Part of me - Teile von uns von chevalier_vh ================================================================================ Kapitel 25: Steine auf dem Weg ------------------------------ Yaxley war noch immer ein Problem, das ging aus der Sitzung hervor. Soweit es nicht schon jeder wusste… Severus haderte indes mit ganz anderen Dingen und selbst wenn man schwer von Begriff war konnte man sehen, das den Braumeister etwas beschäftigte. Glücklicher Weise sprach ihn niemand darauf an, warum auch. Es war schließlich bekannt, dass man damit nicht grade gut fuhr. Er beobachtete. Auf der einen Seite abweisend wie eh und je den Phönixen gegenüber, auf der anderen Seite die Lanze, die als solches Cerridwens Ausführungen folgte. Doch Cerridwen selbst schien sein Geständnis als solches besser aufzunehmen als erwartet. Kein Streit, keine Vorwürfe, nur die Frage nach dem Warum, auf die er nicht antworten konnte. Doch etwas lag in der Luft, sobald sie den Raum betrat. Als ob es nicht nur sie war, sondern eine Ahnung von etwas, das man nicht genau fassen konnte. Wie viel wusste sie, über das was er hatte erfragen müssen? Egal was da kam, sie nahm es hin, egal welche Zwischenfragen kamen, sie erklärte geruhsam was sie warum wann und wie zu tun gedachte. Djavit und Logan klemmten sich weiter hinter Yaxley, der als einer der wenigen noch ausstand. Das Problem schien, ihn zu fassen zu bekommen. Der Kerl war gewitzt. Die Reihen ihrer Feinde schienen zu schrumpfen und die Straßen sicherer zu werden. Es gab keine neunen Übergriffe, Walker war in Gewahrsam und würde nach Calais verlegt werden, eine Verhandlung durch ein Militärgericht der Templer ließ auf sich warten. Dumbledore sprach sich für Draco aus, vor allem gegenüber Kingsley. Der Wiederum machte die Sache von Cerridwen abhängig… „Ich muss erst mal darüber nachdenken, Kingsley. Ich weiß es nicht…“, die Irin wirkte nicht etwa erschöpft sondern eher Ratlos in Bezug auf Malfoy Junior. Ihr Blick huschte kurz zu Snape, kaum merklich doch er nahm ihn war. Djavit passt ihn zum Ende der Sitzung ab: „Hast du sie gesprochen?“ „In welcher Hinsicht?“, wollte Severus wissen. „Komm schon, du kannst mir nicht sagen dass sie dir geheuer ist, irgendwas stimmt da nicht…“ Der Vampir sah ihn an, er hatte Recht. Doch was? „Ich mein, sie macht den Anschein, als würde sie ihren letzten Coup vorbereiten, das kann so nicht richtig sein…“ „Was wenn es so ist?“, stellte Snape in den Raum. Djavit sah ihn an. „Was wenn sie genug hat, sie wird das hier nicht ewig tun, es wäre dumm das zu glauben…“ „Wovor rennt sie dann davon? Sieh sie dir mal an, wozu das Gerenne? Nein, man, ich weiß nicht so recht… irgendwas frisst sie und das ist es nicht…“ Severus ließ seinen Blick durch den Salon schweifen: „Wissen die anderen davon?“ Djavit zog eine Grimasse: „Mehr oder weniger, wobei weniger denke ich mehr ist. Wir werden sehen, ich kümmere mich um Yaxley…“ „Besser du lässt dich nicht erwischen…“, gab ihm Severus mit auf den Weg. Djavit nickte grinsend ab, während Snape sich unauffällig in der Nähe der jungen Irin aufhielt um sie abzupassen, wenn der Trubel sich gelegt hatte. Die junge Irin indes hatte jedoch andere Pläne, was den Verlauf des Abends anging. Einen kleinen Umschlag mit einem sorgsam gefalteten und fein säuberlich geschriebenen Brief unter der Jacke steckend, hatte sie sich mehr oder weniger durch die Sitzung geschliffen, während ihr Kopf auf Hochtouren arbeitete. Allerdings nicht im eigentlichen Sinne, so wie er es sonst tat. „Walkers Festnahme ist ein Durchbruch…“, das waren Jeremys Worte gewesen. Er ahnte nicht was für einer. Vor allem für sie. Walker… Der