine Gelegenheit ausgelassen, sie aufzuziehen. Doch so hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt. Sie schluckte und ging langsam auf ihn zu, wollte sanft nach seinem Ärmel greifen und murmelte: "Bitte lass uns aufhören zu streiten. Ich will nicht mit dir streiten." "Vergiss es!", knurrte er und wandte sich von ihr ab. Mit schnellen Schritten entfernte er sich von ihr und ließ sie alleine zurück. Sie senkte ihre Hand und schaute ihm verwirrt nach. Völlig blind seiner Umwelt gegenüber, drängte er sich an schließenden Geschäften und Menschen vorbei. Er wollte nur weg, weg, einfach weg! Es fiel ihm schwer zu atmen, was war das, was war los? Als er wieder klar denken konnte, befand er sich an einem künstlich angelegten, etwas abgelegenen Strand, mit Blick auf die Regenbogenbrücke und den Hafen. Der Lärm der Stadt schien weit entfernt und schließlich hörte er nur noch sein eigenes Schnaufen. Er atmete die eisige Luft tief ein und spürte wie sich seine Lungen weiteten. Er dachte angestrengt nach, versuchte in sich hinein zu horchen, und eine Erklärung für sein eigenes Verhalten zu finden. Warum war er so wütend geworden? Kagome hatte ihm doch überhaupt nichts getan. Er konnte seine Hände kaum noch spüren. Er vergrub sie in den Jackentaschen, schützte sie vor der Kälte und spürte kurz darauf ein intensives Kribbeln in den Fingern. "Inuyasha?", hört er eine vertraute Stimme sagen. Er seufzte und schloss nachgiebig die Augen. "Erde an Inuyasha, bitte kommen", wiederholt sie. Er öffnet die Lider und schaut in Kikyos fragendes Gesicht. "Hast du mir zugehört?" "Tschuldige, ich bin gerade mit den Gedanken wo anders", murmelt er. "Habe ich bemerkt. Ich sagte gerade, dass diese Universität nur eine Stunde von meiner entfernt wäre. Das wäre perfekt für uns, meinst du nicht?", erklärt sie begeistert und hielt ihm eine weitere Broschüre vor die Nase. Er nimmt das Stück Papier und legt es, ohne einen genauen Blick drauf zu werfen, auf den Stapel neben sich. Gedankenverloren kritzelt er kleine Smileys und schiefe Muster neben seine Notizen aus dem Unterricht. "Woran denkst du denn nun wieder?" Er zuckt leicht zusammen und klappt sein Heft zu. "Nichts das dich sorgen müsste." "Ich mache mir aber Sorgen, darin bin ich sehr gut", erklärt sie und schaut ihn eindringlich an. Er meidet ihren Blick. "Ja, aber versuch nicht mein Leben zu regeln", erwidert er leicht genervt. Kikyo legt ihren Stift beiseite und runzelt ernst die Stirn. "Das versuche ich gar nicht, ich will bloß dass du dich gut fühlst." "Lass mich doch einfach fühlen was ich fühle, okay?" Er klingt aggressiver als er beabsichtigt hat. Er merkt ihr deutlich an, dass sie nicht weiß, was sie darauf antworten soll; wie sie sich in einer so angespannten Situation verhalten soll. Und sie tut das, was sie immer tut. Sie geht nicht darauf ein, macht einfach weiter. "Hast du schon die Liste fertig?", fragt sie, als wäre nichts gewesen. "Die mit den Fächern, die dich interessieren würden." "Nein", sagt er nur. Sie streiten nicht. Sie streiten nie. "Dieses Wochenende fliegen wir nach Hause, wegen dieser Firmenfeier. Es wäre gut, wenn du sie mir vor der Abreise gibst, damit ich die Unis die für dich in Frage kommen, weiter eingrenzen kann. Oh, die hier wäre auch sehr passend." Sie reicht ihm noch eine Broschüre und er starrt die spießigen Texte und die spießigen Bilder angewidert an. Er will das nicht. Er will das nicht machen. Er macht die Weltreise, das hat er ihr doch bereits erklärt, oder etwa nicht? Er hat sich bereits von ihr überreden lassen, einen vernünftigen Abschluss zu machen, statt abzubrechen. Kann sie sich nicht damit zufrieden geben? Schweigend legt er auch diese Broschüre auf den Stapel und beginnt innerlich zu schreien. "Komm, lass uns tanzen!", fordert sie ein paar Tage später. "Du weißt was ich vom tanzen halte", hört er sich sagen. Er klingt schlecht gelaunt. "Und du weißt, dass mir das egal ist", erwidert sie vergnügt. "Komm schon, das ist ein Fest!" "Ja, eine Firmenfeier." "Zwing mich nicht dazu, dich zu zwingen." Kikyo greift nach seinen Händen und versucht ihn auf die Tanzfläche zu ziehen. Doch statt wie üblich leidig nachzugeben, schüttelt er sie grob ab und verschränkt die Arme vor der Brust. Er spürte sie. Er spürte ihre Hände und die Wucht mit der er sie von sich weggestoßen hatte, als wäre es gerade erst passiert. Er wünschte sich einmal mehr, sein vergangenes Ich davon abhalten zu können, diese Worte zu sagen, die alles furchtbare auslösten. Ihn davon abzuhalten mit ihr in diesen Wagen zu steigen. Ihn zu ermahnen, er soll gefälligst auf die Straße schauen und sich nicht ablenken lassen. Wenn er doch einfach mit ihr getanzt hätte. Mehr hätte er nicht tun müssen und das alles wäre nie passiert. Es überraschte ihn, dass das wieder hochkam. Er hatte wirklich geglaubt, er hätte damit abgeschlossen. Er biss die Zähne zusammen. Er hatte ja immer wieder gesagt, diese blöde Therapie würde nichts bringen. All diese verschwendete Zeit hätte er sich wirklich sparen können. