Slave Doll Contract von F ([Hard Yaoi!]) ================================================================================ Kapitel 1: Katastrophe ---------------------- „Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?“ Akio hob den Kopf und nickte leicht, obwohl die Worte an ihm vorbeigerauscht waren. „Sie sind erst zwanzig Jahre alt und haben darum noch kein Mitspracherecht in der Firma ihres Vaters, aber ich werde bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, alle geschäftlichen Anlegendheiten für Sie verwalten. Danach werden sie über die 40 Prozent der Firmenanteile ihres Vaters frei verfügen können.“ Der Anwalt stockte und blätterte in einigen Unterlagen, während Akio sich mit der Tatsache abzufinden versuchte, dass er nun ganz alleine auf der Welt war. Seine Mutter war schon vor Jahren gestorben und vor zwei Wochen nun auch sein Vater. Ohne weitere Familie, war er wie ein Tropfen Wasser im Meer. Fast unbedeutend, wären da nicht die Firmenanteile die sein Vater ihm hinterlassen hatte. Ishikawa Electronics war eine der größten Software Firmen des Landes. Akios Vater hatte sie vor zwanzig Jahren mit einem Freund gegründet und sie später in einem Aktiengesellschaft umgewandelt. Er und sein Partner Hiroto Kato, hatten jeweils 40 Prozent der Firma behalten, während die restlichen zwanzig Prozent von einem französischen Unternehmer gekauft worden waren. All diese Dinge hatten Akio nicht interessiert. Nach einer ausgezeichneten Schule, war er auf eine ausgezeichnete Uni gewechselt und begonnen Architektur zu studieren. Dass er gerade jetzt an ein einstürzendes Gebäude denken musste, dessen Fundament für das Gesicht nicht ausreichte, war sicherlich kein Zufall. „Wie sie wissen, sind es bis zu ihrem Geburtstag nur noch fünf Monate“, nahm der Anwalt den Faden wieder auf und reichte Akio ein Blatt über den Mahagonischreibtisch hinweg. „Aufgrund dessen, dass ihr Vater ihnen einige private Schulden hinterlassen hat und der Tatsache, dass Sie keine Ahnung von der Firma haben und wahrscheinlich ihr Studium erst beenden möchten, hat mich Kato-san gebeten, Ihnen folgendes Angebot zu unterbreiten. Er möchte Ihnen die 40 Prozent Anteile, welche sie an Ishikawa Electronics halten abkaufen und Sie ausbezahlen. Außerdem wäre er bereit, immerhin sind Sie der Sohn seines langjährigen Geschäftspartners, alle weiteren Studienkosten zu übernehmen, damit Sie sorglos in die Zukunft sehen können. Natürlich können sie diese Entscheidung erst in fünf Monaten treffen, aber…“ Der Anwalt kam nicht weiter, weil Akio ruckartig aufstand, dass der Stuhl hinter ihm zu schwanken begann. Zorn war in ihm aufgestiegen. Dieser Mann hatte es noch nicht einmal für nötig befunden auf der Beerdigung seines Vaters zu erscheinen und nun wollte er schon mit ihm um das Erbe feilschen! Am liebsten hätte Akio das Papier zerrissen, aber er beherrschte sich. „Über dieses Angebot werde ich nachdenken, sobald es soweit ist und keine Sekunde früher. In der Zwischenzeit, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir die Unterlagen zusammenstellen würden, welche mich über meine finanzielle Lage restlos aufklären werden.“ Akio hatte sich nie Gedanken über Geld gemacht. Sein Vater hatte sich um derartige Dinge gekümmert und nun wusste Akio nicht einmal, wie viel Geld ihm genau zur Verfügung stand. Er würde sicherlich nicht am Hungertuch nagen, aber er wollte es eben genau wissen. Der Anwalt räusperte sich etwas über die rüde Unterbrechung, aber er lenkte sofort ein. „Natürlich. Ich werde Ihnen gleich Morgen alle Unterlagen schicken lassen.“ Mit diesen Worten erhob er sich und Akio verabschiedete sich von ihm. Akio brauchte fast zwei Stunden für den Weg nach Hause, da er zu Fuß gegangen war. Aber selbst die wunderschöne Penthousewohnung, welche sein Vater ihm zum Studienbeginn bezahlt hatte, konnte ihn kein Gefühl von Geborgenheit geben. Die modernen, hellen Möbel wirkten kalt und der herrliche Ausblick über die Stadt, vermittelte eher das Gefühl von Ferne, anstatt von Freiheit. Ohne Licht zu machen, ging Akio zum Fenster und blickte hinaus. Das Bewusstsein alleine auf der Welt zu sein, nagte an ihm und machte ihm Angst. Was sollte er jetzt tun? Oh, er hatte keinesfalls vor die Anteile an der Firma zu verkaufen. Er wusste nur zu gut, wie viel das Unternehmen seinem Vater bedeutet hatte und nachdem es so ziemlich das einzige war, was Akio noch an seinen Vater erinnern würde, hatte er nicht vor es weg zu geben. Abermals stieg Ärger in ihm hoch, als er über das Angebot nachdachte, welches man ihm nah gelegt hatte. Es war unverschämt und ließ Akio mit den Kiefern mahlen. Ruckartig drehte er sich um, machte eine Lampe an und blickte auf den Stapel mit Kondolenzschreiben nieder, welchen er schon am Mittag dort hingelegt hatte. Kraftlos ließ er sich aufs Sofa sinken und griff nach dem erstbesten Brief, wohl wissen, dass er ihnen allen würde danken müssen. Alexander DuBarry, stand in eleganter Schrift auf dem Absender, den Akio mit einem Stirnrunzeln öffnete. Er hatte keine Ahnung wer das sein sollte und las daher mit einer gewissen Neugierde weiter. „Die Nachricht vom Tod ihres Vaters hat mich sehr getroffen und ich kann nur zu gut nachvollziehen wie schmerzlich dieser Verlust für Sie sein muss. Ich möchte Ihnen mein tiefstes Beileid aussprechen. Ihr Vater und ich waren nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freunde. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen gleichzeitig meine Hilfe zusichern, falls sie diese wünschen sollten. Alexander DuBarry.“ Die Nachricht war kurz und dennoch stark persönlich gehalten. Akio versuchte den Namen mit einem Gesicht von der Beerdigung zu verbinden und schließlich tauchte vor seinem inneren Auge ein großer blonder Mann auf, der sich während der Feier im Hintergrund gehalten hatte. Wegen seiner Haarfarbe und der eisblauen Augen war er Akio, während der Zeremonie aufgefallen. Das war also einer der Geschäftspartner seines Vaters gewesen, von denen ohnehin nie gesprochen worden war. Dennoch waren die Zeilen persönlich genug, dass Akio sich hätte vorstellen können, dass dieser Kontakt nicht nur rein geschäftlich, sondern auch freundschaftlich hatte sein können. Schlussendlich war es dann aber auch einerlei. Akio warf den Brief auf den Haufen zu dem anderen. Damit wollte er sich nicht beschäftigen. Noch nicht. Alles würde er der Reihe nach in Angriff nehmen, aber erst musste er ausruhen und die Neuigkeiten des Tages verdauen, um sich mit der neuen Situation abzufinden. Am nächsten Tag begab er sich nach den Vorlesungen in der Uni schnurstracks zum Haus seines Vaters, um dort gleich eine Überraschung zu erleben. Vor dem Haus stand ein Umzugswagen und eine kleine Armee von Umzugshelfern lud diesen mit Möbeln und anderen Gegenständen voll. „Was in aller Welt“, entfuhr es Akio der die letzten Schritte zu Haus lief und einen der Umzugshelfer grob am Arm packte. „Was machen Sie hier? Bringen Sie augenblicklich alle Dinge wieder zurück ins Haus!