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Digimon Battle Generation

[Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zum letzten Mal, meine lieben Leserinnen und Leser.

Nun, zum letzten Mal im Rahmen von Digimon Battle Generation zumindest. Hier ist nun der angekündigte und tatsächlich relativ lange Epilog. Hach ja. ~

Ich sage hier gar nicht mal so viel und hebe mir meine Gedanken für das Nachwort des Kapitels auf!

Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Epilog: Neuer Morgen

Epilog: Neuer Morgen
 

Die Luft war schwül, als Shoji durch den Stadtteil im nördlichen Shinjuku lief, auf die Suche nach dem richtigen Haus – etwas, das leichter gesagt, als getan war, bedachte man die hohen Mauern, die hier die meisten Grundstücke umgaben.

Schließlich aber fand er die Hausnummer, nach der er suchte, in einer kleinen Seitengasse – nicht einmal breit genug, um ein Auto durchzufahren.

Er zögerte und sah zu Gazimon, das ihm nur aufmunternd zunickte, dann drückte er auf die Klingel.

Stille, abgesehen vom Zirpen der Zikaden und dem Zwitschern einiger Vögel. Die ganze Gegend wirkte irgendwie nicht so, als würde sie ins moderne Tokyo gehören – und wenn er ehrlich war schüchterte es ihn etwas ein.

Dann wurde die hölzerne Tür geöffnet und eine ältere Frau, deren Haare von grauen Strähnen durchzogen waren, musterte ihn kurz von Kopf bis Fuß. Dann lächelte sie sanft. „Du musst wegen Ruki hier sein“, sagte sie, anstatt einer Begrüßung, und erwischte Shoji so auf dem falschen Fuß.

Er zögerte. „Äh“, begann er, und wurde von Gazimon gegen das Bein gestupst, woraufhin er schließlich ein „Ja“ heraus bekam. Er schluckte.

Seit etwas mehr als einer Woche, seit sie die Welten getrennt hatten, hatte er sie nicht mehr gesehen. Nun, keiner von ihnen hatte sie mehr gesehen. Sie war zu ihren Mutter und ihrer Großmutter gegangen – von allem was sie wussten, da sie zumindest nicht in ihrer eigenen Wohnung war. Und nun... Er hatte sich Takato und Denrei gegenüber angeboten, sie abzuholen, wobei seine Motivation nicht gänzlich uneigennützig war.

Er wollte mit ihr reden.

Nur wie er es anfangen sollte, wusste er noch nicht.

Rukis Großmutter nickte. „Komm rein.“ Sie gestikulierte auf den Weg, der zu dem im traditionellen Pagodenstil gebauten Haus führte. „Sie ist in ihrem alten Zimmer.“ Dabei klang die Stimme der alten Frau gutmütig.

„Okay“, brachte Shoji heraus und folgte der Frau schließlich, als sie ihn zum Haus führte.

Die Frau trug nur einfache Sandalen, die sie sich an der Terrasse der Pagode auszog, weshalb er es ihr gleich tat und ihr so zu einer Schiebetür folgte. Die Tür war aus Papier, hatte jedoch einen hölzernen Rahmen, gegen den die ältere Frau nun klopfte.

„Ruki-chan“, rief sie halblaut, „hier ist jemand für dich.“

Für einige Sekunden herrschte Schweigen, doch dann wurde die Tür geöffnet und Ruki – deutlich missgelaunt – sah sie an, doch ihr Blick wurde weicher und etwas verwirrt, als sie Shoji sah.

„Oh“, brachte sie schließlich hervor. „Du...“

Rukis Großmutter lächelte sanft. „Ich lasse euch mal“, meinte sie. „Wollt ihr vielleicht einen Tee?“

„Nein, danke, O-baa-san“, erwiderte Ruki mit vielleicht etwas zu viel Nachdruck, woraufhin ihre Großmutter jedoch nur ein noch breiteres Lächeln sehen ließ und die Veranda hinab ging.

Ruki sah ihr nach, ehe sie sich Shoji zuwandte. Sie zögerte, nickte dann aber in Richtung des Gartens. „Komm mit.“

Shoji sagte nicht, tat einfach wie ihm geheißen und folgte ihr, zusammen mit Gazimon, das sich nun betont zurückhielt, in eine Ecke des Gartens, in der ein kleiner Teich, umgeben von kunstvoll arrangierten Felsbrocken, Schilf und überspannt mit einer hölzernen Brücke, war.

Sie sprachen kein Wort, bis Ruki sich auf einen der Felsen setzte und die Arme verschränkte.

Renamon war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hielt es sich absichtlich zurück.

„Warum bist du hier?“, fragte Ruki.

Shoji zögerte oder brauchte viel mehr, bis er eine Antwort zustande brachte. „Nun, ich... Ähm. Nun, Shuichon und ihre Eltern kommen heute aus den USA zurück und Steve Larson wiederum fliegt zurück in die USA. Ähm... Ich glaube Juri hatte dir geschrieben.“

Ruki nickte. „Ja, hat sie.“ Sie sah in den See, der den blauen Himmel spiegelte.

„Ich wollte dich abholen“, meinte Shoji. „Ich...“ Verdammt, was wollte er eigentlich sagen?

Als sie zuletzt geredet haben, in der letzten Nacht bevor die Welten getrennt worden waren, unten im Shinjuku Central Park, hatte er nicht gewusst, was er aus dieser ganzen Situation zwischen ihnen machen sollte. Doch wenn man bedachte, dass sie zu dem Zeitpunkt geglaubt hatten, dass die Welt bald enden würde, war es nicht so wichtig gewesen. Nun aber war seither mehr als eine Woche vergangen und die Welt war nicht geendet. Also musste er sich nun wohl doch dessen bewusst werden, was er aus der ganzen Situation machen wollte – was alles andere als leicht war, bedachte man, dass er keinerlei wirkliche Erfahrung mit diesen Dingen hatte und bis vor kurzem auch nie so über Ruki nachgedacht hatte.

Entsprechend tat er sich schwer Worte zu finden.

