The Collateral Damage of an Airplane Precipice von abgemeldet (LOST in Emotional Chaos) ================================================================================ Kapitel 3: Bad Day ------------------ Nach dieser niederschlagenden Entdeckung machte die Truppe sich auf den Heimweg. Keiner sprach ein Wort. Der Abstieg wurde schweigend hinter sich gebracht. Nach etwa einer Stunde schlug Sayid vor, dass sie ein Lager für die Nacht aufschlagen sollten. „Was? Du willst hier im Dunkeln im Dschungel hocken und darauf warten, dass noch ein Eisbär, oder viel schlimmer dieses Monster, wiederkommt? Da kannst du ja gleich danach rufen! Also, ich geh zurück zum Strand.“, murrte Sawyer genervt. Er würde bestimmt nicht noch eine Sekunde länger in diesem Wald verbringen und besonders nicht mit solch einer Gesellschaft! Elena sah ihn durchdringend an. „Hey, bleib hier. Du schaffst es sowieso nicht vor Sonnenuntergang am Strand zu sein und allein bist du ein noch viel leichteres Ziel für dieses Ding.“, beharrte sie und er sah sie lächelnd an, wobei er äußerst verführerisch aussah. „Oh, du willst wohl nur, dass ich dich wärme, was, Baby?“, wisperte er ihr zu, als er ihr so nahe gekommen war, dass keiner von den anderen es hören konnte. „Das hättest du wohl gern!“, entgegnete sie allerdings nur und setzte sich demonstrativ weit weg, während Sayid und Boone Holz sammelten, um ein Feuer zu entfachen. Als alle so um das Feuer herumsaßen, fiel das Thema natürlich wieder auf den Absturz und die hoffentlich baldige Rettung. „Der Pilot sagte, er hat den Kurs geändert und wollte Fidschi anfliegen.“, erzählte Elena und sah die anderen entschuldigend an. Sie hätte ihnen viel lieber gesagt, dass schon jemand unterwegs war, um sie von dieser Insel runterzuholen. Doch das war scheinbar nicht so. „Wir sind sechs Stunden geflogen, bevor wir abgestürzt sind. Das heißt wir sind etwa eintausend Kilometer vom Kurs abgekommen.“, ermittelte der Iraker und strich sich sein schwarzes lockiges Haar aus dem Gesicht. Es wurde wieder einige Zeit lang geschwiegen. „Na ja, mittlerweile gibt es doch im Weltraum Satelliten... Vielleicht können die uns so finden. Immerhin fotografieren die Teile auch Nummernschilder.“, versuchte Charlie die Gruppe wieder zu ermutigen, doch Sayid zerstörte dies alles. „Oh, zu schade, dass wir unsere Nummernschilder nicht dabei haben!“, gab er sarkastisch zurück und es wäre auch recht komisch gewesen, wenn sie sich nicht in einer so misslichen Lage befänden. „Ein Satellit braucht ein Ziel, dass er fotografieren kann. Wenn er nicht weiß, von was er Fotos machen soll, dann tut er es auch nicht.“, klärte er Charlie dann auf, der nur verständlich mit dem Kopf nickte. Das war natürlich mies! Sawyer meldete sich wieder zu Wort, obwohl einige wahrscheinlich lieber gewollt hätten, dass er den Mund hielt. „Okay, Leute. Wir sind am Arsch der Welt und uns jagt so ein Ding, von dem niemand weiß wie es aussieht. Also, reden wir mal über was anderes... Die Nachricht, zum Beispiel.“, wandte er ein und leere Gesichter antworteten ihm. Er versuchte es erneut, sichtlich genervt. „Sie läuft schon über sechszehn Jahre, wie unser Captain Falafel uns bereits klargemacht hat. Es ist folglich sehr unwahrscheinlich, dass uns einer findet, oder?“, harkte er nach und schließlich antwortete Boone ihm. „Wir sollten den anderen davon erzählen.