Part of me - Teile von uns von chevalier_vh ================================================================================ Kapitel 11: Grenzen ------------------- Laurence war allein, als es aus dem Untergrund kam. Zumindest halbwegs, das war auch nicht sein Problem. Sein Problem war, der gut und gerne 16 Jahre alte Teenager, der sichtlich runtergekommen war und jetzt von dannen schlich. Es gab einige Leute, die nach wie vor verschollen waren. Und das nicht nur von ihrer Seite des Zaunes. Die Nacht brach langsam herein und es fing an zu nieseln, trotzdem entschied sich der Hüne den Kargen seines Mantels hochzuschlagen und ihm zu folgen. Fast unsichtbar im Zwielicht der Dämmerung, folgte er der schmalen Gestalt. Er bog weiter in eine Seitengasse ein. Sie waren hier in Whitechapel, keine Gegend in der man gerne war. Weder heute, noch vor 100 Jahren. Wenn man wusste, was hier so alles für „Dinge“ umgingen vermeid man es. Es wussten nicht alle davon, folglich gab es für jeden, der sich hier verkroch eine Lebensgrundlage. Damals wie heute. Der Regen wurde dichter, Laurence schlich dem Burschen in sicherem Abstand nach. Zielstrebig lief er durch das Gewirr von Gassen, die immer schäbiger wurden, bis er schließlich in einem mehr als herunter gekommenen Pub einkehrte. Auf der einen Seite gut, das war eine Anlaufstelle. Auf der anderen konnte der Vampir ihm nicht folgen, nicht unauffällig. Sein Blick jedoch folgte ihm nach hinten. Er umrundete das Gebäude und lehnte sich an die Rückwand des Hinterzimmers, unweit des Fensters. Wenn er etwas erhaschen konnte, dann war das hier die beste Position. Er hasste diese Spelunke. Sie war einfach…widerlich und gewöhnlich kam er nicht hierher. Doch es gab etwas, das ihn in das Hinterzimmer brachte. Er hatte sich umgehört und wie es schien, hatte es in den letzten Wochen einige Entwicklungen gegeben, die sie interessieren würden. „Wo warst du!“, schallte es ihm entgegen. Sein Blick sprach eine deutliche Abneigung gegen die Person aus, die ihn ansprach. „Ich war unten…“ „Bist du lebensmüde! Du hättest nicht gehen sollten, diese Leute würde dich töten noch bevor du es erahnen könntest!“, wurde er angefaucht. „Ich hab mich umgehört!“, giftete er zurück. „Ach! Hast du das!“ Der Blondschopf straffte sich und rang um Geduld. Sein Gegenüber sah schon an sich abstoßend genug aus, eine große Brandnarbe zog sich am Hals hinauf bis zum Kieferknochen, doch die Augen glühten fast vor Gier und Niedertracht. Lange schwarze Haare umrahmten das Gesicht. „Ja, das habe ich. Und es gibt einige Neuigkeiten!“ „Was soll es schon geben, außer dass die Welt uns zu vergessen scheint und weiterhin widerliches Gesindel durch Londons Straßen gehen darf, ohne dafür seine gerechte Strafe zu erhalten?!“, sein Gegenüber setzte sich, „Mein lieber… du hättest nicht gehen sollen, denk nur was dir hätte geschehen können? Was wenn die Auroren dich gefasst hätten, hm? Wie hätte das wohl deine Mutter aufgefasst?“ Es war noch schlimmer wenn sie diesen Ton anschlug. Aber er hatte keine Wahl. Er schluckte. „Es geht um eine Frau, der halbe Untergrund spricht davon und ich wäre fast in eine Schlägerei geraten, als ich sagte, dass ich nicht weiß worum es ginge. Alle reden davon, dass sie lebt. Du weißt schon, Abarawn…“ „WAS?!