Nun sah sie ihn an. „Du?“

„Na ja“, begann er und druckste herum, wobei er sich zu Gazimon umsah, das jedoch am Haus zurückgeblieben war. „Na ja“, wiederholte er sich dann. „Du... Du hast dich zurückgezogen und ich dachte, es wäre vielleicht gut, wenn du mitkommst. Wo die anderen sind.“

Ruki musterte ihn und schien worauf zu warten, doch Shoji wich ihrem Blick aus und lehnte sich schließlich gegen den Rand der Brücke, nicht zuletzt, da er so hinter ihr war und sie nicht direkt ansehen musste.

Er biss sich auf die Lippen. „Ist es wegen Ryou?“

Daraufhin seufzte Ruki. Gedankenverloren strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Er ist ein Idiot“, murmelte sie dann.

Shoji sah auf ihren Nacken und zögerte. Wie es wohl für sie sein musste? Es war nicht wie mit Kenji, der absolut sicher gestorben war. Damals war es schlimm für ihn und seine Eltern gewesen, aber es war vorbei gewesen. Sie hatten damit abschließen können. Doch nun... Sie wussten nicht, was auch Ryou und Monodramon geworden war, als sich die Welten getrennt hatten. Sie wussten nicht, ob sie noch in jener anderen Welt lebten, oder er doch vielleicht tot war. Außerdem war Ryou – ja, was für Ruki gewesen? Ihr Exfreund, mit dem sie aber Jahre lang zusammen gewesen war? Jemand, der sie regelmäßig auf die Palme gebracht hatte? Ja. Was?

„Es tut mir leid, Ruki“, meinte er schließlich. Es fühlte sich mittlerweile richtiger an, sie so anzusprechen, und da sie sich nicht beschwerte, schien sie nichts dagegen zu haben.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf, ehe sie sich umdrehte. „Vielleicht ist es besser so.“ Noch einmal schüttelte sie den Kopf und sah zum Himmel, wo man die digitale Welt nun nicht mehr sehen konnte. „Ich glaube, er war ohnehin immer mehr in der digitalen Welt zuhause gewesen.“ Sie stand auf. „Wir waren ohnehin getrennt, oder?“ Dabei klang sie so, als würde sie dringend Bestätigung hören wollen.

Also was sollte er sagen? Er rang nach Worten. „Aber erst vor kurzem. Und ihr wart so lange... Ich meine...“

Ruki zuckte mit dem Schultern und seufzte noch einmal. „Ja, vielleicht.“ Dann musterte sie ihn. „Es tut mir leid, Shoji.“

Er nickte nur. Er verstand.

Dann auf einmal streckte sich Ruki und schenkte ihm ein mattes Lächeln. „Du sagst, die anderen treffen sich am Flughafen?“
 

Es war ungewohnt in einem Auto zu fahren. Sicher, er hatte einen Führerschein, aber er war die meiste Zeit als Dukemon herum gekommen – es war schneller, effizienter und doch fühlte es sich im Moment falsch an.

Als sie an an einer Ampel, nicht sehr weit vom Haneda-Flughafen entfernt, hielten, sah er seufzend zu Juri.

Es war acht Tage her, dass das Abbild der digitalen Welt über ihnen erloschen war und noch immer fragte er sich, was er hätte tun können, um diese Eskalation zu verhindern. Wieso war es soweit gekommen?

„Takato“, hörte er die drängelnde Stimme von Guilmon auf dem Rücksitz, bemerkte aber erst, als ein Hupen hinter ihnen erklang, dass die Ampel auf Grün gesprungen war.

Er fuhr weiter, wobei der Wagen ihm etwas nach vorne sprang, als er zu stark auf das Gaspedal trat.

„Takato“, meinte Juri sanft.

Noch einmal sah er kurz zu ihr, dann aber nervös wieder auf die Straße. „Ja?“

„Du hattest keine Wahl. Es ist nicht deine Schuld.“ Das sagte sie nicht zum ersten Mal.

Takato seufzte. Er wusste, dass es so war – immerhin war es nicht er gewesen, der diese Situation provoziert hatte. Es war auch nicht er gewesen, der die Entscheidungen getroffen hatte. Er hatte versucht es aufzuhalten. Aber er war gescheitert.

„Ich wünschte nur, ich hätte irgendetwas tun können“, murmelte er. „Vielleicht, wenn ich Ryou aufgehalten hätte... Wenn wir es früher bemerkt hätten...“

Juris Hand wanderte zu seinem Knie, als sie sich leicht vorbeugte. „Du hast nichts anderes tun können.“

Er seufzte. „Vielleicht...“

„Nicht vielleicht, Takato“, erwiderte sie. „Du weißt, dass es so ist. Bitte mach' dich darüber nicht selbst kaputt.“

Noch einmal seufzte er. „Ich weiß, aber...“ Wieder sah er kurz zum Himmel. „Ich hatte gehofft, dass Digimon und Menschen zusammen...“ Er vollendete den Satz nicht.

Juri drückte sein Knie. „Ich weiß.“

„Takato“, meinte Guilmon auf einmal. „Guilmon ist sich sicher, wir finden einen Weg. Wir finden einen Weg, zurück zur digitalen Welt. Guilmon weiß das.“

Im Rückspiegel sah Takato seinen Partner grinsen. Das seltsame, beinahe gruselige Guilmon Grinsen. Er wollte daran glauben, was sein Partner sagte. Er wollte es wirklich.

Er seufzte. „Danke.“
 

Unter den wachsamen Augen Lumamons saß Namiko auf dem Spielplatz und baute – zusammen mit zwei Baby-Digimon eine Sandburg.

Mitsuo wusste, dass seine Tochter bei weitem mehr von den vergangenen Ereignissen mitbekommen hatte, als sie es sich anmerken ließ. Sie tat unbeschwert und hatte nur einmal gefragt, was mit der digitalen Welt geschehen war und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

Er tippte seine Zigarette an, um etwas Asche abfallen zu lassen, während er am Rand des Spielplatzes auf einer Bank saß.

