Gib mir Liebe - Kou von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 12: Erholungspause -------------------------- Mitten im Flur der Uni ließ Kaoru sich geschafft auf den Boden plumpsen. Endlich war es geschafft, aber gegen Ende der Prüfungen war sie noch ganz schön ins Schwimmen gekommen. Zum Glück hatte sie so viel mit Kou geübt und auch allein so viel gebüffelt, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Eben hatte sie die letzte Prüfung hinter sich gebracht und nun konnte sie nur noch warten und hoffen, dass es ausgereicht hatte. //Sonst muss ich mich von Kou fernhalten//, dachte Kaoru und es bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, als sie an den Gegenstand ihrer Wette mit ihm dachte. Wie hatte sie nur so blöd sein können und dieser Sache zustimmen können? Kou war überragend intelligent und es würde ein Leichtes sein, sie auszustechen. Dennoch hatte Kaoru so viel gelernt und in der Prüfung auch ein recht gutes Gefühl gehabt, so dass sie schon große Hoffnung hatte, besser zu sein und etwas Besonderes mit Kou unternehmen zu können, was ihn im Endeffekt auch davon überzeugen sollte, dass sie eine gute Partie für ihn war. „Hat dir noch nie jemand gesagt, dass man auf dem Flur nicht herumlungert?“ Kous Stimme ließ Kaoru aufblicken und sie sprang schnell auf die Füße. „Nein, du bist der Erste. Wenn du dich mal mit deiner Prüfung beeilt hättest, hätte ich mich auch nicht hinsetzen müssen“, sagte sie frech und freute sich, als Kou es nicht schaffte, ein Grinsen zu verbergen. Überhaupt war er in der letzten Zeit, während sie gelernt hatten, noch viel zugänglicher geworden, was sie ungemein freute. Er lachte mehr und war nicht mehr so verstockt wie am Anfang, als er sie noch gemieden hatte, weil sie ihn an Seri erinnert hatte. „Wie lief es bei dir?“, erkundigte sich Kou jetzt. „Prima. Bei der letzten Aufgabe bin ich ein bisschen ins Schleudern geraten, aber dann habe ich mich daran erinnert, wie du mir das erklärt hast und schon lief es wie am Schnürchen. Ich werde so was von besser sein als du“, lachte Kaoru fröhlich und legte mitten im Flur einen kleinen Tanz hin. „Freust du dich so sehr darauf, mit mir zum Sommerfest gehen zu können?“ Kaoru stockte mitten in ihrem kleinen Tanz und wurde augenblicklich rot, während Kou überlegen lächelte. „Ich mag das Sommerfest eben und alleine wäre es langweilig geworden!“, rief sie und tippte Kou gegen die Brust, welcher sich darüber sehr erheiterte. „So, so“, sagte er und konnte das Grinsen einfach nicht abstellen. Kaoru war schon süß... „Du bist so ein Holzkopf“, sagte Kaoru nur, drehte sich um und ging den Gang entlang. Sie hörte genau, dass Kou ihr folgte und sie war froh darüber. Aber gleichzeitig wollte sie nicht, dass er noch mehr von ihrem Gesicht sah, solange sie sich nicht völlig sicher war, dass sie die Gesichtsröte und ihren hoffnungsvollen Ausdruck im Griff hatte. Natürlich freute sie sich darauf, mit Kou zum Sommerfest zu gehen, wenn sie die Chance dazu bekam. Es gab nichts Besseres als einen lauen Sommerabend, das Tragen eines Yukatas, festliche Stimmung und das abendliche Feuerwerk, um Romantik aufkommen zu lassen und wenn sie das nicht mit Kou zusammenbrachte, dann wusste sie auch nicht mehr, was sie noch tun sollte. „Ich wollte dich nicht ärgern, Kaoru. Aber die Sache ist die... wenn du etwas mit mir unternehmen willst, wieso fragst du nicht einfach?“, hörte sie Kou nun hinter sich sagen und wieder stoppte sie mitten in der Bewegung. Sollte es so einfach sein? „Würdest du denn etwas mit mir unternehmen? Also außerhalb des Lernens?