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Das Bluterbe der Youkaifürsten

Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten"
von

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Onsenbegegnung

Mit schleppenden Schritten trabt der schwarzhaarige, knabenhafte Youkai durch eine verwilderte Felsenlandschaft über die sich langsam die Nacht herniedersenkt. Zu seinem Leidwesen muss er immer wieder anhalten und mühsam Luft holen. Dieses Mal hat er es ganz offensichtlich ein wenig übertrieben. Die Überbleibsel seiner letzten Mahlzeit, liegen ihm wie Steine im Magen und bereiten ihm gerade beträchtliches Unbehagen. Es waren einfach zu viele auf einmal.

Innerlich verflucht er hingebungsvoll den Umstand im Laufe seiner Zeit im Vulkan so erheblich an Kraft eingebüßt zu haben. Im Augenblick ist er lediglich ein Schatten seiner Selbst doch die verlorengegangene Energie kann er nur wiederaufnehmen indem er frisst. Nur leider verträgt sein geschwächter Körper im Augenblick längst nicht mehr so viel wie zu damaligen Zeiten. Im Gegenteil. Nachdem er so viele Menschen verschlungen hat, ist ihm eher speiübel.

Es hilft alles nichts, er wird eine Ruhepause einlegen müssen. Eine längere Pause. Und am besten verbringt er diese mit Schlafen. Grimmig fletscht er die Zähne. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn dieser minderwertige Bastard, der sich Sesshomaru nennt, ihn nicht mit der Macht seiner Klinge solch schwere Verletzungen zugefügt hätte. Zunächst hatte er angenommen, die oberflächlichen Wunden rasch heilen zu können. So wie es jedoch aussieht, haben diese gleißenden Energien sogar das Gefüge seines Energiemusters beschädigt, wodurch es ihm erheblich schwerer fällt seine Kräfte sinnvoll zu nutzen. Dies zu heilen wird um einiges länger dauern und es erschwert zudem die Aufnahme neuer Energien. Jetzt bereitet ihm jede größere Mahlzeit erhebliche Magenbeschwerden und es ärgert ihn maßlos, so ausgebremst zu werden.

Sollte dieser mickrige Dämonenjäger tatsächlich Recht behalten und der Kerl hat überlebt, dann darf er sich jetzt schon auf etwas gefasst machen. Dann wird ihm das Kokorokaji wie eine sanfte Massage vorkommen.

Gerade tritt er um eine Felsenecke und wird sich eines Weges gewahr. Tatsächlich könnte man es schon fast als Straße bezeichnen. Sie ist verhältnismäßig breit, wenn auch nicht gepflastert und uneben. Seine Schritte werden langsamer. Das bedeutet, dass er hier möglicherweise auf Menschen trifft. Er konsultiert seine Sinne und stellt fest, dass tatsächlich Menschen in Reichweite sind. Und noch etwas trägt seine Nase ihm zu, nämlich die Nuance einer mineralischen Quelle. Sein Mund verzieht sich zu einem schmalen Lächeln. Ein Onsen! Genau das, was er jetzt gebrauchen kann. Ein wenig Entspannung im warmen Wasser tut ihm jetzt sicher gut. Dass diese Menschen sich womöglich ebenfalls gerade dort aufhalten, stört ihn nicht weiter. Er muss sie ja nicht fressen um sie los zu werden.

Mit beschleunigtem Schritt folgt er nun der Straße und es dauert nicht sehr lange bis er die Stelle erreicht, wo ein Schild auf einen kleinen Trampelpfad aufmerksam macht, der hinauf zwischen die Felsen zu einer heißen Quelle führt. Von dort geht es jetzt noch ein wenig bergan aber letztlich sieht er ein kleines Holzhäuschen hinter dem der Dunst eines Beckens mit warmem Quellwasser aufsteigt. Selbst bis hier kann er noch das Lachen und Reden von mehreren Männern hören, die es sich offensichtlich ebenfalls im Wasser gemütlich machen. Nun, der Spaß wird gleich sein Ende finden. Er braucht keine Zuschauer, wenn er sich ein wenig Erholung gönnt.

Schon hat er den kleinen Verschlag, der zum Umziehen gedacht ist, erreicht. Davor sind fünf Pferde angebunden, die offenkundig ein paar Kriegern oder zumindest Söldnern gehören. Immerhin sind sie mit Waffen und einigem an Reisegepäck beladen und grasen nun friedlich zwischen den kargen Steinen. Er tritt näher und entdeckt Kleidung und Waffen von fünf Männern. Was ihn jedoch etwas überrascht, ist der reich verzierte Kimono der ordentlich gefaltet daneben liegt. Offenbar sind die Männer in Gesellschaft einer Frau. Da er nur fünf Pferde sieht, ist sie entweder eine Reisebekanntschaft, oder unfreiwillig hier. Letztlich kann ihm das ziemlich egal sein. Mit der Moral der Menschen hat er nur wenig am Hut.