Shinjuku war noch immer recht verlassen. Viele Menschen fürchteten sich noch immer, zurückzukehren, zumal gerade hier viele Gebäude durch Erdbeben, aber auch durch die Kämpfe, Schaden genommen hatten. Doch er kannte die Menschen mittlerweile zu gut. Man musste ihnen nur ein paar Monate geben und alles würde wieder halb vergessen sein, wie es auch damals nach dem D-Reaper Vorfall gewesen war. Zumindest blieb das zu hoffen.

Schuldbewusst sah er auf die Zigarette in seiner Hand. Er war einfach nicht streng genug mit sich selbst, doch nach den vergangenen drei Monaten...

Schritte nährten sich, und noch bevor er die Zigarette zu Boden fallen lassen konnte, stand Reika neben ihm. „Ich dachte, du würdest nicht mehr rauchen“, meinte sie.

Ja, als ob sie nicht wüsste, dass er im Rahmen dieser ganzen verfluchten Sache mit dem Turnier wieder angefangen hatte. Natürlich hatte er es versteckt, doch wenn er ehrlich mit sich war, wusste er, dass er es vor ihr nicht verheimlichen konnte.

Er ließ den Kopf sinken.

Reika, die Getränke von einem Automaten geholt hatte, seufzte und setzte sich hin und reichte ihm einen Eiskaffee in einer Flasche.

Daraufhin seufzte Mitsuo nur, nahm die Flasche aber und ließ die Zigarette fallen. Während er den Zigarettenstummel austrat, öffnete er die Flasche und nahm einen Schluck. „Danke.“ Er schwieg für einen Moment und murmelte dann: „Es tut mir leid.“

Reika lächelte müde und lehnte sich dann an ihn an. „Ich sollte wahrscheinlich wütender sein, als ich es bin.“ Sie legte einen Arm um ihn. „Lass es zumindest vor Namiko.“

Mitsuo nickte nur und nahm seine Sonnenbrille ab. Müde rieb er sich die Nasenbrücke, da er – wie so oft in den letzten Wochen – einen leichten Kopfschmerz verspürte.

Dann seufzte Reika. „Es ist vorbei.“ Sie legte ihren Kopf gegen seine Schulter.

Er sah weiter auf den Spielplatz. „Vorerst“, murmelte er dann. Sie hatten es sich schon zu oft gesagt.

Er wusste nicht, was er dazu denken sollte. War er froh, dass es nun so gekommen war? Fühlte er sich schlecht? Die Kinder – ach, es waren doch so lange schon keine Kinder mehr – hatten noch ihre Partner, oder? Also war alles gut, oder? Es waren noch so viele Digimon in der realen Welt... In der realen Welt, die nicht wirklich real war...

Was bedeutete es nur für sie?

Er sah zu seiner Tochter.

Vielleicht war es auch eigentlich egal. Real, digital, was machte es für einen Unterschied? Sie hatten Gefühle, die Digimon hatten Gefühle und diese waren real genug, oder?
 

Auch wenn nur Lumamon es bemerkt hatte, gab es noch jemanden, der Namiko und die beiden Baby-Digimon – ein Koromon und ein Wanyamon – beobachtete: Tailmon stand im Gebüsch am Rand des Spielplatzes.

Die Digimon waren welche, die es in der digitalen Welt beschützt hatte. Es hatte versprochen sie in Sicherheit zu bringen und nun waren sie hier, in der realen Welt, der Welt der Menschen und würden wahrscheinlich nie wieder in die digitale Welt zurückkehren können. Nun, da die Welten voneinander getrennt waren.

Waren sie hier sicher?

Nun, zumindest hatte sie niemand angegriffen, seit sie hier waren.

Die Tamer, die sie in der digitalen Welt begleitet hatten, die Tamer, die es davor gerettet hatten, seine Schützlinge anzugreifen, hatten ihm erzählt, was passiert war, doch es musste zugeben, dass es nicht alles verstand. Menschen sahen die Welten anders, als sie Digimon es taten.

„Tailmon“, hörte es eine vertraute Stimme hinter sich und drehte sich zu Bearmon um, das es vorsichtig anlächelte.

Tailmon nickte. Es konnte nicht mehr für seine Schützlinge tun, als herauszufinden, was es mit dieser für sie neuen Welt auf sich hatte. „Lass uns gehen“, sagte es dann und wandte sich damit vom Spielplatz ab.
 

Es war einer der ersten Flüge, die in die USA zurückgingen. Das ganze Chaos, dass die digitale Welt und die Anomalie verursacht hatten, hatten dafür gesorgt, dass Flugzeuge nicht mehr ordentlich fliegen konnten.

Eigentlich hatte Steve bis zum Oktober bleiben wollen, doch nach allem was passiert war, wünschte er sich nicht mehr, als seine Familie wieder zu sehen. Und so stand er nun in der Warteschlange am Flughafen sein Gepäck aufzugeben.

Die Schlange vor der Gepäckabgabe zog sich durch die halbe Halle – wohl nicht zuletzt, da viele Leute, die aus geschäftlichen Gründen in Tokyo gewesen waren, auch hier hängen geblieben waren und nun die ersten Interkontinentalflüge nutzten.

Auf den Füßen leicht vor und zurück wippend, stand Hirokazu neben ihm. Er und Kenta hatten angeboten, ihm in der Warteschlange Gesellschaft zu leisten.

„Also wollt ihr wirklich schon gehen?“, meinte Hagurumon schließlich in seiner mechanischen Stimme, nachdem eine ganze Weile Schweigen geherrscht hatte.

„Ja“, erwiderte Steve. „Ich will nicht riskieren, dass noch so etwas passiert.“ Er wollte es wie einen Scherz klingen lassen, doch klang seine Stimme auch etwas bitter.

„Ach, so etwas passiert hier nur alle paar Jahre“, erwiderte Hirokazu halb scherzhaft.

„Ja, das letzte Mal ist schon wieder drei Jahre her“, fügte Kenta hinzu, doch auch seine Stimme klang leicht bitter. Er zuckte mit den Schultern.

Steve tat es ihm nur gleich, während Leormon, dass in seinen Armen hing, wie eine jener sehr faulen Katzen, zu seinem Gesicht aufsah. „We are going to see Mum and () again.“

„Exactly“, murmelte er.

