Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 5: ...auf Seattles... ----------------------------- So ihr süßen, da wäre ich wieder. Ein aufregendes Kapitel, wie ich finde. Man erfährt viel, es passiert viel und es regt hoffentlich zum Nachdenken an. Viel Spaß! *********** Bella POV „Verdammt knappe Aktion“, hauchte er erleichtert, als ich vor ihm zum stehen kam. „Ach Quatsch, ich hatte alles im Griff“, winkte ich hab. „Ich hab nen beschissenen Herzstillstand bekommen, als die Typen hinter dir her sind.“ Ich verdrehte die Augen. „Ja, so wie immer.“ Er kicherte. „Zwei Taschen und das gegen Mittag von zwei Shopping Omas, dir ist schon klar, dass da ein Batzen Geld unter deinem Pulli stecken könnte?“ „Schon klar“, grinste er und griff nach meiner Hand. Ließ sie sofort wieder los, umfing meine Handgelenke und drehte beide Hände mit der Innenseite nach oben. Er runzelte ärgerlich die Stirn, als er die frischen Abschürfungen sah und hob fragend eine Augenbraue. Ich zuckte die Schultern und entzog ihm meine Hände. „Kleine Karambolage mit einem alten Sack.“ „Schon klar“, murmelte er erneut, dieses Mal mit wesentlich angepissterem Ton. Geiler Tag wie es scheint. 50 Dollar einfach mal so, von einer überbesorgten Mutter. Über 10 Dollar hatten wir noch, dann das Ding im Center, nun müssen die Geldbörsen nur noch stramm gefühlt sein. Wir liefen zu einer abgelegenen Parkbank. Niemand achtete groß auf uns. Jake zog die beiden Handtaschen unter seinem Pulli vor und legte sie zwischen uns. Wir öffneten beide eine und schnappten uns sofort die Geldbörsen. Das Kleingeld überflog ich nur kurz, dann kippte ich es in meine Bauchtasche, Jake leerte seins sofort in ihr aus, ohne vorher rein zu schauen. Interessanter waren eh die Scheine. „75 Dollar“, sagte ich leicht verärgert. Plötzlich begann Jake laut zu lachen. Er wurde schon leicht hysterisch, ich sah ihn besorgt an. Er griff in die Börse, holte einen Stapel Scheine raus und fächerte sie vor meiner Nase aus. „Ach du scheiße.“ Meine Augen weiteten sich. „Du bist brillant, Bella“, lachte er. Er senkte seine Hand und begann durchzuzählen. Ich saß angespannt neben ihm und beobachtete noch immer perplex sein tun. „217 Dollar“, grinste er breit. Ein Schwall Luft entwich meiner Lunge und kopfschüttelnd strich ich mir über die Stirn. „Mehr als 350 Dollar, ich möchte nicht wissen, wie viel Kleingeld es ist“, lachte ich. „Wir haben heute ausgesorgt, Gott ich glaub das nicht“, er drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange und stopfte das Geld in meine Bauchtasche. „Vorhin dachte ich noch,… scheiße das wird heut nix. Verdammter Tag, wir werden übel drauf sein heute Abend. Aber nun,… so kann es weiter gehen. Die letzten beiden Tage liefen perfekt und heute. Wir haben sogar noch über 100 Dollar für morgen. Vielleicht haben wir nachher auch noch Glück“, ich überschlug mich beinahe beim Sprechen. „Du weißt aber, dass es nicht immer so sein wird.“ Meine Laune verfinsterte sich wieder. „Natürlich weiß ich das, ich leb ja nicht erst seit gestern auf der Straße, die Glückssträhne wird sogar schneller vorbei sein, als wir gucken können. Das heute war reiner Zufall. Die Idee kam mir spontan. Gott sei Dank, kam sie…“, schnaufte ich. „…scheiße das wir das nicht öfter bringen können. Es wird wieder Wochen dauern, bis man den Vorfall vergessen hat.“ „Die anderen Center sind zu gefährlich“, fügte Jake hinzu. „Ich weiß und bei dem am Kinnear Park, waren wir erst vor drei Wochen. War zwar ein totaler Reinfall, aber aufsehen hat es trotzdem erregt.