Hinter der Hütte geht es einen kleinen Trampelpfad hinab der in einigen Metern Tiefe zu einem dampfenden Tümpel hinführt in dem gerade die fünf kräftige Männer es sich im Wasser gut gehen lassen, während sie scherzen und lachen und offenbar dabei eine Flasche mit Alkohol herumgehen lassen.

Er tritt ein wenig näher und nun entdeckt er am anderen Ende des kleinen Steinpools die noch fehlende Person. Aus der Entfernung ist sie als eine junge Frau mit blasser Haut und fast weißen Haaren zu erkennen. Sie wirkt ein wenig schüchtern, ja, fast ängstlich und jedes Mal wenn einer der Männer sich in ihre Richtung bewegt, zuckt sie kurz zusammen. Da sie das Becken noch nicht verlassen hat, ist wohl anzunehmen, dass sie gegen ihren Willen dort ist.

Der schwarzhaarige Youkai hebt leicht die Brauen. Er hatte schon beinah vergessen wie verkommen die Menschen sind. Es ist so erschreckend einfach sie zu irgendwelchen Lastern zu verführen. Wieder macht sich sein Magen bemerkbar und die aufsteigende Übelkeit lenkt seine Gedanken wieder auf das Wesentliche. Langsam stapft er den Weg hinab und nähert sich immer mehr dem Steinbecken. Jetzt haben ihn auch die Männer entdeckt.

„He da, Gefährte!“, ruft ihm einer übermütig zu, „Leiste uns Gesellschaft! Das Wasser ist wirklich angenehm und uns steht der Sinn zu teilen.“ Seine Kameraden spenden ihm bekräftigend Beifall, während sie einmal mehr die Flasche herumreichen. Mit schmalem Blick tritt der junge Mann zu ihnen. Abschätzend lässt er seinen Blick von einem zum anderen schweifen. Es scheint nicht die erste Flasche zu sein mit der sie sich befassen.

„Gibt es denn etwas zu feiern?“, fragt er nun arglos.

„Lediglich den einen oder anderen guten Feldzug“, grinst nun der Mann der ihn angesprochen hatte. „Geld, Sake, Frauen, und ein entspannendes Bad. Was mehr kann sich ein Mann wohl wünschen? Manches Mal ist einem das Glück eben hold.“

„Ihr solltet besser nicht auf euer Glück bauen“, entgegnet der jugendhafte Youkai mit einem amüsierten Lächeln. „Banditen leben gefährlich, soviel ich weiß.“

Sofort verschwindet die heitere Miene der Männer. „Pass auf was du sagst, Kleiner! Sonst kann es sein, dass du auch gleich gefährlich lebst.“

„Was wollt ihr schon tun, ohne eure Waffen?“, gibt er leichtfertig zurück.

Schon will einer der Männer aus dem Wasser klettern um seinem Gegenüber die Leviten zu lesen, doch sein Kamerad hält ihn zurück. „Beachte ihn gar nicht!“, meint er. „Der Kerl sucht doch bloß Streit. Hier nimm noch einen Schluck!“, damit reicht er die Flasche an ihn weiter, welche der andere schließlich mit einem ärgerlichen Brummen annimmt und ansetzt.

„Was ist nun?“, fragt nun der Dritte der Kerle und sieht den schwarzhaarigen Jungen genervt an. „Kommst du nun rein, oder nicht? Es ist ziemlich unentspannt, wenn man von außen beobachtet wird.“

Einen langen Moment betrachtet der Youkai die Männer mit regungsloser Miene. Er scheint angestrengt zu überlegen, wie er sich entscheiden soll. Schließlich meint er: „Wenn ich auch etwas abbekomme“, damit weist er auf die Flasche.

Die Männer grinsen. „Bist du sicher, dass das schon was für einen Jungspund wie dich ist?“

Gemächlich beginnt der junge Mann nun sich zu entkleiden. „Vertraut mir, ich bin älter als ich aussehe.“

Die Männer machen feixende Gesten zueinander. Dann steigt der junge Mann gänzlich unbekleidet zu ihnen ins Wasser. Sogleich wird ihm eine weitere Flasche Sake gereicht. Abschätzend riecht er daran. Eine wage Erinnerung flammt in ihm auf. Er ist sich recht sicher, das schon einmal getrunken zu haben. Ohne weiter zu zögern, setzt er die Flasche an die Lippen und nimmt einen langen Zug ohne abzusetzen.