“, fragte sie skeptisch nach und drehte sich wieder zu ihm. „Da die Prüfungsergebnisse noch etwas auf sich warten lassen werden und du dich so ins Lernen reingehängt hast, wäre eine zwischenzeitliche Belohnung wohl angemessen... oder?“ Kaoru schwebte augenblicklich im siebten Himmel. Kou schlug von sich aus eine Verabredung vor? Träumte sie? //Ok, streng genommen wird es eine Verabredung unter Freunden sein und kein Date//, erinnerte sich Kaoru, aber trotzdem konnte sie das freudige Gefühl in ihrem Inneren einfach nicht abstellen. „Unbedingt. Ich habe wirklich alles gegeben und du warst nicht gerade ein netter Lehrer“, antwortete sie und wieder sah sie das humorvolle Aufblitzen in Kous Augen, welches sie so mochte. „Dann muss ich das wohl wieder gut machen“, seufzte Kou und hob hilflos die Schultern, als hätte er keine andere Wahl. „Und? Was schwebt dir denn als Wiedergutmachung vor?“, fragte Kaoru neugierig und Kou überlegte. Dann erhellte sich plötzlich sein Gesicht, weil ihm etwas eingefallen war. „Kou hat den Freizeitpark vorgeschlagen?“, fragte Seri ungläubig, während sie zwei Tage später an einem Samstag Morgen im Schneidersitz auf Kaorus Bett saß und ihrer Freundin dabei zusah, wie sie verschiedene Kleidungsstücke aus dem Schrank beförderte. „Ja, ich war auch ganz überrascht. Aber besser er sucht etwas aus, dann weiß ich, dass auch er Spaß haben wird“, meinte Kaoru, hielt ein Outfit nach dem nächsten hoch und entschied sich in Rekordschnelle für ein paar Stücke, die infrage kommen würden. „Und wir stören auch wirklich nicht?“, fragte Seri sogleich. „Nein, Kou hat selbst vorgeschlagen, ich solle euch beide mit einladen. Es ist ja auch kein Date, Seri, es ist nur ein Ausflug und je mehr Leute dabei sind, umso besser“, erklärte Kaoru. Seri gab ein Seufzen von sich und schüttelte den Kopf, was sie aufhorchen ließ. „Was?“ „Du willst doch, dass es ein Date ist, gib´s zu.“ Kaoru seufzte nun ebenfalls. „Natürlich. Aber wenn ich ihn bedränge, macht er nur dicht, du hast es doch gesehen, was letztens passiert ist, als ich ihn geküsst habe“, sagte sie und ließ sich neben Seri aufs Bett fallen. „Das mag ja sein, aber so macht ihr einen auf gute Freunde und es ist nichts geklärt.“ „Ich will es ja noch ansprechen... aber ich weiß nicht, wann.“ „Im Freizeitpark gibt es ein Riesenrad, da kannst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens kannst du so alles ansprechen, was geklärt werden muss und zweitens kann er dir dort nicht abhauen, falls du ihn nochmal küssen willst“, meinte Seri überlegend. „Warum sollte ich ihn küssen?“ „Willst du denn nicht?“ Kaoru sagte nichts, errötete aber wieder tief. „Aha“, lachte Seri und natürlich wollte sie mehr wissen. „Natürlich will ich... aber ich will mir dabei nicht wieder vorkommen, als würde ich ihn überfallen.“ „Also soll er lieber dich überfallen?“ Kaoru versteckte sich hinter einem Plüschkissen, während ihr Gesicht förmlich brannte. Seri hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie wollte, dass Kou sie noch einmal so küsste, wie damals in seiner Wohnung und dieses Mal wollte sie auf keinen Fall flüchten. „Ich denke nicht, dass er das tun wird“, krächzte Kaoru. „Weißt du es ganz sicher? Wenn wir dir etwas Schönes zum Anziehen heraussuchen, dann wird er den ganzen Tag an nichts anderes denken können, glaub mir“, lächelte Seri, die natürlich wollte, dass Kaoru und Kou endlich zu einem Paar wurden. Tamaki hatte sie zwar gewarnt, das Ganze zu offensiv anzugehen, aber sie konnte einfach nicht anders. Kaoru war die Richtige für den neuen Kou, der wie geläutert schien und so wollte Seri, dass auch er glücklich wurde. Es wurde Zeit, dass sie alle die Vergangenheit ruhen ließen und sie würde ihr Möglichstes tun, um dafür zu sorgen. „Meinst du, dass das klappt?