Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 12: Ein neuer Fürst --------------------------- Mit einem leichten Seufzer der Behaglichkeit stellt Kagome ihre Reisschüssel ab, legt ihre Stäbchen beiseite und blickt in die Runde. „Ah, das hat gut getan!“, bemerkt sie zufrieden, „Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen.“ Ein wenig missmutig hebt Jaken den Kopf. „Die Küche des Westpalastes, ist die vornehmste und beste im ganzen Land“, brummt er, „Selbst der menschliche Kaiser speist nicht so gut. Du solltest dich geehrt fühlen.“ „Das war wirklich, köstlich, Jaken-sama!“, stellt Rin mit einem strahlenden Lächeln fest. Dann scheint sie kurz zu überlegen. „Ob wir Sesshomaru-sama und Inu Yasha-sama etwas aufheben sollen?“, fragt sie zögernd. „Unsinn!“, schnaubt Jaken, „Wenn es Sesshomaru-sama nach Essen gelüsten sollte, wird er selbstverständlich sein eigenes, frisches Essen serviert bekommen.“ „Wo wir gerade von ihm sprechen“, merkt Kagome an, „Ob der Rat wohl bald zu ende ist, damit wir erfahren was entschieden wurde?“ „Der Rat ist zu ende, wenn er zu ende ist!“, erwidert der kleine Gnom verstimmt, „Und was dort entschieden wurde, werdet ihr Menschen sicher als allerletztes erfahren, und zwar dann, wenn Sesshomaru-sama es für angebracht hält.“ „Jaken-sama, sei doch nicht so grantig!“, meint Rin ein wenig tadelnd, „Wir alle wollen schließlich wissen, was sie mit dem Youkai vorhaben, der Sesshomaru-sama so schrecklich zugerichtet hat.“ Der kleine Youkai zuckt unwillkürlich zusammen. Anscheinend hatte er diesen Umstand bereits schon wieder vergessen gehabt und der rote Schimmer um sein Wangen deutet darauf hin, dass ihm das ziemlich peinlich ist. „Sie beraten jetzt schon eine ganze Weile“, bemerkt Kagome nachdenklich, „Mich würde schon interessieren, worüber genau, aber direkt dabei sein möchte ich eigentlich nicht. Die Stimmung da ist mir einfach zu unheimlich.“ Bei dem Gedanken an die eisigen Blicke der Ratsmitglieder die sie so durchdringend taxiert hatten, läuft Kagome ein leichter Schauer über den Rücken. Ob es Inu Yasha wohl ähnlich ergeht, überlegt sie bei sich. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie er über dieses höfische Gehabe und die traditionsbewussten Personen hier auf diesem Schloss denkt. Offenbar hat Sesshomaru nach dem Sieg über Naraku des öfteren versucht, Inu Yasha dazu zu bewegen, mit ihm hierher zu kommen, doch der Hanyou hatte jedes Mal abgelehnt. Kagome kann sich recht gut vorstellen was der Grund dafür ist. Er möchte nicht unter Youkai leben, die in ihm nur den Hanyou sehen, den Fehltritt seines Vaters. Auch wenn Sesshomaru seinem Bruder inzwischen aus irgendeinem Grund gewogen zu sein scheint, so hat ihr Freund doch keine Garantie dafür, dass das bei den anderen Youkai genau so sein wird. Sicher wird niemand hier dies offen äußern, solange er unter Sesshomarus moralischem Schutzschirm steht, doch was die Leute denken, was sie zeigen, ohne es direkt zu wollen, wie sie mit ihm umgehen, das alles offenbart ihre wirklichen Ansichten. Auch wenn Inu Yasha manchmal etwas plump und grobschlächtig wirkt, Kagome weiß, dass ihr Hanyoufreund eine sehr sensible Seite hat, die solche negativen Schwingungen sehr deutlich spürt, und sie weiß, dass er in dieser Hinsicht sehr verletzlich ist, auch wenn er konsequent bemüht ist, dies nicht zu zeigen. Vielleicht ist gerade das der Grund weshalb sie ihn so mag. Natürlich würde Inu Yasha niemals zugeben, weshalb er einen Bogen um dieses Schloss macht, doch Kagome weiß es, auch ohne dass sie fragen muss. Hoffentlich ist diese Angelegenheit bald wieder vorbei, damit sie wieder nach Hause gehen können. Vorausgesetzt Inu Yasha ist doch nicht das Fürstenkind aus der Prophezeiung. Falls doch werden sie wohl noch etwas bleiben müssen. Und wenn nicht... Sie seufzt innerlich ein wenig. Vermutlich wird er dennoch nicht von hier wegzubekommen sein, bis er dem Kerl, der Sesshomaru so schwer verletzt hat, eigenhändig die Leviten gelesen hat. Weiß der Himmel warum er sich nun so für seinen Bruder einsetzt, bedenkt man die Zwistigkeiten, die die beiden schon miteinander hatten. Nun gut, ihr soll es recht sein. Wenn das seine Entscheidung ist, dann wird sie ihren Freund auf jeden Fall unterstützen. Ein paar näherkommende Schritte auf dem Flur, holen sie aus ihren Gedanken. Es sind bloße Füße die da kommen und ihre Miene hellt sich auf. Diese Schritte kennt sie nur zu gut. Die Tür wird geöffnet und sie wendet sich sogleich dem Neuankömmling zu. „Inu Yasha!