Gemeinsame Reise von Alyeskah ================================================================================ Kapitel 4: Getestet ------------------- „Sasuke! Aufwachen!“ Irgendjemand zog ihm die Decke weg und er blinzelte in Shizunes Augen. Sie lächelte ihn an und er schrak zusammen. Wie tief hatte er geschlafen? Wie zum Teufel konnte das passieren? Er war doch sonst so vorsichtig! „Tsunade-sama will mit dir sprechen, wir sollten sie besser nicht warten lassen.“ Sasuke stand auf, dehnte sich kurz und wendete sich dann an Shizune. „Ich bin fertig.“ Was sollte er auch machen? Zum Umziehen hatte er nichts und Hunger verspürte er auch keinen. So, wie sein erster Eindruck von Tsunade war, müsste das Gespräch eigentlich glatt laufen. Von Seiten der Hokage her machte er sich keine Sorgen. Er fragte sich eher, wie der Test seiner Fähigkeiten aussehen würde. Von wem er wohl geprüft werden würde? Hoffentlich schickten sie keinen Schwächling. Ihm war klar, dass er sich zurückhalten musste, weil er weitaus besser als der Rest in seinem Alter war, aber es würde ihn frustrieren, mit dummen Nichtskönnern zusammenarbeiten zu müssen. „Schön, dass du da bist, Sasuke“, begrüßte Tsunade ihn, „Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ Er nickte und beobachtete misstrauisch, wie sie um den Schreibtisch herum auf ihn zu kam. „Das ist gut, ich habe heute nämlich einiges mit dir vor.“ Ihr zuckersüßes Lächeln wurde ihm langsam unheimlich und er hatte das dumpfe Gefühl, dass hier etwas faul war. Wie immer konnte er sich auf seinen Instinkt verlassen, denn Tsunade schoss mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor und er konnte ihrem Angriff nur mithilfe der Sharingan ausweichen. „Tsunade!“, kreischte Shizune atemlos. „Nichts passiert“, meinte sie fröhlich, „ich wollte sie nur mal sehen.“ Sasuke runzelte die Stirn. „Haben Sie nicht gesagt, Sie würden mir glauben?“, fragte er gepresst und fügte, um nicht gänzlich unhöflich zu werden, „Tsunade-sama?“ hinzu. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe es mir anders überlegt.“ So langsam konnte Sasuke doch verstehen, warum sie Hokage geworden war. Erstens war sie unglaublich schnell und zweitens meinte er, hinter ihrer lockeren Art eine gefährliche und scharfsinnige Kämpferin zu erkennen. Er hatte sich geirrt: Vor ihr musste er sich in Acht nehmen. „Aber da wir es jetzt genau wissen, bist du bereit, gegen den Ninja zu kämpfen, der deine Fähigkeiten testen wird. Ich bin sicher, du bist den Kampf unbeschadet überstehen“, sagte sie und lächelte freundlich. Er nickte. „Okay.“ Endlich der Kampf. Wieder fragte er sich, wie stark der Gegner war, was er für Fähigkeiten hatte. Er schloss aus Tsunades Aussage, dass er auch sehr schnell war und stellte sich bereits darauf ein. „Gut, dann lass uns gehen.“ Tsunade war nicht die einzige Zuschauerin; auf dem kleinen Kampfplatz waren noch vier andere Personen und Shizune war auch mitgekommen. „Wo ist mein Gegner?“, wollte Sasuke wissen, denn keiner der alten Leute dort kam für ihn in Frage. „Er kommt prinzipiell zu spät“, erklärte Shizune seufzend. „Kakashi Hatake. Haben Sie ihn nicht eine Stunde früher hierher bestellt als geplant, Tsunade-sama?“ „Doch. Er hat noch zwei Minuten. Aber ich dachte auch, dass er neugierig auf Sasuke sein und etwas pünktlicher sein würde.