Draug von abgemeldet (Die Tage nach dem Untergang) ================================================================================ Kapitel 2: 1.Kapitel: Die Farbe ------------------------------- 1. Kapitel: Die Farbe Ich muss sehr schnell feststellen, dass er zumindest in einem Punkt recht behalten hat: Die Welt um mich herum ist riesig und könnte mir nicht fremder sein. Einen Prinzen oder jemand anderen, den ich küssen möchte, habe ich leider noch nicht kennengelernt. Wir sind am nächsten Tag früh aufgestanden und haben mein Heim auf noch brauchbare Lebensmittel und nützliche Gegenstände durchsucht. Die meisten Dinge sowie die konservierten Lebensmittel sind noch in einem sehr guten Zustand, an vielem anderen hat jedoch der Zahn der Zeit genagt und es unbrauchbar gemacht. Wenigstens scheinen meine Waffen, die Munition sowie die äußere, schützende Schicht meiner Rüstung überdauert zu haben. Ohne diese Dinge hätte ich das Haus wahrscheinlich nicht freiwillig verlassen. Eine komplett neue, spannende Welt zu entdecken, ist etwas Schönes, aber nicht, wenn man dabei seiner Umwelt schutzlos ausgeliefert ist. Auch wenn Gernot und seine Freunde kein Problem damit haben, schlecht ausgerüstet durch die Welt zu laufen, habe ich so meine Bedenken, da ich noch sehr an meinem Leben hänge. Es dauert ein wenig, bis die Platten meines Schutzpanzers wieder in die vorgesehenen Befestigungspunkte einrasten wollen, aber als sie es tun, halten sie so gut wie früher. Meine Begleiter befinden meine übervorsichtige Art für übertrieben und belächeln mich dafür. Ich stelle mich schon darauf ein, dass ich mir in Zukunft noch viele dumme Sprüche anhören kann. Für unsere weitere Reise haben wir uns als Ziel gesetzt, erst noch einen anderen naheliegenden Signalpunkt zu überprüfen und uns anschließend auf den Weg in das kleine Dorf zu machen, aus dem meine neuen Begleiter kommen. Erst danach wollen wir nach Mimameid aufbrechen und uns dort umsehen. Ich bin mit diesem Plan einverstanden und hoffe, dass wir dort oder auf dem Weg noch jemanden finden, der so ist wie ich, vielleicht sogar jemanden, den ich noch von früher kenne. Ich kann doch unmöglich neben Widofnir die einzige Überlebende sein. Es gibt so viele stärkere und bessere Einherjar als mich. Auch wenn Hannah und die beiden Brüder sehr nett zu sein scheinen, fühle ich mich einsam und wünsche mir jemanden, der nachvollziehen kann, wie ich mich fühle, um mit ihm über meine Situation zu reden. Die drei kennen nur ihre eigene Welt, daher glaube ich nicht, dass es Sinn macht, mich mit ihnen auszutauschen. Sie würden mich nicht verstehen, da sie ja nicht miterlebt haben, was ich durchgemacht habe. Meine trüben und sorgenvollen Gedanken verschwinden allmählich, als wir schon eine Weile unterwegs sind und die Sonne langsam aufgeht und meinen Körper wärmt. Ich habe davor nicht wirklich gefroren, ganz im Gegenteil durch die Anstrengung unserer Reise sogar geschwitzt, die Sonnenstrahlen fühlen sich jedoch angenehm warm auf meiner bleichen Haut an, tun mir richtig gut. Im Bezug auf meine Umgebung muss ich sagen, dass es mir verdammt schwer fällt zu glauben, dass die Welt untergegangen sein soll, und ich habe Gernot mehrfach gefragt, ob er sich gestern nicht doch einen Spaß mit mir erlaubt und mir eine komplett erfundene Geschichte erzählt hat. So eine tote, untergegangene Welt stellt man sich ja entsprechend trist und leer vor. Um mich herum ist jedoch alles in ein sattes Grün gehüllt und weder die Pflanzen noch die wenigen Tiere, die wir sehen, scheinen krank zu sein. Ja, ich würde sogar sagen, dass sie gut genährt und kerngesund auf mich wirken. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Welt vor hundert Jahren so grün gewesen ist. Das muss allerdings nichts bedeuten, denn leider kann ich mich an sehr wenig von der alten Welt erinnern. Ich schiebe es auf meinen unnatürlich langen Schlaf und gehe davon aus, dass meine Erinnerungen wiederkehren werden. Zur Zeit bewegen wir uns durch eine hügelige Landschaft, ein ständiges Auf und Ab, daher ist unsere Sicht eingeschränkt. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass sich das Grün um uns herum endlos erstreckt. Vielleicht trügt mich dieser Eindruck aber auch und wir befinden uns in einem besonderen Gebiet, das frei von Erregern, Zombies, fleischfressendem Obst, untoten Fröschen oder anderen Dingen ist, die nun die Welt bedrohen. Bevor ich mir noch weiter den Kopf zerbreche und mir so nur selbst Angst vor dem Unbekannten mache, frage ich lieber Gernot. Ich ziehe es vor, mit ihm zu reden, denn er ist ruhiger und akzeptiert meine Macken, ohne großartig Witze darüber zu machen. Vor Hannah und Florian habe ich noch so meine Scheu, die ich aber nicht genau begründen kann. Ich schiebe es darauf, dass beide in meinem Alter sind. Auch während Fimbulvetr war ich schon jemand, der sich lieber bei den Wissenschaftlern, die uns betreuten, aufhielt, und nicht bei den gleichaltrigen Einherjar. Arvid, der damals für mich verantwortlich war, fehlt mir besonders. »Was ist passiert, dass die Welt untergegangen ist?«, frage ich neugierig. »Ich kann hier nichts erkennen, was darauf schließen lässt, und du hast mir auch nichts Genaueres darüber erzählt.« Wir sind gerade dabei, einen Hügel herabzusteigen, und Gernot bleibt stehen, als er meine Frage hört. Bevor er antwortet, wischt er sich den Schweiß von der Stirn, und ich muss mir eingestehen, dass mir sein Anblick gefällt. »Das liegt daran, dass dieses Gebiet nicht von der Farbe betroffen und daher noch bewohnbar ist. Wenn wir weiter nach Westen gehen, werden wir bald betroffene Gebiete erreichen.« Die Farbe? Erst einmal kein sehr spektakulärer Name für etwas, das die Welt in den Untergang gestürzt haben könnte. Meine Neugierde steigt weiterhin an, auch wenn mir die Vorstellung, was diese geheimnisvolle Farbe nun sein könnte, Angst einjagt. »Die Farbe selbst ist schwer zu erklären, wenn man sie nicht mit eigenen Augen gesehen hat«, erklärt Gernot weiter. »Viele Gebiete sind davon betroffen. Besonders größere Städte und Anbaugebiete sind nach den Erzählungen unseres Großvaters davon befallen worden. Ich selbst weiß dies nicht genau, da ich mich immer von solchen Orten ferngehalten habe. Um so ein Gebiet zu erreichen, müssten wir aber noch gut ein oder zwei Stunden weiter nach Westen gehen. Du wirst auf unserem Weg nach Hause sicher noch befallenes Land sehen, auch wenn ich hoffe, dass wir es schaffen werden, dieses weiträumig zu umgehen.« Nachdem er mir geantwortet hat, nimmt er einen Schluck aus seinem Wasserschlauch. »Aber was macht diese Farbe genau?«, möchte ich wissen. »Also, wissenschaftlich und bis ins Detail genau kann ich es dir nicht erklären. Die Farbe existiert schon länger, als ich auf dieser Welt bin, und weder mein Vater noch mein Großvater konnten mir sagen, wo sie ihren Ursprung hat oder wie sie genau funktioniert. Den Überlieferungen nach gab es an verschiedenen Orten der Erde Meteoritenschauer. Eigentlich nichts besonders Großes oder Bedrohliches, niemand ist verletzt worden und auch die Sachbeschädigungen waren nicht erwähnenswert. Auch heutzutage kommt es gelegentlich vor, dass Meteoriten auf diese Welt herabstürzen, und damals vor hundert Jahren war dies wahrscheinlich ebenfalls nichts Außergewöhnliches. Als die Menschen, die den Schauer bemerkten, nachsehen wollten, was herabgefallen war, fanden sie nur leere Krater. Sie wunderten sich natürlich und es gab Spekulationen über Außerirdische sowie eine Verschwörung der Regierung. Auch der Name Fimbulvetr ist damals hin und wieder gefallen, obwohl es die Organisation nicht mehr gab. Wenig später ist an diesen Orten dann die seltsame Farbe zum ersten Mal aufgetreten und hat langsam angefangen sich auszubreiten. Wie verseuchtes Land aussieht, kann ich dir nicht genau erklären, aber du wirst es erkennen, wenn du es mit deinen eigenen Augen siehst. Leider hatte die Farbe wesentlich größere Auswirkungen, als nur verfärbte und mutierte Pflanzen und Insekten hervorzubringen. Die Menschen, die in ihrer Nähe lebten und von dem seltsam verfärbten Gemüse aßen, begannen sich langsam zu verändern. Sie nahmen ebenfalls diese seltsame Farbe an, wurden immer träger und antriebsloser und starben schließlich ein paar Wochen danach auf eine nicht sehr schöne Art.