seven days without you von Ruki-chan_ ================================================================================ Kapitel 1: Abschied ------------------- Über Kommentare und Vorschläge (für den weiteren Verlauf) freue ich mich immer. =] „Yu-chan~, du musst aufstehen. Wir müssen noch die restlichen Sachen einpacken“, seine Mutter zog die Vorhänge der Fenster auf. Seufzend öffnete er die Augen. Er wollte nicht aufstehen, drehte sich auf die andere Seite. „Hey, nicht weiter schlafen“, seine Mutter setzte sich auf die Bettkante, „ich kann verstehen, dass du nicht umziehen willst. Aber in Kanagawa wird es sicher genauso schön. Du hast doch das Haus dort gesehen. Und der große Garten erst. Vielleicht können wir dann endlich einen Hund kaufen.“ Kai verdrehte die Augen. „Darum geht es doch gar nicht! Ich kenne dort niemanden, alle meine Freunde wohnen hier! Ich platze mitten ins Schuljahr hinein, niemand wird sich mit dem ’Neuen’ abgeben wollen.“ Er schlug die Bettdecke beiseite, schob sich an seiner Mutter vorbei. Im Bad schloss er die Tür ab, sank an ihr hinab. Er wollte hier nicht weg. Warum verstand das niemand? Seine Freunde waren allesamt neidisch. Kanagawa war für sie wie ein Traum, für Kai die Hölle. Was sollte aus Uruha und ihm werden? Sie waren die besten Freunde und nun seit 3 Monaten endlich auch ein Paar. Eine Fernbeziehung würden beide nicht durchstehen, das wussten sie, aber Kai wollte Uruha nicht verlieren. Und umgekehrt genauso. Sie würden sich heute das letzte Mal für das nächste Vierteljahr sehen. Schnell sprang Kai unter die Dusche, machte sich im Schnellgang fertig. Er wollte schließlich jede Minute des Tages mit Uruha verbringen. Fahren würden sie erst heute Abend, damit sie nicht in den Stau gerieten. Seine Mutter packte die letzten Sachen in die Kartons, summte dabei eine fröhliche Melodie. Kai verstand nicht, wie sie sich so sehr freuen konnte. Er rannte den gesamten Weg zu Uruha. Frau Takashima leerte gerade den Briefkasten. Kai sprach sie meist nur mit dem Nachnamen an, sie hatte ihm zwar schon angeboten, einfach ’Hana’ zu sagen, doch das war ihm zu unangenehm. „Ohayō, Kai-chan. So früh habe ich dich ja noch nie hier gesehen … ach, ihr fahrt doch heute, oder?“, sie lächelte freundlich. Kai war sich sicher, dass Uruha sein Lächeln von seiner Mutter geerbt hatte. Er nickte. „Heute Abend. Deswegen wollte ich-“ „… zu Uruha. Natürlich, ich weiß. Er ist schon die gesamte Woche traurig. Er will einfach nicht, dass ihr wegzieht, wo ihr euch doch gerade erst gefunden habt“, sie schien genauso betrübt zu sein. „Kouyou ist in seinem Zimmer.“ Kai umarmte Hana spontan, bevor er das Haus betrat und die Treppe nach oben stieg. Uruhas Zimmer war das letzte im Gang. Er klopfte leise an, schob die Tür ein Stück auf. Uruha saß an seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zur Tür. Kai lächelte. Auf leisen Sohlen schlich er sich an seinen Freund heran, sah ihm über die Schulter. Er schrieb, in der obersten Zeile konnte er ein ’Lieber Kai’ erkennen. Einige Wörter waren leicht verschmiert, als ob Wasser hinauf getropft war. Tränen? „Was schreibst du denn da?“, flüsterte er leise. Uruha zuckte erschrocken zusammen, verdeckte hastig den Zettel und drehte sich zu Kai. Seine Augen waren aufgerissen und leicht gerötet. „Hast du geweint?“, er strich dem Größeren über die noch feuchten Wangen. Uruha legte seine Hände auf Kais, strich leicht über den Handrücken. „Bitte bleib’ hier“, hauchte er, bevor er ihm einen verzweifelten Kuss auf die Lippen drückte. Vorsichtig schob Kai ihn ein Stück von sich. „Du weißt doch, dass es nicht geht. Aber … wir werden diesen Tag zu dem Schönsten von allen machen, okay?“ Uruha nickte leicht. „Was hältst du davon, wenn wir in die Stadt fahren und noch mal so richtig schön shoppen gehen?“, Kai grinste, als er sah, wie Uruhas Augen glänzten. So konnte er seinen Freund immer auf andere Gedanken bringen. Die Fahrt über hatte Uruha seine Hand nicht losgelassen, er drückte sie fest, als wollte er ihm so zeigen, dass er ihn nicht gehen ließ. Kai strich über den Ring an seinem Zeigefinger. Er trug denselben an der rechten Hand. Sie hatten sie sich damals zusammen gekauft. In beiden war der Name des jeweils anderen eingraviert. Kai legte den Ring nie ab, weder beim Sportunterricht noch beim Duschen. Er bedeutete ihm sein Leben. „Wo möchtest du zuerst hin?