An Ghealach Docher von SainzDeRouse (Du kannst ihm nicht entkommen!) ================================================================================ Kapitel 1: TEIL 1 ----------------- *** TEIL 1   Verraten und verkauft   Kapitel 1 Meine Familie       Die Räder knarzten unter der schweren Last und rollten von einem Pony gezogen dem Waldrand entgegen. Der Vollmond ging auf und kündigte die unheiligen Kreaturen an während die Sonne sich zum Schlafen legte und uns mit ihren letzten Strahlen den Weg wies. Die Anspannung unter uns war zum Reißen gespannt. Meine Hände waren schweißig und mein Herz pochte wild, so das ich es schon in den Ohren rauschte. Alan, mein großer Dearthair tat so als würde er frieren, doch war ich mir sicher das er vor Angst zitterte. Athair führte das Pony über die Hügel, meine Mháthair direkt hinter ihm. Alan und ich bildeten die Nachhut um unser wertvollstes Tier zu helfen, falls das Rad im Schlamm stecken blieb oder ein großer Stein überwunden werden musste. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir angekommen und luden eilig unsere Waren aus. Ein großer, hoher Eichentisch stand direkt unter der Krone eines hohen Baumes. Es bildete einen ungewöhnlichen Anblick, doch war es nötig Tiere eine gewisse Zeit abhalten zu können unsere Tribute zu verschlingen, ehe sie ihren Zweck erfüllen konnten. Säcke mit Wolle, eine Stroh gefüllte Kiste mit den gesammelten Eiern der letzten Tage und der heutigen Gabe Ziegen- und Kuhmilch. Ebenso Käse und Joghurt und geräuchertes Fleisch. Jedes Mal wenn ich Mháthair dabei zusah wie sie das kostbare Fleisch einpackte zwinkerte sie Tränen weg und versuchte nicht unter der Last zu zerbrechen. Es war viel Geld das uns durch den Fingern rann, von dem teuren Salz ganz zu schweigen. Alles abgeladen machten wir uns sehr zügig auf den Rückweg. Es war merkwürdig, diese Prozedur vollzogen wir seit Jahren, doch die Angst wuchs ins Fantastische, wenn wir diesen Tisch im Rücken hatten. So als würde der erkaufte Frieden plötzlich seine Geltung verlieren und teuflische Monster könnten jeden Moment aus dem Dickicht kommen und uns meucheln. In unserem Dorf Uaigneas angekommen war die Angst und Anspannung deutlich zu spüren. Alle Fenster und Türen wurden verschlossen, selbst die Hunde und Katzen ließ man ein ins Haus. Es war deutlich zu hören, wie Kommoden und Schränke vor Türen und Fenstern geschoben wurden. Jeden Monat erlebten wir die Nacht absoluten Grauens. Es gab viele wundersame Geschichten über haarige Monster mit langen Krallen und Zähnen. Würde ein Mensch in dieser Nacht draußen sein, so würde er einen schrecklichen Tod finden. Wir liefen eilig in unser Haus und taten es unseren Nachbarn gleich. Meine Schwägerin Eidith, Alans Frau hatte mit ihrem Sohn Bran und meinem jüngeren Bruder Douglas auf uns gewartet. Blass waren die Gesichter die uns entgegen starrten. Die Männer trugen die schweren Möbel vor die Tür und verriegelten die Fenster. Im hinteren Teil des Hauses befanden sich unsere Viecher, die zwei Kühe und unsere Ziegen und Schafe, die Schweine und Hühner. Selbst der Hund hatten wir eingelassen, der sonst immer für unsere Sicherheit sorgte, indem er alles und jeden von unserem Hof fern hielt. Jedoch in dieser einen Nacht konnten wir nicht riskieren ihn an die Ungeheuer zu verlieren, die uns bedrohten. Es war eine lange Nacht und eine