“ Noch so ein komischer Vogel mehr. Pünktlichkeit konnte für Ninja lebenswichtig sein und dieser Kerl nahm es sich heraus, einfach immer zu spät zu kommen? Sasuke schüttelte den Kopf und fragte sich einmal mehr, wo er hier nur gelandet war. „Yo!“, kam es plötzlich von hinten, „Entschuldigt die Verspätung, ich hab den Ausgang nicht mehr gefunden!“ Sasuke musterte ihn abschätzig. War das sein Ernst? Hatte er wirklich den Ausgang aus seinem Haus nicht mehr gefunden? Obwohl ihn das noch verrückter machen würde, wäre ihm diese Vorstellung fast lieber als die Tatsache, dass er erst zu spät kam und sich dann auch noch Späße mit ihnen erlaubte. Aber er konnte das Grinsen unter der seltsamen Maske des weißhaarigen Ninja erahnen und schwieg lieber. „So… Das ist also Sasuke Uchiha. Na, so übel siehst du gar nicht aus.“ Er zwinkerte ihm mit einem Auge zu. „Ich schlage einen kleinen Zweikampf vor. Wahrscheinlich brauchen wir Platz, wenn Sie also…“ Mit einer Handbewegung scheuchte er die Zuschauer noch weiter an den Rand und ging in die Mitte. Sasuke folgte ihm. „Dann wollen wir mal, Sasuke.“ Sasuke freute sich, mit Kakashi kämpfen zu können. Bis auf das Training mit Itachi und gelegentlichen Kämpfen mit halbschwachen Gegnern auf Missionen, hatte er selten das Vergnügen gehabt, seine Fähigkeiten zu zeigen. Halt dich zurück, erklangen Itachis Worte in seinem Hinterkopf, aber so, wie er Kakashi einschätzte, brauchte er das nicht mal. Er ergriff die Initiative und stürmte auf Kakashi zu, griff ihn ein paar Mal direkt an und dann, als er merkte, dass er Kakashi überhaupt nicht traf, mit einer Reihe Shuriken. Aber der Jounin war zu schnell für ihn. Ein paar Minuten lang suchten sie nach ihren Vorteilen und als Sasuke erkannte, dass er aus der Ferne nichts erreichen und Kakashi seinem Feuerball immer ausweichen würde, ging er zum Nahkampf über. Er aktivierte seine Sharingan, die ihm gute Dienste leisteten; jetzt konnte er die Bewegungen seines Gegners zumindest ein bisschen vorhersehen. Nachdem sie eine Weile mehr oder weniger miteinander gespielt und den anderen getestet hatten, schien Kakashi langsam ernst zu machen und als Sasuke den ersten Treffer abbekam, tat er es ihm gleich. Die Zuschauer verfolgten den Kampf gespannt, denn jede von Sasukes Bewegungen interessierte sie, obwohl klar war, wie der Kampf ausgehen würde. Kakashis Angriffe landeten immer häufiger ihre Treffer und Sasuke konnte ihm auch mit Sharingan nur noch schlecht folgen. Der Weißhaarige schien die Informationen, die er wollte, bekommen zu haben und war nun darauf aus, den Kampf erfolgreich zu beenden. Sasuke musste einsehen, dass er keine Chance hatte, auch wenn er sich wirklich gut schlug. Und auch seine Niederlage akzeptierte er – wenn auch mit Verdruss – denn Kakashi war einfach besser. Sasuke sah es positiv, schließlich hatte er eben am eigenen Leib erfahren, was Itachi immer wieder versuchte, ihm zu erklären: Sharingan machten nicht unbesiegbar, auch wenn Sasuke das gern glaubte. Tsunade und die anderen applaudierten, als sie zu ihnen kamen. „Und?“, fragte die Hokage. „Was sagst du, Kakashi?“ Kakashi, der sich sein Stirnband wieder zurecht zog, warf den beiden älteren Leuten, die neben Shizune standen, einen misstrauischen Blick zu und schien sich seine Worte gut zu überlegen. „Er ist eigentlich zu gut für sein Alter, aber mit dem Rang eines Jounin käme er noch nicht klar. Darum würde ich ihn als Chunin einstufen. Wenn Sie meinen Vorschlag hören wollen: Stecken Sie ihn in mein Team. Ich denke, die drei würden sich perfekt ergänzen und könnten viel voneinander lernen.