“, fragte Kaoru hoffnungsvoll und ließ das Kissen von ihrem Gesicht gleiten. Seri nickte ihr mutmachend zu. „Ich helfe dir und dann nutzen wir diesen Tag dazu, dass Kou sieht, was ihm entgeht, wenn er dich ziehen lässt“, meine sie und klatschte dann in die Hände. „Und jetzt los, sonst kommen wir noch zu spät und die Jungs stehen sich unseretwegen die Beine in den Bauch.“ Die beiden jungen Frauen erhoben sich also vom Bett und stürzten sich ins Kleidungschaos, um das passendste Outfit zu finden, welches Kou Takarai den Kopf gehörig verdrehen sollte. Kou und Tamaki warteten geduldig am Eingang zum Freizeitpark, während sich Seri und Kaoru natürlich gnadenlos verspäteten. „War wohl keine gute Idee, die Mädchen zusammen zu stecken“, seufzte Tamaki kopfschüttelnd, der so etwas schon erwartet hatte. Kou hatte andere Bedenken, schließlich kannte er Seri gut genug, um zu wissen, dass sie sich diese Chance nicht entgehen lassen würde, um Kaoru Flausen in den Kopf zu setzen. Er wusste, er hätte diese Verabredung nicht vorschlagen dürfen, doch sie hatte sich die ganze Zeit so hart angestrengt, dass er ihr eine Freude hatte machen wollen. Und wenn seine bloße Anwesenheit dazu beitrug, dass sie lächelte, dann nahm er es gerne auf sich, den Tag mit ihr zu verbringen. Die Wahrheit war, dass er ihre Anwesenheit ebenso genoss und dass er gerade sehr ungeduldig darauf wartete, sie endlich sehen zu können. Trotzdem durfte er sich davon nicht einlullen lassen, er musste weiter den Abstand wahren und es durchziehen, dass er keine Beziehung eingehen durfte. So sehr er Kaoru auch mochte, sie durfte sich auf keinen Fall auf ihn einlassen, aber im Moment machte Kaoru so ziemlich das Gegenteil von dem, was er wollte. Seine Selbstbeherrschung schwankte sowieso schon sehr in ihrer Nähe und ihre naive Art und Weise, wie sie völlig normal mit ihm umging, obwohl er sich so einige verwerfliche Sachen geleistet hatte, ließen ihn völlig entspannt sein. Aber er hatte nicht vergessen, was passierte, wenn er weiterging und womögliche eine Beziehung mit ihr in Betracht zog. Die Leute würden reden und ihr würde sein Schatten anhaften, egal, ob er sich geändert hatte oder auch nicht. Weiterhin wusste er nach wie vor nicht, wie man jemanden liebevoll behandelte, so wie es beispielsweise Tamaki mit Seri tat. Kou wusste nur, dass er Kaoru schützen musste und dass auch vor sich selbst. Mit dem Kuss in seiner Wohnung, der nun schon fast einen Monat zurücklag, war er schon zu weit gegangen und er ärgerte sich noch jetzt über diese Grenzüberschreitung. Aber Fakt war eben auch, dass er in ihrer Nähe sehr schnell die Kontrolle verlieren konnte und das durfte nicht wieder passieren. Aber das war nur im Kopf und der Theorie leicht, denn es kitzelte ihn oft in den Fingerspitzen, sie einfach an sich zu ziehen und sie doch noch einmal zu küssen, als würde sein Leben davon abhängen. Kou seufzte hörbar und zog damit Tamakis Aufmerksamkeit auf sich. „Fürchtest du schon um dein Leben?“, erkundigte sich der Dunkelhaarige und Kou ging nur zu gerne auf diese Provokation ein, um sich abzulenken. „Ich wusste bereits, worauf ich mich einlasse. Du hingegen nimmst das noch ziemlich locker“, entgegnete er daher und wandte sich Tamaki zu. „Ich weiß nicht, was Seri vorhat, aber ich denke, es ist entgegen deinen Vorstellungen“, warnte Tamaki plötzlich ernst und Kou nickte langsam. „Ich weiß...