Love Conquers All von holywaterproof (Sweet Amoris- CastielxNathaniel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- >>Was machst du denn hier?« Diese Frage hätte sowohl Castiel, als auch Nathaniel stellen können. Der blonde Schülersprecher war sichtlich verwirrt, Castiel hier in diesem Klassenzimmer anzutreffen. Eigentlich hätte er hier auf eine Schülerin gewartet, die ihn gebeten hatte, ihr Mathe zu erklären. Da er dies schon früher getan hatte, hatte er eingewilligt; Es war ja auch keine große Sache. Nathaniel räusperte sich kurz. Castiel war so ziemlich der letzte, den er heute noch sehen wollte. Seine Laune war im Keller und am liebsten hätte er sich jetzt alleine in irgendeine Ecke verkrochen. Er konnte nur hoffen, dass Luna, so hieß die besagte Schülerin, bald kommen würde. Castiel, der bisher auf der gegenüberliegenden Seite des Klassenzimmers lässig auf der Fensterbank gesessen war, stand auf. Er schlenderte ein paar Schritte nach vorne, um sich nun an einen der Tische zu lehnen und verschränkte die Arme. »Ich hab hier gleich mit jemanden was zu besprechen. Es wäre nett, wenn du hier also verschwinden könntest.«, erklärte Castiel mit leicht unterkühlter Stimme. Nathaniel schluckte in Anbetracht dieses Tonfalls. Der Rothaarige war zwar zu vielen gemein und ärgerte gerne jemanden oder provozierte Streit, aber nur ihm gegenüber benahm er sich so kalt. Und irgendwie verletzte ihn das. Man konnte es dem Blonden ansehen, dass es ihm schwer fiel, nicht weiter nachzufragen. Im Endeffekt war sein Mund dann aber doch schneller als seine Gedanken. »Mit wem?«, rutschte es dem Schülersprecher heraus und am liebsten hätte er sich nach dieser Frage heftig auf die Zunge gebissen. Castiel zog eine Augenbraue nach oben, während er sich wieder normal hinstellte. »Interessiert dich das etwa, Blondie?«, fragte der Rothaarige höhnisch. »Natürlich nicht!«, zischte Nathaniel daraufhin schärfer, als gewollt. »Außerdem brauche ich den Raum hier. Das ist der einzige, der nach dem Unterricht nicht gleich abgeschlossen wird und ich geb‘ hier gleich jemanden Nachhilfe.« Der Schülersprecher versuchte ruhig zu bleiben und sich von Castiel nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Kein einziges Mal sah er in sein Gesicht, sonst würde er sich noch vergessen. Ihm ging es immer noch nach, was einmal zwischen ihnen vorgefallen war. Und in letzter Zeit hatte sich Castiel ihm gegenüber wie das letzte Arschloch benommen. Da sollte noch einer ruhig bleiben können. »Wem denn?«, fragte Castiel nun immer noch so kühl nach. Seine Stimme klang zuweilen gelangweilt, auch wenn es ihn eigentlich interessierte. Es war ihm keinesfalls so egal, wie er es nach außen hin immer abtat. Ganz im Gegenteil. Er interessierte sich dafür, was Nathaniel tat und mit wem er sich traf. Irgendetwas hatte ihn an dem Blonden zu faszinieren begonnen, was er nie verstanden hatte. Im Grunde seines Herzens wusste er es schon, aber es zugeben, das würde er niemals. Castiels Stimme stachelte Nathaniels schlechte Laune noch immer an. Auf einmal interessierte er sich wieder für ihn und im nächsten Moment wand er ihm einfach dem Rücken zu. »Das sage ich dir nur, wenn du meine Frage beantwortest.«, meinte Nathaniel monoton und verschränkte nun auch die Arme vor sich, wobei er das Mathebuch, welches er mitgenommen hatte, in einer Hand hielt. Mit seinem weißen Hemd und dem strengen Blick könnte er beinahe als Lehrer, oder zumindest als Referendar durchgehen. Castiel begann zu grinsen und ging einen Schritt auf Nathaniel zu, der gleich zurückwich, bis er die Wand hinter seinem Rücken spürte. Der Rothaarige schien erst zu überlegen, ob er ihm antworten sollte, bis sein Grinsen etwas fieser wurde. »Lucio. Du weißt schon, der neue, süße Schüler.«, erklärte Castiel nun, woraufhin sich Nathaniels Miene verdüsterte. Lucio also. War ja klar. Er hatte die beiden heute Morgen noch zusammen gesehen, wie sie wieder einmal aneinander hingen. Schon des Öfteren hatte er diese zwei in einer fast eindeutigen Situation erwischte, unter anderem, wie sich mitten auf dem Schulhof geküsst hatten. Jedes Mal hatte es Nathaniel innerlich sehr verletzt, die beiden so zu sehen. Er wollte nicht, dass sich Castiel für einen anderen Kerl interessierte, der ihm offenbar auch nicht abgeneigt war. Zwar war der Blonde einmal so sauer gewesen, dass er diesen Lucio zur Rede gestellt hatte, aber dieser hatte ihm beteuert, dass zwischen ihm und Cas nichts lief. In diesem Moment hatte er es ihm auch noch geglaubt. In der Stille, die zwischen den beiden kurzzeitig herrschte, konnte man von draußen vor der Tür Stimmen hören. Dies wurde jedoch einfach ignoriert. Castiel riss Nathaniel aus seinen Gedanken, indem er ihm noch näher kam und ihn damit überraschte, dass er seinen Arm neben Naths Kopf an die Wand lehnte. »Was machst du denn für ein Gesicht? Eifersüchtig?