« Auch wenn mir diese Geschichte einen gehörigen Respekt einjagt, will ich mehr darüber erfahren. Im Notfall muss ich ja wissen, wie ich mich schützen kann. »Wie sind sie gestorben? Und warum sind sie nicht einfach vor der Farbe geflohen, wenn sie in deren Nähe waren? Sie müssen doch gemerkt haben, dass sie sich verändern und dies nicht gesund ist. Gibt es ein Heilmittel? Wie schnell dehnt die Farbe sich aus?« Gernot seufzt kurz und erzählt dann weiter. »Sie sind steif geworden, ausgetrocknet und zu Staub zerfallen. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum sie nicht geflohen sind. Mein Großvater hat mir erzählt, dass die Menschen fast schon unter einer Art Bann standen. Sie bekamen einfach nicht mit, was mit ihnen passierte, und sie ließen sich von nichts überzeugen. Wenn man sie mit Gewalt mitnahm, stoppte der Verwandlungsprozess nicht, und sie versuchten mit allen Mitteln, zurück an den Ort ihrer Infektion zu kommen. Ein Heilmittel gegen die Farbe ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Zumindest weiß ich davon nichts. Das Einzige, das hilft, ist sich von den betroffenen Gebieten fernzuhalten. Mittlerweile hat die Farbe hierzulande größtenteils aufgehört sich weiter auszudehnen und tut dies, wenn überhaupt, nur noch sehr langsam. Die Gebiete, die von ihr verseucht sind, sollte man jedoch noch immer nicht betreten.« Seine Antworten lassen mich grübeln, aber ich glaube auch, dass ich meine Begleiter nun besser verstehen kann. Auch, wenn ich vor dieser seltsamen Farbe einen gehörigen Respekt habe, spüre ich in mir den Wunsch, sie zu sehen und ihre Ausmaße begreifen zu können. Die nächsten Tage verläuft alles im weitesten Sinne nach Plan, sofern man dies überhaupt so nennen kann, denn so etwas wie ein richtiger Plan existiert in den Köpfen meiner Begleiter nicht. Wir reisen durch die Welt und steuern die Signalpunkte an, die gerade am nächsten liegen. Wir gehen, solange wir können, und bauen jeden Abend ein neues Lager an scheinbar wahllos ausgewählten Plätzen auf, die meinen Begleitern aus irgendwelchen mir unbekannten Gründen für eine Rast geeignet vorkommen. Wir ernähren uns von den Vorräten, die sie mit sich tragen, und wild wachsendem Obst, das wir finden. Die Welt um mich herum kommt mir vor wie ein blühender, friedvoller Garten. An einem Tag treffen wir auf eine wilde Schafherde, und Florian schießt eines der Tiere. Am Abend braten wir es über unserem Lagerfeuer. Ich mag diese Art zu leben – auch wenn sie unstrukturiert ist und ich keine wirkliche Aufgabe habe oder einen großen Sinn dahinter sehe. Ich fühle mich befreit und denke nicht mehr so oft über früher nach. Die Probleme mit meiner Angst habe ich zeitweise besser im Griff. Mittlerweile treten meine Panikattacken nur noch jeden zweiten oder dritten Tag auf und ich fühle mich ausgeschlafen. Leider sind die Signalpunkte, die wir während unserer Reise ansteuern, nichts Besonderes. Wir finden diverse alte Fahrzeuge, einzelne Sender oder auch verendete Soldaten. Ihre Leichen sind allesamt etwas älter, aber eindeutig keine hundert Jahre alt. Dies erkenne ich daran, dass sie einfach nicht so »wie früher« aussehen. Durch die Veränderungen dieser Welt hat sich die Lebensart der Menschen an die neuen Gegebenheiten funktional und optisch angepasst. Alles wird recycelt und so lange wiederverwertet, bis es zerfällt. So sind auch die Fahrzeuge aus vielen, nicht zusammenpassenden Teilen zusammengebaut. Ich bin immer wieder von Neuem enttäuscht, wenn wir nichts für mich Interessantes bei den Signalpunkten finden. Mit jedem Mal fühlt es sich ein bisschen so an, als ob ein Teil von mir sterben würde. Ich weiß, dass sich das megakitschig anhört, aber ich schließe so langsam mit meiner Vergangenheit ab. Ich brauche sie nicht mehr, denn ich habe ja jetzt ein neues Leben mit neuen Freunden. Ich finde mich auch allmählich damit ab, dass ich wahrscheinlich neben Widofnir die einzige Überlebende bin. Dass mir dies so einfach fallen wird, hätte ich nie gedacht, aber meine Begleiter helfen mir dabei. Ich kenne sie immer noch nicht lange, aber ich werde immer vertrauter mit ihnen und merke, dass meine Vorurteile komplett unbegründet waren. Alle drei sind sehr nett und sorgen sich um mich, auch wenn sie sich gerne über meine übervorsichtige Art lustig machen. Vielleicht haben sie ja sogar recht und ich bin wirklich ein bisschen zu ängstlich. Ich bin mir