“ „Was soll ich tun?“ Kou schaute Tamaki überrascht an. Wollte der andere ihm etwa helfen? Nach allem was gewesen war? „Noch kannst du gehen. Ich werde eine Ausrede für dich finden... wahrscheinlich Durchfall oder eine Vergiftung, beides ist nicht unwahrscheinlich.“ Kou lachte kurz über die offensichtliche Beleidigung in diesem Hilfsangebot, aber er wusste schon, wie Tamaki das meinte. „Nein danke. Sie hat einen Tag verdient, an welchem sie sich keine Sorgen machen muss. Sobald die Prüfungsergebnisse feststehen, muss sie sich sowieso von mir fernhalten...“ Aufgrund Tamakis fragendem Blick erklärte Kou ihm den Sachverhalt und ein weiteres Mal überraschte der Dunkelhaarige Kou mit seiner Antwort. „Und du bist sicher, dass sie sich das gefallen lassen wird? Kou... du hast wirklich keine Ahnung von verliebten Frauen“, seufzte Tamaki kopfschüttelnd. Ehe Kou darauf jedoch antworten konnte, näherten sich Kaoru und Seri. „Entschuldigt die Verspätung!“, rief Seri schon von Weitem und rannte mit Kaoru auf die beiden zu. Kou musterte das kurze, cremefarbene Sommerflatterkleid mit dem Blumenaufdruck an Kaoru und seine Augen verirrten sich zu ihren nackten Beinen. Immerhin trug sie noch eine kurze, schwarze Hose unter dem Kleid, was ihn ungemein beruhigte und dazu ihre typischen flachen Turnschuhe. Ihre Haare waren zu einem seitlichen Zopf zusammengefasst, was mittlerweile wieder ging, da ihre Haare ein ganzes Stück gewachsen waren. Eine taillierte Jeansjacke bedeckte ihre bloßen Schultern und an ihrem schlanken Hals baumelte eine silberne schmalgliedrige Kette mit einem kleinen Kleeblatt daran. Ihm entglitt ein kleines Lächeln, als er wie immer die unechte Brille auf ihrer Nase sitzen sah, denn anscheinend hatte sie immer noch Angst, dass er sie mit Seri verwechselte. Doch da bestand keine Gefahr, denn er wusste sehr wohl, dass er Kaoru vor sich hatte und nur bei ihr klopfte sein Herz ein kleines bisschen schneller. Aber das musste sie ja nicht unbedingt wissen... „Entschuldigung, wir haben uns in der Zeit vertan“, sagte Kaoru unglücklich, schließlich kam sie nie zu spät und es war ihr unsagbar peinlich. „Jetzt seid ihr ja da, also lasst uns gehen“, mischte sich Tamaki ein und so passierten sie den Eingang, ehe Kou noch irgendetwas zu Kaoru sagen konnte. An Samstagen war der Freizeitpark gut besucht und das merkte man auch heute. Familien, Paare und einzelne Menschen unterschiedlichster Altersgruppen waren zugegen und es herrschte dichtes Gedränge. Tamaki bahnte sich einen Weg voraus, während Seri sich an seinem Arm festklammerte und Kaoru beneidete Seri ein bisschen darum. Es war wirklich leichter, wenn jemand einem die Hand hielt, damit man sich in diesem Gedränge nicht verlor, aber darum konnte sie Kou ja schlecht bitten. Kaoru wich ein paar Leuten aus, doch es war ein langer Strom, der es ihr unmöglich machte, an Seri und Tamaki dran zu bleiben. Sie blieb erst einmal stehen, damit niemand sie anrempelte, musste dann aber feststellen, dass sie die anderen vollkommen aus den Augen verloren hatte. Sie kramte ihr Handy hervor, doch bevor sie jemanden der anderen anrufen konnte, stand Kou plötzlich vor ihr. „Hier bist du...“, sagte er, dann ergriff er plötzlich ihre Hand und zog sie mit sich. Dieses Mal ging er voraus, wich den Menschen aus und bahnte sich einen Weg hindurch, bis sie zu einem Platz kamen, wo es etwas ruhiger war. Seri und Tamaki warteten dort besorgt, doch sie waren bald darauf erleichtert, dass Kou Kaoru gefunden hatte. „Du warst plötzlich weg, war alles ok?