«, fragte der Lederjackentragende grinsend. Dass er Nathaniel mit dieser Frage noch mehr verletzte, war ihm gar nicht klar. Er hatte nie verstanden, wie sehr der Blonde eigentlich seit diesem einen Moment an ihm hing. Genauso wenig hatte Cas verstanden, dass er zu dem anderen eigentlich gar nicht gemein sein wollte. Nathaniel errötete, da ihm Castiel einfach so furchtbar verdammt nahe war und er drehte seinen Kopf zur Seite. Cas sagte zwar nichts dazu, obwohl er jede Reaktion des Schülersprechers genauestens beobachtete. »Jetzt zu meiner Frage. Wem wolltest du Nachhilfe geben? Ist ja nicht besonders nett von demjenigen, dass er einfach nicht gekommen ist.« Castiel konnte schon gar nicht mehr damit aufhören, Nathaniel anzusprechen. Dem seine schlechte Laune war mittlerweile einer traurigen Grundstimmung gewichen. »Luna, du kennst sie ja bestimmt.«, erwiderte Nathaniel mit leiserer Stimme als zuvor. Ihm war einfach nicht wohl dabei, dass Castiel nur Zentimeter von ihm entfernt dastand. Cas nickte, bevor er die Stirn runzelte. Lucio wollte ihn hier treffen, und Luna Nathaniel? Die beiden waren doch beste Freunde, wie er mittlerweile mitbekommen hatte. Irgendwas war daran doch faul. Doch bevor Castiel seine Gedanken weiter spinnen konnte, ging die Tür auf und die Direktorin kam in den Raum. »Ihr seid also auch noch da?«, fragte sie, bevor sie verwirrt vom einem zum anderen blickte. Es sah von der Seite so aus, als würde Castiel Nathaniel gegen die Wand drücken, wobei der Blonde seinen Kopf nervös zur Seite gedreht hatte. »Ihr streitet aber nicht schon wieder?«, kam die besorgte Frage der Direktorin. Beide schüttelten ihren Kopf, wobei sie ein paar Schritte auseinander gingen. Der Schülersprecher war ganz froh, dass die Direktorin gekommen war, denn so konnte er sich aus dieser Lage befreien. »Ich hab ihm nur was geklärt. Ich muss jetzt auch los, bis morgen.«, meinte Nathaniel, bevor er eilig den Raum verließ. Die Direktorin runzelte die Stirn und hielt Castiel auf, der sich auch gleich aus dem Staub machen wollte. »Junger Mann, ich hoffe doch sehr, du bist dankbar, dass dir ein so hervorragender Schüler wie Nathaniel dir beim Lernen hilft. Wenn du öfters beim Unterricht erscheinen würdest, müsstest du auch nach der Schule nicht hier bleiben. Aber wenn du dich anstrengst, dann wird das schon.« Castiel war es unangenehm, dass die Direktorin so über ihn sprach, da dies ja gar nicht stimmte. Er beschloß, sich lieber zu verabschieden und ging nun endgültig mit grimmiger Miene aus dem Klassenzimmer. Die Stimme der Direktorin konnte er allerdings noch immer hören. »Hach, ist das schön. Wahrscheinlich haben die beiden gerade ihren Streit endgültig begraben und sind Freunde geworden. Wie schön, dass ich so was noch erlebe. Und was für qualifizierte und effiziente und lernwillige Schüler wir hier doch haben, zu schön.« Ja, Frau Direktorin, völlige Fehleinschätzung der Lage. Ein Blind Date, oder was sollte das heißen? Castiel war verwirrt, als er einen Zettel in seinem Schließfach, dass er eh nur alle paar Tage öffnete, fand. Dieser Zettel entpuppte sich als ein Brief, in dem er um ein Date, oder eher ein treffen, gebeten wurde. Er hatte keine Ahnung, von wem dieser Brief sein könnte; Unterschrieben war er lediglich mit „S.“. Der Rothaarige schloß sein Schließfach wieder und zerknüllte den Zettel in seiner Hand. Er empfand dies als schlechten Scherz, jedoch stopfte er das Papier noch in seine Hosentasche. Interessieren, wer ihm da geschrieben hatte, tat es ihn ja schon. Er murrte vor sich hin, als er das Schulgebäude verließ. Es war schon spät, da er von der Direktorin erwischt wurde und Nachsitzen aufgrund seiner vielen Fehlzeiten aufgebrummt bekam. Jetzt war es schon 17 Uhr und es ärgerte ihn sehr, dass er später als sonst heimkommen würde. Sein Hund würde sich bedanken. Auf seinem Weg hielt er kurz inne. Stand in dem Brief nicht etwas von 17 Uhr? Und war der genannte Ort nicht das Café, das neu in der Straße, in der er wohnte, aufgemacht hatte? Castiel schüttelte über sich selbst den Kopf. Die Neugier siegte schließlich auch über ihn. Außerdem lag es ja in der Nähe seiner Wohnung, also konnte er ja zumindest mal schauen, wer ihm den Brief geschrieben hatte. Er hatte zwar nicht die beste Laune, aber das war egal. Lange zu bleiben hatte er ja nicht vor. Der Rothaarige betrat wenige Minuten später besagtes Café. Mit neugierigem Blick sah er sich innen um. Es stand auf dem Papier geschrieben, dass er nach jemand Blondhaarigen Ausschau halten sollte. Er hoffte nur, dass es nicht Amber, die Schulzicke schlechthin war. Aber unterzeichnet war es ja mit S, und verdammt viele Namen fingen mit S an. Sarah, Sandra, Simone…. In diesem Moment konnte er ja noch nicht wissen, wer da auf ihn wartete und wer das alles arrangiert hatte. Castiel drehte seinen Kopf zu den Tischen, die am Fenster standen. In dem Brief hieß es auch, sie würden sich an einem Tisch an der Fensterseite treffen. Als er dort allerdings jemanden sitzen sah, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Nathaniel. Der Schülersprecher saß nervös auf einem der Stühle und sah immer wieder auf die Uhr. >Ne, oder?!