Mann tauchte immer wieder vor ihrem Auge auf, sein Blick, als er erkannt hatte, das sie nicht inne halten würde, der Geruch seiner Angst, als er wieder und wieder Fersengeld gab, den Einschlag der Kugeln auf dem Asphalt hinter ihm hörend. Was passiert war? Kurz und knapp gesagt: Sie hatte ihn nach allen Regeln der Kunst vermöbelt. Cerridwen besah sich einmal mehr ihre Hand, drei Finger, keine Gefühl, das war die traurige Bilanz. Traurig nicht wegen der Hand, sondern weil Cerridwen es nicht einmal bemerkt hatte, das sie gebrochen war. Sie hatte einfach weitergemacht. Weiter. Immer weiter. Ihr ganzes Leben hatte bisher aus immer weiter bestanden. Egal was passierte, immer weiter. Egal welche Rückschläge sie einstecken musste, immer weiter. Weiter. Weiter. Weiter. sie hatten einen Job zu erledigen, eine Arbeit zu machen, die sonst kaum einer machen konnte, SIE hatte eine Lanze, hatte Leute zu führen, hatte sie anzuleiten… und ausgerechnet ihr war die Sicherung durchgebrannt. Cerridwen wusste, dass sie die Kontrolle verloren hatte. Im dem Moment als Walker auf Severus angelegt hatte war sie durchgegangen wie ein scheuendes Pferd, haltlos und zu allem Übel nur auf ein Ziel fixiert: Walker. Solcherlei Ausbrüche waren zu vermeiden und sie selbst hatte diese ungeschriebene Regel innerhalb der Dreizehnten aufgestellt und das aus gutem Grund. Nicht weil sie an Djavit, Logan oder Helena zweifelte, vielmehr weil sie hoffte, dass es ihr selbst helfen würde. Empathie war eine seltsame Sache, man neigte dazu Dinge wahrzunehmen, die man nicht wahrnehmen sollte oder wollte. Als Hexe war das Problematisch, wenn auch praktisch. Man wusste wann jemand was tun würde, es war absehbar. Das Problem war, das Empathie ihren eigenen Willen hatte, es verstärkte nicht nur die Empfindungen anderer, sondern auch die eigenen. In Cerridwen Abarawns Leben hatte es eine Zeit gegeben, als sie mit Levitation so ihre Probleme gehabt hatte. Nichts desto trotz hatte wenn sie einen Albtraum gehabt hatte ihr ganzes Schlafzimmer gewackelt. Sie hatte einen kurzen Ausblick bekommen, was geschehen konnte, wenn ihr das bei Bewusstsein passierte. Es war grausam. Alle Empfindungen um einen herum wahrzunehmen und nichts anders tun können, als darauf zu reagieren. Die menschliche Natur war nicht gnädig, sie nutzte einen Vorteil ganz von selbst. Sie hatte das ganze jahrelang verborgen. Danach. Hatte es verschlossen, es in eine schwere Kiste gesteckt und ein ehernes Schloss angebracht. Sie brauchte es nicht, hatte es nie gebraucht und sicherlich nicht gewollt. Und dann, nun, dann kam Walker. Und die verdammte Sicherung. Sie hatte sich darauf verlassen, das der Bügel halten würde. Sie hatte falsch gelegen. Es schmerzte schon fast, sich überhaupt unter Leuten zu bewegen und ihre geistigen Muskeln zitterten vor Anstrengung, als sie die Sitzung hinter sich gebracht hatte. Doch dann fiel ihr etwas auf. Ein blassen Schein der sich bewegenden Auren wahrnehmend, fiel ihr eine Unregelmäßigkeit auf und das bei jemandem, der für seine Zuverlässigkeit bekannt war. Der sie jahrelang schützte, der immer da war: Laurence. Da war etwas, das sich nicht einpasste, sie ein Misston in einer Melodie, etwas das da nicht hingehörte. Er sprach mit Logan, sie konnte nicht verstehen worüber und im Moment störte sie das auch nicht, doch irgendwas beschäftigte ihn. Einen genaueren Blick riskierend, sah sie etwas, das sie nicht sehen wollte. Ihre Blicke trafen sich: Zweifel, gepaart mich Gewissensbissen, viel davon. So viel, als würde er ein ganzes Hochhaus damit füllen können. Es traf sie wie ein Schlag, er verbarg etwas. Der Vampir sah weg. Vor ihr! Wie? Was? „Cerri?