Digimon Tamers X von MikaOkami (Rise of the Chaostamers) ================================================================================ Prolog: -------- Dunkle Wolken verdeckten den Mond über Tokio. Die Straßen waren noch nass vom Regen, der am Nachmittag geherrscht hatte. Neben den Lichtern der Straßenlaternen und denen der gelegentlich vorbeifahrenden Autos, befand sich die einzige Lichtquelle der Straße in einem kleinen Zimmer eines Hochhausappartements. Der Junge, der dieses Zimmer bewohnte, erledigte gerade an seinem Computer seine Schulaufgaben, worüber er die Zeit vergessen hatte. Sein Digimonpartner Wormmon lag auf seinem Bett und schlief. Während er seine Aufgaben machte, öffnete sich ein Fenster zu einem Chatprogramm, welches er im Hintergrund laufen lies. „Hallo, Ken.“, stand nun auf dem Bildschirm. Ken stutzte. Er hatte sich bei diesem Programm nicht mit seinem richtigen Namen angemeldet, sondern ein Pseudonym benutzt. Nur seine Freunde kannten seine Identität, doch dieser Nutzername war ihm neu. KMAM02, überlegte er. Was bedeutet das? Er beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. „Wer bist du?“, schrieb er und wartete. Nach einer knappen Minute erhielt er eine kurze Antwort: „Ein Freund.“ Ein Freund? Wollte ihm einer einen Streich spielen? Ken schrieb daraufhin: „Davis bist du das? Das ist nicht komisch.“ Diesmal kam die Antwort schneller. „Davis? Nein, ganz sicher nicht.“ Während Ken überlegte, was er nun schreiben könnte, kam eine weitere Nachricht. „Wie geht es Wormmon?“ Ken starrte den Monitor an. Für ihn gab es keinen Zweifel, es musste einer der anderen Tamer sein. „Das ist nicht komisch.“, schrieb er hastig, „Sag mir wer du bist.“ – „Ein Freund.“ – „Ich will wissen wie du heißt!“, schrie Ken den Bildschirm an. Er hatte völlig vergessen, dass sein Gesprächspartner ihn nicht hören konnte. „Ken, was ist denn los?“, fragte Wormmon verschlafen. Das Digimon war durch Ken’s Aufruf aufgewacht. „Es ist nichts, Wormmon.“, antwortete Ken und machte sich daran, dass eben gebrüllte aufzuschreiben. Doch noch ehe er damit fertig war, kam eine weitere Nachricht: „Ach Ken“, stand in dem Fenster, „erinnerst du dich etwa nicht mehr an mich?“ Ken starrte den Bildschirm an. Wie konnte das sein? Er hatte doch noch gar nicht zu Ende geschrieben. Trotzdem hatte er eine Antwort auf das bekommen, was er eben laut gefragt, aber nicht geschrieben hatte. Nun war er sich sicher, diese Person war keiner seiner Freunde. „Ken, was ist los?“, fragte Wormmon wieder, „Du bist so bleich.“ – „Ich weiß es nicht Wormmon.“, gestand Ken. Daraufhin griff er nach seinem Handy und erklärte: „Ich werde Davis und die anderen Benachrichtigen.“ Während er Davis Nummer eintippte erschien eine weitere Nachricht auf dem Bildschirm: „Nein, wirst du nicht.“ Das letzte, was Ken noch wahrnahm, war ein gleißendes, helles Licht … Kapitel 1: Das Chaos beginnt ---------------------------- Es war ein sonniger Frühlings Nachmittag mit gefühlten 22 Grad, eine sanfte Brise umspielte Chitu’s rötliche Haare, als sie aus dem offenen Fenster schaute. Genauso friedlich wie das Wetter war, so ruhig schien auch die Stadt zu sein. Zwar zwitscherten die Vögel munter herum und manche Spaziergänger waren auf der Straße zu sehen, jedoch gab es nichts Aufregendes vor der Tür zu entdecken. Sie widmete sich erneut dem vor ihr ausgebreitetem Stapel Karten, mit dem sie am Wochenende ein Digimon Kartenturnier um jeden Preis gewinnen wollte. Als sie erneut aus dem Fenster schaute und die Sonne sie durch ein Wolkenband heraus anlachte, verspürte sie doch die Lust auf einen Rundgang. Immerhin hatte sie ihr Deck schon einige Male verbessert – besser konnte sie es gar nicht mehr zusammenstellen. Also packte sie die Karten zurück in die Deck-Box, verstaute sie am Gürtelbund und machte sich auf den Weg in die Stadt. „Tschau Mom, ich geh noch mal eine Weile vor die Tür!