“ Es gab noch ein Center bei dem die Bedingungen ideal waren, um das Toiletten Ding abzuziehen, das Kinnear Seattle Center. Abgelegte Toiletten und viele Gänge in die man verschwinden konnte. Leider blieb es bei den beiden. Alle anderen waren zu auffällig. Man würde direkt ins Geschehen laufen, nachdem man die Toilette verlässt. Jake könnte sich nirgends verstecken, um die Taschen in Empfang zu nehmen. Man würde unseren Austausch beobachten können und dann nicht nur mich jagen. Es ist ärgerlich, eben weil man so gut und schnell viel Geld machen kann. Wie der heutige Tag eindrucksvoll bewiesen hat. Natürlich kann es passiert, das man eine Tasche erwischt die so viel Wert hat, wie deren Inhalt und oft handelt es sich dabei um eine alte abgewetzte Tasche. Leere Geldbörsen sind nichts seltenes für uns. Wir bestehlen oft Leute, die weniger als WIR mit sich herum schleppen. Man begibt sich in gefährliche Situationen, riskiert bei jedem Diebstahl eine Festnahme und geht am Ende leer aus. Das sind dann oft so Momente an denen ich einfach nicht mehr möchte. An denen ich mir nichts sehnlicher wünsche, als einen Abgrund der sich auf tut und mich verschlingt, weil man ganz einfach keine Kraft mehr zum weiter machen findet. Man hat sich vielleicht bei dieser Aktion eine Stunde um die Ohren geschlagen. Seine Strategie gründlich überlegt, geschickt den Diebstahl abgewickelt und brauchte eine Weile zum flüchten, ist bis zum bersten angespannt gewesen, hörte das laute, schnelle Trommeln seines eigenen Herzes, während man lief und sich pausenlos umblickte, irgendwann atmet man dann erleichtert durch, fühlt das kribbeln in den Fingern, wenn man die Börse öffnet und erlebt dann die riesen Enttäuschung. Hat vielleicht all seine Hoffnung in diese Börse gesteckt. Weil man den Turkey schon in großen Sprüngen heran nahen spürt und registriert in einem Moment, das man seiner größten Angst ausgeliefert ist. Dass es eine Fehlentscheidung war, genau diese Person zu bestehlen und man nun mit den Folgen leben muss. Mit den Entzugserscheinungen die sich nicht aufhalten lassen und den bestialischen Gedanken, die man so lange versuchte zurückzuhalten. Ja diese Momente, Situationen, Gedanken, Ängste und Verzweiflung sind mir mehr als bekannt. Bin ich es doch selbst, die andauernd ihnen ausgesetzt ist, weil ein Tag beschissen lief und dabei noch mit ansehen muss wie Jacob leidet, weil er das gleiche durchmacht. Es ist schwer die Leute nach der Fülle ihrer Geldbörsen einzuschätzen. Klar, hatten wir uns in den Jahren eine gewisse Sensibilität für potenzielle Opfer angelegt, aber Ausnahmen bestimmten die Regel. Viele tanzen aus der Reihe und machten es uns zunehmest schwerer. Oberste Regel, beklaue niemals einen Schlips und Anzug tragenden Mann, mit streng zurückgekämmten Haaren. Diese Bonzen hatten zwar Unmengen an Geld, schleppten es aber nur selten mit sich herum. In deren Börsen herrscht Ebbe, seit dem es Kreditkarten gab, wurde selbst der Kaffee to go mit Karte gezahlt. Zweite Regel, halte am Ende eines Monats Abstand von alten Leuten. Deren mickrige Rente reicht sowieso nur bis Mitte des Monats, am Ende sind sie meist schlechter dran als wir. Dritte Regel. Junge Leute mit Müsliriegel in der Hand, die schnellen Schrittes über Straßen hechten und möglicherweise noch einen Hefter vor der Nase haben, befinden sich auf direkten Weg zur Uni, denen konnte man lediglich das Studentenfutter aus der Hand reißen. Und die letzte, aber alles entschiedenste Regel. Halt dich von Leuten fern, die den Anschein erwecken, dich mit ihrem bloßen Fingernagel zerquetschen zu können. Würde es zu einem Konflikt kommen, würdest du ohne jeden Zweifel den kürzeren ziehen und dank deiner Blödheit einfahren. Wo wir doch gleich zu meiner größten Angst kommen. Nichts fürchtete ich, abgesehen von Jacobs Tod mehr, als eine Festnahme. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn uns dergleichen passieren würde. Eins würde sicher sein, sie würden uns ohne Rücksicht voneinander trennen. Wir würden einen Entzug über uns ergehen lassen müssen. Jake würde mit großer Wahrscheinlichkeit in den Bau wandern und mich würden sie irgendeiner Einrichtung übergeben. Sicher so einer, die schon einmal bei mir versagt hatte. Fakt wäre, WIR würden uns nie wieder sehen! Man würde mir das bessere Leben vor plädieren und mich lächelnd versuchen in die richtige Richtung zu schubsen. Natürlich würde man annehmen, dass ich meinen Weg gehen würde und dankbar darüber wäre, dass man mich von der Straße in die Welt zurück gebracht hatte. Einmal clean, immer clean würden sie behaupten, weil sie einfach keine Ahnung hatten wie es wirklich um einen Junkie stand. Ich würde ihnen also bei der besten Gelegenheit beweisen, dass sie unrecht hätten. Der Körper konnte entgiftet sein, doch solange der Kopf noch nicht rein war, konnte von clean keine Rede sein. Man wurde Sklave des Heroins und wer war schon mächtig sich seinem Herren zu entreißen? „Mein Gott, Schluss jetzt“, schimpfte ich mich selbst aus, Jake zog verwirrend eine Augenbraue hoch. „Was los?“ „Ich denk schon wieder scheiße, die einfach nicht befriedigend ist. Ich brauch einen Druck und zwar bald“, fluchte ich weiter. „Immer locker Süße, lass uns die Taschen nochmal ordentlich durchsuchen, dann machen wir uns auf den Weg“, faselte er Kopfschüttelnd. Er murmelte dabei sowas wie „übergeschnappt“, ich stieß ihn in die Seite. Lachend schubste er mich beinahe von der Bank. Wild mit den Armen rudernd, sah ich mich schon auf den Boden, hätte er nicht nachgefasst um mich festzuhalten. Ich pustete mir die Haare aus dem Gesicht und funkelte ihn an. Er lachte in sich hinein und zog sich eine Tasche auf den Schoß. „Kippen“, freute er sich und hielt mir eine angefangene Schachtel unter die Nase. Ich schnappte mir die andere. Es war nicht wirklich lohnenswert dort rein zu sehen. Als ich die Dose mit den Pillen entdeckte, beschleichte mich ein klein wenig das schlechte Gewissen. Aber ich war mir sicher, sollten sie lebensnotwendig sein, würde der alten Dame schon geholfen werden. So hoffte ich jedenfalls. „Nichts brauchbares“, schnaufte ich und warf die Tasche in den Mülleimer, der direkt neben der Bank angebracht wurde. „Ein altes Handy“, er hielt es mir unter die Nase. Naja nicht wirklich der Höchstgewinn, aber ein bisschen würden wir auf dem Schwarzmarkt schon dafür bekommen. Vielleicht 20 Dollar, aber mehr brachte das alte Ding nicht. Jake steckte es in seinen Rucksack und entledigte sich ebenfalls der Tasche auf seinem Schoß. „Auf zu Sam“, trällerte ich und stand auf. „Hört hört“, kicherte er. „Was du manchmal für einen Müll von dir gibst!“ Er pikste mir in die Seite und wich gekonnt einem Tritt von mir aus. Nach dieser kleinen Alberei, machten wir uns auf direkten Weg zu unserem Stammdealer. Um diese Zeit traf man ihn immer in der Washington Street. Dort lungerte ein großer Teil der Szene rum. Die paar Stationen fuhren wir mit der Straßenbahn. Wir waren bester Laune und amüsierten uns köstlich über die steifen Spießer, die uns wie den letzten Dreck betrachteten. Hand in Hand liefen wir das letzte Stück. Peter kam uns entgegen und begrüßte uns freundlich mit einem Handschlag. Er war 19 und seit drei Jahren voll auf Eitsch. Seine Mutter eine Cracknutte, sein Vater ein Freier. Er wuchs zwischen all dem Dreck auf. Für ihn gab es nie einen anderen Weg. „Hast du Sam heut schon gesehen?