“, brachte er seine Meinung ein, doch Elena schüttelte hastig mit dem Kopf. „Nein, dass sollten wir besser sein lassen.“, bedachte sie, doch Boones Gesichtsausdruck zeigte ihr, das er nicht verstehen konnte, was sie da grade von sich gegeben hatte. Auch in den Gesichtern der anderen, mit Ausnahme von Sayid, bildeten sich große Fragezeichen. Sie holte Luft, um sie aufzuklären. „Wenn wir ihnen davon erzählen, werden sie vielleicht in Panik geraten.“, beteuerte sie und Sayid eilte ihr zur verbalen Hilfe. „Das stimmt. Wir würden ihnen jegliche Hoffnung auf Rettung nehmen und Menschen sind echt zu allem fähig, wenn sie nicht mehr hoffen können.“, bestätigte er und alle sahen sich an. Das klang schon überzeugend. Und sie wollten ja nicht, dass sich dieser Abenteuertrip in ein Massaker verwandelte. Sie entschieden, dass es nun Zeit war, sich auszuruhen, also legten sich alle hin. Elena hörte das Rascheln von Grashalmen genau neben ihrem Kopf. Müde öffnete sie die Augen und sah sich vorsichtig um, konnte in der Dunkelheit allerdings nicht wirklich etwas erkennen. War das etwa wieder irgendein Tier, dass ihnen aufgelauert hatte? Sie wollte schreien, ließ es allerdings bleiben. Neben ihr lag Sawyer. Sie erkannte seine Silhouette. Gerade wollte sie ihn anstupsen, um ihn ebenfalls wach zu machen, da sprang Sayid auf und löste somit sowieso ein panisches Durcheinander aus. Alle schreckten sofort hoch und blickten sich an. Boone stand in ihrer Mitte und hielt die Pistole und das Magazin mit der letzten Kugel in den Händen. „Er hat mir die Waffe abgenommen!“, empörte sich Sawyer lautstark und auch Sayid bemerkte, dass Boone die Munition hatte, die er in seinen Rucksack verstaut hatte. „Was soll das werden, Boone?“, wollte er mit ruhiger, aber auch bedrohlicher Stimme wissen. Der junge Mann schluckte nervös. „Ich dachte nur, jemand sollte sie haben. Falls wieder ein Bär oder sonst was auftaucht.“, versuchte er sich zu verteidigen, wobei er kläglich scheiterte. „Und dann dachtest du, die Knarre wäre in deinen unerfahrenen Händen gut aufgehoben?“, erkundigte Sawyer sich nun in dem gewohnt ironischen Tonfall. „Na gut! Wenn ich sie nicht haben soll, dann nimmt Elena sie!“, schlug er vor und reichte ihr das kalte Metall. Sie war so erschrocken, dass sie sie beinahe wieder fallen ließ. „Aber ich...“, wollte sie gerade widersprechen, da mischte sich Kate ein. „Du hast Erfahrungen mit Waffen, Elena.“, wandte sie ein und die junge Ärztin sah sie verdutzt an. Was sollte das denn heißen? Nur, weil sie wusste, wie man schießt, musste sie unbedingt mit dem Teil durch die Gegend laufen? „Aber Sayid und Sawyer...“, brabbelte sie, wurde allerdings wieder von der anderen Frau unterbrochen. „Sayid hat andere Aufgaben und Sawyer würde uns vermutlich erschießen, wenn ihm irgendetwas nicht passt.“, argumentierte sie, was dem Blonden gar nicht gefiel. „Hey, jetzt stell mich mal nicht so dar, als ob ich vollkommen unkontrolliert durch die Weltgeschichte flaniere. Klar, Sommersprosse?!“, murrte er gereizt. „Woher kann unsere liebe, süße Doktor Quinn überhaupt mit solchen Spielzeugen hantieren?“, harkte er dann nach und kam ihr dabei wieder auf diese unangenehme, bedrängende Art näher, sodass sie ihm am liebsten die Pistole an den Kopf gehalten hätte. „Ich hatte Unterricht. Als schwache, wehrlose Frau hat man es schließlich nicht einfach in dunklen Gassen oder sonderbaren Urwäldern.