“ rief sie ihrer Mutter nach. „Aber bleib nicht zu lange weg, in drei Stunden gibt es Abendessen!“ – „Ja ja, ich bin schon rechtzeitig zurück!“ Aus der Tür fragte sie sich erst einmal wo sie überhaupt hin sollte – die Stadt war groß und sie hatte nur kurz Luft schnappen wollen. Da sie ihr Deck dabei hatte, könnte sie ihre perfektionierte Spielweise gleich einmal an ein paar Kindern austesten, die sich zu dieser Zeit meist beim Spielplatz herum trieben. Somit schlug sie den Weg zum nahe gelegenen Spielplatz ein. Gegen Einbruch der Dämmerung erreichte sie diese schließlich, doch ein Duell sollte es heute nicht mehr geben. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten die Umgebung in ein frohes Farbenspiel aus Rot, Orange und Gelb. In dem gesamten Park waren eine Menge Vögel zu hören, welche die Stille durchdrangen. Von einer Stelle jedoch, waren Stimmen zu vernehmen. Der Spielplatz am Rande des Parks in der Nähe der Schule war eine perfekte Möglichkeit sich zu treffen. Er war vor einem Jahr komplett restauriert worden. Ein neues Klettergerüst stand an der Stelle, wo es zuvor eine Rückzugsmöglichkeit gab. Diese sah fast so aus wie ein kleiner Dinosaurier, nur mit einer Uhr anstelle des Kopfs. Auch die anderen Kletter-Tiere, zum Beispiel die Schildkröte, wurden entfernt und durch mehrere, im Kreis angeordneten Reifenschaukeln ersetzt. Auf den vier massiven Tischtennisplatten Spielplatz saßen ein paar Kinder. Diese waren so vertieft in ihr Digimon Kartenspiel, dass sie nicht bemerkten, wie eine Gruppe schwarz gekleideter Jugendlicher sich ihnen näherte. Als die Gruppe die Kinder erreichte blieb sie stehen. Einer der Jugendlichen, ein Junge in schwarzen Klamotten und fingerlosen Handschuhen, der seine blonden Haare teilweise zu einem Zopf zusammen gebunden, teilweise offen trug, trat hinter eines der Kinder. Als er die Karte erblickte grinste er breit: „Sag mal, wusstet ihr denn etwa nicht, dass Digimon-Karten seit neuestem erst ab 16 sind?“, fragte er und schnappte sich die Karte des Kindes, „Seid froh, dass wir nicht mit der Polizei zusammenarbeiten.“ Noch bevor das bestohlene Kind etwas erwidern konnte, griffen sich der Junge und die restlichen Gruppenmitglieder die offen liegenden Kartenstapel, sowie die beiden Kartenscanner. Als die Kinder aufsprangen um sich ihre Karten zurück zu holen, traten der blondhaarige und ein zweiter Junge aus der Gruppe zu, sodass zwei der Kinder zu Boden stürzten. Während der Rest der Gruppe die anderen Kinder in Schach hielten, kniete sich der Blonde neben die auf dem Boden liegenden, betrachtete sie mit irrem Blick und sagte in einem ruhigen Tonfall: „So ihr Stöpsel, wollt ihr etwa asozial werden? Das ist unser Revier, da herrscht das Recht des Stärkeren. In diesem Falle unser Recht. Also rennt ihr besser nach Hause und …“ Doch weiter kam er nicht mehr, denn ein weiterer Jugendlicher der Gruppe lief wild gestikulierend über den Spielplatz. „Keru, die Bullen sind im Anmarsch! Lauft!