sicher, dass ich mit der Zeit mutiger werde und mehr Vertrauen in mein Umfeld setzen kann. Auch wenn sie aus einer komplett anderen Zeit stammen, haben sie mich freundlich in ihre Mitte gelassen, und ich bin nun ein Teil ihrer Gemeinschaft. Mittlerweile weiß ich über die einzelnen Charakterzüge meiner Gefährten gut bescheid. Florian ist unser selbsternannter Anführer. Er ist eigentlich etwas schüchtern und versucht dies immer damit zu überspielen, dass er irgendetwas Seltsames, Lustiges oder Gefährliches macht – meistens alle drei Dinge gleichzeitig. Mit ihm habe ich am wenigsten zu tun. Er treibt sich meistens bei Hannah herum. Ich glaube, dass er ein Auge auf sie geworfen hat. Mit ihr verstehe ich mich sehr gut. Sie ist ein ganz normales Mädchen in der Pubertät mit den dazugehörigen Sorgen. Obwohl ich sie sehr gut leiden kann, finde ich es fast schon schön, von ihren kleinen Problemchen zu hören. Sie ist so schrecklich normal und lebt selbstverständlich in einer Welt, die ich so noch nie kennengelernt habe. Sie sorgt sich darum, dass sie vielleicht zugenommen hat, ob ihre Haare gut aussehen und dergleichen. Sie merkt wahrscheinlich nicht einmal, wie hübsch sie ist, egal, ob sie nun ein paar Kilo mehr hat oder ihre Haare zerzaust sind. Sie hat ein unheimlich warmes Lächeln und eine positive Ausstrahlung. Ich verbringe viel Zeit mit ihr und glaube, dass es sich so anfühlen muss, wenn man Geschwister hat. Am liebsten habe ich jedoch Gernot. Er übernimmt die Entscheidungen, weiß es aber so zu tarnen, dass Florian denkt, er sei noch immer der Anführer. Gernot hat keine Machtansprüche und handelt auf diese Weise, um seinen jüngeren Bruder zu unterstützen. Er will ihn nicht bloßstellen. Von allen dreien ist er der reifste und auch intelligenteste. Ich liebe es, mich mit ihm über Gott und die Welt zu unterhalten. Am schönsten an unserer Reise sind für mich die früher so verhasst gewesenen Abende. Wir sitzen zusammen an einem Feuer und Gernot erzählt oft Geschichten aus seiner Kindheit oder Dinge aus der Vorzeit, die er von seinem Großvater gehört hat. Auch ich berichte hin und wieder von meinen Erlebnissen und meinem damaligen Leben. Beim Erzählen selbst fühlen sich meine Erinnerungen unwirklich an; als ob es Geschichten wären, die ich gelesen oder selbst erzählt bekommen hätte, aber nicht so, als ob es meine wirklichen Erinnerungen wären. Richtig interessant wird unsere Reise erst wieder, als wir eines Tages wieder einen besonders hohen Hügel vor uns haben, auf dessen anderer Seite wieder ein Signalpunkt liegen muss. Da wir keinen unnötigen Umweg machen wollen, entscheiden wir uns, den Hügel direkt zu überqueren. Wieder einmal meldet sich meine Neugierde, denn ich möchte wissen, was mich wohl erwartet. Vielleicht wieder ein Fahrzeug? Das Letzte ist sogar noch funktionstüchtig gewesen, hatte jedoch keinen Treibstoff mehr. Etwas außer Atem komme ich als Erste oben an, und der Anblick, der sich mit bietet, übertrifft alles, was ich mir jemals hätte vorstellen können. Von einer Sekunde auf die andere fühle ich mich, als ob ich eine fremde, mir vollkommen unbekannte Welt betrete. Vor uns erstreckt sich ein nicht enden wollender Landstrich am Horizont, von dem ein fluoreszierendes Leuchten ausgeht. Da die Sonne schon am Untergehen ist, kann man den ungesund wirkenden Schein sehr gut erkennen. Ich kann erst nur Pflanzen entdecken und sehe keine Tiere, stelle jedoch auf den ersten Blick fest, dass etwas mit dieser Umgebung nicht stimmen kann. Auch wenn ich kein Experte im Bezug auf die Flora und Fauna der Erde bin, fällt mir sofort auf, dass die hier wachsenden Pflanzen allesamt zu groß geraten und ihre Proportionen seltsam verzerrt sind. Bei manchen sind etwa die Blätter oder die Fruchtkörper viel zu groß, sodass sich diese unter der Last biegen. Am markantesten ist jedoch die Farbe, die alles zu tränken scheint. Ich kann so gut wie nicht definieren, wie ich sie einordnen würde. Kaum bin ich mir sicher, dass ich sie am ehesten mit einem bestimmten Farbton vergleichen würde, ändert sich dieser Eindruck schlagartig. »Die Farbe ...«, flüstere ich ehrfürchtig. »Alles in Ordnung, Draug? Du wirkst etwas blass.