“ Laurence lauschte gebannt. Es waren nur Wortfetzen, doch er hatte so eine Ahnung wer da drinnen war. Also hatte sie Recht behalten. Das war ein Problem, genauso wie die Absichten, die hier besprochen wurden. Als die Dielenbretter knirschten machte er sich aus dem Staub, gut so. kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und der Blondschopf lief in den Regen. Es gab keinen Grund ihm zu folgen. Noch nicht… Er machte sich auf den Rückweg. Er sollte irgendwo eine Eule abgreifen. Nur für den Fall… „Ich sagte es geht mir gut!“, die Glasfläschchen im Schrank klirrten. Poppy sah ihn hilfesuchend an. Vielleicht hätte er ihr das Schmerzmittel nicht geben sollte. Allerdings wäre sie dann auch nicht umgänglicher. Egal wie oft Cerridwen ihm gegenüber betont hatte, das alles in Ordnung wäre, Severus hatte darauf bestanden sie in den Krankenflügel zu bringen. Eigentlich war es recht amüsant, zu sehen wie sie die Schwester zur Verzweiflung brachte. Doch die klirrenden Flaschen, nun ja. Cerridwen bemaß ihn mit einem bitterbösen Blick. Ihm wurde etwas frisch, er sah ruhig zurück. Als Poppy sie entließ, rauschte die junge Irin wortlos an ihm vorbei, die Schwester lächelte leicht zerknirscht. Er nickte ab und ging. „Das war unnötig!“, Cerridwen war einige Schritte vor ihm und hatte sich umgedreht. „So?“, entgegnete Snape knapp. „So!“, kam es zurück. Er verengte seine Augen. „Es war notwendig, das Risiko…“, setzte er an. „Risiko? Was für ein Risiko! Ich frage mich wie lange man mich noch des Risikos wegen mit Stärkungstrank dopen will! Wie soll ich bitteschön wieder vernünftig auf die Beine kommen, wenn ich dauernd des Risikos wegen mit irgendwelchem Krimskrams abgespeist werde!“, sie funkelte ihn wütend an. Er schüttelte den Kopf, wie konnte man nur so stur sein! „Wenn du es gerne außer Acht lassen möchtest, was vorhin FAST passiert wäre, dann tu das!“ „Es IST aber nicht passiert! Warum zum Teufel glaubt mir kein Mensch, wenn ich sage das alles in Ordnung ist, denkt ihr alle ich weiß nicht wie es sich anfühlt wenn es nicht so wär? Ich weiß es nur zu genau! Es hat geholfen, ich habe keine Schmerzen und werde auch nicht einfach umfallen!“, sie wandte sich zum Gehen. „Das freut mich zu hören…“, gab Severus noch zurück. Cerridwen blitzte ihn an. „Ich nehme nie wieder was von dir!“ „Davon gehe ich aus, Miss Abarawn. Selbst wenn es um ihren Kopf geht. Ich schätze, sie behelligen mich nicht weiter, sodass ich wieder an meine Arbeit gehen kann…?“, irgendwie hatte er Spaß daran sie zu ärgern. Wenn auch nur etwas. „Nein, Professor, ich möchte sie nur daran erinnern, dass SIE derjenige waren, der darauf bestanden hat mich zu begleiten um mich dann hier hoch zu schleifen!“, schoss sie zurück, „Ich habe mir das keineswegs ausgesucht…“ „Es war eine Notwendigkeit. Es wäre fahrlässig gewesen sie in diesem Zustand alleine zu lassen…“, schnarrte Snape. „Alleine? Oder bei Mister Kalibra…?“ Rums! Er merkte wie kurzfristig seine Gesichtszüge entgleisten. „Das“, setzte er an, „ist keinesfalls der Punkt.“ Cerridwen antwortete nicht, sondern zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe, wandte sich um und schritt von dannen. Er hätte sein Labor darauf verwettet, das sie feixte. Djavit wusste, das Laurence Versäumnisse nicht gut hieß. Respektive wenn es um wichtige Informationen ging und alles, was mit Cerri zu tun hatte, war für Laurence wichtig. Laurence hingegen, nahm es lange nicht so genau damit, Djavit über alles zu unterrichten, was er in Erfahrung brachte. Dafür wusste er immer sehr genau, was Djavit tat und wo er war. Vorausgesetzt sie verkehrten in ähnlichen Kreisen. Es war für den Hünen auch eher nebensächlich, Djavit zu sagen warum er sich wo aufhielt. Man kann das eine Gleichmut, das