Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 6: ...Straßen! ---------------------- Und es geht weiter. Viel Spaß! ********* Bella POV Träge strich ich mir über die Stirn und schmatzte vor mich hin. Das leise Gekicher von rechts ignorierend, streckte ich meine Beine von mir und kreiste den Kopf. „Bella, du siehst…“, sie kicherte anstatt ihren Satz zu beenden. „Ich weiß Sally,… hammermäßig aus“, grinste ich frech und blinzelte sie an. „Zugeballert, wollte ich eigentlich sagen.“ „Reizend“, schnaufte Jake neben mir. Ich schmiss mich in seine Arme und kuschelte mich an ihn. „Jetzt ist sie vollkommen hin, was?“ Mein Handrücken sah ziemlich unnormal aus. Etwas geschwollen und leuchtete schon jetzt leicht lila. Er strich mit seinem Daumen darüber und seufzte leise. „Die können wir weghauen.“ „Wunderbar, jetzt können wir noch zur King Street fahren“, motzte ich. „Das könnt ihr euch klemmen.“ Wir sahen gleichzeitig zu Sally. Sie erhob sich und klopfte sich den Staub von der Jeans. „Was heißt,… das könnt ihr euch klemmen? Halloho ich brauch neue Nadeln, am besten gleich ne neue Spritze.“ „Schon klar, schon klar“, nuschelte sie abwesend, drehte sich dabei einmal um ihre eigene Achse. „Wo zum Teufel nochmal ist,… ach da.“ Sie hob, was auch immer sie gesucht hatte auf und stopfte es in ihre Tasche. Eine widerspenstige Strähne ihrer braunen Locken wippte vor ihrem Auge rum. Die Hände in die Hüften gestemmt, pustete sie die Strähne weg, die gleich danach wieder in ihre gewohnte Position sprang. Genervt wackelte sie mit dem Kopf mehrmals nach rechts, um sie irgendwie aus dem Gesicht zu bekommen. Ich musste leise kichern,… am Ende kapitulierte sie und nahm das lästige Ding einfach hin. „Der Automat ist leer“, brachte sie uns dann doch noch auf den neusten Stand, während sie sich ihre Tasche um die Schultern schwang und die alte, knarrende Holztür öffnete. „Gut, also wir sehen uns morgen, ich muss zu Maja. Tschau Süße, mach’s gut Jake.“ So konnte sie uns nicht stehen,... oder besser sitzen lassen. Ich sprang schnell auf die Beine und hielt sie am Arm fest. Ihre Augenbraue hob sich. „Wie,… warte mal, der Automat ist leer, wie meinst du das?“ „Na so wie ich es sage. Keine Spritzen mehr da, alles weg. Seit drei Tagen schon. Wie der andere aussieht weiß ich nicht, war nicht nachsehen.“ Ich ließ sie los. Schnell gab sie mir ein Küsschen auf die Wange, dann lief sie los. Ich starrte ihr noch ein gutes Stück hinterher, dann drehte ich mich langsam zu Jake. „Ich fass es nicht. Ausgerechnet wenn meine Nadel den Arsch hoch macht, ist das verfluchte Teil leer.“ Wofür stellen die überhaupt Fixerautomaten auf, wenn da nie was drin ist? Wir könnten uns ja eigentlich glücklich schätzen, gleich zwei in der Stadt zu haben. Soviel ich weiß, gab es in manchen Städten überhaupt keine Spritzenautomaten. Trotzdem,… leer bringen die auch nichts, sie sehen nicht mal gut aus. Vor allem der am Straßenstrich nicht. Neben dem Kondomautomat macht der keinen nennenswerten Eindruck. Und unbedingt nachsehen, wollte ich bei dem auch nicht. Nicht nach der heutigen Diskussion mit Jacob. Es wäre bescheuert ihn auf den Strich zu zerren. Eine neue Diskussion wäre damit am Abend mit großer Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert. Ich stöhnte genervt. „Und nun?“, fragte ich mehr mich selbst. Wie die Ruhe selbst stand Jake auf, packte alles ein und kam auf mich zu. Er griff nach meiner Hand und zog mich schweigend mit sich. Großartig! „Kannst du vielleicht auch mal was dazu sagen. Oder soll ich heut Abend dein Besteck benutzen? Ich verwette meinen Arsch, dass dich das nicht zufrieden stellen würde.“ „Wenn du aufhören würdest rum zu zetern, würdest du sehen wohin wir gerade gehen.