“ Ohnmächtige Wut schwappte in ihm hoch, doch bevor der Mann auch nur ein Wort hätte erwidern könne, wurde Akio von hinten angesprochen. „Ishikawa-san.“ Als Akio sich umdrehte, sah er einen der Firmenmitarbeiter seines Vaters am Tor stehen, der ein Klemmbrett in der Hand hatte und sich sichtlich unwohl zu fühlen schien. Irgendwann hatte Akios Vater ihm diesen Mann, als einen Mitarbeiter der Firmenfinanzabteilung vorgestellt und Akio brauchte einen Moment, um sich an seinen Namen zu erinnern. „Was soll das hier alles, Nakamura-san?“ erkundigte er sich ärgerlich und versuchte sich wieder zu fangen, was ihm nur schwer gelingen wollte. „Warum wird das Haus meines Vaters ausgeräumt?“ Mit der Frage schien er einen Nerv getroffen zu haben, denn Nakamura, ohnehin schmal und nervösen, hinter einer Brille verborgenen, Augen gesegnet, zwinkerte noch schneller. „Es tut mir leid, ich dachte Sie wüssten davon, dass wir heute kommen und das Haus ausräumen würden.“ Seine Stimme war leise und von einer Dringlichkeit, die Akio nichts Gutes ahnen ließ. „Man hat wohl vergessen Ihnen das Memo zuzuschicken“, redete er weiter und blätterte auf seinem Klemmbrett herum, bevor er Akio einen Zettel reichte. Ganz oben stand Ishikawa Electronics und darunter eine Mitteilung, dass aller Firmeneigentum, den Akios Vater genutzt hatte, nun verkauft werden sollte. Akio verstand kein einziges Wort von dem was auf dem Zettel stand und blickte zu Nakamura hoch, der noch immer nervös zwinkerte. „Was soll das heißen? Das Haus hat doch meinem Vater gehört und nicht der Firma!“ Für Akio war es, als würde sich die Welt vollkommen in die falsche Richtung drehen und er nicht mehr mitkommen. „Das ist so nicht ganz richtig“, berichtigte ihn Nakamura und räusperte sich. „Als Ihr Vater die Firma gründete hatte, er einen Kredit auf sein Haus und alle anderen Eigentümer aufgenommen, welche sich auf dem Grundstück befinden. Nachdem der Kredit abbezahlt war, hat er es jedoch versäumt, das Haus und ebenso das Grundstück wieder als sein Privateigentum eintragen zu lassen. Damit zählt beides zum Firmenvermögen von Ishikawa Electrics. Es tut mir leid, aber Kato-san und der Vorstand haben beschlossen, diese Posten zu verkaufen.“ Akio fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggerissen und versuchte nicht einmal zu verstehen, was hier gerade vorging. „Aber sie können doch nicht… Was ist mit den persönlichen Gegenständen? Was ist mit den Angestellten?“ Seine Kehle wurde immer schmaler, je mehr die Panik ihn umgriff. „Was die persönlichen Dinge angeht, so handelt es sich um größtenteils Dinge die eher einen sentimentalen Wert haben. Ebenso gehört Ihnen der Schmuck ihrer Mutter. Ich habe ihn bereits verpacken und für sie vorbereiten lassen. Alles andere an Kunstgegenständen und Antiquitäten gehört leider der Firma. Was die Angestellten angeht, so werden diese nur noch bis zum Endes des Monats bezahlt werden.“ Das war der Moment an welchem Akio nicht mehr konnte, er wollte noch etwas sagen, aber seine Arme und Beine wurden taub. Er sah noch, dass Nakamuras Mund sich bewegte, aber er hörte kein einziges Wort mehr und dann umgriff ihn gnädige Schwäre. Als er wieder aufwachte, lag in der angenehmer Kühle und hatte einen feuchten Lappen auf dem Kopf. Neben ihm kniete Momoko, jene Frau die ihm über zwanzig Jahre hinweg, Mutterersatz, guter Geist des Hauses und Freundin gewesen war. „Geht es wieder?“ Sie beugte sich über Akio und nahm den Lappen von seiner Stirn, um ihn in einer Schüssel mit frischem Wasser zu tränken. Akio war, als wären die Falten in ihrem Gesicht noch tiefer geworden. „Du bist ohnmächtig geworden. Nakamura-san wollte schon einen Krankenwagen rufen, aber ich denke es geht auch ohne. Willst du versuchen dich aufzusetzen?“ Ihre Ruhe wollte auf Akio nicht rüber springen und er griff nach ihrer Hand, sobald er wieder saß. „Stimmt es was er erzählt hat? Dass das Haus der Firma gehört?“ fragte er mit dünner Stimme und brauchte eigentlich schon fast keine Antwort, als er ihr Gesicht sah. „Dein Vater hat gewisse Dinge zu lang aufgeschoben und einige wieder vergessen…“ Sie tätschelte Akios Hand, der sie fassungslos anstarren konnte. „Aber wie ist das Möglich, ich meine, was wird nun mit dir und den anderen Angestellten geschehen?“ Zwar trauerte Akio um das Haus, aber er machte sich auch Sorgen, um die Menschen, die er fast sein ganzes Leben gekannt hatte. Was sollte nun mit ihnen geschehen? „Wir haben alle heute Morgen unsere Kündigung erhalten. Sobald das Haus ausgeräumt und verkaufsfertig ist, sollen wir es verlassen.“ Sie klang etwas gefühllos, aber Akio wusste, dass es ihr nah ging. Sie hatte schon vor seiner Geburt hier gearbeitet und nun wurde sie einfach entlassen. „Aber mach dir keine Sorgen um mich oder die anderen. Die anderen werden schon was finden und ich werde einfach zu meiner Schwester nach Okinawa ziehen. Die Sonne wird mir gut tun.“ Momoko lächelte leicht, streifte Akios Hand ab und kam dann mit einer Kiste wieder, die sie für ihn öffnete. „Schau, ich habe all die Fotoalben und anderen Erinnerungstücke für dich eingepackt. Sie haben keinen wirklichen finanziellen Wert, aber ich dachte, dass du sie vielleicht behalten wollen möchtest. Als Erinnerung an deinen Vater und diese Haus.“ Sie klang sehr stolz, aber Akio konnte sich nicht freuen. Ihm war nicht danach Dinge aufzubewahren, die ihn daran erinnern würden, was er nicht mehr hatte. Dennoch wollte er Momoko nicht verletzten. „Danke für deine Mühe“, sagte er ganz hohl und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich muss in die Firma und die Sache klären. Ich werde nicht zulassen, dass die Firma das Haus verkauft.“ Mit den Worten stand er auf und schwankte einen Moment. Auch Momoko hatte sich erhoben und hielt ihn fest. „Ich werde Nakamura-san holen.“ Sie war eindeutig besorgt um ihn und verließ den Raum, um kurz darauf, um kurz darauf mit dem Leiter der Finanzabteilung zurück. „Fühlen Sie sich wieder besser?“ erkundigte er sich höflicherweise, aber Akio war nicht in der Stimmung Höflichkeiten auszutauschen. „Ich will mit Kato-san sprechen“, sagte er stattdessen stur und strafte die Schultern. Es war sein Recht eine Erklärung zu fordern und diese würde er auch bekommen. Kato wusste doch, dass die versäumte Austragung aus dem Firmeneigentum nur ein Formalität war und das Haus der Firma gar nicht mehr hätte gehören sollen! Leider brachte er mit dieser Frage Nakamura leidiglich dazu den Kopf zu senken. Der Mann wirkte peinlich berührt. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Kato-san bis nächste Woche nicht in der Stadt ist. Er hat heute Morgen die Stadt verlassen.