<, dachte sich Castiel, während sich seine Beine in Bewegung setzten. Nathaniel war blond und saß am Fenster, aber hatte wirklich er den Brief geschrieben. Castiel blickte noch einmal jeden der Tische an, aber an diesen saßen immer mindestens zwei Personen. Noch bevor es der Rothaarige bemerkte, hatte er den Tisch, an welchem Nathaniel saß, erreicht. Dieser blickte verwirrt zu Castiel hoch. In Nathaniels Brief stand so ziemlich der selbe Text wie in Castiels, nur, dass es hieß, er solle nach jemand Brünetten schauen. Auch er ging natürlich davon aus, dass ihm irgendein Mädchen geschrieben hatte. Auch hatte er der Sache am Anfang merkwürdig gefunden, hatte sich dann aber doch entschieden, hierher zu kommen. Er war eben die Nettigkeit in Person und er wollte kein Mädchen verletzen, das ihm geschrieben hatte, weil sie nicht den Mut hatte, ihn anzusprechen. Castiel hier also zu sehen war wirklich die reinste Verwunderung. Beide Kerle sahen sich zunächst nur an und waren zu verblüfft, um irgendetwas zu sagen. »Was machst du denn hier?«, kam Nathaniel als erster wieder zu Wort. Seine Worte klangen kühl, auch wenn er eigentlich bemüht freundlich sein wollte. Diese Frage riss auch Castiel aus seiner kurzzeitigen Apathie. Er begann zu grinsen, wenn auch ein wenig schief. »Ich wurde um ein Date gebeten. Hast du mir zufällig ‘nen Brief geschrieben?«, fragte der Rothaarige und holte den zerknüllten Zettel aus seiner Hosentasche. Nathaniel war wieder für einen Moment sprachlos. Anscheinend war an diesem Schreiben doch was falsch. »Bestimmt nicht.«, antwortete er scharf nach ein paar Momenten. Kurt darauf erschien eine Bedienung, wahrscheinlich, weil Castiel noch immer vor dem Tisch herumstand. »Mein Herr, wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte die Bedienung und zog den Stuhl Nathaniel gegenüber hervor und nötigte den Rothaarigen schon beinahe dazu, sich dorthin zu setzen. Anschießend stellte sich das Mädchen breit lächelnd und mit gezücktem Block vor den beiden. »Was darf ich zu trinken bringen? Einen Kaffee vielleicht?« Die beiden Jungen fühlten sich irgendwie überrumpelt, besonders Castiel, der ja eigentlich gleich wieder gehen wollte; Und jetzt saß er hier, dem Schülersprecher gegenüber. Schweigend nickten beide einfach mal auf diese Frage hin. Die junge Bedienung mit den pinken Extensions schrieb daraufhin eifrig etwas auf ihren Block, bevor sie ein Feuerzeug aus ihrer Schürze holte. Damit zündete sie die Kerze, die in der Mitte des Tisches stand, ungefragt an, bevor sie mit den Worten »Der Kaffee kommt gleich.« verschwand. Diese Aktion hatte Castiel und Nathaniel wieder zum Verstummen gebracht. Der Rothaarige hatte nun auch das seltsame Gefühl, hier nicht mehr so schnell wegzukommen. Er stellte daraufhin seine Schultasche auf den Boden und lehnte sich an die Lehne des Stuhles. Einen Kaffee konnte er ja trinken, auch wenn er auf Nathaniels Gesellschaft gerne verzichtet hätte. Diesem erging es allerdings genauso. Nur innerlich wühlte sich in dem Blonden gerade alles auf und er konnte sich nur mühsam beherrschen, jetzt nicht wegzurennen. Noch immer herrschte unangenehmes Schweigen zwischen den beiden, bis die quirlige Bedienung zurückkam. Sie stellte zwei Tassen auf den Tisch und reichte den beiden jeweils eine kleine Karte. »Hier, bitte schön. Wenn Sie noch etwas möchten, einfach rufen.«, meinte das Mädchen, bevor sie auch wieder weg war. Castiel starrte mit gerunzelter Stirn auf die Karte in seiner Hand, bevor er sie aufschlug. Nathaniel tat es ihm gleich, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Der Schülersprecher hätte gerne diesen Tag ohne den Rothaarigen überstanden, vor allem, da er immer wieder an den gestrigen denken musste. Ihm war in Castiels Gegenwart gerade einfach unwohl. Zwar hätte er irgendwie gerne mit ihm geredet, aber bezweifelte, dass Castiel ein ernsthaftes Gespräch mit ihm anfangen würde. Wahrscheinlich würde er ihn wieder beleidigen oder ärgern, bis er in seinem Inneren wieder total verletzt war und sich wie gestern fühlte. Darauf konnte er nun wirklich gut und gerne verzichten. Während Nathaniels Gedanken umherstreiften, überlegte Castiel lediglich, ob er hier auch einen kleinen Snack zu sich nehmen sollte. Er hatte Hunger und die Abbildungen der Sandwiches in der Karte sahen schon verlockend aus. »Und? Tut sich schon was? Mann, ich seh‘ gar nix.«, konnte man eine nörgelnde Stimme von der oberen Etage des Cafés her hören. Dem wurde allerdings keine Beachtung geschenkt. Nathaniel und Castiel dachten sich auch nichts dabei; Beide wussten ja auch nicht, dass sie von drei anderen Schülern ihrer Schule beobachtet wurden. Die Stille, die zwischen den beiden Jungen herrschte, war drückend und schließlich war es wieder Nathaniel, der es nicht länger aushielt. »Hast du eine Ahnung, wer dir diesen Brief geschrieben hat?«, fragte er, wobei er auf das zerknüllte Blatt Papier blickte, welches noch immer auf dem Tisch herumlag. Castiel sah grinsend zu ihm rüber. »Ich dachte, der wäre von dir.«, antwortete er höhnisch. »Von wegen. Ich hab doch auch so einen bekommen.