Kai - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von -Viala- ================================================================================ Kapitel 2: Neue Schule ---------------------- Kai schaute Leo an. Leo schaute Kai an. Letzterer konnte es nicht fassen. Wieso musste er in Russland, in dieser Hölle aufwachsen, wenn es jemanden gab, der ebenfalls mit ihm verwandt war? Er schaute zu ihm hoch, da er um einige viele Zentimeter größer war: Seine schwarzen Haare hingen ihm in Strähnen ins Gesicht und verdeckten zur Hälfte seine rot-braunen Augen. Kai blieb emotionslos und schaute nach einiger Zeit in den Raum. Sein Großvater hatte schon seinen Platz und wie es schien gleich den ganzen Saal verlassen und auch die restlichen Leute gingen nach und nach. Der Dolmetscher verabschiedete sich und nun versuchte Leo ihm irgendetwas zu sagen, doch er verstand nur Bahnhof. „Komm, wir gehen jetzt erst mal zu mir!“ Leo machte eine schnelle Handbewegung, die soviel heißen sollte wie „komm mit“, und Kai verstand. Sie fuhren mit einem Taxi zum Hotel – um Kais Sachen zu holen - und anschließend vor ein großes Haus. Kai war die ganze Zeit über still geblieben und hatte nur auf die Erde geschaut, während Leo vor Aufregung fast platzte. . Der junge Kai schaute sich vorsichtig um. Das Haus glich einer Villa und war riesig. Im Erdgeschoss war noch ein Laden eingebaut. Im Nachhinein stellte sich dieser als den Beyblade Shop von Leo heraus. Leo schaffte es irgendwie Kai sein neues Zimmer zu zeigen und Kai sollte sich erst einmal ausruhen. Damit begann das Leben zu dritt im Hause der Hiwataris. Ja, zu dritt, denn Kai hatte noch eine ältere Schwester. Sie war damals, als er ankam, 14. Ein paar Jahre später „KAI! Kai! Wenn ich wegen dir zu spät komme, dann ist aber was los!“ schrie Kiara durch das ganze Haus. Wieso hatte seine Schwester nur so einen Hass auf ihn? Kai konnte es sich einfach nicht erklären. „Komme ja schon, reg dich ab!“ gab der mittlerweile 16-jährige Junge in einem halbwegs gutem Japanisch von sich. Die letzten fünf Jahre hatte er regelmäßig eine Internationale Schule außerhalb der Stadt besucht und dort Japanisch gelernt. Heute war sein erster Schultag in einer normalen Schule. Diese lag viel näher und Leo, der mittlerweile schon 27 war, musste ihn nicht jeden Morgen mit dem Auto fahren. Nur heute sollte Kai gebracht werden, da sein älterer Bruder sowieso Kiara, seine Schwester, zum Bahnhof bringen musste. Dort holten sie eine Freundin von Kiara ab, die für 2 Wochen aufgrund eines kurzzeitigen Praktikums bei ihnen wohnen würde. So war es zumindest geplant. Kiara selbst hatte gerade noch Semesterferien und war demnach sehr froh, ein wenig weibliche Unterstützung im Hause zu wissen. Doch jetzt befürchtete sie, aufgrund von Kai zu spät zu kommen. Kai schritt langsam die Treppe hinunter. Seine Augen waren kühl zur Erde gerichtet und er ging mit Absicht in einem Schneckentempo. Kiara wusste, dass er innerhalb von einer Sekunde unten sein konnte. „Jetzt beeil dich!“ „Wieso sollte ich? Ich muss ja wohl nicht so früh schon am Bahnhof sein, oder?“ „Du Arschloch!!“ Kiara wollte Kai an die Gurgel springen, doch dieser hielt beider Arme von ihr mit seiner Hand fest und lächelte sie nur höhnisch an. Kai hatte in den letzten paar Jahren nicht nur enorm an Muskeln zugenommen, was ihn um einiges stärker machte als seine Schwester, sondern war nun auch um einiges größer als sie. „HÖRT AUF ZU STREITEN UND KOMMT!“ schrie Leo geladen vor Wut. Daraufhin kamen beide im Eillauf angedackelt. 10 Minuten später stand Kai vor seiner neuen Schule. Klein aber fein könnte man sagen. Leo und Co. waren schon längst zum Bahnhof gefahren und er durfte sich allein auf die Suche nach dem Sekretariat machen. Aber stören tat es ihn nicht. Wieso auch? Wäre ja schließlich schlimmer, wenn er hier mit Kleinfamilie-Hiwatari ankommen würde. Grässlich!!! Also lief er fest entschlossen den Schildern nach. Er fand das stinkende Räumchen, wo eine etwas ältere Frau drinnen saß, die ihn erst einmal musterte und nach einer etwas längeren Diskussion, die zu lang wäre um sie hier aufzulisten, zum Klassenraum brachte. Dort war die Hölle los, als er ankam. Überall wurde mit Sachen rumgeschmissen. Kai schlich in den hintersten Winkel und setzte sich auf einen freien Platz. Erst jetzt wurden ein paar Leute auf ihn aufmerksam, während er selbst den Tisch musterte. Bereits in seiner alten Schule hatte er keine Freundschaften geschlossen. Kai war sich sicher, dass sich das hier nicht groß ändern würde. Er konnte mit anderen Jugendlichen seines Alters einfach nichts anfangen. Ein paar Mädchen versammelten sich um seinen Tisch und kicherten. Ein blondhaariges Mädchen raffte sich endlich auf und stellte sich als Erste vor. „Hi! Ich bin Fiby! Und das sind meine Freundinnen. Bist du neu hier in der Klasse? Wenn ja, dann herzlich willkommen! Wie heißt du?