„Hey, hey!“, grinsen die Banditen. „Nicht so viel auf einmal! Das bekommt dir sicher nicht.“

Nun lässt er die Flasche sinken. „Ich entscheide selbst was mir bekommt“, stellt er klar.

„Wie heißt du überhaupt, Kleiner?“, kommt nun die amüsierte Frage.

„Nennt mich Katsuken“, kommt die schlichte Antwort.

Die Männer grinsen. „Nun, Katsuken, lass es dir bekommen! Kanpei!“ Wieder macht eine Flasche die Runde, offenbar haben sie noch mehrere davon.

Mit unergründlicher Miene beobachtet Katsuken das Geschehen. Wenn er wollte, könnte er diese fünf Idioten ohne größere Probleme aus dem Weg schaffen, aber gerade stellt er fest, dass ihm das warme Wasser tatsächlich wohltut und im Augenblick verspürt er wirklich wenig Bedürfnis danach sich in irgendeiner Form zu bewegen. Außerdem ist ab und an ein wenig Kurzweil ganz ansprechend und diese ahnungslosen Kerle sorgen mit ihrer jämmerlichen Naivität für ein angenehmes Maß an Zerstreuung.

Nun geht sein Blick hinüber zu der jungen Frau, die noch immer am gegenüberliegenden Ende des Beckens mit gesenktem Kopf im Wasser sitzt und versucht unauffällig auszusehen. Von Näherem betrachtet scheint sie sogar noch jünger zu sein als erwartet. Sie mag kaum älter als vierzehn sein und ihre ungewöhnlich blasse Haut verstärkt diesen Eindruck noch zusätzlich.

„Wo wir gerade von 'bekommen' reden“, merkt Katsuken nun an, ohne eine Miene zu verziehen. „Bezog sich euer Angebot zu teilen, lediglich auf den Alkohol, oder steht Sie auch zu Verfügung?“

Wieder werfen sich die Männer vielsagende Blicke zu. Mit anzüglichem Grinsen meint der Wortführer: „Reizendes kleines Ding, nicht wahr? Wir haben sie ein Stück von hier aufgegriffen um ein bisschen Spaß mit ihr zu haben. Wenn wir nachher mit ihr fertig sind, kannst du sie gerne haben. Wenn du dann noch willst.“ Gehässig lacht er auf und seine Kumpane fallen ein. Das Gesicht des Mädchens hängt nun so tief über dem Wasser, dass ihre weißen Haare es wie einen Vorhang verdecken.

Innerlich verzieht Katsuken verächtlich das Gesicht. Als ob er sich jemals dazu herablassen würde mit so einer niederen Kreatur das Lager zu teilen. Menschen sind so widerlich!

Doch noch während er diesen Gedanken nachhängt, beginnt plötzlich das Lachen der Männer zu verstummen. Stattdessen ist nun ein mühevolles Keuchen und Würgen zu vernehmen. Die Männer die gerade noch dem Alkohol so tatkräftig zugesprochen haben, sehen nun ziemlich mitgenommen drein und ihre Gesichtsfarbe hat einen schalen, gräulichen Farbton angenommen. Vernehmliches Räuspern und Schnaufen ist zu hören und nun sitzen die Männer lediglich noch schlaff zusammengesunken am Beckenrand und sehen elendig aus.

Verwundert hebt Katsuken die Brauen. Offenbar haben die Männer wohl ihre Konstitution überschätzt. Doch dann plötzlich verspürt er ebenfalls ein leichtes Kribbeln in seinen Gliedmaßen und ihm wird mit einmal heiß und kalt. Sofort setzt er sich wachsam auf. Über das Becken im Dunst des aufsteigenden warmen Wassers kann er nun ein rötliches Schimmern wahrnehmen, dass sich mit dem Nebel vermischt. Augenblicklich sind alle seine Sinne wach und er blickt hinüber zu der jungen Frau, die noch immer den Blick gesenkt hält. Doch nun nimmt er noch etwas anderes wahr. Eine eigentümliche Aura die ihm zuvor nicht weiter aufgefallen ist, da sie viel zu gering war. Jetzt allerdings ist sie plötzlich wesentlich stärker geworden.