«, meinte der Blonde darauf. Der Rothaarige runzelte abermals die Stirn. Hatte ihnen da vielleicht jemand einen Streich gespielt? Er bereute es schon fast, jetzt doch hier hergekommen zu sein. Auch Nathaniel sah nicht gerade glücklich aus. Lieber hätte er jetzt irgendein Mädchen getröstet, welches er hätte abblitzen lassen müssen. »Darf ich euch noch etwas bringen?«, unterbrach abermals diese Bedienung die Situation. Castiel bestellte sich diesmal ohne zu zögern ein Schinken-Käse-Toast und Nathaniel nahm ein Stück Kuchen, um nicht dumm dazusitzen. Wieder nickte die junge Bedienung und ging mit federnden Schritten wieder weg. Nachdem sie weg war, nahm Nathaniel die Tasse, die bisher unberührt auf dem Tisch stand. Er fragte sich auch, was das jetzt hier werden würde. Normalerweise stritten sie immer und immer wieder und ihre Gespräche wurden zunehmend lauter. Und jetzt tranken sie hier gemütlich einen Kaffee zusammen? Es war schon fast ironisch, das in der Mitte des Tisches eine Kerze brannte und es draußen ein wenig dunkler wurde. Nathaniel seufzte. Er wollte dringend abhauen, spätestens dann, sobald er sein Kuchenstück gegessen hatte. Castiel blickte aufgrund des Seufzens zu seine, Gegenüber. »Was ist?«, fragte er in relativ neutralem Ton. Der Schulsprecher hingegen antwortete wieder mit einem unterkühlten »Nichts.« Der Rothaarige rollte daraufhin mit den Augen. »Oh, bitte nicht so freundlich.«, meinte er diesmal sarkastisch und funkelte Nath kurz düster an. »Bin ich doch immer.«, gab dieser kurz darauf scharf zurück, wobei auch sein Blick ernster wurde. »Zu mir aber nicht.«, beschwerte sich Castiel wieder. »Du hast es auch nicht verdient.« »Was? Hab ich mich da verhört?« »Nein, hast du nicht.« »Du bist doch echt ein….« Die beiden sahen sich nun relativ finster an. Dieses kurze Gespräch hatte die schlechte Laune von beiden nur wieder angestachelt. »Was anderes als mich beleidigen kannst du doch eh nicht.«, gab Nath auch gleich wieder contra. »Da hast eben du nichts anderes verdient.« »Und wieso? Andere beleidigst du nicht so oft.« >Bei dir ist es eben anders.« »Inwiefern anders?« »Das geht dich nichts an.« Castiel grummelte und hatte die Arme vor sich verschränkt. Dieses Gespräch würde doch eh zu nichts führen. Am Ende würden sie sich nur lautstark in diesem Café streiten. »Du bist doch selber ein…« »Jetzt hast du mich aber beleidigt.« »Na und?« »Siehst du, zu mir bist du nicht freundlich. Wären diese Worte jemand anderem mit schlechter Laune rausgerutscht, wärst du nicht so eingeschnappt.« Diesmal schnaubte Nathaniel. Lieber sagte er jetzt nichts mehr dazu. Er versuchte, ruhig zu bleiben und trank einen Schluck des Kaffees. Wieder herrschte Schweigen, diesmal aber kürzer. »Kannst du mich nicht mehr leiden, seitdem wir miteinander rumgemacht ha.. AU! Verdammt, das tat weh.« Nathaniel hatte Castiel unter dem Tisch gegen das Schienbein getreten, um ihn zu verstummen. Er sollte diese unheilvollen Worte nicht auch noch aussprechen. Das zwischen ihnen war einmal passiert und Nath hatte damit abgeschlossen – zumindest dachte er das. »Also doch.«, brachte es Castiel schließlich auf den Punkt. Nathaniel schwieg. Und, als ob diese Bedienung es mit Absicht machen würde, kam sie bereits wieder an den Tisch der beiden. Sie stellte den Teller mit dem Kuchenstück vor Nathaniel und legte eine Gabel daneben, der Teller mit dem Toast wurde vor Castiel gestellt. Nachdem sie wieder alleine an ihrem Tisch saßen, begannen beide erst mal zu futtern. Das war zumindest sinnvoller, als sich nur anzuschweigen. Erst, als Castiel die Hälfte seines Toasts bereits verschlungen hatte, ergriff er wieder das Wort. »Du denkst also echt noch daran?«, fragte der Rothaarige und er klang dabei relativ normal, aber auch irgendwie anders als sonst. Nathaniels Hand mit der Gabel verharrte in der Bewegung, bevor er mit leicht geröteten Wangen wegblickte. Castiel hatte verdammt Recht mit seinen Worten, aber er wollte und konnte es nicht zugeben. Das damals war einfach so ohne besonderen Grund passiert, aber noch immer wusste Nath genau, wie sich Castiels Lippen angefühlt hatten- und er dachte oft daran, wie gern er dies noch einmal gespürt hatte. Der Rothaarige hatte sich ihm gegenüber danach aber wie immer verhalten und sie hatten sich auch gleich wieder in die Haare gekriegt. Nath wollte gerade nicken, als abermals diese Stimme von vorhin aus dem oberen Stockwerk erklang. »Jetzt küsst euch doch endlich!!« Das war definitiv eine Mädchenstimme gewesen, die das gerufen hatte. »Luna, leise, pssschht…« »Aber…mhpf..« Danach war es wieder ruhig. So ziemlich jeder im Raum guckte nach oben und wunderte sich darüber. Nath und Cas hingegen ging gerade ein Licht auf. »Meinst du auch, dass das DIE waren, die uns den Brief geschrieben haben?«, fragte Castiel nun, wobei er doch glatt ein wenig schmunzelte. Es war logisch, dass die Briefe extra dafür geschrieben wurden, dass die beiden sich trafen. Nur warum, das war nicht ganz so klar. Nathaniel war allerdings ganz froh, dass so nun irgendwie das Thema gewechselt wurde. »Du meinst… Luna? Ja, ich würde ihr das zumindest zutrauen.