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seiner Mundhöhle aus und er empfand ehrliche Reue. Wie Kagome sich wohl fühlte. Er war sich bewusst, dass er das wieder gerade biegen musste. Er schaute sich orientierungslos um, bis er über einem der Gebäude einen Teil des Riesenrads ausmachen konnte. Eilig lief er in die Richtung. Kagome saß in einer Gondel des Riesenrads und schaute nachdenklich in die Ferne. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Feine, weiße Flocken schwebten durch die Dunkelheit. Sie sah den Tokyo Tower, der seine Beleuchtung von orange zu blau änderte, die Rainbow-Bridge und die Wolkenkratzer von Shinjuku. Die Rainbow-Bridge war wie jeden Abend beleuchtet, die Skyline von Tokyo blitzte ihr mit vielen tausend Lichtern, inklusive dem noch immer blau erleuchteten Tokyo Tower, entgegen und einige kleine Schiffe lagen ruhig auf der Wasseroberfläche, geschmückt mit Lichterketten in vielen verschiedenen Farben; und alles spiegelte sich im Wasser wieder. Dieser Anblick wäre absolut vollkommen- wenn sie ihn nur richtig genießen könnte. Sie hob ihren traurigen Blick, als ihre Gondel plötzlich unten hielt. Was sollte das? Eine Fahrt dauerte normalerweise eine viertel Stunde, sie war erst vor knapp fünf Minuten eingestiegen. Sie schaute zum Eingang und hob überrascht die Augenbrauen, als sie sah, wie Inuyasha dem Betreiber ein paar Scheine zusteckte und dann auf sie zukam. Hatte er den Mann tatsächlich bestochen, damit der das Rad kurzzeitig anhielt? Er öffnete die Tür der runden Kapsel und setzte sich neben sie. Kagome sagte nichts und das Riesenrad setzte sich wieder in Bewegung. Sie tat so, als würde sie hinaus schauen, während sie ihn heimlich aus dem Augenwinkel beobachtete. Er schien angestrengt nachzudenken. Er wollte vermutlich etwas sagen. Sie wusste, dass ihm so etwas schwer fiel. Also machte sie den Anfang. "Ich bin froh, dass du wieder zurück gekommen bist", sagte sie leise. Er kniff die Lippen zusammen, bevor er antwortete: "Ich hätte nicht einfach abhauen sollen. Das war eine dämliche Aktion von mir." "Entschuldigung angenommen", murmelte sie und starrte weiter durchs Fenster. "Ich kann nicht so richtig erklären, was da vorhin über mich gekommen ist." Zögerlich streichelte er ihr mit dem Daumen über den Handrücken. "Ich werde mich bemühen, dich nicht mehr so schlecht zu behandeln, aber-" Kagome verschränkte ihre Finger mit seinen und wandte sich ihm endlich zu. "Aber?" Er schluckte. "Aber Tatsache ist, ich bin ein Arsch. Und das werde ich wohl immer sein. Wenn du einen Märchenprinzen suchst, dann bist du bei mir falsch." "Das ist mir bewusst, Inuyasha", antwortete sie ruhig. "Ich weiß auf was, oder besser, auf wen, ich mich eingelassen habe und es ist genau das was ich will. Dein Temperament und deine Reizbarkeit sind ebenso ein Teil von dir, wie deine liebenswürdigen Eigenschaften und ich möchte nichts davon missen." Inuyasha wusste nicht was er sagen sollte und starrte sie nur verblüfft an. Seufzend legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und lächelte. "Aber das nächste Mal, wenn du mir gegenüber so aggressiv wirst, werde ich mich zu wehren wissen, nur damit du es weißt. Das lasse ich mir kein zweites Mal gefallen", drohte sie und Inuyasha nickte demütig. Sie saßen für eine kurze Weile, ganz ruhig so da. "Das war unser erster Streit als Paar", bemerkte Kagome. "Hat ja nicht lange gedauert." Als die Gondel plötzlich ein hässliches Knarzen von sich gab, versteifte Inuyasha sich schlagartig. "Wie oft wird dieses Riesenrad eigentlich gewartet?" Kagome kicherte nur, zog ihn an seinem Kragen zu sich und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, um ihn abzulenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)