“ Sofort sprang der Junge namens Keru auf und lief los. „Mika, hier lang!“, brüllte er dem einzigen Mädchen der Gruppe zu. Mika trug ihre braunen Haare offen und hatte passend zu ihren Haaren sie braune Augen. Nicht nur dass sie das einzige Mädchen der Gruppe war, sie war augenscheinlich auch die älteste in der Gruppe und die einzige, die etwas Farbiges zu ihrer schwarzen Hose an hatte – ein blaues Top zierte ihren Oberkörper. Aus der Ferne beobachtete ein Mädchen mit roten Haaren die Szenerie. Keru und Mika – die beiden Einzigen aus der Gruppe die es richtig gemacht haben, als sich die Truppe in wilder Flucht aufgeteilt hatte. Anscheinend haben sie sich in Richtung Park geflüchtet, der Rest wurde bereits von den Polizisten erwischt. „So ein Mist, die anderen beiden sind uns entwischt. Hat einer gesehen wo sie lang gelaufen sind?“, fragte einer der Polizisten in die Runde. Die anderen schüttelten bloß den Kopf. Kurz überlegte Chitu, ob sie nun sozial oder asozial sein sollte – und vor allem wem gegenüber. Dann entschied sie sich für den langen Arm des Gesetzes, nur um den beiden eine Lektion zu erteilen, und trat aus den Büschen vor die Polizei. „Ich habe gesehen wo die letzten beiden hin verschwunden sind, ich gehe sie suchen, wenn sie wollen.“ Leicht verdutzt starrten die Männer und Frauen auf Chitu, dann packte einer der Polizisten sie am Handgelenk und hielt auch sie fest. Anscheinend hielten sie auch Chitu für eine der Verbrecher, immerhin war sie genauso schwarz angezogen wie der Rest der Bande. „Hey, was…? Das ist doch nicht euer Ernst! Verdammt ich hab alles von dort beobachtet ich habe nichts mit solchen Nullen zu tun!“, schrie sie empört. „Wen nennst du hier Nullen, du Flasche?!“, entgegnete einer der Jugendlichen. „Dich, hast du was dagegen?!“, mit diesen Worten schaffte es Chitu den Polizisten abzuschütteln und ging auf Abstand zu den dreien. „Gott, Erwachsene sind alle gleich. Menschen mit dem höchsten Potential an Dummheit!“ Genervt drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte dieselbe Strecke entlang, welche die anderen beiden gerannt sein mussten. Anscheinend waren Mika und Keru nicht gerade die Sportskanonen, denn Chitu hatte sie nach kurzer Zeit schon wieder im Blick, als das Mädchen auf einmal begeistert nach links in die Büsche abbog und der Junge einige Sekunden später ganz entnervt folgte. Kurz darauf folgte ein kurzer Lichtschein, der einem Blitz glich, aus der Richtung. Chitu stutzte. Was könnte das nur gewesen sein? Dort stand nichts weiter als ein kleiner Betonverschlag, der schon lange Zeit unbenutzt stand und bloß noch ein geeignetes Versteck für Kinder war. Vorsichtig folgte sie den Moos bewachsenen, schmalen Treppen hinauf bis zu der kleinen Hütte. Es war keine Menschenseele zu sehen und auch nicht zu hören. Wo könnten sie nur hin sein? Ihr Blick fiel auf ein Loch in der Wand, von dem ein merkwürdiger Schimmer aus ging. Neugierig wie sie war, beschloss Chitu sich die Sache einmal genauer anzusehen, auch wenn ein flauer Gefühl im Magen ihr sagen wollte, dass es das sicherste war, den Tunnel in Ruhe zu lassen. Doch sie ignorierte ihre Instinkte und kroch auf allen Vieren in die Richtung des mysteriöses Lichts. Ehe sie sich versah, wurde sie von dem Licht gepackt und verschlungen. Wo sie jedoch hineingezogen wurde, verschlug ihr den Atem. Es hatte den Anschein, als sei sie in einem Warptunnel gelandet – es war ein runder Tunnel, dessen Ende