Paper Heart von Naoki_Ichigo (Das aus Worten kreierte Herz) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: "'Cosplay dich selbst!" --------------------------------------------- Nachdem Malik das Haus verlassen hatte, um sich auf den Weg zum Arzt zu machen, stieg auch Bakura aus dem Bett. Er war schon lange vor dem Wecker wach gewesen und seinen Gedanken nach gegangen. Lediglich der Lärm, den die beiden Erwachsenen und später auch der Wecker verursacht hatten, hatte ihn kurzzeitig gestört. Jetzt, da er alleine im Haus war, würde er sich erst einmal in Ruhe fertig machen und dann einen gründlichen Rundgang durch sämtliche Räume unternehmen, am Vortag hatte er immer nur einen kurzen, prüfenden Blick in die Zimmer geworfen. Anschließend wollte er sich die Stadt ansehen. Zwar würde er heute wieder in seine Welt zurückkehren, aber ein Stadtbummel konnte nicht schaden, vor allem wenn man sonst nichts zu tun hatte. Wann Malik wohl wieder vom Arzt zurück kam? Hoffentlich nicht zu spät. Im Gegensatz zu dem Schüler hatte er nämlich wichtige Geschäfte zu erledigen, die man nun wirklich nicht verschieben konnte. Gähnend verschwand Bakura ins Bad, um sich für den Tag herzurichten. Zuerst stelle er sich vor den großen runden Spiegel und betrachtete sich, nur um festzustellen, dass er sich kein bisschen über Nacht verändert hatte. Seine Haut war immer noch leichenblass, seine Augen waren auch weiterhin braun und sein weißes Haar war genauso lang und weich wie am Vortag. Etwas anderes hatte er eigentlich auch nicht erwartet. Wieso sah er dann überhaupt noch in den Spiegel? Müde streckte Bakura sich einmal ausgiebig, in der Hoffnung dadurch nicht mehr ganz so verschlafen zu sein. Einen Erfolg erzielte er zwar nicht wirklich, aber er fühlte sich nicht mehr so verspannt. Immerhin etwas. Aufmerksam ließ der weißhaarige Mörder seinen Blick durch das Badezimmer gleiten. Es war keineswegs so, dass er irgendetwas besonders erwartet hätte, doch seine Neugierde trieb ihn einfach dazu sich umzusehen. Lediglich die Zahnbürste, welche noch in ihrer Verpackung auf dem Waschbeckenrand lag, erregte seine Aufmerksamkeit. Sorgte sich dieser Malik etwa um seine Zahngesundheit? Amüsant. Daheim war er es immer, der sich um alles sorgte. Sein Kumpel Marik achtete eher weniger auf solche Kleinigkeiten. Solang es ihn nicht wesentlich beeinträchtigte interessierte es ihn auch nicht. Wie der Kerl nur die ganzen Jahre ohne ihn überleben konnte? Mit einem Lächeln auf den Lippen griff Bakura nach der Zahnbürste und packte sie aus. Vielleicht war der Blondschopf wirklich nicht sein Feind? Sicher konnte man sich diesbezüglich zwar nie sein, aber hoffen durfte man doch noch, oder? Während er sich die Zähne putze, überlegte er, ob er seine eigenen Sachen wieder anziehen sollte oder ob er sich nochmals an Maliks Kleidung bedienen sollte. Der "Kleine" hatte ja genug. Ob es auch Unterwäsche gab, die noch nicht benutzt worden war? Er war es zwar gewohnt mehrere Tage hintereinander in den selben Sachen herum zu rennen, da es in seinem "Beruf" unvermeidlich war, aber die Unterwäsche von Fremden zu tragen war etwas vollkommen anderes. Mit einem Mal fiel Bakura wieder ein, dass er sich gestern zwar Kleidung geholt, sie aber nicht angezogen hatte. Folglich mussten die Sachen noch dort liegen, wo er sie am vorherigen Tag abgelegt hatte. Wie konnte er das nur vergessen? Man könnte meinen, dass es einem Menschen mit halbwegs gesundem Menschenverstand gelang, zu bemerken, dass er lediglich mit einem Handtuch, welches mehr schlecht als recht um die Hüfte baumelte, bekleidet war. Scheinbar war