“, Severus riss sie aus ihren Überlegungen. Sie blinzelte und sah ihn kurz darauf klar vor sich. Wie lange stand er da schon? Mit zusammen gezogenen Brauen sah er sie an. „Ja, was gibt es?“, sie sah zu dem Punkt, an dem sie Laurence gesehen hatte. Er war fort. Wurde sie jetzt schon paranoid? Halluzinierte sie? „Ist alles in Ordnung?“ Ja. „Cerri?!“ „Ja, ja sicherlich“, gab Cerridwen zurück. Es war unübersehbar, dass ihr ihr Verhalten aufgefallen war. Und ihm Sorgen bereitete. „Es ist nichts, schon in Ordnung. Was gibt’s?“, langsam klärte sich ihr Blick und sie sah ihn schärfer. Jemand lachte laut. Snape bemerkte wie sie kaum merklich zusammenfuhr, als Fletcher auflachte. Er musterte die junge Irin. „Lass uns rausgehen, hier ist mir zu viel Trubel…!“, gab sie mit zusammengebissenen Zähnen von sich. Sie schritt an ihm vorbei und hielt auf die Haustür zu. Es war schon recht spät und sie kalte Nachtluft umfing ihn, Severus fröstelte etwas. Cerridwen schien es nicht zu stören, ganz im Gegenteil, sie genoss es anscheinend. Einmal mehr bemerkte er das sie fast abwesend war. „Cerridwen…“, sie fuhr herum und einen kleinen Moment lang glaubte er Zorn in ihren Augen aufblitzen zu sehen, „… wir sollten denke ich ein Stück gehen.“ Es schien sie milder zu stimmen. Sie nickte. „Es tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt habe, das war nicht meine Absicht.“, bemerkte Snape innerhalb der ersten paar Meter. Sie seufzte: „Ich bin dir nicht böse, wie sollte ich auch…“ Sie vergrub die Hände in den Taschen, sie trug keine Jacke. Fror sie denn nicht? „Nun, das erleichtert mich um einiges.“, die beiden gingen Richtung Park. „Aber?“, hakte Cerri nach, „das ist doch nicht alles Severus…“ „Nein, doch wenn ich die wiederholt frage ob alles in Ordnung ist werde ich wohl kaum eine Antwort bekommen.“, gab er zurück. Sie lächelte gequält: „Wie gut du mich kennst…“ „Gut genug um zu wissen wenn etwas nicht stimmt!“, der Braumeister knirschte fast mit den Zähnen als er das sagte. „Ich sagte doch, es ist nichts!“ Er seufzte lautlos. „Du hast das Richtige getan Cerridwen, also hör auf dir Vorwürfe zu machen“, sein Ton war harsch, die Irin blieb stehen. Severus gewahrte wie sie starr wie eine Salzsäule wurde, die Augen weit offen und den Blick starr geradeaus gerichtet. „Was?“, Cerridwens Stimme war leise ehe sie ihn ungläubig ansah. Severus begegnete ihrem Blick und hielt ihn fest. „Du hast dir nichts vorzuwerfen, im Gegenteil zu ihm…“ „Du weißt nicht wovon du sprichst, Severus…“, der Ausdruck in ihren Augen ließ ihn mehr frieren als die Kälte. Er hätte Wut erwartet, weil er sich so klar zu ihrem Verhalte äußerte obwohl sie eine völlig andere Meinung hatte. Doch er sah etwas ganz anderes und es zehrte an ihm. Sie blickte ihn an wie ein gehetztes Tier, statt Wut oder Zweifeln lag fast unverdünnte Panik in ihren Augen. „In der Hinsicht? Ich denke schon…“, gab er zurück. Sie schüttelte nur sachte den Kopf: „Nicht…“ Nicht? Bat sie ihn grade darum nicht nachzuhaken? Was war los? „Cerridwen…“ Sie hob abwehrend die Hände: „Hör auf, bitte, lass es einfach gut sein…“ Sie wollte sich abwenden, er fasste sie am Oberarm: „Hör auf damit! Du denkst ich verstehe nichts davon? Ich bin der letzte der nichts davon versteht Cerridwen! Der allerletzte der nicht weiß, was mit jemandem passiert wenn ein Vertrauter im Kreuzfeuer steht, oder schlimmer noch! Also hör auf mich auszuschließen, Cerridwen!“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Herrgott, rede wenigsten mit mir! Wann wolltest du mir sagen dass du dich nicht zurückmelden wirst?! Kannst du mich nicht wenigsten einmal rechtzeitig einweihen wenn du etwas planst!