andere Erfahrung zu schreiben, doch es kam auf das Gleiche heraus. Folgerichtig wusste Laurence was Djavit über Lestrange in Erfahrung brachte, doch Djavit in Wahrheit nicht genau, was Laurence alles so zusammensuchte. In Wahrheit kam es nur auf das Ergebnis an. Laurence ahnte, dass wenn er Djavit davon erzählte, was er heute gehört hatte, eben jener wie ein geölter Blitz losschießen und alles auf den Kopf stellen würde. Die Folgen konnten verheerend sein. Vor allem aber würde er Cerridwen in Watte packen, damit ihr nichts passierte. Und für Cerri war es im Moment wichtiger auf Hogwarts zu sein und sicherer. Die halbe Unterwelt wusste von ihrem Überleben, es war besser, sie kam erst wieder vollständig zu Kräften. Und man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, sie würde dort in guten Händen sein. Auch wenn das mehr eine instinktive Sache war. Er würde alles zusammentragen, was er finden konnte. Jetzt die Pferde wild zu machen, brachte nichts. Wenn es bedrohlich wurde, würde er handeln. Das war sicher. Er hatte den Jungen, der bei Lestrange gewesen war, schon mal gesehen. Zwar kannte er seinen Namen nicht, doch das war auch nicht relevant um ihn zu beschatten. Und da derjenige, der über die verbliebenen Todesser genug wusste um ihm diese Frage beantworten zu können mit dem Orden nicht länger kooperierte, würde das auch warten müssen. Manchmal waren diese Leute zum kotzen. Jemanden, dessen Wissen man dringend gebrauchen könnte, sei es auch nur im Ernstfall einfach ziehen zu lassen. Das war unendlich dumm und kurzsichtig. Snape würde niemandem vom Orden freiwillig Auskunft geben. Der Zug war abgefahren. Selbst Dumbledore würde es schwer haben ihn zur Mitarbeit zu bringen. Es gab nur eine Person, die das ändern könnte. Laurence lächelte. Besser sie war in Hogwarts… Cerridwen hatte das Schloss abermals hinter sich gelassen und stapfte über das Gelände, hinunter zu Shadirs Koppel. Was bildete sich dieser Schnösel eigentlich ein! Warum konnte er ihr nicht einfach sagen was geschehen war? Warum gab ihr niemand eine Antwort? Entweder keiner wusste etwas, oder sie wurde mit vielleicht, kann sein, oder was auch immer abgespeist. „Du musst die Antwort selber finden.“ Jaja, schon klar! Dumbledore hatte gut reden. Fraglich ob er das auch hätte, wenn ihm immer fast der Kopf platzen würde! Außerdem wusste Snape definitiv etwas, er sagte es nur nicht, und das mit voller Absicht! Als ob es da verwunderlich war, das sie kochte vor Wut und einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Zumindest hier draußen hatte sie die. Der große graue Hengst kam zutraulich auf sie zu. Cerridwen seufzte. Wenn doch alles so einfach wäre, wie bei diesem Pferd. Er streckte den Kopf weit genug nach unten, das sie ihn zwischen den Ohren kraulen konnte. Schnaubend schloss er die Augen. „Du Genießer…“, lachte sie, „wo hab ich dich nur aufgegabelt…“ Plötzlich war ihr so, als hätte sie etwas gehört. Die junge Irin sah sich um. Hagrid war nicht da und die Hütte war dunkel. Der Graue hob den Kopf. Cerridwen blickte sich um und sah einen Zentauren über den Schlossgrund auf sie zukommen. Langsam schritt er auf sie zu. Naja, zumindest war es nicht Kalibra. Oder Snape! „Guten Tag Maistréas. Das Wetter ist gut, doch ihr scheint Regen zu bevorzugen.“, Firenze war nicht grade klein und neigte den Kopf etwas, als er mit ihr sprach. „Wie meinst du das?“ „Naja, euer Gesicht spricht Bände.