stickige. Unser Heim war nicht groß, und mit den Viechern mit denen wir es teilten angenehm temperiert, aber auch stickig wenn man kein Fenster öffnen konnte. Solange der Hund und die Tiere entspannt wirkten, fühlten wir uns sicher. In der einzigen Feuerstelle des Hauses prasselten die warmen Flammen, der Rauch hing stickig im Raum und zog durch kleine Schlitze im Dach ab. Eidith hatte einen Eintopf gekocht und so setzten wir uns an den großen Tisch und Löffelten stumm vor uns die Suppe aus. „Pfarrer Mansart sagte ich könne in die Stadt gehen und zur Schule gehen, ich wäre sehr klug“, durchbrach Douglas die Stille. „Und zahlt der feine Pfarrer auch die Gebühren?“, schnarrte Athair. „Nein, aber...“ „Ja dann wird es wohl nichts.“ „Aber ich könnte mir eine Anstellung suchen, vielleicht bei einem Gelehrten. Pfarrer Mansart sagte, er kenne da jemanden“, rief mein kleiner Bruder aufgeregt. „Mein Sohn, du wirst nicht in die Stadt gehen. Wir brauchen dich hier. In keinem Buch wirst du lernen wie du das Acker bestellst und Viehzucht betreibst. Das hier Junge ist dein Leben. Keine Träumereien.“ „Ich hörte auch das viele in die Stadt gehen, dort hat ein Bürger mehr Rechte und viele Möglichkeiten ein Handwerk zu erlernen. Die Häuser haben bis zu vier Stockwerke und ragen hoch hinauf. Die Menschen tragen feinere Kleider und ….“ „SCHLUSS!“, schrie Athair, sprang auf und knallte mit den Fäusten auf den Tisch. „Mit was für Träumern bin ich verflucht worden. Niemand geht in die Stadt, niemand lernt ein anderes Handwerk. DAS HIER ist unser Handwerk und HIER leben wir. HABT IHR NICHTSNUTZE DAS VERSTANDEN? Ist denn Alan der einzig vernünftige Sohn den ich habe? Und du Tochter, träumst du immer noch davon das Lesen und Schreiben zu erlernen? Möchtest du vielleicht auch in die Stadt gehen um als Dirne deine Lehrgebühren zu bezahlen?“, fragte er höhnisch. Ich nickte stumm mit dem Kopf und blickte auf meine Schale Suppe. Seine wütende Fratze mit den vielen Furchen und Falten, mit den gelben Zähnen und den schwarzen Löchern, dem fehlenden Zahn und dem löchrigen Bart. Das war ein furchterregender Anblick. Er wirkte durch sein Alter, stolze 34 Jahre schmächtig und schwach, aber davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Ich wusste wovon ich sprach. Eine Diskussion war unnötig wie ich sehr wohl wusste, hatte ich es ja schon einmal versucht und mir heftige Schläge dafür eingefangen. „Douglas, du wirst hier gebraucht und du wirst deinem Bruder eine helfende Hand sein. Und du Mädchen, sie zu das du dich gut verheiratest, du zählst bereits fünfzehn Jahre und ich habe deine Sperenzien satt.“ „Vater, beruhige dich“, sagte meine Mutter und biss von ihrem Kanten Brot ab. „Misch dich nicht ein Weib. Ich kann nicht verstehen wir unsere Bälger so naiv und dumm werden konnten. Ihr wurdet verzogen“, richtete er das Wort wieder an uns. Vor acht Jahren als der große Krieg durchs Land fegte und wir viele Männer verloren, das büßen wir noch heute.“ „McGregor hätte sich nicht mit ihnen anlegen sollen“, sagte Mutter kauend. „Er ist der Chief, er musste handeln, nachdem er selbst Tribute zollen sollte. Aber du hast recht Frau, er hätte es nicht tun sollen. Schon gar nicht nachdem ihm die anderen Clans im Stich gelassen hatten. Sie hatten ihm die wundersamen Geschichten nicht glauben wollen. Aber eins sag ich euch, bald wird es auch sie treffen. Bei dem was die Händler erzählen weiten sie ihre Macht weiter aus. Wir sind nicht die einzigen die leiden müssen.