“ Sie sah ihn aus großen Augen an, dann verfinsterte sich ihr Blick: „Du hast mit Laurence gesprochen“ „Ja, das habe ich…“ „Worüber?“ „Genau darüber, er hat mich vorhin abgefangen. Warum ist das wichtig?“, woher ihr plötzlich misstrauisches Interesse an dem Hünen? Ihr Stimmungsumschwung war fast greifbar. „Ihr scheint eine Menge Gesprächsstoff zu haben“, gab sie mürrisch zurück. „Wie meinst du das…“, schnarrte Severus. „Nur so“, sie straffte die Schultern und streckte sich, „ich habe nur etwas Kopfschmerzen, das ist alles.“ Sicherlich. Und sie waren kein Stück weiter gekommen, er hatte eigentlich wissen wollen was an ihr zehrt. „Das ist alles?“, Snape forschte in ihren Augen, fand aber keine Antwort. Sie nickte: Ja…Nein. Wann würde sie ihm endlich keine Rätsel mehr aufgeben! Etwas Schnee trieb an ihnen vorbei. Er fasste sie am Kinn und zog sie zu sich heran. Sie riss einen Moment lang erstaunt die Augen auf, doch eh sie blinzeln konnte, kniffen seine Schneidezähne sachte in ihre Unterlippe, auf dass sie ihn einließ. Sie tat es, zu überrascht um sich zu wehren. Er küsste sie stürmisch, fast hoffend dass sie irgendwie vergessen konnte, was sie traktierte. Es schien zu wirken, sie schmiegte sich an ihn und schien wie Wachs in seinen Händen zu sein. Einmal mehr fiel ihm auf, wie sehr er nach ihr schmachtete, als ihre Hand in sein Haar griff. Es war wie Balsam, die reinste Wunderheilung und Severus bat stumm darum, dass sie nicht so bald unterbrochen wurden. Er wurde erhört. Die Hände in seinem Nacken verschlungen, zog sie ihn fast verzweifelt weiter zu sich hinab. Solange bis er sich schwer atmend von ihr löste und kurz Luft holte, bis er die Augen aufschlug. „Es wäre mir nicht anders gegangen, hätte ich ihn in die Finger bekommen, Cerridwen. Das ist nicht dein Fehler.“ Ihre Nasenspitzen lagen fast aneinander, sie atmete kurz durch und sah ihn an. „Das ist nicht der Punkt, darum geht es nicht…“ „Dann sprich mit mir, sag mir worum es geht…“, gemahnte er sie weiterhin. Seine Hand lag noch immer an ihrem Kinn, als sie tief einatmete um irgendwo etwas Mut zusammenzukratzen um seinem Blick zu begegnen. Plötzlich fühlte Cerridwen sich fast jung. Fast als wäre er wieder der Lehrer, dem sie vertraute, ehe sie angefangen hatte sich ihm anzuvertrauen, kurz nachdem das alles begonnen hatte. Es war… seltsam. Sie schlug die Augen auf, es war schwer ihm keine Antwort zu geben, wenn man seinen Geruch in der Nase hatte. Kein aufdringliches Rasierwasser, nur etwas Seife, ganz schwach, und entfernt so was wie Waschmittel, der Rest war Severus. Ganz unverkennbar. Irgendwie wärmte sie das von innen. „Es… ist einfach zu viel… ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll, Severus. Ich habe die Kontrolle verloren“ Er runzelte die Stirn: „Ist es wegen der Hand…?“ Sie kicherte, das klang fast unglaubwürdig. Als ob sie deshalb so ein Aufheben machen würde. „Schön dass ich dich amüsiere“, kam es ein wenig pikiert von ihm. „Nein, sicherlich nicht wegen der Hand.“, sie schob sich etwas von ihm, soweit er sie ließ, „Ich hab nur Probleme das Gleichgewicht wieder zu finden. Ich höre im Moment einfach zu viel, so viel wie schon lange nicht mehr. Das meine ich…“ Er runzelte die Stirn: „Du bist Empathin Cerridwen, das ist nicht ungewöhnlich“ „Doch, das ist es“, wiedersprach sie ihm, „Vor allem wenn man etwas sieht, was man nicht sehen will. Und ich habe mir alle Mühe gegeben in den letzten Jahren so wenig wie möglich zu sehen…“ Sein Blick wurde eine Spur verärgerter: „Muss ich das verstehen?