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Wo der Himmel ist

Sag mir das das hier ein Märchen ist, mit Happy End für alle Leute.
von

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Du fühlst, du träumst. Du glaubst, du fliegst.

What you want's to wash your face and try to breathe

Forget your mind and shut your eyes so that you can see

Es gibt keine Wahl und kein zweites Mal!

Du fühlst, du träumst.

Du fühlst, du glaubst, du fliegst. Du fliegst. Du fliegst!
 


 

Gido rollte sich herum, lag nun mit dem Rücken zu Frau und schnarchte leise weiter, währen der Blonde nicht ganz wusste ob er Lachen oder Weinen sollten. Das der Schwarzhaarige im Schlaf redete war ihm früher nie aufgefallen. Sein Blick wanderte im Zimmer umher und fand ein kleines zerknautschtes Kissen das er beim verlassen des Raumes nach dem Anderen warf. So! Das hatte er nun davon, wenn er ihm so einen Schrecken einjagte. Mit einem seufzen schloss Frau die Tür wieder hinter sich. Er wanderte einige Gänge entlang, suchte nach einem Fenster, einer Luke und späte schließlich hinaus um zu gucken wo sie sich in etwa befanden. Die Grenze zwischen Raggs hatten sie mittlerweile passierte und mit jedem Tag drangen sie tiefer in das Land vor. Doch wohin genau sie gerade folgen wusste er selbst nicht. Die Fracht schien nicht für eine der Inseln bestimmt zu sein. In Gedanken versunken hatte die Nase an das dicke Glas gepresst und starrte hinab auf die Dächer einer Stadt unter ihnen. Seine Erinnerungen an dieses Land waren nur ganz verschwommen. Da erinnerte er sich schon eher an Gido, an seine Gestalt, seine Stimme, nicht unbedingt die Worte die er gesprochen hatte, aber seine tiefe, warme Stimme.
 

Frau seufzte, löste sich vom Fenster und wandte sich zum gehen während ihm bewusst wurde das seufzen etwas war das er in den letzten Tagen oft und viel getan hatte. Wie ein unglücklich Verliebter der seiner Liebsten nachschmachtete. Der Gedanke ließ ihn das Gesicht verziehen. Sicher ihm fehlte der Kurze und auch seine Kleine, aber soweit zu sagen das er deswegen zu einem bedrückt seufzenden Häufchen elend verkam wollte er nicht gehen. Sein Weg führte ihn weiter hinein in den Schiffsbauch, fand seinen Weg bis zum Maschinenraum. Als Kind war er oft herumgestreunt während der Flaute, der Zeit an Bord wenn nichts, wirklich rein gar nichts zu tun war, außer das nächste Ziel oder die nächste Beute zu erreichen. Leises surren und piepsen war zu vernehmen und er erblickte einen Sicherungskasten an einer unverkleideten Wand. Die Tür war nicht abgeschlossen, lehnte nur im Rahmen und Frau ließ den Blick schweifen. Er hörte ein leises klirren und klackern, wie vom rumhantieren von Werkzeug. Und hinter einem metallen verkleideten Kasten der wohl eine Reihe von Kabeln beherbergte erblickte er jemandem auf den Boden über etwas knien. „Schraubenzieher“, erklang eine weibliche, ihm irgendwie recht bekannte Stimme. Zumindest hatte er sie schon mal gehört. Frau grinste leicht, blickte sich um und reichte ihr wortlos den Schraubenzieher. Anscheinend hatte sie gearbeitet und war gerade fertig geworden, denn sie schraubte gerade eine Metallplatte wieder fest. Dann richtete sie sich auf, steckte den Schraubenzieher in die Hosentasche und ging herüber im Sicherungskasten, wo sie einen kleinen Schalter umlegte und ein weiteres surren war zu vernehmen. Es hörte sich stark nach Lüftung an. Mick erblickte einen kleineren matten schwarzen Bildschirm der in die Wand eingelassen war, der hochfuhr und auf dem nun mehrere Messwerte zu erblicken waren. Skeptisch blickte sich der Blonde um, von Schiffsmechanik verstand er nicht ganz so viel von dem Aufbau eine Hawkziles. Aber genug um sich denken zu können wozu das hier diente.
 