“, fragte Seri und schloss Kaoru in die Arme, als Kou ihre Hand wieder losgelassen hatte. Flüsternd sagte sie noch „Gut gemacht“ in Kaorus Ohr und meinte damit wohl, dass Kou Kaorus Hand gehalten hatte. Kaoru konnte nur nicken und man beschloss, weiter zu gehen. Kou ergriff erneut Kaorus Hand, damit sie nicht noch einmal verloren gehen konnte und Kaoru schlug das Herz bis zum Hals. Selbst im Geisterhaus, die erste Attraktion, die sie besuchten, weigerte sich Kou, sie loszulassen und ebenso war es im Spiegelkabinett. Erst als sie für die Achterbahn anstanden, ließ er ihre Hand los und versenkte seine in seiner Hosentasche. Kaoru versuchte, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, doch er gab nur brummelnde Laute von sich und beschäftigte sich lieber mit seinem Handy. Kaoru gab es geknickt auf und unterhielt sich lieber mit Seri und Tamaki, die um einiges zugänglicher waren. Sie fragte sich natürlich, warum Kou jetzt plötzlich so schlecht drauf war, aber sie konnte ja schlecht nachfragen. Als Kaoru und Seri später allein waren, weil Kou und Tamaki Getränke holten, schüttete Kaoru ihr Herz aus. „Er hasst es“, sagte sie. „Das glaube ich nicht“, sagte Seri, war sich aber nicht sicher, was ein noch finsteres Loch in Kaorus Inneres riss. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Seri überlegte. „Keine Ahnung... er ist mir ein Rätsel. Du bist hier die Kou-Kennerin“, meinte sie dann und machte eine hilflose Geste. „Das stimmt nicht, ich bin keine-“ „Da sind wir wieder“, hörte man Tamaki und Kaoru brach schnell ihren Satz ab, als Kou ebenfalls wieder auf der Bildfläche erschien. „Was machen wir jetzt?“, wollte Seri wissen. „Kou und ich haben gerade geredet. Bei den Massen hat das keinen Sinn, wir sollten wieder zurück und-“ „Nein!“, rief Kaoru laut und alle schauten zu ihr, was ihr sogleich peinlich war. „Ich meinte... ich wollte...“, stammelte sie und schaute hilflos zu Seri. Im gleichen Moment begannen die ersten Tropfen vom Himmel zu fallen und lenkten die Gruppe ab. Sie retteten sich zum nächstbesten Fahrgeschäft, welches rein zufällig das Riesenrad war. Der Regen nahm immer mehr zu und da niemand an einen Schirm gedacht hatte, waren sie alle bald darauf triefnass. „Was für ein Wetter“, bemerkte Tamaki kopfschüttelnd, während Seri Kaoru zulächelte. „Wir können uns ja derweil im Riesenrad aufwärmen“, sagte sie und Kaoru schöpfte neue Hoffnung, welche jedoch gleich wieder in sich zusammenfiel, als sie sich zu viert in eine Kabine quetschten. Seri saß neben Kaoru und Tamaki und Kou saßen ihnen gegenüber, dann ging die Fahrt auch schon los. Kaoru war zum Heulen zumute. Trotzdem versuchte sie, die Fahrt zu genießen, schließlich war die Aussicht trotz des Regens wunderschön. Langsam erreichte das Riesenrad den höchsten Punkt, blieb kurz stehen, nur um sich wenig später wieder in Bewegung zu setzen und wieder nach unten zu fahren. Seri redete wie ein Wasserfall um die Stille zu überbrücken und Kaoru ließ sich davon ablenken, so dass sich ihre Stimmung besserte. Doch ihre Stimmung bekam erneut einen Dämpfer, als das Riesenrad anhielt und sie aussteigen mussten. //Ich will noch nicht gehen//, dachte sie, womit sie Kou am Aussteigen hinderte, indem sie ihn einfach wieder zurück in die Kabine zog. Die Türen schlossen sich wieder und erneut ging die Fahrt nach oben, während Kaoru sich setzte und Kou an seinem T-Shirt an ihre Seite zog, wobei sie sich nicht traute, ihm ins Gesicht zu schauen. „War das... geplant?