Das Mädchen hebt jetzt langsam den Kopf und Augen in einem dunklen Bernsteinton starren vereinnahmend zu ihm herüber. Nun richtet sie sich weiter auf und vernehmlich saugt sie langsam die Luft und den darin enthaltenen rötlichen Dunst ein. Von all dem scheinen die Männer gar nichts mehr mitzubekommen; sie hängen lediglich noch schlaff und erschöpft am Beckenrand und atmen flach ein und aus.

Katsukens Gesicht zieht sich zu. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass hier eine Dämonin am Werk ist. Anscheinend nutzt sie ihre Fähigkeiten um ihren Opfern Lebensenergie abzusaugen, aber ganz offensichtlich hat sie nicht die leiseste Ahnung mit wem sie sich hier gerade anlegt. Er spürt wie das unbehagliche Gefühl in seinem Magen wieder zunimmt und nun würgt es ihn ebenfalls. Wie kann sie es wagen!

Sofort erhebt er sich und ein grimmiger Zug legt sich um seine Mundwinkel. Ein wenig verwundert blickt sie nun zu ihm hinüber. Nun richtet er sich hoch und kommt durch das Becken rasch auf sie zu. Ihre Miene macht nun einen besorgten Eindruck. Ein unheilvoller Blick taxiert sie und nur einen Wimpernschlag später lässt er seine Aura aufflammen. Entsetzt klappt nun ihre Kinnlade herunter und im selben Moment, als sie nun ängstlich versucht sich im Wasser zu verstecken, packt seine Hand zu und hebt sie am Hals aus den Fluten hoch. Hilflos baumelt der bleiche, nackte Frauenkörper in der Luft und panisch zappelnd versucht sie den Griff der sie festhält zu lockern, doch es ist völlig vergeblich.

Rotfunkelnde Augen starren sie nun wütend an und scharfe Reißzähne die sich unter seinen Lippen hervorschieben, jagen ihr einen Schauer über den Rücken. „Was fällt dir eigentlich ein?“, grollt er tödlich. „Du erdreistest dich wirklich mir Energie entziehen zu wollen? Es sind schon Personen für weniger gestorben!“

Mit großen Augen starrt sie ihn an, ohne etwas erwidern zu können, da ihr die Luftzufuhr noch immer abgeschnitten wird. Doch er wartet auch keine Antwort ab. Mit voller Wucht schleudert er sie an die Felswand die direkt hinter dem Onsen liegt. Mit einem trockenen Knacken schlägt sie dort auf, prallte ab und bleibt schließlich in einer rötlichen Pfütze liegen.

„Hey! Was soll denn das?“, vernimmt er nun hinter sich. Offenbar ist einer der Männer wieder zu sich gekommen. Wutschnaubend wendet sich Katsuken um. Schluss mit der Nachsicht! Diese menschliche Brut ist nicht länger amüsant für ihn. Mit wenigen Schritten durchs Wasser ist er bei ihnen. Mit offenem Ärger lässt er seine Klauen auf die Männer niedergehen, die kaum wissen wie ihnen geschieht, und löscht ihr Leben endgültig aus.

Grimmig starrt er auf die fünf Leichen die nun im sich rot färbenden Wasser dümpelten. Dann blickt er wieder hinüber zu der Dämonin und seine Augen werden schmal. Gerade sieht er wie das Mädchen umständlich und mit ungelenken Bewegungen wieder auf die Füße kommt. Verstimmt fletscht er die Zähne. Zähes, kleines Luder! Doch wenn er sie tot sehen will, hat sie das gefälligst auch zu bleiben.

Er benötigt nur einen raschen, kräftigen Sprung und schon ist er wieder an Land. Mit zügigen Schritten und tödlichem Blick kommt er auf sie zu. Erschrocken starrt sie ihm entgegen. Abwehrend streckt sie ihm die Hände entgegen. „Verzeiht, mein Herr!“, ruft sie ängstlich aus, „Ich wusste es nicht! Ich hatte nicht die Absicht Euch...“ Doch weiter kommt sie nicht. Nur einen Herzschlag später geht eine wütende Klaue gnadenlos auf sie nieder und teilt sie in zwei Hälften. Die entgeisterte Miene bleibt auf ihrem Gesicht eingegraben als sie zu Boden fällt. Verächtlich blickt der rotäugige Youkai auf sie herab. Als wenn er Fehler verzeihen würde.

Doch dann weiten sich seine Augen erneut, denn gerade jetzt beginnen die beiden Teile ihres Körpers sich erneut zu bewegen und man kann direkt zusehen, wie sie einander entgegenstreben und sich wieder zusammenfügen. Mit einem Aufkeuchen setzt das Mädchen sich wieder auf.