man nicht sehen konnte. Die Wände leuchteten wie der Regenbogen und hier und da blitzten Leitungen auf, die stark an das Innere eines Computers erinnerten. Zudem schien alles schwerelos zu sein. Chitu konnte ihren Körper nicht spüren, sie schwebte im wahrsten Sinne des Wortes den Tunnel entlang. Je weiter sie kam, desto mehr verdunkelte sich das Licht um sie herum. Die Farben nahmen langsam ab, bis nur noch Schwarz, sowie Rot- und Lila-Töne übrig blieben. Es wurde kühler und die Umgebung deutlich. Die Schwerkraft kam zurück und Chitu hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Als sie sich in der Gegend umsah, erkannte sie eine kahle, düstere Landschaft mit Felsen und wenigen vereinzelten Bäumen. Zu ihrer rechten erstreckte sich ein Schwarzes Meer bis hin zum Horizont. Sie schien an einen dunklen Strand gebracht worden zu sein. „Wo … wo bin ich denn hier gelandet? Gehört das noch zur Digiwelt? Dafür sieht’s hier aber zu düster aus …“ Sie stutzte. Bis eben war sie noch in einem Tunnel. Ihr war die Digiwelt nicht fremd, aber abgesehen vom Farbenspiel im Warp-Tunnel glich diese Umgebung in keiner Weise dem, was sie bereits kannte. Und wo mögen die beiden anderen eigentlich gelandet sein? „Am besten ich sehe mich mal hier um. Mann, das ist doch verrückt.“, sagte sie und schlenderte los, um vielleicht über einen der beiden anderen zu stolpern. Doch zu ihrer Überraschung stolperte sie über etwas ganz anderes. Ihr Deck und Kartenlesegerät hatte sich wohl im Flug selbstständig gemacht und lagen nun vor ihr. Nicht sehr weit entfernt lag sogar etwas anderes bekanntes – ihr altes D-Power. Fasziniert hob sie die Sachen auf und betrachtete zuerst das D-Power. Es war komplett schwarz, nur der Rand um den Screen und die Knöpfe waren knallig lila. An der Seite des befand sich ein Kartenschlitz. Was sucht das denn hier? fragte sie sich. Anscheinend war sie wirklich in einem Gebiet der Digitalen Welt unterwegs, anders hätte dieses Gerät nie den Weg zu ihr finden können. Immer noch fasziniert und gleichermaßen verwundert packte sie die Sachen ein und setzte ihre Suche fort. Nach ein paar Schritten meldete sich das D-Power mit einem Piepsen zu Wort. Als Chitu das Gerät ein weiteres Mal untersuchte, bemerkte sie auf dem Screen eine Anzeige, die ähnlich wie ein GPS zu funktionieren schien. Jedenfalls zeigte es wie ein Kompass alle Himmelsrichtungen an und drei Punkte, welche rot, blau und grün leuchteten, markierten irgendetwas, worauf das Ding reagierte. Da Chitu sowieso völlig planlos durch die Gegend lief, dachte sie sich, dass es auch nichts schaden könnte den Punkten zu folgen. Je näher sie diesen kam, desto nervöser wurde sie. Als dann Stimmen deutlich wurden, erkannte sie sofort Mikas und Kerus. Doch da waren noch andere Stimmen. Waren etwa noch andere hier gelandet? Vorsichtig schlich sie sich hinter einen großen Felsen und staunte nicht schlecht: Als sie über den Felsen hinweg die Lage peilen wollte, starrte sie auf einen übergroßen schwarzen Dinosaurier, statt wie erwartet ein paar Menschen zu erblicken. Dieser Dino sah einem Guilmon zum Verwechseln ähnlich und musterte sie nun neugierig. „Blackguilmon was hast du denn?“ Die Stimme gehörte zu Keru. „Keru, da ist ein Menschenmädchen. Aber ohne einen Partner.“, antwortete das schwarze Guilmon. „Verräter.