«, meinte Nathaniel zustimmend. Dieses Mädchen von ihrer Schule hatte andauernd irgendwelche verrückten Ideen, sodass nur sie es sein konnte, auf deren Mist das hier gewachsen war. Sie hatte zwar früher schon versucht, Streit zwischen ihnen zu schlichten, aber ihre Absichten waren bisher immer irgendwie unklar gewesen. »Und bestimmt steckt da auch Lucio, der süße Neue, dahinter. Wenn Lys auch dabei ist, kann er was erleben.«, meinte Castiel nun ernst, bevor er schmerzhaft das Gesicht verzog. Nathaniel hatte ihn schon wieder getreten. Wofür, konnte er sich schon denken, aber keiner sprach es an. Die Stimmung war danach irgendwie gelockerter zwischen ihnen beiden. Das Gesprächsthema fiel auf eben diese Luna, Lucio und Lysander, Castiels besten Freund. Diese drei standen in den Pausen mittlerweile ja eh immer zusammen rum. Nathaniel konnte nur den Kopf darüber schütteln, wie verrückt diese Idee eigentlich war, auch wenn er sie noch immer nicht verstand. Nur noch verrückter war es, dass Castiel am Ende auch für ihn bezahlte. Es war dunkel. Sehr dunkel. Man konnte die Hand vor Augen kaum noch erkennen. Nathaniel fragte sich, warum die Schule es nicht fertig brachte, auch nach Monaten das Licht in diesem Raum zu reparieren. Einzig die Flurbeleuchtung kam ein wenig Helligkeit durch die offenstehende Tür herein. Das wenige Tageslicht, das durch ein verstaubtes, kleines Fenster in Deckenhöhe hineinfiel, konnte man vollkommen vergessen. Hier etwas zu finden oder aufzuräumen war ein Ding der Unmöglichkeit und Nathaniel gab gleich auf. Er hätte dieser Schülerin gern geholfen aber angesichts dieser Umstände konnte er auch ein gutes Wort für sie einlegen, falls etwas kaputt gegangen war. Eigentlich wollte der Schülersprecher ja schon heimgehen, als ihn ein Mädchen aufgehalten hatte. Sie hatte ihn gefragt, ob er ihr helfen könnte, da sie eine Landkarte in diesem Raum hier verstaut hatte und ihr dabei einige Kartenständer umgefallen waren. Bei dieser Dunkelheit war dieses Missgeschick ja kein Wunder. Nett, wie er war, hatte er natürlich zugestimmt. Dass es sich dabei um Luna, die ihm in den letzten Tagen des Öfteren begegnet war, ignorierte er mal. Vieleicht war das gestern in diesem Café ja auch doch nicht ihre Stimme gewesen. Gestern. Der Blonde wollte lieber nicht mehr daran denken. Nathaniel hatte der offenen Tür den Rücken zugewandt, sodass er es nicht mitbekommen hatte, dass Luna, die zuvor auch noch in dem Raum, eben diesen verlassen hatte. Er hörte sie noch draußen redete, bis etwas passierte, das ihn stutzen ließ. Eine weitere Person kam leicht taumelnd, als ob dieser jemand geschubst worden wäre, in den Raum, bevor die Türe ins Schloß fiel. Damit war auch das letzte Licht aus diesem Zimmer ausgesperrt. Es herrschte kurz verwirrte Stimme, bis den beiden Personen die Situation klar wurde. »Hey?! Ist das ein schlechter Scherz? Mach die Tür wieder auf! Heeeeey!!!« Das war definitiv Castiels Stimme. Also war er derjenige, der gerade unfreiwillig in dem Raum gekommen war. Der Rothaarige klopfte immer wieder gegen die Tür und schrie diese mit angepisster Stimme an. Nathaniel schwieg. »Verdammt nochmal! Mach die Tür auf! Luna, verdammt! Du ******!!« Während Castiel weiter die Tür massakrierte, wurde Nathaniel vollends bewusst, dass sie hier eingesperrt waren. Aber warum? Darauf hatte er keine Antwort. Dieses Mädchen hatte einfach die Türe zugeknallt und abgeschlossen. War sie denn verrückt?! Erst nach rund 5 Minuten hatte Castiel in seinem Toben inne gehalten. Es schien auch, als würde er erst jetzt registrieren, dass er nicht alleine in diesem Raum war. Sehen konnte man einander ja nicht wirklich. »Is‘ da wer? «, fragte der Rothaarige in die Dunkelheit hinein. Nathaniel räusperte sich. »Ja, Ich.«, antwortete er äußerst sinnvoll. Castiel schwieg einen Moment. »Nathaniel?«, fragte er schließlich. »Ja.«, antwortete dieser wieder. Es herrschte kurze, betroffene Stille. Noch einmal klopfte Castiel schließlich heftig gegen die Tür, bis er es wieder aufgab. Es hatte doch eh keinen Sinn. Luna war von der Tür abgehauen und kaum jemand hatte um diese Zeit noch Unterricht. Zudem lag der Raum abseits des Lehrerzimmers, sodass es unwahrscheinlich war, dass die Direktorin hier vorbei kam. Steckten sie jetzt wirklich bis morgen hier fest? Nathaniel wollte das nicht glauben. Irgendeinen Weg hier raus musste es doch geben. Durch das kleine Fenster in diesem Raum passte kein Mensch. Man konnte maximal versuchen, die Tür irgendwie einzutreten, aber trotz allem würde das nur Ärger geben. Der Blonde seufzte. Er ging ein paar Schritte nach hinten, bis er sich an der Wand wiederfand. An dieser ließ er sich nun seufzend nach unten gleiten, bis er auf dem Boden saß. Castiel stand erst noch unschlüssig herum, bis er sein Handy aus der Hosentasche kramte. Das beleuchtete Display spendete dem dusteren Raum zumindest ein wenig Licht. »Wie, hier hat man keinen Empfang?