“ „Nein…“ „Es ist mir klar, dass die Sache pikant ist, Cerri! Doch mir ist auch klar, dass sie deine Lebensversicherung sein kann! Ich bin davon ausgegangen das du das ebenso siehst…“, tadelte er sie. „Was schwierig ist, wenn man mit seinen eigenen Gefühlen nicht im Reinen ist, Severus! Und wenn man das nicht ist, sind die von Anderen und deren Gedankengänge nicht grade leicht zu verdauen!“, fuhr sie ihn an. Er sah sie an als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. Verdammt! „Tut mir leid, entschuldige bitte. So war das nicht gemeint…“, sie entwand sich seinem Griff und auch seinem Blick, „Es ist wegen Laurence. Ich hab kein Grund an ihm zu zweifeln und trotzdem tu ich es! Frag mich nicht warum, aber mir ist so, als ob er etwas verheimlicht. Es war nur ein kurzer Eindruck aber…“ „Es reicht um zu grübeln…“, sie hörte das ihm noch etwas anderes auf der Zunge lag, aber er sprach es nicht aus, „was kann ich tun…“ Sie sah ihn an. „Schau mich nicht so fragend an Cerridwen! Wenn ich etwas tun kann, dann sag es!“, er kam ein Stück auf sie zu und überbrückte die Distanz die sie zwischen sie beide gebracht hatte. Die Irin schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht, ich fürchte“, sie rang mit den Händen, „nichts! Ich ertrage nur im Moment nicht so viel Trubel um mich herum. Es kann auch sein, das ich mir selber einen Streich spiele, keine Ahnung, Severus. Es wird Zeit das wir endlich Lestrange und Yaxley finden…“ „Und dann?“, sie sah ihn perplex an. Und dann? „Was dann, Cerridwen? Du willst dich nicht wieder ins Kommando stellen, ich verstehe das, doch was willst du dann tun?“, hakte Snape nach. Man konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie darüber noch nicht nachgedacht hatte, wenn man konnte. Er konnte das. Und es war uncharakteristisch für sie. Die Frau die Anfang des Jahres hier aufgetaucht war, hatte immer alles bis ins Detail überdacht und jeden Schritt abgewogen. Etwas nicht bis zum Schluss durchzudenken war nicht ihr Stil. Nicht mehr. Vor gut elf Jahren hätte er lediglich mit den Augen gerollt, wenn sie es wieder mal nicht getan hätte. Doch jetzt? Hm. Sie sah weg. Hm. Sie wusste es also wirklich nicht, erstaunlich! „Wann sehe ich dich…“, fragte der Braumeister die fast geistesabwesende Frau vor ihm. Sie lächelte spöttisch: „Du siehst mich doch grade…“ Er erwiderte ihr Grinsen nicht und schnalzte unwillig mit der Zunge. Du weißt wovon ich rede! „Bekomm ich eine Antwort?“, fragte er leise. „Hattest du nicht grade eine?“, kam prompt die Gegenfrage. „Spielst du grade mit mir? Bist du sicher das das ratsam ist?“, er hob ihr Kinn an und war sich dem Rauschen seines Blutes überdeutlich bewusst. Es klopfte in seinen Ohren. Sie trieb ihn auf die Palme, mal wieder, mit voller Absicht. Ein Hoch darauf dass nur sie es konnte! „Ich denke ich sollte noch einige Sachen regeln, bevor sie einen Suchtrupp losschicken…“, gab die Irin zu bedenken. „Ich sehe keinen Suchtrupp, du scheinst nicht vermisst zu werden“, Snape raunte es mehr, als das er es sagte, „Oder man wägt dich in Sicherheit…“ „Was zweifelsohne töricht sein könnte…“, er hob bei ihrer Bemerkung die Augenbraue. „Gibt es einen Grund für deinen Sarkasmus?“, er müsste lügen, wenn er behaupte würde das es ihn nicht irgendwo traf. „Nein, aber mir wird langsam kalt und mein Kopf ist vollgestopft mit allem Möglichen. Ich sollte erst etwas Ordnung da rein bringen…“, sie seufzte, „aber ich denke dass ich bald mal nach Shadir sehen muss. Nicht das er Hagrid noch den letzten Nerv raubt!“ Ihr Gegenüber nickte: „Gut, gehen wir…“ „Da bist du ja, wo hast du Snape gelassen?“, Anara mümmelte ein Sandwich als Cerri zur Küche herein kam. „Ist schon weg, sind die Jungs schon los?