Nachbarschaftshilfe von Gedankenchaotin ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Gedankenverloren blicke ich nun schon seit Stunden aus dem Fenster in meiner kleinen Wohnung, nachdem ich es mir auf meiner übergroßen Fensterbank mehr oder weniger gemütlich gemacht habe. Obwohl es draußen wirklich heiß ist und es das perfekte Wetter wäre, um mit den anderen ins Schwimmbad oder Eis essen zu gehen, hocke ich in eine Wolldecke eingemummelt hier, kann einfach nicht aufhören, an dich zu denken. In wenigen Wochen nähert sich dein Todestag zum zweiten Mal und bislang habe ich es einfach nicht geschafft, jemand anderes – außer meiner Bandkollegen – an mich heranzulassen, habe alle Versuche von diesen, mich zum Ausgehen oder Mitkommen zu überreden, abgewiesen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es so nicht ewig weitergehen kann, dass ich vermutlich gerade regelrecht zum Stubenhocker mutiere, aber kann ich dich doch nicht einfach vergessen, kann nicht einfach jemand anderes in den Teil meines Lebens lassen, den du bislang immer beherrscht hast und es auch noch immer tust. Seufzend fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare und zucke leicht zusammen, als sich mein Telefon bemerkbar macht, weise den Anruf jedoch ab, immerhin weiß ich ganz genau, dass ich nur wieder zum Mitkommen überredet werden soll und darauf habe ich nun wirklich keine Lust. Mit einer einfachen Handbewegung werfe ich das Handy auf die Couch, lehne meinen Kopf erneut gegen den Fensterrahmen und blicke nach unten. Kaum merklich ziehe ich wenig später eine Augenbraue nach oben, als unten vor dem Haus ein Möbelwagen vorfährt, aus welchem wenig später Möbel ins Haus geschleppt werden, habe ich doch absolut nicht mitbekommen, dass hier jemand ausgezogen ist bzw. dass hier wieder jemand einziehen soll. In den nächsten Stunden beobachte ich die Umzugshelfer etwas, ist das doch eine gelungene Abwechslung zu meinen sonst so trüben Gedanken und kann mich sogar ab und an gegen ein leichtes Schmunzeln nicht wehren, wenn etwas nicht so klappt, wie es das vielleicht sollte, erinnert mich das doch sehr an meinen Umzug in diese Wohnung. Erst als bereits die Dämmerung einsetzt, rutsche ich langsam von der Fensterbank und lenke meine Schritte in Richtung Küche, um mir wenigstens eine Kleinigkeit zu essen zu machen. Gerade, als ich mich mit meinem Teller vor dem Fernseher niederlassen will, ertönt meine Türklingeln, welche mich doch etwas zusammen zucken lässt und im ersten Moment bilde ich mir sogar ein, du könntest zu mir zurück kommen, aber das ist einfach nicht mehr möglich. Kurz zögere ich, stelle meinen Teller dann aber dennoch an die Seite, um auf die Tür zuzulaufen, vor welcher mir nach dem Öffnen ein fremder, junger Mann gegenüber steht. „Hallooo..~, entschuldige, die Störung, aber hättest du vielleicht einen Eimer Wasser für mich. Ich bin gerade heute erst hier eingezogen und meine ganzen Anschlüsse funktionieren noch nicht und ich will ein paar meiner Möbel auswaschen, bevor ich meine Sachen reinschmeisse!“, redet er sofort auf mich ein, was mich im ersten Moment nur verwirrt blinzeln lässt, ehe ich ein kurzes „Ähm... sicher.“, von mir gebe und in Richtung Küche verschwinde, um ihm den gewünschten Eimer Wasser zu bringen. „Schick hast du's hier.“, ertönt wenig später die Stimme des Fremden unmittelbar hinter mir, welche mir eine Gänsehaut beschert und welche dazu führt, dass ich mir prompt den Kopf anstoße, nachdem ich meinen Eimer in meinem Wandschrank in der Küche nicht gleich finde. Kurz murre ich auf, ehe ich den Eimer nun doch aus dem Schrank ziehe und ihn mit Wasser fülle. Lediglich mit einem „Danke.“, reiche ich ihm diesen, zwinge mich förmlich zu einem höflichen Lächeln, während ich ihn dabei beobachtete, wie er wieder auf meine Wohnungstür zuläuft. „Ach, ich wohne übrigens direkt da drüben und mein Name ist Hiroki. Wenn du mal Lust auf einen Kaffee hast, klingel einfach.“, fügt er nun erneut hinzu und verschwindet anschließend mit seinem Eimer Wasser, lässt mich völlig verdattert zurück. Seufzend fahre ich mir mit einer Hand durch das Gesicht, schließe meine Tür anschließend und widme mich nun endlich meinem Essen, ehe ich mich nach einem eher langweiligen Abend vor dem Fernseher in mein Bett zurückziehe, mich nicht dagegen wehren kann, doch wieder von dir zu träumen. Eher frustriert erhebe ich mich am nächsten Morgen wieder, nachdem mich das Klingeln meines Weckers Gott sei Dank aus dem Schlaf gerissen hat, stelle mich unter die Dusche und frühstücke nur flüchtig, ehe ich meine Wohnung verlasse, um zu den täglichen Proben zu laufen, auch wenn ich mir jetzt schon denken kann, dass sie mich wieder ausfragen werden, warum ich nicht mitgekommen bin. Eher in Gedanken laufe ich die Treppe runter, übersehe prompt die letzte Stufe und rechne schon damit, unsanft den Fußboden kennenzulernen, als ich mich in zwei starken Armen wieder finde, wobei ein fast schon amüsiertes „Eigentlich war nur von Kaffee trinken die Rede und nicht davon, dass du gleich über mich herfällst.“, von dem Fremden von gestern erklingt, was mich selbst unwillkürlich zum Erröten bringt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)