“, sie standen beide ziemlich verloren am großen Bahnhof in Tokio. „Ins FLASH?“ Kai grinste. Er liebte dieses Café. Dort gab es nicht nur das beste Eis, dort hatten sie sich auch das erste Mal geküsst. Eifrig nickte er, zog Uruha mit sich, der weiterhin seine Hand hielt. Er steuerte direkt den Tisch in der hinteren Ecke an. Hier saßen sie immer. Eine große Palme verdeckte den Platz, hier hatten sie ihre Ruhe. „Das übliche?“ „Wie wär’s, wenn wir heute noch einmal den nehmen?“, Uruha drehte die Karte zu Kai und tippte auf den großen Eisbecher. „Love Forever? Der für -“ „Frisch Verliebte“, Uruha lächelte und bestellte. „Ihr wohnt dort fast an einem See, oder?“, abwesend tippte der Blonde mit den Fingern auf die Tischplatte. „Ja, man muss nur die Straße ein Stück runter. Aber das ist mir egal, wenn du eh nicht da bist.“ Uruha sah auf. „Du darfst dir nicht alles schlecht machen. Ich will das nicht. Versprich’ mir, dass du dir Mühe gibst, dort Freunde zu finden, ja? Wir telefonieren jeden Abend und … in 3 Monaten sehen wir uns doch wieder“, er schluckte den dicken Kloß in seinem Hals runter. Er durfte jetzt nicht vor Kai weinen. Das würde für ihn doch noch alles viel schwieriger machen. „Woah! Der sieht genauso gut wie letztes Mal aus“, unterbrach Kai seine Gedanken. Er fand es niedlich, dass Uruha wieder ihren Becher bestellt hatte. Sie hatten ihn schon einmal bestellt, damals, als sie ein Paar wurden. Sein Herzschlag verdoppelte sich. „Du hast vielleicht ’ne Ausdauer!“ Kai ließ sich erschöpft auf die Parkbank sinken. „Du kennst mich doch. Wenn ich erst mal in so einem genialen Laden bin, kann ich dort nicht ohne was zu kaufen, rausgehen“, Uruha lachte und setzte sich neben ihn, stellte die vollen Tüten zwischen seine Füße. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete geräuschvoll aus. Für eine Weile war es still, nur das leise Zwitschern der Vögel im Hintergrund war zu hören. Uruha sah zu Kai, der sich müde die Augen rieb. „Gib’ mir mal deine Kette“, er streckte die Hand aus. Kai war verwirrt, gab ihm jedoch den gewünschten Schmuck. „Und deinen Ring.“ „Warum?“, kam sofort die erschrockene Gegenfrage. Er wollte ihn nicht ablegen. „Warte kurz. Ich geb’s dir gleich wieder“, unsicher zog Kai den Ring von dem Finger. Uruha tat dasselbe mit seinem, fädelte beide auf die Kette. „So bin ich immer bei dir. Erst wenn die Ringe sich trennen, gehen auch wir auseinander.“ Uruha gab ihm die Kette wieder. „Wir sollten wieder zurück fahren, ihr müsst bald los, oder?“ Kai nickte. „Jetzt … ist es wohl soweit.“ Sie waren beide noch bis zu Uruha gegangen, wollten sich nicht trennen. „Ich vermisse dich jetzt schon“, flüsterte Kai. „Kai-chan! Ich habe hier noch etwas für dich!“ Hana kam mit einem großen Päckchen aus dem Haus gelaufen. „Aber guck’ erst in Kanagawa rein, ja? Es ist eine Überraschung.“ Kai schluchzte leise, ließ den Kopf hängen. Hana seufzte, nahm ihn liebevoll in den Arm. „Eine Trennung ist nie schön. Aber du musst dir immer sagen, dass es nicht für immer ist.“ Uruha spürte, wie sein Herz bei Kais verzweifeltem Anblick immer mehr zersprang. „Ich hab’ auch noch etwas für dich.“ Schnell rannte er ins Haus, holte den Brief, den er heute Morgen vor seinem Freund versteckt hatte. Kai strich sich die Tränen aus dem Gesicht, als Uruha zu ihnen zurückkam. Er hielt ihm den Umschlag entgegen. „Bitte les’ ihn auch erst, wenn ihr Mie verlassen habt.“ Seine Stimme zitterte. Kai zog Uruha an sich, verschloss ihre Lippen miteinander. Noch nie hatten sie sich vor Hana geküsst. Sie schmunzelte leicht, ging ins Haus zurück. Den letzten Moment wollte sie ihnen alleine gönnen. „Ich liebe dich.“ Uruha schloss seine Augen. „Ich liebe dich auch.“ Hastig rannte Kai die letzten Meter zu seinem Haus. Er hatte seine Mutter schon von weitem am Auto gesehen. „Hattest du noch einen schönen Tag mit Kouyou?“ Er nickte. „Ich verspreche dir, dass es dort genauso schön sein wird wie hier.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)