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Digimon Battle Generation

[Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben!

Zwei Wochen sind rum, das nächste Kapitel ist da und jetzt kann ich sogar diese unglaublich schicken Funktionen mit Vorwort und Nachwort nutzen! Das finde ich ja einmal ganz supi :)

Zuerst einmal wollte ich euch auf die neue Umfrage aufmerksam machen. Die erste Origin-Geschichte wird von Shoji handeln. Doch über welchen Charakter wollt ihr danach lesen?

Nun, das kommende Kapitel wird nun wieder etwas länger und langsam näheren wir uns nun auch dem Ende des Aftermath von den Odaiba Ereignissen - zumindest vom direkten Aftermath. Nun war da allerdings noch die Sache mit dem Turnier...

Viel Spaß mit dem Kapitel!
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Episode 16: Der Wandel

Episode 16: Der Wandel
 

„Weiß jemand, was am Wochenende genau in Odaiba vorgefallen ist? Die Nachrichten berichten nur sehr wenig.“

„Ich habe gehört, dass Digimon gegeneinander gekämpft haben und es dabei zu Toten kam.“

„Ich war da. Es waren beides Perfect-Digimon und beide hatten Tamer. Es sind einige Menschen verletzt worden. Der eine Tamer war wohl auch derjenige, der für die Morde der letzten Wochen verantwortlich ist.“

„Ob sie etwas an den Regulierungen ändern?“

„Perfect Digimon?! Aber ich dachte, die Digimon normaler Tamer können nicht mehr auf das Perfect-Level digitieren?!“

„Vielleicht gehörten die Tamer zur Regierung.“

„Der Mörder? Wohl kaum... Ich habe gehört es seien unregistrierte Tamer gewesen.“
 

                                     - Thread zu den Ereignissen des 6.5.11 im 2chan BBS
 

Es war kurz vor halb neun, als Yamaki Mitsuo in die Küche seiner Wohnung kam.

„Morgen, Papa“, rief Namiko, was ihn nur müde aufsehen ließ.

Das siebenjährige Mädchen stand in der Tür zum Flur und schlüpfte in seine Schuhe, während im Schatten hinter ihr der Umriss ihres Partners Lumamon zu erkennen war.

„Du bist noch hier?“, fragte Mitsuo nur matt. „Solltest du nicht in der Schule sein?“

„Ich bin so gut wie weg“, erwiderte seine Tochter, schwang sich seine Schultasche auf den Rücken und lief zur Tür.

„Soll ich dich wirklich nicht...“, begann Reika, die ihr mit gerunzelter Stirn hinterher sah, bekam aber keine Antwort, ehe die Tür schon wieder ins Schloss fiel. Sie seufzte, wandte sich dann aber ihrem Mann zu. „Du siehst nicht gut aus...“, meinte sie und füllte Kaffee in eine Tasse für ihn.

Er nickte nur dankbar und nahm einen Schluck. „Ich hatte gestern noch ein Treffen mit Minister Nigashi.“ Unfreiwillig musste er herzhaft gähnen. „Und heute ist ein weiteres Treffen mit einigen politischen Vertretern... Und die Journalisten...“

„Sollte sich Ryou-kun nicht um die Journalisten kümmern?“, fragte Reika in einem möglichst beiläufigen Tonfall, der jedoch nicht verhinderte, dass Mitsuo daraufhin nur schnaubte.

„Akiyama kann sich nicht zurückhalten“, erwiderte er missgelaunt. „Er weiß, dass wir nichts sagen sollen und er muss vor den Reportern auch noch seine eigene Meinung ausbreiten, was unsere Situation mit den Politikern nicht wirklich verbessert.“

„Dann bleibt es also dabei...“ Reika seufzte. „Es wird nichts weiter gesagt?“

„Natürlich nicht“, erwiderte Mitsuo. „Und zumindest die größeren Sender und Zeitschriften wissen, dass weitere Fragen unerwünscht sind.“ Er schüttelte den Kopf. „Und zumindest Matsuda hat es verstanden.“

Seine Frau schürzte kurz die Lippen und wandte sich ab, um zwei Scheiben Brot in den Toaster zu stecken. „Ich nehme aber an, dass es auch ihm nicht wirklich gefällt.“

Mitsuo zuckte mit den Schultern. „Er mag das Vorgehen nicht befürworten, aber er weiß zumindest, wann Beschwerden unerwünscht sind.“ Damit warf er einen Blick zum Toaster. „Ich esse nichts.“, meinte er, wohl wissend, dass Reika das Brot für ihn röstete.

Diese sah ihn nun an. „Doch, das tust du“, sagte sie ruhig, aber mit bestimmenden Unterton. „Du isst zu wenig, du trinkst du viel und glaub nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass du heimlich wieder rauchst.“

Mit einem Klacken kamen die Brote aus dem Toaster geschossen, woraufhin sie die Scheiben auf einen Teller legte.

Dann sah sie ihren Mann direkt an, auch wenn dieser versuchte ihrem Blick auszuweichen. „Ich weiß, dass die ganze Situation nicht einfach ist und dass du unter mehr Druck stehst, als irgendjemand von uns. Aber ich habe wenig Lust, dich im Krankenhaus zu besuchen, wenn du dort mit einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Lungenembolie liegst... Und wenn du so weiter machst, wie im Moment, wird es fraglos dazu kommen.“

Daraufhin senkte Mitsuo nur den Blick. Er war lang genug mit Reika verheiratet, um zu wissen, dass es wenig Sinn machte, ihr zu widersprechen, wenn sie so sprach. Zwar wusste er, dass sie Recht hatte, doch fiel es ihm schwer etwas daran zu ändern.

„Du solltest auch an Namiko denken“, meinte sie kurz angebunden und in einem offenbar möglichst neutralen Tonfall. Doch es war genau dieser Satz, der die Wut, die sich in den vergangenen Tagen in ihm aufgestaut hatte, wieder zum brodeln brachte.