„Wars kaputt?“, fragte er sich gegen die Wand lehnend.
 

„Nur ein kleiner Wackelkontakt“, erwiderte die türkishaarene Frau mit abwehrender Handbewegung. Doch sie stockte in ihrer Bewegung, schien ein wenig verwirrt. „Willst du was bestimmtes Mick?“, fragte sie und sammelte ihre Werkzeuge vom Boden auf.
 

„Vielleicht“, mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen folgte er. Wie hieß sie eigentlich? Er merkte das auch, wenn er es zu wissen schien er einfach nicht auf den Namen kam. Es lag ihm förmlich auf der Zunge. Sie verließen den Maschinentrakt wieder. Ein kurzer Besuch, wie es schien. „Wo gehts hin?“, fragte er.
 

„Küche. Ich hab Hunger, du auch?“
 

Nein, eigentlich hatte Frau nicht wirklich Hunger, aber einen Kaffee könnte er ja nochmal trinken, also beschloss er ihr weiter zu folgen. „Nein, nicht wirklich. Auch wenn ich bei deinem Anblick Hunger kriegen könnte...“, grinste er mit zweideutigem Ton in der Stimme. Daraufhin hieb sie sanft nach seinem Oberarm.
 

„Du gibst es auch nie auf, oder?“, Ayasha rollte mit den Augen. Ach ja, genau. Das war Ayasha. Schöner Name, aber warum war ihm der nicht gleich eingefallen fragte sich Frau.
 

„Natürlich nicht“, lachte er, während sich die Informationen neu ordneten. Also sprachen sie wohl öfters miteinander. Gut zu wissen. Gut zu verstehen schienen sie sich ja auch einigermaßen. Auf dem Weg zur Küche begegneten sie Kojetan, aber ansonsten langweilte sich der Rest der Mannschaft wohl ebenso sehr wie er grad noch bis eben. Und während er die Kaffeemaschine anstellte, griff sich die Türkishaarene eines der Sandwiches aus dem Kühlschrank.
 

„Hast du wirklich keinen Hunger?“, fragte sie ihn, während sie sich setzte, doch Frau schüttelte nur den Kopf. Sein Appetit war eh schon zurückgegangen seit er hier war. Dabei war er Devaki sogar los und musste sich darum das sein Körper vielleicht nicht mitspielte keine Gedanken mehr machen. Er schüttelte nur den Kopf und zündete sich eine Zigarette an, während er auf seinen Kaffee wartete. Eigentlich erinnerte er sich daran das Gido das nicht gemocht hatte. Rauchen war auf dem Schiff verboten gewesen, komisch. Aber der Blonde schüttelte geistesabwesend den Kopf. Das hier war sowieso alles komisch und mittlerweile war er sich leider auch ziemlich sicher das er nicht träumte. Die Schmerzen die er jedes Mal spürte, wenn er die Haut an seinem Arm aufzupfte waren verdammt real. Das bildete er sich ganz sicher nicht ein. Er nahm einen tiefes Zug des bläulichen Rauchs, bevor er diesen nachdenklich wieder ausblies.
 

Ayasha beobachtete ihn kauend, dachte ebenfalls nach. So kannte sie den Blondhaarigen gar nicht und auch wenn es sie nervte ständig von ihm abgegraben zu werden, als hätte er nichts besseres zu tun, kam es ihr eigenartig vor. „Ist irgendwas?“
 

„Hm?“, er wandte den Blick. Lauschte dem langsam verstummenden Geräusch der Kaffeemaschine. „Nein, sollte etwas sein?“, der Ältere lächelte und stand auf, um sich eine Tasse aus dem Schrank zu holen. Leise plätschernd füllte das bittere Getränk die Tasse. Kein Zucker, keine Milch – herrlich. Wie war Diego neulich überhaupt darauf gekommen, das er sowas mochte? Das war ihm viel zu süß. Aber zum Glück schienen das mittlerweile langsam alle zu lernen. Auch wenn sie ihn anguckten, als wäre er ein völlig anderer Mensch, wenn sie es mitbekamen. Er setzte sich wieder und trank einen Schluck.
 