“ Wie ein flüchtendes Tier, dachte Akio abfällig und presste die Lippen zusammen, hilflos, weil er nicht wusste, was er nun tun sollte. „Ich würde Ihnen jedoch empfehlen, die Sache mit ihrem Anwalt zu besprechen. Mein Wagen könnte Sie hinbringen.“ Nakamuras Vorschlag war nicht dumm und so blieb Akio nichts anderes übrig, als diesen Vorschlag anzunehmen. Die Benommenheit steckte Akio noch ganz in den Knochen, als er sich zum Anwalt seines Vaters fahren ließ. Was mochte es sonst noch für Überraschungen für ihn geben, welche man versäumt hatte, ihm mitzuteilen? Akio versuchte sich gegen alles zu wappnen, aber in Wirklichkeit fürchtete er das was er noch erfahren würde. Vielleicht gehörte ihm nicht einmal die Wohnung, in welcher er lebte? Hatte sein Vater sie auf ihn eingetragen? Ganz verunsichert stieg er vor dem Bürohaus aus und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, in jene elegante Kanzlei, in welcher er bei jedem Besuch nur schlimme Nachrichten erhielt. Die Vorzimmerdame bat in zu warten, da der Anwalt noch in einer Besprechung war, was Akio kaum noch etwas ausmachte. Der Tag konnte ohnehin nicht schlimmer werden. Die Tür zum Büro öffnete sich und hinaus trat ein großer, blonder Mann, in einem dunklen Anzug. Sein leicht gewelltes Haar war zurückgekämmt und bildete einen schönen Kontrast zu seiner leicht gebräunten Haut und den eisblauen Augen. Akios Blick und der des Mannes begegneten sich kurz und flüchtig, bevor der Mann seinen Weg zum Lift fortsetzte. Als Akio ihn von hinten sah, war ihm klar, um wen es sich bei diesem Mann handelte. Das war Alexander DuBarry! Jener Mann der ihm das freundliche Kondolenzschreiben zugeschickt und Hilfe angeboten hatte. Was mochte er hier gewollt haben? „Sie können jetzt hinein gehen“, sagte die Vorzimmerdame und riss Akio aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und sah sie an, bevor er eine Entscheidung traf. „Ich habe vergessen etwas mitzunehmen. Ich komme später wieder.“ Dann drehte er sich um und lief aus dem Büro, doch die Lifttür hatte sich bereits geschlossen. Wie auf glühenden Kohlen wartete er auf den nächsten Fahrstuhl und fuhr runter. Gerade noch rechtzeitig kam er auf die Straße, wo er sah, wie Alexander dabei war, in einen Wagen zu steigen. „Warten Sie!“ rief er aus und lief die letzten Meter. Alexander drehte sich um und hob eine Augenbraue. Der Chauffeur wirkte wachsam, tat aber nichts als Akio sie etwas atemlos erreichte. „Ich wollte Ihnen für ihren Brief danken.“ Erst als er das sagte, fiel Akio auf, dass der Mann sich an ihn vielleicht gar nicht erinnerte. „Entschuldigen Sie. Mein Name ist Akio Ishikawa. Sie habe mir vor einigen Tagen ein Kondolenzschreiben geschickt“, erklärte er und spürte wie Hitze in seine Wangen zu steigen begann. Was er hier machte war mehr als unhöflich und obendrein dumm, aber nun konnte er es ohnehin nicht ungeschehen machen. Es verging ein Moment des Schweigens. „Ich erinnere mich an dich“, sagte Alexander mit dunkler Stimme, wobei sich Akio von den blauen Augen angestarrt fühlte. „Vorhin im Büro habe ich dich gar nicht erkannt. Ich bedaure den Verlust den du durchleiden musst.“ Die Worte waren so gefühlvoll, dass Akio nicht wusste, was er sagen sollte. Ihm stiegen Tränen in die Augen und der Kopf war wie leer gefegt. „Vielleicht sollten wir uns wo anders unterhalten?“ schlug Alexander vor und trat zur Seite, damit Aiko einsteigen sollten und da er sich ohnehin nicht aus der Situation hätte winden können, tat Akio genau das. Der Chauffeur schloss die Wagentür hinter ihm und Alexander ging um den Wagen herum, um auf der anderen Seite einzusteigen. Kurz darauf fuhr der Wagen auch schon an. „Ich wollte Sie eigentlich nicht so überfallen, aber als ich Sie sah, da wollte ich mich für den Brief bedanken.“ Akio wollte irgendwas sagen und erntete dafür lediglich einen Blick von Alexander, woraufhin eine peinliche Stille entstand. Was er sich erhofft hatte, wusste Akio selbst nicht. „Wahrscheinlich haben Sie ohnehin viel zu tun und ich wollte Sie auch nicht aufhalten…“ Seine Worte verloren sich, als Alexanders Hand sich auf Akios legte. Überrascht blickt er auf. „Als ich dir im Brief meine Hilfe angeboten habe, meinte ich es durchaus ehrlich und ich nehme auch an, dass es einen Grund für deinen Besuch beim Anwalt deines Vaters gegeben hat. Falls du also irgendwelche Schwierigkeiten bezüglich geschäftlicher Dinge hast, bin ich gerne bereit dir dabei zu helfen.“ Aiko war sich nicht ganz sicher was er von diesen Worten halten sollte, denn zum einen schien Alexander zu wissen, dass Akios Lage nicht gerade roig zu nennen war, aber die offene Art wie er ihm Hilfe anbot, war schon seltsam. Dazu kam noch die Hand welche schwer und warm auf der seinen lag. „Warum haben Sie das gesagt?“ hörte sich irritiert fragen, ohne dass die Worte einen Umweg über seinen Kopf gemacht hätten. „Warum? Weil ich es ernst meine und weil ich denke, dass du in deiner Situation sehr wohl Hilfe brauchen kannst.“ Das war mehr verwirrend als klärend und Akio begann sich unwohl zu fühlen. Er zog seine Hand unter Alexanders weg und bedeckte sie dafür mit der eigenen. „Könnten Sie mich bitte hier rauslassen?“ Nur ein Wink später hielt der Wagen und Alexander zog seine Visitenkarte aus einem Etui, welche er Akio reichte. „Mein Angebot steht. Ruf an, wann immer du willst.“ Bei den letzten Worten beugte er sich vor und berührte Akios Wange. Bevor Akios Verwirrung sich jedoch durchsetzten konnte hatte Alexander ihm schon einen leichten Kuss auf die Lippen gegeben. Schreck und Scham schossen in Akio hoch und anstatt sich höflich zu verabschieden sprang er aus dem Auto, um im Menschengewühl zu verschwinden. Kapitel 2: Bittere Wahrheit --------------------------- Es war einfach aus dem Auto zu fliehen, aber vor den wirren Gedanken in seinem Kopf, konnte Akio nicht flüchten. Selbst als er längst wieder zu Hause war, meinte er Alexanders Lippen noch immer den eigenen zu spüren. Egal wie häufig er mit der Hand über sie rieb, das Gefühl wollte einfach nicht weggehen. Da waren die versprochenen Unterlagen seines Anwalts eine willkommene Abwechslung, auf die er sich auch gleich stürzte. Er riss den Umschlag auf und machte es sich auf der Couch bequem, um durch das Zahlengewirr zu steigen. Das Privatkonto seines Vaters war nicht unbedingt leer zu nennen. Es würde reichen, damit Akio seinen gewohnten Lebensstandart weiter führen konnte und die vierteljährlichen Gewinnausschüttungen der Firma würden für ihn gut sorgen, wenn er die Anteile behielt. Leider war nicht genug flüssiges Privatvermögen vorhanden, damit Akio bei der Auktion, das Grundstück, samt Haus seines Vaters würde kaufen können. Ganz davon abgesehen, dass er dazu auch noch die Zustimmung des Verwalters dafür gebraucht hätte. Er legte die Unterlagen weg, legte den Kopf und den Nacken und versuchte nachzudenken. Es war nur ein Haus, aber er hatte dort sein Leben verbracht und wenn er es verlor, dann hätte er nichts von seinem Vater. Zumindest nichts was er berühren konnte. Firmenanteile mochten sich virtuell gut machen, aber sie waren nichts womit Akio Erinnerungen verband. Doch wie er das Haus zurückerhalten sollte, wusste er nicht. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als am nächsten Tag den Anwalt noch ein weiteres Mal aufzusuchen. Vielleicht wäre dieser bereit in seinem Namen ein Darlehn von der Bank aufzunehmen, damit Akio das Haus, samt Inventar zurückkaufen konnte. Akio hatte keine Ahnung was für eine Summe dabei zusammen kommen konnte, aber er war entschlossen das Haus seiner Kindheit, samt allem was dazu gehörte, zu retten. Ganz gleich was es kosten würde. Eigentlich hatte er vorgehabt am nächsten Tag nach der Uni zu seinem Anwalt zu gehen, doch die Ungeduld zwang ihn schon am Vormittag zu diesem Besuch. Wie schon beim letzten Mal, war der Mann freundlich zu Akio, jedoch nicht ganz so hilfsbereit, wie Akio es sich gewünscht hätte. „Ich kann durchaus verstehen, dass Sie das Haus und Gründstück ersteigern möchten, aber ich muss ihnen mitteilen, dies in ihrem Fall unmöglich sein wird. Der Kredit der aufgenommen werden müsste, wäre beträchtlich, bedenkt man vor allem die Lage und das luxuriöse Haus. Ganz davon abgesehen, dass ich mich als ihr gesetzlicher Betreuer ihres Vermögens grob fahrlässig verhalten würde, ein solches Darlehn in ihrem Namen aufzunehmen. Mit etwas Pech könnten die anfallenden Abzahlungsraten, die Gewinnausschüttungen ihrer Anteile vollkommen auffressen. Zudem bin ich mir sogar sehr sicher, dass keine Bank einem solchen Darlehn zustimmen würde, da ich nur für eine relativ kurze Zeit, der Verwalter ihres Vermögens sein werde.“ Noch während der Anwalt sprach schloss Akio die Augen. Das war nicht was er hatte hören wollen. Ärger stieg in ihm hoch und er setzte sich gerader hin, um seinen nächsten Worten Autorität zu verleihen. „Dennoch ist es noch immer mein Vermögen und es ist mein Wille, dass Sie in meinem Namen das Haus zurückkaufen“, sagte er bestimmt und versuchte seine Verzweiflung nicht zu sehr durchscheinen zu lassen. „Es tut mir leid, aber dazu bin ich einfach nicht befugt. Wenn Sie es jedoch wünschen, könnte ich versuchen den Firmenvorstand zu bitten, die Auktion noch etwas zu verschieben, bis Sie selbst in der Lage wären, mit einer Bank über eine mögliche…“ Weiter kam er nicht, da Akio abwinkte und aufstand. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, wie sein Wunsch abgeschmettert würde. Hätten ihm der Vorstand entgegenkommen wollen, hätten sie sich nicht so verhalten wie sie es getan hatten. Das konnte ihnen Akio einfach nicht verzeihen. Zum anderen hatte es ihm aber auf die Augen über alles geöffnet. „Nein. Ich danke Ihnen für die Mühe, die Sie sich machen wollten, aber ich verzichte darauf.“ Ein kurzes Nicken zum Abschied und er machte auf dem Absatz kehr, um die Kanzlei zu verlassen. In seinem Kopf drehte sich alles, als er an der frischen Luft stand und sich damit abzufinden versuchte, dass er nichts tun konnte. Doch tief im Herzen wollte er das alles nicht hinnehmen! Er wollte das haben, was in seinen Augen sein Eigentum war, worauf er ein Geburtsrecht hatte, ohne sich von irgendwelchen juristischen Kleinigkeiten belasten zu lassen. Dennoch, man hatte ihm klar gemacht, dass er auf juristischen Beistand nicht hoffen durfte. Ob er wohl noch einmal versuchen sollte mit Nakamura zu sprechen? Aber kaum hatte er das gedacht, hätte er fast gelacht. Nein, dieser Mann, der ihn nicht einmal darüber informiert hatte, dass man sein Heim an sich reißen wollte und der ihm so kühl erklärt hatte, dass er kein Anrecht drauf hatte. Nein, der würde ihm ganz sicherlich nicht helfen. Und dann fiel ihm wieder Alexander ein. Zusammen mit seinem Angebot ihm zu helfen. Nach dem Kuss im Wagen wäre es ihm lieber gewesen, ihn nicht noch einmal aufsuchen zu müssen, doch was für eine Wahl hatte er schon? Wenn er Alexander nicht um Hilfe bat, dann würde er alles verlieren. Im schlimmsten Fall konnte Alexander ablehnen und dann hatte Akio es zumindest versucht. Alleine der Versuch alles zu retten, würde seine Seele trösten, falls er doch nichts erreichen würde. Trotzdem fiel es ihm nicht leicht sich den letzten Ruck zu geben, um den Ausländer aufzusuchen, der ihn dermaßen aus der Fassung gebracht hatte. Wenn man allerdings keine große Wahl hatte, musste man sich eben einen Ruck geben und diesen gab sich Akio auch, wenn auch nicht gerne. Er zog die Visitenkarte hervor, die ihm Alexander überreicht hatte und wählte mit klopfendem Herzen die Nummer in sein Handy. Sekundenlang war nur das Freizeichen zu hören und Akio wollte schon auflegen, als sein Anruf doch angenommen wurde. „Alexander DuBarry hier“, erklang es vom anderen Ende, mit einer samtweichen Stimme, die Akio erschaudern ließ. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören, Frauen wie Akio registrierte und für den Bruchteil einer Sekunde erwog er sogar aufzulegen. Das wäre jedoch sehr albern gewesen und so riss er sich zusammen. „Hallo, hier ist Akio Ishikawa.“ Akio machte eine kleine Pause in der Hoffnung, dass sein Gesprächspartner etwas sagen würde, aber es blieb am anderen Ende der Leitung still und so musste er weiter sprechen. „Wenn Sie Zeit hätten, würde ich mich mit Ihnen gerne treffen.“ Es kostete ihn wirklich Überwindung das zu sagen, aber eine andere Möglichkeit fiel ihm nicht ein das Haus zu retten. Zwar war es reichlich unverschämt einen fremden Mann um Hilfe zu bitten, aber Akio sah einfach keine andere Möglichkeit. „Darf ich fragen, was der Grund für das Treffen ist?“ erkundigte sich Alexander mit so entspannter Stimme, dass Akio ganz ärgerlich wurde. Der Mann wusste sehr genau was Akio von ihm wollte und dennoch zwang er ihn auf diese Unverschämte Art es auch noch auszusprechen! Unglaublich. Dennoch hatte er keine andere Wahl und wenn er schon soweit ging einen Ausländer um Hilfe zu bitten, dann war das Aussprechen des Grunds, nun wirklich das kleinste Übel daran. „Ich würde gerne auf ihr Angebot zurückkommen“, sagte Akio schließlich und fühlte sich, als würde sich ein schwarzes Loch zu seinen Füßen auftun, aus dem eisige Luft entstieg. „Ich verstehe. Mein Wagen wird dich um acht Uhr abholen. Bis heute Abend.