Die Wut war eigentlich nicht gegen seine Frau gerichtet. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass es nun sie war, die er anschrie. „Glaubst du, dass ich das nicht tue?“ Er sprang auf und schlug mit den Händen auf die Arbeitsfläche der Küche, an der er zuvor gesessen hatte. „Ich denke die ganze Zeit an sie! Daran, wie ich sie beschützen kann! Auch wenn die Minister und die ganzen anderen Politiker meinen, dass sie den Konflikt entgehen können, wenn sie einfach nur lang genug schweigen... Dass die Leute dann vergessen würden... Wir wissen alle, dass es nicht so ist! Und es wird weitere Unruhen geben! Und wenn sie Tamer angreifen... Kinder wie Namiko... Namiko...? Was soll ich dann tun?“ Er atmete tief durch. „Und dann... Aber sie haben auch Recht, oder? Die Digimon sind gefährlich. Sie können gefährlich sein. Und am Ende...“ An dieser Stelle unterbrach er sich selbst, schüttelte den Kopf und setzte sich wieder hin, während seine Frau nur schwieg. „Glaub nicht, dass ich dabei nicht an unsere Tochter denke. Oder an uns...“

Reika wartete für einen Moment, als er geendet hatte. Sie schien über den Ausbruch nicht sonderlich überrascht oder verärgert. Stattdessen schob sie ihm nur den Teller und ein Glas mit Marmelade hin. „Dann iss.“
 

Takumi seufzte, während er auf das Buch starrte, dass auf seinem Tisch aufgeschlagen lag, während Suwa-sensei, ihre Gesellschaftslehrerin, an der Tafel stand und Diagramme zum Thema der gesellschaftlichen Entwicklung aufmalte.

Immer wieder hatte er das Gefühl, dass das Buch vor seinen Augen verschwamm. Er konnte sich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren. So sehr er es auch versuchte, seine Gedanken wanderten immer wieder in andere Richtungen ab.

Noch immer waren einige Pflaster über seine Arme und Beine verteilt, weshalb er für das langärmlige Jackett seiner Schuluniform dankbar war und dafür, dass das Wetter noch nicht so warm war, dass es als vollkommen seltsam erschien, dass er dieses weiterhin über seinem weißem T-Shirt trug.

Gesellschaftskunde war das letzte Fach für diesen Tag, der sein erster Schultag seit der Golden Week war, und er war froh, wenn er nach Hause konnte.

Zu seiner Überraschung hatte sich bisher niemand getraut ihn auf die Dinge, die am vergangenen Wochenende passiert waren, anzusprechen. Auch wenn fraglos jeder hier davon gehört hatte.

Er begann sich zu fragen, ob einer der Lehrer seine Mitschüler gebeten hatte, ihn nicht an die Dinge zu erinnern oder gar darüber auszufragen. Er wusste es nicht sicher, doch es war wahrscheinlich. Wieso sollten sie sich sonst zurückhalten?

Doch umso mehr befürchtete er, dass einige, die nur nicht gegenüber den Lehrern negativ auffallen wollten, sich dann wie die Krähen auf ihn stürzen würden. Was ein Grund war, warum er beschloss, nach dem Unterricht vor dem Lehrerzimmer auf seinen Vater zu warten.

Sein Vater... Er hatte noch immer nicht mit ihm geschimpft, auch wenn Takumi deutlich spürte, dass er etwas unterdrückte. Doch offenbar hatte es Matsuda Takato irgendwie geschafft ihn einzuschüchtern.

Die Schulglocke schellte und er ließ sich besonders viel Zeit damit, seine Sachen wieder in die Schultasche zu packen.

Da riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. „Kommst du, Takumi?“, fragte Hiro, der zusammen mit Ryoichi und Takeshi an der Tür des Zimmers stand.

„Ja“, murmelte er leise und ging mit gepackter Tasche zu ihnen hinüber.

Auch wenn er sich bemüht hatte, langsam zu packen, so waren noch einige Schüler auf den Fluren der Schule unterwegs, während er zusammen mit seinen Freunden diesen hinunterlief. Er konnte die Anspannung der drei anderen Jungen regelrecht spüren, bis es am Ende aus Ryoichi herausplatzte:

„Stimmt es wirklich, dass du ein Digimon Tamer bist?“

Takumi antwortete nicht sofort, auch wenn er wusste, dass er um eine Antwort nicht ganz herumkommen würde. „Nein“, erwiderte er dann. „Nicht mehr.“

„Aber was...“, begann Takeshi in besorgtem Tonfall, wurde jedoch von Ryoichi unterbrochen.

„Was ist am Wochenende passiert? Ich habe gehört, dass du da warst, als dieser Junge Amok gelaufen ist!“

Daraufhin blieb Takumi stehen. Er senkte den Blick. „Ich... Darüber will ich nicht reden.“

„Aber...“, wollte Ryoichi widersprechen, wurde jedoch von Hiro mit der flachen Hand gegen die Brust geschlagen.

„Ist in Ordnung“, meinte Hiro daraufhin zu Takumi.

Dieser nickte nur, ohne seine Freunde anzusehen. „Gut.“

Zögerlich legte Takeshi ihm seine Hand auf die Schulter. „Wenn du über irgendwas reden willst...“, meinte er ruhig.

„Ich weiß“, murmelte Takumi und hob endlich den Blick. „Ich werde zum Lehrerzimmer runtergehen. Ich fahre mit meinem Vater nach Hause.“ Er sah die anderen drei kurz an und machte einige Schritte, ehe er noch einmal stehen blieb. „Bis morgen“,verabschiedete er sich dann tonlos und beschleunigte seinen Schritt.
 

Shoji fühlte sich bedrückt, als er das Schulgelände verließ und auf die Straße vor der Azabu Highschool hinaustrat. Er war bereits seit Anfang der Woche wieder zur Schule gegangen, obwohl direkt bei den Ereignissen am Wochenende dabei gewesen war. Doch er war im letzten Schuljahr und wollte möglichst keinen Stoff verpassen. Außerdem, so sagte er sich, brachte es wenig allein zu Hause zu sitzen und über die Ereignisse nachzudenken.

„Shoji“, hörte er eine vertraute Stimme und sah Gazimon auf der anderen Seite der einspurigen Straße, die Momentan nur von den Schülern der Schule genutzt wurde.

Er nickte seinem Partner zu und ging dann zu ihm hinüber.

„Alles in Ordnung?“, fragte das Digimon besorgt, als es seinen nachdenklichen Blick sah.

„Ja.“ Shoji nickte, wusste aber, dass er damit seinen Partner nicht überzeugen konnte.

Als der Junge, Kaoru, gesprungen war, hatte er ihn fallen sehen, da er bei den Rettungswagen gestanden war. Er hatte sich rechtzeitig dazu gebracht, wegzusehen, doch er hatte gehört, wie der Körper auf dem Asphalt aufschlug.

Allein der Gedanke daran jagte ihm einen Schauder über den Rücken.

„Es ist schon in Ordnung“, meinte er nur und holte seine Gedanken ins Hier und Jetzt zurück.

Gazimon sah ihn für eine Weile an, schien dann aber zu beschließen, dass es nicht weiter fragen sollte, und nickte nur. „Gehen wir.“

Shoji nickte und schloss sich zusammen mit dem Digimon dem Strom der Schüler an, die sich nun in Richtung der nächsten U- und S-Bahnstationen drängten.