“ „Der steht dort hinten“, antwortete er auf meine Frage im vorbei gehen und zeigte eine Richtung. „Man sieht sich“, winkte ich ihm hinterher. „Hoffen wir mal“, grinste er und verschwand hinter einer Ecke. Wir fanden Sam schnell. Er stand wie üblich an einer Hauswand gelehnt und hatte eine Traube Mädchen um sich versammelt. Das gute an Sam war, er war nicht ein Dealer wie man sich ihn vorstellt. Klar, er war fixiert darauf, sein Stoff los zu werden, aber er würde niemals jemanden etwas andrehen, der keinerlei Erfahrung mit Heroin hat. Er fixte niemanden an, um Kunden zu gewinnen. Eigentlich bemitleidete er uns Fixer für unsere Sucht, er tat diese Dealerscheiße nur, weil er dringend die Kohle braucht. Mir hatte er mal erzählt, dass sein größter Wunsch wäre, nach Japan zu ziehen und Kunstgeschichte zu studieren. Dafür benötigte er allerdings das passende Kleingeld. Wie für jeden anderen Scheiß auf dieser Welt auch. Als er uns entdeckte, scheuchte er die Mädels weg und grinste breit. Es waren noch Schulmädchen, hatte ich den Anschein. Sie ahnten nicht, auf welch einen gefährlichen Grad sie liefen. Sam machte auf sie einen coolen Eindruck. Ein Typ der viel gesehen und viel erlebt hatte, aber trotzdem noch gerade steht. Klar, dass sie die Schattenseiten gern übersahen. Sie hatten keine Ahnung was genau er war und was er tat. Allein seine Anziehungskraft, die sich jeder Dealer wünscht, genügte ihnen um ihn stark zu finden. Dazu hat er noch einen reizenden Charme, den auch ich des Öfteren erleben musste. „Haltet euch von dem Typen fern, Mädels“, schrie ich ihnen hinterher. Sie unterbrachen ihr Gegacker und sahen sich erschrocken zu mir um. Sam runzelte missbilligend die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, ich lachte und sah zu den Weibern. „Ehrlich Mädels, der ist nichts für euch, seht mich an. Glaubt mir, so wollt ihr nicht enden. Haltet euch von Leuten fern, die zu tief im Dreck gegraben haben. Vertraut mir!“, zwinkerte ich ihnen zu. Sie schienen ehrlich erschrocken über mein Erscheinungsbild. Ich seufzte leise, ich muss echt ätzend aussehen! Schnell liefen sie davon, ich konnte ihnen nur wünschen auf meine Worte gehört zu haben. „Ehrlich Bella,…großartig! Ich wollte ihnen nichts anbieten“, maulte er, während ich ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Das weiß ich doch, aber das ist nicht der richtige Ort für sie.“ Er nickte zustimmend. „Heute wieder so sozial unterwegs“, zog er mich auf. „Einer muss sie ja, vor euch Schweinehunde warnen.“ Beide knufften mich in die Seite. Die Jungs schlugen ein, dann änderte sich die Atmosphäre spürbar. „Wie viel?“, kam es sofort von Sam. Jake sah mich fragend an, ich zuckte die Schultern. Es war im Grunde egal, das viele Geld würde früher oder später sowieso in Eitsch umgetauscht werden. Bei uns eher früher, wie später. „Gib uns sieben“, entschied Jake. „7 Gramm? Was habt ihr getan? Einen Kiosk überfallen?“, lachte er und öffnete seine Jacke, um in die Innentaschen greifen zu können. „So in der Art“, murmelte ich während ich meine Bauchtasche öffnete. Ich zähle 280 Dollar ab und reichte es ihm unauffällig. Er zählte kurz nach, eine Dealerangewohnheit! Obwohl wir ihn noch nie beschissen hatten oder den Versuch gewagt hatten, misstraute er aus Prinzip jedem. Wahrscheinlich nicht verkehrt, wenn man bedenkt, zu was die Typen alles im Stande sind, von denen er das Dope hat. Er steckte das Geld in seine Hosentasche und reichte mir die 7 Gramm. Sofort begannen meine Fingerspitzen zu kribbeln. Ich war Schussgeil und das extrem. Natürlich hatte ich noch das halbe in der Tasche, aber so viel in der Hand zu halten, löste einen Drang aus, denn man nicht zurückhalten konnte. Wir hatten jetzt genügend Dope bis morgen Mittag. Wir mussten Sam also erst wieder am nächsten Nachmittag aufsuchen. Mit 7 und ein halbes Gramm in der Tasche, sah die Welt schon wieder viel bunter aus. Ich lächelte glücklich. „Sag mal,…“, ich stoppte kurz. Die beiden sahen mich fragend an. Ich warf Jake einen, `bitte mach jetzt keinen Aufstand Blick zu ´, er nickte widerwillig. „…hast du Koks dabei?