“, ruft sie erfreut, „Ist der Rat schon zu ende?“ Der Hanyou steht einen Moment lang ein wenig steif in der Tür, doch dann betritt er das Zimmer, schiebt die Tür hinter sich zu und nimmt dann bei seinen Freunden Platz. Dann schnappt er sich ohne zu fragen eine der Reisschüsseln und schaufelt sich etwas von dem übriggebliebenen Essen auf. „Sieht wohl so aus“, nuschelt er während er zu essen beginnt. Kagomes Mundwinkel sinken ein wenig herab. Aufmerksam taxiert sie Inu Yasha, der sich jedoch davon gar nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Und?“, hilft sie ihm auf die Sprünge, „Was habt ihr beschlossen?“ Inu Yasha lässt zwischen zwei Happen ein missmutiges Schnaufen vernehmen. „Keh, ich habe da gar nichts beschlossen. Man könnte eher sagen, man hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt.“ In Kagomes Gesicht zeigt sich ein wenig Mitgefühl. „Dann ist es wohl nicht sonderlich gut gelaufen, was? Aber was wurde denn nun beschlossen? Spann uns nicht länger auf die Folter!“ Inu Yasha wirft ihr kurz aus den Augenwinkeln einen Blick zu, dann stopft er sich noch ein paar große Happen Essen in den Mund. Es scheint fast, als wolle er Zeit schinden. Dann beginnt er verhalten mit vollem Mund zu berichten. „Also, Sesshomaru hat ihnen von der Prophezeiung erzählt und natürlich waren sie nicht besonders begeistert darüber. Sie wollten nicht mal die Nachricht von Katsuken ernst nehmen, weil sie es unglaubwürdig fanden, dass gerade Kohaku sie überbracht hatte. Eine Bande von Sturköpfen ist das! Sie glauben tatsächlich, dass der Kerl mit einem der anderen Fürsten unter einer Decke steckt.“ Kagome hebt überrascht die Brauen. „Wirklich? Aber das ist doch lächerlich! Das sieht den beiden doch gar nicht ähnlich.“ „Hab ich auch gesagt“, fährt Inu Yasha fort, während er weiter isst, doch noch immer weicht er Kagomes direkten Blick aus, „Natürlich glauben sie mir nicht. Aber das war ja klar.“ Seine Stimme hat einen bitteren Unterton während er auf seine Schüssel starrt. „Zumindest wollen sie sich mit den anderen Fürsten in Verbindung setzen, um zu erfahren was Sache ist.“ „Dann werden Yarinuyuki und Yaeba also gewarnt“, meldet sich nun Rin zu Wort, „Das ist gut. Ich kann Yaeba gut leiden. Außerdem können wir ihn so vielleicht mal treffen und dann fragen wir ihn einfach nach der Geschichte die Kamukiku-baba uns nicht erzählen wollte.“ Kagome nickt leicht. „Ja, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit.“ Dann wendet sie sich wieder an Inu Yasha: „Habt ihr dem Rat erzählt, dass du als Fürstenkind aus der Prophezeiung in Frage kommst?“ Inu Yashas Nackenmuskeln versteifen sich unwillkürlich, dann nimmt er einen weiteren großen Bissen und nickt dann kurz. Kagome verzieht das Gesicht. „Ja, und?“, hakt sie ungeduldig nach, „Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, du bist ja schon so schlimm wie Sesshomaru.“ Das scheint Wirkung zu zeigen. Inu Yasha zuckt kurz zusammen dann wendet er sich zum ersten Mal zu ihr um. „Nur damit du es weißt, der Rat ist sich ziemlich einig, dass ich nicht das Kind aus der Prophezeiung bin“, stellt er unwirsch klar. Kagome verschränkt die Arme und ihre Lippen werden schmal. „Deshalb musst du mich ja nicht gleich anpflaumen“, gibt sie verstimmt zurück. „Aber...“, Inu Yasha wendet jetzt doch wieder den Blick ab. Es scheint, als wäre es ihm unangenehm weiterzureden. „Mir ist noch jemand anderes eingefallen, auf den die Prophezeiung zutreffen könnte.“ Erstaunt wenden sich ihm alle Blicke zu. „Und wer?“, fragt Rin. Inu Yasha verzieht das Gesicht. Schließlich rückt er mit der Sprache heraus: „Tenmaru.“ Nach einem Moment der Verwirrung scheint es Kagome langsam zu dämmern und ihre Augen weiten sich. „Ist das dein Ernst?“, fragt sie ungläubig. „Wer ist Tenmaru?“, stellt nun Kohaku die Frage, nicht weniger verwirrt, jedoch aus anderem Grund. Kagome druckst ein wenig herum, dann antwortet sie: „Tenmaru ist Sesshomarus Sohn. Na ja, sein unehelicher Sohn, muss man es wohl nennen. Es ist eine lange Geschichte und sie ist ziemlich kompliziert.“ Nun wendet sie sich wieder an Inu Yasha: „Wie kommst du denn darauf? Hast du auch gründlich darüber nachgedacht?“ Wieder schnaubt Inu Yasha unwillig aus. „Denk doch selber nach! Sesshomaru hat mir jedenfalls zugestimmt.“ Kagome fällt die Kinnlade herunter: „Tatsächlich? Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht.“ „Ich wusste gar nicht, dass Tote auch in Frage kommen. Dann wäre mir das vielleicht auch eingefallen“, meldet sich nun Rin ein wenig schmollend zu Wort. „Sie hat Recht“, nickt Kagome, „Er ist damals gestorben, wie kann er da gemeint sein?“ Inu Yashas Finger verkrampfen sich etwas um seine Stäbchen. „Sesshomaru ist jedenfalls so überzeugt davon, dass er beschlossen hat, ihn zurückzuholen“, bemerkt er verhalten. „Was?“, diesmal kommt der schrille Ausruf von Jaken, der das Gespräch bisher mit größtem Interesse wenn auch schweigend verfolgt hat. „Willst du etwa sagen, dass Sesshomaru-sama sich auf den Weg in die Unterwelt machen wird? Wie kann er ein so gefährliches Unterfangen bloß in Betracht ziehen? Nicht, dass ich sagen will, er wäre nicht mächtig genug dafür, oder willensstark, aber in die Unterwelt zu gehen, ist über alle Maßen gefährlich, wenn nicht sogar unmöglich! Wie stellt er sich das nur vor?“ „Er hat Tenseiga“, erklärt Inu Yasha knapp, „Damit soll es offenbar einen Weg geben.“ Doch der kleine Youkai hört ihm kaum zu. Stattdessen schüttelt er nur mit verzweifelter Miene den Kopf. „Das wird schrecklich werden, ganz schrecklich! Wer weiß was für furchtbare Gefahren dort auf uns lauern. Womöglich sterben wir da tatsächlich, dann wären wir gleich an der richtigen Stelle. Aber für Sesshomaru-sama werde ich selbst die Geister der Unterwelt und die Feuer der Hölle erdulden und wenn es mich das Leben kostet!“ Kleine enthusiastische Flammen scheinen in seinen Augen zu lodern. „Zumindest in dem Punkt brauchst du dir keine Gedanken machen“, entgegnet Inu Yasha trocken, „Er ist nämlich schon längst weg. Du wirst also sicher und wohlbehalten hier bleiben können.“ Jakens Gesicht wird hellgrün bei diesen Worten und ein schriller, erstickender Schrei entfährt ihm. Diese Nachricht kommt für ihn einem Schock gleich. „Was? Er ist ohne mich gegangen?“, und dann bricht er theatralisch heulend zusammen, „Sesshomau-sama, habt Ihr denn kein Vertrauen in mich?“ „Verstehe ich das richtig?“, greift Kagome den Fakt noch mal ungläubig auf, „Sesshomaru ist gerade jetzt im Moment auf dem Weg in die Unterwelt um Tenmaru ins Leben zurückzubringen? Wie um alles in der Welt will er das anstellen? Ist so etwas überhaupt möglich?“ Inu Yasha hat nun doch die Schüssel sinken lassen. „Ich weiß es nicht. Aber er hat Tenseiga, das Schwert mit dem man Tote wiederbeleben kann. Bisher hat er das aber immer nur von hier im Diesseits gemacht. Vermutlich geht er diesmal ins Jenseits, weil es hier keinen Leichnam von Tenmaru gibt, den er wiederbeleben könnte. Ich hab keine Ahnung was er vorhat, aber ich weiß, wenn Sesshomaru sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann ist er nicht mehr davon abzubringen. Außerdem reden wir hier von Sesshomaru. Wenn einer einen Weg dafür findet, dann er.“ Kagome schüttelt ungläubig den Kopf: „Mich wundert, dass der Rat ihm das nicht ausgeredet hat. Gestern waren sie ja nicht besonders geneigt, seine Meinung zu teilen.“ Inu Yasha stellt die Schale ab und verschränkt dann ein wenig gereizt die Arme. „Vermutlich, weil er es ihnen nicht gesagt hat“, brummt er, „Er hat mir unter vier Augen gesagt was er vorhat und dann hat er sich verkrümelt, der Mistkerl! Und dann durfte ich das Ganze dem Rat erklären. Frag mal ob die begeistert waren!“ „Das meintest du also mit vollendeten Tatsachen“, nickt Kagome, „Da kann ich gut verstehen, dass du sauer auf ihn bist. Das war schon ein wenig unfair von ihm. Und wie hat der Rat das aufgenommen?“ Nun starrt Inu Yasha ohne ein weiteres Wort zu sagen auf seine Fußspitzen hinab. Schließlich meint er: „Wie schon?“ Kagome stemmt die Arme in die Seiten: „Nun erzähl doch endlich was letztlich rausgekommen ist bei der Sache! Was unternehmen sie denn nun? Wie gehen sie gegen Katsuken vor? Brauchen sie dabei unsere Hilfe, oder gehen wir wieder nach hause?“ Inu Yasha schürzt die Lippen, sagt aber kein Wort. Kritisch mustert Kagome ihren Freund. „Da ist doch noch etwas anderes, nicht wahr?“, meint sie skeptisch, „Na los, sag schon! Gibt es sonst noch etwas das wir wissen müssen?“ Inu Yasha atmet einmal langsam durch, dann murmelt er: „Nein. Na ja, vielleicht bis auf...“ Doch er wird unterbrochen, als plötzlich sittsam die Tür hinter ihnen geöffnet wird und drei Youkaidienerinnen davor sitzen die sich untertänig verneigen. „Wir wurden angewiesen, die persönlichen Habseligkeiten von Inu Yasha-sama in die fürstlichen Gemächer hinüber zu bringen“, erklärt eine der Frauen respektvoll, „Das Abendessen wird gerade bereitet.