Leormon gähnte. „Just about 16 hours of flight, eh?“

Wieder herrschte Schweigen, während sich die Warteschlange sich um ein paar Schritte nach vorne bewegte.

„So...“, begann er schließlich wieder. „Glaubt ihr... Err... Glaubt ihr, dass das Tor sich irgendwann wieder öffnen wird.“

Kenta zuckte mit den Schultern. „Irgendwann. Wir haben vor zehn Jahren auch gedacht, dass sich das Tor nicht wieder öffnen wird und dann...“

„Vielleicht“, meinte Hirokazu seufzend und sah mit verschränkten Armen in die Ferne.

„Ach, ich bin mir sicher, dass wir Ryou wiedersehen“, sagte Hagurumon und Steve war sich fast sicher, dass es seinem Partner eine Hand auf die Schulter gelegt hätte, hätte es denn eine Hand gehabt.

Hirokazu zuckte nur mit den Schultern. „Ryou wird es schon irgendwo gut gehen“, murmelte er, auch wenn er dabei betrübt wirkte.

Von allem was er wusste, hatten Hirokazu und Kenta immer zu Ryou aufgesehen. Sie waren auch die einzigen gewesen, die seine Seite ergriffen hatten. Doch was wusste er schon? Er kannte sie ja gerade einmal seit ein paar Monaten.

„Wahrscheinlich“, sagte er daher nur. „Irgendwo.“

Hirokazu nickte nur und ließ ein leises Seufzen hören, während er zur Fensterfront auf der einen Seite der Halle sah.

Für einen Moment setzte Steve an, als ihm eine Frage in den Kopf kam. Doch er beherrschte sich. Es wäre nicht richtig. Sie kannten sich nicht gut genug.

Ein neues Schweigen, das dieses Mal von Leormon unterbrochen wurde.

„Man! Why does this take so long?“, rief es aus und lenkte einige Blicke damit auf sich.

Steve lachte leise. „We'll be there soon.“ Damit kraulte er den Irokesen seines Partners.
 

Die Passagiere aus dem Flug von Hong Kong, strömten – teilweise mit ihrem Gepäck, teilweise ohne – durch die Tore, in die Ankunftshalle.

Auch Passagiere aus Amerika und Kanada waren dabei, da die frühsten Flüge von dort aus über Hong Kong nach Tokyo kamen.

„Wo sind sie? Wo sind sie?“, fragte Dracomon und reckte seinen Hals, was jedoch bei weitem nicht reichte, um über die anderen Menschen, die hier warteten, hinweg zu sehen.

„Sie kommen gleich schon“, erwiderte Denrei leicht angespannt.

Als er die digitale Welt verlassen hatte, war er in Tokyo angekommen, anstelle davon wieder in den USA zu sein. Entsprechend hatte er warten müssen, bis die Flüge wieder regulär gingen, um Shuichon wieder zu sehen.

Er war etwas nervös. Immerhin: Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte er geglaubt, dass es ein Abschied für immer sein würde. Entsprechend konnte er sich vorstellen, wie das Wiedersehen ausfallen würde.

Da spürte er eine Hand auf seiner Schulter: Shoji, der ihm aufmunternd zulächelte.

Er war überrascht, dass auch Takato und Juri hier waren. Auf der anderen Seite, war er wohl nicht der einzige, der sich freute, Shuichon und ihre Familie wieder zu sehen, nach allem, was passiert war. Außerdem würde Steve Larsons Flug ja auch noch in zwei Stunden gehen.

„Hey!“, hörte er auf einmal eine Stimme, die tatsächlich nicht Shuichon gehörte.

Stattdessen war es Lopmon, das über die Köpfe der anderen Passagiere hinweg glitt und einen Moment später gegen seinen Kopf krallte. „Da bist du ja!“, flötete es und ließ sich dann auf seinen beinahe angestammten Platz auf Dracomons Kopf sinken.

„Lopmon!“, jubelte das kleine Drachendigimon.

„Hey, großer! Hab schon gedacht, ich krieg dich gar nicht mehr zu Gesicht“, es beugte sich vor und grinste Dracomon direkt an.

„Nein!“, erwiderte Dracomon. „Wir sind wieder da! Wir wären so oder so sicher wieder gekommen!“

Dann erklang eine andere, vertraute Stimme. „Denrei!“

Zuerst war – aufgrund ihrer geringen Körpergröße – nichts von Shuichon zu sehen, doch dann verschaffte sie sich Platz zwischen zwei westlich aussehenden Geschäftsmännern und stürmte auf ihn zu.

Kurz fiel sie ihm um den Hals, nur um ihn dann anzusehen. „Du bist so ein Idiot!“, rief sie aus.

Er lachte verlegen. „Ja, ja, ich weiß.“

Wieder umarmte sie ihn. „Ich bin froh, dass du noch hier bist!“

Er erwiderte ihre Umarmung, sich dessen bewusst, dass einige Leute sie beobachteten. Doch für den Moment konnte er daran wohl kaum etwas ändern.
 

Kaito war nicht überrascht, als er seinen Bruder auf der Parkbank über seinem Tablet brüten sah. Shinji hatte sich in den vergangenen Tagen selten daheim sehen lassen – die Tatsache, dass ihr Vater ihm die ganze Sache noch immer, durchaus verständlicher Weise, recht übel nahm, half dabei sicher nicht.

Noch immer war Kaito sich nicht sicher, was er denken sollte. Er hatte so lange nach seinem Bruder gesucht und dann hatte dieser sie eigentlich nicht einmal begleiten wollten.

Er seufzte und wandte sich, um in die andere Richtung zu gehen, so wie er es auch an den letzten beiden Tagen gemacht hatte, als Kuraimon vor ihn flatterte. „Jetzt geh schon“, drängte es ihn.

Er wich dem Blick seines Partners aus. „Er will nicht mit mir reden.“

„Dann bring ihn dazu, es zu wollen“, erwiderte Kuraimon und landete schließlich auf dem Boden, nur um seine Flügel zu verschränken.

„Aber...“ Unsicher sah Kaito zu seinem Bruder hinüber.