Irritiert starrt er auf sie herab. Was hat das zu bedeuten? Seine Kiefer mahlen heftig vor Ärger. Sie trotzt ihm? Was für eine Dreistigkeit! Auch wenn sie ganz offensichtlich über erstaunliche Selbstheilungskräfte verfügt, er wird nicht zulassen, dass sie einen Narren aus ihm macht. Ungeniert geht seine Klaue erneut nieder und trennt ihr augenblicklich den Kopf von den Schultern. Damit sollte es sich erledigt haben.

Doch wieder wird er Zeuge von der Vergeblichkeit seiner Bemühungen, denn aus der Wunde quillt nun ein waberndes Gebilde aus blassen Blasen und nur wenige Momente später sitzt bereits ein neuer Kopf an der Stelle wo soeben noch der alte gesessen hat. Große orangene Augen starren ihn verschreckt an.

Nun zieht doch zunehmende Verwunderung über sein Gesicht. So hat er sich das nicht vorgestellt. Ist sie nicht zu töten? Das kann er auf keinen Fall dulden! Wieder zieht sich seine Miene zu. Das wäre doch gelacht, wenn er ihm nicht gelingen sollte ihrem Leben ein Ende zu setzen!

Nun besinnt sich die Frau offenbar der nötigen Etikette und wirft sich demütig vor ihm zu Boden. „Ich bitte Euch, mein Herr, habt ein Einsehen! Es geschah ohne böse Absicht!“

Doch einmal mehr stößt sie auf taube Ohren. Wenn Verletzungen ihr nichts anhaben können, muss er zu anderen Mitteln greifen. Seine Augen flackern einmal kurz genüsslich auf, dann rammt er ihr von oben seine Klauenhand durch den Brustkorb. Ein Keuchen entfährt ihr und unter Zittern fällt sie zu Boden. Eine große Blutlache bildet sich unter ihrem Oberkörper. Doch diesmal beschränkt er sich nicht auf reine Verstümmlung sondern lässt seine tödlichen Energien in sie hineinfließen. Das Kokorokaji wird ihr den Rest geben, ganz gleich wie zäh sie ist. In seinem Seelenfeuer wird sie zu einem jämmerlichen Haufen Asche verbrennen, so wie sie es verdient hat dafür, dass sie ungefragt Hand an ihn gelegt hat.

Ein langer Moment vergeht, doch zu seinem ehrlichen Erstaunen beobachtet er nun wie sich die klaffende Wunde wieder schließt und sie sich langsam wieder aufrichtet. Zaghaft hebt sie den Blick und schaut ihn an. Ihre Stimme ist nun klar und fest als sie spricht. „Das hat keinen Zweck, mein Herr. Feuer vermag mich nicht zu verletzen.“ Fast schon etwas trotzig erwidert ihr Blick nun den seinen.

Wut keimt erneut in ihm auf. Dieses niedere Geschöpf hat doch wahrhaftig die Frechheit ihm die Stirn zu bieten. Selbst sein Kokorokaji, seine verhängnisvollste Technik, vermag ihr offenbar kein Leid zuzufügen. Er ballt die Fäuste. Maßloser Zorn bemächtigt sich seiner. Seine seelenverbrennende Technik lediglich mit einem Schulterzucken abzutun, ist eine dermaßen empörende Unverschämtheit, dass ihm zunächst nicht recht klar ist, wie er darauf reagieren soll. Solch eine Kaltschnäuzigkeit ist ihm in all seinen Jahren noch nicht untergekommen. Ein tiefes Grollen entfährt ihm. Wild flackert seine Aura auf und die rötlichen Energiemassen die jetzt um ihn her wabern, peitschen in alle Richtungen und bringen den Pool zum Brodeln, dass die fünf Leichen wie grausige Korken auf den Wogen hin und her geschwenkt werden.

Tief presst sich das Mädchen nun vor den umherschwirrenden Energien auf den Boden. Offensichtlich ist sie sich bewusst, dass sie mit irgendetwas seinen Ärger erregt hat. Ein wütendes Schnaufen ist nun von dem schwarzhaarigen Youkai zu vernehmen und nun beginnt sich ein düsterer Dunst um ihn zu bilden und hüllt ihn vollständig ein. Wie eine gewaltige Wand aus schwarzem Nebel legt sich die unnatürliche Dunkelheit über das ganze Tal. Doch aus dieser Finsternis leuchten jetzt zwei große, schaurig rötliche Augen auf. Doch sie gehören nicht länger einem menschlichen Wesen. Es sind die Augen einer animalischen Bestie.