“ Ich verstummte und sah mich das erste Mal seit einigen hundert Metern um. „Wunderbar“, schnaubte ich. Er kicherte und zog mich weiter. Er steuerte geradewegs die nächst beste Apotheke an. Ich hasse es dort hinein zu gehen. Die Blicke die man dort bekam waren nicht angeekelt, sondern mitleidig, wissend und forschend. Ganz unangenehm eben! Widerwillig öffnete ich die Tür. Diese schlug gegen eine kleine Glocke, die sofort anfing wie wild zu schwingen und dabei ein ätzenden Geräusch abgab. Ich verdrehte die Augen, Jake kicherte erneut. Eine ältere Frau, mit weißem Kittel und Brille auf der Nase kam hinter einem Wandvorsprung hervor und hatte ein freundliches, einstudiertes Lächeln im Gesicht kleben. Als sie uns genauer unter die Lupe nahm, verschwand es und entsetzen machte sich breit. Ich stöhnte abermals. Sie strich sich mit einer Hand durch ihre graumelierten Haare, dann stützte sie beide auf die Theke. „Was kann ich für euch tun?“, fragte sie, die Stimme betont freundlich gehalten. Ich unterdrückte den Drang erneut die Augen zu verdrehen. Als wenn es nicht offensichtlich wäre, was wir hier wollten. Nach Hustensaft hatten wir es ganz eindeutig nicht abgesehen. „Spritzen und Kanülen“, sagte Jake trocken. Einen Augenblick sah sie uns stumm an, während wir zu ihr an die Theke schlenderten. Ihr Blick war forschend,…“Was für eine Überraschung“, dachte ich sarkastisch. Dann nickte sie gedehnt und verschwand wieder hinter dem Wandvorsprung. Das gute war, das man uns wie jeden anderen Kunden auch,… bedient. Wir hatten schon ganz andere Situationen erlebt. Einmal wollten wir Essen gehen. Nicht schick, einfach nur ein bisschen Fastfood und uns dabei gemütlich ins Innere des Restaurants setzen. Es war nicht mal ein Restaurant, eher ein größerer Imbiss. Weit kamen wir nicht, es lief darauf hinaus, dass man uns mit der Polizei drohte, wenn wir nicht augenblicklich das Weite suchen würden. Eine von vielen Situationen an denen uns eindrucksvoll demonstriert wurde, was die Gesellschaft von uns hält. In den Apotheken war es anders. Ich glaube die meisten Angestellten waren froh zu wissen, dass wir nun sterile Kanülen zur Verfügung hatten. Wahrscheinlich redeten sie sich ein, eine gute Tat vollbracht zu haben oder so,…was weiß ich! Ehe meine Gedanken noch verstrickter werden konnten, kam sie auch schon wieder. Sie legte uns zwei Kartons auf den Tisch und tippte mit dem Finger auf einen. „Wenn ihr eine größere Menge kauft, dann kommt ihr billiger…“, sie sah uns einen Moment an, dann sprach sie weiter. „…hier sind 100 3ml Einweg – Spritzen drin, für 5 Dollar und nochmal 100 Kanülen für 4 Dollar.“ Sie sah uns fragend an. Ich blickte zu Jake der die Stirn in Falten gelegt hatte. „Damit kommen wir eine Weile“, stellte er fest. „100 Tage, wenn ihr teilt 50“, mischte sich die reizende alte Frau an. Ich lächelte sie wissend an. Manche Menschen versuchten es doch immer wieder. Sie wusste genauso gut wie wir, dass diese vielen Nadeln länger als 100 Tage benutzt werden. „Lass uns den scheiß mitnehmen“, zuckte ich die Schultern und kramte einen 10 Dollarschein aus meiner Tasche. Sie nahm den Schein, gab und einen Dollar wieder und griff nach einer kleinen Tüte. „Nicht nötig“, stoppte Jake sie. Er packte alles in seinen Rucksack und griff nach meiner Hand. „Schönen Tag noch“, verabschiedete ich mich höflich. „Danke,…euch auch“, sagte sie leise. Es klang nicht so, als wäre sie davon überzeugt, dass wir einen schönen Tag haben würden. Aber was wusste die schon? „Kassensturz!?“ Wir waren ein gutes Stück gelaufen und brauchten mal eine Pause. Jake lehnte an einer Wand und zündete sich eine Kippe an, die er mir dann zwischen die Lippen klemmte. Ich war währenddessen damit beschäftigt seine Frage zu beantworten und das restliche Geld durchzuzählen. „52 Dollar und eine Menge Kleingeld.“ Er nickte zufrieden, während er sich eine eigene ansteckte. Ich zog den Rauch tief in meine Lunge und lehnte mich ebenfalls an die Wand. „Was machen wir nun noch?