Wenn er ihn bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Er seufzte und wollte wieder gehen, doch noch immer war Kuraimon vor ihm.

„Kaito“, sagte es mit Nachdruck.

Also seufzte er noch einmal und drehte sich wieder zu seinem Bruder. Unsicher ging er zur Bank hinüber und setzte sich neben ihn.

Er schwieg, sah dann aber Kuraimon, das etwas zurückgeblieben war und ihm aufmunternd zunickte.

Also räusperte er sich. „Hey.“

Shinji sah auf. „Was machst du hier?“ Er schien ebenfalls nicht wirklich überrascht.

Kaito zögerte. „Nun. Eigentlich...“ Er zögerte. „Ich wollte mit dir reden.“
 

„Ich greife dich mit Ophanimon an“, verkündete Rin und drehte die Karte. „Irgendwelche Konter?“

„Nein“, murmelte Takumi und verschob die Karte an der Punkteanzeige um einen weiteren Schritt. Er hatte nur noch zehn Punkte übrig und irgendwie bekam er gar keine Chance, sein Digimon zu digitieren. Er hatte einfach furchtbares Pech mit den Karten.

Rin lächelte. „Dann bist du dran.“

„Okay.“ Takumi zog eine Karte.

Sie saßen beide am Rand eines Spielplatzes im Shinjuku Central Park, da sie hier halbwegs Windschatten gefunden hatten, damit ihnen die Karten nicht wegwehten.

Es war seltsam, festzustellen, wie lang er eigentlich nicht mehr normal mit den Karten gespielt hatte. Nun, bis Ai am Ende des letzten Monats damit angefangen hatte.

„Sie besiegt dich“, stellte Kotemon mit einem Blick in seine Karten fest.

„Sei ruhig“, murmelte er und runzelte die Stirn.

Es war erstaunlich, wie wenig sich seit Beginn des Monats geändert hatte. Die digitale Welt war verschwunden – nun, zumindest war die Spiegelung am Himmel verschwunden – doch die Digimon waren noch immer hier. Selbst die wilden Digimon waren hier geblieben.

Sie hatten noch bis zum dritten in der Hypnos Zentrale geschlafen. Dann waren ihre Eltern wieder gekommen. Natürlich hatte es Ärger gegeben, doch zu Takumis Überraschung war selbst sein Vater eher erleichtert gewesen, ihn wieder zu sehen. Und nun... Nun warteten sie darauf, dass die anderen Bewohner der Stadt zurückkehrten.

Noch immer wirkte der Park recht verlassen.

Aber es waren ohnehin Schulferien, also machte es für sie wenig Unterschied.

„Jetzt spiel schon“, meinte Rin.

Sie wirkte glücklicher, stellte Takumi fest, doch er hatte nicht gefragt. Er traute sich nicht. Aber er stellte fest, dass es gut war, sie lächeln zu sehen.

„Ich mach ja schon“, murmelte er und spielte schließlich eine der Optionskarten von seiner Hand.

Er konnte sie mit seinem Betamon gerade schlecht angreifen.

Da ließ ein Ruf ihn aufschrecken. „Shirou? Hey, Shirou-kun!“

Takumi drehte sich um und war überrascht zwei seiner Klassen- und Teamkameraden vom Baseball zu sehen, wie sie gerade auf den Spielplatz kamen. Ryuzaki und Hiro.

Es war ganz offensichtlich Ryuzaki, der gerufen hatte. Nun kamen beide winkend auf sie zu.

Das ganze erschreckte Takumi mehr, als es vielleicht sollte. Es waren nur Klassenkameraden, doch die nun vielleicht drei Wochen, die vergangen waren, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, kamen ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.

Ryuzaki kam vor ihnen zum Halt und sah auf die Karten. „Ihr spielt?“

Takumi sah auf die Spielmatte. „Ja. Wieso?“

„Ich weiß nicht, ich dachte...“ Ryuzaki schien etwas unsicher und sah ihn nicht direkt an. Dann aber wanderte sein Blick zu Kotemon. „Ich meine nur, ihr habt richtige Digimon und...“

„Wir werden diese kaum gegeneinander kämpfen lassen“, meinte Rin mit Nachdruck.

„Ja, natürlich“, meinte Ryuzaki, während Hiro Rin musterte.

„Du bist auch ein Tamer?“

„Ja“, erwiderte Rin. „Wieso?“

Hiro errötete leicht. „Nur so.“ Er musterte Kunemon, das sich aktuell auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte, während sie im Schneidersitz vor der Spielmatte lag.

Kurz herrschte Schweigen, doch schließlich war es Kotemon, das fragte: „Und was macht ihr hier?“

Die beiden tauschten Blicke. „Na ja“, meinte Hiro schließlich. „Wir sind gerade zurück und es gibt noch wenig zu tun.“

Das stimmte wohl, wenn man bedachte, dass auch ein guter Teil der technischen Infrastruktur zumindest für die Privathaushalte noch eingeschränkt war.

Ein weiteres Schweigen, ehe Rin vorschlug: „Wollt ihr auch spielen?“

„Ich hab mein Deck schon lang nicht mehr“, erwiderte Ryuzaki.

Rin zuckte mit den Schultern. „Du könntest dir meins leihen.“

Noch immer zögerten die beiden, doch dann zuckte Ryuzaki mit den Schultern. „Na, dann.“ Er kniete sich neben die Matte. „Okay.“
 

Auch Ai, Makoto und Impmon waren im Park – um genau zu sein, waren sie auf dem Weg zum Spielplatz, um sich mit Takumi und Rin zu treffen. Nun, zumindest Ai und Impmon waren das, doch sie war sich nicht sicher, was Makoto anging.

Es war seltsam. Er wirkte weniger ablehnender in den letzten Tagen, doch wirklich sprach er noch immer nicht mit ihr. Dafür folgte er ihr nun und war alles in allem einem Schatten nicht unähnlich: Oft irgendwie da, doch immer schweigsam.

Sie sah zu Impmon, das sich nicht zum ersten Mal zu ihm umdrehte.

Doch sie schwiegen weiter.