“, entgegnete er ihr. „Komisch, ich dachte immer es ist mein Mund der spricht…“, brummte Cerridwen. „Diesem Irrtum unterliegen viele Leute. Doch Worte sind nicht alles, meint ihr nicht auch?“, der Pferdemann lächelte aufmunternd. Cerridwen sah ihn schief an: „Ihr sprecht wahre Worte aus, mein Freund. Aber ich weiß nicht, ob sie mir weiterhelfen…“ Die Irin vergrub die Hände in den Manteltaschen. „Ich komme nicht weiter, Firenze. Es scheint als wäre das, was ich suchte nicht da…“ „Vielleicht sucht ihr am falschen Fleck…“, Cerridwen zog sich bei seinen Worten auf das Heck um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Wie meinst du das? Ich wüsste nicht wo ich sonst suchen sollte. Ich stoße immer auf das gleiche dunkle Loch, das ich nicht füllen kann. Als würde ich, wenn ich fast eine Antwort habe, gegen eine Wand rennen.“ „Nun, vielleicht ist es der falsche Weg, diese Wand überwinden zu wollen. Vielleicht gibt es einen anderen Weg.“ „Welchen Weg? Wo sonst sollte eine Erinnerung zu finden sein, wenn nicht in meinem Kopf?“, jetzt lächelte der Pferdemann sie fast belustigt an. „Und wenn es nicht nur um das Erinnern geht, sondern um mehr? Ihr kennt diesen Mann nicht und doch vertraut ihr ihm, habt ihr euch nie gefragt warum ihr das tut, obwohl ihr euch nicht an ihn erinnern könnt?“ „Ich weiß nicht, ich dachte es wäre mehr eine instinktive Sache. Mir ist so als würde ich ihn kennen, aber in Wahrheit tue ich es nicht. Es ist……“ „Verwirrend. Ich denke ich verstehe“ „Was ist, wenn ich wo auch immer ich suche, das was ich verloren habe, nicht wiederfinde, Firenze. Was wenn das hier vergebens ist…“ „Ich kann euch diese Frage nicht beantworten. Aber, solltet ihr euch nicht fragen, ob das Verlorene dieses Risiko wert ist, Maistréas?“ Cerridwen sah ihn grimmig an. Sie musste in den Kerker. An die Wurzel des Übels um sich der Dunkelheit zu stellen… „Ich danke dir, Firenze…“ Sie machte sich auf den Weg zurück… „Morgen Laurence…“, Anara lächelte ihn über den Tagespropheten hinweg an, „dachte schon du wärst verschollen“ „Nicht im Geringsten…“, gab der Hüne zurück. „Kaffee?“, die Kanadierin erhob sich. Laurence nickte. „Ich komme wegen der Eule. Ich brauche sie, sofern du sie entbehren kannst…“ Anara sah ihn erstaunt an: „Ähm, klar. Wofür brauchst du sie?“ Laurence sah sie nur an. Sie würde keine Antwort bekommen. Wie immer. Warum sprach dieser Kerl auch so wenig, schließlich waren sie eine Lanze, oder nicht? Sie seufzte: „Schon gut, du kannst den Vogel nehmen. Kein Problem.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. Seit Hogwarts war alles etwas schwierig geworden. Hoffentlich würde sich das ändern, wenn Cerri wieder auf dem Damm war. Sie stellte ihm den Kaffee hin. „Djavit ist hinten nehme ich an?“, er nahm einen Schluck. „Nein, der ist noch außerhalb. Er jagt dem Knochen nach, den Cerri ihm hingeworfen hat. Sie pocht darauf, das Lestrange überlebt haben könnte. Bisher hab ich zumindest noch nichts gefunden, außer ein paar Greifern die sich noch immer entziehen. Das Ministerium lässt uns Downtown überwachen. Scheint so als wollten sie mit ihrem eigenen Abfall nicht in Verbindung gebracht werden. Kingsley lässt uns freie Hand darin…“ „Es ist wichtig, dass die Leute dem Ministerium vertrauen. Er muss so handeln, wenn die Sache laut wird kann das schnell für ihn nach hinten losgehen. Wir wissen alle, das Fudge nicht eben diplomatisch war. Shacklebold muss jetzt die Fehler seines Vorgängers ausbügeln, keine leichte Aufgabe. Er wird unsere Unterstützung noch einige Zeit brauchen.“ „Du klingst fast wie Cerridwen“, lachte Anara, „kein Wunder das sie so ist. Hast du was von ihr gehört?