Fassungslos schaut die jugendliche Youkai zu dem beängstigenden Augenpaar hinauf, denn es ist das Einzige was man von dem Anderen noch sehen kann. Doch nur für ein paar Augenblicke, denn plötzlich löst sich eine gewaltige Schnauze aus dem Dunkel, schnappt erbarmungslos zu und schließt sich sogleich wieder um sie. Gewaltige Zähne beginnen mit sichtbarer Zufriedenheit damit die junge Frau zu zermahlen.

Jedoch nur für einen kurzen Moment. Es vergehen nur wenige Sekunden, da erstarrt das gewaltige Wesen und unmittelbar darauf scheint ein heftiges Zittern den gewaltigen Leib der Bestie zu durchlaufen. Unvermittelt erfasst ein heftiger Würgereiz die hühnenhafte Gestalt und ihre Kiefer öffnen sich unwillkürlich und geben ihre Beute frei, die mit einem unschönen Klatschen auf der harten Erde aufschlägt.

Doch damit nicht genug. Noch immer erschüttert ein heftiger Würgereiz die mächtige Gestalt und ein schauerliches Winseln entfährt ihm. Wie toll geworden gebärdet sich das riesige Wesen dessen Konturen man in der unnatürlichen Finsternis kaum erahnen kann, und unter schauerlichen Zuckungen und widerlichem Keuchen gibt es seinen Mageninhalt von sich. Klebriger Geifer tropft aus seinem Mund und ein heiseres Keuchen erfüllt den Talkessel.

Es dauert eine ganze Weile bis die gewaltige Entität wieder zur Ruhe gekommen ist. Dann plötzlich schimmert ein rötliches Licht um sie auf und im gleichen Maße wie die Gestalt an Größe verliert, nimmt auch die Dunkelheit um sie ab. Schließlich ist nichts mehr von ihr übrig als die menschliche Gestalt in der sie sich schon zuvor präsentiert hat.

Schwer atmend stützt sich Katsuken mit den Händen auf seine Oberschenkel. Er gibt sich nicht die Blöße auf die Knie zu sinken, obwohl seine Beine gerade beträchtlich zittern. Seine Stimme klingt unnatürlich rau als er hervorstößt: „Hinosei! Du bist ein Feuersalamander, nicht wahr?“ Noch immer von Übelkeit geschüttelt, spuckt er angewidert die zähe Spucke aus die seinen Mundraum erfüllt, als versuche er einen abscheulichen Geschmack loszuwerden.

Die blasse Youkai scheint sich bereits von den Kauwunden erholt zu haben. Doch sie sitzt nun züchtig und anmutig ein Stück entfernt von ihm und senkt ergeben den Kopf. „Das ist richtig, mein Herr!“

Ein kurzes zynisches Lachen entfährt ihm. „Kein Wunder, dass ich dich nicht töten kann. Man sagt ihr seid praktisch unsterblich.“ Er rümpft die Nase. „Und immun gegen Feuer“, fügt er verächtlich hinzu.

„Und giftig sind wir auch!“, lässt sie sich nun mit einem fast schon herablassenden Tonfall vernehmen. Doch ihre Körperhaltung spiegelt noch immer deutliche Unterordnung wieder.

Wilder Grimm verzerrt die Miene des Youkai. Seine Verachtung für die Youkaifrau könnte im Augenblick gar nicht größer sein. Ihre Macht ist einfach nur bedeutungslos gering, doch allein in der Eigenart ihrer Rasse ist eine Resistenz gegen seine Versuche sie zu richten vorhanden, der ihn praktisch bis aufs Blut reizt. Nie zuvor konnte jemand von so niedrigem Rang so beharrlich seinen Tötungsabsichten entgehen und dieser Umstand ist ihm eine einzige Schmach.

Zudem ärgert es ihn maßlos, dass wohl jeder weitere vergebliche Versuch sie umzubringen, ihm einen weiteren Gesichtsverlust bescheren würde und er ist sich weder sicher, wie oft er es noch versuchen müsste und ob er bereit ist das hinzunehmen. Anscheinend wird es erst mal das Beste sein, keine unüberlegten Aktionen mehr zu starten, sondern wohlüberlegt an die Sache heranzugehen bis zumindest die Sachlage geklärt ist.