« Gernot erreicht ebenfalls den Grat des Hügels, und als er bei mir angekommen ist, versteht er, warum ich so eingeschüchtert war. Nachdenklich beißt er sich auf die Lippe. »Verdammt, wir sind doch etwas weiter im Westen, als wir eigentlich geplant hatten.« Die Reaktionen von Hannah und Florian sind ähnlich wie seine. »Die Farbe ist gruselig, ich will hier weg«, beschwert sich Hannah, die unter einem kühlen Windstoß fröstelt und ihre Arme reibt. »Ich will nicht von ihr befallen werden. Lasst uns lieber einen anderen Weg nehmen und weit entfernt von hier ein Lager aufschlagen.« Ich bin von dieser Idee nicht unbedingt begeistert. Gegen das Lager spricht natürlich nichts, wenn wir jetzt aber nicht weitergehen, wäre der Umweg, den wir für das Signal gemacht haben, komplett sinnlos gewesen. Und da es direkt vor uns liegt, kann es ja nicht so schlimm sein, wenn ich für ein paar Minuten das verseuchte Gebiet betrete und es dann wieder schnell verlasse. »Was ist mit dem Signal?«, frage ich leicht trotzig. Gernot schüttelt den Kopf. »Vergiss es besser. Es liegt direkt im verseuchten Gebiet. Dort hineinzugehen, ist zu gefährlich.« So tödlich kann diese Farbe doch nicht sein! Immerhin sieht sie relativ harmlos aus im Vergleich zu einer Armee Zombies oder einem Sumpf voller Krokodile. Auch wenn ich wenig von ihr weiß, bin ich sicher, dass sie nicht so schnell wirken kann. »Dann lasst mich alleine gehen und wartet hier. Ich bin nicht umsonst so weit gegangen, nur um mich von etwas Farbe abschrecken zu lassen.« Die drei starrten mich entgeistert an. »Du riskierst dein Leben für eine Kleinigkeit. Wir haben bis jetzt mit dem Geo-Device nichts Brauchbares gefunden, warum sollte es jetzt anders sein? Wahrscheinlich ist es einfach nur jemand, der töricht war und in dem Gebiet verendet ist«, versucht Florian, mich von meinem Beschluss abzubringen. »Es ist mein Leben. Ich kann damit tun und lassen, was ich will. Ich bin wegen des Signals hier und will dessen Ursprung finden«, antworte ich trotzig. Mir geht es hierbei nicht einmal um das Signal, denn ich rechne selbst damit, dass wir nichts Spannendes finden werden. Viel wichtiger für mich ist, dass ich meinen Dickkopf durchsetzen muss. Ich will dorthin, also werde ich auch dorthin gehen. Und um ehrlich zu sein, fallen mir Veränderungen unglaublich schwer. Wenn ich einen ungefähren Plan im Kopf habe, dann versuche ich diesen umzusetzen. Wenn sich dann plötzlich etwas kurzfristig ändert, ist es fast schon unerträglich für mich. »Ich bin auch gleich wieder da, wartet einfach nur auf mich«, füge ich hinzu. Sie wissen genau, dass sie mich von meinem Vorhaben nicht mehr abbringen können. »Also schön«, stimmt wenigstens Gernot zu. »Wir bleiben hier stehen und du beeilst dich. Die Quelle müsste direkt hinter dem nächsten Hügel liegen. Wie groß sie ist, kann ich nicht sagen, deswegen wirst du vielleicht etwas suchen müssen, falls sie sehr klein ist.« Ich nicke und fühle mich bereit wie nie. Die Spannung auf eine neue Aufgabe weckt längst verloren geglaubte Gefühle in mir. Ja, es fühlt sich so an wie früher, als ich noch für Fimbulvetr Missionen erfüllte. Ich habe zwar keinen genauen Lageplan und niemanden, der am anderen Ende meines Kommunikators in der Zentrale sitzt und mir sagt, was ich tun soll, aber das macht nichts. »Gibt es etwas, das ich noch beachten muss? Gefährliche Tiere? Fleischfressende Insekten? Ich will kein Risiko eingehen«, frage ich halb scherzhaft, halb ernst. »Bleib nicht zu lange«, antwortet Gernot ernst. »Es wäre schade, wenn du hier dein Ende finden würdest.« Es ist alles Notwendige gesagt, und ich verliere keine weitere Sekunde für unnötige Gespräche, sondern gehe meine ersten Schritte in das für mich so fremde und unheilvolle Gebiet. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich fast schon enttäuscht bin, dass ich keine Veränderung an mir selbst oder meiner Umgebung wahrnehme. Abgesehen davon, dass alles verzerrt und seltsam gefärbt ist, gibt es hier absolut keine Unterschiede zu der »normalen« Wiese, die ich gerade verlassen haben. Es ist etwas schwerer für mich, das hüfthohe, robust gewachsene Gras zu durchqueren, als ich es mir vorgestellt habe, dies ist jedoch das einzige Problem, das ich momentan habe. Erstaunt und auch etwas bestürzt stelle ich fest, dass es auf dieser Wiese auch Insekten gibt. Bestürzt, weil diese viel größer sind, als sie hätten sein sollen. Ich muss gestehen, dass mir Insekten einen gewissen Respekt, wenn nicht sogar Angst einflößen, und die fußballgroße Mücke, die gerade an mir vorbeifliegt, verbessert meine Einstellung nicht gerade. Da sie sich jedoch nicht für mich interessiert und auch groß genug ist, um sie zur Not zu erschießen, mache ich mir keine weiteren Gedanken um sie und ihre Artgenossen, setze meinen Marsch fort und bahne mir einen Weg durch das Tal über einen kleinen Hügel, der direkt vor mir liegt. Als ich mich kurz umdrehe, sehe ich meine Begleiter auf dem Hügel stehen, die mich beobachten. Hannah winkt mir sogar zu. Obwohl ich schon ein paar Minuten unterwegs bin, scheint sich nichts verändert zu haben, und ich selbst bin auch noch komplett Herr meiner Sinne. Vorsichtshalber ziehe ich meine Pistole, als ich den Hügel erreiche, und krieche von hier aus, damit mich niemand sieht, wenn ich einen Grund dafür haben könnte, mich doch zu verstecken. Ich brauche auf diese Weise länger, nehme das aber in Kauf, schließlich muss ich wenigstens ein bisschen auf meine körperliche Sicherheit achten. Oben angekommen, bleibe ich kurz stehen, um zu lauschen. Außer den Geräuschen von Insekten und Vögeln, die mehr oder weniger weit entfernt von mir sein müssen, kann ich nichts hören. Ich stecke also meinen Kopf aus dem Meer aus Gras heraus und versuche zu sehen, ob sich etwas Besonderes vor mir befindet. Auf den ersten Blick kann ich nichts Auffälliges erkennen. Als ich dann genauer hinsehe, erkenne ich Teile von Metall, die von wild wuchernden Pflanzen fast komplett verdeckt sind. Nicht mehr ganz so vorsichtig laufe ich den Hügel hinunter, um mir das etwas genauer anzusehen. Natürlich handelt es sich nicht, wie von Florian prophezeit, um eine Person. Soweit ich es beurteilen kann, ist es ein abgestürzter Satellit – oder wenigstens etwas, das so aussieht, wie ich mir einen Satelliten vorstelle. Es ist ein paar Meter breit, länglich und aus Metall. Auch wenn es schon stark überwachsen ist, kann ich die Form problemlos erkennen. Aufgeregt beginne ich damit, die Pflanzen auszurupfen und das Gerät freizulegen, um es auf Öffnungen zu untersuchen. Ich weiß nicht, wie so ein Satellit funktioniert, aber in Videospielen habe ich gelernt, dass es wichtig ist, einen Satelliten zu durchsuchen, denn zumindest in der digitalen Welt kann man darin Geld, wichtige Gegenstände oder auch Informationen, die für Missionen bedeutend sind, finden. Vielleicht enthält dieser ebenfalls etwas Nützliches? Ich öffne eine Klappe und enthülle das Innenleben des Geräts, das mir genauso wenig Informationen wie die Hülle liefert. Warum wissen die Hauptfiguren von Spielen immer, was zu tun ist? Mehr als Probieren bleibt mir nicht übrig. Ich ziehe an dem Kabel an meinem linken Handgelenk, das den kleinen Steuercomputer meines Anzuges mit anderen Geräten verbinden kann, um es zu lösen und an den Satelliten anzustecken. Da er noch ein Signal aussendet, funktioniert er sicherlich noch. Erst passiert rein gar nichts. Dann beginnt der Satellit, knackende und surrende Töne von sich zu geben, und piepst leise vor sich hin. Ich starre gebannt auf meinen Bildschirm und warte darauf, dass sich etwas tut und er vielleicht wichtige Informationen anzeigt. Der Bildschirm bleibt jedoch leer und meine Enttäuschung ist entsprechend groß. Frustriert und ohne etwas gespeichert zu haben, mache ich mich auf den Rückweg. Da ich das Gras schon auf dem Weg hierher beiseite gedrückt habe, bin ich nun weit schneller. Meine Begleiter haben wie versprochen auf mich gewartet und sind froh, mich unverletzt zu sehen. »Warum hat das so lange gedauert?«, will Florian wissen, der auf einem Felsen sitzt. Er hat wahrscheinlich wie ich einen gewissen Kontrollzwang und muss alles genau wissen, was er hinter der Ausrede versteckt, der Anführer zu sein und ein Recht darauf zu haben. »Ich habe lange gesucht, weil es nur ein kleiner Sender war«, lüge ich, ohne rot zu werden. Auch wenn es keinen wirklichen Anlass gibt, nicht die Wahrheit zu sagen, behalte ich meine Information lieber für mich. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich momentan keine Lust auf Florians ewige Fragerei habe. Ich will einfach nur meine Ruhe haben und diesen Rückschlag verdauen. »Und?«, hakt Florian nach. »War es das wert, dein Leben dafür aufs Spiel zu setzen?« Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. In mir steigt der Wunsch auf, wieder einmal ein bisschen alleine zu sein. Nur ich und niemand sonst. »Ich fühle mich immer noch sehr gut, danke der Nachfrage. Ich habe keine Angst vor der Farbe. Vielleicht wirkt die Farbe nur bei dummen Menschen.« Die drei schultern wieder ihre Rucksäcke und wir schlagen den von uns angedachten Weg ein. Wir entfernen uns von der Farbe und gehen weiterhin nach Norden. Unser Marsch dauert jedoch nicht lange, da es schon ziemlich dunkel geworden ist und wir ein Lager für die Nacht aufschlagen müssen. Beunruhigt habe ich feststellen müssen, dass die Farbe nachts erst ihr vollständiges Leuchtpotenzial entwickelt und wir sie selbst von hier aus noch sehr gut strahlen sehen können. Ich würde sogar sagen, dass es so hell ist, dass wir das Lagerfeuer eigentlich gar nicht brauchen. »Wohin gehen wir jetzt? Habt ihr euch etwas überlegt, während ich weg war?«, frage ich Hannah, als wir alle wieder beisammen an einer Feuerstelle sitzen und Reste des Schafes aufwärmen. Da sie das Geo-Device nur sehr selten aus den Augen lässt, hat Hannah sozusagen die Rolle der Navigatorin übernommen. »Ja. Wir haben uns für einen Signalpunkt entschieden, der keinen Umweg bedeutet und auch in einem sicheren Gebiet liegt. Wenn du willst, kann ich das Geo-Device holen und dir zeigen. Ich fand dich übrigens ziemlich mutig. Ich hätte mich nie getraut, einfach so verseuchtes Gebiet zu betreten.« Ich lehne dankend ab. »Das brauchst du nicht. Ich glaube dir auch so. Und danke. Du kannst sicherlich genauso mutig sein, wenn du mal so alt bist wie ich.« Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln. »Kannst du mir aber sagen, wie lange wir noch brauchen, um den nächsten Signalpunkt zu erreichen?«, frage ich. »Und weißt du, ob Florian etwas gegen mich hat?« Da dieser gerade das Lager verlassen hat, um seine Notdurft zu verrichten, und sich Gernot um das Essen kümmert, kann ich dies ja fragen. »Er hat vorhin gesagt, dass ihr nichts Brauchbares mit dem Geo-Device gefunden habt « »Ich denke, dass es noch ein oder zwei Tagesreisen sein werden«, antwortet Hannah. »Momentan kommen wir ja sehr gut voran, aber ich weiß nicht genau, wie sich unsere Umgebung noch ändern wird. Ich kenne mich hier nicht so gut aus. Und wegen Florian musst du dir keine Gedanken machen. Wir haben dich nicht mit dem Geo-Device gefunden.« Ich bin verblüfft. »Wie denn sonst?« Sie zögert und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. »Ähm, um dich zu finden, habe ich zum ersten Mal das Ritual angewendet. Mein Großvater hat es mich gelehrt und es ist eigentlich etwas, über das ich nicht mit jedem sprechen darf. Ich glaube aber, dass ich bei dir eine Ausnahme machen kann. Immerhin hat das Ritual ja gewollt, dass ich dich finde. Ich setzte mich dafür in einen Kreis und Großvater kochte besondere Kräuter. Ich musste mich über den Kessel beugen und den Dampf einatmen. Mir wurde schwindlig und dann sah ich dich. Oder besser gesagt, den Ort auf der Karte, von dem ich annahm, dass du dort sein würdest.« Drogen also … So etwas in der Art erschien mir logisch, auch wenn es sehr außergewöhnlich klang. »Glaubst du mir?« Sie schaut mich mit ihren großen, braunen Rehaugen an, die nach Bestätigung und Anerkennung zu betteln scheinen. »Aber natürlich glaube ich dir. Immerhin hast du mich ja gefunden«, gebe ich als Antwort und bekomme ein glückliches Lächeln geschenkt. »Kannst du dieses Ritual noch einmal durchführen? Damit wir jemanden finden, der so ist wie ich?« »Natürlich! Wenn wir wieder im Dorf sind, können wir Opa fragen. Er hat sicher nichts dagegen.« Sie steht auf und verabschiedet sich von mir. »Ich werde jetzt schlafen gehen. Aufs Abendessen verzichte ich lieber. Sonst kann ich meine Figur nie halten.