“ Wieder verneigt sich die Dienerin vor Inu Yasha: „Habt Ihr noch einen Wunsch, Taishou? Es soll alles zu Eurer Zufriedenheit ausgeführt werden.“ Nach diesen Worten herrscht erst mal Stille. Dann wird Inu Yasha von vier fassungslosen Augenpaaren durchbohrt. „Taishou?“, wiederholt Kagome entgeistert. Nun blickt Inu Yasha ziemlich beklommen auf: „Hatte ich schon erwähnt, dass mich Sesshomaru zum stellvertretenden Fürsten ernannt hat bis er zurück ist?“ Mit säuerlicher Miene blickt Kagome ihn an: „Nein, hattest du nicht. Nett, dass wir das auch schon erfahren.“ Ärgerlich fährt Inu Yasha zu ihr herum: „Hey, ich habe nicht darum gebeten, ja? Es war Sesshomarus blödsinnige Idee und jetzt hab ich diesen dämlichen Titel am Hals.“ „Schon gut!“, versucht Kagome ihren Freund zu beschwichtigen. Zögernd wendet sie sich nun zu den Dienerinnen um die noch immer züchtig neben der Eingangstür sitzen und geduldig auf Anweisungen warten. „Und was machen wir jetzt?“, fragt sie ihren Freund, „Es scheint, als sollst du umziehen. Vermutlich ist diese Unterkunft eines Fürsten nicht würdig genug.“ Inu Yasha verschränkt beleidigt die Arme. „Keh, ich gehe nirgendwo hin! Die Zimmer hier reichen völlig“, und an die Dienerinnen gewandt, „Ihr könnt gerne wieder verschwinden!“ Ein wenig unsicher sehen sich die Frauen an. Dann ergreift die Wortführerin wieder das Wort: „Verzeiht mir, Taishou, aber Kagemori-sama... besteht darauf, dass Ihr in die fürstlichen Gemächer umzieht.“ Inu Yashas Miene verfinstert sich. „Kagemori!“, brummt er düster. Doch dann erhebt er sich steif und wendet sich missmutig an die drei Dienerinnen: „Von mir aus, bringt mich halt hin. Aber die anderen kommen auch mit, klar?“ Wieder verneigen sich die drei Frauen respektvoll vor ihm. Dann blickt sich eine der Damen im Zimmer um: „Eure Habseligkeiten, Taishou?“, fragt sie unsicher. „Inu Yasha klopft einmal kurz auf Tessaigas Griff. „Das hier ist alles was ich habe, und das trage ich selbst!“, stellt er mit einem scharfen Blick klar. Wieder verneigen sich die Frauen vor ihm. Inu Yasha schnaubt gereizt auf. Als jedoch noch immer keine der Frauen Anstalten macht, sich zu erheben, wird es Inu Yasha zu bunt: „Also was nun?“, patzt er heraus, „Bringt ihr mich nun hin oder was?“ „Sie warten darauf, dass Ihr das Zimmer verlasst, damit sie Euch folgen können“, meldet sich nun eine Stimme zu Wort; sie klingt etwas trübsinnig. Inu Yasha hebt die Brauen und dreht sich zu Jaken um. Der kleine Gnom lehnt schwer an seinem Stab und sieht ziemlich unglücklich drein. Offenbar hat er die jüngste Hiobsbotschaft noch nicht ganz verkraftet. „Was meinst du damit?“, blafft Inu Yasha ihn an, „Warum soll ich vorgehen, wenn sie mir den Weg zeigen sollen, das macht doch gar keinen Sinn!“ Jaken seufzt tief: „Es wäre sehr respektlos, als Diener vor dem Fürsten zu gehen. Geht nur schon mal vor, sie werden Euch schon den Weg zeigen.“ „Meine Güte!“, nuschelt Inu Yasha und dann stapft er einfach zwischen den Frauen hindurch, die urplötzlich eine rege Betriebsamkeit erfasst, kaum dass er sie passiert hat. Rasch packen sie Kagomes Sachen zusammen und alle persönlichen Gegenstände die sie sonst noch finden können und in wenigen Augenblicken haben sie zu Inu Yasha wieder aufgeschlossen. Dabei verstehen sie es sehr geschickt, neben ihm zu gehen, ohne jedoch vollständig zu ihm aufzuschließen. Mit ein paar respektvollen handbreit Raum zwischen ihnen und dem neuen Fürsten, bringen sie es ohne weiteres fertig, ihn dort hin zu lotsen wo seine neue Unterkunft sein wird. Kagome und die anderen folgen ihnen mit ein wenig Abstand. Irgendwie ist es faszinierend zu beobachten, wie die drei Frauen sich in Inu Yashas Gegenwart gebärden. So wie es aussieht, sind die Dienerinnen gut ausgebildet und erfahren. Irgendwie bringen sie es fertig, dass man schnell vergisst, dass sie überhaupt da sind. Nachdenklich mustert Kagome ihren Freund der vor ihr geht. Es ist ihm deutlich anzusehen, wie unangenehm ihm das alles ist. Ein Fürst! Wer hätte das gedacht. Er wollte ja am liebsten schon gar nicht hierher und jetzt das! Was mag sich Sesshomaru nur dabei gedacht haben? Schon beim letzten Mal fiel es Inu Yasha schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, auch nur ein Prinz zu sein. Und nun wird von ihm erwartet, ein ganzes Reich zu regieren und so wie es momentan aussieht, ein Heer zu führen. Sie kann nur ahnen, was ihrem Freund gerade durch den Kopf geht dabei. Glücklich ist er sicher nicht darüber, das ist deutlich zu