“ „Natürlich“, nickte Sam. „Bella“, sagte Jake leise und langezogen. „Komm schon, ein Cocktail heute Abend. Der Tag lief so gut.“ Wir sahen uns lange und intensiv an und ich spürte schnell, dass er diesen Gedanken ebenso verlockend fand, wie ich. Nur das er natürlich sofort wieder daran dachte, wie gefährlich dieser Scheiß war und wie schlimm es für meine Gesundheit wäre. FÜR MEINE versteht sich, nicht für SEINE,… für MEINE! „Ausnahme“, siegte das Verlangen. Ich grinste breit und wandte mich an Sam, der das ganze mindestens genauso beschissen zu finden schien, wie Jacob anfangs. „Es müsste nicht sein“, versuchte er. „Ein Tütchen!“ Ich ging nicht auf seinen Versuch ein. Ich reichte ihm 15 Dollar, die er seufzend nahm. Er holte ein kleines Tütchen, mit weißem Pulver heraus und reichte es mir widerwillig. Wie schon gesagt,… er sorgte sich. „Dann bis morgen“, verabschiedete ich mich winkend. „Passt auf euch auf.“ Sein üblicher Spruch zum Abschied. „Immer“, zwinkerte Jake und schnappte sich meine Hand. Wir liefen nicht weit. In dieser Straße tummelte sich viel von dem Pack, zu dem wir dazu gehörten. „Bella, Jake... hier.“ Suchend sah ich mich um und grinste breit, als ich Sally winken sah. Sie war mir mit am liebsten. Vielleicht weil sie so alt war wie ich oder wir eine ähnliche Vergangenheit teilten? Vielleicht auch, weil wir fast Zeitgleich zu drücken begannen oder aber, sie einen Teil ihrer Menschlichkeit bewahrt hatte!? „Hey Süße“, begrüßte ich sie lächelnd. Sie schlang ihre viel zu dünnen Arme um meinen Hals und drückte mich fest. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Jake allein zu treffen war ein ganz schöner Schock. Was war los?“, fragte sie mich, während sie Jake umarmte. „Weiß nicht, ich bekam nach nem Druck schwer Luft und meine Beine haben gezittert wie verrückt. Hab wohl das Dope nicht so gut vertragen“, zuckte ich die Schultern. „Du hättest es bestens vertragen, wenn du nicht die ganze Menge gedrückt hättest. Das war zu viel, du hattest dir vor 4 Stunden erst einen Schuss gesetzt“, mischte sich die alte Petze ein. Ich verdrehte die Augen. „Dann eben so,… egal“, winkte ich ab. „Warum musstest du übertreiben?“ Ich stöhnte, Sallys einzige schlechte Eigenschaft war, dass sie IMMER alles haargenau erörtern musste. Wenn sie nicht über alles Bescheid wusste, dann fehlte ihr etwas. „Wir hatten viel da gehabt. Ich brauch schon lange mehr, da dachte ich mir,…geb ich mir halt mehr“, zuckte ich erneut die Schultern. „Ja, ein Gramm in nicht mal 4 Stunden, wahnsinnig clevere Entscheidung, wo du sonst ein halbes Gramm für 5 bis 6 Stunden nimmst“, schnaufte Jake. Sally sah amüsiert zwischen uns hin und her. Es war echt ne Mist Idee gewesen, aber egal. Ich hab es ja überlebt. Hätte echt schief gehen können. Jake war pinkeln, da hab ich die Gelegenheit genutzt, er hätte mich sonst nie gelassen. Als er vom pinkeln wieder kam, lag ich bewusstlos mit blauen Lippen auf dem Sofa. Es tat mir schrecklich leid, als ich wieder zu mir kam. Weinend hat er über mir gebeugt gehangen und verzweifelt mein Gesicht gestreichelt. Ich fühlte mich erbärmlich, ihm solchen Kummer bereitet zu haben und nebenbei ging es mir absolut dreckig. Jake wollte mich erst nicht allein lassen, aber irgendwer musste los, um Dope zu besorgen. „Wo hast du eigentlich Maja gelassen?