Der Spielplatz, auf dem einst – wie sie wusste – Takato sein Digivice erhalten hatte, kam in Sicht und sie beschleunigte ihren Schritt. Wenn die anderen dabei waren, würde es zumindest nicht so unbehaglich sein.

Da räusperte sich Makoto. „Und das ist wirklich so in Ordnung für dich?“

Sie musste nicht fragen was. Er hatte die Frage ja auch nicht zum ersten Mal gestellt. Leicht genervt drehte sie sich zu ihm um und verschränkte die Arme. „Wie oft denn noch? Ja, ist es.“

„Ai-chan“, meinte Impmon vorsichtig, damit sie nicht aus der Haut fuhr.

Sie stöhnte genervt und verdrehte die Augen, sah dann aber zu Impmon. „Was denn?“

„Streitet euch nicht wieder“, murmelte das Digimon und streckte sich dann, ehe es verschmitzt grinste. „Ich mein, mal ehrlich, es wird langsam echt nervig!“

Ein mattes Lächeln zeigte sich auf Makotos Gesicht.

„Mal ehrlich“, sagte Ai schließlich und musterte ihren Bruder. „Digivice oder nicht: Wir sind doch immer noch Partner, oder?“ Außerdem hatte sie das Digivice zuletzt ja doch nicht nutzen können.

„Ja, schon, aber...“, begann Makoto, doch sie unterbrach ihn:

„Jetzt sind wir wieder gleich“, meinte sie nur. „Jetzt komm.“ Damit wandte sie sich wieder ab und machte einige Schritte auf das Tor am Rand des Spielplatzes zu. Sie hörte aber noch Impmon hinter sich:

„Wir sind Partner, Mako. Ehrlich.“
 

Alcatraz war beinahe komplett regeneriert. Nur ein leichtes Flimmern verriet, was hier vorgefallen war.

Offenbar hatte der Code wirklich funktioniert und die vermeintlich reale Welt wieder in ihren Ursprungszustand zurück versetzt. Ein Glück.

„Hier“, meinte Keith und stellte einen Kaffeebecher vor ihr auf den Tisch.

Es war nur ein Pappbecher, doch am Ende war das hier auch nur ein Starbucks. Doch was sollte es schon? Zumindest hatte man von hier, am Marina Boulevard, eine gute Aussicht auf Hafen und Bucht.

„Danke.“ Megumi nahm den Becher. Es war ein Eiskaffee, der dank diverser Sirups wahrscheinlich zu viele Kalorien beinhaltete. Ein leicht selbstironischer Teil von ihr fragte sich, ob es wohl einen Hack für die nun doch recht digitale reale Welt gab, damit man nicht mehr zunahm.

Keith setzte sich ihr gegenüber an den kleinen Tisch vor dem Starbucks.

„Und?“, fragte er nach einer Weile.

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Was?“

„Noch irgendwelche Pläne?“, fragte er.

Ein weiteres Schulterzucken. „Vielleicht. Ich weiß nicht. Mal sehen. Vielleicht finden wir ein Kino, das etwas spielt? Ich hätte gerne mal einen normalen Tag.“

Er lachte. „Verstehe ich.“ Dann rückte er seine Brille zurecht. „Wenn du magst, kann ich dich einladen.“

Megumi lächelte verlegen. Sie verstand die Andeutung. Aber war sie nicht zuletzt auch deswegen noch für zwei Wochen hier geblieben? „Vielleicht“, meinte sie dann.
 

Okay, vielleicht war etwas mit ihm falsch – doch obwohl eigentlich gerade nichts an der Universität stattfand, saß Jenrya in einem der Computerlabore und programmierte gelangweilt vor sich hin. Er hatte einen der Codes, den sie für das Reboot geschrieben hatten, genommen und versuchte ihn besser nachzuvollziehen.

Terriermon war davon allerdings weniger begeistert. „Jian!“

Er sah zu ihm, eigentlich genau wissend, was es wollte. „Was?“, fragte er gelangweilt auf japanisch.

„Mir ist langweilig“, beschwerte sich das Digimon.

Darauf erwiderte er nichts, sondern wandte sich nur seinem Bildschirm zu.

Zwei Minuten lang war es ruhig. Dann erklang die jammernde Stimme des Digimons erneut – dieses Mal sogar noch lauter. „Jian!“

„Was?“, erwiderte er, dieses Mal ohne aufzusehen.

„Mir ist langweilig!“

Er seufzte. „Ich bin beschäftigt.“

„Du bist langweilig“, grummelte Terriermon und verschränkte schmollend die kurzen Ärmchen.

„Tut mir ja leid“, murmelte er und konzentrierte sich wieder auf den Code.

Natürlich waren sie beide allein im Computerlabor. Zum einen gab es mehrere davon an der Uni, zum anderen waren die meisten Studierenden wohl zuhause. Weil aktuell keine Vorlesungen stattfanden und weil die Welt vor kaum mehr als einer Woche beinahe untergegangen war.

Doch erneut gab es wenig Zeit für ihn, sich auf den Code zu konzentrieren, denn keine drei Minuten später wurde die Tür des Labors mit einem solchen Schwung aufgerissen, dass sie gegen die Wand knallte.

„Jenrya!“, flötete Alex.

Er sah auf. „What are you doing here?“

„Pack your things!“, rief sie aus und kam zu ihm hinüber, um ihn halb spielerisch auf die Beine zu ziehen.

„What?“, fragte er, während Terriermon ein erleichtertes Seufzen hören ließ.

„Live-Saver!“, rief es dann aus – da es einen kompletten englischen Satz noch immer nicht bilden konnte.

Alex zog einen Autoschlüssel aus ihrer Tasche. „We are going on a road trip!“

„What?“, wiederholte Jenrya nur.

„I got a new car“, erwiderte sie und zerrte an seinem Arm. „Now come!“

„You can't just decide that!“

„Was sagt sie?“, fragte Terriermon.

Jenrya ignorierte es und riss sich los. „I am busy.“

„Oh, stop being so boring!“, erwiderte Alex. „Come. Just... I don't know. Be more spontanous for once!“

„Was sagt sie?“, drängte Terriermon.