Die Schüler waren für Mittel- und Oberschüler eine bunte Gruppe, da an ihrer Schule nur zu besonderen Anlässen Schuluniformenpflicht herrschte. Sie waren durch die weitgehend einheitlichen Schultaschen jedoch trotzdem leicht als Gruppe zu erkennen.

„Warte“, meinte Shoji plötzlich zu Gazimon, als dieses Anstalten machte, wie die meisten der aus ganz Tokyo kommenden Schüler, den Weg zur Shioba-Station einzuschlagen.

„Lass uns noch ein wenig spazieren gehen“, schlug er vor. „Ich möchte mir ein wenig meine Beine vertreten.“

„In Ordnung, Shoji.“ Das Digimon nickte nur erneut und folgte ihm.

Statt wie die meisten der anderen Schüler die Straße zu überqueren bogen sie nach links ab um den Weg zum kleinen Minamiazu-Park einzuschlagen, der nicht all zu weit von der Schule entfernt war.

In Wahrheit wollte Shoji etwas Zeit für sich haben und war nicht sonderlich erpicht darauf, die nächsten zwanzig Minuten in den zu dieser Zeit mit Schülern überfüllten Bahnen zu verbringen, denen er sich im Moment weniger zugehörig den je fühlte.

Doch gerade, als die den Park betraten, begann Gazimon zu knurren.

Überrascht sah der Tamer seinen Partner an, dessen Pupillen sich verkleinert hatten, während es die Ohren anlegte. „Was ist?“

„Digimon“, knurrte das Digimon. „Hier kämpfen Digimon.“ Und genau in dem Moment erklang in nicht allzu großer Ferne ein dumpfer Knall.
 

Takumi sah auf seine Füße, während er auf dem Schulhof auf seinen Vater wartete, der, als er vorhin zum Lehrerzimmer gekommen war, noch in ein Gespräch mit einem anderen Lehrer vertieft gewesen war.

So stand er nun am Rand des Schulhofs im Schatten der am östlichen Rand des Geländes stehenden Bäume und hoffte, dass seine anderen Mitschüler ihm nicht zu große Aufmerksamkeit schenkten.

Seine Mitschüler waren nicht die einzigen, die über das geschehene Reden wollten. Auch seine Mutter hatte ihn in den vergangenen Tagen mehrfach darauf angesprochen, doch jedes Mal hatte er geschwiegen.

Was sollte er auch sagen?

„Shirou-kun!“, hörte er auf einmal eine Stimme nach ihm rufen, die er nicht sofort einordnen konnte.

Erschrocken und verwirrt sah er sich um.

Erst nach einigen Augenblicken erkannte er die zwei Gestalten, die am Tor zum Schulhof standen.

Es waren das Mädchen, Ai, und ihr Bruder, wobei Ai ihm mit ausschweifenden Bewegungen zuwinkte.

Er sah in eine andere Richtung. Hatte er ihnen nicht klar genug gemacht, dass er sie nicht sehen wollte, als er sie im Krankenhaus weggeschickt hatte?

„Shirou-kun!“, rief sie erneut nach ihm.

Nun schnaubte er. „Lasst mich in Ruhe!“, rief er zurück.

„Wenn du nicht herkommst, komm ich zu dir“, meinte Ai nun offenbar gereizt.

Er ignorierte sie. Letzten Endes durften sie das Schulgelände doch nicht betrieben.

Aber wie er feststellen musste, schien dies zumindest Ai nicht zu stören, die nun mit weiten Schritten auf ihn zukam. Noch ehe er reagieren konnte, packte sie ihn beim Arm. „Wir wollen nur mit dir reden!“

Takumi sah sie wütend an. „Ich aber nicht mit euch, okay?“, erwiderte er gereizt und riss sich von ihr los.

„Nein, nicht okay“, antwortete sie ebenfalls wütend. „Ich gehe hier nicht weg, ehe du mit mir geredet hast.“

Nun folgte ihr auch ihr Bruder und, wie Takumi feststellte, auch Impmon, das er zuvor nicht gesehen hatte, unsicher über den Schulhof.

„Worüber sollte ich mit dir reden?“ Takumi sah das Mädchen wütend an.

„Wo ist dein Partner?“, antwortete Ai nun mit einer Gegenfrage.

„Das geht dich nichts an“, zischte der Junge.

„Vielleicht doch“, erwiderte sie, atmete dann aber tief durch. „Verdammt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht, verstehst du? Ich habe Takato gebeten, mit deinem Vater zu sprechen, aber ich wusste nicht, ob es etwas bringt.“

Nun verstand Takumi endlich. Deswegen also hatte sich jemand wie Matsuda Takato für ihn interessiert. Es war also das Mädchen gewesen, dass diesen darum gebeten hatte. „Ich habe dich nicht darum gebeten, dich einzumischen.“

„Jetzt hör mal, Kleiner“, empörte sich nun auch Impmon. „Ai macht sich Sorgen um dich! Wir wollen dir nur helfen, verdammt!“

„Ich brauch aber keine Hilfe!“, schrie Takumi sie an. „Ich komme allein zurecht. Lasst mich einfach in Ruhe!“ Wütend lief er über den Schulhof, ehe er auf dessen Mitte stehen blieb. „Und ich bin kein Tamer mehr. Also... Also... Ach! Lasst mich einfach nur in Ruhe!“ Damit rannte er davon, sich dessen bewusst, dass zumindest Ai ihn nicht in Ruhe lassen würde, wenn er hier blieb.

Er dachte nicht einmal daran, dass sein Vater nach ihm suchen würde, wenn er nicht auf ihn wartete. Er wollte einfach nur von hier weg.
 

Die Zwillinge und ihr Digimon sahen Takumi hinterher, während dieser davonlief.

„Du solltest ruhiger sein“, meinte Makoto zu seiner Schwester.

Diese ignorierte ihn. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Idiot!“, murmelte sie. „Idiot...“ Dann, auf einmal, griff sie nach Makotos Handgelenk. „Komm“, meinte sie und zog ihn über den Schulhof davon.

„Was...“, begann ihr Bruder. „Wo willst du hin?“

„Zu Takumi nach Hause“, erwiderte sie.

„Aber ich glaube nicht, dass er dorthin gehen wird“, antwortete Makoto.

„Ich auch nicht.“ Sie sah ihn an. „Genau deswegen. Vielleicht können wir mit seiner Mutter reden.“

„Aber...“, setzte ihr Bruder an, verfiel jedoch in Schweigen, als er ihren Blick sah. Auch wenn er ihren Gedankengang nicht ganz verstand, wusste er, dass es keinen Sinn hätte, sie von etwas anderen zu überzeugen zu versuchen: Sie hatte es sich bereits in den Kopf gesetzt. Er seufzte, da er nicht das Gefühl hatte, so etwas erreichen zu können. „In Ordnung.“

Ai grinste - wenn auch auf eine sehr grimmige Art. „Dann komm“, meinte sie und zog ihn weiter über den Schulhof, in Richtung der nächsten U-Bahnstation.
 