erkennen. Ihr selbst fällt es schon schwer die Tragweite dessen auszumachen, was dieser neue Umstand für sie alle bedeutet, und wahrscheinlich ist ihr bei weitem noch nicht das Ausmaß dieser Situation klar. Nur eines scheint ziemlich deutlich zu sein, nämlich, dass Sesshomaru ohne Frage eine hohe Meinung von Inu Yasha hat. Vor einigen Jahren konnten sie sich überaus deutlich davon überzeugen, wie ernst es Sesshomaru damit ist, wenn es um das Wohl seines Reiches geht, und wie weit er dafür gehen würde. Dass er jetzt dessen Obhut seinem Halbbruder überlässt, zeigt wohl sehr deutlich, das große Vertrauen, dass er ihm entgegenbringt. Ein Jammer, dass Inu Yasha das wohl nicht recht zu würdigen weiß, aber wer könnte es ihm verdenken? Nun wird es seine Aufgabe sein, nicht nur diesem ominösen Katsuken die Stirn zu bieten, sondern sich auch mit einem überkritischen Rat voller adliger Youkai herumzuschlagen. Wie die wohl auf die Neuigkeit reagiert haben? Beherzt schließt Kagome zu ihrem Freund auf. „Inu Yasha?“, spricht sie ihn an, „Sag mal, wie hat der Rat das Ganze denn aufgenommen? Werden sie es akzeptieren, oder machen sie Schwierigkeiten?“ Inu Yasha trottet mit verschränkten Armen neben ihr, ohne ihr den Blick zuzuwenden: „Was glaubst du denn?“, brummt er, „Im ersten Moment haben sie mir nicht mal geglaubt. Zum Glück hat Sesshomaru Wort gehalten und Dokutoge vor seiner Abreise von seinen Absichten erzählt“, er schnaubt missmutig auf, „Die dachten zuerst doch allen Ernstes, ich hätte Sesshomaru umgebracht, nur weil die Unterwelt im Gespräch war.“ Kagome lächelt ein wenig: „Ich hätte das als Kompliment angesehen. Immerhin haben sie dir so etwas zugetraut.“ „Keh, darauf kann ich gerne verzichten“, schnaubt Inu Yasha, „Dann haben sie Dokutoge rufen lassen, der die Geschichte zum Glück bestätigt hat.“ „Und dann?“ Inu Yasha seufzt leicht: „Und dann wollten sie von mir genau wissen, was er da in der Unterwelt will.“ „Hast du es ihnen gesagt?“ Der Hanyou verzieht das Gesicht: „Bist du irre? Meinst du ich erzähl ihnen brühend heiß, dass Sesshomaru sich unglücklich verliebt und dann ein Kind gezeugt hat, an dem er noch immer so sehr hängt, dass er es jetzt von den Toten zurückholen geht, um eine Prophezeiung zu erfüllen, von der die vor einer Stunde noch nicht mal etwas wussten, geschweige denn bereit sind, sie auch nur irgendwie in Betracht zu ziehen?“ Kagomes Stirn legt sich etwas in Falten: „Hmm, vermutlich nicht.“ „Da hast du verdammt recht!“, stößt Inu Yasha gereizt hervor. „Und was hast du ihnen stattdessen gesagt?“ Noch einmal atmet Inu Yasha tief durch: „Dass ich jetzt der Fürst bin, wie sie ja selbst nun anerkannt haben, und dass ich den Rat für heute für beendet erkläre und ihnen das vielleicht morgen erzähle. Und, dass sie jetzt keine blöden Fragen mehr stellen sollen“, fügt er etwas zögernd hinzu. „Mit anderen Worten, du hast gekniffen“, stellt Kagome sachlich fest. „Hey!“, begehrt Inu Yasha auf, „Ich hab gerade erst erfahren, dass ich nun der Fürst bin, ja, und dass Sesshomaru völlig den Verstand verloren hat und mich hier mit dieser Bande Klugscheißern hat sitzen lassen, die einfach nicht aufhören wollten, mich mit Fragen zu löchern. Er ist das vielleicht gewöhnt, aber ich nicht. Ich brauchte etwas Bedenkzeit, ok? Du hättest da auch nicht anders gehandelt.“ Nachdenklich blickt Kagome ihren Freund an, dann nickt sie leicht. „Ja, vermutlich hast du recht. Und wann willst du es ihnen sagen?“ Inu Yasha wendet den Blick wieder stur nach vorne. „Weiß ich noch nicht. Aber wenn ich nicht wenigstens versuche, es ihnen ein wenig taktvoll zu verkaufen, wird Sesshomaru mich garantiert auseinandernehmen.“ Innerlich nickt Kagome. Das traut sie dem Daiyoukai ohne weiteres zu. Sie erinnert sich noch lebhaft an die Ereignisse vor einigen Jahren, als der Daiyoukai mit diesem Dilemma konfrontiert war und die ganze Zeit über äußerst gereizt reagiert hat auf alles was irgendwie damit zu tun hatte, ganz zu schweigen von dem legendären Wutanfall, als er herausfand, wer für das Ganze verantwortlich war. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl angesagt, wenn sie ihre Köpfe behalten wollen. Inzwischen haben sie den Hof überquert, der zu dem eindrucksvollen Gebäude führt, in dem die Fürstenfamilie untergebracht ist. Aufmerksam blickt Kagome sich um, während sie die großen Steintreppen hochsteigt. Hinter sich sieht sie Rin und Kohaku die ihnen mit Kirara folgen. Kagomes Stirn legt sich in Falten. Der junge Dämonenjäger verzieht kaum merklich bei jeder Stufe das Gesicht, auch wenn er bemüht ist sich nichts anmerken zu lassen. Schließlich haben sie das Eingangstor erreicht. Als sie das Gebäude betreten, kommt Kagome aus dem Staunen kaum heraus. Alles hier ist sehr kostbar und künstlerisch verziert und nun betreten sie den breiten, langen Flur, der die einzelnen Zimmer, auf jeder Seite drei, miteinander verbindet. Auch die große, massive Tür mit der Aufschrift „Taishou“, am Ende des Ganges, fällt Kagome ins Auge, doch die Dienerinnen ignorieren die Tür, sondern steuern stattdessen das hintere, linke Zimmer auf dem Gang an, öffnen die Tür und nehmen demütig daneben Platz um ihren neuen Herrn passieren zu lassen. Ein wenig verhalten lugt Inu Yasha hinein. Der Raum ist größer, als es von außen den Eindruck macht und nur die fordere Front ist mit Papier bespannt, die Trennwände sind aus edlem Holz an dem mehrere meisterliche Tuschezeichnungen hängen. In seiner Mitte steht ein kostbarer Tisch auf dem bereits Vorbereitungen für eine Mahlzeit getroffen wurden und im hinteren Abschnitt ist schon ein bequemes Futonbett bereitet worden. Der Raum wirkt schlicht und elegant. Ein wenig zögerlich betritt Inu Yasha das Zimmer. Wieder verneigen sich die Dienerinnen. „Wir hoffen, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit, Taishou!“, lässt sich die Wortführerin vernehmen, „Das Abendessen wird in Kürze aufgetragen.“ Inu Yasha dreht sich zu ihnen um: „Ist nicht nötig, ich habe schon gegessen.“ Für einen kurzen Moment huscht ein wenig Verwirrung über das Gesicht der Frauen, doch sie sind erfahren genug um sich nichts anmerken zu lassen. „Wie Ihr wünscht!“, verneigt sich die Sprecherin. Inzwischen sind auch Kagome und die anderen hinzugekommen und bewundern staunend das herrschaftliche Zimmer, das beinah doppelt so groß ist wie ihr voriges Gästezimmer. Kagome zweifelt nicht, dass bei der Fertigung der Inneneinrichtung dieses Zimmers die kundigsten Hände beteiligt waren, die aufzutreiben waren. Lautlos erheben sich nun die drei Dienerinnen und verschwinden kurz mit ihrem Gepäck in dem Zimmer nebenan, nur um wenig später wieder aufzutauchen und erneut ihren Platz neben der Tür ihres neuen Fürsten einzunehmen. Nachdenklich mustert Inu Yasha sein neues Zuhause. Nun gut, er hätte es bedeutend schlechter treffen können, trotzdem ist ihm so viel purer Luxus einfach nicht ganz geheuer. Sein Blick geht hinüber zu seinen Freunden, die sich noch immer staunend umsehen. Ob ihnen eigentlich bewusst ist, wie unangenehm es ihm ist, hier zu sein? Wohl kaum, ihren Gesichtern nach zu urteilen, sehen sie dies hier als riesigen Glücksfall an. Nun ja, vielleicht bis auf Kohaku. Der Junge hat sich neben dem Tisch niedergelassen und versucht offenbar, eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden. Er muss noch immer Schmerzen haben. Ein Jammer, dass Kaede-baba nicht hier ist und ihm mit einem ihrer Kräuterwickel Linderung verschaffen kann. Inu Yasha hebt den Kopf, der Gedanke bringt ihn auf eine Idee. Er wendet sich den Dienerinnen zu. „Hey, gibt es hier so was wie einen Arzt? Wenn ja, soll er sich mal Kohakus Verletzung ansehen.“ Augenblicklich verneigt sich eine der Frauen, springt rasch auf und verschwindet dann. Inu Yasha ist ungewollt beeindruckt. Vielleicht ist ein bisschen Befehlsgewalt manchmal gar nicht so schlecht. Aber die Versuchung sich zu entspannen und dann unaufmerksam zu werden ist einfach zu groß, bei zu viel Bequemlichkeit. Doch wozu dient alle Verfügungsgewalt, wenn man einem Freund nicht etwas Erleichterung verschaffen kann? Und noch eine Sache kommt ihm in den Sinn, wenn er schon mal dabei ist. „Und versucht mal rauszukriegen wo Myoga steckt!“, wendet er sich wieder an die beiden verbliebenen Dienerinnen, „Sagt ihm, er soll hier so schnell wie möglich aufkreuzen!