Vernehmlich atmet Katsuken einmal durch, dann richtet er sich auf und kommt grimmig auf sie zu. Hoch baut er sich nun vor ihr auf. Sie senkt sogleich demütig den Kopf.

„Ist dir eigentlich klar, was du getan hast?“, kommt es nun voll unterdrückter Wut von ihm. „Du hast meine Bemühungen wieder Kraft zu erlangen um ein Beträchtliches zurückgeworfen. Diese Geschöpfe“, er weist auf die erbrochenen Körper hinter sich, „sollten mir Energie liefern. Sie zu verwerten war ohnehin schon mühsam genug. Durch dein Verschulden sind sie nun gänzlich wertlos für mich. Allein schon dafür verdienst du den Tod.“

„Das bedaure ich außerordentlich, mein Herr!“, beteuert die Youkai nun offenbar ehrlich reumütig. „Gäbe es einen Weg meinen Tod herbeizuführen, tätet Ihr recht daran ihn umzusetzen.“

„Erspare mir deine Heuchelei!“, knurrt er gefährlich. „Wenn du nicht solch eine minderwertige und erbärmliche Kreatur wärst, würde ich von dir auf der Stelle Wiedergutmachung fordern. Doch so bist du nur ein wertloses Stück Fleisch, dass dankbar dafür sein kann, dass ich nicht genug Zeit habe mir eine schlimmere Strafe für deine Impertinenz auszudenken, als der Tod es je sein könnte.“

Noch immer sitzt sie züchtig mit gesenktem Kopf da. Doch nun blickt sie langsam auf. Ein abschätzender Blick liegt nun in ihren Augen. „Ich sehe ein, dass mein nachlässiges Verhalten Euch große Unannehmlichkeiten bereitet hat. Darf ich die Vermutung äußern, dass Ihr wohl wegen der Schwerbekömmlichkeit Eurer Mahlzeit diese heißen Quellen aufgesucht habt?“

Nun doch ein wenig überrascht blickt er sie an. Für so ein niederes Geschöpf hat sie eine rasche Auffassungsgabe. Die Antwort bleibt er schuldig, doch dies scheint sie als Bestätigung ihrer Frage zu sehen.

„Wenn dem so ist, gibt es etwas, dass ich Euch als Wiedergutmachung ableisten kann.“ Noch immer verärgert mustert er sie eingehend. „Was willst du schon tun können?“, fragt er verächtlich.

Furchtlos erwidert sie nun seinen Blick. „Ich kann Euch Linderung verschaffen. Ihr könnt von mir eine Medizin erhalten, mit der es Euch möglich ist selbst größere Mengen an Energiequellen zu absorbieren, ohne körperliches Unwohlsein fürchten zu müssen.“

Zum ersten Mal blickt er nun interessiert drein. Dennoch sind Ärger und Skepsis geblieben. „Nenne mir nur einen Grund, weshalb ich dir das glauben sollte!“

Nun bekommt ihre Miene etwas entschlossenes. Mit einer geschmeidigen Bewegung kommt sie zum Stehen und gleich macht sie einen Schritt auf ihn zu. Ungeniert legt sie ihre feingliedrige Hand auf seinen noch immer gänzlich unbekleideten Leib und streicht einmal sanft über seinen Bauch.

Im ersten Moment ist er von der Unverfrorenheit seines Gegenüber völlig überrascht, doch sogleich reagiert er und in maßloser Empörung schlägt er sie brutal beiseite, so dass sie erneut einmal quer über die felsige Landschaft geschleudert wird. Mit schweren Klauenspuren über Gesicht und Brust bleibt sie einen Moment zittrig liegen. Doch dann richtet sie sich mühsam wieder hoch und schaut ihn regungslos an, während sich ihre Wunden vor seinen Augen wieder schließen.

„Besser?“, lächelt sie nun leicht.

Im ersten Moment ist ihm nicht klar was sie meint, doch je länger er überlegt um so mehr wird ihm bewusst, dass die anhaltende Übelkeit in seinem Magen aufgehört hat und die Schmerzen verschwunden sind. Tatsächlich etwas verblüfft wird er sich des neuen Umstandes bewusst. Wenn das wirklich ihr Verdienst ist, nur durch eine kurze Handbewegung, dann könnte sie sich unter Umständen tatsächlich noch als nützlich erweisen.

„Was hast du getan?“, will er sich Gewissheit verschaffen.