«, fluchte der Rothaarige dann aber auf einmal los. Nathaniel blickte auf. Ein Handy wäre natürlich ihre Rettung gewesen, aber wenn man hier wirklich keinen Empfang hatte, brachte es sie auch nicht weiter. Noch einmal fluchte Castiel herum, bis er mit dem Handy den Raum kurz ausleuchtete und sich schließlich auf dem Boden neben den Schülersprecher nieder ließ. Er wollte doch einfach nur heim, und jetzt saß er hier mit dem Blondie fest. Schlimmer konnte es nicht kommen. Eine Weile herrschte zwischen den beiden Stille, in welcher beide überlegten, wie sie hier am besten rauskämen. Sie spielten einige Möglichkeiten durch, aber es brachte auch nicht wirklich was. Auch Castiels Handyakku neigte sich dem Ende zu, sodass bald das einzige Licht im Raum auch wieder verschwand. Nathaniel war das gar nicht Recht. Eingesperrt in einem dunklen Raum. Das alles glich viel zu sehr den Alpträumen, die der Blondhaarige als Kind immer gehabt hatte. Fürchterliche Monster fielen über einen her und man konnte nicht fliehen, nicht einmal etwas sehen konnte man, nur immer wieder diese furchtbaren Monsterfratzen. Nathaniel wusste, dass solche Alpträume kindisch waren, aber er konnte den Gedanken daran einfach nicht verdrängen. Eingesperrt. Enge. Dunkelheit. Vielleicht gab es irgendwann nicht mehr genug Sauerstoff. Dem Blonden gingen die schrecklichsten Szenarien durch den Kopf und ehe er es bemerkte, hatte er angefangen zu zittern. »Nath? Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Castiel in einem ungewohnt besorgten Tonfall. Nathaniel antwortete zuerst nicht, was den Rothaarigen dazu veranlasst, näher an ihn zu rutschen. »Du zitterst ja.«, stellte Castiel unnötigerweise fest. Ihm war es auch nicht wohl, eingesperrt zu sein, aber zumindest würde er deswegen nicht so schnell due Nerven verlieren. Er glaubte eben auch fest daran, dass sie hier ganz schnell irgendwie wieder rauskämen. Irgendwie eben. »Alles….. in Ordnung.«, meinte nun Nathaniel mit leiser Stimme, während er die arme um seine angezogenen Knie geschlungen hatte. Nach alles in Ordnung sah das definitiv nicht aus, wie Castiel fand. Nicht, dass er gerade überhaupt etwas sehen könnte. Wieder herrschte kurze Stille. So langsam machte sich Castiel allerdings Sorgen, was mit dem Schülersprecher los war. Eigentlich machte er sich sonst um kein jemanden Sorgen, aber diesmal war es anders. Extremsituationen veränderten eben auch die stärksten Kerle. »Hey, es ist alles gut, ja? Wir kommen hier schon wieder raus.«, erklang wieder Castiels ungewohnt klingende stimme. Nach diesen Worten legte er einen Arm um Nathaniels Schultern und zog ihn leicht an seine Seite. Der Blonde erstarrte kurz, bevor er sich tatsächlich ein wenig an den anderen drückte. Zu spüren, dass er nicht alleine hier war, tat ihm gut. Immer wieder sagte er sich im Kopf, dass sie natürlich hier rauskommen würden, das wollte er Castiel glauben. Der Schülersprecher kniff kurz seine Augen zusammen, bevor er sie wieder öffnete. Dunkelheit. Noch bevor Nathaniel überhaupt irgendetwas machen konnte, hatte Castiel ihn einfach ganz in seine Arme geschlossen. Er umarmte ihn eng und fest, aber nicht so, dass es wehtat. Die Nähe zu dem anderen beruhigte ihn leicht und fast wie alleine legten sich nun auch seine arme um Castiels breite Schultern. Dieser ließ es zu und wollte, dass der Blonde sich einfach nur beruhigte. Eine Weile saßen sie einfach nur Arm in Arm da, bis Nathaniels Zittern sogar aufgehört hatte. Castiel hatte ihm mit den Händen ein wenig über den Rücken gestrichen, was wohl auch dazu beigetragen hatte. »Ich geh mal noch ein wenig die Tür massakrieren.«, meinte Castiel schließlich und wollte den Schülersprecher loslassen. Dieser klammerte sich allerdings auf einmal an ihn und wollte ihn gar nicht aufstehen lassen. Vielleicht wäre es vernünftig, gelegentlich zu rufen und zu klopfen, falls im unwahrscheinlichen Fall doch noch jemand in der Schule war. Nathaniel wollte Castiel allerdings im Moment unter keinen Umständen loslassen. Viel zu gut tat seine Nähe und wenn er ihn bei sich spüren konnte, machte ihm selbst die Dunkelheit gerade gar nichts mehr aus. Mit einem leisen Seufzen setzte sich Castiel wieder richtig hin und drückte den Kopf des Blonden sanft an seine Brust. Er war ja kein Unmensch, der sich nicht um andere kümmerte, wenn sie hin brauchten. Sein Bad-Boy-Image war zum Teil ja auch nur Fassade. Nath klammerte sich noch immer ein wenig an den Rothaarigen, was dieser wieder leicht zum Seufzen brachte. Auf dieser wurde diese Position einfach unbequem. Wortlos packte er daher den Blonden an den Schultern und hievte ihn einfach auf seinen Schoß. Der Schülersprecher war zuerst etwas erschrocken, drückte sich dann aber doch glatt direkt an Castiels Brust. Der Rothaarige umarmte Nath nun auch wieder und diesmal war es deutlich bequemer. In diesem Moment war es auch, als hätten sie ihre ganzen Streitigkeiten beigelegt und wären ein Herz und eine Seele. Gerade gab es nur sie beide und irgendwie, angesichts ihrer Lage, stimmte das ja auch. Castiel konnte Nathaniels Atem an seinem Hals spüren, was dafür