“, zischte Chitu dem Reptil entgegen und trat hinter dem Felsblock hervor. Der Dino hatte das mit dem Verräter wohl zu ernst genommen, denn er knurrte einmal leise, sodass es nur Chitu hören konnte. Sie schien es aber gekonnt zu ignorieren und wandte ihre Aufmerksamkeit den anderen zu. „Chitu bist du das?!“, ein etwas größeres Mädchen mit längeren, mittel-blonden Haaren fiel Chitu um den Hals und war sichtlich erfreut sie zu sehen. Als die verblüffte Chitu erkannte, wer ihr um den Hals gesprungen war und diese die stürmische Begrüßung erwiderte, wussten Keru und Mika sich nicht mehr zu helfen und standen verständnislos daneben. „Sag mal kennt ihr zwei euch, oder was?“, fragte der total verdatterte Blonde. „Nein du Vollpfosten die sehen sich gerade zum ersten Mal, weißt du?“, machte sich Mika über Keru lustig. „Was weiß ich, bin ich Gott und weiß alles?“ Er verschränkte die Arme und wandte sich von Mika ab. Die wiederum zerzauste ihm die Haare und meinte nur schlichtend: „Ach komm schon, du weißt wie das gemeint war.“ Auf diese liebevolle Geste konnte sich Keru ein Lachen nicht verkneifen und auch die beiden anderen Mädchen hatten sich wieder beruhigt und nun Keru und Mika zugewandt. „Das ist Chitu, wir kennen uns schon ein paar Jahre.“, erklärte Youbi. „Und das sind Mika und Keru.“, fügte sie zu Chitu gewandt hinzu. „Ja, ich weiß.“, antwortete diese schlicht. Erneut erntete sie für diese Aussage verdutzte Blicke und fragende Minen. „Ich habe die beiden beobachtet. Beim Kartenklau auf dem Spielplatz. Was meinst du wie ich an diesen verdammten Ort gekommen bin?“ Sie sah umher, aber beachtete die Blicke der anderen kaum. „Tja dumm gelaufen was? Neugier wird des Öfteren bestraft.“, feixte Mika. „Wärst du besser mal nach Hause gelaufen, dann würdest du jetzt nicht mit uns bekloppten hier festsitzen.“ Sie grinste. „Hätte ich wohl.“, meinte Chitu ernst und sah Mika an. „Aber das hier wird bestimmt noch interessant.“ Auch sie grinste auf eine hinterlistige Art und Weise. Sie betrachtete nun die drei Digimon, die sich ein Stück abseits befanden und ihre Tamer beobachteten. Dort waren ein schwarzer kleiner Dinosaurier, die große Variante die Chitu entdeckt hat und ein zweibeiniger, schwarzer Hund. Wohl die dunklen Vertreter von Agumon, Guilmon und Gaomon, dachte sie. „Sag mal Chitu hast du auch einen Digimonpartner?“, fragte Keru. Etwas nachdenklich löste Chitu den Blick von den drei digitalen Monstern und sah Keru an. „Ich hatte mal einen, aber das ist schon sehr lange her. Ich denke nicht, dass er immer noch hier ist, also eher nein.“ Sie nahm ihr D-Power aus der Tasche und fuhr fort: „Aber laut dem D-Power muss ich einen haben, sonst hätte ich das Ding nicht.“ – „Wie du hattest mal ein Digimon?“, mischte sich Youbi ein, „Warum hast du mir das nie gesagt?“ Chitu sah eher genervt zu ihrer Freundin und meinte: „Sorry, aber so einen Schwächling erwähne ich nicht gerne, das ist ja eine Blamage für mich.“ Mika hatte sich überlegt nichts zum Thema bei zusteuern, sie dachte sich lieber ihren Teil, summte vor sich hin und kauerte sich neben ihren Partner, den Hund. Jeder hier aus der Runde hatte ein festes Band zu seinem Digimon aufgebaut, nur Chitu schien sichtlich unzufrieden mit der Situation zu sein. Chaos war also scheinbar vorprogrammiert. „Warum eine Blamage? Ich finde Blackguilmon ist auch keine Blamage für mich.“ – „Ja, dein Dino ist auch zwei Meter groß und eine Abrissbirne wenn der mal aufdreht. Dorumon ist so ein halbes Hemd wie das normale Agumon und kann rein gar nichts außer blödeln.