“, entgegnete sie und schob das Magazin in die Waffe. Ein Klicken ertönte, als es einharkte. Sawyer war ihr nun so nah gekommen, das sie seinem Atem auf ihrem Haar spüren konnte. „Scheint ja so, als ob David nicht gut genug war, um dich zu beschützen. Wenn du willst, kannst du zu mir kommen, sobald wir wieder am Strand sind... Dann kann ich auf dich aufpassen, während du mir zeigst, wie du deinen Beschützern dankst...“, witzelte er und sein dreckiges Kichern drang an ihre Ohren. Mit ihrer Faust holte sie aus und verpasste ihm einen Tiefschlag, der ihn vor Schmerz in eine Krümmung zwang. Hatte die nicht mehr alle Tassen im Schrank? Das tat doch weh! Von den anderen bekam er allerdings keine mitfühlenden Worte oder Blicke, sondern eher abfällige Bemerkungen. Es wurde sich wieder schlafen gelegt. Am nächsten Morgen erreichten sie rasch den Strand und wurden auch bereits von allen erwartet. Sayid erklärte, dass sie leider kein Signal empfangen hatten und das sie wohl noch länger hier bleiben mussten. Deshalb teilte er die Gruppe ein. Einige sollten sich um Planen kümmern, damit man Regenwasser sammeln konnte, eine andere Gruppe sollte sich ums Essen kümmern, damit sie noch lange etwas davon hatten, und wieder andere sollten für ihn alle elektronischen Geräte sammeln, damit er das Funkgerät umbauen könnte, um ein besseres Signal zu erreichen. Alle waren ziemlich betrübt darüber, ließen allerdings die Köpfe nicht hängen, sondern machten sich sofort wieder an ihre zugeteilten Aufgaben. Elena zog Jack beiseite, um sich unter vier Augen mit ihm zu unterhalten. „Sayid lügt, Jack.“, gestand sie ihm und er sah sie verwundert an. „Was?“, wollte er verdutzt wissen und sah sie mit schräggelegtem Kopf an. Warum sollte er das tun? Die junge Ärztin holte einmal tief Luft, um ihm schließlich aufzuklären. „Wir konnten kein Signal senden, weil es von einem anderen blockiert wurde. Die Stimme einer französischen Frau, die immer wieder dasselbe wiederholt.“, erzählte sie ihm und blickte dann schluckend auf ihre Schuhe. Sie trug mittlerweile Wanderstiefel, die sie von einer Toten genommen hatte. „Und was hat sie gesagt?“, harkte der Mann nach und durchbohrte sie nahezu mit seinen braunen Augen. Sollte sie ihm das erzählen? Sie musste. Ansonsten hätte sie gleich darüber stillschweigen bewahren können. „Sie sprach davon, dass alle von irgendeinem Ding getötet wurden.“, antwortete sie ihm und ihre Augen spiegelten ihr Bedauern, über diese schlechten Nachrichten, wieder. „Das Monster?“, kam es skeptisch von Jack und sie zuckte bloß mit den Schultern. „Das weiß ich nicht, Jack. Das Einzige, das wir herausbekommen konnten, ist, dass die Nachricht schon seit sechszehn Jahren läuft.“, murmelte sie und ließ den Kopf mutlos hängen. „Hey, wir schaffen das schon, Elena. Glaub mir.“, versuchte er sie aufzuheitern und nahm ihre Hand in seine. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Wärme seiner Haut spürte. „Ja, du hast Recht.“, entgegnete sie und war gewollt ihn zu umarmen. Doch er schien noch etwas auf den Herzen zu haben. „Der Mann mit dem Splitter in der Brust... Ich habe ihn heute zusammen mit Hurley operiert und...“, wollte er ihr berichten, doch sie unterbrach ihn. „Hat er es geschafft? Wie geht es ihm?