Shoji folgte Gazimon, das nun zielsicher über die Grünflächen des Parks rannte. Immer wieder hörten sie Geräusche, die fraglos das Resultat eines Kampfes waren. Doch obwohl der Park nicht sonderlich groß war und sie kaum mehr als eine Minute gebraucht haben konnten, den Ort des Kampfes zu erreichen, sahen sie dort nicht mehr viel, als sie ankamen.

Ein großes, löwenartiges Digimon drückte mit seiner Pranke ein Digimon auf den Boden, das Shoji als Searchmon erkannte. Genau in diesem Moment lösten sich Datenpartikel aus der Gestalt des unterlegenen Digimons und es digitierte zu einem Wormmon zurück.

„Wormmon!“, hörte Shoji die panische Stimme eines Jungen, der am Rand der Parklichtung, auf der die beiden Digimon offensichtlich gekämpft hatten, stand.

Der Junge war höchstens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt.

„It's enough!“, wies eine andere Stimme nun das Löwendigimon, das Shoji nun als Liamon identifizierte, an, welches daraufhin von seinem Gegner ließ und zu einem weiteren Tamer hinüberging, der am anderen Rand der Lichtung stand.

Da erkannte Shoji den jungen Mann, an dessen Seite das Liamon nun stand. Er hatte ihn schon ein oder zwei Mal mit Takato zusammen gesehen. Steve, war der Name mit dem Takato ihn den Amerikaner vorgestellt hatte.

Dieser schien ihn nun auch bemerkt zu haben und sah kurz zu ihm hinüber, wandte sich dann aber wieder seinem besiegten Gegner zu. „Das ist dir eine Lehre?“, fragte er diesen in etwas unbeholfen klingendem Japanisch.

Der wesentlich jüngere Tamer, der die grüne Schuluniform einer der staatlichen Mittelschulen trug, sah ihn an. „Aber warum...“, setzte er an und nahm seinen geschwächten Partner auf den Arm. Man sah ihm an, dass er mit den Tränen kämpfte.

„Weil ich eigene Gründe habe zu kämpfen“, antwortete Steve nur. „Aber du wurdest besiegt. Du kannst nicht mehr im Turnier kämpfen. Hörst du?“

Der Teenager nickte stumm und sah unsicher zu seinem Gegenüber.

„Dann geh jetzt“, meinte dieses.

Erneut nickte der jüngere Tamer und wandte sich unsicher um, ehe er davon ging - erst langsam, dann jedoch immer schneller werdend.

„Was machst du hier?“, fragte Steve dann an Shoji gewandt und ging zu ihm hinüber, wobei Liamon ihm folgte.

„Ich gehe hier in der Nähe zur Schule“, antwortete der Angesprochene. „Und du? Was hast du hier gemacht?“

Der amerikanische Tamer schien für einige Sekunden zu überlegen. „Matsuda-kun hat dir gesagt, dass ich an dem Turnier teilnehme, oder?“

Shoji nickte nur. „Dann war dieser Junge auch ein Turnierteilnehmer?“

„Ja“, erwiderte Steve. „Er fordert mich heraus, als ich in der Gegend war. Er hatte Schulschluss.“

Für einen Moment überlegte der japanische Junge, der wie meistens, wenn er zur Schule ging, ein kurzärmeliges weißes Hemd trug, und sah währenddessen zu Gazimon, das zu Füßen des größeren, teilweise gepiercten Digimon stand, während dieses selbst misstrauisch zu dem Neuankömmling sah.

„Wieso nimmst du an dem Turnier teil?“, fragte Shoji schließlich.

„Weil ich die Kinder so hindere gegen andere zu kämpfen“, antwortete Steve.

Daraufhin schwiegen sie beide und eine seltsame Stille herrschte zwischen den beiden Tamern, ehe es wieder der Amerikaner war, der die Stimme erhob.

„Du warst da, oder?“, fragte er. „Als der junge Tamer... Als er...“ Unsicher sah er zu seinem ebenso ratlosen Partner. „When he commited suicide.“ Mit fragendem Blick sah er zu Shoji und schien zu hoffen, dass dieser verstand.

Tatsächlich brauchte Shoji etwas, ehe die Worte miteinander verknüpfte. Schweigend und dem Blick des anderen ausweichend nickte er nur.

„Er hat andere getötet, oder?“, fragte Steve nun wieder auf Japanisch weiter.

Auch wenn der andere durchaus verstand, was der Amerikaner sagte, antwortete er nicht sofort. Allein der Gedanke an das Geschehene sorgte dafür, dass sich sein Magen verkrampfte.

Gazimon, das dies merkte, antwortete für ihn. „Ja, hat er. Er hat seinen Partner dafür benutzt... Und er hätte einen weiteren Jungen getötet, wenn wir nicht... Wenn wir seinen Partner nicht vorher getötet hätten.“

Es schien einen Moment zu dauern, bis Steve verstand, was das Digimon gesagt hatte. Ein Schreck huschte über sein Gesicht, auch wenn er sich schnell wieder unter Kontrolle hatte. „Warum sagen die News hier so wenig zu dem Event?“

Shoji sah ihn an und seufzte. „Weil dann die Leute noch mehr Angst hätten.“

Daraufhin schwieg der Amerikaner und wandte seinen Blick ab. „Ich verstehe“, murmelte er schließlich, auch wenn sein Gesicht etwas anderes sagte.
 

Vielleicht zwanzig oder dreißig Minuten, nachdem er vor den Zwillingen - oder besser: Vor Ai - geflohen war, stieg Takumi an der Kanamecho-Station aus. Er hatte nicht wirklich darauf geachtet, welche Bahn er nahm oder wo er hinwollte, da er einzig von dort wegwollte.

Mittlerweile bereute er davongelaufen zu sein, doch war er nicht besonders erpicht darauf, schon wieder mit diesem aufdringlichen Mädchen über sein Leben zu reden.

Während er aus der Station hinauslief überlegte er, direkt wieder nach Hause zu fahren, doch war es nun der Gedanke daran, dass er zumindest dieses Mal dem Streit mit seinem Vater kaum entkommen konnte, die ihn davon abhielt.

Er holte seine Geldbörse aus der einfachen Schultasche, zählte sein Kleingeld und überlegte, ob er in irgendeine Spielhalle gehen sollte. Erst da bemerkte er, dass er noch immer seine Schuluniform trug, und verwarf den Gedanken. Selbst in einfache Arcadesalons wurde man mittlerweile nur noch selten in Uniform gelassen, weshalb die Chance, einen zu finden, der sich dieser Regel noch nicht angepasst hatte, eher gering war, zumal er selten in Ikebukuro war.