“ „Aber die Steuern“, stöhnte Alan und rührte betrübt in seiner Schüssel. „Nach acht Jahren verlangt er noch immer den zwanzigsten Teil. Als brächte es seine Krieger zurück.“ „Und die Wächter einen Zehntel“, schniefte Eidith und schnäuzte sich die Nase. „Wer sind die Wächter, Mutter?“, fragte der kleine Bran in seiner kindlichen Unwissenheit. „Schhhht, niemand mein Schatz, hör nicht hin“, versuchte Eidith ihren Sohn zu schützen. „Tz, er wird es früh genug erfahren. Verhätschle ihn nicht so, auch aus ihm muss ein Mann werden“, brummte mein Vater. „Er ist erst fünf“, gab Alan zurück. „Es ist besser wenn man ihnen früh genug beibringt wie die Welt funktioniert mein Sohn.“ Nach dem Essen ging es direkt ins Bett. In dieser Nacht im Monat versuchten wir alle so still und leise zu sein wie möglich um kein Aufsehen zu erregen. Die Wächter sollten nicht glauben das wir sie nicht fürchteten. So schliefen mein großer Dearthair mit seiner Familie in der einen und meine Eltern in der anderen Kammer. Diese Kammern wurden vor dem Krieg hinzugefügt. Ein Zeugnis der Zeit, als es uns noch gut ergangen war. Die Zwischenräume hatten wir mit geflochtenen Birkenzweigen gefüllt und mit Lehm und Stroh abgedeckt. Mein kleiner Dearthair schlief im Wohnraum. Die gestampfte Erde, bedeckt mit Stroh diente uns als Fußboden des Hauses. Douglas häufte sich einen Haufen Stroh auf, Nahe dem Feuer und rollte sich unter seinem Schafsfell zusammen. Ich indess kletterte über eine Leiter, oberhalb unserer Tiere, auf dem Boden, in dem das Heu lagerte, zu meinen Schlafplatz.   Ein lauter Schrei holte mich Stunden später unsanft aus meinen Träumen. Der unsägliche Hahn hatte meine Nacht beendet. Die vielen kleinen Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase, welche durch das Stroh in der Dachluke schienen. Es wurde zuweilen sehr kalt, daher hatten wir eine Schnur immer wieder quer über die Luke gezogen und hatten Stroh hinein gehangen. Viele konnten sich keine Fenster aus Glas leisten und machten es ebenso um die Wärme drinnen zu halten und um der Privatsphäre wegen. Müde kuschelte ich mich noch tiefer in den Strohhaufen und zog das Schafsfell über meinen Kopf. In einem Augenblick der Ruhe dachte ich schon ich könne gemächlich weiter schlafen.   „Allison, was liegst du noch im Bett, steh endlich auf“, rief eine mir bekannte Stimme energisch. Kaum hatte ich die Stimme meiner Mháthair vernommen, ging das Gepolter im unteren Stockwerk von statten. Das Rascheln des Strohs auf dem Boden, es wurde sich angezogen, in der einzigen Feuerstelle des Hauses ein Feuer entfacht, Geschirr klapperte. Das Frühstück musste vorbereitet werden. Mein Athair und meine Brethren öffneten den anderen Teil des Hauses, welches uns als Stall diente und trieben die Tiere hinaus. Nur die Rinder wurden noch zurück gehalten.   Widerwillig erhob ich mich, streckte mich und stolperte mit wackligen Beinen zu meiner Kleidung, welches ich über ein Balken gehängt hatte. Glücklicherweise hielt sich die Wärme der Viecher gut im Dach, so war es angenehm warm und so konnte ich diese noch etwas genießen, ehe ich in die feuchte Kälte hinaus musste. Rock und Bluse waren schnell über mein schmutziges Unterkleid gezogen und wurde durch ein Mieder an Ort und Stelle gehalten.   