“ Wieder verneigt sich eine der Dienerinnen und verschwindet dann ebenfalls. Seufzend lässt sich Inu Yasha neben den Tisch plumpsen. Das ist erst mal genug kommandiert für einen Abend. Wie es wohl morgen wird? Allzu lang wird er die Ratsleute wohl nicht mehr hinhalten können. Aber was soll er ihnen bloß sagen? Er muss ja erst einmal selbst mit dieser spontanen Entscheidung seines Bruders klar kommen. Er ein Fürst! Er kann es immer noch nicht fassen. Wie soll das bloß gut gehen? Schon jetzt kriegt er Beklemmungen, wenn er nur allein an die Größe dieses Anwesens denkt. Sich vorzustellen, dass das nun alles ihm gehört, ist schon fast irgendwie grotesk. Nein, ruft er sich zur Ordnung, es gehört nicht ihm, er passt nur vorübergehend darauf auf. Vermutlich wäre es besser, wenn Sesshomaru recht bald wieder auftauchen würde. Leider ist es ja nicht so, als ob er nur mal eben einen kleinen Spaziergang macht. Er selbst war auch schon einige Male in der Unterwelt, und bisher ist er immer recht glimpflich davongekommen. Aber er hatte ja auch niemals die Frechheit besessen von dort eine Seele zurückzufordern. Er weiß, auch in der Unterwelt gibt es Leute die das Sagen haben, und er kann sich nicht vorstellen, dass die besonders begeistert von Sesshomarus Unterfangen sein werden. Pass bloß auf dich auf, Bruder!, denkt er bei sich. Dann geht sein Blick wieder hinüber zu der letzten verbliebenen Dienerin, die noch immer züchtig am Eingang sitzt und unauffällig zu ihm herüberblickt. „Was ist noch?“, schnaubt er sie an, „Hast du nichts besseres zu tun, als hier rumzusitzen und mich anzustarren?“ Die Frau errötet augenblicklich und umgehend verneigt sie sich unterwürfig vor ihm: „Verzeiht mir, Taishou, ich wollte nicht...“, ihre Stimme versagt. „Sie wartet darauf, dass Ihr sie entlasst“, lässt sich Jaken mit noch immer tief deprimierter Stimme vernehmen. Wie ein Häuflein Elend hockt er in einer Ecke des Raumes und bläst Trübsal. Inu Yasha seufzt und verdreht die Augen: „Oh man, daran werde ich mich nie gewöhnen!“ Dann wendet er sich gereizt an die Frau: „Du kannst von mir aus gehen.“ Das lässt sich die Dienerin nicht zweimal sagen. Rasch hat sie sich erhoben, verneigt sich noch einmal und schließt dann die Tür zwischen sich und den anderen. Eilige Schritte signalisieren, dass sie sich entfernt. Inu Yasha sackt frustriert in sich zusammen. Das kann ja noch heiter werden hier. Fast schon bereut er es ein wenig Sesshomarus Angebote, hier etwas über das höfische Leben zu lernen, bisher ausgeschlagen zu haben. Nun ja, das kann Myoga ja jetzt nachholen. Zwar erinnert er sich noch lebhaft an den letzten Schnellkurs den der Floh ihn damals verpasst hat und wie sehr ihm der Kopf geraucht hat um das alles behalten zu können, doch das damals war eine Notsituation gewesen und dies heute hier ist ebenfalls eine. Also muss es wohl sein. In diesem Moment öffnet sich die Tür erneut und davor kniet ein schlicht gekleideter, schlanker, grauhaariger Youkai der eine Art Korb vor sich abgestellt hat. Sein Gesicht wirkt jung, doch Inu Yasha ist ziemlich sicher, das dies täuscht. In seinen Augen liegt eine Ruhe und ein Selbstbewusstsein, dass sicher von vielen Jahren Erfahrung herrührt. Nun verneigt sich der Youkai vor den Anwesenden. „Mein Name ist Yasugi. Ich bin der Heiler dieses Palastes. Ihr habt nach mir verlangt?“ Für einen Moment ist Inu Yasha etwas unsicher, doch dann sagt er: „Ich will, dass du meinen Freund hier behandelst“, er zeigt auf Kohaku der ein wenig steif und mit leicht verkniffenem Gesicht neben ihm sitzt, „Er hat eine gebrochene Rippe. Und du tust besser alles für ihn was du kannst, klar?“ Nicht dass er auf die Idee kommt, dass ein Mensch, insbesondere ein Dämonenjäger, keine vernünftige Behandlung verdient. Doch seine Sorge ist offenbar unbegründet. „Selbstverständlich, mein Fürst!“, sagt der Youkai während er sich verneigt. Dann erhebt er sich, nimmt seinen Korb und geht hinüber zu Kohaku um ihn eingehend zu untersuchen. Dann trägt er eine Art Salbe auf und wechselt den Verband. Mit dem höflichen Rat, sich in nächster Zeit möglichst nicht zu überanstrengen, verabschiedet sich der Heiler dann und mit einer respektvollen Verneigung zu Inu Yasha verlässt er schließlich das Zimmer. Rin gähnt herzhaft. „Es ist schon so spät, wollen wir nicht lieber schlafen gehen? Es war ein anstrengender Tag.“ Inu Yasha zuckt nur mit den Achseln. „Mach doch was du willst!“, meint er etwas verstimmt. Das lässt sich das Mädchen jedoch nicht zweimal sagen. Sie erhebt sich und geht zur Tür. Dort verneigt sie sich noch einmal höflich und lächelt Inu Yasha noch einmal an. „Gute Nacht, Inu Yasha-oji (Onkel)! Schlaf gut! Gute Nacht, Kagome-sama!“ Dann verschwindet sie mit einem spitzbübischen Lächeln aus der Tür und man hört ihre Schritte in den Räumen neben ihnen verschwinden. Kagome wirft einen vorsichtigen Blick hinüber zu ihrem Freund. Nein, sie hat sich nicht getäuscht, Inu Yasha sitzt stocksteif da und sieht irgendwie angeekelt aus. Langsam blickt er ihr herüber. „Kommt es nur mir so vor, oder hat die das langsam richtig faustdick hinter den Ohren?“, meint er säuerlich. „Rin wird eben älter“, meint Kagome beschwichtigend und erhebt sich nun ebenfalls, „Ich glaube die Zeiten wo man sie beschützen muss, weil sie noch so klein ist, sind bald vorbei.“ „Stimmt“, brummt Kohaku und hievt sich in den Stand hoch, „Jetzt muss man sie nur noch beschützen, weil sie frech ist.“ „Tu dir bloß keinen Zwang an“, meint Inu Yasha gehässig, „Ihr scheint euch ja jetzt schon prima zu vertragen.“ Kohaku zuckt etwas zusammen. Sein Gesicht kriegt nun eine leichte Rotfärbung. „Ich war von Anfang an dagegen, dass sie mitkommt!“, protestiert er rasch, „Ich geh jetzt auch besser schlafen, ich will morgen früh zurück. Dann nehm ich sie mit und sie kann keinen Unsinn mehr anstellen hier.“ Diese Äußerung wird durch einem schmalen Blick von Seiten Inu Yashas und Kagomes quittiert. Doch der junge Mann wendet sich nur hastig um und verlässt fast fluchtartig das Zimmer. Ein Lächeln legt sich auf Kagomes Lippen. „Die beiden sind irgendwie niedlich miteinander.“, schmunzelt sie. Dann wendet sie sich auch Richtung Tür. „Wo willst du hin?“, fragt Inu Yasha skeptisch und springt auf. „Wo soll ich schon hin wollen?“, gibt sie gähnend zurück, „Ich will ins Bett. Ich bin tierisch müde.“ Ein wenig perplex starrt Inu Yasha sie an, doch dann entspannt sich seine Haltung wieder. „Ah... ja verstehe.“ Getrennte Zimmer, das wäre sonst nicht schicklich. Er traut sich nicht es auszusprechen. Es wäre ihm peinlich, ihr gegenüber einzugestehen, dass er die heutige, erste Nacht in diesem neuen 'Zuhause' ungern allein verbringt. Er ist einfach zu gewöhnt daran, sie direkt neben sich zu haben wenn er auf Reisen ist. Es ist einfach angenehm, sie hier bei sich zu wissen. Natürlich könnte er das einfach bestimmen, schließlich ist er jetzt der Fürst, aber wie würde das denn aussehen? Was sie dann vielleicht denken mag? Er errötet unwillkürlich. Aber wäre es ihm wirklich so unangenehm, wenn sie solche Schlüsse zieht? Doch möglicherweise kommt ihm das sogar gelegen. Er blickt wieder auf. Tief atmet er einmal durch. Dann tritt er an sie heran. „Kagome“, meint er zögernd, „ich muss dir etwas sagen.“ Die junge Frau reibt sich schläfrig die Augen. „Hat das nicht vielleicht bis morgen Zeit?“, nuschelt sie, „Ich bin wirklich müde gerade.“ Unwillkürlich ballt Inu Yasha die Fäuste, doch dann erschlaffen seine Hände wieder und er blickt zur Seite. „Schon gut, es kann warten“, meint er leise. „In Ordnung“, antwortet sie, „Dann bis morgen früh, Inu Yasha. Und Kopf hoch! Das wird sich alles schon irgendwie regeln.“ Sie schenkt ihm noch einmal ein Lächeln und dann verlässt auch sie den Raum. Alleine bleibt der Hanyou zurück. Noch eine kleine Weile steht er einfach nur da, während die Geräusche um ihn her langsam immer mehr verstummen. Nach und nach dringt nur noch das leise Atmen schlafender Personen an sein Ohr. Ein wenig unschlüssig steht er da und weiß nicht recht was er tun soll. Irgendwie ist ihm nicht nach Schlafen zumute. Zu viel geht ihm noch im Kopf herum und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Schließlich kommt ihm ein Gedanke und er beschließt diesem Impuls zu folgen. Leise öffnet er seine Tür und tritt hinaus auf den Flur. Ort am Ende des Ganges ist das große Tor mit der Aufschrift 'Taishou'. Wenn er nun schon diesen Titel trägt, steht ihm sicher zu, zu wissen was sich dahinter befindet. Er fasst sich noch einmal ein Herz und tritt darauf zu. Mit einem kräftigen Griff schiebt er die Flügel auseinander, die sich auch tatsächlich ohne weiteres bewegen lassen und verschafft sich so Zugang. Er betritt den Raum und seine Augen brauchen einen kurzen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Doch dann weiten sich seine Augen und fassungslos betrachtet er den riesigen Saal der dahinter liegt. Es ist der größte Raum den er je gesehen hat und es dauert eine kleine Weile ehe er begreift, wozu dieser vollkommen leere Raum dient. Und im gleichen Maße wie ihm das klar wird, weicht immer mehr die Farbe aus seinem Gesicht. Eine vertraute Note dringt an seine Nase. Sesshomaru! Er war noch vor gar nicht all zu langer Zeit hier. Und nun kann er sich auch denken warum. Auch ein anderer Geruch liegt hier in der Luft. Eine kraftvolle und beeindruckende Spur, doch sie ist alt und fast verblasst wie eine Erinnerung. Inu Yasha muss einmal schwer schlucken. In diesem gewaltigen Gewölbe kommt er sich gerade schrecklich verloren vor. „Ich bin so fehl am Platz hier!“, murmelt er leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)