“, löcherte sie den Kollegen, der abwehrend die Hände hob. „Er ist soweit stabil. Obwohl Hurley mir einige Mal kollabiert ist und ihn beinahe unter sich erdrückt hätte.“, scherzte er und sie lachte. Aber dann wurde er wieder ernst. „Elena... Er hat mit mir geredet. Der Mann ist ein US-Marshall.“, warf er ein und nun wusste sie, dass Sawyer Recht gehabt hatte. „Und er war nicht allein. Er hatte eine Gefangene bei sich.“, wurde sie von Jacks Stimme aus den Gedanken gerissen und blickte ihn verwirrt an. Eine Gefangene? Also konnte der blonde Störenfried gar nicht der Bösewicht sein. „Hat er gesagt, wer es ist?“, traute sie sich die Frage zu stellen und Jack nickte bedrückt. „Es ist Kate. Elena... Wir müssen es den anderen sagen.“, verlangte er. Sie spürte, wie ihr für einen Moment lang schlecht wurde, bekämpfte diesen Ohnmachtsanfall allerdings. Die nette Kate war wirklich eine Schwerverbrecherin? Das konnte sie nicht wirklich glauben. Aber, wenn Jack das von dem Mann erfahren hatte, dann musste es ja auch stimmen. Doch irgendwie fand sie die Idee nicht sonderlich schlau, es allen zu erzählen. „Wir sollten es für uns behalten, Jack. Was, wenn alle durchdrehen? Der Gedanke eine Verbrecherin... Vielleicht sogar Mörderin unter uns zu haben, ist nicht gerade berauschend. Außerdem müssen wir nun alle zusammenhalten und Kate hat sich bis jetzt nur als Hilfe herausgestellt.“, wandte sie ein, was ihm auch einleuchtete. Sie hatte ja Recht. Er gab sich geschlagen. Da fiel ihm allerdings schon das nächste Problem ein. „Da gibt es noch eine andere Sache, die mir Sorgen bereitet. Die Antibiotika gehen uns so langsam aus.“, unterbreitete er ihr, was ihn beunruhigte. Sie sah sich die Vorräte an. Es stimmte. Die Medikamente reichten vielleicht noch ein bis zwei Tage. „Vielleicht sind noch welche im Wrack?“, überlegte sie dann laut und sie entschieden sich schließlich dazu, den zerstörten Mittelteil des Flugzeugs zu durchstöbern. Hurley wurde befehligt auf den Schwerverletzten aufzupassen, während sie sich, mit Taschenlampen bewaffnet, in das Wrack begaben. Sie hatten gerade mit den Suchen angefangen, da hörten sie ein Rascheln, das ebenfalls aus den Trümmern an ihre Ohren drang. Sofort stellte Jack sich schützend vor Elena und sie warteten darauf, das irgendetwas sie anspringen würde, doch stattdessen ging eine weitere Taschenlampe an. „Buh! Na, hab ich euch erschreckt, ihr Turteltäubchen?“, hörten sie Sawyers Stimme und atmeten erleichtert auf. „Was machst du hier?“, erkundigte Jack sich und strich sich durch sein kurzes, dunkles Haar. Der Blonde grinste und näherte sich ihnen. „Ich suche nach brauchbaren... Alkohol, Zigaretten, Playboys...“, klärte er sie auf und blickte dabei verführerisch auf Elena, die sich lieber noch ein bisschen mehr hinter ihrem Kollegen versteckte. „Du plünderst.“, stellte dieser fest und Sawyer lachte. „Genau wie ihr zwei Hübschen.“, erwiderte er und grinste süffisant. „Wir suchen nur nach Antibiotika, Sawyer. Das ist was anderes.“, verteidigte Jack ihr Vorhaben. Sawyer sah sie skeptisch an. „Wie viele Medikamente wollt ihr noch an ihn verschwenden? Der Mann stirbt sowieso. Er hat einen Metallsplitter in der Brust, der einen Elefanten töten könnte. Ich bitte euch, Leute.“, meinte er genervt und wollte die Trümmer schon verlassen, da konterte Jack. „Wir versuchen es zumindest, Sawyer.