Mit einem Seufzen steckte er sein Portemonnaie wieder weg und überlegte, was er stattdessen tun konnte. Schließlich ging er mit der Schultasche unter dem Arm die Straße, die parallel zu den Schienen verlief entlang, ohne ein wirkliches Ziel zu haben.

Als er an einem Supermarkt vorbei kam, investierte er sein Kleingeld statt in einige Spiele in der Arcade in ein Meloneneis und einen Schokoriegel, den er im Gegen in seiner Tasche verstauen wollte, während er das Eis lutschte.

Dazu kam es jedoch nicht, da - kaum dass er einige Schritte auf die Straße hinaus gemacht hatte - ein grüner Schatten an ihm vorbei sprang und ihm dabei den Schokoriegel aus der Hand riss. Und noch bevor er dies verarbeitet hatte, sprang ein weiterer Schatten an ihm hoch und riss ihm auch das Eis aus dem Mund.

„Hey...“, begann er, während er versuchte zu begreifen, was passiert war.

Dann erkannte er die Gestalten von zwei kleinen Digimon, die so schnell sie konnten die Straße hinunter hüpften und einen Augenblick später in einer Seitengasse verschwanden.

„Wartet!“, rief er aus und lief - ohne weiter darüber nachzudenken - den beiden Digimon hinterher.

Dabei bemerkte er das Paar Augen nicht, das ihn überrascht ansah, als er vorbeilief und selbst in die Gasse einbog.
 

Ein angenehmer Wind wehte vom Meer her, während Ai, Makoto und Impmon über den wie ein Balkon angelegten offenen Flur des Hauses liefen. Auch wenn sie wussten, dass Takumi im dritten Stockwerk des Hauses lebte, so mussten sie doch die richtige Wohnung finden und suchten daher nun die Türen nach dem Namen „Shirou“ ab.

„Da!“, rief Makoto, der die Türen langsamer als seine eilige Schwester abschritt, auf einmal und zeigte auf die Tür.

Ai, die vorausgelaufen war, drehte um und kam zu ihm zurückgelaufen. „Ah, gut.“ Ohne zu zögern streckte sie die Hand aus, um zu klingeln, doch ihr Bruder hielt sie fest.

„Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist?“, fragte er, auch wenn er wusste, welche Antwort er zu erwarten hatte.

„Ja“, erwiderte Ai schroff und riss ihre Hand los. „Wir müssen irgendetwas tun.“

„Aber der Junge...“, begann Makoto noch einmal halbherzig. „Du wolltest eigentlich, dass er bestraft wird, oder?“

Für einen Moment zögerte das Mädchen. „Ja“, antwortete es dann, „aber eigentlich glaube ich nicht, dass er ein schlechter Junge ist. Er hat so viel versucht, um das Digimon des Mädchens und den Jungen zu retten. Deswegen...“

„Ai hat Recht“, mischte sich nun auch Impmon ein. „Es ist nicht gerecht, dass er und sein Partner getrennt sind. Und sei es nur des Partners wegen...“

Mit einem Seufzen trat Makoto zurück und ließ seine Schwester klingeln, ehe sie angespannt warteten. Sie wussten nicht, wer öffnen würde, selbst wenn sie recht sicher waren, dass es nicht Takumi sein würde. Auch wenn sie glaubten, dass sein Vater nicht zuhause war, so konnten sie es doch nicht sicher sagen.

Schließlich näherten sich Schritte der Tür, ehe diese geöffnet wurde, und die Zwillinge atmeten erleichtert auf, als es eine Frau war die öffnete.

„Wer seid ihr?“, fragte sie verwirrt, als sie die beiden Jugendlichen und ihren Partner sah.
 

Die beiden Digimon, die Takumi nun als Nyaromon und Yukimi Botamon erkennen konnte, hüpften die schmale Gasse hinab, so dass der Junge, der wesentlich größer als die beiden Digimon war, spätestens den Anschluss verlor, als die beiden unter einem Müllcontainer hinwegkrochen, der den Großteil des Weges ausfüllte.

Fluchend schob der Junge den Container vor, nur um zu sehen, dass die beiden Baby-Digimon zwischen einen Mädchen und einem Digimon standen und unsicher hin und hersahen, da sie offenbar nicht wussten, wohin sie fliehen sollten.

„Du...“, begann Takumi und sah zu dem Mädchen, dessen blondgefärbte Haare er sofort erkannte, auch wenn es nun eine dunkelblaue Schuluniform trug und seine Haare offen über die Schultern hängen ließ. „Okamura-san!“

Das Mädchen, das sich zuvor als Okamura Rin vorgestellt hatte, sah unsicher zu ihm, nickte dann, ehe es sich den beiden Digimon wieder zu wandte, auch wenn sie ihre Worte trotzdem an Takumi richtete. „Was machst du hier?“

„Ich... Ich...“ Takumi brach ab. Er musste an das Wochenende denken, an den Kampf gegen Kunemon, das nun auf der anderen Seite der beiden Baby-Digimon stand und diese bedrohlich ansah. Er dachte daran, wie Kotemon auf das Perfectlevel digitiert war. Doch er dachte auch an den Blick des Jungen, bevor dieser gesprungen war, und an das Blut seines Opfers.

Schnell vertrieb er diese Gedanken aus seinem Kopf. Er fragte sich, warum er den beiden Digimon überhaupt gefolgt war. Seine Entscheidung war bereits gefällt, oder? Er wollte nicht mehr mit Digimon zu tun haben. Er war kein Tamer mehr. „Ich... Die beiden haben mir nur einen Schokoriegel geklaut...“ Bei diesen Worten kam er sich dumm vor, zumal der Riegel offenbar schon lange im Rachen des kleinen Digimon verschwunden war. „Ist auch egal“, murmelte er dann. „Trotzdem danke für deine Hilfe.“

„Das ist doch das mindeste“, erwiderte Rin zurückhaltend.

Mit einem schweren Seufzen sah Takumi auf die Baby-Digimon und dann zu seiner Schultasche. „Ich sollte nach Hause“, sagte er.

Für einen Moment herrschte Stille, wobei Rin ihn die ganze Zeit ansah.

„Was...“, begann sie dann plötzlich, senkte dann die Stimme. „Ich meine... Wie geht es Kotemon?“

Takumi sah sie an. Er öffnete den Mund, um zu antworten, brachte aber kein Wort heraus. Was sollte er ihr auch sagen? Er kannte dieses Mädchen doch kaum, wusste nur ihren Namen.