“, die Kanadierin nickte. „Gut, ich geh ins Bett, mir schwirrt der Kopf etwas…“ „Sag mal, was genau ist das eigentlich mit euch beiden?“, hakte Anara nach. „Was meinst du…“, entgegnete Cerri. „Komm schon, seit zig Jahren gehst du mit keinem einzigen Kerl aus, Cerri! Und jetzt er, verkasper mich doch nicht Sugar, scheint so als würde ihm was an dir liegen, oder nicht?“ „Um es mit deinen Worten zu sagen: er wäre dumm, wenn dem nicht so wäre, richtig? Nur das ich keine Zeit für solchen Firlefanz habe, Nara. Außerdem weist du das unsereins nicht grade ein ortsbeständiges Leben führt…“ „Naja, Zeiten ändern sich…“, sie blickte schuldbewusst drein. „Ich bin nicht du, Anara. Das ist nicht so einfach…“ „Kein Wunder wenn sich die beiden kompliziertesten Wesen des Universums gegen etwas verschwören…“, sie lachte. Cerri zog eine Schnute und Anara lachte noch mehr. „Was ist?!“, nörgelte die Irin. „Nichts, nur das ich DAS lange nicht mehr gesehen habe. Sieht gut aus!“ „Ach halt die Klappe!“, Anara lachte weiter und Cerridwen konnte ein Grinsen nicht verkneifen, „Ich bin oben…“ Anara sah ihr nach, wie sie gewohnt schwungvoll die Treppe nahm. Hm, naja, einfach war das nicht. Aber überfällig, längst überfällig… So sicher, wie Cerridwen völlig erledig ins Bett fiel, so sicher bekam Severus keinen Schlaf, nicht so bald. Die Gedanken um die junge Frau am Grimmauld drehend, brachte er den Weg zum Schloss hinauf wie ein Schlafwandler hinter sich. Ebenso den hinab in die Kerker, den Gang entlang zu seiner Bürotür. Ich sehe zu viel im Moment… Ich muss erst Ordnung da rein bringen… Ich glaube er verheimlicht etwas… Ich habe das seit Jahren nicht mehr getan… Sie hatte es ausgeblendet, jahrelang. Auf der einen Seite Cerridwen Respekt für diese Selbstkontrolle zollend war er zugleich bestürzt. Empathie war schwierig, sicher. Und er konnte sich kaum ausmalen wie schwer sie zu bändigen war, wenn sie unverhofft zu Tage trat, doch genauso war sie die einzige absolut sichere Quelle für Informationen. Vor allem in ihrem Umfeld. Eine Absicherung sondergleichen, gegen unverhoffte Schläge und sie schaltete sie aus! Das war töricht! Leichtsinnig! Sich selbst Ohrfeigend, dass es ihm nicht aufgefallen war, halten ihre Worte über Laurence ihn seinem Kopf nach. Kurz darauf folgte die des Schmiedes und die Antwort war unübersehbar: sie wusste nichts und tappte die ganze Zeit im Dunkeln. Das machte ihn zu einem Mitwisser und das war ein Problem. Laurence! Wenn dem so war, wie er vermutete, war er ein verdammter Mistkerl! Sicherlich, ein Mistkerl dem an ihrem Wohlergehen lag, doch trotzdem ein Mistkerl. Und jetzt fing sie an zu ahnen, ER hingegen wusste. Wen Laurence das eingefädelt hatte, alles eingefädelt hatte… Er hatte Jonathan Abarawn geraten seine Tochter nach Hogwarts zu schicken, nachdem er wusste das Snape hier war? Konnte es sein das er all das abgepasst hatte? Nur auf den Moment gewartet hatte sie ihm in die Arme zu schicken? Es dämmerte ihm langsam. Cerridwen vertraute Laurence, seit so langer Zeit. Und ausgerechnet Severus, der immer auf Kriegsfuß mit diesen Gestalten gestanden hatte bis die Dreizehnte eintraf, hatte den Schlüssel zu diesem Rätsel, den sie schon wer weiß wie lange suchte in Händen. Er fluchte. Wie zum Henker sollte er ihr das beibringen? Sollte er es überhaupt? Es wäre so einfach, wenn er nichts wissen würde, wenn es nicht so verdammt schwer für ihn wäre, Cerridwen etwas zu verheimlichen. Und schlimmer noch, wenn er es tat und schwieg, war er nicht viel besser als der Hüne. Sagte er es ihr, würde sie das aus der Bahn werfen. Schon wieder! Severus wollte vermeiden, das sie wieder einen Schlag abbekam, den sie vermutlich nicht so leicht wegstecken würde. Doch tat er es nicht, würde sie dann nicht auch an ihm zweifeln? Wenn sie wie sie sagte zu viel sah, Teufel, sie würde es merken! Über kurz oder lang. Furcht grub sich in seiner Magengegend ein. Das war Verrat! In reinster ungeschönter Form! Er konnte sie nicht verraten, allein die Vorstellung bereitete ihm Schmerzen! Seit sie wieder unter den Lebenden war, klammerte er sich daran wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz. Wenn er nichts sagte und sie es allein herausfand, herausfand dass ER, Severus, davon gewusst hatte. Teufel, war sie nicht schon mitgenommen genug? Er stand und fiel mit ihr, das war mehr als klar und selbst jemand der sich jahrelang selbst verleugnet hatte, so wie er, konnte das nicht von der Hand weisen. Was wollte er eigentlich? Darüber hatte er niemals nachgedacht. Er hatte immer nur aufgewogen was er bieten könnte, und das war redlich wenig. Wenn sie sich nicht zurück meldete… Sie war frei, faktisch frei zu tun was sie wollte, zu sein wo sie wollte. Oder bei wem sie wollte. Geistesabwesend goss er sich einen doppelten ein. Der erste Schluck brannte in seiner Kehle, es war von ihr abhängig, das war es immer gewesen. War es das noch immer? Er hatte sich immer gesträubt Cerridwen Bedingungen zu stellen. Doch alles in allem… Verdammt! Das war unnütz wenn er sie verriet! Sie witterte so etwas, vor allem jetzt! Das war zu viel, zu viel zu schnell! Lestrange war auf freiem Fuß, Yaxley noch immer da draußen, Draco saß hier im Schloss ein und Narcissa würde ihn weiter drängen ihn hier raus zu holen! Das musste man erst mal unter einen Hut bekommen, in der Hinsicht hatte Cerridwen völlig Recht. Und er wollte sie sehen, bei Merlin er würde morden für ihre Anwesenheit! Hier, jetzt, allein. Paradox, das er den Trubel um sie genauso wenig ertrug wie sie, wenn auch aus anderen Gründen. Das Blut rauschte noch immer in seinen Ohren, wenn er an vorhin dachte. Selbst bei minus zwanzig Grad hätte er noch eine Ewigkeit mit ihr dort gestanden. Unwillig ließ er sich in seinen Sessel fallen, das Hemd leicht geöffnet, das Glas in der Hand, starrte der Braumeister vor sich hin. Würde sie ihn überhaupt wollen? Dummkopf! Sie war ja wohl eindeutig genug und ob er sie wollte stand außer Frage! Nicht wegen dämlichen Begebenheiten oder Ränkespielen, nicht wegen Träumen oder einem Leben das sie vor hunderten Jahren aneinander geschmiedet hatte. Der Grund war einfach… so bedenklich einfach. Er stand auf und schenkte sich nach. Er liebte sie. Severus lachte hohl auf, als er diese Tatsache durchdachte. Ja, das tat er. Eine Ewigkeit schon, schon seit sie das erste Mal in seinen Unterricht gekommen war. Schon damals hatten ihn ihre Augen verfolgt. Die verordneten Einzelstunden waren lediglich der Aufhänger gewesen, den er gebraucht hätte. Die Sache wäre gegessen gewesen, sobald sie ein einziges Mal bei ihm hätte nachsitzen müssen. Oder ihm nachts in den Gängen über den Weg gelaufen wäre. „Und ich habe es ihr nie gesagt…“, murmelte er geistesabwesend vor sich hin. Und sie? Was war mit ihr? Was wenn er nur ein Zeitvertreib war, ein nettes Beiwerk? Er schalt sich erneut in Gedanken, sie war zu ihm gekommen. Nicht weil sie Informationen brauchte, sondern sie von ihm wollte. Sie hatte gewollt dass er ihr hilft und sie verließ sich darauf. Sie vertraute ihm und selbst wenn es kein Geständnis war, war es nicht Grund genug zur Hoffnung? Konnte er dieses Vertrauen missbrauchen? Auch die Antwort war bedenklich einfach… „Nein“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)