“, knurrte er und Elena dachte, dass die Beiden sich jeden Moment an die Gurgeln gehen würden, so aggressiv wie die sich gegenüberstanden. „Ihr denkt wirklich noch, dass wir gerettet werden, was? Ihr solltet mal überlegen, wo wir hier sind. Das ist nicht die Zivilisation, sondern die Wildnis. Nur der Stärkere überlebt.“, brachte Sawyer noch hervor und verschwand dann mit seiner Beute ins Tageslicht. Während Jack über den Blonden fluchte und ihn verwünschte, dachte Elena über seine Worte nach. Er lag nicht mal so verkehrt. Sie verschwendeten wirklich Medikamente an den Mann, der jede weitere Stunde nur noch mehr leiden musste. Sie erinnerte sich an die Pistole, die sie sich hinten in den Hosenbund gesteckt hatte. Das kalte Metall drückte gegen ihren Rücken. Was, wenn man ihn einfach von seinen Leiden erlöste? Nur ein einziger Schuss und es war vorbei. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab. Sie war Ärztin und keine Henkerin. Sie sollte retten und nicht töten. Es begann zu regnen und die Stimmung am Strand ähnelte dem Weltuntergang. Sie hatten noch einige Packungen mit Antibiotika finden können, doch es sah nicht gut aus. Wenn nicht bald ein Wunder geschehen würde, wäre es für alle vorbei. „Ich wette, Sawyer hat noch welche. So oft, wie der in dem Wrack...“, begann Jack, doch sie unterbrach ihn. „Hörst du das?“, fragte sie ihn und beide lauschten. Es hörte sich so an, als würde es einen Kampf geben und die Geräusche kamen aus dem Zelt, wo der verletzte Marshall lag. Sie rannten, wie von der Tarantel gestochen los und stürzten in das Zelt, nur um zu sehen, wie der, anscheinend ziemlich zähe Mann, Kate an den Hals ging und versuchte sie zu erwürgen. Jack ging sofort dazwischen und drückte den Marshall zurück auf seine provisorische Liege. Panisch hyperventilierte der Mann für einige Sekunden, bis er schließlich ganz die Luft anhielt. Jack schüttelte ihn und zwang ihn so wieder nach Luft zu schnappen. So schnell würde er ihn nicht wegsterben. Elena hatte währenddessen Kate beiseite genommen. „Was hast du mit ihm gemacht?!“, kam eine wütende Frage von Jack und er gab dem Mann etwas zu trinken und versuchte ihn zu beruhigen. „Ich wollte nur... Ich hab...“, stammelte sie vor sich hin und schien vollkommen aufgelöst. Wahrscheinlich hatte sie, verständlicherweise, nicht damit gerechnet, dass er sie in seinen Zustand angreifen würde. „Ist schon gut, Kate. Komm, wir gehen nach draußen.“, schlug die junge Ärztin der verstörten Frau vor und führte sie hinaus. Der Regen hatte sich bereits wieder gelegt. „Ich wollte nur nach ihm sehen, weil ihr beide doch nach Medikamenten gesucht habt.“, erklärte die Brünette und ihre grünen Augen zuckten aufgeregt hin und her. Elena legte ihr einen Arm auf die Schulter. „Kate... Es ist schon gut. Jack und ich... Wir wissen, dass du mit ihm zusammen im Flugzeug warst.“, gestand sie ihr und beide sahen sich durchdringend an. Dann lächelte Elena beruhigend und ihre azurblauen Augen funkelten. „Wir werden den anderen nichts davon erzählen. Egal, was du getan hast, Kate. Wir müssen schließlich zusammenhalten.“, versicherte sie ihr und die Frau atmete aus, was der Ärztin sagte, dass sie wohl irgendetwas fürchterliches verbrochen haben musste. Sie fiel ihr dankend um den Hals. Jack kam aus dem Zelt und störte so die Unterhaltung der Beiden. „Ich konnte ihn soweit ruhig stellen.“, richtete er sich an Elena, die nur nickte. „Wird er sterben?