Jenrya seufzte. „Sie will mit uns wegfahren.“

„Wann?“, fragte das Digimon, während seine Lebensgeister langsam zu erwachen schienen. Es setzte sich auf.

„Wie ich sie verstehe... Jetzt“, antwortete er empört.

Terriermon stieß ein Jubeln aus und sprang auf seinen Kopf. „Ja! Lass uns fahren! Abenteuer!“

„Aber“, begann er.

„Let's just go!“, meinte Alex und lachte.

„But“, versuchte er es noch mal, doch auch Terriermon lachte.

„Moumantai, Jian! Moumantai!“
 

„Ich frage mich noch immer, wer für all das hier verantwortlich ist“, murmelte Linda und sah auf denselben Code, den auch Jenrya kurz vorher noch vor sich gehabt hatte.

Sie saß zusammen mit Ethan, aka Babel, und Rob, aka Dolphin, im Büro des letzteren über ein Wasser, da es aktuell tatsächlich zu warm für einen Kaffee war. Sie würde in zwei Tagen nach Texas zurückkehren, doch bis dahin konnte sie wieder Zeit mit alten Freunden verbringen. Und sei es nur, um die ganzen Ereignisse der vergangenen Tage aufzuarbeiten.

„Aliens vielleicht“, erwiderte Ethan halb scherzhaft und grinste, wobei seine ungewöhnlich weißen Zähne blitzten.

„Nun, wir können denke ich recht sicher sagen, dass es nach jeder uns bekannten Definition Aliens waren“, meinte Rob ernsthafter und sah in sein Wasserglas.

„Es könnten auch Proto-Menschen gewesen sein“, meinte Ethan. „Man bedenke Bostroms Theorie.“

Linda seufzte. Mehr als zwei Wochen waren vergangen, seit sie Shibumis Theorie gehört hatten. Sie hatte den Beweis selbst gesehen, doch es fiel ihr schwer zu glauben, dass alles nicht real war. Es fühlte sich real an. Doch wie würde es sich auch anfühlen, wenn es weniger real war? Was bedeutete real überhaupt?

„Ich hoffe nur, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, murmelte sie.

„Was? Eine Beinahe-Apokalypse?“, fragte Ethan.

Konnte er heute eigentlich irgendetwas ernst nehmen?

„Genau so etwas“, erwiderte sie spitz.

Es klopfte an der Tür und ließ sie zusammenzucken.

Schließlich stand Rob auf. „Ja?“

Die Tür ging auf und zu ihrer Überraschung sahen sie Shibumi, der mit einem – für seine Verhältnisse – ordentlich getrimmten Bart hereinkam.

Ungläubig sah Linda ihn an. Sie hatte damit gerechnet, dass er schon wieder die Stadt verlassen hatte, oder festgenommen worden war. Immerhin hatte er Daten der amerikanischen Regierung gestohlen.

„Shibumi“, brachte Rob schließlich überrascht hervor. „Was machst du hier?“

Ohne direkt zu antworten, kam der Japaner zu ihnen hinüber und stellte seinen Laptop auf dem Schreibtisch ab. „Ich hatte gehofft, dass wir wieder zusammenarbeiten können. Wie in alten Zeiten.“

„Was?“, fragte Linda. „Wovon redest du?“

„Davon eine stabile Verbindung aufzubauen“, erwiderte er mit seiner üblichen, ruhigen Stimme.

Rob musterte ihn für einen Moment. „Zwischen unserer Welt und der digitalen Welt?“

Shibumi schüttelte den Kopf. „Zwischen unserer Welt und den anderen Welten, die vielleicht noch existieren.“
 

„Ryou?“ Eine vertraute Stimme schien von weit, weit her zu kommen.

Er fühlte sich schwer.

„Ryou?“ Die Stimme klang besorgt.

Er war müde.

„Ryou!“

Jemand sorgte sich wirklich um ihn. Vielleicht sollte er sich rühren. Vielleicht sollte er etwas tun. Vielleicht...

Was war überhaupt geschehen?

„Ryou!“, drängte die Stimme weiter und er merkte einen Druck auf seiner Brust.

Er zwang sich zu blinzeln und sah in einen blauen Himmel, dessen Färbung irgendwie nicht ganz richtig erschien, hinauf.

„Ryou!“ Nun schien die Stimme erleichtert.

Mühsam richtete er sich etwas auf und sah das Digimon, zu dem die Stimme gehörte: Hopmon. Und es schien wirklich erleichtert zu sein, als es von seiner Brust sprang und ihn ansah.

„Ich dachte, du wachst gar nicht mehr auf!“

Noch einmal blinzelte der, setzte sich dann aber ganz auf und sah sich um.

Er saß auf einem grasigen Feld, das auf einem kleinen Hügel gelegen war. Am Fuß des Hügels schien ein kleiner Waldhain zu wachsen und in einiger Entfernung, beinahe am Horizont, sah er ein Glitzern. Wasser?

Er schüttelte den Kopf. Das alles schien etwas irreal.

Und dann erinnerte er sich an den Code und wie er in die andere Welt, die Welt der Anomalie gegangen war. Doch das konnte nicht ihre Welt sein, oder? Die Welt war anders gewesen. Weiß und Farblos.

Also... Wo war er? Denn die digitale Welt schien es auch nicht zu sein.

„Ryou?“, fragte Hopmon, als er nichts sagte.

Er sah es an. „Hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?“

Das Baby-Digimon schüttelte seinen Kopf – und damit effektiv seinen ganzen Körper. „Nein. Keine Ahnung.“

„Hmm“, machte Ryou und sah sich noch einmal um, in der Hoffnung einen Hinweis zu finden. Dann tastete er nach seinem Hosenbund. Sein Digivice war noch immer da.

Er holte tief Luft und stand dann auf, auch wenn ihm jeder einzelne Muskel schmerzte. Man. Er hatte sich geopfert, aber er hatte nicht gedacht, dass es schmerzhaft werden würde. Er sah an sich hinab und streckte sich. Dann bückte er sich, um Hopmon aufzunehmen. „Nun“, sagte er schließlich, „dann lass es uns herausfinden.“

Hopmon lächelte. „Okay!“
 

Ende.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ähm, ja, hallo noch einmal alle zusammen.