“ „Ich weiß nicht,… wir könnten nach Hause gehen. Wir könnten uns irgendwo hinsetzen und den restlichen Nachmittag mit schnorren verbringen. Wir könnten ein bisschen auf der Szene rumflippen, wir könnten aber auch jemanden beobachten und im geeignetsten Moment ausrauben. Es liegt ganz an dir, ich bin mit allem zufrieden.“ „Wohooo du bist mal zufrieden, ist ja Wahnsinn“, stichelte ich ihn. Er ging nicht darauf ein. War wohl auch besser so. „Lass uns zusehen, dass wir das Handy los werden, dann schauen wir weiter.“ Er nickte auf meinen Vorschlag hin. __________ 15 Dollar brachte das alte Handy. Es hat uns zwar ganz schön Überzeugungsarbeit gekostet, diesen Preis heraus zu handeln, aber am Ende zeigte sich die Einsicht bei unserem Gegenüber. Wir waren vollkommen zufrieden, auch wenn uns ein neues iPhone besser in den Kram gepasst hätte. Keiner von uns beiden verspürte den Wunsch zurück auf die Szene zu stiefeln, also lümmelten wir durch Seattle. Einen kleinen Nachmittagssnack nahmen wir bei Dollys. Man kannte uns dort schon, sah uns nur nicht gern. Dennoch rückten sie kommentarlos zwei belegte Baguettes über die Theke. Die Dinger schmeckten hervorragend und deckten unseren Tagesbedarf an Nahrung vollständig ab. Über das Wetter konnte man heute ebenso wenig meckern, wie über unsere Einnahmen. Der erste trockene Tag in diesem Jahr. Man spürte es sofort! Wie an jedem anderen Tag, hallte tosender Verkehrslärm durch Seattle. Aber die vielen Menschen die sich über die Plätze, Straßen und U-Bahnhöfen ergossen, waren neu. Selten war die Stadt so voller Leben! Tausende von Stimmen, dazwischen Autohupen, kreischende Bremsen, aufheulende Motoren, Fahrradklingeln und Unmengen an Fußgängern. Heute war es besonders laut! An einem solch,… doch eher seltenen Tag, kam so ziemlich jeder nach draußen, um die wenigen warmen Sonnenstrahlen aufzusaugen, die von der dicken Wolkendecke durchgelassen wurden. Der Frühling kündigte sich also auch bei uns an! Und wir... waren mittendrin. Unscheinbar! Die Menschen liefen an uns vorbei, ohne Notiz von uns zu nehmen. Taten sie es doch, blickten sie überheblich auf uns nieder. Was waren wir schon in ihren Augen? Aussätzige …bedeutungslos! Wir hatten uns daran gewöhnt und doch, tat es hin und wieder weh. Gerade an einem solchen Tag. An einem Tag der gut lief, der glücklich machte und zufrieden stellen sollte. Sah man die Menschen, sah man das Leben das einen durch die Finger glitt, ohne aufgehalten werden zu können. Und man begriff, dass man dieses andere Leben hätte haben können. Wenn,…ja wenn einem die Chance dazu gegeben worden wäre. Heute verabscheue ich diese Spießer, die Stur den Weg des Lebens gingen, ohne sich aus der Bahn werfen zu lassen. Doch war ich es doch selbst, die sich ein solches Leben immer erträumt hatte. Mein Traum wurde zerschlagen! Mein Halt mir genommen! Übrig blieb die Leere! Was also hätte ich groß tun sollen? Ich hatte eine Entscheidung getroffen und auch, wenn meine Tage nur noch begrenzt sind, kann ich nicht bereuen diesen Weg gegangen zu sein. Ich fand neuen Halt! In Jake und in den Drogen. Doch das Träumen verlernte ich! „Süße,…hey Bella!?“ „Huih was?“ Ich sah mich verwirrt um. Jake fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und grinste breit. Ich schlug seine Hand runter und hob eine Augenbraue. „Ganz schön weggetreten was?“ „Etwas,…“, zuckte ich die Schulter. „…was ist los?“ Er zeigte unauffällig mit dem Finger in eine Richtung. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass wir uns wieder auf dem Apple befanden. Ich sah in die gezeigte Richtung und studierte die Leute. Mir war sofort klar, auf wen er mich aufmerksam machen wollte. Auf einer Bank, saß ein Mann. Nicht groß, nicht muskulös, nicht gefährlich, natürlich konnte man das nie sicher sagen, aber der erste Eindruck musste uns reichen. Er blätterte desinteressiert in einer Zeitung rum und trank dabei einen Kaffee. Er hatte Geld, das strahlte allein schon sein Auftreten aus. Aber nicht genügend um mit goldenen Kreditkarten protzen zu können. Kein Anzug, kein Aktenkoffer, keine hochglanzpolierten schwarzen Schuhe, dennoch teurere Marken Kleidung. „Okay“, wisperte ich. Jake zog mich am Arm mit sich. Wir ließen uns auf eine abgelegene Bank nieder. Eine alte Frau, die sich ebenfalls diese Bank für eine Pause ausgesucht hatte, erhob sich schnell und lief eilig davon. Manchmal fragte ich mich, ob die Menschen Angst haben sich anstecken zu können. Bei was auch immer. Es mussten Minuten gedauert haben, bis der werte Herr sich erhob und davon ging. Wir ihm mit genügend Abstand hinterher. Es gab nur eine Chance für uns und die musste perfekt ausgenutzt werden. Der richtige Moment ist ausschlaggebend! Heute erwies es sich als besonders schwierig. Bei so gefüllten Straßen, war es beinahe unmöglich einen unbeobachteten Moment zu erfassen. „Vielleicht sollten wir es doch lieber sein lassen“, murmelte Jake mir zu. „Warten wir es ab.“ Der Mann blieb an einer Busstation stehen. Wir schnauften beide angepisst. So konnten wir es glatt vergessen. Konnte er nicht einfach in eine dunkle Gasse abbiegen. Niedergeschlagen liefen wir weiter. Und genau im richtigen Moment, holte der Typ seine Brieftasche hervor. Wahrscheinlich um nach Kleingeld für den Bus zu kramen. Wir waren fast auf seiner Höhe. „Jake jetzt“, rief ich und lief los. Er schaltete sofort. Stürmte an mir vorbei, durch die wartenden Fahrgäste durch und riss dem Typ die Brieftasche aus der Hand. Ich eilte um die Bushaltestelle. Jake fixierte mich rennend, schmiss die Börse, die ich stolpernd, aber glücklicherweise fing und sofort an meine Brust presste. Dann lief ich ebenfalls schnell weiter. Das alles ging so schnell, das den Leuten nichts anders übrig blieb, als uns erschrocken hinterher zu starren. Ihre Protestschreie gingen im Straßenlärm unter. Wir liefen getrennt voneinander. Dennoch in Sichtweite des anders. Es konnte sich eben doch als gut erweisen, dass die Gehwege brechend voll waren. So gingen wir schnell im Gedränge unter. Nach einigen Metern drosselte ich meine Geschwindigkeit und lief im Laufschritt weiter. Jake kämpfte sich zu mir durch. Schweigend, aber mit einem Grinsen auf den Gesichtern bahnten wir uns einen Weg durch die Stadt. Erst am Stadtende blieben wir stehen. Völlig aus der Puste und schwitzend, setzte ich mich auf einen Stein. Wir waren in Nähe eines Gewerbegebietes. „Zeig her.“ „Wie weit waren wir gerade gelaufen? Warum haben wir nicht die Straßenbahn genommen? Warum sind wir überhaupt bis hier her gelaufen?“, fragte ich ihn japsend. Er zuckte die Schultern und streckte die Hand aus. Ich gab ihm die Börse und strich mir anschließend über die verschwitzte Stirn. Ich war eindeutig zu verbraucht für sowas! „108 Dollar“, sagte er einen Augenblick später. „Besser als gar nichts“, antwortete ich noch immer nach Luft japsend. „Na komm, lass uns endlich nach Hause gehen. Ich finde wir haben unser Glück heute mehr als genug strapaziert.“ Dem konnte ich nicht wiedersprechen. Man sollte sein Schicksal nicht unnötig hinaus fordern. Nicht nach diesem Tag, der so vielversprechend, aber irgendwie auch beängstigend ist. Es lief einfach ZU glatt und das allein, sollte einem zu denken geben! ****************** Etwas kürzer das Kap. Aber es gehörte ja auch zu den letzten beiden Kapiteln. Wie ihr dank Titel Bezeichnung sicher erkennen könnt. Der Tag ist noch nicht vorbei, der Abend kommt noch. Und dann könnt ihr euch im übernächsten auf eine Jacob POV freuen. Ich hoffe die Beschreibung des Tages hat euch gefallen. Ich wollte euch unbedingt den Alltag der Fixer etwas näher bringen. Bald kommen die Cullens, wann genau? Da will ich mich nicht festleben. Für mich, geht es jetzt erst einmal in den Urlaub. Speedy hat das neue Kapitel schon, wenn sie fleißig ist, bekommt ihr es sobald ich aus dem Urlaub komme. Ich wünsch euch Sonnenschein und schöne Tage. jennalynn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)