“ Ich sah hinter Sally in den Hausflur. Ein baufälliges Gebäude in dem nur Fixer wohnen. Normalerweise traf man die beiden, also Sally und Maja immer im Hausflur an. Nachts gingen sie zu anderen Fixern mit in die Wohnung, am Tag lungerten sie im Flur, wenn sie nicht unterwegs waren. „Anschaffen“, sagte sie leise. Meine Augen weiteten sich. Maja war 15 und erst seit ein paar Wochen auf `H´. Wir hatten sie gewarnt, aber sie wollte nicht hören. So wie alle! „Ich mach das einmal und dann ist Schluss, hab ich doch vollkommen unter Kontrolle“, hatte sie uns gesagt. So wie es fast alle sagen! Natürlich hatte sie es nicht unter Kontrolle, nach drei Wochen war sie körperlich abhängig. Sie ist nicht die einzige unserer Freunde, die erst nach uns drauf kam. Wir mussten mit ansehen, wie sie ihr Leben genauso zerstörten, wie wir es taten. Es war nicht wirklich einfach. Weil viele von ihnen wirklich eine realistische Chance auf ein normales Leben gehabt hätten. So wie Maja! „Seit wann?“ „2 Tagen“, zuckte Sally die Schultern. Ich schüttelte traurig den Kopf. Ignorierte dabei Jacobs bohrenden Blick. „Ich muss auch bald wieder los“, sagte sie dann. Ich seufzte, alle gingen sie anschaffen. Nur die wenigsten hatten die Geduld es ohne zu versuchen. Schnelles Geld, schnell zum Stoff! Das war alles was sie wollten. Jake ging an uns vorbei in den Hausflur und setzte sich auf die Treppe. Er öffnete seinen Rucksack und holte unser Besteck heraus. Wortlos gingen wir zu ihm. Sally zog die knarrende Holztür hinter sich zu und setzte sich im Schneidersitz vor Jake, ich mich neben ihm. Ich tat das halbe Gramm auf den Löffel. Das Stanniolpapier wickelte ich wieder zusammen und tat es in meine Bauchtasche. Wir schmissen es nie sofort weg. In ganz schlechten Zeiten, konnten wir uns aus dem Staub der haften blieb, einen kleinen Druck zusammenkratzen. Im absoluten Notfall! Ich strich mir einige Male über den Handrücken und setzte die Nadel an. Jake half mir, in dem er meinen Unterarm mit einer Hand umfing und abdrückte. Ich zog an und sofort kam Blut. Doch dann passierte das, was nicht hätte passieren dürfen,… die Nadel verstopfte. „Verfluchte scheiße“, schrie ich aus. Sally bekam davon nix mehr mit, die lehnte schon zugedröhnte seitlich gegen dem Geländer der Treppe. „Halt still“, herrschte mich Jake an, als ich ungeduldig an der Spritze rüttelte. Dabei stieß ich sie mir weiter unter die Haut. Blut lief stark aus der Öffnung. Das wird einen üblen blauen Fleck geben,… so viel war sicher! Er löste vorsichtig mit der anderen Hand meine verkrampften Finger um das Teil, während mir vor Verzweiflung die Tränen kamen. Das war mit Abstand das schlimmste was einem Fixer passieren konnte. Denn wenn das Blut erst einmal in der Spritze gerinnt, dann kann man nix mehr machen. Dann kann man das Dope nur noch wegschmeißen. Schluchzend löste ich seine Hand ab, die meinen Unterarm abdrückte. Ich zitterte am ganzen Körper, als ich meinen Arm umklammerte. Verzweiflung, gepaart mit Wut und Ungeduld beherrschten mich. Wenn du dem, was dein Körper sehnlichst verlangt, so nah bist, aber auf den letzten Metern versagst,… dann drehst du vollkommen ab. Dann plötzlich,… waren diese Gefühle verschwunden. Glückseligkeit setzte sich frei. Jake hatte es geschafft! Stöhnend und keuchend kippte ich gegen ihn. Das letzte was ich noch spürte war, wie er schnell einen Arm um meine Hüfte schlag. Wahrscheinlich wäre ich sonst von der Treppe gerutscht. Cocktail: auch Speedball genannt, dabei wird zu dem Heroin eine andere Droge dazu genommen. Meistens Kokain! ************** Und wie fandet ihr es? Ich bin immer ganz gespannt auf eure Kommentare. Wie hab ich es rüber gebracht? War es gut zu verstehen und plausibel? Hab ich die Gefühle gut beschrieben? Könnt ihr euch vorstellen wie das Leben eines Fixers ist? Was haltet ihr von Bella und Jake? Bringt euch die Geschichte zum Nachdenken? Ja all das frag ich mich nach jedem Kapitelende. Ich hoffe viel von euch zu lesen^^ Bis zum nächsten Kapitel. GGGGLG jennalynn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)