“ Und dann wurde auch schon aufgelegt. Irritiert blickte Akio auf das Telefon in seiner Hand und fragte sich was wohl der Grund gewesen sein mochte, das Gespräch so kurz und vor allem so rüde zu halten. Doch dann erinnerte er sich wieder an die Frauenstimmen im Hintergrund. Vielleicht hatte Alexander gerade delikaten Besuch und war mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Verdenken konnte es ihm Akio nicht, denn auch er selbst hätte sich viel lieber mit angenehmeren Dingen beschäftigt, als damit um sein Erbe feilschen zu müssen. Dennoch blieb das Unwohl sein, als er sich aufs Sofa legte, um etwas auszuruhen. Er war sich nicht sicher, ob Alexander ihm das Geld leihen würde, welches er für die Auktion des Hauses benötigte, aber er würde es zumindest versuchen. Die schönen Erinnerungen, die an diesem Haus hingen, wollte er bewahren, sie aufheben, als ewiges Denkmal von seinem Vater, der es ihn an nichts hatte fehlen lassen. Man holte Akio pünktlich ab. Die Fahrt dauerte nicht lang und endete vor einem der vornehmsten und ebenso teuersten Hotels von Tokyo. Wer hier absteigen wollte, brauchte etwas mehr als nur Kleingeld, erhielt dafür aber nicht nur eine wahre Zimmerflut, sondern auch einen Butler, der sich ganz dem Wohl des Gastes widmete. In Alexanders Fall war dies jedoch nicht nötig, denn er hatte einen eigenen Butler dabei. Einen unerhört großen Engländer, der mit seinem dunklen Augen und dem dunklen, straff nach hinten zurückgekämmten Haar wirkte, als wäre er einer anderen Epoche entsprungen. Er wartete auf Akio schon am Hoteleingang und begrüßte ihn so höflich und zuvorkommend, dass Akio sich ein wenig unsicher fühlte. „Mr. DuBarry erwartet Sie schon oben in seiner Suite. Er bat mich Sie nach oben zu führen. Bitte hier entlang.“ Seine japanische Aussprache hatte etwas Ungewohntes an sich, aber was Höflichkeit und die Korrektheit des Satzes anging, gab es an ihr nichts auszusetzen. Unwillkürlich musste sich Akio fragen, ob dieser Mann auf Geheiß seines Arbeitgebers Japanisch gelernt hatte. So wie er aussah, war es ihm durchaus zuzutrauen und als sie nach oben in den obersten Stock des Hotels fuhren, musterte Akio den Butler von der Seite. Der Mann war nicht nur groß, sondern schien auch ziemlich stark. Akio konnte es an seinen Handgelenken sehen, die kräftig und breit waren. Wahrscheinlich verbarg sich unter dem maßgeschneiderten Anzug ein athletischer Körper, der genauso markant war, wie die Gesichtszüge des Mannes. Obwohl Akio klar war, dass der Mann bemerkt haben musste, dass Akio ihn ansah, erwiderte er seinen Blick nicht. Das sprach für eine Selbstbeherrschung die Akio im Moment nicht aufbringen konnte. Viel zu sehr fieberte er dem Treffen mit Alexander entgegen und als sie endlich oben angekommen waren und er über den Flur zur Suitetür geführt wurde, fragte er sich, ob es richtig war, was er hier machte. Einem Fremden um eine so große Geldsumme zu bitten war impertinent zu nennen, aber auf der anderen Seite hatte ihm dieser Mann so klar deutlich gemacht, dass er bereit wäre ihm zu helfen, dass Akio einfach nicht anders konnte. Die Suite war geräumig und erinnerte mit ihrer Einrichtung an einen Palast, als an ein Hotel. Der Butler öffnete für Akio eine Zimmertür und ließ ihn in einen Raum eintreten, der mit einem bequemen Sofa, sowie zwei Sessel, einem Tisch und einem Schreibtisch ausgestattet war. Auf der Seite gegenüber dem Schreibtisch war ein Fernseher angebracht, der umrahmt von Blumen, fast unbemerkt blieb. Alexander saß auf dem Sofa hatte die Beine übereinander geschlagen und war einen jungen Mann zugewandt, der sehr leger gekleidet, neben ihm saß und ihm den Oberkörper zugewendet hatte. Obwohl er lediglich Jeans und ein Shirt trug, erkannte Aiko sofort, dass es Markensachen waren. Seine blonden, modisch geschnittenen Haare fielen ihm ins Gesicht und umrahmten die feinen Züge, die mit größter Aufmerksamkeit zu Alexander hochblickten. Alexander selbst trug einen grauen Anzug und hatte ein Stück Konfekt in der Hand, welches er an die Lippen des Mannes hielt, der seinen Mund langsam öffnete und das Konfekt mit größtem Genuss darin verschwinden ließ. Er lachte leise, als er sich mit einem Finger die feinen Kokoskrümel von den Lippen wischte und drehte den Kopf zu Akio, woraufhin sein Lächeln sich augenblicklich verlor. Akio war, als hätte er dieses Gesicht schon einmal gesehen, dass auf einmal so sorgenvoll zu ihm blickte. Der Blick des Jungen floh zurück zu Alexander der sich entspannt zurückgelehnt hatte und die Szenerie interessiert betrachtete. „Ich wusste nicht, dass Sie noch besuch haben. Der Butler hat mich einfach hineingeführt, aber ich kann auch warten“, sagte Akio und versuchte auf diese Weise seine Unsicherheit zu zerstreuen, während sein Kopf sich noch immer mit der Frage beschäftigte, woher er diesen jungen Mann kannte. Die Erinnerung war so vage, dass Akio sie kaum wirklich fassen konnte, bis er schließlich aufgab. „Das macht nichts, wir waren ohnehin gerade fertig. Seiichi, würdest du bitte, ins andere Zimmer gehen? Steve wird sich um dich kümmern.“ Noch während er sprach, berührte seine Hand beruhigend das Haar des Jungen, der noch immer von Anspannung ergriffen war. Wortlos nickte er und verließ den Raum, wobei er darauf achtete, soviel Platz wir nur möglich zwischen sich und Akio zu bringen, als er zur Tür ging. Eine so offensichtliche Ablehnung seiner Präsenz verwirrte Akio, der sich nicht entsinnen konnte, was der Grund sein mochte, dass der Fremde ihm so angstvoll begegnete. Sei’s drum, dachte er und sah zu Alexander, der aufgestanden war und eine Einladende Handbewegung zum Sofa machte. „Bitte setz dich. Möchtest du etwas trinken? Vielleicht einen Scotch?“ Dieses Mal war da wieder diese sanfte Verständnis in Alexanders Stimme und da Akio ohnehin aufgeregt war, nickt er auf die Frage hin. Nachdem die Getränkefrage geklärt war, nahm Alexander auf dem Sessel neben dem Sofa platz, wofür Akio ihm sehr dankbar war. So vertraut wie Alexander vorhin mit Seiichi hier gesessen hatte, wäre es ihm peinlich gewesne, selbst so nah bei ihm zu sitzen. „Du bist also zu dem Entschluss gelangt, dass du meine Hilfe annehmen möchtest. Wahrscheinlich, weil du erfahren hast, dass das Haus deines Vaters versteigert werden soll, nicht wahr?“ Dass Alexander so schnell zur Sache kommen würde, hatte Akio nicht erwarte, aber nach einem Schluck Scotch, nickte er. „Ja“, sagte er und räusperte sich. „Ich weiß, dass es eine sehr unverschämte bitte ist, aber ich habe bereits mit meinem Anwalt gesprochen und er sagte mir, dass er mir in diese Angelegenheit nicht weiterhelfen könnte. Mir ist klar, wie impertinent diese Bitte ist, aber ich wusste nicht an wen ich mich sonst wenden sollte und…“ Akio hielt inne und atmete tief durch. Sein Blick heftete sich an Alexander, der gelassen und abwartet an seinem Drink nippte. „Ich möchte, dass Sie mir Geld leihen, damit ich das Haus ersteigern kann. Ich weiß, dass es eine große Summe ist, aber ich werde ihnen in fünf Monaten, wenn ich selbst über mein Erbe bestimmen kann, alles wieder zurückzahlen. Da ich ohnehin in das Haus ziehen möchte, werde ich meine Wohnung verkaufen. Sollte ich nicht alles auf einmal zurückbezahlen können, würde ich den Großteil der Gewinnausschüttungen der Firma ihnen überlassen und lediglich soviel zurückbehalten, um das Haus halten zu können. Sie sehen, sie würden keinen finanziellen Schaden erleiden.