A Certain Sarcastic Flamethrower von Just_a_Villain ================================================================================ Kapitel 8: 9. April V --------------------- Ich war todmüde und meine Augen fühlten sich wie schwere Steine an… Aber trotzdem musste ich weitermachen. Logisch gesehen hätte ich das immer noch morgen machen können. Aber ich wollte nicht zu lange warten. Wer weiß wann dieser Nelson das nächste Mal zuschlagen würde und es ist ja nicht so als ob ich den nächsten Moment tot umfallen würde… Inzwischen befand ich mich irgendwo im 7. Distrikt der Bildungsstadt. Dieser befand sich im Zentrum der Stadt und beinhaltete viele Schulen und den sogenannten ,School‘s Garden‘ einen abgeschlossenen Bereich wo Eliteschulen wie die Tokiwadai und ihre reichen Schüler ihre eigene kleine Welt hatten. Ach ja, nur Mädchen war es erlaubt das zu betreten und es sollte bekanntlich wie eine alte westliche Stadt aufgebaut sein. Ich konnte es nicht wissen, ich war noch nie dort gewesen… Aber dies war nicht mein Ziel. Die Straßen der Stadt waren inzwischen wie ausgestorben. Es war nun seit einer Stunde Absperrzeit und bei einer Stadt deren Bevölkerung zu 80% aus Schüler besteht war demnach abends nicht gerade ein großer Betrieb zu erwarten… Irgendwie fühlte ich mich ein wenig an gestern zurück erinnert wo ich plötzlich von Sakura angegriffen wurde. Wie es ihr wohl ging? Meine Gedankengänge waren inzwischen unwillkürlich Richtung dieser Mittelschülerin gewichen. Ich mache mir nicht die Mühe es zu bestreiten, dass es ist, weil ich etwas von ihr wollte… Das klang jetzt ein wenig komisch, also lasst es mich umformulieren: Ich tue es, weil ich mir Sorgen um dieses Mädchen mache, auch wenn ich sie jetzt nur einen Tag lang kenne. Vor allem fragte ich mich was für eine Beziehung sie mit Fujiwara hatte… Fujiwara wurde von ihr Senpai genannt. Warum wohl? Na ja, das konnte ich Fujiwara dann morgen fragen… Mist, jetzt kam mir wieder Sakuras trauriges Gesicht in den Kopf als sie ihre Entscheidung getroffen hatte und die Schuldgefühle kamen wieder in mir hoch. Ich galt als einer der ,nettesten‘ Level 5 dieser Stadt und trotzdem hatte ich wieder einmal bewiesen wie überheblich ich eigentlich war. Ich hatte keine Ahnung was es bedeutete ein Level 0 zu sein… Ich hatte immerhin zwar als Level 1 angefangen aber doch hatte ich von Anfang an eine Fähigkeit gehabt. Wie war es wohl, wenn man voller Hoffnung hier in diese Stadt kommt, man erwartet einen Traum erfüllt zu bekommen und dann so eine in die Fresse bekommt… Level 0, diese Bezeichnung war schon diskriminierend an sich. Man ist eine Zero… Anders wird man hier in der Stadt nicht angesehen und anscheinend waren all diese Schule und angebliche Möglichkeiten zum Levelaufstieg auch nur eine Fassade. Ich hörte wieder Nelsons Stimme in meinem Kopf als er Fujiwara das wahre Gesicht der Bildungsstadt erklärte: „Die ,Parameter List‘ ist dem öffentlichem Auge verborgen, aber im Grunde genommen zählt es jeden einzelnen Esper und sein potentielles Level auf. Das heißt egal wie sehr manche sich anstrengen würden, man würde ein Level 0 bleiben. Da euer Potential eben das nur erlaubt. Das ist ziemlich ungerecht, oder?