“ Youbi wurde hellhörig: „Dorumon?“ „Ja, Dorumon.“, Chitu sprach den Namen langsam und deutlich aus. Sie schien nicht ganz verstehen zu können, was für ein Interesse Youbi auf einmal an den Tag legte. Als ob ihr der Name nicht fremd war, das war aber unmöglich. „Was ist?“ Youbi wechselte ein paar undeutsche Blicke mit den anderen beiden und sah dann wieder zu Chitu. „Wir haben ein Dorumon hier gesehen, aber es war nicht so klein und ich denke auch nicht so schwach wie du gesagt hast. Es suchte seinen Tamer.“ Sie sah Chitu hoffnungsvoll an, den Wink mit dem Zaunpfahl konnte sie kaum übersehen. „Na und? Dann kann Dorumon lange suchen, ich will ihn nicht mehr sehen.“, Chitu verschränkte die Arme. Ihr kamen wieder Kindheitserinnerungen hoch, die sie vergessen wollte. „Dorumon kann bleiben wo der Pfeffer wächst!“ Chitu blieb das Wort im Halse stecken, als sie ein Stück weit entfernt hinter den anderen Tamern, die Umrisse eines anderen Digimon erkennen konnte. Es konnte nur Dorumon sein. Mit hängenden Ohren taumelte es wieder in die Weiten der öden, Wüsten gleichen Umgebung und verschwand bald hinter den nächsten Felsen. Chitu wollte schon hinterher laufen, doch dann besann sie sich wieder, schüttelte nur den Kopf und schwieg. Die anderen drehten sich nun auch in die Richtung, wo Chitu zuvor hingestarrt hatte. Doch mehr als Felsen und schwarze Wüste konnten sie nicht ausmachen. „Hast du was gesehen?“, fragte Mika. „Nein … nein, es ist nichts.“, log Chitu und setzte wieder ihre übliche Mine auf. Zeit um länger nachzuhaken hatten die anderen nicht, denn aus derselben Richtung wurde schon wieder eine Silhouette deutlich. Doch diesmal nicht die eines Digimon, sondern die eines Menschen. „Ah, hab ich mich doch nicht vertan. Da war doch jemand.“, sagte Chitu. „Wo?“, fragten die anderen fast im Chor. „Dort.“, antwortete Chitu und zeigte in die Richtung wo die Silhouette erschienen war, doch sie war nicht mehr dort. „Komm Blackguilmon, das sehen wir uns mal näher an.“, sagte Keru und lief los. Ohne etwas zu sagen lief auch das Digimon los und überholte dabei mühelos seinen Tamer. Als es den Ort erreicht hatte, an dem die Erscheinung aufgetaucht war, blieb es stehen, sah sich verwirrt um und begann zu schnüffeln. Schließlich kamen auch Keru und die anderen, die ihnen gefolgt waren, an und auch Blackgaomon und Blackagumon fingen zu schnüffeln an. „Und?“, fragte Youbi, „Riecht ihr was?“ „Ja“, antwortete Blackagumon, „es war ein Mensch hier, doch ….“ Es unterbrach sich und sah zu den anderen Digimon rüber. „Doch was?“, wollte Mika wissen und zog eine Augenbraue nach oben. „Doch es gibt weder eine Fährte die hier hin, noch eine die von hier weg führt.“, vollendete Blackgaomon den Satz. „What the Fuck?“, fragte Mika. „Sag mal, hat dein Hund verkorkste Geruchsnerven oder was?“, neckte Chitu Mika. „Ähm … Vielleicht ist der Mensch ja auch geflogen. Klar, dass dann keine Spuren da sind.“, warf Youbi ein. „Ja ne, ist klar.“, sagte Chitu kopfschüttelnd. „Vielleicht ist es ja auch ein Alien, das wie ein Mensch riecht und sich teleportieren kann.“, meinte Keru und fing an zu grinsen. „Schwachsinn.“, sagte Mika daraufhin. „Schwachkopf.“, warf Chitu Keru an den Kopf und rollte mit den Augen. Daraufhin fletschte Blackguilmon die Zähne und fuhr Chitu an: „Pass bloß auf was du sagst, du Scheißhaufen eines Numemon!