“ Die Sache hörte sich auf den ersten Blick natürlich gut an, doch sie hatte einen Hacken und Akio wusste nicht, ob Alexander bereit war über diesen hinweg zu sehen. „Dir sollte eigentlich klar sein, dass du noch keinen Vertrag unterschreiben könntest, der mir all diese Punkte zusichert, welche du gerade so schön aufgezählt hast. Und da du ohne Anwalt hier bist, nehme ich an, dass deine momentane gesetzliche Vertretung, auch nicht bereit wäre, ein solches Dokument zu unterschreiben, nicht wahr?“ Alexander nippte sein einem Glas und Akio umklammerte seins, umso fester. So leicht wie er es gehofft hatte, würde es wohl nicht werden. Also entschied er sich mit offenen Karten zu spielen, stellte das Glas auf den Tisch zurück und stand auf, weil er nicht länger sitzen bleiben konnte. „Sie haben recht, dass mein Anwalt es nicht unterschreiben würde, aber ich habe nicht vor Sie übers Ohr zu hauen. Sie haben mit meinem Vater Geschäfte gemacht und ich gedenke seinem Andenken keine Schande zu bereiten, indem ich mich an mein Wort nicht halten werde. In diesem Punkt will ich wie mein Vater sein, damit sich meine Geschäftpartner auf mein Wort verlassen können.“ Sein ganzer Körper war angespannt und für einen fürchterlichen Moment fragte sich Akio sogar, ob es ein Fehler gewesen war hierher zu kommen. Seine Bitte war unverschämt und er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Alexander seine Bitte ablehnte und ihn auslachte. Wahrscheinlich hatte er nicht derartige Hilfe gewollt, als er ihm Unterstützung angeboten hatte. Alexanders Miene wirkte für einen Moment wie versteinert und er stellte seinen Drink ebenfalls auf den Tisch zurück, bevor er sich vor Akio stellte. Wieder einmal fiel Akio auf wie groß dieser Mann eigentlich war und wie kühl seine Augen blicken konnten. Die Freundlichkeit war etwas verschwunden und hatte etwas Platz gemacht, dass Akio beunruhigte. „Ich zweifle nicht daran, dass du bereit bist deine Schulden zu begleichen, aber ich würde dir dennoch nah legen, deine Worte noch einmal zu überdenken“, sagte Alexander sanft und trat einige Schritte zurück, um zum Schreibtisch zu gehen. Zwar war ihm Akio für diese Distanz dankbar, da ihn Alexanders unmittelbare Nähe etwas verunsicherte, aber seine Worte sorgten dafür, dass Akio ihm auf dem halben Wege folgte. „Ich meine was ich sage und ich werde mein Wort halten, ganz gleich was es auch kosten sollte!“ Der Entschluss war spontan gefallen und Akio spürte, dass er damit einen Schritt auf ein Gebiet getan hatte, dass er nicht wirklich erfassen konnte. Dennoch, er wollte das Haus retten, die Ehre seiner Familie und alles was davon übrig geblieben war! „Alles?“ fragte Alexander über die Schulter, wobei der Klang seiner Stimme dunkler geworden war. „Ja, alles“, wiederholte Akio ein wenig außer Atem und fragte sich warum Alexander so genau nachbohrte. Die Antwort kam so plötzlich und überraschend, dass Akio es kaum fassen konnte. „Also gut, ich bin bereit, dir das Geld zu geben. Ich werde in deinem Namen, das Haus, das Grundstück und alle andere Gegenstände für dich ersteigern, wobei du die Summe bestimmst, wie weit ich gehen soll. Wäre das nach deinem Sinn?“ Alexander hatte sich zu ihm umgedreht und sich an den Schreitisch gelehnt. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und wirkte so lauernd wie ein Raubtier auf Beutejagd. Akio nickte jedoch, nicht minder entschlossen wie dein Gegenüber. Alexanders Mundwinkel hob sich nach oben und er schmunzelte einen Augenblick, was Akio fast befürchten ließ, dass er doch einen Rückzieher machen würde, doch soweit sollte es gar nicht kommen. „Gut, also werden wir es so machen. Allerdings habe ich noch eine kleine Modifizierung für deinen Plan. Vorausgesetzt, du bist damit einverstanden.“ Als Akio nickte, fuhr er einfach fort. „Da wir keinen schriftlichen Vertrag abschließen können, da dieser ohnehin ungültig wäre und ich nicht auf meinen Kosten sitzen blieben will, möchte ich dich beim Wort nehmen und noch eine kleine Extraforderung stellen. Denn so leidenschaftlich wie du eben gesprochen hast, fünf Monate sind eine lange Zeit und selbst wenn du deine Wohnung verkaufst und mir den Gewinn für dieses Jahr aus den Firmenanteilen geben würdest, denke ich nicht, dass die Summe auch nur zur Hälfte gedeckt wäre, die das Haus kosten wirt. Aus diesem Grund will ich dir folgenden Vorschlag machen. Da du vorhin so innig erzählt hast, dass du bereit wärest, alles zu tun, um das Haus und dein Erbe zu retten, möchte ich genau das in Anspruch nehmen. Du wirst die nächsten fünf Monate in meinen Diensten sein und alles tun, was ich von dir verlange. Einverstanden?“ Die ersten Worte hatten sich normal angehört, aber das Ende dieser kleinen Ansprache, ließ Akio einen Schritt zurückweichen. „Wie bitte?“ entfloh es seinen Lippen, während seine Gedanken rasten. „Was meinen Sie genau damit?“ Sein Herz hatte heftig zu pumpen angefangen und Akio war sich nicht sicher, ob alles was ab hier gesprochen wurde, noch real war. „Das was ich sagte. Beziehungsweise, das was du sagtest. Du meinest doch vorhin, dass du bereit wärest alles zu tun, um dein Erbe zu retten und mit alles, meine ich eben alles. Wenn du allerdings nicht willst.“ Noch während er sprach, wandte sich Alexander ab und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen. „Warten Sie! Ja, ich sagte es, aber ich… ich werde nichts tun, was…“ Weiter kam er gar nicht, da Alexander sich wieder zu ihm umdrehte. „Ich verlange nichts, was auch dein Vater nicht getan hätte und eben wolltest du ihm doch noch so sehr nacheifern, oder?“ Die Erwähnung seines Vaters ließ Akio durchatmen. Nein, sein Vater hatte nie etwas Schlimmes getan und Akio hatte keinen ehrenvolleren Mann gekannt, als ihn. Also straffte er die Gestalt und nickte leicht. „Ja, ich bin bereit, alles zu tun, was auch mein Vater getan hätte“, sagte er bestimmt und presste die Lippen aufeinander. Es konnte doch nichts schlimmes sein! „Wunderbar! Bitte komm mit.“ Alexanders Stimmung war umgeschwungen und er wirkte entspannt, als er Akio die Hand auf die Schulter legte und ihn aus dem Zimmer, in den Nebenraum führte, in welchem sich das Schlafzimmer befand. Der Raum wurde von einem riesigen Bett dominiert, eingerahmt von zwei Nachttischchen auf denen Tischlampen standen, sowie kleinen Tischen auf denen Unmengen an Blumen standen. Auf dem Bett saß Seiichi und blätterte in einer Zeitschrift. Als er bemerkte, wie Alexander und Akio eintraten schoss er hoch und hielt die Zeitschrift vor die Brust. „Was soll das?“ fragte Akio irritiert, weil er ganz sicher nicht damit gerechnet hatte, in Alexanders Schlafzimmer zu landen. Falls dieser Kerl dachte, dass er sich von ihm aufs Laken kacheln lassen würde, dann irrte er sich aber ganz gewaltig! „Nichts schlimmes, ich möchte nur, dass du dir einen Film ansiehst. Bitte, setzt dich doch auf das Bett, ich muss nur die DVD holen.