Damit geht das Projekt nun tatsächlich gänzlich zuende. Also zumindest die Geschichte von Digimon Battle Generation. Eine weitere Serien-Fortsetzung wird es nicht geben. Allerdings verspreche ich, dass ein paar Plotstränge noch in One-Shots und kürzeren Geschichten fortgeführt werden.

Unter anderem, die ganze Geschichte mit den Eltern unseres Heldenquartets der Battle Generation, aka Takumi, Rin, Ai und Makoto. Eigentlich war die Aufklärung dafür in Kapitel 51/52 geplant, doch als ich dann dabei war, kam es mir ziemlich erzwungen vor, weshalb ich es eben doch anders gehalten habe und die Aufklärung in eine eigene Geschichte setzen werde. :) Entschuldigt das bitte vielmals! ^^"

Ansonsten: Vielleicht kann sich ja jemand denken, worauf ich mit Shibumi in der vorletzten Szene anspiele. Ich dachte, wenn sowohl Anime, als auch Spiele in letzter Zeit so ein Aufhebens um diesen einen Plotpunkt machen, kann ich es auch zumindest mal andeuten.

Ähm. Ja.

Ich hoffe der Epilog und natürlich die ganze Serie hat euch gefallen!

Ich danke jedem, der die Geschichte soweit verfolgt hat und natürlich auch denen, die mich mit Feedback motiviert gehalten haben (und am Ende auch dazu gebracht haben, dass Projekt zuende zu schreiben). :3 Vielen Dank!

Und ich würde mich natürlich freuen, eure finalen Gedanken zur Serie zu hören!

Bis dann!

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kwasir
2017-09-19T12:02:53+00:00 19.09.2017 14:02
Hallo,

Ich hab gerade erst bemerkt, dass du diese Geschichte zu Ende gebracht hast und ich bin erfreut und aufgeregt. Ich werde sie in den nächsten Tagen lesen und dir dann ein ausführliches Feedback geben.

Daher, auch von mir, Willkommen zurück.
Von:  fahnm
2017-08-20T19:55:42+00:00 20.08.2017 21:55
Ein Toller Epilog.
Von:  Caliburn
2017-07-14T22:44:04+00:00 15.07.2017 00:44
*lach* Ich mag den Epilog. Er ist einfach mal länger als manches Kapitel. xD"""

Oh, ich musste so sehr über Alex' Auftritt lachen. Sie ist ein solch herrlich positiver Mensch. Ich liebe sie einfach nur.

Ehrlich gesagt, fühle ich eine kleiner Ernüchterung. Liegt vielleicht an der etwas längeren Pause, die eingelegt wurde, aber egal. Denn es ändert rein gar nichts daran, dass diese Geschichte einfach nur umwerfend war.
Die ganzen Auf und Abs die wir erleben durften. Charaktere die wir lieben und hassen gelernt haben. Die Twists die uns völlig aus den Schuhen geworfen haben. Es war eine wundervolle Reise.
Und ja, ich bin mit dem Epilog sehr, sehr zufrieden. Es ist ein wunderbares, ruhiges Ausklingen. Vor allem dass es paar Tage später spielt und nicht direkt am 1. August war doch sehr nett. Denn ja, eine Infrastruktur wird nicht allzu leicht wieder hergestellt.

Danke für diese Geschichte und dein Durchhaltevermögen.

Und ich freue mich schon auf die Geschichten, die wir noch bekommen werden. Du weißt ja, über eine kleine Story von Alex würde ich mich riesig freuen. ;D

Von:  Selma
2017-07-12T20:21:55+00:00 12.07.2017 22:21
Es war toll zu lesen. Schade irgendwie das es jetzt vorbei ist.

Ein kleines Fehlerchen? habe ich vielleicht noch weiter oben gefunden: Steve tat es ihm nur gleich, während Leormon, dass in seinen Armen hing, wie eine jener sehr faulen Katzen, zu seinem Gesicht aufsah. „We are going to see Mum and () again.“ <-- ich denke der Platzhalter sollte da nicht sein.
Es war auf jeden Fall schön und ich freue mich auch schon auf die kleinen One shots. :)

Das es zum Schluss etwas ruhiger zuging war durchaus in Ordnung. Action hatten wir ja die letzten Kapitel mehr als genug und irgendwie is ein langsames ausklingen immer besser.
Von:  Taroru
2017-07-12T16:02:18+00:00 12.07.2017 18:02
also fakt nummer eins..... ich werde wohl noch mal alles lesen XD
und mir ist jetzt erst bewusst geworden.... wie lange du hier schon dran gearbeitet hast.... junge junge die zeit vergeht o.o
ich hatte die letzten paar jahre jedenfalls viel spaß beim lesen, habe mit gefiebert... und die warte zeiten waren manchmal einfach nur mega furchbar und schwer auszuhalten... aber es hat sich gelohnt :-)
auch wenn ich nun auch ein wenig traurig bin, das es hier nun enden soll (wobei ich zu geben muss.... ich würde mich in der tat auf mehr lesefutter in der richtung freuen ;-) )

ich finde du hast einen guten abschluss gefunden, es erscheint mir rund und durch aus schlüssig...
und ziehe meinen hut vor dir, das du das nach so langer zeit wirklich zu ende gebrach hast! und danke dir für die vielen lesefreuden ;-)
Antwort von:  Alaiya
12.07.2017 18:04
Bitte und Danke und alles :3

Ich höre ja nicht auf zu schreiben - nur wird es halt vorerst kein weiteres großes Digimon Projekt geben, sondern eben Hasen und Wölfe und halt Digimon One-Shots :P
Antwort von:  Taroru
12.07.2017 18:28
es ist ja nicht so, das ich nicht auch die anderen geschichten von dir gelesen hätte ;-)
ich muss zu geben.... bei manchen one shots war ich schon sehr kommentier faul.....
aber ich glaube.... gelesen hab ich so ziemlich alles von dir (was du hier online hast)


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