“ Ich schauderte ein wenig. Sollte das wahr sein, dann war es wirklich kein Wunder dass viele Level 0 zu solchen Verzweiflungstaten zugriffen. Fujiwara hattest du auch mit dem Gedanken gespielt? Ich gab es auf… Mein Gehirn war zu müde um mich mit solchen moralischen Gedanken zu befassen und wie es aussah hatten meine Füße mich schon zu meinem Ziel getragen. Schon praktisch wie so schnell eine Weg mit Worten zu beschreiben war. Ich hatte jetzt sicher mindestens eine halbe Stunde gebraucht um dort anzukommen. Vor mir erstreckte sich eine Ansammlung von modern ausgestatteten Gebäuden die alle mit einem Hochsicherheitsdraht zu einem Komplex vereinigt wurden. Ein Hochhaus befand sich in der Mitte und schoss majestätisch in die Höhe… Ich schluckte und die Angst die ich bis jetzt ziemlich erfolgreich bannen konnte, kam langsam wieder hoch. Ich hatte mir geschworen diesen Ort nie mehr zu besuchen, aber wie es aussah musste ich diesen Schwur brechen. Langsam brach auch der Schweiß aus und meine Hände begannen zu zittern. Das Trauma aus meiner Vergangenheit begann hoch zu kommen und meinem nervösem Blick entging nicht, dass die meisten Lichter ausgeschaltet waren bis ein paar auf dem höchstem Stockwerk des Hochhauses. Ich wusste sehr wohl wer dort oben war und sicher schon auf mich wartete. Sie wusste immer alles… Ich ging zum Gittertor, das die normale Welt von dieser Hölle trennte und drückte auf die Klingel. Es dauerte auch nicht lange, da ging mit einem elektrischem Sirren das Tor auf. Weder kam eine Stimme aus der Sprechanlage noch zeigte sich auf dem kleinem Bildschirm über der Klingel das Bild der Person die mir aufgemacht hatte. Ich atmete einmal tief ein und trat ein. Ich wünschte mir Nori wäre hier… Ich passierte ein Schild mit der Aufschrift: ,Kihara Research Institute‘ Meine Vergangenheit… Ich denke, dass ich früher oder später über sie berichten sollte. Ich hatte keine besonders tragische, aber auch keine besonders fröhliche Kindheit. Ich hatte meine Eltern und meine Eltern hatten mich. Beide waren ziemlich oft beschäftigt mit ihrer Arbeit und somit gab es kaum Zeit um unsere Beziehungen richtig zu vertiefen. Ich liebte meine Eltern wie es eben natürlich für ein Kind war und umgekehrt war es auch für meine Eltern. Doch diese Liebe war eben nur automatisch da und wir hatten nie richtig die Chance sie zu vertiefen. Doch wie gesagt: Es gab auch viele gute Aspekte in meiner Kindheit. Die meisten davon betreffen ein einziges Mädchen: Noriko Shirai… Ich hatte ja schon erwähnt, dass sie meine Kindheitsfreundin war und ich ihr sehr viel schuldig war. Ohne sie wäre ich wohl als so ein Mensch mutiert wie es viele in unserer Welt gab. Jemand der einfach ohne besonderes Ziel das Leben an sich vorbei fließen ließ. Sie gab mir das, was meine Eltern nie richtig geben konnten. Die Zeit und Liebe die ein kleines Kind eben benötigte. Schon kontrovers das ein Mädchen in meinem Alter das gemacht hatte. Ich kannte sie nun schon seit dem Kindergarten und war seitdem immer zusammen mit ihr gewesen. Die Entscheidung in die Bildungsstadt zu kommen war ebenfalls von uns beiden getroffen worden. Meine Eltern zögerten auch nicht lange mich gehen zu lassen. Sie waren immer von der logischen Sorte… Ihre Überlegung war ganz einfach: ,Wir sehen ihn sowieso nicht oft, dann können wir ihn auch in diese Stadt ziehen lassen wo er uns genau so oft sieht wie sonst…‘ So kam ich also ohne großes Spektakel in die Stadt, wurde als Level 1 eingestuft und ging mit Nori in die selbe Mittelschule: Sakugawa Middle School. Die Zeit dort war wie es eben die Zeit in einer Mittelschule war, abgesehen davon dass man Esper war… Ich konnte mich nicht beklagen… Doch dann kam sie… Eines Tages stand sie von den Toren der Schule. Nori war nicht bei mir, da sie Putzdienst hatte und somit war ich allein. Es war eine Frau mit dunklen, langen Haaren. Sie war sehr hübsch und ihr Gesicht wirkte ziemlich alterslos. Sie hatte damals noch ein freundliches Lächeln aufgesetzt und sich als Kihara