Gemeinsame Reise von Alyeskah ================================================================================ Kapitel 8: Irgendwo dazwischen ------------------------------ Es war früher Nachmittag, als Sasuke erwachte. Ein köstlicher Duft stieg ihm in die Nase und als er die Augen öffnete, sah er den Braten, der über dem Herd schmorte und von einer ihm unbekannten Frau zubereitet wurde. Er selbst lag auf einer Sitzbank, die mit Decken und Kissen gepolstert war und war anscheinend bewusstlos gewesen. Langsam richtete er sich auf, streckte seine klammen Glieder und sah sich schweigend um. Wie es aussah, befand er sich in einer normalen, kleinen Hütte. Eine kleine Küchenzeile, ein Tisch mit Stühlen und die Eckbank, auf der er sich befand. Die Einrichtung war spartanisch gehalten und gefiel ihm. Die Frau bemerkte, dass er wach war und kam lächelnd mit einer Schüssel auf ihn zu. „Du hast lange geschlafen“, sagte sie sanft. „Hier, iss. Dann kommst du wieder zu Kräften.“ Sasuke nahm die Schale voller Suppe, aß aber nicht, sondern sah sie misstrauisch an. Irgendetwas an ihr kam ihm bekannt vor… „Wo bin ich? Und wo sind die anderen? Mein Team? Takaro Mizushi?“ „In unsrem bescheidenen Heim in der Nähe von Suna. Der Blonde hat irgendwas von Trainieren gesagt und ist raus gerannt. Das Mädchen ist mit Takaro, meinem Mann, ins Dorf runter gegangen, um in der Apotheke Arznei für den Weißhaarigen zu holen.“ „Warum? Was hat er?“ „Nichts, was ich nicht heilen könnte.“ Sie lächelte freundlich. „Mach dir keine Sorgen. Iss deine Suppe, ich habe sie nicht vergiftet.“ In der Suppe musste ein Schlafmittel gewesen, denn Sasuke verschlief die Zeit bis zum Abendessen. Er fühlte sich viel wohler, als er wieder aufwachte und dank der Suppe ging es seiner Kehle, der der Sand übel mitgespielt hatte, wieder besser. Er konnte sogar von dem Braten essen. Takero und Sakura saßen am Tisch, sie unterhielten sich leise, aber bevor Sasuke etwas verstehen konnte, tauchte Narutos grinsendes Gesicht vor ihm auf. „Hey, Baka. Na, auch wieder wach?“ „Naruto!“, zischte Sakura und warf ihm einen bösen Blick zu, während Takero still in sich hineinlachte. Sasuke runzelte die Stirn. Waren sie so amüsant? „Jaja, schon gut“, wiegelte Naruto ab. „Ich wollte dir nur deinen Dolch geben. Scheinst ja ziemlich an dem Teil zu hängen“, bemerkte er und drückte Sasuke seine Waffe in die Hand. Fassunglos betrachtete der Uchiha das Geschenk seines Vaters und war zum ersten Mal seit langem sprachlos. „Danke“, sagte er schließlich und schaute Naruto an, versuchte, dieses einfache Wort durch seinen Blick zu verstärken, ihm zu zeigen, wie dankbar er war, wenn er es schon nicht aussprechen konnte. „Wie bist du daran gekommen? Was ist überhaupt passiert, nachdem ich bewusstlos wurde?“ „Es war schrecklich“, sagte Sakura leise. „Du lagst da wie tot, mit all den Wunden, dem ganzen Blut. Das einzige, was uns versicherte, dass du noch lebst, waren deine erstickten Schreie. Du hast so viel von diesem mörderischen Sand abbekommen…“ Das war nicht das, was Sasuke wissen wollte. Er begann zu schwitzen, wollte nicht wissen, wie schwach er gewesen war. Takero taxierte ihn und unterbrach Sakura dann freundlicherweise. „Wie auch immer“, sagte er, „Jedenfalls hat Kakashi anscheinend zwischenzeitlich den anderen Kerl – es waren zwei – getötet und ist recht schwer verletzt zu uns gekommen. Der Sandsturm hat aufgehört und alles war relativ ruhig. Sakura und ich haben uns erst einmal um Kakashi und dich gekümmert, währenddessen hat Naruto nach deinem Dolch gesucht. Danach sind wir mit euch hierher gelaufen und meine Frau Yui hat sich um alles gekümmert.