“, wollte Kate wissen und sah beide Ärzte an. Die warfen sich vielsagende Blicke zu. Das stand ja wohl fest! „Er hat starkes Fieber, spricht in keiner Weise auf die Antibiotika an und sein Abdomen ist verhärtet... Er hat vielleicht noch zwei oder höchstens vier Tage.“, diagnostizierte Jack und raufte sich das Haar. Kate schluckte. „Wird er sehr leiden müssen?“, harkte sie noch nach, bekam allerdings von keinem von beiden eine Antwort. „Kann man ihm das nicht irgendwie ersparen?“, fragte sie dann vorsichtig, was Jack sofort wieder in Rage brachte. „Wir sind Ärzte, Kate. Keine Mörder!“, zischte er zornig und ging mit einer abwertenden Geste in Richtung Meer, um Wasser von einem der Auffangbehälter zu holen. Elena blickte sie nur entschuldigend an und rannte dann hinter dem Wirbelsäulenchirurgen her. Kate konnte verstehen, das sie es nicht über sich bringen konnten. Aber irgendjemand musste etwas tun. Es wurde bereits Abend, da spazierten Jack und Elena durch das Camp. Sie unterhielten sich über die Ereignisse und natürlich über der Verletzten. „Irgendwie denke ich langsam, dass Sawyer und Kate Recht haben, Jack. Er leidet fürchterlich und die anderen werden langsam nervös.“, meinte sie und zuckte zusammen, als man den qualvollen Schrei des Marshalls den Strand entlanghallen hörte. Das konnte, selbst den Hartgesottenen unter ihnen, durch Mark und Bein gehen. „Spinnst du, Elena? Das kann jetzt nicht dein Ernst sein.“, empörte Jack sich über ihre Gedanken. Sie sah ihn betrübt an. Aber er musste doch kapieren, dass es so besser war. Man konnte halt nicht jeden retten. Sie waren schließlich auch nur Menschen und keine Götter, die einmal mit den Fingern schnippten und ein Wunder nach den anderen geschehen ließen. „Kann ich euch irgendwie helfen?“, erkundigte Sayid sich, der auf die Beiden stieß. Jack schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“, lehnte er ab und der Iraker sah ziemlich zerknirscht aus. „Manche hier denken, dass ihr den Mann nicht retten könnt.“, warf er dann ein und traf damit Jacks wunden Punkt. Er hasste es, zugeben zu müssen, dass er versagte. Auch wenn es momentan so war. „Hör mal, wir tun was wir können...“, wollte er sich chauffieren, doch plötzlich drang ein Schuss durch die Abendluft. Und erst jetzt fiel Elena auf, dass die Waffe, die sie bei sich getragen hatte, fehlte. Konnte es sein, dass Kate sie ihr abgenommen hatte, als sie sich umarmt hatten? „Das kam vom Zelt.“, stellte Sayid fest und sie rannten los. Dort angekommen sahen sie Kate, die mit dem Rücken zum Zelt stand und traurig und entschuldigend auf die Ärzte starrte. Doch sie hatte keine Waffe in ihren Händen. Stattdessen trat Sawyer aus dem Zelt. Sein Gesichtsausdruck sagte ihnen, dass er gerade eine schwere Entscheidung hatte treffen müssen. Ihre Blicke trafen sich und sie wusste, was er getan hatte. „Du Mistkerl! Wie konntest du nur? Was hast du getan?! Verdammt noch mal...“, schrie sie ihn hysterisch an und schlug ihm mit trommelnden Fäusten auf die Brust. Er sollte ihr sagen, was er getan hatte. Er sollte es vor ihr zugeben. „Ich musste es tun, Prinzessin... Weil ihr es nicht konntet.“, murmelte er und sie wollte ausholen und ihm eine Ohrfeige verpassen, doch Sayid hielt sie zurück, wobei er überrascht war, wie viel Kraft sie hatte. „Du verdammter...!