Seit ich zehn Jahre alt war, musste ich aus der Kammer welche ich mich zuvor mit meinen Brethren geteilt hatte. Alan war mit seinen dreizehn Jahren schon ein Mann, daher hatten meine Eltern entschieden, das es besser wäre wenn ich mein eigenes Domizil hätte, um unsittliche Gedanken und Geschehnisse zu vermeiden.   Eidith deckte den Tisch und schenkte zu jedem Teller, ein mit Wasser verdünnten Wein ein. Verdünnter Wein war gesünder als Wasser, daher war es unser aller liebstes Getränkt. Ebenso wie Bier und Met. Jedoch gab es das teure Met bei uns nur an Festen. Bran indes wurde in den Stall geschickt um zu sehen ob die Hühne Eier gelegt hatten. Nachdem vergangenen Abend alles was wir die Woche über gesammelt und hergestellt hatten, abgegeben worden war, gab es keinen Vorrat. Er fand drei Eier. Somit war klar, das es für uns Frauen keine Eier geben würde. Meine Mháthair währenddessen schnitt breite Scheiben vom Laib Brot, wie auch vom Käse.   Noch immer Müde schlenderte ich in den Stall und melkte eines der zwei Rinder. Die erste volle Portion diente uns allen als Frühstück. Der Rest der Tagesleistung wurde an die anderen Dorfbewohner verkauft oder getauscht. So war das Essen hergerichtet und alle setzten sich auf die Bänke und begannen zu essen. Eine Scheibe Brot, ein Stück Käse und eine große Schale Milch. Für Athair, Alan und Douglas noch ein Ei dazu. Ein gutes Essen. Es war zur Tradition geworden das, nach der Nacht der Wächter, es ein üppiges Frühstück gab. Das beruhigte die Seele nach der angstvollen Nacht und gab Kraft für den weiteren nächsten Monat. Zudem war es eine gute Abwechslung zum häufigen Getreidebrei.   Nach dem Essen brach der Arbeitstag vollends an. Ich melkte das eine, wie auch das andere Rind und stellte die Milch hinaus, damit sie kühl blieb. Am Ende des Tages erhielt ich zwei große Eimer Milch, aus einem wurde immer Käse hergestellt. Ebenso verhielt es sich mit den wenigen Ziegen die wir hatten. Sie beanspruchten neben den Rindern eine Parzelle für sich. Jedoch melke ich sie immer erst am späten Nachmittag, da ich meine Pflicht auf den Feldern nachkommen musste. Auch da wurde die Hälfte zu Käse verarbeitet. Zudem lieferten sie uns das Leder und die Wolle, die wir für unsere Kleidung benötigten. Vier Schafe, drei Schweine, sechs Hühner und ein Hund rundeten unseren Hof ab. Es war nicht viel, bedachte ein jeder, das wir das ganze Dorf mit ernährten. Nicht aus Liebe oder Freundschaft hielt die Dorfgemeinschaft zusammen, sondern des Überlebens Willen. Wir halfen uns gegenseitig, doch wenn ein Drittel des Erwirtschaften abgegeben werden musste, schlechtes Wetter, Krankheiten und Misserfolg bei der Ernte unseren Alltag begleiteten, reichte es oft gerade so, das wir nicht verhungerten. Vierzehn Stunden arbeiteten wir täglich in den Sommer Monaten. Nur im Winter trieb uns die Kälte und der Schnee hinein ins Haus. Die Felder mussten bestellt, gesät und abgeerntet werden. Die Tiere brauchten ihr Futter, ebenso wie wir. Wir haben nur so viel Feld wie wir pachten können. Wir waren freie Bauern, keine Sklaven und dennoch erging es uns nicht viel besser. Nachdem der Stall gesäubert, die Schafe und Ziegen geschoren und die Viecher auf ihre Weide getrieben wurden, machte ich mich auf ins Dorf um Erledigungen zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)