Doch es war das Nyaromon, das ihn vor einer unangenehmen Antwort bewahrte. „Es tut uns leid“, meinte es auf einmal und sah Takumi vom Boden aus an. „Wir wollten dich nicht ärgern.“

Überrascht sahen nun beiden Jugendlichen die Digimon an.

„Es ist nur so“, erklärte dieses und wandte dabei nun beschämt den Blick ab, „dass wir in dieser Welt offenbar essen müssen... Denn sonst können wir hier nicht überleben... Glaube ich zumindest.“

„Und deswegen stehlt ihr?“, fragte Rin und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was sollen wir sonst tun?, erwiderte Nyaromon etwas widerborstig.

„Ihr könntet zum Beispiel jemanden fragen“, antwortete das Mädchen und öffnete ihre schwarze Schultasche, um ein Portemonnaie heraus zu ziehen.

Das Digimon sah sie verwirrt an und auch Takumi kam nicht umher ihr einen Blick zuzuwerfen. Für einen Moment hatte er ganz vergessen, dass er sich eigentlich von Digimon und anderen Tamern fernhalten wollte.
 

„Wir...“, begann Makoto, nachdem beide Zwillinge für einen Moment überrascht geschwiegen hatten. Doch bevor er sich, Impmon oder Ai vorstellen konnte, wurde er schon von letzterer unterbrochen.

„Sie dürfen Takumi nicht verbieten seinen Partner zu sehen!“, platzte es aus dieser heraus.

Makoto und Impmon seufzten, während Frau Shirou die drei überrascht ansah. Sie schien besorgt und nachdenklich.

„Dann seid ihr Tamer?“, fragte sie.

„Ja“, antwortete Ai prompt.

Die Erwachsene nickte und sah zu Impmon. „Ist das euer... Euer Partner?“ Sie schien unsicher zu sein, ob sie die richtige Bezeichnung nannte.

Als Antwort nickte Impmon jedoch nur.

„Wenn ihr reden wollt, kommt herein“, meinte die Frau dann zu ihnen und trat zur Seite. „Mein Mann und Takumi sind noch nicht hier.“ Und auch wenn sie es nicht direkt sagte, so klang es so, als wäre dies etwas gutes.

Die beiden Zwillinge sahen sich auf diese Einladung hin unsicher an, doch es war Impmon, das als erstes die Wohnung betrat. Schließlich nickten sich die beiden Geschwister zu und folgten ihrem Partner.

Sie zogen ihre Schuhe aus, während Frau Shirou die Tür hinter ihnen schloss und dann in die Wohnung vorging. „Ich mache euch etwas zu trinken. Ihr könnt euch setzen“, meinte sie, als die beiden Teenager auf den Paketboden traten und sich im Wohn- und Esszimmer der Wohnung umsahen.

Wieder sahen sich die Zwillinge an, setzten sich dann auf die Stühle zur einen Seite des Esstisches, während Takumis Mutter in die Küche gegangen war. Impmon stellte sich auf einen Stuhl am Ende des Tisches und schnüffelte in der Luft.

„Sein Partner war wirklich nie hier“, meinte es.

„Wahrscheinlich“, erwiderte Makoto leise. „Er wollte es nicht riskieren.“

„Ich habe auch noch etwas Gebäck“, sagte Frau Shirou, als sie mit einem Tablett, auf dem drei Gläser mit Limonade und ein Teller mit verschiedenen Keksen standen, zu ihnen kam. Etwas unsicher sah sie die beiden Tamer an, während sie ihnen und dem Digimon die Gläser hinstellte. Nachdem sie auch den Teller auf dem Tisch abgestellt hatte, ging sie noch einmal in die Küche, um das runde Tablett wegzubringen. Als sie zurückkam hatte sie ein in Stoff gewickeltes Päckchen in der Hand.

„Was ist das?“, fragte Ai, deren Blick sich sofort auf den umwickelten Gegenstand fixierte.

„Das wollte ich euch fragen“, antwortete die Frau und legte das Bündel auf den Tisch. „Takumi hat es weggeworfen. Er sagte, er brauche es nicht mehr.“

Ohne zu zögern riss das Mädchen das Tuch von dem Gegendstand.

„Sein Digivice!“, rief Impmon aus.

„Aber wieso...“, begann Ai und sah fragend zu Takumis Mutter.

Doch bevor irgendjemand eine Antwort auf eine der vielen im Raum stehenden Fragen geben konnte, begann das Gerät einen schrillen Warnton von sich zu geben.
 

Takumi stützte den Kopf auf die Arme, während er der Gruppe bestehend aus gleich sechs Baby-Digimon dabei zusah, wie sie sich auf den kleinen Haufen Hamburger stürzten.

Er fragte sich, warum er noch hier war. Eigentlich hatte er gehen wollen, da all dies nichts mit ihm zu tun hatte, aber am Ende hatte er es doch nicht über sich gebracht, so dass er nun unter einem Baum auf einem Grünstück saß, das nicht unweit von der Haupteinkaufsstraße Ikebukuros entfernt hinter einigen Wohnhäusern lag.

Rin lehnte an einem der anderen Bäume und beobachtete die Digimon ebenfalls, während Kunemon auf ihrer Schulter saß.

„Wieso hast du eine Kreditkarte?“, fragte Takumi schließlich, bemüht ein Thema zu wählen, dass nichts mit Digimon zu tun haben.

„Es ist die Kreditkarte meiner Mutter“, antwortete das Mädchen nur. „Sie hat sie mir gegeben, damit ich einfacher einkaufen kann.“

Unwillkürlich zog Takumi eine Augenbraue hoch und fragte sich, welche Eltern ihrer Tochter einfach so eine Kreditkarte gaben. Immerhin schien Rin nicht älter zu sein als er selbst. Doch er wusste, dass eine Frage danach eindeutig zu persönlich wäre.

So sah er wieder zu den Baby-Digimon. Neben dem Nyaromon waren es zwei Yukimi Botamon, ein normales Botamon, ein Pitchmon und ein Frimon, die offenbar zusammen in die reale Welt gekommen waren. Es war seltsam, sie zu beobachten, wenn Takumi daran dachte, dass, nach allem was er gehört hatte, Digimon eigentlich zum Kämpfen existierten. Zwar wusste er, dass sich das Verhalten der digitalen Wesen geändert hatte, seit die beiden Welten so eng miteinander verbunden waren, doch erschien es ihm überraschend eine Gruppe unterschiedlicher wilder Digimon zu sehen, die nicht nur friedlich miteinander lebten, sondern auch einander beschützten.

„Was ist mit deinem Partner?“, fragte Rin nun auf einmal wieder.

Auf die Frage hin zuckte Takumi zusammen. „Kotemon...“, begann er, wusste aber nicht so recht, was er antworten sollte. Sie würde es nicht verstehen.