„Woher soll ich das wissen, ist ja nicht mein Problem, sondern deins“, sie zuckte die Schultern, und er lachte leise und seufzte dann.
 

„Kennst du das...“, begann er nach einer Weile wieder. „Wenn du aufwachst und du musst dich erst wieder erinnern wo du bist?“ Ein nicken, denn sie kaute und Frau nickte ebenfalls, während er sich zurücklehnte und dabei hörbar durchatmete. „Und dann bist du wach und weißt wieder wo du sein müsstest und weißt auch wo du bist, aber das beide passt einfach in keinster Weise zusammen?“
 

Ihre Augenbrauen hoben sich, während sie einen großen Bissen Sandwich verschlang, ehe sie antwortete. „Nein, das ist mir ehrlich gesagt noch nie passiert. Aber keine Sorge mehr als Verlaufen kannst du dich hier nicht“, grinste sie.
 

Die Arme verschränkt rollte der Größere die Augen. Das war nicht sein Punkt gewesen, aber wahrscheinlich war es auch schwer ihm da zu folgen. Wie sollte er schon erklären das seine Welt genauso wie diese und doch so viel anders war. Tatsache war allerdings das er das hier ebenso wenig träumte und das machte einfach keinen Sinn. Selbst für Seelengefäß wie ihn nicht. Vielleicht hätte er sich noch irgendetwas zusammenfabulieren können, wenn nicht Zehels Zeichen auf seinem Handrücken gefehlt hätte. Doch momentan verstand er die Welt nicht mehr. Ein wenig hatte er sich noch mit Ayasha unterhalten, doch dann eher über belanglosere Dinge und sie hatten auch etwas gelacht. Doch nun hatte sich Frau vor der Karte auf dem Tisch im Großraumcockpit eingefunden. Sie war mit Reißzwecken auf dem Holztisch befestigt und zahlreiche Flecken und die ausfransten Ränder waren eindeutige Gebrauchsspuren. Weitere Reißzwecken waren auf die Karte gesteckt und trugen entweder die Farbe rot, blau oder schwarz. Mittlerweile hatte Frau auch rausbekommen welche wofür stand. Schwarz waren die Piraten, Rot stand für Raggs und Blau für Barsburg. Anscheinend waren sie anhand der Jolly Roger, des Augen Michaels und des Auge Raphaels ausgewählt worden.Einige der roten und blauen Zwecken hatten einen schwarzen Punkt oder ein kleines Kreuz oben drauf. Das mussten entweder Stützpunkte oder wichtige Häfen sein. Den Kopf auf eine Hand gestützt und den Ellenbogen auf dem Tisch, saß er über die Karte gebeugt. Sie war in Raggs verfasst, doch ohne Zehel war das meiste davon für ihn nicht zu entziffern. Es war schon Ewigkeiten her das er etwas in dieser Sprach gelesen, gar geschrieben hatte. Zumindest beherrschte er sie noch gebrochen, was schon mal besser als gar nichts war wie er fand. Soweit er das sah zeigte die Karte die Position der eigenen Schiffe und die der Feinde, die der beiden Königreiche. Waren sie im Krieg? Es erinnerte ihn zumindest daran und aussehen tat es auch so.
 

Verdammt.
 

Frau schreckte aus seinen Gedanken, als sich Diego neben ihn setzte. Die blondgelockten Haare hatte er im Nacken zusammengebunden, ein leichtes Lächeln lag au seinen Lippen. „Na, grübelst du drüber nach wie wir ihnen wieder eins auswischen können?“, neugierig musterte er den Jüngeren, welcher ihm nur einen kurzen Blick zuwarf und sich dann ein paar Strähnen hinters Ohr strich.
 