Kyousu vorgestellt. Sie hatte mir gesagt, dass sie mich schon seit geraumer Zeit beobachtet hatte, dass meine Werte rapide angestiegen waren. Zu der Zeit hatte ich schon fast die Level 2 Grenze erreicht. Sie hatte mir angeboten mir zu helfen meine Fähigkeit weiter auszubessern und mir aber immer noch Bedenkzeit versprochen, da dies viel Zeit beanspruchen würde die zu Leide meiner Freizeit geopfert wurde. Danach war sie verschwunden und hatte ein ziemlich verdutzten jüngeren Michizane zurückgelassen. Ich hatte Noris nichts davon erzählt. Warum das wusste ich bis heute immer noch nicht richtig… Wahrscheinlich wollte ich mal was ohne sie machen, denn zu der Zeit war ich immer nur mit ihr unterwegs gewesen. Tatsächlich hatte ich mich also entschieden mitzumachen und es hatte auch gewirkt. Es war eigentlich nie so gewesen, dass ich mich während der Zeit wie ein Versuchskaninchen gefühlt hatte. Ich wurde von den Wissenschaftlern freundlich behandelt und das einzig Unangenehme waren nur die Passagen wo ich längere Zeit mit Elektroden überall am Kopf herumsitzen sollte. Schnell stieg ich in Rekordzeit im Level auf und wurde unter den Wissenschaftlern als ,Railgun der 2. Generation‘ bekannt. Misaka Mikoto… Sie war schon immer mein großes Vorbild gewesen, seit ich in der Bildungsstadt war. Ich meine, jeder Schüler wünschte sich ein Level 5 zu werden und dieses Mädchen vor 20 Jahren war das Paradebeispiel gewesen für Esper die es schafften von ganz unten bis zum höchsten Punkt zu gelangen. Auch sie hatte damals eine gewöhnliche Fähigkeit gehabt wie ich. Viele Esper hatten ,Electromaster‘ und ,Pyrokinese‘ als ihre Fähigkeit. Doch nicht nur das war der Grund warum ich als 2. Railgun bekannt war. Dies alles wurde mir aber viel später bewusst. Wie es so bei Wissenschaftlern üblich war, hatte die Wissenschaft Priorität. Da war solche Sachen wie Moral und Gewissen schnell unnötig. Sobald Level 5 von mir erreicht war, war die Hölle für mich ausgebrochen. Schon komisch, wie dieser Vergleich gut zu meiner Fähigkeit passte. Doch jetzt genug davon… Es ist schon schlimm genug darüber zu denken und ja ich wollte am besten vor meiner Vergangenheit fliehen… Zurück zum aktuellem Geschehen Ich befand mich nun endlich vor der verhängnisvollen Tür. Der Weg durch die leeren Gänge hatte ich mal unbeschrieben gelassen. Ich hatte ungefähr 10 Minuten bis hierher gebraucht. Da ich mich noch ganz genau an diesen Weg erinnern konnte, war es leider keine Schwierigkeit gewesen. Es war eine schöne Tür. Aus massiven Eichenholz und künstlich gestalteten Verzierungen. Sie passte so gar nicht in dieses moderne Gebäude. Die Türklinke bestand aus echtem Gold und bald musste ich diese nach unten drücken. Warum nochmal wollte ich unbedingt hierher? Sollte ich nicht lieber gehen… Nein, sie war der einzige Kontakt zum Untergrund der Stadt den ich hatte und ich war mir sicher, dass sie mir helfen würde… Nicht aus Wohlwollen, sondern aus Gründen die nur sie kannte. Gerade als ich meinen Entschluss gefasst hatte und die Hand zum Klopfen heben wollte ertönte eine Stimme die von drinnen kam:
„Herein spaziert…“ Ich wusste sofort wer es war und ich knirschte mit den Zähnen und mein ganzer Körper begann zu zittern. Wie lange hatte ich sie jetzt nicht mehr gesehen? Ein halbes Jahr? Ich holte tief Luft, was nicht sonderlich half und öffnete die elegante Tür. Es hatte sich nichts geändert. Von den viel zu teuren Möbeln bis hin zu der Tapete die wohl im 18. Jahrhundert modern gewesen wäre und vor allem der Schreibtisch der sich einige Meter vor einem Panorama Fenster befand. Es wirkte wie der Schreibtisch eines Bankdirektors irgendeiner Privatbank. Alt und hässlich, aber elegant und beliebt bei Schnöseln. Überall an den Mauern waren Gemälde aufgehängt. Abstrakte Bildern die ich sowieso nie verstand, Stillleben, Portraits… Alles war vorhanden und auf den vielen verschiedenen Tischen und Sockeln waren kleine Statuen von antiken Gottheiten und dergleichen verteilt und Blumenvasen mit den passenden Blumen fand man in jeder Ecke des Raumes. Der Boden war vollständig von einem roten Teppich bedeckt und an der Decke hingen Kronleuchter in verschiedenen Formen und Farben. Doch genug von der Erklärung des Raumes: Kommen wir zu der Person, die Herrscherin dieses Raumes war. Dort saß sie auf einem ebenfalls rotem Sessel hinter dem Schreibtisch. Ihre beiden Ellbogen stützte sie gegen den Tisch und ihr Kinn befand sich in ihren Händen, als ob sie gelangweilt in einem Schulunterricht saß. Doch ihr Gesicht war alles andere als gelangweilt. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht so böse, dass so mancher Bösewicht neidisch sein könnte. Und seit ich diese Frau kenne, wusste ich auch dass es einen Unterschied zwischen gut und böse gab. Also würdet ihr meinen Standpunkt in dieser philosophischen Diskussion kennen. Sie sprach:
„Guten Abend Michi-chan, lang nicht mehr gesehen…“ Ihre Stimme klang neutral und würde ich sie nicht kennen beziehungsweise ihr hinterhältiges Gesicht nicht sehen, dann würde es noch ehrlich klingen… Aber ich wusste es besser;
„Diskutabel…“ sagte ich nur und ging einen Schritt in den Raum. Sie sagte nichts dazu und deutete auf einen der Stühle vor ihrem Schreibtisch:
„Möchtest du dich nicht setzen?“ Es gibt vieles was ich will und mich gegenüber von dir zu setzen ist da ganz unten in meiner Liste, aber ich tat es trotzdem. Ich war jetzt nur noch einen halben Meter von ihr entfernt. Theoretisch könnte ich sie jetzt wortwörtlich löschen… Verdient hätte sie es… Ich spürte wie meine Hände sich zu Fäusten ballten. „Also… Wie wäre es mit einem Tee? Ich würde dir ja einen Whiskey oder so anbieten, aber du bist leider noch minderjährig…“ Als ob dir die Gesetze was ausmachten… Ich nickte nur… Ich musste erstmal in ihrem kleinen Spiel mitspielen. Sie stand auf und ging Richtung einem Bereich des Raumes der wohl als kleine Küche diente. Mit einem altmodischem Herd und sonstigem Geschirr das für eine Küche gebraucht wurde. Alles im selben Stil von Möbeln. Wir sagten nichts, während das Wasser vor sich hin köchelte. Ich konnte förmlich die Spannung spüren und langsam fühlte ich wie ein Gefühl in mir aufstieg, während ich ihren Rücken beobachtete. Hass… Abgrundtiefer Hass… Diese Frau war der schlimmste und fürchterlichster Mensch den ich je kennengelernt hatte und ich konnte mich nur an schlechte Erinnerungen mit ihr erinnern. Ich wusste immer noch nicht so recht warum ich sie hier und jetzt nicht verbrannte… Nach gefühlten drei Stunden war der Tee auch fertig und Kihara saß mir wieder gegenüber. Immer noch dieses böse Grinsen auf dem Gesicht. Eigentlich war es nicht einmal böse. Ein Außenstehender würde es sogar als freundlich und fürsorglich beschreiben können. Aber das war nur eine Maske… Ich kannte die wahre Natur dieses Grinsen und deswegen beschrieb ich es auch als ,böse‘. Da sie mich einfach nur ansah, sah ich es als Zeichen an, dass ich einen Schluck nehmen sollte. Dies tat ich auch und trank aus der Tasse aus teurem Porzellan. Mein Gesicht zog sich ein wenig zusammen als meine Lippen das Gebräu berührten. Es war unglaublich bitter und sicher hätte zehn Löffel Zucker nicht gereicht um dies zu ändern. Ohne mich zu fragen ob es mir schmeckte - sie kannte die Antwort sicher schon - schlürfte sie genüsslich an ihrem Tee und fing nun an zu reden:
„Gut… Ich glaube ich habe jetzt lang genug diese Fassade aufrecht erhalten und komm sofort zu dem wofür du gekommen bist.“ Ihre Stimmlage hatte sich schlagartig umgeändert, als ob der Tee etwas an ihrem Kopf geändert hätte. Sie sprach in einem sachlichem Tonfall wie es sich für einen Wissenschaftler wohl gehören musste, „Du willst etwas über David Charles Nelson wissen?“ Ich machte mir nicht einmal die Mühe zu fragen woher sie das wusste und nickte einmal. Diese Spucke wollte ich mir sparen:
„Warum denkst du denn, dass ich dir helfen werde? Ich meine du kennst mich nur als skrupelloses Monster, der das Wort Moral unbekannt ist…“ Diese Frage war schnell zu beantworten: „Na das ist einfach zu beantworten: Du kannst mich währenddessen beobachten und sehen wie ich mich schlage. Immerhin bin ich dein geliebtes Versuchskaninchen.“ Meine Stimme war ebenfalls neutral und emotionslos, aber dahinter verbarg sich eine unsägliche Wut und vor allem große Willenskraft sie nicht sofort anzugreifen. Sie schnaubte verächtlich und ihre Stimme folgte dem:
„Nicht schlecht… Wie es scheint hast du einen Teil deiner Hausaufgaben gemacht, Michi-chan. Leider schätzt du deinen Wert für mich ein wenig zu hoch ein. Es mag sein, dass du ein, wie du es nennst, ,Versuchskaninchen‘ bist, aber du bist dann nur einer von vielen. Glaub bloß nicht - wie du es sooft tust - dass du als Level 5 das wichtigste auf der Welt bist.“ Ich sagte nichts und versuchte irgendwie die immer mehr aufstauende Wut mit Krallen meiner Fingernägel an den Lehnen des Stuhles und zusammenbeißen meiner Zähne zu verarbeiten. Sie fuhr unbehelligt fort:
„Aber du hast Recht. Mit Nelson hat sich eine verlockende Möglichkeit geboten und ich habe nicht nur einen sondern zwei Gründe dir zu helfen… Wie du sagst kann ich beobachten wie du dich so schlägst Michi-chan, aber vor allem…“ Sie pausierte kurz und die Stimmung in ihrem Gesicht machte eine 180° Wendung. Sie sah so furchteinflößend aus, dass die Wut in meinem Bauch sofort durch schreckliche Angst ersetzt wurde, „… kann ich den Typen nicht leiden.“ Sie seufzte einmal kurz und schon im nächstem Moment wurde ihr Gesicht wieder ruhig und gefasst. „Also…“ fing sie an und lehnte sich zurück in Sessel, „Werde ich dir wohl oder übel helfen… Vielleicht auch ein wenig der alten Zeiten willen, immerhin hatte ich meinen Spaß gehabt.“
Und schon wieder war die Wut da…
„Spaß… Ja, du hattest Spaß…“ knurrte ich. Sie sah mich mit einem gespielt erstauntem Gesicht an: „Was denn? Du etwa nicht?“ Und das war es… Der Tropfen der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Ich stand auf vom Stuhl , sprang über den Schreibtisch und griff nach ihr. Ehe sie sich auch versah befand sich ihr Kragen fest in meinem Griff und ihr nicht sonderlich beeindrucktes Gesicht befand sich jetzt nur noch einige Zentimeter von meinem wutentbranntem:
„Weißt du eigentlich was für eine Schlampe du bist!“ schrie ich sie an und ich hob meine linke Hand und ballte sie zur Faust. Diese begann sogleich zu brennen und zwar so heiß, dass ihr Gesicht bei einem Schlag bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sein würde, „Wegen dir habe ich die schlimmste Zeit in meinem Leben erlebt! Wegen dir habe ich schlimme Dinge getan! Wegen dir habe ich Leute getötet!“ Den letzten Satz schrie ich mit Tränen im Gesicht aus… Ich werde jetzt nicht darüber reden, das wird alles noch erklärt werden, „Ich bin eigentlich hierher gekommen um deine Hilfe zu verlangen, aber ich erwäge es gerade dich umzubringen. Einen großen Gefallen hätte ich der Welt jedenfalls dann getan!“ Meine Stimme war schrill und überhaupt nicht männlich. Ich wurde nur noch wütender beim Anblick ihres Gesichtes. Sie soll Angst haben! Sie soll um Gnade flehen! Sie soll mich bitten ihr zu verzeihen! Ich will wenigstens einmal sehen wie sie leidet, so wie ich es damals getan hatte. Doch es geschah nicht… Selbst in dieser gefährlichen Position in der sie sich befand sah sie mich kalt und berechnend an:
„Ist das so? Das mag sein, aber ich habe es schlussendlich nicht getan… Es war alles deine freie Entscheidung gewesen. Du hättest jeder Zeit gehen können, aber du hast es nicht getan… Und weißt du warum? Weil du machthungrig warst. Die Vorstellung ein Level 5 zu werden war für dich so verlockend, dass du jedes Hindernis mit Freude bewältigt hattest. Erst später warst du dir der Konsequenzen bewusst gewesen. Ich habe dir nur ein wenig nachgeholfen, aber schlussendlich warst es ganz allein du… Und wenn du mich jetzt tötest, dann wirst du dich wohl auf mein ,Niveau‘ herabsenken müssen und ich hätte trotzdem gewonnen… Also?“ Ich… Ich… Ich war so verwirrt, dass ich keine klaren Gedanken fassen konnte. Ja, sie hatte Recht… Schlussendlich war es trotzdem ich gewesen der ,es‘ getan hatte… Aber doch, redete ich mir sofort ein, war es ihre Schuld gewesen! Sie hatte mich überredet und mich gezwungen dies alles zu machen, nicht ich… Mich trifft keine Schuld… Ein lautes Knallen erweckte mich aus meinen Erinnerungen. Ich hatte sie unwillkürlich losgelassen und war gegen den Schreibtisch gestolpert. Ich sackte zusammen und mein Rücken ruhte gegen das Holz. Ich schluchzte und die Tränen liefen meine Wangen herunter. Ich hatte meine Augen geschlossen und kauerte mich auf dem Boden. Ich hörte wieder ihre Stimme:
„Gut… Jetzt wo das geklärt ist, sage ich, dass ich dir schnell gebe was du wissen willst und dann rate ich dir zu gehen.“ Ich hörte das Tucken ihrer Stöckelschuhe und wie sie eine Schublade öffnete, währenddessen redete sie weiter in ihrer sachlichen Stimme:
„David Charles Nelson war ein renommierter Wissenschaftler hier in der Stadt. Er galt als einer der besten Neurochirurgen hier und sein Wissen konnte selbst mit dem von Kiyama Harumi mithalten. Interessant, dass die beiden schlussendlich mit ähnlichen Technologien des Levelaufstiegs arbeiteten. Seine Ideen und Konzepte wurden aber schnell von den restlichen Wissenschaftlern der Stadt abgelehnt. Da sie erstens mal sicher nicht im öffentlichen Leben eingesetzt werden konnten wegen des Grotesken und sowieso die meisten der Wissenschaftler der Ansicht waren sich mehr auf die höheren Level Esper zu konzentrieren, als auf Level Zeros. So wurde er schnell von den meisten als ,Feind‘ angesehen und aus der Szene verscheucht. Die Kihara Familie hatte da viel mit zu tun. Warum er zurück kommt ist wohl aus Rache zu erklären und wie er an die nötigen Materialien und Ressourcen kommt ist ebenfalls erklärbar. Immerhin gibt es genügend ausländische Organisationen die nur zu gerne die Bildungsstadt geschwächt haben… Also…“ Ich spürte wie etwas auf mich fiel und ich öffnete das erste Mal die Augen. Es war ein Memorystick. „Hier hast du alles was du wissen musst. Ich habe seine vielen Verstecke, Kontakte und vieles weitere hier drauf gespeichert. Jetzt liegt es an dir ihn zu finden…“ Ich fühlte mich taub und leer. Ich nahm den Stick und stand wortlos aus. Jemand anderes hätte mich wohl als wandelnde Leiche beschrieben. „Bis zum nächsten Mal, Michi-chan…“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)