“ Er schenkte ihr einen liebenden Blick, aber Sasuke wusste, dass er einige Details ausgelassen hatte. Er glaube nicht, dass sie mal eben so hierher geschafft wurden. Aber vielleicht war es besser, wenn er nicht alles wusste… „Danke“, sagte er noch einmal, diesmal ohne jemanden direkt zu meinen. Aber natürlich fühlte sich Naruto angesprochen. „Ach, kein Problem. Immer wieder gern.“ Er grinste ihn an und Sasuke verzog die Lippen zu einem Hauch eines Lächelns. Wenn das Freundschaft war, dann wusste er, warum sie so hoch geschätzt wurde. Es dauerte bis zum Frühstück des nächsten Morgens, bis Kakashi erschien. Er war stark einbandagiert, hatte aber seinen immer gütigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Wie geht es dir, Meister Kakashi?“, fragte Sakura besorgt. „Besser.“ Er zwinkerte ihr aus seinem Auge zu. „Aber das Wichtigste ist, dass wir die Mission erfolgreich abgeschlossen haben. Ich denke, wir können uns heute Abend auf den Heimweg machen.“ „Warum denn abends?“, fragte Yui und runzelte die Stirn. „Bleibt doch bis morgen früh unser Gast! Nachts herumzulaufen kann gefährlich sein, in dieser Gegend.“ „So gern ich bleiben würde, Yui, es geht nicht. Ich habe einen wichtigen Termin und meine Hokage bringt mich um, wenn ich nicht pünktlich erscheine.“ „Das kann ich mir sogar durchaus vorstellen“, murmelte Sakura und Naruto kicherte. „Hey!“ Kakashi sah sie gespielt böse an und hob drohend seine Gabel. Sasuke saß stumm daneben und beobachtete das gelöste, heitere Treiben seiner Kameraden. Er spürte ein leichtes Ziehen in der Magengegend und stellte erstaunt fest, dass er gern dazugehören würde, gern bei ihren Späßen mitmachen würde. Er beobachtete Naruto. Der Blonde war tollpatschig, manchmal unbeholfen, aber jeder mochte ihn. Er war einfach sympathisch. Sasuke musste daran denken, wie er ihm seinen Dolch gerettet hatte. Er hätte es nicht tun müssen, Sasuke selbst hätte es nicht getan. Er hätte sich niemals, unter keinen Umständen so in Lebensgefahr begeben, nur um irgendjemandem einen Gefallen zu tun. Wieso hatte er es dann getan? Die Frage ließ Sasuke nicht mehr los und er beschloss, sie einfach zu stellen. Naruto sah ihn blinzelnd an. „Na, das macht man unter Freunden eben so, oder?“, war seine Antwort. „Hmm…“ Unter Freunden… Waren sie befreundet? Nicht zum ersten Mal stellte Sasuke sich diese Frage, wunderte sich, wie schnell das gegangen war, wie einfach. Und wie gut es ihm tat… Wenn das Freundschaft war, er wollte sie nicht mehr missen. „Spiegelei, Sasuke?“, fragte Sakura und bot ihm eins an. Er verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Ja, danke.“ „Sasuke, kannst du mal bitte mitkommen?“, bat Yui, als sie das Geschirr weggeräumt hatte und das Team eigentlich gerade trainieren gehen wollte. Aber Sasuke wollte nicht unhöflich und nach einem kurzen Blick zu Kakashi, der ihm zunickte, stimmte er zu. „Schön!“ Sie strahlte ihn an. Der Uchiha hatte keine Ahnung, wo sie hingingen, aber Yui schwieg und auch er sprach kein Wort. Ihm war seltsam zumute, er war schon wieder – oder immer noch? – todmüde, könnte auf der Stelle einschlafen. Verärgert über sich selbst, riss er sich zusammen und hielt mit Yui, die immer schneller wurde, Schritt. Dann hielt sie plötzlich an. Sie waren unter einem kleinen Felsvorsprung, umgeben von Sand und Stein und Stille. Gerade wollte Sasuke sich umdrehen und fragen, was sie hier wollten, als sich ihre Fingernägel hart in seine Schulter gruben und ihn umdrehten. „Yui?