“ So eine Bemerkung konnte Chitu nicht auf sich sitzen lassen, auch wenn sie gerne einfach nicht drauf eingegangen wäre. Immerhin hatte sie eine gewisse Art von Stolz, die sie verteidigen musste. „Hey Keru, nimm dein Dreikäsehoch besser mal an die Leine und bring ihm ein paar Manieren bei.“ sagte Chitu in einem so provokantem Tonfall, dass es schon fast an Körperverletzung grenzte. Daraufhin konnte Blackguilmon sich nicht mehr halten. Ohne jede Vorwarnung stürmte es auf Chitu zu, vorbei an Blackgaomon und Blackagumon, die selbst ein wenig dumm aus der Wäsche schauten. Keru versuchte noch es aufzuhalten, doch das Digimon hörte nicht mehr auf ihn. Chitu wollte davon laufen, stolperte jedoch und fiel zu Boden. Blackguilmon hatte sie schon fast erreicht, als sich plötzlich ein Schatten aus dem Felsen löste und sich seinerseits auf Blackguilmon stürzte. Der Schatten rammte das wütende Digimon und brachte es aus dem Gleichgewicht, worauf hin dieses zu Boden fiel. Verdutzt und wütend zugleich richtete es sich wieder auf und wandte seine Aufmerksamkeit dem Schatten zu. Dieser war jedoch kein Schatten, sondern ein Digimon. Dies verwirrte Blackguilmon lange genug, so dass die anderen beiden Digimon Zeit hatten sich zwischen ihn und Chitu zu stellen. Schließlich holte auch Keru seinen Partner ein und begann sofort beruhigend auf ihn einzureden. „OOOH, ein übergroßes Eichhörnchen!“, rief Mika begeistert. Daraufhin legte das fremde Digimon den Kopf schief, schaute Mika an und fragte mit einer mehr oder weniger kindlichen Stimme: „Was ist ein Eichhörnchen?“ Chitu, die immer noch auf dem Boden lag, schaute verständnislos das lila Digimon an. „Dorumon?“, stammelte sie nur und kam langsam wieder auf die Beine. Der plüschige Drachen-Verschnitt schenkte nun ihr die Aufmerksamkeit und sah seine Tamerin mit großen goldenen Augen hoffnungsvoll an. Plötzlich fing Keru schallend an zu lachen und auch Mika konnte sich vor Lachen kaum mehr auf den Beinen halten und schmiss sich auf den Boden. Youbi stand nur daneben und verstand die Welt nicht mehr. „Was ist denn jetzt mit euch los?“, fragte sie. „Chitus … Gesichts … Ausdruck … “, keuchte Keru, „er war … einfach … zum Schießen.“ Daraufhin sah auch Youbi Chitu an und fing ebenfalls an zu Lachen. Chitu kümmerte sich nicht um die drei Lachsäcke, sie starrte weiterhin verdattert auf Dorumon und sagte motzig: „Was machst du bitteschön hier? Ich brauch dich nicht, los verschwinde.“ Nach diesen Worten drehte sie ihrem Digimon den Rücken zu. Das Lachen erstarb. Die übrigen Tamer sahen Chitu entgeistert an, während Dorumon traurig den Kopf hängen ließ. Schließlich brach Mika das Schweigen: „So kannst du doch nicht mit Dorumon reden. Immerhin hat es dich gerade gerettet.“ „Pah!“, entgegnete Chitu: „Mit dem Zwergsaurier wäre ich auch allein fertig geworden.“ „Sicher wärst du das.“, knurrte Blackguilmon. Sofort stellten sich die anderen Digimon wieder zwischen die beiden. „Du kannst dich aber doch trotzdem bei ihm bedanken. Es hat dir immerhin geholfen.“, gab Youbi zu bedenken. „Ich habe Dorumon nicht um seine Hilfe gebeten.