Das Mädchen sah ihn an. „Es tut mir leid, wenn die Frage unangemessen ist“, meinte sie dann förmlich. „Aber... Was ist passiert?“

„Ich...“, begann Takumi und wich ihrem Blick aus. „Das ganze...“ Er schüttelte den Kopf, noch immer nach Worten suchend.

In dem Moment erklang jedoch ein schriller Ton, der Takumi zuerst erschreckte, bis er erkannte, dass er von Rins Digivice kommen musste.

Das Mädchen holte das Gerät aus ihrer Schultasche heraus und sah sichtlich erschrocken auf den Bildschirm. „Ein Tamer...“, flüsterte sie und sah hilfesuchend zu Takumi, doch dieser war nicht weniger hilflos als sie.

Der Ton durchschnitt weiter die Luft, während das Hologramm, das die Umgebungskarte anzeigte, über dem Bildschirm des Digivices erschien.

Die Hand des Mädchens begann zu zittern und da verstand Takumi: Sie wollte nicht mehr kämpfen.

Da schlugen mehrere kleine Feuerbälle in den Boden zwischen ihnen und den Babydigimon ein, wo sie kleine brennende Krater hinterließen.

Die kleinen Digimon schrien auf und huschten so schnell sie konnten in das nächste Gebüsch, während sich von der Straße zwei Gestalten näherten, die beide menschlich wirkten.

Mit leichter Besorgnis sah Takumi zu Rin, die offenbar starr vor Schreck war. Ihr Blick war auf die Gestalt gerichtet, die sich ihnen durch den aufkommenden Nebel des Digital Field näherte. Es war die Gestalt eines Jungen, offenbar etwas älter als sie selbst. Das Digimon an seiner Seite erkannte Takumi nun als Flamon.

Schließlich fasste er sich ein Herz. „Was soll das?!“, rief er.

Der Junge, dessen schwarzes Haar mit etwas Gel nach hinten gekämmt war, sah zwischen Takumi und Rin hin und her. „Wer von euch beiden ist nun der Tamer?“, fragte er und steckte seine Hand in eine der vielen Taschen seiner Leinenhose. Da sah er das Digivice in Rins Hand. „Du also“, stellte er fest. „Dann lass uns kämpfen!“

Doch Rin schüttelte nur stumm den Kopf. „Nein“, flüsterte sie. „Ich will nicht mehr kämpfen...“

Ihr Gegenüber zog die Augenbrauen zusammen. „Bist du etwa feige?“

Erneut schüttelte Rin den Kopf. „Ich will nicht mehr kämpfen. Ich...“ Sie stotterte.

Nun stellte sich Takumi vor sie. „Lass sie in Ruhe!“, rief er aus, erntete dafür jedoch nur einen spöttischen Blick.

„Halt dich da raus“, meinte der andere Tamer. „Wer am Turnier teilnimmt muss kämpfen. So lauten die Regeln.“

„Dann nimmt sie halt nicht mehr am Turneir teil!“, erwiderte Takumi, da Rin noch immer keine Worte fand.

Nun funkelten die Augen des älteren Jungen wütend. „Ich sagte: Halt dich daraus, Romeo!“, rief er aus und sah zu seinem Partner, der nur nickte, in die Hocke ging und dann auf Takumi zusprang.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkungen und Erklärungen:
Azabu High School: Die Azabu High School ist die Schule, die Shoji besucht. Es ist eine reine Jungenschule, die allerdings - anders als viele andere Highschools (und vor allem anders als die meisten Privaten High Schools) keine Uniformenpflicht im Schulalltag hat. Die Schule liegt im Nordwesten von Minato.
Nyaromon: Nyaromon ist ein einfaches Digimon auf der Baby II Stufe. Es sollte den meisten als Babylevel zu Plotmon und Tailmon bekannt sein.
Yukimi Botamon: Yukimi Botamon ist ein Digimon auf dem Baby I Level und ist eine der möglichen Vorstufen Nyaromons.
Botamon: Botamon ist wahrscheinlich das Baby-Digimon, da es bereits im ersten V-Pet das Baby-Level zu Agumon darstellte und daher auch die meisten Gastauftritte im Anime bekommt.
Frimon: Frimon ist ein Digimon auf dem Baby II Level und gilt unter anderem als die Standard-Vorstufe von Leormon.
Pitchmon: Trotz des Namens, der sich nicht auf "Pitch Black", sondern auf die Wasserspritzer-Lautmalerei bezieht, verbirgt sich auch hinter Pitchmon nur ein Baby I Digimon.
Flamon: Flamon ist ein P-Hybrid- oder Child-Digimon, das zur Gruppe der Nature Spirits gehört. Am bekanntesten ist es wohl als Vorstufe für Agnimon.

So, nach dieser langen Liste an Nachworten kann ich nur sagen, dass ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat :)
Ich kann noch nicht sicher Versprechen, ob das nächste Kapitel in zwei oder drei Wochen kommt, da ich bald wieder einmal Prüfungszeit habe und Lernen da natürlich vorgeht ;) Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis!

Wie immer freue ich mich natürlich auf euer Feedback!
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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Cutemon
2013-05-27T22:38:35+00:00 28.05.2013 00:38
Also ich mag diese Vor- Nachwort Funktion eher weniger. Liegt aber daran da ich im sitzen keine Texte lesen kann und deshalb zu meinem Smartphone zurückgreife wo ich die PDF versionen liegend auf'm bett oder Sofa lese, da werden die vor- nachwörter leider ausgelassen weshalb ich verwundert war warum sie nicht da sind ^^".
Musst aber auf mich keine Rücksicht nehmen.

Ich vermisse Terriermon und Jenrya D: Bitte sag mir das sie nicht zu einer Zero Two Mimi werden.
Moumantai ;w;
Von den Zwillingen hat auch irgendwie nur Ai was zu sagen D: So einen richtigen Makoto Moment gab es noch nicht wie ich finde. Ich finde es aber trotzdem lustig wie Ai und Makoto dem armen Takumi auf den keks gehen ^w^

Wie immer ein schönes Kapitel. Ich bin echt gespannt wie es weitergeht und ob Takumis Vater seinen sohn und die Digimon endlich akzeptiert.
Antwort von:  Alaiya
28.05.2013 09:18
Uh, sorry. Es ist halt jetzt tatsächlich so gedacht. Davon abgesehen finde ich es toll, dass ich nun Referenzen linken kann :)

Keine Sorge: Die beiden werden in der zweiten Hälfte mehr als genug "Screentime" bekommen und auch Makoto bekommt da dann seine goldene Zeit. Nur muss ich jetzt am Anfang schauen, wie ich mit der Menge an Charakteren zurecht komme.
Von:  Gold1992
2013-03-02T19:39:24+00:00 02.03.2013 20:39
Hiho ^^

Sorry das meine Antwort so lange auf sich hat warten lassen.
Das Kapitel war wieder aufregend, und ich bin gespannt wie es weiter geht.
Ich glaube dieser Ami auf abwegen hat die beste Einstellung von allen.
Ich habe so das gefühl das Takumi so langsam zu einer Entscheidung kommt, und ich bin gespannt wie sie aussieht. Aber das er einer der Ersten ist sich zu entscheiden, ich frage mich ja wie die alten Tamer sich im späteren verlauf entscheiden zu handeln, vorallem wo die Regierung und die Öffentlichkeit langsam anfangen den Digimon den Tod zu wünschen.
Aber wäre eine aufklährung nicht logischer als alles im Dunkeln zu lassen? Würden wilde Spekulationen nicht eher zu einer Panik führen als Angaben der Regierung?

Oh ich kann es akum erwarten weiter zu lesen. Warum machst du deine Story auch so verdammt hammer Geil?

MfG
Gold
Antwort von:  Alaiya
02.03.2013 21:14
Danke für deinen Kommentar <3

Ich wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben, weil ich von dir nichts gehört habe :D
Stevyboy wird auch noch mehr zu tun bekommen. Hihi.

Und nun... Bisher sind die Japaner halt noch alle japanisch - sprich: Sie halten sich zurück und sind brav und es brodelt nur unter der Oberfläche. Erst wenn die Phase vorbei ist muss die Entscheidung wirklich getroffen werden.
Antwort von:  Gold1992
02.03.2013 21:26
Dann stept der Bear XD und ich bin gesspannt wo der dann stept ;P und wer welchen Partner wählt XD
Von:  Selma
2013-02-21T19:52:47+00:00 21.02.2013 20:52
Da is man einmal ein wenig langsamer im Lesen... ok is ja auch gewolt, aber da nehmen mir wirklich meine Vorredner so ziemlich alles aus dem Mund, was ich noch sagen könnte.
Kann mich eigentlich nauch nur anschließen, dass es sehr gelungen war und der Zeitabstand zum nächsten Kapitel gefühlt viel zu lange ist. ;)
Antwort von:  Alaiya
21.02.2013 20:55
*lach* Hetzt mich doch nicht alle so!

Danke für den Kommentar! :P
Antwort von:  Selma
21.02.2013 20:58
Tja, schreib-lese-sucht? Soll ganz schwer zu behandeln sein, hab ich gehört.
Von:  Taroru
2013-02-20T22:33:58+00:00 20.02.2013 23:33
ich kann mich im grunde nur den vorredner anschließen :-)
es ist wirklich ein gelungenes kapitel, mit viel dynamik und spannung :-D
aber was anderes ist man von dir ja auch nicht gewohnt. ich finde es gut, wie du viele dinge immer wieder mit ein baust (wie schon erwähnt wurde, das mit dem essen für die digimon usw) was auch immer wieder gut zur geltung kommt, ist die tatsache, das es hier doch ernster zur sache geht, dennoch bleibt der flair von tamers nicht irgendwie auf der strecke. man hat immer noch das gefühl eine 'typische' tamers story zu haben. die elemente sind da, erdrücken einen aber nicht. ich finde das ist wirklich eine sehr gute mischung.
ich freu mich auf das nächste kapitel, und mag eigentlich nicht so lange warten :-p
Antwort von:  Alaiya
21.02.2013 13:08
Danke dir einmal wieder :D
Das "Feeling" bei zu behalten versuche ich natürlich nach wie vor. ;)

Übrigens: Umfrage im Vorwort gesehen? ;)
Antwort von:  Taroru
21.02.2013 16:47
natürlich habe ich die umfrage gesehen :-p
aber du weißt doch, wie unentschlossen ich immer bin :-D
Von:  fahnm
2013-02-20T21:57:14+00:00 20.02.2013 22:57
Super Kapi^^
Antwort von:  Alaiya
21.02.2013 13:08
Danke dir :)
Von:  Caliburn
2013-02-20T17:58:56+00:00 20.02.2013 18:58
Ein wirklich gut gelungenes Kapitel. Ich liebe den ständigen Szenenwechsel. :3 Dadurch entstand eine gewisse Dynamik, dir mir recht gut gefallen hat. Es wurde auch überhaupt nicht langweilig. =D

Yagami zeigt einem genau, wie man es nicht tun sollte. Kaum essen, viel trinken und zu allem überfluss auch noch rauchen, von dem ganzen Stress, dem er außerdem ausgesetzt ist, fange ich erst gar nicht an. Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn er im weiteren Verlauf der Geschichte wirklich im Krankenhaus landen würde.
Was Reika dann tun wird?
Aber warum werde ich eigentlich das Gefühl nicht los, dass du für Namiko noch irgendwas Großes geplant hast? ;D

Ai wollte ernsthaft, dass Takumi bestraft wird? Wie ist die denn bitte drauf? xD Aber trotzdem muss ich sagen, dass sie mir in diesem Kapitel wieder richtig gut gefallen hat. Ihre energische, ja beinahe schon dickköpfige Art und Weise, wie sie die Dinge angeht, finde ich einfach nur prächtig.
Es ist verboten als Schüler einer anderen Schule das Schulgelände zu betreten? - Screw it! Ai macht's trotzdem.
Aber das Takumis Mutter es aus dem Müll fischt und vor dem Vater versteckt, habe ich mir schon fast gedacht. xD

Takumi hat eben Tamerblut in sich. Naja, mehr oder weniger... Du weißt, was ich meine. Wie er so mit Rin da sitzt und redet, finde ich voll niedlich. xD
Aber so ein Mistkerl muss ja wieder einmal alles kaputt machen. >8( Und er lässt seinen Partner sogar Takumi angreifen. So ein Hund! Hoffentlich wird dem überheblichen Typen im nächsten Kapitel ordentlich der Hintern versohlt. >:3 Kotemon, wo bleibst du nur?!
Jedenfalls finde ich es aber gut, dass eben auch mal die Bedeutung des Essens für die Digimon angesprochen wird. Immerhin müssen sie ja essen, auch wenn es womöglich nicht lebensnotwendig ist, dann zumindest um den Hunger zu stillen, den sie dennoch haben.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass Steve und Shoji im nächsten Kapitel noch mehr zu tun und sagen bekommen. Ich mag die beiden Charaktere wirklich. ;D
Um Shoji sorge ich mich allerdings. Er scheint ja kurz vor einer schweren Depression zu stehen. :<

Bleibt nur noch zu sagen:
Ich freue mich jetzt schon wie ein Flitzebogen auf das nächste Kapitel und kann es eigentlich gar nicht mehr abwarten. xD


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