“ „Kai!“ seine Stimme war kalt und abweisend. Er schaute sie herablassend an und da er keine Anstalten machte weitere Fragen zu beantworten gingen die Mädchen beleidigt weg. Er hörte eine noch flüstern „… dabei sieht der so gut aus. Hat aber einen miesen Charakter“. Darüber musste er ein wenig fies grinsen. Nach zehn Minuten kam der Lehrer. Er schaute sich im Raum um und als er Kai entdeckte, bat er ihn sich vorzustellen. Nun hatte auch der dümmste im Raum bemerkt, dass es einen Neuen gab. „Mein Name ist Kai Alexander Hiwatari und ich bin 16 Jahre alt!“ Kai wollte sich schon wieder setzen, da kam der aufdringliche Lehrer auf die Idee ihm noch ein paar Fragen zu stellen. „Du hast einen leichten Akzent! Was ist das für einer? Russisch?“ „Ja!“ „Bist du gebürtiger Russe oder hast du einfach mal in Russland gewohnt, oder hast du einfach russische Eltern?“ „Ja, ich habe in Russland gewohnt, ja, meine Eltern waren Russen! Sonst noch was? Ich würde mich gerne wieder setzen!“ Kai ging diese Fragerei zu weit. Er wartete die Antwort gar nicht ab und setzte sich grummelnd hin. Da begann der Unterricht und Kai konzentrierte sich auf Mathe! In der Pause setzte sich Kai unter einen Baum und las ein Magazin über Beyblades, das er sich aus dem Laden seines großen Bruders genommen hatte. Er war so darin vertieft, dass er nicht merkte, wie sich ein Junge näherte. Dieser war ein Berg von einem Jungendlichen und schaute interessiert auf das Magazin, das in Kais Händen lag. „He, du, kann ich mal sehen?“ fragte er schon fast in einem befehlenden Tonfall. Kai ließ sich das nicht gefallen und sagte, wie er es gewohnt war, „Nein!“ „Du weißt wohl nicht, mit wem du es hier zu tun hast! Gib mir jetzt das Teil!“ der große Junge zog Kai am Kragen hoch. Er war um eineinhalb Köpfe größer und um einiges fülliger als der Russe. Daneben sah Kai regelrecht schwach aus. „Das ist meins und wenn du eins haben willst, dann kauf es dir!“ Kai war wütend, was fiel diesem Typen ein. Mittlerweile hatte sich eine Traube an neugierigen Schülern um die beiden versammelt. Kai konnte auch Leute aus seiner neuen Klasse entdecken. So schnell wie die Faust auf sein Gesicht zuraste war Kai gar nicht dazu in der Lage zu reagieren. Schon hatte er eine verpasst bekommen und flog zwei Meter weiter, bis er unsanft zu Boden ging. Ein paar Aufschreie von den Schaulustigen waren zu vernehmen. Doch jetzt war Kai wütend. Er stand auf und klopfte sich den Dreck von seinen Anziehsachen. Mit Ärgernis musste er ein Loch in der Hose bemerken. „Na Kleiner! Willst du jetzt zu deiner Mama rennen?“ diese Aussage machte Kai noch wütender! „Du suchst wohl Streit! Den kannst du haben!“ Kai ging auf den Streitlustigen zu und boxte ihm einmal gekonnt ihn den Bauch, dann nahm er den Arm und drehte diesen mit einem gekonnten Handgriff auf den Rücken. Es machte einmal „knack“ und das Schultergelenk war gebrochen. Kai selbst war kurze Zeit darüber geschockt, denn eine solche Verletzung wollte er dem Größeren trotz seiner schwer zu bändigen Wut eigentlich nicht zufügen. Doch den Schock ließ er sich nicht anmerken, denn er hatte seine Gedanken und Gefühle schon immer gut unter Kontrolle gehabt. Nur die Wutausbrüche ließen sich oftmals nicht verhindern. „Da hast du deinen Streit!“ wutentbrannt lies Kai den Jungen los und bahnte sich einen Durchgang durch die Menge um sich woanders nieder zu lassen. Als er saß faste er sich vorsichtig mit der Hand an die Wange, wo der Junge ihn geschlagen hatte. Sie war schon dickrot angelaufen und Kai wusste, dass das noch ein schönes Feilchen geben würde. 15 Minuten später klingelte es, ohne das jemand Kai noch mal gestört hätte. Er machte sich auf den Weg zum Klassenraum. Bevor er diesen jedoch erreichen konnte, wurde er von einer Lehrerin aufgehalten. „Junger Mann, kommen sie mal bitte her!