“ Laurence lächelte und schüttelte den Kopf: „Nein, aber sie werden auf sie achtgeben. Es wird schon werden, da bin ich sicher.“ „Ich mir nicht. Snape war nicht grade glücklich, als er hier aufgetaucht ist. Er hat Towarisch ganz schön gefaltet…“ Laurence stutzte: „Wann war er hier?“ „Vor zwei Wochen etwa. Frag mich nicht worum es ging, er wollte nur mit Djavit sprechen, dann ist er wieder davon gerauscht“ „Hm.“, mehr sagte Laurence nicht dazu, „Hat Djavit etwas über Lestrange erfahren können?“ „Nicht viel, es gibt Gerüchte und davon viele, aber nicht konkretes.“ Das hieß für Laurence, das Djavit Cerridwen noch nicht Bescheid gegeben hatte. Vor einem halben Jahr noch hätten Gerüchte gereicht um Alarm zu schlagen. „Na schön“, er leerte den Becher, „Ich denke ich werde den Vogel mal bestücken. Danke für den Kaffee…“ Als er sich erhob hatte Anara das dumpfe Gefühl, das er ihr nicht nur für den Kaffee dankte. Cerridwen war nicht beim Abendessen gewesen und er hatte sie den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Nicht seit sie von den Ländereien zurück ins Schloss gekommen war. Wo steckte sie? Er strich sich über das Brustbein, ihm war als würde ein Felsbrocken darauf liegen. „Cerridwen?“, der Braumeister klopfte an ihre Zimmertür. Keine Antwort. Er klopfte erneut, die Tür schwang auf. Severus stutzte, sie war nur angelehnt gewesen, anscheinend hatte es hier jemand eilig gehabt. Als er einen Blick in den Raum riskierte war er leer. „Verdammt, Cerri! Wo steckst du?!“, er zog die Tür hinter sich zu und schloss ab. Besser er war der Einzige, der hier einfach so herein spaziert war. Besser er sah nach, wo sie war. Wer wusste schon, was dieses Weibsbild wieder ausheckte. Vielleicht würde sie an Kalibra geraten und ihn in einen Käsekuchen verwandeln, zuzutrauen wär es ihr. Er machte sich auf den Weg nach unten. Laut dem Direktor und Minerva Mc Gonagall waren ihre Fortschritte immens. Das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, bei diesem Potential. Irgendwo musste das alles hin, besser so als zerplatzende Gegenstände oder Dinge, die sich einfach in Luft auslösten oder beschlossen einen telekinetischen Ausflug zu unternehmen. Spontane Poltergeist- Aktivität war in solchen Fällen nichts Ungewöhnliches. Besser er hielt ein Auge offen, nur um sicher zu gehen… Cerridwen hingegen, hatte ganz andere Sorgen, als Severus Snape. Naja, zumindest teilweise. Es war schon richtig, sie sollte sich nicht übernehmen, doch sie musste wissen was geschehen war. Geistesblitze reichten da nicht, nicht mehr. Einmal mehr ging die widerspenstige junge Frau zielstrebig ihren Interessen nach. Man hätte sie nicht davon abhalten können tiefer in die Eigenweide des Schlosses vorzudringen. Sie fürchtete sich nicht, zumindest nicht direkt. Sie ging vorsichtig weiter, immer einen Fuß vor den anderen setzend. Sie hatte Respekt vor dem, was vor ihr lag und behandelte es mit Vorsicht. Furcht vor diesem Ort war viel zu lange durch ihre Adern gekrochen, es war Zeit sich diesem Teil von ihr selbst zu stellen. Sie verzichtete auf eine Lichtquelle, die Dunkelheit war ihr willkommen. Damit hatte diese Misere angefangen, ständige Angst davor, dass die Dunkelheit in ihrem Inneren überhandnahm. Einmal mehr akzeptierte sie sie jetzt, damit konnte sie sich ihr stellen. Es war richtig hier hinunter zu gehen. Sie tat das richtige, auch wenn sie wusste, dass der Ausgang ungewiss war. Was würde passieren, wenn sie erneut zusammen brach? Würde dann alles endgültig erloschen sein? Alles woran sie sich bis hierhin erinnerte unwiederbringlich verloren? Aber wenn sie es nicht tat, würde immer ein Teil von ihr fehlen und dieser Teil war wichtig. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken daran und es klopfte heftig in ihrer Brust. Sollte ihr das irgendwas sagen? War es DAS, was Firenze gemeint hatte? Vielleicht erinnerte sich tatsächlich etwas anderes als ihr Hirn an ihre Vergangenheit. Leider war es nicht so einfach darauf zuzugreifen, in ihrem Kopf konnte sie nachschlagen, wie in einem Lexikon. Dort nicht, warum auch immer, es war zu komplex und zu verworren, sie wurde nicht schlau aus diesem Wirrwarr. Sie bog weiter in einen Gang ein, der feucht und kalt war. Es war etwa so, als würde man einen Hügel hinab gehen, die Steigung war merklich und ihr war so, als würde sie immer weiter hinab gezogen. Wie jemand der über Bord gegangen war und keine Kraft mehr zum Schwimmen hatte. Ihr wurde mulmig. Sie war noch nie bewusst hier gewesen, nicht mal in ihren Träumen und ein flaues Gefühl breitete sich bei dem Gedanken in ihrem Magen aus. War das hier wirklich richtig? Ihr kamen Zweifel, sie hatte niemandem gesagt wohin sie ging. Wenn etwas schief lief, würde man sie kaum rechtzeitig finden. Ihre Schritte wurden etwas unsicherer und sie hielt inne: „Was tust du denn nur hier?“ Sie fasste sich an die Stirn und schloss die Augen, als ob sie ein Schwindelgefühl unterdrücken musste. Reiß dich zusammen! Du weißt was auf den Spiel steht! Sie raffte sich auf und ging weiter. Als sie das nächste Mal nach rechts bog, kam sie in einen großen Raum mit sehr hoher Decke. Es war ohne Licht fast unmöglich zu erahnen, wie groß er war. Doch hier war etwas, sie spürte es ganz deutlich. Hier floss Energie, Magie, die man nicht sehen konnte beherrschte diesen Ort. Unscheinbar, wie unter der Oberfläche verlaufend. Ihr wurde warm, als hätte jemand ein Feuer entzündet. Ihre Augen suchten ziellos den leeren Raum ab. Was jetzt? Was sollte sie tun? Sie war hier, wagte aber kaum sich zu rühren oder weiter zu gehen. Als würde ihre Furcht sie noch immer belauern, stand die Halb Elfe auf der einen Seite des Raumes und wusste nicht so recht ob sie weitergehen sollte. Als sie einen Schritt weiter machte, wurden ihre Knie plötzlich weich. „Jetzt beruhige dich! Hier ist nichts, zumindest nicht wirklich. Es ist vorbei, passiert und vergangen. Kein Grund beunruhigt zu sein“, schalt sie sich. Hier war nichts, gar nichts! Nur ein leerer großer Raum. Sie ging weiter hinein und fühlte sich im nächsten Moment, als hätte ein Stromschlag sie ereilt! Von wegen! Und was hier war! Cerridwen riss die Augen auf, als sie die helle Linie wahrnahm. Und das, was am Ende auf sie wartete! Unbarmherzige giftgelbe Augen starrten ihr aus der Dunkelheit entgegen. Sie wusste nicht genau ob sie real waren, oder eine Vision dessen, was passiert war, nur das sie da waren. Und sie sahen direkt in sie hinein, bis in die tiefsten Abgründe ihres Selbst. Ihre Gedanken rasten zwischen Flucht und Neugier hin und her! Doch selbst wenn sie hätte fliehen wollen, ihre Beine hätten wohl versagt. Es kam auf sie zu! Göttin! „Ich bin geliefert!“ Er hatte keine Nachtwache und trotzdem schlich er durchs Schloss. Irgendwas stimmte nicht, wo war sie? Es ließ ihm keine Ruhe… Severus war grade auf dem Weg zu seinem Büro, als ein schrecklicher Verdacht in ihm keimte. Nein! Das hatte sie nicht wirklich getan, so leichtsinnig war sie nicht. Oder ? Cerridwen war verzweifelt, mit Sicherheit war sie das. Aber sie würde nicht… Das Problem war, dass er nicht genau ausmachen konnte, was sie würde und was nicht. Sie war der jungen Schülerin, die einst hierhergekommen war ähnlicher als vorher. Warum auch immer, sie war es. Und DIESE junge Schülerin hätte genau das getan, was er jetzt vermutete. „Dieses Weibsbild! Das darf doch nicht wahr sein!“, der Braumeister fing an zu laufen. Es war ein schreckliche Déjà-vu erneut gerade diesen Gang entlang zu hasten. Letztes Mal war er zu spät gekommen. Er war nicht schnell genug gewesen um sie zu retten. Das würde ihm dieses Mal nicht passieren, doch er würde sich beeilen müssen… Cerridwen starrte den Wächter an, wie das Kaninchen eine Schlange. Und er? Er starrte zurück, ließ sie nicht aus den Augen. Die Ley- Linie glühte unter ihren Füßen. Er schien zu erwarten, dass sie etwas tat. Aber was? Sie spürte dass er kräftig genug war sie einfach zu zermalmen wenn er wollte. Das hier war sein Revier, er war der Ursprung der Kraft die hier herrschte. Was nun? Sie musste es versuchen, Pfanne oder Feuer. Die junge Irin tat etwas, das für sie mehr als ungewöhnlich war: sie ließ sich auf ein Knie nieder und senkte den Blick. Sie zollte ihm Respekt, sich auf die Rechte stützend, unbewusste genau im Mittelpunkt des Raumes. Genau dort… Es traf sie wie ein Blitz! Tausende von Farben stürzten auf sie ein, ohne ein richtiges Bild zu ergeben! Ihr war als würde ihr der rechte Arm abgerissen werden, ihre Hand brannte wie Feuer, ihr Mund war staubtrocken. Selbst wenn sie es versucht hätte, sie hätte nicht schreien können. Dann sah sie sich, sie glühte förmlich. Kraft pulste durch ihren Körper, sie gab ihr lediglich eine Richtung, speiste IHN damit. Wut keimte in ihr auf und plötzlich wusste sie warum sie das hier getan hatte. Soviel hing daran, so viele Leben. Doch eigentlich ging es nur um ein Leben. Unendliche Trauer brandete auf. Zu wissen alle Hoffnung für sich selbst fahren zulassen, war nicht halb so schwer wie der letzte Moment den sie gesehen hatte. Zwei Männer stürmten in den Raum, der eine groß und blond, der andere dunkelhaarig und es zerriss sie völlig ihn zu sehen. Blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, gepaart mit Unglauben. Cerridwen ließ den Gedanken los und war nur zu dankbar das das Bild verschwamm, dann fiel sie in die Schwärze… Severus kam zum Ort des Geschehens. Es wiederholte sich… Ein jäher Schmerz ereilte ihn, als er sie sah. Sie kniete in der Mitte des Raumes, die Augen leer, eine Hand am Boden. Nein! Als er versuchte weiter zu gehen, bewegten sich seine Füße kein Stück… Nicht, bitte nicht schon wieder… Der Schmerz wurde heftiger, was sollte das, bekam er einen Herzinfarkt? Dunkle Punkte tauchten vor seinen Augen auf und begannen sich zu vergrößern. Verzweifelt rang er um Fassung und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sich bewegen konnte. „Cerridwen!“ Er hatte das Gefühl, als würde sie ihn ansehen. Obwohl ihr Blick völlig starr war. Er zuckte beim nächsten Schritt zusammen. Er stand mitten auf der Linie… Verdammt! So würde er sie nie erreichen… Er ließ sie einfach nicht los, als würde er sie an den Boden fesseln. Es tat unendlich weh, doch sie konnte nicht wegsehen. Ihr ganzer Körper brannte vor Schmerzen, jeder Muskel schien zerreißen zu wollen. Die einzige Konstante war sein Blick, er nagelte sie fest auf dem Boden und sie kam nicht los davon. Das letzte was sie bewusst wahrnahm war dieser Blick und ihr Herzschlag. Dann war sie wieder in dem Raum mit den Bildern, doch sie wurde weitergerissen, stand wieder in dem Wald und sah genau DEN Mann dort stehen. Dieses Mal drehte er sich zu ihr um und sah sie direkt an. Er wirkte unendlich traurig, fast gebrochen, er lächelte trotzdem deutet er mit den Augen ein Nicken an. Der Schmerz, der von ihrem Arm ausging fraß sich weiter in ihr Innerstes, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hätte schreien mögen und sein Gesicht veränderte sich. Er sah sie leidend an und schien die Hand nach ihr auszustrecken. Er sagte etwas, sie verstand es nicht. Furcht trat in seine Augen, er wurde energischer. Ihr Körper brannte und sie bekam keine Luft, kämpfte verzweifelt dagegen an. Es half nur wenig. Im letzten Augenblick erkannte sie die Umgebung wieder, es war das Waldstück, in dem sie mit Moira gewesen war, nur gab es einen entscheidenden Unterschied: SIE stand auf dem Reisig! Cerridwen keuchte, sie würde sich definitiv NICHT einfach so verbrennen lassen! Niemals! Wut wallte in ihr auf, brachial. Dann war sie fort. Sie sah Snape, er sah ihr wohlwollend in die Augen, fast liebevoll, sie vertraute diesem Mann, und jetzt begriff sie, dass es nicht von ungefähr kam. Sein Blick wärmte sie von innen heraus und sie hielt eisern daran fest. Selbst in dem Moment, als das Licht der Linie sie verschlungen hatte und das Ungetüm mit ihrer Kraft die Schlange niedergeworfen hatte, sie völlig aufgesogen hatte, daran hielt sie fest. Er ließ sie einfach nicht gehen. Seine Augen tauchten wieder vor ihr auf… Sie hatte die Augen offen, zeigte jedoch keine Reaktion, auf nichts! „Hörst du mich! Cerridwen! Verdammt Cerri!“, die Luft hier wurde dick wie Teer, sie mussten hier weg. Was auch immer sie da tat, es wurde Zeit das sie damit aufhörte! Sie sah aus als hätte sie Fieber. Es verging eine Ewigkeit, bis sie blinzelte. Eine Träne rann über ihre Wange, er war fassungslos. Was auch immer sie da tat, sie musste aufhören! Sofort! Er fasste sie an der Schulter, sie sah ihn, aber sie rührte sich kein Stück vom Fleck. „Cerridwen! Hör auf!“, in genau dem Moment sackte sie einfach in sich zusammen. Severus bekam sie grade noch zu fassen, sonst wäre sie auf den Steinen aufgeschlagen. Sein Puls raste, fieberhaft versuchte er einen Puls zu ertasten. Vergebens. Versuchte sie anzusprechen. Vergebens. Versuchte einen Atemzug zu erhaschen. Ebenfalls vergebens… Nein, bitte, nein! „Nein…“ Die blanke Panik packte ihn, weiterhin suchte er fieberhaft nach einem Lebenszeichen, fand jedoch nichts. Nicht das geringste. Ein Grollen ertönte. Er hatte umgehend den Zauberstab in der Hand: „Lumos!“ Da bewegte sich etwas, ein erneutes Grollen, ein das Knurren einer übergroßen Katze. Dann sah er die beiden hell glühenden Augen. „Was zum……“, weiter kam er nicht, ein eisiger Wind fauchte durch den Kerker. Im nächsten Moment waren sie fort, nur ein verhallendes Grollen hallte noch nach. Die Temperatur war um gefühlte 10 Grad gesunken. Da war absolut nicht geheuer, was auch immer hier umging, es war nicht von dieser Welt! Er verharrte noch immer auf dem Boden, Cerri im festen Griff und den Zauberstab in der Rechten, als er etwas anderes wahrnahm. War das ein Atemzug? Da, noch einer! Ihre Brust fing an sich im gleichmäßigen Rhythmus zu heben und zu senken. Sie atmete sehr flach, aber sie tat es… Er hob sie auf und hüllte sie in seinem Umhang, es war verdammt kalt hier unten. Das hatte er so nicht in Erinnerung. Sie sollten hier verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)