“, fauchte sie und versuchte sich aus dem Griff des Irakers zu befreien. Doch der war unnachgiebig. Sawyers hellblaue Augen schienen sie um Verzeihung zu bitten, doch sie wollte davon nichts wissen. „Elena!“, rief Jack nach ihr und sie betrat rasch das Zelt. Sawyer und Sayid folgten ihr. „Ich hab ihm bloß einen Gefallen getan. Ihr hättet ihn nicht retten können...“, versuchte er seine Tat zu verteidigen. Aber als ein Röcheln an ihre Ohren drang, wussten sie, dass der Mann nicht tot war. „Du hast ihm in die Brust geschossen?!“, wollte Jack fassungslos wissen und kniete sich sofort neben dem Marshall. „Ich hab auf sein Herz gezielt!“, bekräftigte Sawyer und blickte auf Elena, die ihn abweisend ansah. „Ich wollte doch nur...“, murmelte er und ging auf sie zu, doch sie schlug so unvermittelt zu, dass er zuerst nicht wusste, was ihm da traf. Sein Gesicht wurde zur Seite geschleudert und als er sich ihr verdutzt wieder zuwandte, deutete ihr Finger in Richtung Ausgang. „Verschwinde, Sawyer, oder ich bring dich um! Raus hier!“, knurrte sie sauer und ihre Augen zeigten ihm kein Pardon. Also trollte er sich niedergeschlagen davon. Noch bevor der Blonde das Zelt verlassen hatte, war sie neben Jack. „Was tun wir jetzt?“, wollte dieser von ihr wissen und sie sah ihn etwas zaghaft an. Dann räusperte sie sich. „Ihr solltet rausgehen... Und zwar alle. Ich werde ihm erlösen... Das solltet ihr besser nicht sehen. Beruhigt lieber die Anderen.“, befahl sie ihnen und sie verließen sie, wenn auch etwas wiederwillig. Elena schluckt und nahm sich ein Kissen. „Es tut mir leid...“, wisperte sie dem, mit dem Tode ringenden, Mann zu und drückte dann so fest zu, wie sie nur konnte. Tränen liefen ihre Wangen hinunter und sie lauschte auf das Schnauben und Keuchen, dass langsam verebbte, bis sich schließlich kein Muskel mehr rührte. „Elena...“, kam es mehr als besorgt von Jack, als sie hinauskam und alle sahen, dass sie geweint hatte. Sie hielt ihn auf, als er versuchte sie in seine Arme zu nehmen und schüttelte zurückweisend den Kopf. Dann ging sie von der Gruppe weg und setzte sich an den Rand zum Dschungel. Sie wollte jetzt erst mal alleine sein und einen klaren Kopf bekommen. Wenn das überhaupt möglich war, nachdem, was sie getan hatte. Ihre Finger glitten über ihren Verlobungsring und sie erinnerte sie daran, wie David in ihr angesteckt hatte. Er hätte versucht den Mann zu retten, genau wie Jack. „Ich konnte es nicht, David. Entschuldige bitte.“, flüsterte sie und erschrak mit einem Mal, als sie ein Rascheln und Knacken vernahm, das hinter ihr zu sein schien. Sie drehte sich blitzschnell um und konnte erst nichts erkennen, doch dann sah sie ihn. Der Mann, den sie schon gestern zwischen den großen Bäumen und Büschen des Urwalds erkannt hatte. Er stand regungslos da und bewegte sich nicht. Sie erhob sich und machte einen Schritt rückwärts. „Was willst du?“, fragte sie, bekam jedoch keine Antwort. War sie nun vollkommen verrückt geworden? Das konnte einfach nicht sein. „Du konntest ihn nicht retten. Er ist tot, Elena. David ist tot.“, ertönte das Wispern und die Blätter wanden sich unter einer leichten Brise. Elena fröstelte. „Verschwinde!“, verlangte sie und schloss die Augen. Als sie diese wieder öffnete war der Mann verschwunden, doch seine Stimme echoechte immer wieder in ihrem Kopf, sodass sie in die Knie ging und anfing bitterlich zu weinen. Warum ausgerechnet jetzt? Was wollte er denn nur von ihr? Sie dachte, sie wäre ihn damals schon losgeworden. War das die Rache, für das, was sie getan hatte? Würde sie nie zu Ruhe kommen können? Es verging vielleicht eine Stunde bis sie sich wieder in der Lage sah zum Lager zurückzukehren. Dort angekommen entdeckte sie Sawyer, der ganz allein an einem Feuer saß und scheinbar in seinen Gedanken versunken war. Voller Verachtung beobachtete sie ihn. Er war selber dran schuld. Warum er musste sich auch überall einmischen und versuchen den coolen Superhelden zu spielen. Er war nichts mehr, als ein verabscheuungswürdiger Macho und Mistkerl, der seinen Nutzen aus dem Leid der anderen zog und sich darüber noch amüsierte. Gerade wollte sie weitergehen, um nach Jack zusehen, da bemerkte sie, dass seine Augen feucht waren. Kam das vom Schein des Feuers oder weinte er tatsächlich? Sofort meldete sich wieder ihre fürsorgliche Seite und sie hatte das Bedürfnis ihm ein wenig Trost zu spenden. Langsam näherte sie sich ihm, bis er sie bemerkte. „Ah, Prinzessin. Bist du auch gekommen, um mich niederzumachen?“, harkte er nach und rieb sich die Augen. Das waren tatsächlich Tränen gewesen? Sie schwieg einen Moment lang, setzte sich dann allerdings, zu seiner Überraschung, neben ihn und begann mit ihrer Fingerspitze Figuren in den Sand zu malen. „Nein... Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Das ist alles.“, entgegnete sie. Das verblüffte ihn jetzt vollkommen. Was wollte sie? „Sehe ich für dich nach jemand aus, der bemuttert werden muss?“, forschte er nach und musterte ihre Gesichtszüge. Gott, in diesem Licht wirkte sie noch attraktiver. Sie wandte sich ihm zu und ihre Augen schmälerten sich verächtlich und sie hielt kurz inne, da sie etwas beleidigendes sagen wollte. „Du hast gerade einen Mann getötet, Sawyer. Zumindest hast du es versucht und ich musste deinen Fehler ausbaden. Ich musste diesen armen Kerl ersticken...“, klärte sie ihn auf und sah ihn vorwurfsvoll an, doch er erwiderte nichts darauf. Was war nur los mit dem Typ? „Ich bin nicht damit einverstanden, wie du es getan hast... Aber immerhin hast du was getan und nicht nur daran gedacht, wie jeder andere von uns.“, lobte sie ihn dann, wobei er sie nur fassungslos anblitzte. Was redete die denn da? „Du willst mich wohl verarschen, was?“, fragte er ungläubig, doch sie schüttelte bloß den Kopf, sodass ihre Locken durch die Luft schwangen. Sie war doch nicht wie er. „Nein... Ehrlich gesagt... Danke, dass du es getan hast.“, meinte sie und sein Blick zeigte ihr, dass er total geplättet war und sich leicht veräppelt vorkam. Sie würde nicht anders reagieren. Ihre Gesichter waren sich mittlerweile so nahe gekommen, dass sich ihre Nasenspitzen schon fast berührten. Er musterte sie durchgehend und sie beide konnten spüren, dass irgendetwas zwischen ihnen zu sein schien. Doch da zog er sich wieder zurück. „Geh und mach dich über einen anderen lustig, Prinzessin. Für deine Art Humor hab ich leider nichts übrig.“, murrte er und sie erhob sich aufgebracht und ging. „Schön, dann bleib allein, du Blödmann!“, zischte sie und wandte ihm den Rücken zu. Sollte er doch versauern! Das konnte ihr doch egal sein! Sawyer musste unwillkürlich in sich hineingrinsen. „Blödmann?“, brabbelte er vor sich hin und schnaubte. Sie gefiel ihm wirklich immer besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)