Das Licht in meiner Dunkelheit von DCMarvelFan ================================================================================ Kapitel 4: Das Erwachen ----------------------- Einige Monate zuvor: Professor Corben, Chefarzt des Vancouver Hospitals, saß an seinem Schreibtisch und war am arbeiten. Es war schon ziemlich spät, also beschloss er nach Hause zu fahren. Er wollte gerade seinen weißen Arztkittel ausziehen, als es an seiner Bürotür klopfte. Doktor Micheles, der Chef der Chirurgie, betrat das Büro mit einem Ordner in der Hand und wirkte sehr beunruhigt. „Professor Corben, kann ich sie einen Augenblick sprechen?“ fragte er seinen Kollegen. „Kann das nicht bis Morgen warten?“ fragte sein Vorgesetzter. „Ich fürchte nicht. Über das, was ich mit ihnen bereden will, kann man nur unter vier Augen besprechen.“ Der Professor nickte dem Chirurg zu sich zu setzen und sich selbst wieder an seinen Schreibtisch. „Um was geht es genau?“ fragte Corben ohne Umschweife. „Um die neue Patientin, Sir.“ erwiderte der Jüngere. „Welche?“ fragte seine Gegenüber. „Das unbekannte Mädchen. Das mit den Schussverletzungen.“ „Ach ja, was ist mit ihr?“ fragte Corben. „Ich glauben, dass mit ihr etwas nicht stimmt.“ sagte Micheles „Als sie gestern in die Notaufnahme eingeliefert wurde, habe ich sofort die Operation eingeleitet. Und es gelang mir, alle fünf Kugeln aus ihrem Körper zu entfernen. Aber als dies geschah haben sich ihre Wunden automatisch geschlossen.“ Für einen kurzen Moment sah der Professor ihn nur an. „Ich habe zwei Assistentsärzte und vier Schwestern, die das bezeugen können.“ fuhr Micheles fort, der etwas lauter wurde. „Und da ist noch etwas.“, er zog ein Röntgenbild hervor und hielt es gegen das Licht. „Hier die Schussverletzungen, ein normaler Mensch hätte diese Schussverletzungen nicht überlebt, und sie hat…“ „Beruhigen sie sich Micheles, ich glaube ihnen ja. Ich habe bereits die Behörden benachrichtigt. Morgen wird die Polizei eintreffen und das Mädchen verhören.“ erklärte der Professor. *** Dieses Mädchen mit dem Namen Anna wurde im Schlaf von Bildern überwältigt, von furchtbaren Bildern. Bildern von Folterungen die sie erdulden musste, von Schmerzen, Bildern von Tod und Blut, von abgetrennten Körperteilen, dem Drang zu Töten. Doch das letzte Bild was Anna sah, war einer Frau, die ihr sehr ähnlich sah, vielleicht etwas älter als sie. Sie lag im Schnee, Blutüberströmt. Das Blut von ihr klebte an ihren Händen. Anna fuhr aus dem Schlaf hoch und blickte sich verwirrt um. Sie befand sich allein in einem Krankenzimmer, angeschlossen an verschieden Apparaten, die ihren Gesundheitszustand überwachten. Langsam beruhigte sie sich wieder, sie erinnerte sich an die Straße, das Auto und das Ehepaar, das sie hierher gebracht hatte. Sie schob ein Stück ihres Nachthemdes nach oben um nach ihren Wunden zusehen. Dort wo die Wunden gewesen waren war nur glatte Haut zu sehen. Dann übernahmen ihre Instinkte die Kontrolle, sie musste hier weg, so schnell wie möglich. Sie riss die Kabel vom ihrem Armen, worauf der Alarm losging. Anna öffnete den mit Blut verschmierten Zettel, den sie die ganze Zeit so krampfhaft festgehalten hatte, darauf befand sich eine Adresse. Sie merkte sich diese. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass sie ein photographisches Gedächtnis hatte. Dann zerriss sie denn Zettel, sie durfte keine Spuren hinterlassen. Sie durchsuchte die Schränke des Zimmers und fand dort ihre Messer, sie wollte nicht ohne sie sein. Danach verließ sie das Zimmer. Anna merkte, dass sie einen tiefen Hass gegen Krankenhäuser hatte, dieser sterile Geruch. Die Berührungen durch Latexhandschuhe, Spritzen, alles. Dies alles erinnerte sie an etwas… an Schmerzen, große Schmerzen. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze schlich sie durch die Station, Richtung Treppenhaus. Als sie im Treppenhaus war, begann sie zu laufen. In ihrem Kopf schmiedete sie bereits einen Fluchtplan. Sie befand sich im fünften Stock. Vor fünf Minuten war der Alarm losgegangen, weitere fünf Minuten wird es dauern, bis die Schwester in ihr Zimmer kommen würde, und bemerken, dass Anna weg war. Weitere zehn Minuten werden vergehen, das Sicherheitspersonal zu informiert. Schließlich kam sie ins Erdgeschoss wo eine Metalltür Anna denn Weg versperrte. Mit Hilfe eines ihrer Messer knackte sie das Schoss und verschwand dann durch die Tür. Ein eisiger Wind griff nach Annas Haaren und dem Nachthemd, das sie trug. Alles um sie herum war von Schnee bedeckt, doch ihr schien die Kälte nichts auszumachen. Ob wohl es Nacht war fand sich Anna mühelos zurecht. Anna schlich weiter, bis sie zu dem Häuschen des Wachmannes kam. Nur noch wenige Meter und sie konnte das Krankenhaus hinter sich lassen. Der Wachmann war ein dicker Mann in Uniform. Er telefonierte gerade. Geduckt schlich Anna an den Wachhäuschen vorbei. Sie schlich weiter und hatte sich schon einige Meter von dem Pförtnerhaus entfernt, als sie vom Pförtner bemerkt wurde. „He, Mädchen, sofort stehen bleiben und zu mir umdrehen!“ rief er. Anna tat, was ihr gesagt wurde und drehte sich langsam um. Da bemerkte der Pförtner, der eine Taschenlampe in der Hand hatte, die zwei Messer die Anna in ihren Händen hielt. Daraufhin zog er sein Revolver und rief stotternd: „M-Messer fallen lassen und dann zu mir kommen.“ Anna tat wie ihr geheißen, ließ die Messer fallen und ging dann auf den Wachmann zu, bis sie in Reichweite seines Arms befand. Mit der rechten Hand hatte der Wachmann seine Revolver auf sie gerichtet, mit der linken wollte er zum Telefon greifen. Anna reagierte schnell und instinktiv mit einer raschen Bewegung und entwaffnete den Wachmann. Dann drehte Anna dem Wachmann den Arm auf den Rückten ließ seinen Kopf gegen die Fensterscheibe knallen, sodass er bewusstlos wurde. Anna wandte sich von dem am Boden liegendem Mann ab, hob ihre Messer auf und wollte weiter gehen, doch sie drehte sie sich noch einmal um. Anna ging vor dem am Boden liegenden Wachmann in die Hocke und legte den Kopf schief. Sie starrte denn Mann an wie ein Raubtier seine Beute, einem dunklen Impuls folgend legte sie ihm eines ihrer Messer an den Hals. Eine einzige Bewegung und sie würde ihm die Kehle durch schneiden. „Was zum Teufel mache ich da?“ dachte Anna entsetzt, als ihr bewusst wurde, was sie im Begriff war zu tun und zog ihr Messer zurück. Anna blieb keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn in der Ferne konnte sie das laute Heulen eines Polizeiwagens hören. Jemand hatte ihr Verschwinden schneller bemerkt, als gedacht. Wieder folgte sie ihrem Instinkt und begann zu laufen, während sich über ihr am Himmel der neue Tag ankündigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)