“ Alexander entfernte sich von Akio der in der Mitte des Zimmer stand und sich zu dem Fernseher umdrehte, der gegenüber dem Bett stand. Seiichi hatte sich nicht gerührt, wirkte aber so angespannt wie vorhin. Vielleicht sogar etwas mehr. Es dauerte nur eine Minute bis Alexander zurückkehrte. Zwar runzelte er die Stirn, dass Akio sich nicht wie gewünscht hingesetzt hatte, aber er sagte nichts dazu, sondern legte die silberne DVD in den Player und drückte auf Start. Der schwarze Bildschirm erwachte zum Leben. Als erstes sah man nur ein grauen Schnee, der über den Fernseher flimmerte, doch dann wurde das Bild schärfer und Akio erkannte ein Zimmer. Es sah aus wie ein kuschelige Berghütte aus, denn auf dem Boden lag ein flauschiges Fell auf welchem, ein nackter Jugendlicher mit dem Rücken zu Kamera saß. Scheinbar wurde er angesprochen, denn er zuckte zusammen, bevor er sich auf dem Fell langsam umdrehte. Akio hielt die Luft an und versuchte nicht schockiert zu wirken, als er erkannte wer da auf dem Boden saß. Es war eindeutig Seiichi! Natürlich war er jünger und schlanker, aber das helle Haar, die feinen Züge und der glasige Blick waren eindeutig seine. Auf seiner unbekleideten Gestalt brach sich der Feuerschein des Kamins der in der Nähe sein musste und um seinen Hals schimmerte ein metallisches Halsband, an welchem ein Schloss befestigt war. Es war klein und zierlich gearbeitet, aber selbst auf dem leicht unscharfen Video erkannte man, dass es ohne den passenden Schlüssel nicht zu lösen gewesen wäre. Akio verstand nicht was das alles sollte, weswegen er sich zu Alexander umdrehte, der unweit von ihm stand und die Hände auf Seiichis Schultern gelegt hatte. Der Junge stand vor ihm, beschämt und kaute auf seiner Unterlippe, während seine Augen unruhig auf dem Fernseher klebten. „Was soll das?“ fragte Akio tonlos und versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen, was ihm nicht gelang. Er verstand nicht warum Alexander ihm das zeigte. „Sieh hin, dann wirst du verstehen.“ Die Antwort war leise, aber auch bestimmt und machte klar, dass Akio wieder zum Fernseher schauen sollte. Es kostete ihn Überwindung, aber Akio blickte wieder auf den Bildschirm hin, auf dem Seiichi wohl angewiesen worden war, die Beine zu spreizen und sich selbst zu berühren. Der Junge hielt die Augen halb geschlossen, während seine zitternde Hand zwischen seine Beine glitt und den Schwanz umgriff, der halbsteif dazwischen ruhte. Seine Bewegungen waren nicht geschickt, aber er gab sich Mühe den Wünschen zu folgen, die wohl unablässig auf ihn einprasselten, da seine Lippen sich manchmal bewegten und wohl auf Fragen antworteten. Die Szene schien ewig zu dauern und Akio fühlte sich einerseits von ihr angezogen, da Seiichi wirklich schön war, aber auf abgestoßen, da er nicht verstand, warum ihm das gezeigt wurde. Dann wurde der Winkel der Kamera verändert und es kam ein Sessel ins Bild, der die ganz Zeit neben dem Fell gestanden hatte. Seiichi kroch auf allen vieren zu dem Sessel hin und wirkte entrückt und verschreck, als endlich ein Mann im Bademantel ins Bild kam. Akios Körper spannte sich an, als er die Augen zusammenkniff, um das unscharfe Bild etwas besser fokussieren zu können. Als der Mann seinen Bademantel öffnete und sich auf dem Sessel setzte, kam endlich auch sein Gesicht ins Bild und Akio entfloh ein ungläubiger Schrei. Er wich zurück, wollte sich abwenden, aber er prallte gegen Alexander, der plöztlich neben ihm stand und die Hände an seinen Kopf gelegt hatte. „Sieh hin!“ sagte er leise und drohend, während Akios Augen wieder zum Fernseher zurückkehrten. Auf dem Sessel saß niemand anderer als sein Vater! Er war ein paar Jahre jünger, als er es bei seinem Tod gewesen war, aber er war es eindeutig. Er sprach mit der Person, welche die Kamera bediente und prostete ihr zu, bevor seine Hand sich auf Seiichis Hopf legte und diesen näher an seinen Schoss zog. Der Junge öffnete so gehorsam und ohne Umschweife den Mund, dass Akio sich einfach sicher sein konnte, dass er das nicht zum ersten Mal machte. Auch sein Vater schien es nicht zum ersten Mal zu machen, denn er schloss die Augen und vergrub die Hand in dem blonden Haar, um den Kopf auf und ab zu führen, während sein Schwanz in Seiichis Munds verschwand. Akio wurde schlecht und er hielt es auch nicht mehr aus. Er wollte sich losreißen und aus dem Schlafzimmer laufen, den Bildern entfliehen, die da über den Bildschirm flimmerten, doch Alexander hielt ihn am Arm fest und zwang ihn im Zimmer zu bleiben. „Du sagtest, dass du alles tun willst, was dein Vater auch getan hat. Du hast von seiner Ehre gesprochen, dass er sein Wort nie brechen würde. Was ist nun mit dir? Willst du dein Wort brechen? Oder willst du die Ehre wieder herstellen, welche er so einfach verspielt hat. Nicht nur mit Seiichi, sondern auch mit anderen.“ Alexanders Stimme war hart wie Steine und Akio starrte ihn nur erschrocken an. „Was in aller Welt wollen Sie von mir?“ fragte er mit halberstickter Stimme und versuchte seiner Abscheu Herr zu werden, was ihm kaum gelingen wollte. „Das was ich bereits gesagt habe. Ich werde dir das Haus zurückkaufen, aber ich will, dass du das, was dein geliebter Vater zerstört hat, wieder gut machst.“ „Aber ich habe nichts gemacht!“ rief Akio verzweifelt heraus und fühlte sich wie einer Falle. „Seiichi hat auch nichts gemacht und dennoch ist er in diese Geschichte hineingezogen worden. Sieh ihn dir an!“ Grob drehte Alexander Akio zu Seiichi herum, der noch immer einfach nur dastand und auf den Fernseher starrte. Er sah aus, als würde er es noch einmal durchleben, denn sein Gesicht wirkte wie entrückt. „Er hat Wiedergutmachung verdient und wenn du willst, dass ich dir helfe, dann wirst du mir gerochen. Oder wäre es dir lieber, wenn ich das Video den Medien zuspielen würde? Was glaubst du, dass dann passieren würde? Das saubere Image deines Vaters wäre dahin und die Firma hätte einen unglaublichen Schaden hinzunehmen. All die Arbeitnehmer die dann auf der Straße landen würden.“ All die Worte zerrten an Akios Nerven und er fühlte wie seine Beine nachgaben und er sich auf dem Boden wiederfand, erschlagen von der Erkenntnis, dass sein Vater nicht so gewesen war, wie er immer geglaubt hatte. Ein Blick zum Fernseher zeigte ihm einen Mann, der nur wie sein Vater aussah, es aber nicht sein konnte. Auf dem Video saß Seiichi mittlerweile auf dem Schoss von seinem Vater und bewegte sich unsicher auf diesem. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, doch das schien niemanden zu kümmern. „Was wollen wir von mir“, hörte er sich tonlos sagen. Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt und beim nächsten Zwinkern rollten diese dick und warm über seine Wangen. Er kam sich wie in einem Alptraum gefangen vor und wusste nicht, wie er aus diesem herauskommen sollte. „Erweise Seiichi den gleichen gefallen, wie er es deinem Vater erweisen musste.“ Als Akio nicht verstand, winkte Alexander Seiichi zu Akio und trat wieder hinter den stummen Jungen der noch immer keinen Laut von sich gegeben hatte. Es war, als würde er Akio gar nicht wahrnehmen, sondern nur den Fernseher, auf dem der Film weiter lief. „Sie wollen doch nicht…“ Akios Verstehen brauchte einen Moment, aber als er flehend zu Alexander sah, war dessen Blick so kühl, dass ihm klar wurde, dass er keine Wahl hatte, wenn er dieses Video nicht in den Abendnachrichten sehen wollte. „Öffne seine Hose und nimm ihn in den Mund.“ Die Anweisung war klar und obwohl Akios Hände ihr gehorchten, fühlte er selbst sich als würde er gar nicht wirklich anwesend sein. Als wäre alles nur eine verdammte Erinnerung, die er nie erlebt hatte und die er jetzt noch einmal erlebte. Seine Hände öffneten die Jeans und zogen diese, samt der darunterliegenden Shorts hinunter. Zu seiner größten Überraschung war Seiichi eindeutig erregt, was nun auch an seiner Atmung zu hören war, die schwer und keuchen geworden war. Wie konnte er bei dem Anblick, von dem was ihm angetan worden war, nur erregt sein? Akios Moral wollte es nicht verstehen, aber der emphatische Teil konnte es nachvollziehen. Seiichi hatte durch all diese Dinge einen Teil seines Selbst verloren, seine Unschuld und die Fähigkeit selbstständig zu sein. Akios Vater hatte sie ihm genommen und nun war er ein Sklave seiner niederen Triebe, die so einfach waren, dass sie durch Moral nicht beeinflusst werden konnten. „Nimm ihn in den Mund“, wiederholte Alexander, der angespannt auf Akio hinunterblickte. Schweigend griff Akio nach dem aufgerichteten Schwanz, dessen weiche Haut sich an seine Handinnenflächen schmiegte. Hätte er dieses Video nicht gesehen, dann hätte wäre er nie soweit gegangen, aber in diesem Moment fühlt er sich so schuldig, dass er die Augen schloss und die Lippen über die warme Spitzeschloss. Das Bild von vorhin stieg in seinem geistigen Auge vor ihm auf, wie sein Vater Seiichi die Hand auf den Hinterkopf gelegt hatte, um seinem Kopf einen Rhythmus zu geben. Auch er spürte eine Hand auf seinem Haar, doch als er zwischen seinen Tränen hoch blinzelte, sah er, dass es nicht Seiichis Hand war, sondern Alexanders, die ihn näher an den Schoss des Jungen führte, der sein Shirt hochgezogen hatte und auf den Saum biss, als könnte er es kaum noch ertragen. Auch Akio konnte es kaum noch ertragen, er ließ sich von der Hand führen und ließ das Glied in seinen Mund gleiten, vollkommen losgelöst vom Anstand, der ihm beigebracht worden war. Er spürte das Zittern, dass Seiichi durchlief, er hörte sein Seufzen und sein Stöhnen, je intensiver er mit der Zunge über den Schaft leckte und an der Spitze saugte. Wie von selbst griff er mit den Händen nach Seiichis Hüften, ließ seine Erektion immer tiefer und tiefer in seinen Mund gleiten und als er merkte, dass er kurz davor wäre zu kommen, kniff er die Augen zusammen und ließ ihn in seinem Mund den Höhepunkt finden. Seiichis raue Stimmer erfüllte den Raum, als er sich heiß in Akios Mund ergoss, der das Sperma zu schlucken versuchte, ohne sich daran zu verschlucken. Erst als die Hand aus seinem Hinterkopf verschwand löste sich Akio von Seiichi und sank einfach zu Boden. Ihm war übel, aber ob nun wegen dem was er getan hatte oder wegen dem was er gesehen hatte konnte er nicht sagen. Er barg das Gesicht im flauschigen Teppich und weinte stumm in diesen während die Geräusche um ihn herum immer leiser wurden und er schließlich irgendwann, vor gnädiger Erschöpfung einschlief. Es war mitten in der Nacht, als er erwachte. Jemand hatte ihn auf das Bett hingelegt und ihn zugedeckt. Im ersten Moment dachte Akio, dass er alleine wäre, aber als ein Schatten sich auf einem Stuhl gegenüber dem Bett regte, fuhr er hoch. Seine Augen mussten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen, denn Alexander beugte sich vor und machte eine Lampe an, so dass warmes Licht sie einhüllte. Seine Gesichtszüge verrieten nicht, was er dachte und Akio ließ sich in die Kissen zurücksinken, um einen Atemzug lang nachzudenken. „Ich habe ihn schon einmal gesehen“, sagte er schließlich die Augen halbgeschlossen. „Ich meine Seiichi. Seinen Namen habe ich nicht gewusst, aber ich habe ihn ein paar Mal im Haus gesehen, als ich noch jünger war.“ Die Erinnerung war in den Träumen gekommen. Die Internate auf denen er zur Schule gegangen war, hatten ihn nur selten nach Hause einkehren lassen, doch wenn er da gewesen war, hatte er ab und an einen Jugendlichen gesehen, den er für ein Familienmitglied der Angestellten gehalten hatte. Er hatte nie gefragt, weil es ihn nie interessiert hatte, aber jetzt erschien ihm alles so klar und er fragte sich wie er das all die Jahre nicht hatte bemerken können. Hatten es die Hausangestellten gewusst? Die Erkenntnis, dass er keine Ahnung hatte, was in den letzten Jahren im Haus seines Vaters vorgegangen war, hätte ihn erschrecken sollen. Tat es aber nicht. In Wirklichkeit hatte er sich dafür nie interessiert und selbst wenn er es herausgefunden hätte, hätte er als Jungendlicher kaum die Schuld bei seinem Vater gesucht. Jetzt war alles ganz anders. Jetzt wo er selbst in einer Lage saß, die auf einer bestimmten Ebene der von Seiichi glich. „Wie alt ist er?“ fragte er schließlich und setzte sich wieder auf, um Alexander anzusehen, der ihm mit seinem blondem, gewellten Haar, wie ein Racheengel vorkam, der einzig und alleine gekommen war, um Akio für die Sünden seines Vaters büßen zu lassen. „Er ist nur wenig älter als du“, bekam er als leise Antwort. „Aber er wird nie alleine leben können. Das was ihm angetan worden ist, hat seine Seele gebrochen und ich kümmere mich um ihn, damit ihm nichts fehlt.“ Er sagte es so sanft, als würde er von einem kleinen Hund sprechen, um den man sich einfach kümmern musste, wenn man nicht wollte, dass er verhungerte und erfror. „Du solltest noch etwas schlafen. Es ist mitten in der Nacht.“ Mit diesen Worten erhob er sich und machte Anstalten das Schlafzimmer zu verlassen. „Das war nicht das Ende, oder?“ Eigentlich war Akio klar, dass Alexander, welchen Grund er auch immer haben mochte, Akio so zu quälen, noch nicht fertig war. „Nein, das war noch lange nicht das Ende“, sagte Alexander und ließ Akio alleine der sich in die Kissen zurücksinken ließ. Innerlich fühlte er sich wie tot, aber er wusste auch, dass es Schulden gab, die einfach bezahlt werden mussten und er wollte sein Wort halten, um zu zeigen, dass er ein besserer Mensch als sein Vater war, ganz gleich wohin es ihn auch führen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)