“, erkundigte sich Kou nach einer Weile und Kaoru nickte langsam. Kou lachte. „Du bist wirklich unglaublich...“, sagte er leise und sie schaute nun doch zu ihm, weil er sich gar nicht mehr knurrig anhörte. „Heißt das, es ist ok für dich?“, fragte sie und er nickte. „Ja... und tut mir leid, dass es kein sonderlich schöner Tag war. Wir hätten in der Woche gehen sollen... ich habe es wirklich unterschätzt, wie viele Leute unterwegs sind.“ Kaoru wurde hellhörig. Hatte sich Kou etwa deshalb gegrämt und war deshalb so knurrig gewesen? War alles, was sie gedacht hatte, nur ein Missverständnis gewesen? „Warst du deshalb so knurrig?“, fragte sie, um wirklich sicher zu sein. „Sagen wir, ich war ein bisschen genervt, dass es nicht so war, wie ich es mir vorgestellt hatte“, meinte er und Kaoru errötete, während sich ein freudiges Lächeln auf ihren Lippen breit machte. „Vergiss bitte trotzdem nicht, dass wir uns ein Versprechen gegeben haben, Kaoru... das hier bedeutet nicht, dass sich etwas daran geändert hat“, sagte er auf einmal und Kaoru seufzte. Sie hatte es bereits geahnt, aber noch immer wollte sich ein Teil von ihr nicht damit abfinden. „Muss es denn so sein?“, fragte sie leise und Kou nickte unnachgiebig. „Ja... das muss es. Aber lass uns nicht heute darüber nachdenken. Das hat Zeit, bis wir die Ergebnisse vor uns haben...“ „Ok...“ „Sei nicht traurig, in Ordnung?“ „Wer ist hier denn traurig? Ist doch toll, wenn ich dich Neunmalklug los habe“, scherzte Kaoru, aber ihr Lächeln misslang ihr gehörig. „Kaoru, ich-“ „Es ist schon ok...“ Natürlich war nichts ok und Kou wusste das ganz genau. Er griff wortlos nach ihrer Hand und hielt sie, während sie beide nach draußen sahen. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne schien sanft auf sämtliche Fahrgeschäfte und die Umgebung. „Das ist sehr schön...“, sagte Kou leise. Kaoru bekam hingegen kein Wort heraus, also schwieg sie und versuchte, die Zeit, die ihr mit Kou blieb, zu genießen. Wenn das hier das letzte Mal war, dann wollte sie sich mit einem Lächeln verabschieden und genau das löste zumindest seine Hand aus, die die ihre hielt. Die Reise ging wieder nach unten und Kaoru wartete bis zum letzten Augenblick, um aus der Kabine auszusteigen. Kou ließ ihre Hand los und folgte ihr und gemeinsam mit Tamaki und Seri traten sie wenig später den Heimweg an. Kaoru fühlte sich wehmütig, schließlich war sie noch immer keinen Schritt weiter gekommen, aber sie hatte sich ein paar neue Erinnerungen an Kou geschaffen, an die sie sich klammern konnte. Solange die Ergebnisse noch nicht da waren, konnte sie in dieser Seifenblase voller Erinnerungen leben und das tröstete sie zumindest ein wenig. „Hast du mit ihm geredet?“, fragte Seri bald darauf, als sie Kaoru allein erwischte. Kaoru lächelte und zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen schon.“ „Was heißt das denn?“ Kaoru lächelte nur und hüllte sich in Schweigen. Es brachte nichts, alles zu definieren und zu klären, das wusste sie nun. Sie würde einfach abwarten und das Beste hoffen, das war ihr lieber, als die vielleicht letzte Zeit mit Kou sinnlos zu verschwenden. Sie hoffte natürlich aus aller Kraft, dass es nicht die letzten Momente mit ihm waren und dass sie ihn dann überzeugen würde, aber sicher konnte sie sich da nicht sein. //Trotzdem...//, dachte sie, dann wandte sich noch einmal zum Riesenrad um und genoss ihre immer noch warme Handfläche. //Das werde ich so schnell nicht vergessen...// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)