“, konterte Chitu, drehte sich auf dem Absatz um und ging. Die anderen sahen ihr nach und wussten nicht recht was sie jetzt machen sollten. Am hilflosesten war jedoch Dorumon. Es hatte so lange gesucht bis es seinen Tamer nach all der Zeit wiedergefunden hatte, doch nun schien es als sei alle Hoffnung dahin, Chitu wollte es nicht an ihrer Seite haben. Jetzt, wo Dorumon da war, wo es hin wollte, hatte es keinen Grund zu gehen. Jedoch war es ebenso unmöglich an einem Ort zu verweilen, wo es unerwünscht war. Youbi’s Blackagumon widmete sich Dorumon und versuchte es ein wenig aufzuheitern, doch alle Worte waren bloß Geheuchelt. Sie alle hatten erkannt, dass Chitu in ihrer Meinung nicht beeinflussbar war. Sie würde Dorumon nie dulden. Chitu’s Digimon sah immer noch in die Richtung, in die seine Tamerin entschwunden war und eine Träne lief seine Wange runter. Es war ein armseliges Bild und je länger Blackguilmon Chitu’s Partner betrachtete, desto mehr stieg im Dino die Wut weiter an und ließen ihn erneut eine Sicherung durchbrennen, als er merkte, dass sein Tamer seine Wut teilte. Er machte wieder Ansätze Chitu hinterher zu laufen und ihr den Kopf abzureißen für so ein frevelhaftes Verhalten. Doch Dorumon kam Blackguilmon zuvor und versetzte ihm eine Kopfnuss gegen seine Flanke. Mit einem wehmütigen und vorwurfsvollen Blick sah es Blackguilmon an. Der große Dino setzte sich auf den Boden und sah Dorumon verständnislos an. Dieses Digimon beschützte seine Tamerin immer noch, obwohl es wusste dass es sie nichts von ihm wissen wollte. Keru biss sich auf die Zunge und lief im Kreis, um die Situation nicht schlimmer zu machen als sie war. In diesem Moment verspürte er nur blanken Hass gegenüber Chitu. Sie alle waren nicht gerade die Unschuldslämmer, doch konnte er nicht akzeptieren, dass jemand so mit seinem Partner umging. Was bildet sich diese Zicke überhaupt ein wer sie ist? Youbi stand ein wenig abseits, sie wusste genauso wie Dorumon nicht recht was mit sich anzufangen, zwar wusste sie das Chitu’s Entschluss falsch war, aber sie war ihre beste Freundin und sie wollte sie nicht im Stich lassen. Als sie ihr hinterher wollte, hielt sie Blackgaomon jedoch zurück: „Lass sie, es ist besser für sie jetzt allein zu sein.“ Youbi ließ also von Chitu ab und versuchte genau wie Blackagumon das völlig am Boden zerstörte Dorumon ein wenig aufzupäppeln. Mika schritt ihrerseits zu Keru und versuchte den Hitzkopf durch ruhiges Zureden wieder zur Besinnung zu bringen. Chitu dagegen ging immer weiter von der Gruppe weg, ins Nirwana. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Was war gerade passiert? Sie wusste einfach nicht warum dieser Sturkopf von lila Drache so an ihr hing. Es war nichts mehr wie früher, sie war kein Kind mehr, sie wollte keinen verspielten Schwächling als Partner. Das, was die beiden früher verband, war heute schon längst nichtig. Und warum mischten sich die anderen überhaupt in ihre Angelegenheiten ein? Eine Frechheit. Sie war nicht auf diese Schwachmaten angewiesen. Das Beste würde es sein, den Weg allein fortzusetzen. Sie blieb stehen und sah zurück zur Gruppe. Sie hatte schon eine enorme Strecke zurückgelegt, und konnte die Gruppe kaum noch erkennen. Seufzend setzte sie ihren Weg fort und ließ die Gedanken einmal Gedanken sein. Doch nach ein paar Schritten meldete sich doch ihr schlechtes Gewissen. „Es tut mir Leid Dorumon …“, murmelte sie. „Ich bin wirklich ein miserabler Tamer.“ Sie senkte ihren Blick, es tat ihr wirklich leid. Doch ihr Stolz erlaubte es ihr nicht zurück zu kehren. „Schön, dass du das auch mal merkst.“, sagte eine Stimme genau vor ihr. Als sie hoch schaute, starrte sie in das Gesicht eines Fremden, der kaum älter war als sie selbst. „Und wer bist du, dass du das behaupten kannst?“, fuhr sie ihn schnippisch an. Der Junge lachte bloß. „Das würdest du wohl gern wissen, was?“ – „Tut mir Leid. