Part of me - Teile von uns von chevalier_vh ================================================================================ Kapitel 1: Bruchstücke ---------------------- Anara wurde von dem Gekreische der Porträts wach. „Oh nein, nicht schon wieder!“, sie war versucht den Kopf unter das Kissen zu stecken. Sirius schlief, von seiner Seite des Bettes kam gleichmäßiges Atmen. Warum wurde er davon eigentlich nie wach! Neben dem Mann hätte wohl auch eine Bombe explodieren können und er hätte gefragt ob es geklopft hätte. Noch leicht benebelt schwang sie sich aus dem Bett. Hoffentlich konnte sie das Ding zum Schweigen bringen, bevor Harry wach wurde… Im Schlafanzug und mit ihrem Zauberstab bewaffnet, tappte sie im Halbdunkeln die Treppe runter, als sie ein Scheppern hörte. Kurz darauf folgt ein verhaltenen: „Der’mo!“ Das war Russisch für Scheiße… „Djavit? Lumos.“, der Flur erhellte sich. „T’schuldigung, ich wollte euch nicht wecken…“, nuschelte der Vampir. „Was machst du denn hier. Man, du siehst schrecklich aus…als hättest du einen Geist gesehen…“, gehetzt sah der Blonde sie an. „Ich fürchte das hab ich! Kannst du was für mich überprüfen?“ „Jetzt? Es ist halb vier!“, er rückte eindringlich näher an sie heran. „Nara, es ich wichtig!“, die Kanadierin faste sich an den Kopf. Er sah schlimm aus, die letzten Wochen hatten ihn mitgenommen, so wie jeden von ihnen. „Hör mal, du solltest dich erst mal ausruhen, es ist mitten in der Nacht.“ „Anara, es ich wichtig! Du musst das für mich machen! Ich….“, er rang um Worte, „tu bitte einfach was ich sage, okay? Ich wäre nicht hier, wenn es nicht dringend wäre und ich muss mit irgendwem darüber reden!“ Reden? Er redete seit Wochen kaum ein paar Worte mit irgendwem! Woher der Sinneswandel? „Was ist denn hier los…“, Sirius kam die Treppe runter, „Djavit? Was tust du denn hier? Ist alles in Ordnung?“ „Nein, nichts ist in Ordnung! Verdammt, Anara! Bitte!“ „Schon gut, schon gut, erzähl erst mal.“ „Wir brauchen deinen Lappi, dann erzähl ich es dir, okay?“ „Okay, ich hol ihn runter, warte hier, ja?“, Anara ließ den Vampir bei Sirius und ging in den Salon. „Komm schon, ich koch uns mal einen Kaffee…“, Djavit folgte dem Zauberer. Es war schon etwas her, das er hier war. „Also“, Anara kam zurück, „dann schieß mal los.“ „Okay, ruf mal die Seite hier auf“, Djavit hielt ihr die zerknüllte Internetadresse von Channel five vor die Nase, sie tippte die Adresse ein und Sirius kredenzte ihr einen Becher Kaffee. „Gut, klick mal da, da müsstest du es sehen, genau hier..“, Djavit lotste sie über die Seite. Ein Flashplayer öffnete sich. „Die Nachrichten? Was soll daran so besonderes sein, Kerlchen?“ „Sieh selbst! Spul mal vor!“, Anara tat wie ihr geheißen. Evelyn van Dykes fing mit ihrer notorisch nervigen Stimme an zu plappern: „ Kommen wir nun zu den Ereignissen des heutigen Tages: Die unbekannte junge Frau, über die wir vor einigen Wochen berichteten, wurde noch immer nicht identifiziert, jedoch ist sie wie durch ein Wunder nach sechs Wochen Koma erwacht. Es werden noch immer von ärztlicher Seite Folgeschäden erwartet, weshalb sie zur Vorsicht ins Mental Health verlegt wurde. Es ist noch immer ein Rätsel, wie sie in die Wellington Avenue gekommen ist. Ein Gewaltverbrechen ist nicht ausgeschlossen. Die Polizei ermittelt, doch leider gab es bis auf Miss Leonore Parker keine Zeugen. Die 75 jährige fand die Frau halb tot vor ihrer Haustür. Nach ärztlichem Bericht leidet sie unter einer Amnesie und erinnert sich weder an ihren Namen, noch an die Geschehnisse der fraglichen Nacht. Wir möchten unsere Zuschauer wiederholt dazu aufrufen, falls ihnen diese junge Frau, die anscheinend Irin ist, bekannt vorkommt, unter der unten eingeblendeten Nummer anzurufen. Kommen wir jetzt zum Wetter…..“ Anara prustete in ihren Kaffee, als sie das Bild sah. Du lieber Himmel! Sie fiel fast vom Stuhl! „Das kann nicht sein! Djavit das kann nicht sein! Du hast selbst gesagt, dass es nicht sein kann! Niemand kann das überleben!“ „Hör zu, ich hab mir die Sache angesehen! Die sagen, dass sie einen Schädelbasisbruch hatte! Sie war Hirntot Anara! Vor ein paar Tagen hat sie plötzlich die Augen aufgemacht!“ „Djavit, ich versteh dich, ehrlich! Doch selbst wenn sie es ist, wie soll sie da hingekommen sein?“, mischte Sirius sich ein. Djavit setzte sich müde auf einen Stuhl: „Hört mal, ich hab gedacht ich verliere den Verstand, als ich das gesehen habe, ich meine, was ist wenn es wahr ist?“ „Hör mal, das kann nicht sein!“, sagte Anara ungläubig und starrte auf das Foto. „Was ist damit? Es sieht aus wie sie!“, Sirius sah sich das Bild genau an, „zerbeult und zerkratzt und eingefallen, aber es sieht so aus wie sie…“ Anara sprang auf: „Das kann nicht sein! Cerridwen ist tot! Du hast es uns selbst gesagt! Das kann nicht sein!“ „Was ist mit der Krankenakte?“, sie sah Sirius groß an. „Was?“ „Die Krankenakte, kommst du von hier aus da rann?“, hakte Djavit nach. „Ich…au man, ich darf das nicht einfach so, Djavit!“, der Vampir sah zu Boden. Verdammt, er sah aus wie ein getretener Hund. Sie setzte sich wieder. „Okay, ich versuchs, aber wenn sie es nicht ist, dann versprich mir das du mal ne Nacht durchschläfst, okay? Du siehst aus wie Käsequark und hast Augenringe von hier bis Canberra!“, der Vampir seufzte, nickte aber. Na schön, wollte sie mal sehen was sie da so im Krankenhaus-Server finden konnte! Sie hatte Kopfschmerzen. Unsägliche Kopfschmerzen! Und dieser Blödmann vor ihr machte es nicht grade besser. „Was sehen sie hier?“, der Kerl hielt ihr eine seiner Karteikarten hin. „Einen Tintenklecks.“, antwortete sie tonlos. „Einen Tintenklecks, natürlich. Sicher, dass es ein Tintenklecks ist?“, was sollte das denn sonst wohl sein! „Ja. Sicher“, er steckte die Karte weg. Kurz darauf erschien eine neue vor ihrem Gesicht. „Und was sehen sie hier?“, wollte der sie verarschen? Warum hielten sie eigentlich alle für blöd!? „Noch einen Tintenklecks…“ „Nicht sehr gesprächig heute, was?“, er lächelte sie an. „Ich wüsste nicht was es über Tintenkleckse zu sagen gibt, außer dass es Tintenkleckse sind…“ „Natürlich, dann reden wir über etwas anderes. Wie geht es ihnen?“ „Gut, bis auf die Kopfschmerzen…“, sie seufzte. Sie wusste gar nicht wie es war keine Kopfschmerzen zu haben: „Ich habe eine Frage, Doc.“ „Fragen sie ruhig…“ „Nach diesem Aufruf, hat da jemand für mich angerufen?“, fragte sie ihn. „Darüber sollten wir jetzt nicht sprechen. Es ist wichtiger, das wir über sie reden.“ Die junge Frau rutschte in ihrem Stuhl herum. „Also hat niemand angerufen, richtig?“ „Hören sie, wir müssen doch erst mal wissen, wer sie sind, oder nicht? Dann kämen wir ein gutes Stück weiter“ „Ich weiß aber verdammt nochmal nicht wer ich bin, okay?“, giftete sie ihn an, „und ich wüsste auch nicht, wie ich das anhand von Tintenklecksen feststellen sollte!“ „Hören sie, Miss, das ist Routine, ich verstehe, dass das schwierig ist für sie….“, ihr platzte der Kragen! Er wusste? Von wegen! „Gar nichts wissen sie! Wissen sie wie es ist aufzuwachen und nicht mal seinen Namen zu kennen? Mein Körper war fast völlig zermatscht und sie wollen mir sagen sie wissen wie das ist? Überhaupt nichts wissen sie! SIE haben keinen blassen Schimmer, wie es MIR geht!“ „Ist ja gut, beruhigen sie sich…“ „Ich BIN ruhig!“, ein heller Blitz von Schmerz fuhr durch ihren Kopf. Sie spürte wie sie fiel… „Los! Einen Pfleger, aber schnell!!!“ Shawn Everst sah wie seine Patientin zu Boden ging, als hätte sie einen Fausthieb abgefangen. Sie sackte in sich zusammen und rutschte vom Stuhl, die Augen aufgerissen. Als sie auf dem Boden lang und ihre Gliedmaßen wild umherzuckten, versuchte er ihren Kopf zu schützen. Die beiden Pfleger, nach denen er gebrüllt hatte stürzten herein und bemühten sich einen ihrer Arme ruhig zu halten, um eine Spritze setzen zu können. Als sie es schließlich geschafft hatten, erschlaffte der in den vergangenen sechs Wochen so ausgezehrte Körper und die Augen schlossen sich. Er stellte fest ob sie einen regelmäßigen Herzschlag hatte. Als er ab nickte, trugen die beiden sie zu ihrem Bett. Er seufzte. Was auch immer mit ihr passiert war, es blieb einfach ein Wunder, das sie lebte. Er war da gewesen, als sie die Augen aufgeschlagen hatte. Der noch nicht ganz 25 jährige Arzt hatte Visite gehabt, als es geschah. Er schrieb eine Dissertation über Koma-Patienten und das sie noch lebend im Krankenhaus angekommen war, war schon beachtlich. Als sie verlegt worden war, hatte er darauf bestanden sie weiter zu betreuen, doch bedauerlicher Weise bekam er einfach keinen Zugang zu ihr. Ihr Körper hatte in den Wochen, die sie bewusstlos war, etliche Knochenbrüche geheilt und Prellungen abgebaut. Auch wenn sie ohnmächtig war, ihre Selbstheilung arbeitete auf Hochtouren. Als würde sich etwas standhaft weigern, aufzugeben, doch langsam wurde es eng für sie. das Schädel-Hirn-Trauma hatte ihr sämtliche Erinnerungen geraubt. Die Hirnblutung, die sie bei ihrem letzten Anfall kurzzeitig hatte, war schlimm gewesen. Wie lange sie das noch durchhielt war nicht zu sagen. Das Schlimmste war, das diese junge hübsche Frau, offensichtlich niemanden hatte, der sie vermisste. Niemand suchte nach ihr, niemand folgte dem Aufruf von Channel five. Bisher. Stress war das schlimmste, sobald sie sich aufregte, passierte das hier. Und sie hatte ein ziemlich hitziges Gemüt! Für eine Irin nicht weiter verwunderlich, der Ruf, wenig Geduld zu haben, eilte ihnen voraus. Shawn wollte einfach nicht aufgeben, sie hatte so erbittert gegen den Tod gekämpft, dieses Koma nieder gerungen, nur um jetzt ihrem eigenen Unwissen zum Opfer zu fallen. Es musste doch eine Möglichkeit geben! Er ließ die Frau, die betäubt im Bett lag alleine. Es war der 22. August. Severus bereitete den Unterricht, für das nächste Schuljahr vor. Eigentlich lief es gut, körperlich war er wohlauf, die gebrochenen Knochen waren verheilt, das einzige Problem war der Schlaf. Manch einer hätte Albträume vermutet. Die blieben aus. Er träumte schlichtweg gar nicht, da war nur gähnende Leere. Es war nicht so, dass er nicht an sie dachte, ganz im Gegenteil. Er tat es ständig, ertappte sich dabei, wie er eine gute halbe Stunde nur vor sich hinstarrte, tief in Gedanken versunken. Er erzählte niemandem davon. Er war das ständige Fragen leid! Immer diese obligatorische: wie geht es dir Severus? Und dann diese mitleidigen Blicke! Es war zum Durchdrehen! Er wollte kein Mitleid, das einzige, was er wollte, war unerreichbar. Gedankenverloren rieb er sich über sein Brustbein. Er wusste nicht genau warum er das tat, es war zur Gewohnheit geworden. Ähnlich, wie wenn der sich den Unterarm abgedrückt hatte, weil sich das Mal meldete. Nur das er keine Schmerzen hatte. Meistens. Das Mal vernarbte. Narben hießen, das eine Wunde verheilte, oder nicht? Er wünschte sich innständig, dass er eine Wunde hätte, die verheilen und zu einer Narbe werden könnte. Doch er hatte keine. Dafür hatte er Kopfschmerzen. Der Braumeister rieb sich über die Augen, vielleicht brauchte er eine Brille? Er war schließlich nicht jünger geworden, so etwas war normal, auch wenn 37 eigentlich noch kein Alter war, für einen Zauberer. Er sollte Poppy einmal aufsuchen. Womöglich wusste sie Rat… Djavit war endlich eingeschlafen. Der große Blonde lag auf dem Sofa und schnarchte leise vor sich hin. Es war fast sechs, als Anara die Datei öffnen konnte. Weiterhin ihre Kaffee schlürfend, durchforstete die Templerin den Speicher des Queen- Charlotte-Hospitals und wühlte herum, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Sie fand die Krankenakte, sie enthielt weder Name, noch sonst irgendwas über die Patientin. Nur Größe, vermutetes Alter, Gewicht, keine Haarfarbe, keine Augenfarbe. Das war seltsam. Jeder Mensch hatte Haare und Augen… Der Bericht des behandelnden Arztes, zeichnete sich durch akademische Akribie aus. Als sie die Liste der Verletzungen durchlas, wurde ihr schlecht. Trümmerbruch des Oberschenkelhalses, Trümmerbruch des rechten Unterarmes. Deformierung des linken Unterarmes, das Röntgenbild sah schrecklich aus. „Ich glaub mir wird schlecht…“ Ausgerenkte Hüfte, mehrfach gebrochenes Becken, sieben angebrochene Rippen, eine doppelte Fraktur der Costae spuriae. „Mein Gott……“ Der Mann hatte weiterhin Vermutungen beigelegt, woher die Verletzungen stammen könnten. Er beschrieb Vergleiche mit Patienten, die vor einen LKW geraten waren und einem Mann, der aus dem fünften Stock gesprungen war und dann kam der Knaller! Schädelbasisbruch. Blutgerinnsel durch Hirnblutung. Daraus folgend Areflexie des Hirnstammes, Apnoe, sprich keine Atmung und Verlust des Bewusstseins. Das war nicht einfach eine Wachkoma Patientin! Diese Frau war tot! Definitiv tot! Dazu kam, dass das ganze sechs Wochen dauerte! Kein Kreislaufzusammenbruch, kein Einbruch der Vitalfunktionen! Das war sozusagen unmöglich! Sozusagen…… Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Marks Whatsons Nummer… „Ja? Hallo?“, Mark hatte im Lazarett in Dover Spätschicht. Dementsprechend vergnügt war er, als Anara ihn aus dem Bett riss. „Mark? Hör mal zu, ich hab hier ein Problem und brauch mal deine fachkundige Meinung. Hast du Zeit?“ „Worum geht’s denn? Was ist denn los?“, die Kanadierin versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, doch sie zitterte. „Hör mal, ich… das ist… du musst dir das Ansehen! Ich hab hier eine Datei und…“ „Gut du hast meine E-Mail, schick sie rüber…“ „Okay, aber… Mark, ich hätte das nicht gedurft, verstehst du? Eigentlich war es Djavits Idee, einen ziemliche Scheiß-Idee aber das hier, ich kann das nicht glauben. Kannst du…… könntest du nicht…?“, Mark seufzte. Es war grade sechs durch, nach London brauchte er anderthalb Stunden, seine Schicht begann um 21:00 Uhr. „Na schön, ich beeil mich, ich hoffe bei euch gibt’s Frühstück!“ Er legte auf und sprang in die Klamotten. Seit sie mit Black zusammen war, hielt die früher recht draufgängerische ehemalige Fassadensteigerin sich zurück. Wenn sie sich überhaupt einmischte, dann nur nach Absprache mit Jer‘. Das hatte Art, das sie anrief und ihn um Hilfe bat. Sie waren die dreizehnte, egal was passiert war und wer auf der Strecke blieb, sie sorgten füreinander. So war das nun mal. Er machte sich auf den Weg. Der Opel Astra heulte die Straßen entlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)