Gib mir Liebe - Kou von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 7: Eis im Sand ---------------------- Heiß. Kou saß auf einer Strandliege und fächelte sich mit seinem Buch Luft zu, was jedoch nicht viel half. Er trug gerade mal seine Badeshorts und trotzdem hätte er sich liebend gern noch mehr vom Leib gerissen als die vorherige Kleidung, die in seinem Rucksack verweilte. Salzige Luft wehte zu ihm herüber, die jedoch kein Stück Kühlung brachte und er fühlte sich sehr träge, so dass er nicht wie die anderen aufgestanden und ins Wasser gegangen war. Sein Blick glitt nun zu den anderen hinüber, die sich ausgelassen einen Ball zuspielten und Kou verzog das Gesicht. Wie konnte man bei der Hitze auch nur Sport denken, geschweige denn, ihn ausführen? Wieder ein warmer, salzgetränkter Luftzug und noch mehr Hitze, die ihn schwitzen ließ und ihn noch mehr austrocknete. Er griff nach der Wasserflasche zu seiner Linken, doch er trank nur ein paar Schlucke, da das Wasser ebenfalls schon warm war und damit scheußlich schmeckte. Kou versuchte, sich anschließend wieder auf sein Buch zu konzentrieren, welches er für ein Seminar lesen musste, doch seine Konzentration war genauso gering wie seine Lust, Ball zu spielen. Er warf das Buch also in den Sand, lehnte sich auf der Strandliege zurück und sah Seri, Tamaki und Kaoru zu, wie sie weiterhin mit dem Ball spielten, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Gerade spielte Seri den Ball zu Kaoru, doch durch ihre Tollpatschigkeit wurde der Ball so weit weggetrieben, dass Kaoru erst einmal weiter ins Wasser hinein musste. Das Wasser spritzte nur so, als sie sich zu dem runden Ding hinbewegte und ihr Sonnenhut flog ihr fast vom Kopf. Wieder wurde Kou auch von ihrem bunten Bikini abgelenkt, der ihn vor einer Stunde ziemlich die Fassung gekostet hatte, so sehr betonte er Kaorus Rundungen. Aber gut, es ging ihn nichts an. Kou schloss die Augen und beschloss, ein wenig vor sich hin zu dösen, anstatt zu lernen oder die anderen drei zu beobachten. Doch nicht lange und Tamaki und den beiden Mädchen reichte es ebenfalls mit der sportlichen Aktivität. Sie setzten sich zu Kou auf drei weitere Liegen und Tamaki beschloss, kühle Getränke zu holen. Er forderte Kaoru auf, mit ihm zu kommen und Kou wurde wachsam. Er sah Tamaki und Kaoru hinterher, was von Seri nicht unbemerkt blieb. Sie setzte gerade zum Reden an, als Kou sie auch schon unterbrach. „Sag nichts. Es ist nur Freundschaft.“ Seri ließ sich natürlich nicht den Mund verbieten, zumal sie ihre eigene Meinung noch nicht kundgetan hatte. „Aber du magst sie. Du sorgst dich um sie. Du bist zu ihr, wie Tamaki zu mir, also wieso sollte es nicht möglich sein, dass du mit ihr zusammen kommst?“ Kou biss den Kiefer zusammen und er schaute Seri finster an, welche daraufhin zusammenzuckte. Seine Stimme klang gepresst, als er sprach. „Das fragst ausgerechnet du?“ „Kou...“ „Hast du etwa vergessen, was ich dir angetan habe?“, zischte er und richtete sich ruckartig auf. „Es tut mir leid, ich-“ „Du bist die Letzte, die sich entschuldigen sollte. Ich bin über dich hergefallen wie ein Tier, nicht umgekehrt und deshalb solltest gerade du wissen, dass es gefährlich ist, in meiner Nähe zu sein.“ Seri hakte ein. „Aber sie meint, dass du dich geändert hast, Kou. Und auch mir und Tamaki ist das aufgefallen. Du bist ganz sanft zu ihr und auch so hast du dich geändert.“ „Das ist etwas anderes.“ „Wieso sollte das etwas anderes sein? Du magst sie, sie mag dich, also wo ist das Problem? Sie weiß Bescheid über dich und trotzdem ist sie gern in deiner Nähe. Wieso nutzt du diese Chance nicht?“, sagte Seri und war doch noch nicht bereit, aufzugeben. Kou fuhr sich durch die Haare und seufzte dann frustriert, ehe er beschloss, deutliche Worte zu verwenden. „Ich kann das nicht mehr... ich will nie wieder einem Menschen so weh tun, wie ich es damals getan habe. Ich kann nie wieder gut machen, wie ich diese Mädchen behandelt habe und was ich ihnen allen angetan habe und das will ich auch gar nicht. Ich will einfach nur in Ruhe mit Kaoru befreundet sein, kapiert? Ich will nicht mit ihr zusammen sein, also misch dich nicht ein!“ Seri war wie erstarrt und ihre Augen wurden ganz groß, doch es war nicht Kous heftige Rede, die sie derart erschreckt hatte, sondern Tamaki und Kaoru, die eben zurückgekehrt und vor allem den letzten Teil verstanden hatten. Auch Kou drehte sich nun um, als Seri an ihm vorbei schaute und sofort verrauchte seine Wut und verkümmerte zu Sorge, als er Kaorus blasses Gesicht sah. Sie hatte zwei Becher in den Händen gehalten, beides war im Sand gelandet und er sah an ihrem zittrigen Lächeln, dass die ganze Situation aus dem Ruder gelaufen war. Er verstand sofort, dass seine Worte sie verletzt hatten und es konnte nur einen Grund dafür geben. „Kaoru...“, sagte er mitfühlend, doch das schien sie nur noch mehr zu verletzen, denn sie sog zittrig die Luft ein und in ihren Augen begannen Tränen zu schimmern. „Wie ungeschickt... ich hole etwas Neues“, sagte sie tonlos und schon rannte sie auf und davon, wobei sie unterwegs ihren Sonnenhut verlor, es aber nicht zu bemerken schien. Kou fluchte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, während er Kaoru hinterher sah und dann auf die verunglückten Becher, deren Inhalt nun im Sand versickerte. Es handelte sich um Bananeneis, sein Lieblingseis... sie hatte es sich gemerkt. Kous Beine setzten sich von allein in Bewegung und er rannte hinter Kaoru her, ohne dass Seri oder Tamaki ihn davon abhalten konnten. Er hatte eine gute Kondition, daher schloss er recht schnell zu ihr auf, obwohl er noch ihren Sonnenhut unterwegs aufhob. Sie entwischte ihm trotzdem bei den Umkleidekabinen und Kou stoppte zuerst recht ratlos. Langsam passierte er die Umkleidekabinen und hörte sich um, doch nichts. Wieder raufte er sich die Haare, eine Angewohnheit, die er auch unbewusst dann vollführte, wenn er sehr aufgewühlt war und blieb stehen. Da hörte er nicht weit von sich entfernt ein Schluchzen. Er näherte sich langsam der Kabine, aus der das Geräusch drang, blieb direkt davor stehen und sagte ganz leise Kaorus Namen. Das Schluchzen wurde unterdrückt, aber er wusste nun eindeutig, dass sie in jener Kabine war und so zog er die Tür einfach auf, die sie nicht abgeschlossen hatte. Er schlüpfte durch die Tür und stand vor Kaoru, welche sich gerade in Tränen aufzulösen schien. „Kaoru“, sagte er und wusste nicht weiter. Taschentücher hatte er keine und auch sonst wusste er nicht, was er jetzt tun sollte. Wie tröstete man ein Mädchen, welches sich die Augen aus dem Kopf weinte, wenn man selbst die Ursache war? Kou überlegte hin und her... dann trat er auf sie zu und legte zögernd die Arme um sie, um sie an sich zu ziehen. Ihr Schluchzen brach wieder aus ihr hervor, unterbrochen von kleinen Hicksern, die Kou irgendwie... ja, süß fand. Aber er sagte nichts dazu, sondern hielt Kaoru einfach nur im Arm. Sekunden wurden zu Minuten... und endlich versiegten die Tränen wieder, verebbten zu weiteren kleinen Hicksern, doch Kou entließ Kaoru noch nicht aus seiner Umarmung. „Du weißt, warum es nicht geht“, sprach Kou nun das heikle Thema an. „Nein, weiß ich nicht“, schniefte Kaoru und ihre Stimme hörte sich lädiert an. Kou seufzte. „Kaoru... du bist wundervoll, aber... aber ich kann nicht... es geht nicht“, sagte er anschließend. „Warum...?“ Ihre Frage war nur ein leiser Hauch und doch richtete sie Schäden in Kous Innerem an, die einem Tornado glichen. Warum? Die Frage nach der Ursache... eine Frage, die ihm selbst wehtat. „Ich werde dir nicht zumuten, mit jemanden wie mir zusammen zu sein. Schon allein mit mir befreundet zu sein, bringt dich in unsagbare Gefahr. Du hast es selbst gemerkt, wie die Leute mit mir umgehen... sie haben Recht und ich verdiene jedes böse Wort, jede böse Tat... aber du nicht. Ich will nicht, dass du in die Schusslinie gerätst. Das würde ich mir niemals verzeihen“, sagte Kou ehrlich, denn genau diese Ehrlichkeit hatte Kaoru verdient, wenn sie schon nichts anderes von ihm erwarten konnte. „Aber du bist kein schlechter Mensch, Kou. Sie müssen dir irgendwann verzeihen“, widersprach Kaoru, doch sie sah recht schnell ein, dass das keinen Zweck hatte, als Kou den Kopf schüttelte. „Du magst das so sehen, Kaoru. Aber ich werde dieses Risiko nicht eingehen... ich kann deine Gefühle nicht erwidern, es tut mir leid.“ Kaoru brach erneut in Tränen aus und wieder hielt Kou sie in seinen Armen, tröstete sie noch eine Weile durch seine Wärme und streichelte über ihre kurzen Haare. „Du wirst darüber hinwegkommen... du musst es einfach“, sagte Kou dann irgendwann hart und schob Kaoru von sich, ehe er ihr den Sonnenhut auf den Kopf setzte und die Umkleide verließ. Er hatte ihr die Wahrheit gesagt, ihre Gefühle zu ihren Füßen geworfen... und nun würden sie dort versickern, wie Eis im Sand... etwas anderes durfte nicht sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)