sorgte, dass er dort eine leichte Gänsehaut ausbreitete. Die Arme des Blonden lagen um seine Schultern, seine eigenen hatte Castiel um die Mitte des anderen geschlungen. Würden sie jetzt in einer anderen Umgebung so dasitzen, würde man sie bestimmt für ein Liebespaar halten. Castiel erstarrte leicht bei diesem Gedanken. Hatte er sich gerade wirklich vorgestellt, wie es aussehen würde, wenn sie beide ein Paar waren? Dieser Gedanke schockierte ihn nicht nur, vielmehr brachte es sein Herz um einiges schneller zum Schlagen. Beinahe hatte der Rothaarige das Gefühl, der Schülersprecher könnte dies auch noch hören. Aber nicht nur Castiels Herz spielte verrückt, sondern auch sein Magen. Es fühlte sich an, als ob Schmetterlinge… Nein, eher verdammte, mutierte Riesenschmetterlinge in seinen Gedärmen Party machen würden. Sein Kopf war überschüttet von verwirrten Gedanken, sodass er sich fragen musste, was denn auf einmal mit ihm los war. Die Antwort darauf sah er plötzlich wie ein Hammerschlag vor Augen. >Nein… nicht wirklich? Oder doch? Aber… Ich… in Nath?!<, dachte sich Castiel immer wieder und seine eigene Antwort verwirrte ihn nur noch mehr. Es dauerte ein paar Minuten, in denen er sich gesammelt hatte. Für ihn stand fest, dass er sich überzeugen musste, ob dieses Gefühl auch wirklich echt ist oder ob seine Schlussfolgerung nun doch falsch war. Er konnte den blonden Streber nicht einmal leiden, und jetzt sollte er das komplette Gegenteil für ihn empfinden? »Nath? Darf ich dich küssen?«, fragte der Rothaarige nun mit vollem Ernst. Nathaniel erstarrte bei dieser Frage. Zuerst dachte er, Castiel wollte sich über ihn lustig machen, aber der ernste Tonfall überzeugte ihn doch vom Gegenteil. Er wusste zuerst nicht, was er antworten sollte und drückte sich erst mal von dem anderen weg. Das alles erinnerte ihn grad an ihren letzten, ersten Kuss, nach welchem es ihm so dreckig ging. Das >Nein< lag ihm schon auf der Zunge, aber es platzten ihm ganz andere Worte heraus. »Damit es mir danach wieder so scheiße gehst? Du küsst mich, berührst mich und lässt mich danach eiskalt fallen und tust so, als ob ich Luft für dich wäre?!« Nathaniels Worte erklangen verdammt laut in dem Raum. Gerade noch war er ruhig, verwirrt, jetzt war er wütend. Wütend auf Castiel, aber auch wütend auf sich selbst, dass er sich so aus der Fassung bringen ließ. Und das alles nur wegen einer einzelnen Person. Castiel war sprachlos angesichts Nathaniels plötzlichen Wutausbruches. Der Blonde saß nun zwar aufrecht, aber dennoch immer noch auf Castiels Schoß. »Aber…«, begann der Rothaarige nun, aber der Schülersprecher unterbrach ihn. »Du weißt ja gar nicht, wie ich mich danach gefühlt habe. Für dich war das nur ein verdammtes Spiel, aber ich Idiot dachte an etwas anderes. So was will ich echt nicht nochmal haben.« Nathaniel konnte sich kaum noch zurückhalten und die Tränen, die sich in seine Augenwinkel geschlichen haben, konnte er auch nicht mehr unterdrücken. Castiel schwieg noch einen Moment und dachte sich, dass er jetzt wohl oder übel über seinen Schatten springen musste. »Ich wollte da wirklich nur mit dir spielen, dich aus der Reserve locken, mal ein anderes Gesicht an dir sehen. Du tust immer so brav und das hat mich angekotzt. Aber danach…. Dann wusste ich auf einmal nicht mehr, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Ich hab doch auch Gefühle und…«, Castiel holte nach den Worten Luft, »Es tut mir leid…« Jetzt war es Nathaniel, dem vollkommen die Worte fehlten. Hatte er da gerade richtig gehört? Castiel hatte sich entschuldigt? Castiel?! Derjenige, der sich aus allem nur einen Spaß macht, einen Haufen verbotener Dinge tat und grundsätzlich mehr Fehltage als Anwesenheitstage in der Schule hatte? Genau der hatte sich gerade bei ihm entschuldigt? Nathaniel war wirklich perplex, sogar mehr als das. Um das alles zu verdauen, brauchte er einen Moment. Nun klopfte auch sein Herz stärker als zuvor, und den Tränen auf seiner Wange wich eine schwache Röte. Eine Spur Hoffnung keimte in ihm auf und wenigstens einmal, wollte er sich daran klammern. Für ihn war es kein Problem, dass der andere ein Junge war, vielmehr hatte es ihn eher gestört, dass es einfach nur Castiel war. Castiel sein musste. Und im Moment wollte er keinen anderen. »Das heißt….?«, fragte der Blonde nun zaghaft, leise, ohne noch etwas an die Worte anzuhängen. Castiel zögerte noch einen Moment. Ihm fiel es schwer, das alles zuzugeben und er konnte nur hoffen, dass diese Worte nie diesen Raum verlassen würden. Er atmete noch einmal ein, nahm seinen Mut zusammen und fragte das, was er nie geglaubt hätte, Nathaniel einmal zu fragen. »Willst du mit mir zusammen sein?« Nathaniel konnte erst gar nicht glauben, was er da gehört hatte. Er wurde gerade nicht wirklich gefragt, ob er mit Castiel zusammen sein wollte? Das konnte er echt nicht glauben. Aber wenn er doch richtig gehört hatte, wollte er denn? Der Blonde war erst mal zu keiner Antwort fähig. Der Rothaarige wartete schweigend und angespannt eine Antwort ab. Es hatte ihn verdammt Überwindung gekostet das zu fragen und er wusste nicht, wie er reagieren sollte, wenn er jetzt einfach abserviert wurde. Nathaniel holte tief Luft. »Willst du mich eigentlich verarschen?