„Dafür muss man doch überhaupt erstmal was auf dem abgegriffenen Teil erkennen könn“, erwiderte er mit einem Augenrollen, wenngleich er dennoch ein wenig schmunzeln musste. Diego lachte leise, es stimmte die Karte war wirklich nicht mehr die neueste doch sie erfüllte ihren Zweck trotz etlicher Reißzweckenlöcher, verblassender Tinte, Kaffeeflecken und eingerissenen Rändern und was sonst noch immer seine Spuren auf dem angegilbten Papier hinterlassen hatte.
 

„Wenigstens verhalten sich die Königreiche momentan nicht so aufdringlich wie sonst...“, Diego lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück. „Sonst hätten wir sie schon längst wieder an unseren Fersen gehabt.“ Frau lächelte schmal, als ihm diese Worte durch den Kopf gingen. Ja, Teito und ihm hatte das Militär auch an den Fersen gehangen. Ständig und dann... ein einziges Mal, Frau schluckte und musste sich die pochende Schläfen reiben. Alles was er noch wusste, war das er etwas dumme gemacht hatte. Ihm war nichts weiter als die Erinnerung geblieben das er jemanden enttäuscht hatte, nein eigentlich nicht einen, alle... Er atmete tief durch und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Es war so verdammt undeutlich, und erst jetzt merkte er das Diego mit ihm gesprochen hatte, doch die Worte hatten ihn nicht erreicht. Bestmöglich versuchte er deswegen die eben gesprochenen Worte zu rekonstruieren. Irgendetwas über das Militär in Barsburg... oder Raggs, oder beide. Sein Blick fiel auf einen Punkt der Karte. Die Großkirche. Er hatte zwar gewusst das es sie auch schon vor dem Krieg gegeben hatte, war ja auch irgendwie logisch, aber dennoch erschien es ihm mit einem Mal so schrecklich surreal auf diese Karte zu blicken und in verblasster Schrift die Worte Raggs'sche Großkirche zu lesen. In Gedanken versunken nahm er einen der herumliegenden Bleistifte und kritzelte das Zeichen VII und Dstkt. neben die Markierung der Kirche. Dann zeichnete er noch den für sie so bedeutenden geschützten Luftraum ein, markierte den Kreis mit schrägen Linien und ließ den Blick weiter über die Karte wandern. Viele Kirchen waren nicht eingezeichnet, im Grunde nur die wichtigsten, doch das reichte ihm. Gerade als er den Stift erneut ansetzen wollte, vernahm er Gidos Räuspern. Frau blickte auf, blinzelte wie aus einer Trance hochgeschreckt.
 

„Darf ich erfahren was du da mit meiner Karte machst?“
 

Schweigend blickte er wieder auf die Karten, dann hinauf zu Gido und drehte den Bleistift so in seiner Hand das er mit dem stumpfen Ende auf die Kirche tippen konnte. „Unsere Sicherheitszonen einzeichnen“, erwiderte er, immer noch ein wenig geistesabwesend. Der Schwarzhaarige nahm ihm gegenüber platz und betrachtete die Karte.
 

Er seufzte und musterte ihn. „Na ja, dann mach weiter... scheint ja, als wüsstest du was du da tust...“ Gido schien skeptisch, aber Frau musste trotzdem lächeln, während er auch die anderen Kirchen mit einem Kreis und der Nummer des Distriktes versah. Zweiteres vor allem, weil es ihm selbst ein besseres Gefühl gab. „Nummerierst du sie?“
 