“, fragte er und spannte sich an. Aber es war nicht mehr Yui. Es war Konan. „Was zum Teufel machst du hier? Und was ist mit Yui passiert?“, fragte Sasuke und sah sie fassungslos an. „Ich schaue nur nach dir“, antwortete sie und lehnte sich an den Felsen. „Du wolltest doch, dass wir uns um dich kümmern, nicht wahr?“ Sasuke verzog das Gesicht. Klar wollte er das. Aber damit hatte er eher Itachi gemeint und nicht… den Rest der Akatsuki. Konan deutete seinen Blick richtig und lächelte. „Keine Sorge, du wirst Itachi auch noch sehen. Ihm geht es gut.“ Itachi? „Wann?“, fragte er wispernd. Jetzt, wo er wieder mehr an ihn dachte, erfasste ihn die Sehnsucht nach seinem Bruder. Er wollte ihn umarmen, ihm nahe sein… Aber andererseits wollte er ihm auch nicht gestehen, wie unglaublich schwach er gewesen war. Er biss sich auf die Zunge. Das war der Unterschied zwischen Itachi und Naruto und den anderen. Er wollte, musste seinen Bruder beeindrucken, suchte nach seiner Anerkennung, seinem Stolz. Aber bei Naruto… da konnte er sein, wie er wollte. Er konnte Fehler machen, sich blamieren – es war egal, denn der Blonde war auch nicht perfekt und baute selbst mehr als genug Mist. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er sich nur aus Gewohnheit nach Itachi sehnte. „Bald.“ Konan ließ Sand durch ihre Finger rieseln. „Wenn ihr wieder in Konoha seid, denke ich. Dann wird auch Yui wieder zu ihrem Mann zurückkehren. Ihr fehlt nichts, ich brauchte nur einen Weg, Kontakt zu dir aufzunehmen.“ Sie seufzte und rieb die Hand an ihrem Kimono ab. „Wie läuft es?“ Sasuke zögerte. Wie lief es denn? Eigentlich hatte er in den letzten Tagen kaum noch an diese Mission gedacht und, wenn er ehrlich war, hatte er keine große Lust mehr auf sie. Akatsuki hatten ihn falsch eingeschätzt. Er war nicht wie Itachi. Er konnte seine Gefühle nicht abtöten, nicht ignorieren. Er konnte manchmal kein Ninja sein. Er musste… einfach Mensch sein. Und es fiel ihm schwer, den Gedanken zu ertragen, für Narutos Tod verantwortlich zu sein. Der Tod seines einzigen und besten Freundes… „Sie scheinen dir mehr oder weniger zu vertrauen“, half Konan ihm aus. „Sogar Kakashi.“ Sasuke nickte dankbar, aber er wusste, dass sie ihn durchschaute. Zumindest zum Teil. Er versuchte, das mulmige Gefühl irgendwie zur Seite zu schieben, aber es gelang ihm nur geringfügig. „Aber ich glaube, ich brauche noch Zeit“, sagte er und wunderte sich über den plötzlich heiseren Klang seiner Stimme. Zeit. Was war schon Zeit? Was auch immer man über sie sagte, sie heilte nicht, half nicht, sie tat gar nichts, außer vorüberzugehen und gefährliche Erinnerungen zu hinterlassen. „Natürlich“, erwiderte Konan. „Du bekommst so viel Zeit, wie du brauchst.“ Er nickte nur, brachte keinen Ton mehr heraus, aber sie verstand. Und sie kam näher, legte ihm sanft die Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Aber du hast dich selbst für dieses Leben entschieden, Sasuke.“ Er hielt ihrem Blick stand, bis der Kloß aus seinem Hals verschwand, dann räusperte er sich, trat einen Schritt zurück, sodass sie ihn loslassen musste und hob das Kinn. „War’s das?“ „Ja. Lass uns zurückgehen, die anderen warten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)