“ Kai ging zu der Frau hin. Sie drängte ihn in einen Raum, in dem nichts stand außer alten Stühlen und einer schiefen Tafel. Nun gab es eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Die Frau machte Kai Vorwürfe, was ihm den Einfalle einem Jungen den Arm mitten auf dem Schulhof zu brechen. Sie sei schockiert über eine solche offensichtliche Brutalität. Kai konnte so oft er wollte sagen, dass der Größere mit der Gewalt sogar angefangen hatte, die Lehrerin wurde nur noch lauter mit ihrem Geschimpfe. Alles lief daraufhin, dass Kai zum Direktor geschickt wurde und dieser Leo benachrichtigte. Kais großer Bruder holte diesen wütend von der Schule ab. Da der andere Junge für seine Aggressivität und Schikanieren der Mitschüler bekannt war, bekam Kai lediglich eine dicke Verwarnung und er hatte für den Rest des Tages nicht mehr zur Schule zu kommen. Auch Leo konnte Kai so oft er wollte schildern was passiert war, der Ältere blieb wütend. „DU GEHST JETZT SOFORT AUF DEIN ZIMMER UND LÄSST DICH DEN REST DES TAGES NICHT MEHR BLICKEN! DENK GAR NICHT DARÜBER NACH MIR HEUTE NOCHMAL UNTER DIE AUGEN ZU KOMMEN!! HABE ICH ES HIER EIGENTLICH NUR MIT IDIOTEN ZU TUN?“, keifte er Kai an. Dessen Wunden hatte er noch nicht mal bemerkt. Also humpelte Kai nach oben in sein Zimmer, nicht ohne vorher einen Verbandskasten aus dem Badezimmer geholt zu haben. Leise verband sich Kai sein stark blutendes Knie. Er verzog keine Miene dabei, obwohl es total wehtat. Danach ging er zu seinem Computer und ging ins Internet. Wenn er mies drauf war ging er in einen internationalen Chatroom und unterhielt sich dort mit allerlei Leuten. Dort konnte er mal ganz anders sein. Hier konnte er aus seiner Realität entfliehen. Bis zum späten Abend surfte er ohne Unterbrechung. Leo schien wirklich sauer zu sein, sonst wäre er schon längst in Kais Zimmer gekommen und hätte mit ihm geredet. Es war nicht das erste Mal, dass es zu Reibungen zwischen den beiden Brüdern kam, schließlich war Kai seit seinem Einzug nicht gerade ein einfacher Mitbewohner gewesen. Dennoch zeigte Leo in der Regel Verständnis und so folgte einer Standpauke im Normalfall eine etwas ruhigere Moralpredigt, in der Leo versuchte die Wogen zu glätten. Diesmal nicht. Da Kai müde war und seine Wange immer noch schmerzte, legte er sich in sein Bett zum schlafen. Keine Minute später war er eingenickt. - Zur gleichen Zeit in der Küche - Leo hatte Kiara und ihrer Freundinn Nina erzählt, was in der Schule vorgefallen war. „Der ist echt bekloppt. Anstatt sich Freunde zu machen, stiftet er nur Ärger an. Das hat er auch schon auf der alten Schule gemacht, aber jemanden den Arm brechen, nur weil dieser mal das Heft sehen wollte, echt! Der hat eine Schraube locker. Kaum zu glauben dass er mein Bruder ist!“ Kiara konnte es immer noch nicht glauben. „Kai war, ist und bleibt mir ein Rätsel.“ Schlussfolgerte Leo, „aber vergiss nicht, er ist immer noch dein Bruder! Du musst ihn nicht immer wie den letzten Abschaum behandeln. „Tu ich das?“ „Ja! Meinst du nicht, er hat in der Abtei damals nicht schon genug gelitten?“ „Jetzt fang nicht schon wieder damit an! Das sind doch alte Kamellen!“ Kiara hatte es satt, dass Leo Kai stets in Schutz nahm. Egal was der Jüngere anstellte, Leo schob dies immer auf Kais Kindheit in Russland. Kiara konnte diese Entschuldigung aus Leos Mund einfach nicht mehr hören. Kai war schließlich schon lang genug in Japan. Kiara war der Meinung, dass er sich so langsam an dieses Leben gewöhnt haben und sich demzufolge den sozialen Konventionen wenigstens ein bisschen beugen sollte. Aber das tat er nicht. „Mmh, wäre ich mir nicht so sicher! Aber egal, ich bring ihm mal etwas zu Essen hoch, sonst verhungert er noch. Er muss morgen wieder zur Schule! Eine Chance hat er noch bekommen.“ Leo seufzte und ging mit einem Tablett nach oben. Was er da sah, wunderte ihn. Kai schlief! Dabei war er sonst immer so nachtaktiv und meistens länger wach als er selbst. Er dachte sich nichts weiter dabei, stellte das Tablett auf den Schreibtisch und mit einem letzten Blick auf seinen kleinen Bruder – der im Schlaf so friedlich aussehen konnte - verließ er den Raum! ----------- to be continued soon ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)