„Oh, ich habe lediglich mein eigenes Gift neutralisiert in das Ihr zu meinem Bedauern versehentlich geraten seid“, gibt sie bereitwillig, wenn auch nicht ganz ohne Befriedigung, Auskunft. „Ich könnte jedoch weit mehr für Euch tun, wenn Ihr meine Beteuerung Euch als Wiedergutmachung dienlich sein zu wollen, annehmen würdet. Ich verspreche Euch solange ich bei Euch bin, soll Euch nichts mehr von Eurem Vorhaben, Energien zu sammeln, abhalten.“

Abschätzend mustert er sie. Dieses Angebot klingt in der Tat verlockend, sofern es ernst gemeint ist. Wenn er sie schon nicht töten kann, wäre es zumindest angenehm, wenn sie in irgendeiner Form für ihn nützlich wäre. Dass sie sich ihm so bereitwillig als Diener anbietet, ist zwar amüsant, doch wirf es noch immer die Frage auf, warum sie sich auf diese Art anbietet. Immerhin hat er sie mehrfach fast getötet.

„Was hast du von der ganzen Sache?“, fragt er frei heraus.

Nun senkt sie wieder züchtig den Kopf. „Die Ehre einer Frau zu bewahren kann bedeutender sein als ihr Leben. Euer Eingreifen bewahrte mich womöglich vor Schande. Seid Euch deshalb meines dauerhaften Dankes gewiss.“

Mit kühler Miene blickt er auf sie herab. „Dein Dank interessiert mich nicht. Wenn ich dich mir dienen lasse, reicht mir schon dein Gehorsam. Solltest du jedoch jemals versuchen mich zu hintergehen, garantiere ich dir, dass ich einen Weg finden werde dich ins Jenseits zu schicken. Und das so schmerzhaft wie möglich. Hast du das verstanden, Hinosei?“

Demütig verneigt die Frau sich nun vor ihm. „Selbstverständlich, Nushi (Gebieter)!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yvibel
2021-06-05T17:22:39+00:00 05.06.2021 19:22
Oh man, es fängt immer so harmlos an. Aber das dicke Ende kommt garantiert. XD
Erst dachte ich, kann es sein, dass die fünf das wirklich überleben? Sicher nicht und...ich hatte Recht.
Trotz der, gut vorstellbaren Brutalität, hatte es allerdings schon wieder etwas lustiges, wie er versucht hat, sich der jungen Frau zu entledigen. Sie tat trotzdem leid, auch wenn er das nicht geschafft hat. Und jetzt bleibt sie also bei ihm. Da zeigt sich mal wieder, auch Bösewichte können Helferlein gebrauchen. Jetzt muss er mit dem mampfen wohl wieder von vorne anfangen. Na das kann ja noch heiter werden. Bin wie immer gespannt. :)

Grüßle Yvi
Von:  Hotepneith
2020-06-09T04:52:36+00:00 09.06.2020 06:52
Ich habe aufgeholt:)
 
Zunächst einmal: ich finde es nciht so brutal, dass du es auf 18 setzen soltest, ich glaube, Triggerwarnung im Voirfeld reicht. Immerhin beschriebst du es ja nicht detailliert, wie so ...nun ja, du weisst, was ich meine. Ansonsten müsste ja praktisch jeder Kampf auf adult gesetzt werden, egal in welcher Geschichte. (Und immerhin kommt es ja auch ein bisschen unfreiwillig komisch, wenn er schon langsam fast verzweifelt veruscht sie umzubringen und einfach nicht hinbekommt)
 
Inu Yasha in seiner neuen Fürstenrolle, vor allem auch in der großen "Schlafhöhle" hat fast etwas Tragisches an sich. er fühlt sich fehl am Platz, ja. Dabei kann er noch iene Menge lernen - udn so der eine oder Andere auch von ihm.
 
 
hotep
Von:  KilluahZaoldyek
2020-06-07T20:03:52+00:00 07.06.2020 22:03
Das kommt davon, wenn man so übertreibt und dann über seinem Bedarf isst. ^^;
Aber immerhin hatte Sesshomaru ihn also auch ziemlich aus dem Konzept gebracht und etwas mehr geschwächt.

Ein Wunder, dass er die Banditen so lange hat leben lassen. War schon überrascht.
Und dieser Feuersalamander scheint ja ein ziemlich zäher Youkai zu sein. Könnte noch einiges an Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn sie nun wirklich so treu ergeben auf seiner Seite ist. >_<

Da bin ich ja mal gespannt, wie es mit den beiden weiter gehen wird.

LG
Kill ^^

PS: Sag mir bitte bescheid, wenn das nächste Kapitel online ist. Da ich es endlich geschafft habe, bis hierhin zu lesen. :)


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