Bakuras gesunder Menschenverstand vollkommen abhanden gekommen. Auch gut. Mit einem reichlich genervten Gesichtsausdruck beendete er das Zähneputzen und suchte nach den Sachen, die er am Vortag hergerichtet hatte. Er musste ein paar andere Kleidungsstücke zur Seite legen - Malik hatte wohl nicht gesehen, dass er seinen Schlafanzug auf Bakuras Kleidung geworfen hatte -, um an seine zu kommen, aber als es vollbracht war, schlüpfte er schnell in die Wäsche und betrachtete sich im Spiegel. Kritisch musterte er sich selbst. Er sah gut aus, verdammt gut sogar - Einbildung war doch die schönste Bildung, trotzdem mochte er das, was er sah, nicht wirklich. Es war schon eine Weile her, als er das letzte Mal in schlabber Hose und Co. unterwegs gewesen ist. Aber naja, es blieb ihm jetzt nichts anderes übrig. Klar, er könnte abermals den Schrank des anderen durchwühlen, auch wenn er bezweifelte dort etwas Besseres zu finden. Malik war größer als er, folglich würde alles schlaff an ihm herunter hängen - außer er fand was, dass dem Blondschopf zu klein war. War diese Hose dem anderen eigentlich schon zu klein oder gehörte die so? Oder lag es wirklich an diesen paar Zentimetern, die der andere größer war? Kopfschüttelnd griff der Weißhaarige nach einer blauen Bürste, um seine wild abstehenden Haare zu bändigen. Da Bakura ja am heutigen Tag noch etwas vor hatte, hielt er sich nicht weiter mit belanglosem auf und schritt, nachdem er im Bad fertig war, zum ersten Tagespunkt über: Dem Erkunden des Hauses. Auch wenn er der Überzeugung war, nichts Interessantes beziehungsweise Ungewöhnliches vorzufinden. Zuerst war der Schreibtisch des Jungen dran, der bis auf einen Haufen Blöcke, Motorradzeitschriften sowie einen Laptop nichts Nennenswertes vorzuweisen hatte. Als nächstes ging er zum Raum eigenen "Wohnzimmer" über, dass genauso uninteressant war: Viele Spiele und Zeitschriften, aber mehr auch nicht. Die Schränke waren genauso langweilig. Lediglich eine kleine Bock, die er im Nachtkästchen versteckt gewesen war, regte seine Neugierde. Er öffnete es nicht. Wieso, wusste er selbst nicht so genau. Da war einfach so ein Gefühl, dass ihn davon abhielt. Über sich selbst den Kopfschüttelnd begab er sich zum nächsten Raum - hier würde er nichts finden, außer den gewöhnlichen Kram, den man als Jugendlicher halt so hatte. Im Schlafzimmer der beiden Erwachsenen konnte er auch nichts Ungewöhnliches feststellen. Dafür waren die Arbeitszimmer der zwei umso interessanter. Die vertraulichen Unterlagen eines Anwaltes zu durchwühlen, war wundervoll. Wissen war Macht! Auch wenn dieses Wissen ihm wohl nicht allzu viel bringen würde. Nebenbei fand er auch den Namen des Mannes heraus. Seine Neugierde war erst nach einer guten Stunde befriedigt und so zog er ins andere Arbeitszimmer, welches aber leider nur halb so interessant war. Auch hier konnte er einen Namen heraus finden. Die Frau hieß Isis und arbeitete für das Museum der Stadt. Ihre Unterlagen waren nicht wirklich ansprechend. Meistens nur irgendwelche organisatorischen Sachen. Als nächstes würde er sich die Küche, dann das Wohnzimmer und schlussendlich noch den Keller zu Gemüte führen. Die anderen Räume, wie Abstellkammer oder Gästezimmer, beinhalteten aus Erfahrung meist nichts Erwähnenswertes. Die Küche war, wie jede Küche, mit Messern, Gabeln, Löffeln, Töpfen und den ganzen anderen Kram ausgestattet. Wieso er sich dennoch dort um sah? Reine Neugierde. Im Kühlschrank waren überwiegend irgendwelche gesunden Sachen. Wie konnte man nur ohne Fleisch beziehungsweise mit so wenig Fleisch - er hatte welches zwischen der Butter und dem fast abgelaufenen Tofu entdeckt, auskommen? Klar, dass Zeug war teuer, aber arm sahen die drei Bewohner nun echt nicht aus. Vor allem da Mahad als Anwalt wohl nicht gerade wenig verdiente und dieses Isis bekam sicherlich auch keinen Hungerlohn. Im Wohnzimmer fand er einen Stadtplan, den er auch gleich einsteckte - sicher war sicher. Ansonsten gab es nichts, was für ihn von nutzen hätte sein können. Also auf in den Keller! Dort war es, wie hätte es auch anderes sein können, kalt und zugemüllt mit allem Möglichen. Wieso konnte man Dinge, die man nicht mehr brauchte, nicht einfach weg werfen? Sein Kumpel Marik und er konnten sich so viel Gerümpel gar nicht leisten, was nicht bedeutete, dass es übersichtlich oder gar ordentlich bei ihnen Zuhause aussah. Aber zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass sie kaum Zeit hatten aufzuräumen. Sie waren immer nur kurz daheim, ein Auftrag jagte den nächsten. Gedankenverloren begab sich Bakura wieder ins Erdgeschoss und holte ein Mal tief Luft. Hier gab es nicht bedeutsames für ihn, daher würde sich nun als nächstes die Stadt ansehen. Zwar wollte er noch heute wieder in seine Welt, aber er musste auch drauf gefasst sein, dass dies nicht möglich war. Da er seine Straßenschuhe in Maliks Zimmer stehen gelassen hatte, musste er noch mal ins obere Stockwerk und sie holen. Angezogen wurden sie erst an der Tür - er war hier immerhin nur Gast! * Als der Weißhaarige ins Freie trat, stellte er fest, dass es unerwartet angenehm warm war. Eigentlich hatte er erwartet, dass er leicht frieren würde, da die Sonne sich geschickt hinter ein paar Wolken vor der Menschheit versteckte. Ein kurzer Blick nach links und einer nach rechts. Für welche Richtung sollte er sich entscheiden? Immer diese Wahlmöglichkeiten. Er entschied sich für links. Mehr als falsch konnte es nicht sein. Die Häuser waren alle irgendwie gleich. Die Wände waren so weiß, als hätte man sie gerade frisch gestrichen, und die Gärten gepflegt. Bakura vermutete, dass hier die Mittelschicht der Bevölkerung lebte. Reiche Leute würden in viel prachtvolleren Häusern wohnen und arme Leute konnten sich das hier sicherlich nicht leisten. Mit den Jahren hatte er ein Auge für sowas bekommen, wobei das keine große Kunst war. Jeder Laie konnte ungefähr bestimmen, wie wohlhabend jemand war, wenn er dessen Besitz sah. Waren zurzeit eigentlich Ferien? Malik ging bestimmt noch zur Schule. Zwar hatte der Weißhaarige beim Durchsuchen des Schreibtisches auch eine Notiz entdeckt, auf der was von einem Zahnarzttermin stand, aber soweit er sich seine eigene Schulzeit erinnern konnte, sollten diese doch erst nach der Schule stattfinden. Bildung war nämlich das A und O in der heutigen Welt. Nun gut, vielleicht liefen die Dinge hier auch einfach anderes. Er sollte sich keine Gedanken über derartig unnötige Sachverhalte machen. Es war Maliks Welt, Maliks Leben. Alles hier ging ihn nichts an. Er gehörte nicht an diesen Ort. An einer roten Ampel blieb er stehen, sah sich um. Autos, Menschen, Geschäfte und Werbereklamen alles was man in einer Stadt halt so vor fand. Es wurde grün. Er setzte seinen Weg fort. An der nächsten Straßenkreuzung konnte er eine U-Bahnstation ausfindig machen. Ohne große nachzudenken steuerte er auf sie zu. Dort würde er sicherlich Informationen über das Verkehrsnetzt der Stadt finden. So was konnte unheimlich nützlich sein. Nebenbei fiel ihm auf, dass er sich Japan befand. Die Schriftzeichen kamen ihn alle so bekannt vor. Bevor er seine Familie verlassen hatte, hatte er ebenfalls in Japan gelebt. Seine Heimatstadt war dieser ähnlich. Aber das war seiner Meinung nach nicht ungewöhnlich, immerhin sahen Städte doch fast immer gleich aus. Wie es wohl in einer alten Heimat jetzt aussah? Ob sein Elternhaus wieder aufgebaut worden war? Bestimmt. Wie es seinem kleinen Bruder wohl ging? Ab und zu schrieb er dem Kleinen eine Karte, doch er gab nie eine Adresse an. Das wäre fatal! Bei Gelegenheit würde er seinen Engel mal besuchen kommen. Aufmerksam besah er sich die Fahrpläne und versuchte sie sogar auswendig zu lernen, auch wenn es eigentlich unnötig war. Er wäre bald wieder daheim. Da es ihm irgendwann zu blöd war dumm rumzustehen und Fahrpläne auswendig zu lernen, nahm er sich einen mit und begab sich auf die Suche nach einem geeigneteren Ort. Es gab hier doch sicherlich irgendwo einen kleinen Park. Natürlich könnte er jetzt auch mal den Stadtplan zu Rate ziehen, doch irgendwas hielt ihn davon ab. Bis jetzt hatte er auch immer ohne überlebt. Wieso hatte er ihn dann überhaupt eingepackt? Was um alles in der Welt war nur los mit ihm? Er kam sich bescheuert vor. Sein Verhalten war ihm selbst vollkommen fremd. Wenn er aber das Ganze mal genauer betrachtete, war es doch auch irgendwie normal. Normalerweise informierte er sich vor einem Ortwechsel über die neue Umgebung und brauchte daher keine Hilfsmittel. In diesem Fall war aber alles anderes. Die Stadt, dessen Namen er noch nicht erfahren hatte, besaß einen relativ großen Park. Es gab einen großen Brunnen, viele Bänke und natürlich Grünflächen auf denen Bäume, Blumen und Büsche wuchsen. Der Weißhaarige suchte sich ein Plätzchen, das wenigstens ein paar der kaum vorhandenen Sonnenstrahlen erwischte. Welcher Tag war heute eigentlich? Zu erst nach er sich den Stadtplan zur Hand, auf dem er dann anfing wichtige Orte zu markieren. Einen Stift hatte er sich unterwegs geklaut, er wusste nicht einmal mehr genau von wem und wo. Unglaublich, er war so gut im Stehlen, dass er es selbst schon gar nicht mehr bemerkte. Oder war das eher bedenklich? Nachdem er sich Polizeistationen, davon gab es hier seltsamerweise gleich drei, das Krankenhaus, die Schulen, wieso sie wichtig waren konnte er selbst nicht sagen, Bahnstationen sowie das Museum in dem Maliks Schwester Isis arbeitete gekennzeichnet hatte, kramte er die Fahrpläne hervor. Auf der einen Seite waren die Strecken zu sehen, während auf der anderen die Abfahrtszeiten vom Hauptplatz, der sich gleich neben der Polizeistation im westlichen Teil der Stadt befand - führer gehörte wohl noch etwas mehr zu dem kleinen Örtchen hier -, aus zu erkennen waren. Beides wurde gründlichste studiert. Es war nicht gerade selten, dass einen die Flucht mit der Bahn half. Oft hatte er seine Verfolger so erfolgreich abhängen können. Man musste sich einfach nur auskennen und schon war alles viel einfacher. Eine Kirchtrumglocke läutete. Es war Mittag. Gemächlich erhob sich Bakura und machte sich auf den Rückweg. Ob Malik bereits wieder Zuhause war? Ob er auf ihn wartete? Warum sollte der Blonde? Wieder ging er an dem alten Buchladen vorbei, in dessen Schaufenster lediglich alte Fassungen von Bestsellern ausgestellt waren, deren Namen keiner mehr kannte. Das kleine Elektrogeschäft hatte, wie so viele andere, Fernseher aufgestellt, in allen lief der gleiche Schwachsinn. Dieses Mal war es eine Zeichentrickserie. Eigentlich schenkte er sowas schon lange keine Beachtung mehr, schließlich war sowas ja nur für Kinder - redete er sich zumindest gerne ein. Dieses Mal aber war alles anderes. Er hatte seinen Blick nur für eine Millisekunde auf die Bildschirme gelenkt - wirklich nur eine Millisekunde - und konnte ihn nicht mehr abwenden. Hatte er sich gerade selbst gesehen? Also er meinte jetzt im Fernseher, nicht im Schaufensterglass. Zögerlich trat er näher an das Geschäft heran. Zwei Kinder, die begeistert zu sahen, wie ein weißhaariger junger Mann durch dunkle Gassen rannte, sahen zu ihm auf. Erstarrten. Schwiegen. Malik hatte ihm erzählt, dass er aus einem Buch namens "Kirâ" herausgelesen worden war. Folglich war er nicht echt - zumindest nicht in dieser Welt. Der Bakura, der in der Serie, die ganz zufälligerweise ebenfalls "Kirâ" hieß, herum hüpfte, war also irgendwie er und irgendwie auch nicht. Sie hatten das selbe Aussehen, wahrscheinlich auch die selbe Stimme und den selben Charakter. Fast schon unheimlich, nicht wahr? Jemand sprach ihn von der Seite an. Genervt wandte er sich zu dieser Person. Der Weißhaarige konnte es nicht leiden, wenn man ihn einfach von der Seite ansprach. Anmerken ließ er sich dies nicht. Schnell hatte er gelernt, dass man besser dran war, wenn man seine wahren Gefühle für sich behielt und sie nur denen zeigte, die wussten, wie man mit ihnen umging. So jemanden fand man nicht oft. Nach einer Weile hatte er Marik gefunden, auch wenn jener nicht gerade vertrauenswürdig erschien. Das Äußere konnte einen ganz schön auf Glatteis führen. Das war jetzt aber unwichtig, immerhin hatte es sich gerade ein brünettes Mädchen erdreistet, ihn einfach mal so mit einem "hey" anzuquatschen. Diese Jugend von heute! "Was?", schnauzte er sie unfreundlich ja. "Warum so unfreundlich? Ich wollte dich nur fragen, wie du es fertig gebracht hast so ein authentisches Cosplay zu fertigen." Wie bitte? Ohne seine hervorragende Selbstbeherrschung wären Bakura wohl sämtliche Gesichtszüge entglitten, aber dies war ja zum Glück nicht der Fall. Nun aber zurück zu dieser "Cosplay" Sache. Was um alles in der Welt war das denn bitte? Und was hatte er damit zu tun? Krampfhaft versuchte er sich dran zu erinnern, ob er dieses Wort während seiner Zeit in Japan schon einmal zu hören bekommen hatte. Sicherlich könnte er jetzt einfach nachfragen, doch so etwas tat ein Eizô Bakura nicht! So weit würde er es nicht kommen lassen! "Ich cosplaye nicht." Mehr als falsch konnte diese Antwort nicht sein. "Natürlich, und ich bin die Kaiserin von China. Du willst mir jetzt nicht ernsthaft weiß machen, dass du von Natur aus, wie Bakura aussiehst. Lächerlich. Und seinen Charakter sowie seine Stimme hattest du sicherlich auch schon von Anfang an, oder was?" Wie war das vorhin noch gleich mit dem "warum so unfreundlich"? "Hör mal zu Fräulein, ich habe wirklich besseres zu tun, als mich mit einem Kind, wie dir, abzugeben, als sei so gut und lass mich einfach in Ruhe." Er würde Malik später fragen, was "Cosplay" bedeutete. Der musste das doch wissen, immerhin lebte er in der Zeit, in dieser Welt. Ohne auf die Rufe des Mädchens, dessen Name er nicht einmal erfragt hatte, zu achten, setzte er seinen Weg fort. Nur weg von hier! Ganz schnell weg! Wer wusste schon, wie viele Verrückte es in dieser Stadt noch gab, die meinten, ihn dumm von der Seite an zu quasseln. Ein kalter Regentropfen fiel ihm auf die Stirn. Na toll, jetzt auch noch das. Und wie üblich hatte er keinen Regenschirm dabei. Leise vor sich hin fluchend stapfte er weiter. Wehe Malik las ihn heute nicht zurück! Er wollte wieder Normalität in seinem Leben - sofern seines denn je derartiges besessen hatte - und Ruhe. Ruhe konnte er nur finden, wenn er alles planen konnte und hier konnte nichts planen. Gar nichts. Es gab keinen Auftrag, der Ort war ihm immer noch fremd, sein Aufenthalt hier war falsch! * Kirâ Fröhlich hüpfte der kleine Junge von einer Pfütze in die andere. Das Wasser spritze zur Seite. Eine ältere Dame beschwerte sich über dieses Verhalten, aber sie wurde ignoriert. Der Weißhaarige empfand das Verhalten seines kleinen Bruders nicht als falsch. So waren Kinder nun einmal und außerdem wurde ja auch niemand von den Wassertropfen getroffen. Erst als die Straßen belebter wurden, nahm er Kyô an die Hand und bat ihn, von jetzt brav an seiner Seite zu gehen. Der Kleine gehorchte. Mariku hatte sie gebeten oder besser hatte Bakura befohlen ein paar Einkäufe zu erledigen. Wieso der Blondschopf dies nicht selbst tun konnte, wusste er nicht und er wollte es eigentlich auch gar nicht so genau wissen. Der Kerl war ihm definitiv nicht geheuer. Welcher normale Mensch hatte hunderte von Schusswaffen - eine kleine Übertreibung an dieser Stelle - bei sie Zuhause rumliegen? Mittlerweile war Mariku schon so weit, dass seine kleine Sammlung in einer der Truhe lagerte, damit Kyô sich nicht ausversehen verletzen konnte, dennoch war dem Weißhaarigen die gesamte Situation nicht geheuer. Er musste schnell eine andere Wohnung finden, dafür brauchte er aber erst einmal einen Job und den fand man als Fremder nicht gerade schnell, vor allem wenn man die neue Sprache nicht allzu gut beherrschte. Das aus seiner Sicht Wichtigste konnte er sprechen und auch schreiben, trotzdem musste er noch sehr viel lernen, um auf lange Zeit gesehen zu überleben. "Du, Baku", sprach ihn Kyô an und zupfte dabei am Ärmel der schwarzen Jacke. "Was denn?" "Wo gehen wir eigentlich hin?" "Einkaufen. Mariku braucht ein paar Dinge und hat uns gebeten, sie für ihn zu holen. Schon wieder vergessen?" Der schwarzhaarige Junge war ganz begeistert gewesen, als sein großer Bruder ihm gesagt hatte, dass sie einen kleinen Einkaufbummel machen würden. Freudig hatte er sich hergerichtet - das konnte er schon ganz alleine - und hatte dann seinen Bruder so lange genervt, bis dieser auch endlich fertig war. Alte Leute waren einfach viel zu langsam für diese Welt. "Wir sind gleich da, Kyô, versprochen." "Wirklich?" "Wirklich." Der Braunäugige konnte sich nicht erklären, wieso seinem Kleinen das Einkaufen so viel Spaß machte. Immerhin konnte jener Menschenmengen nicht ausstehen und hatte immerzu Angst sich in den Kaufhäusern zu verlaufen und dann auf ewig verloren zu gehen. Wahrscheinlich lag es an den vielen bunten Farben, die im Supermarkt zu sehen waren, genauer gesagt die Süßwarenabteilung mit den vielen farbigen Bonbon und den regenbogenartig bedruckten Verpackungen. Kinder waren schnell für die einfachsten Dinge zu begeistern. Bakura fand es niedlich, vor allem da die Augen seines Kleinen dann immer so wunderschön leuchteten. Auch wenn er sich dies vermutlich nur einbildete. "Komm, Kyô, lass uns ein bisschen schneller gehen. Nicht das es anfängt zu regnen und wir stehen mitten drin." Eifrig nickte der Angesprochene und ging ein wenig schneller. ________________________________________________________________________________________ Schon wieder nicht richtig verbessert. Zurzeit fehlen mir einfach die Nerven dazu. (Ich hoffe aber, dass jeder ohne größere Schäden davon gekommen ist.) Dieses Mal ist das Kapitel sehr kurz, aber hätte ich es ausführlicher gemacht, wäre es unfassbar langweilig geworden. Außerdem sieht man so, hoffentlich, auch wie Bakura seinen Grundgang erlebt bzw. auf was er so achtet. Ich hoffe, dass das Kapitel euch dennoch gefallen hat. Bakura wird wegen der Cosplay-Geschichte noch in den spätern Kapiteln das ein oder andere Abenteuer erleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)