« Ich bleibe sitzen, denke über den Fortgang unserer Reise nach und betrachte dabei mein Umfeld. Noch immer ist die Landschaft noch recht hügelig und von Gras und niedrigen Büschen bewachsen. In unregelmäßigen Abständen stehen kleine Grüppchen aus Laubbäumen, und am Horizont im Osten kann ich einen Mischwald erkennen. Noch immer wirkt alles so friedlich auf mich, dass ich nicht glauben kann, was alles passiert ist. Ich fühle mich eher wie auf einem Wanderausflug und nicht wie im Krieg. Gernot, der fertig damit ist, das Essen zuzubereiten, setzt sich zu mir. »Wie ist die politische Situation hier eigentlich? Es wirkt also so ... freundlich auf mich«, frage ich ihn. Vielleicht hat die Erde es ja doch noch geschafft, ihren Frieden finden. »Der Schein trügt«, antwortet er lachend und reicht mir dabei etwas zu essen. »Den Erzählungen meines Großvaters nach würde ich aber sagen, dass sich die Situation seit damals verbessert hat. Es gibt keine Superreichen mehr, die über Millionen von Menschen einfach so bestimmen können, und wahrscheinlich würde eine Situation wie Fimbulvetr erst gar nicht entstehen können.« Ich runzle die Stirn. Wie kann er einfach so schlecht über mein Fimbulvetr reden? »Was weißt du schon?«, frage ich unwirsch. »Ist das nicht offensichtlich? Sie haben Kinder und Jugendliche wie dich und Hannahs Großvater dazu benutzt, für sie zu kämpfen. Sie haben euch als Versuchskaninchen missbraucht, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Vielleicht ist die Welt, wie sie jetzt ist, nicht ideal. So schlimm, dass so etwas noch einmal passieren könnte, kann sie jedoch nicht sein.« Ich schweige lieber. Ich bin gerne eine von Fimbulvetrs Einherjar gewesen und wünsche mich so sehr wieder in diese Zeit zurück. Auch wenn ich mich mit meinem Leben abgefunden habe und glücklich bin, ist diese Zeit noch immer etwas Besonders für mich, und ich bin davon überzeugt, dass jetzt alles besser wäre, wenn wir damals gewonnen hätten. »Und wer hat jetzt die Macht?«, versuche ich das Thema wieder auf meine Frage zurückzulenken. »Viele. Unsere Dörfer und kleinen Städte organisieren sich selbst.« Ich zweifele daran, dass dies wesentlich besser ist als der Stand, den unsere Welt hatte, bevor ich eingeschlafen bin. »Und was ist mit den großen Städten? Gibt es noch so etwas wie Staaten?« »Die meisten großen Städte sind Ruinen und größtenteils von der Farbe verseucht. Es gibt angeblich noch Menschen, die dort leben, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie sie organisiert sind. Sie haben nichts mit uns, die wir frei und im Einklang mit der Natur leben, zu tun. Ich habe auch noch nie einen Stadtmenschen getroffen. Richtige Staaten wie du sie kennst, gibt es nicht. Ich kann auch nur für unser Umfeld sprechen. Es gibt keine weltweite Vernetzung mehr. Wir sind also auf uns alleine gestellt.« Ich bin mir nun sicher, dass diese Welt nicht besser ist als meine, und meine Zweifel, dass sie nicht das Richtige für mich ist, kommen erneut hoch. Ich bin hin- und hergerissen. Mein altes Leben bedeutet mir viel, aber auch mein jetziges, neues ist nicht schlecht. »Du solltest schlafen gehen. Es ist schon spät«, reißt mich Gernot aus meinen Gedanken. »Ich und Schlafen verstehen uns nicht so gut.« Er lacht kurz, auch wenn es dafür keinen Grund gibt. Es klingt vielleicht witzig, aber es ist ernst gemeint. »Es ist nicht ganz so unterhaltsam, wie es vielleicht klingt«, kläre ich ihn daher auf. Ich habe versucht, meine Schlafprobleme innerhalb der letzten Wochen in den Griff zu bekommen. Hin und wieder hatte ich gute Tage, aber momentan ist es für mich nicht zu ertragen. Er steht auf, und ich denke, dass er sich niederlegen will. »Kann ich noch etwas für dich tun?« Ohne darüber nachzudenken, antworte ich. »Würdest du meine Hand halten?« Er ist verdutzt und zögert kurz. An meinem angespannten Blick erkennt er jedoch, dass ich keine Scherze mache. »Wenn dir das hilft, kann ich das gerne machen.« Er setzt sich wieder neben mich und nimmt vorsichtig meine Hand. »Ist es so gut?« Ich nicke und schließe die Augen. Es ist wirklich angenehm, auch wenn es nur eine sehr kleine und scheinbar unbedeutende Geste ist. Sie heilt mich nicht von meiner grenzenlosen Angst, aber sie macht sie ein wenig erträglicher. Ich entspanne mich und versuche, meinen Kopf freizubekommen. Ich spüre, wie der Schlaf mich übermannt und ich einschlafe, ohne mich dagegen wehren zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)