“ Tsunade nickte zustimmend. „Zu dem Schluss bin ich auch gekommen. Meinetwegen kannst du ihn haben, ich weiß, dass du schon immer gern einen Uchiha trainiert hättest.“ „Danke.“ Kakashi grinste und wandte sich an Sasuke, der das Gespräch schweigend beobachtet hatte. „Ich erwarte dich morgen um zehn Uhr zu unsrer ersten Trainingsstunde hier. Außerdem haben wir in drei Tagen bereits eine Mission, also streng dich an. Ich bin ein strenger Lehrer und erwarte einiges von dir, Sasuke.“ Mit diesen Worten und einem Nicken an die Umstehenden verabschiedete sich Kakashi. Auch Sasuke stand im Begriff, zu gehen und Tsunade begleitete ihn diesmal persönlich. Die anderen schienen davon nicht sonderlich begeistert zu sein, aber das kümmerte Sasuke nicht. Er hatte ihre finsteren, beinahe schon hasserfüllten Blicke die ganze Zeit über auf sich liegen gefühlt und war mehr als froh darüber, von ihnen weg zu kommen. „Mach dir nichts daraus“, sagte Tsunade, als sie außer Hörweite waren. „Sie konnten noch keinen Uchiha bisher ausstehen. Und fast alle anderen auch nicht. Aber sie sind nun mal meine sogenannten Berater und ich muss leider sagen, dass Konoha ohne sie schon gar nicht mehr existieren würde.“ „Hn“, machte er. Gut zu wissen, wie unerwünscht er hier war. „Sei vorsichtig“, warnte die Hokage. „Ich sage das nicht gern und es tut mir ehrlich leid, aber bitte sei vorsichtig.“ Er nickte. Hatte diese Hokage nicht einmal ihre eigenen Berater im Griff? „Hast du etwas dagegen, wenn ich noch kurz mit hoch komme?“, fragte sie, als sie vor der Tür eines kleinen, einfach gehaltenen Hauses nahe am Dorfrand standen. „Es geht ganz schnell, versprochen!“ Ja, wollte Sasuke sagen, aber er wusste, dass es eigentlich keine Frage war und er diese Antwort auf keinen Fall geben konnte. Also stimmte er unwillig zu und sie strahlte ihn an. „Schön!“ „Ich glaube dir nicht, dass du aus Heimweh zurückgekommen bist“, verkündete sie, kaum dass sie die Tür geschlossen hatte. Sasuke schaute sie nicht an, betrachtete seine neue Wohnung und inspizierte die aus dunklem Holz verarbeitete Kommode. „Ach? Sie ändern Ihre Ansichten schnell, Hokage-sama“, erwiderte er scheinbar unbeteiligt. „Aber warum sollte ich Ihrer Meinung nach hier sein?“ Sie fing seinen Blick im Spiegel auf. „Weil Itachi dich geschickt hat.“ Sasuke drehte sich um, um ihr richtig in die Augen schauen zu können und gab sich ungerührt. „Ich danke Ihnen für die Warnung, die Sie mir der Oberen wegen gegeben haben. Ich werde sie ernst nehmen. Aber Sie wissen nichts über mich und mein Können, also stellen Sie keine Vermutungen auf, die sie nicht belegen können.“ Tsunade lächelte. „Du redest erstaunlich viel für einen Uchiha, aber du hast die gleiche Sprechweise. Scheint in der Familie zu liegen, hm? Aber vielleicht hast du ja Recht, wer weiß. Ich lasse dich für heute in Ruhe, aber sei gewiss, dass du beobachtet wirst. Ein Fehltritt und du bist tot.“ Er lächelte kalt und alles, was ihm über die Lippen kam, war ein gehauchtes „Tss.“ „Das war’s auch schon. Ich wünsche dir eine geruhsame Nacht.“ Sie wandte sich ab, drehte sich an der Tür aber noch einmal um. „Oh, übrigens. Sei morgen nicht vor elf da.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)