Zuerst wollte er den Kopf schütteln, doch dann wog er ihn nur leicht hin und her. „Könnte man so sagen...“ Er wollte lieber nicht erklären warum er diese Nummern dazuschrieb. Warum er die Karte wie gewohnt in Gedanken schon längst in Distrikte unterteilt hatte. Wahrscheinlich wäre das für Gido hier auch nicht sonderlich verständlich gewesen mit dem Krieg. Hier schien ja alles in Ordnung zu sein. Er merkte das ihn der Ältere akribisch beobachtete und auch wenn er nicht so genau zu wissen schien was er davon halten sollte, ließ er ihn machen. „Fertig“, Frau legte den Bleistift beiseite und lächelte leicht, während er zu Gido aufblickte. Dieser betrachtete sein Werk, kaute dabei nachdenklich auf seinem Zigarettenhalter herum und ließ sich schließlich mit einem leichten nicken zurücksinken. Sein Blick richtete sich auf Frau, dann auf Diego. Er dachte eindeutig über etwas nach, doch er hatte nicht vor es einem der beiden zu verraten. Seitdem er vorhin im Schlaf zugequasselt und dann auch noch mit einem Kissen beworfen worden war, war er wieder wach. Leider hatte er nicht mehr mitgekriegt wer so freundlich gewesen war ihn zu wecken. Allerdings saß ihm die Müdigkeit immer noch zu sehr in den Knochen, als das er dafür jemanden zusammenfalten wollte.
 

„Ist das deine?“, er wies auf Fraus Kaffeetasse und dieser nickte, er hatte sich eine zweite aus der Küche mitgenommen. „Darf ich?“ Unbedacht nickte der Blonde, beobachtete wie der Andere nach seiner Tasse griff und diese an die Lippen führte. Gido trank zwei große Schluck und während er ihn beobachtete kam dem Jüngeren der seltsame Gedanke, das man sowas ja auch als indirekten Kuss bezeichnen könnte. Ein indirekter Kuss mit Gido. Überhaupt ein Kuss mit Gido. Überhaupt ein Kuss mit diesem Mann... Sein Blick wanderte Gedankenverloren an dem langen, hageren, wenngleich kräftigen Körper hinab. Dann hob er sich wieder um sich an seinen Lippen zu fixieren. Diese schmalen, ein wenig blassen, jetzt ein wenig mit Kaffee benetzten Lippen. Wahrscheinlich waren sie nicht sonderlich weich, würde sich wohl trotzdem ganz gut anfühlen... es wäre sicherlich interessant, dachte sich der Blondhaarige und fuhr sich durch die wirren Strähnen. Die Vorstellung war ihm zumindest nicht so unangenehm wie sie vielleicht hätte sein müssen.
 

„Mm. Ist was?“, der Schwarzhaarige hatte sich die Lippen gelegt, musterte den Jüngeren. Doch als sich ihre Blicke trafen, schluckte Frau nur und verschränkte seufzend die Arme. Sah mit einem Mal gar nicht mehr so zufrieden mit sich und der Situation aus.
 

„Ich sollte dich schlagen für das was du aus mir gemacht hast...“, murmelte er leise zu sich selbst und hoffte das es keiner der beiden gehört hatte. Was bitte hatte er sich denn da grade vorgestellt. So untervögelt war er jetzt doch auch nicht.
 

„Hm?“, fragend blickte er ihn an, während er die Tasse wieder abstellte. „Mick du weißt, ich hab kein Bock dir immer alles aus der Nase ziehen zu müssen...“, seine Augenbrauen hoben sich für einen Moment.
 

„Ich meinte, dich sollte man bloß keine Kinder erziehn lassen!“, wiederholte er seinen Satz sinngemäß und klang dabei trocken und leicht säuerlich. Es klang so endgültig, so nach Urteilsspruch, das Gido ihn im ersten Moment nur verwirrt anblinzeln konnte. Er staunte nicht schlecht das Frau erst nach all den Jahren über seine Erziehung zu meckern schien und der Blondgelockte neben ihnen brach nach kurzem prusten in Gelächter aus.
 

Obwohl, so stimmte das ja auch nicht ganz. Er hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf über seine Worte. „Du hast dich doch gar nicht erziehen lassen...!“, erwiderte er mit einem schiefen schmunzeln. „Ich wasche meine Hände in Unschuld.“ Woraufhin er dann diese auch hob, wie um zu zeigen das sie wirklich rein waren.
 

„Verarsch mich nicht, ich wette in meinem Alter warst du noch schlimmer als ich!“, entgegnete der Jüngere, wandte den Kopf ab. Diesen stützte er dabei auf eine Hand, mit dem Ellenbogen auf der Lehne der kleinen Couch auf der mit Diego zusammen saß. „Deine Beziehung zur Unschuld war kurz und schmerzlos.“
 

„Jetz krieg dich aber mal wieder ein!“, empörte sich der Schwarzhaarige, fast schon ein wenig eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und schau mich gefälligst an, wenn du mit mir redest.“ Mit den Augen rollend blickte ihn Frau an, den Blick nur fragend ob er jetzt zufrieden war. „Dein verkorkstes Hirn hast du ganz sicher nicht von mir.“
 

„Das vielleicht nicht, aber ganz sicher gehen meine Schamlosigkeit und die ganzen Pornos auf deine Kappe.“ Wieder klang seine Stimme wie ein vernichtendes Urteil.
 

„Ich hasse dich.“ Jetzt klang er genauso wie Frau eben als diese Diskussion angefangen hatte und er fragte sich unweigerlich, was dem Blonden wohl durch den Kopf gegangen war das ihn so verärgert hatte. War ihm irgendetwas einfallen wo er wirklich Mist gebaut hatte und wenn ja warum sagte er ihm das nicht einfach.
 

Frau schmunzelte. „Oh, und ja das Fluchen hab ich auch von dir gelernt...“, grinste er verschmitzt.
 

„Ach, leck mich...!“, murrte der Pirat nur und mit einem leisen lachen erhob sich sein Gegenüber. Besser er brachte sich jetzt aus der Schusslinie.
 

„Gern“, schmunzelte er. „Aber ich bezweifle das so ein alter Sack wie du überhaupt noch einen hochkriegt“, kicherte er im weggehen und musste dann auch schon dem Kissen und den Getränkedosen die nach ihm geworfen wurden. Und auch wenn er sich nur ganz knapp davon abhalten konnte laut loszulachen, während Gido über ihn schimpfte , musste er kurz schlucken, als er sich umdrehte. Sein ehemaliger Vormund saß da und hielt eine Glasflasche die er immer wieder gegen seine flache Hand klopfen ließ.
 

„Wag dich Mick. Wag dich!“, drohte er und der Angesprochene wusste das er kurz davor den Bogen zu überspannen.

Seufzend rollte er mit den Augen. „Ja ja, hab dich nich so“, er machte eine verwerfende Handbewegung, und dann musste er sich doch auf die Zunge beißen um nichts falsches zu sagen. Er kam wieder näher und setzte sich, wieder unter den Argusaugen des Älteren. Diese kleine Kabbelei mit Gido tat einfach gut, es war wieder so mit damals. Auch wenn die Schläge damals vielleicht nicht ganz so tief unter der Gürtellinie gelandet waren. Doch zumindest nahm es ihm einen Teil seiner Anspannung, kramte die alten vertrauten Gefühle wieder heraus und der Blondhaarige fühlte sich gleich ein wenig wohler hier an Bord.
 

Einige Tage vergingen, ehe sie einen großen Hangar im Freien erreichten. Nur wenige Schiffe waren vor Ort und sie landeten. Die Schäden mussten repariert werden, denn je länger sie mit ihrem beschädigten Schiff weiterfliegen würden, desto gefährlicher wurde es für sie. Auf dem Landeplatz trafen sie ebenfalls eine Reihe von Händler an und Frau fand endlich heraus um was es sich bei ihrer Fracht handelte. Es waren vor allem Rohstoffe. Stoffe, Gewürze, Kohle, Metall und jeweils zwei Kisten Mehl und Zucker. Alles wurde unter Dach und Fach gebracht, die Kisten verladen wobei die Piraten mit den Arbeitern am Hangar gemeinsame Sache machten und letztlich die Beute aufgeteilt. Die Hälfte kam in die Bordkasse, dann bekam jeder seinen Anteil. Fraus Augenbrauen hoben sich ein wenig. Piraterie war doch viel lukrativer als Bischofsarbeit. Musste man einfach einsehen. Sein Blick fiel auf Ayasha der Gido den Auftrag gab sich um die Organisation der Wiederinstandbringung der Aegis zu kümmern. Deswegen gabs was aus der Bordkasse dazu, die junge Frau nickte ab und zu während sie den Worten ihres Käptens lauschte. Sie machten sich auf den Weg in die angrenzende Stadt, während Gido jedem seine Aufgabe zuteilte und das Geld aus der Bordkasse wieder austeilte. Jedem das was er brauchen würde. „Und wir beide?“, fragte er den Schwarzhaarigen, als dieser neben ihm herging.
 

„Wir gehen einkaufen“, erklärte ihm der Andere daraufhin. „Munition, Waffen, Schießpulver. Alles was wir in diese Richtung gebrauchen könn.“ Frau nickte. Es war warm, ein lauer Wind wehte und er hatte dem Oberteil seines Alter Egos mit einem Messer, das er jetzt in einer ledernen Hülle am Gürtel trug, einen tiefen Schnitt auf der Vorderseite verpasst. Dieser ging fast bis zur Mitte seines Bauch und auch wenn er keinen Mantel trug war das doch schon viel angenehmer. Der Schwarzhaarige bedachte ihn jedoch nur mit einem kurzen Blick und sagte nichts dazu, während sie nebeneinander herschlenderten. Anfangs waren sie noch alle beisammen, doch je weiter sie in Richtung Innenstadt gingen, desto kleiner wurde die Gruppe.
 

„Du weißt schon wos hingeht, oder?“, fragte der Jüngere nach einer Weile die sie jetzt schon allein nebeneinander hergingen.
 

„Ja, wir gehen nehm alten Kumpel von mir nen Besuch abstatten. Eigentlich müsstest du dich aber noch an ihn erinnern. Hier... Fallon heißt er...“, er musterte seinen ehemaligen Schützling aus dem Augenwinkel.
 

Fallon. Fallon. Fallon. „Fallon...“, murmelte Frau überlegend. Fallon. Das Bild von einem Brünetten Mann mit unrasiertem Gesicht und einem freundlichen Lächeln tauchte vor seinem inneren Auge auf. Fallon hatte ihm ein paar Bonbons zugesteckt und ihn zugucken lassen, während er die Schwerter bearbeitet hatte. „Ach, Fallon“, lachte er dann, erinnerte sich zwar nur vage an sein Aussehen, aber deutlich daran das er immer nett zu ihm gewesen war. Wie der Onkel bei dem man als Kind immer ein Stück Kuchen bekommen hatte, wenn er anfing Abenteuergeschichten erzählte. Geschichten erzählen konnte Fallon auch, daran erinnerte er sich auch noch. Er hatte immer viel geredet, wenn Frau bei ihm hatte warten müssen, weil der Schwarzhaarige noch etwas zu erledigen hatte. Sie gingen noch eine Weile und fanden schließlich die kleine Werkstatt mit dem großen Lager, die an den Laden angrenzte. Als Kind waren ihm die vielen, hoch gestapelten Kartons im Lager immer endlos vorgekommen, wenn Fallon ihn dann mitgenommen hatte, weil er etwas suchte. In der Werkstatt war es ein wenig stickig und warm, in einer Ecke brannte ein Feuer in dem einige Schwerter und andere Waffen, deren erhitztes Metall rot glühte. Es hatte einen leicht weißen Stich am Rand.

„Gido, lang nicht gesehen“, Fallon erhob sich und ließ von seiner Arbeit ab, um ihn zu begrüßen. Ein freundschaftlicher Handschlag, in etwa auf Schulterhöhe und für einen schien es als ob sie ihre Kräfte messen wollten. Fallon war knapp eineinhalb Köpfe kleiner als er und Gido, doch er war nicht schmächtig. Sicher hätte er eine Chance gegen seinen ehemaligen Vormund gehabt. Aber dann schienen sich die beiden wieder einzukriegen und der Blick des Brünetten richtete sich auf ihn.
 

„Mensch... Mick, jedes Mal wenn ich dich wieder sehe bist du größer geworden“, lachte er und streckte ihm die Hand entgegen. Grinsend zuckte Frau die Schultern, griff nach seiner Hand und schüttelte.
 

„Ich denk ich kann dicht beruhigen, ich dürfte mittlerweile ausgewachsen sein“, sagte er dann dennoch und blickte Gido kurz schmunzelnd an.
 

Dieser rollte nur die Augen. „Ich bin froh drum, jetzt verhätschelst du ihn wenigstens nicht mehr...!“
 

„Bonbons?“, fragte Fallon daraufhin jedoch nur witzelnd und kramte in seiner Hosentasche und Frau lachte. Gido rollte die Augen. Das war doch jetzt nicht wahr.
 

„Wenn die nach Whiskey schmecken, gern!“, grinste er.
 

Der Jüngere der beiden Anderen verzog leicht das Gesicht. „Könnte schwer werden...“, er zog seine Hand wieder aus der Hosentasche. „Also da hätte wir Erdbeere... Milch, Cola und Honig“, fragend blickte er den Blondhaarigen an, welcher sich die Beiden Milchbonbons schnappte. Grinsend steckte er sich eines davon in den Mund, streckte Gido der gerade wohl innerlich einen halben Nervenzusammenbruch erlitt, die Zunge raus. Fallon lachte nun ebenfalls leise und wandte sich seinem Freund wieder zu, „also gut, wie kann ich dir... oder euch?“ er warf Frau einen kurzen Blick zu, „helfen?“
 

Der Schwarzhaarige seufzte, mühte sich ein Lächeln von den Lippen und zog eine zerknitterte Liste aus der Hosentasche, auf die er mit schwarze Stift gekritzelt hatte was ihnen fehlte. „Das brauchen wir“, erklärte er und übergab dem Kleineren die Liste, welcher anfing sie zu studieren. Unterdessen löste Gido zwei seiner Schwerte von seinem Gürtel und legte ein Messer das aus dem Schaft seines Stiefels zog auf den Tisch. „Und die hier brauchen noch eine neue Beschichtung, du weißt ja, das Übliche...“
 

Fallon hob eine Augenbraue und musterte ihn. „Der Rest is in Ordnung?“, fragte er, weil er es gar nicht gewohnt war das Gido nicht sein halbes Waffenarsenal auf seinem Tisch zu Stapeln begann.
 

„Ob dus glaubst oder nicht, aber ja!“, grinste dieser daraufhin und klang tatsächlich auch ein bisschen stolz, was den Anderen leise lachen ließ.
 

„Na gut, du musst es ja wissen... bis heute Abend bin ich auf jeden Fall fertig, dann könnt ihr auch den andern Kram abholen.“
 

„Is gut.“
 

„Sonst noch was?“
 

„Nein“, Gido schüttelte den Kopf, blickte seinen ehemaligen Schützling fragend an, doch auch dieser schüttelte den Kopf. „Nein, sonst nichts. Wir haben nichts mehr.“
 

Eine Weile war es still, doch dann kam es nur von Fallon, „Na was macht ihr dann noch hier? Raus, kusch, ich muss Arbeiten!“ Mit diesen Worten scheuchte er sie vor die Tür, während sich Frau vage daran erinnerte wie er das damals immer schon mit Gido gemacht hatte. Und irgendwie musste er dann lachen und auch wenn der Ältere nicht genau wusste wieso, aber er stimmte mit ein.
 

„Okay, okay...“, er nahm einen tiefen Atemzug, versuchte sich wieder einzukriegen. „Ich weiß nich wies mit dir is, aber ich hab noch was zu erledigen.“ Gido grinste. „Willst du mitkommen, oder lieber umschauen?“, fragte er.
 

Für einen Moment überlegte der Blonde, dann zuckte er die Schultern. „Ich denke ich werd mich ein wenig umschaun“, meinte er dann mit verschmitztem Grinsen das des Anderen erwidernd. „Treffen wir uns dann heute Abend wieder hier?“ Gido nickte und sie gingen noch eine Weile nebeneinander her, bis sich ihre Wege trennten und sie sich vorerst voneinander verabschiedeten.



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