«, schrie der Schülersprecher den anderen an und wollte sich nun endgültig erheben. Castiel reagierte allerdings noch schnell genug und fasste den Blonden am Arm und zog ihn ruckartig zu sich. Bevor Nathaniel sich wehren konnte, wurde er an den Rothaarigen gedrückt und dessen Lippen lagen auf seinen. Der Schülersprecher riss die Augen. Der Kuss ging nur ein paar Sekunden lang, aber er reichte aus, um Nathaniel endgültig zum Verstummen zu bringen. »Ich hab das verdammt noch mal ernst gemeint. Dieses eine Mal kannst du mir echt glauben.«, meinte Castiel in einem leicht protestierenden Ton, auch wenn er eigentlich ruhig bleiben wollte. Nathaniel schwieg noch immer, während er die Arme des anderen, die ihn eng an ihn drückten, um sich spürte. Für einen Moment sagten beide nichts, bis Castiel begann, dem Blonden zärtlich über den Rücken zu streicheln. »Du wirst mich doch nur verletzen…«, murmelte dieser leise, wobei sein Kopf an Castiels Schulter lehnte. Er spürte, dass er sich nach ihm sehnte, war aber noch nicht bereit, sich auf ihn einzulassen. Zu groß war die Angst, dass Castiel doch irgendein fieses Spiel mit ihm trieb. »Werde ich nicht.«, sprach Castiel, so sanft wie nie zuvor. Anschließend küsste er den Blonden auf die Stirn. »Und du meinst es wirklich ernst? Du willst echt...? Und das sagst du nicht nur, weil wir hier eingesperrt sind?«, hakte Nathaniel noch immer nach. Seine Zweifel wurden allmählich doch weniger, da er dem Rothaarigen einfach glauben wollte. Tief in seinem Inneren sehnte er sich nach ihm, wollte ihn ganz für sich haben. Nur wollte er dann im Endeffekt auch nicht verletzt werden. »Ja, verdammt.«, murrte Castiel nur, da er nicht verstand, warum Nath ihm nicht glauben wollte. Klar, sie hatten ziemlich oft miteinander gestritten und Castiel hatte alles andere als einen guten Ruf an der Schule, aber glauben konnte man ihm doch. Zumindest jetzt. Da Nathaniel wieder nichts sagte, fühlte sich der Rothaarige fast wieder dazu genötigt, ihn zu küssen, was er auch tat. Der Schülersprecher war zuerst überrascht und zögerte, schloß dann aber zaghaft seine Augen und ging vorsichtig auf den Kuss ein. Castiel küsste ihn zärtlich und gefühlvoll, nicht so wie bei ihrem ersten Kuss. Dieser Kuss dauerte nun länger und Nathaniel hatte noch immer die Augen geschlossen, als er endete. Schweigend kuschelte er sich schließlich an Castiels Brust. »Ich fasse das mal als ja.«, meinte der Rothaarige daraufhin leise und zog Nathaniel noch enger zu sich. Dieser nickte nur und schwieg. Einige Zeit saßen sie einfach nur aneinander gekuschelt da, bis Castiel die Stille unterbrach. »Wenn wir hier draußen sind, zeige ich dir noch mehr, wie ernst ich es meine.« Wieder einmal gab Nathaniel keine Antwort und errötete bei diesen Worten leicht. Was Castiel damit meint, konnte er sich nur zu gut vorstellen. Wenn er denn überhaupt richtig dachte. »Und Luna kann auch was erleben, das gibt Rache.«, fügte der Rothaarige grummelnd noch hinzu und war für einen Moment mit den Gedanken ganz woanders. »Musst du immer die Stimmung zerstören?«, fragte Nathaniel nun leise und mit empörten Unterton. Castiel grinste daraufhin, auch wenn man es nicht sehen konnte. »Kennst mich doch.«, meinte er daraufhin nur und schon fanden seine Lippen wieder die des Blonden. Sie hatten sich keine zehn Sekunden lang geküsst, als auf einmal die Türe aufging und ein heller Lichtkegel von dieser ausgehend den Raum beleuchtete. Nathaniel erschrak leicht und löste sich nun endgültig von Castiel, indem er aufstand. Zwei Augenpaare richteten sich auf denjenigen, der gerade verwirrt im Türrahmen stand. Jade. »Was macht ihr denn hier drin?«, fragte der Junge mit den türkisen Haaren perplex. »Wir äh… waren hier eingesperrt.«, erklärte Nathaniel daraufhin, wobei seine Wangen wieder ein wenig gerötet waren. Jade zog nur eine Augenbraue nach oben und schnappte sich eine Pflanze, die hinter einer Landkarte halb hervor lugte. »Nachtschattengewächs. Der einzige Raum, der tagsüber dunkel genug dafür ist.«, meinte er nur, bevor er verschwand. Es hatte den Jungen leicht schockiert, wie er Nathaniel und Castiel gerade vorgefunden hatte, sodass er sich lieber nicht weiter einmischen wollte. Dass er die beiden davor bewahrt hatte, bis zum Morgen in diesem Raum festzusitzen, ahnte er nicht einmal. Erleichtert schritt Nathaniel nun nach draußen, Castiel folgte ihm und schnappte sich auch gleich dessen Hand. Sehen würde sie jetzt eh niemand, es sei denn, Jade wäre ein Spanner. »Endlich.«, meinte Nathaniel erfreut, als er sich auf dem Gang seine noch immer von vorhin an der Wand lehnende Tasche schnappen wollte. Castiel zog ihn allerdings an der Hand wieder zurück in seine Arme. »Ja, endlich.«, meinte nun auch der Rothaarige, bevor er den Schülersprecher inniger als zuvor küsste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)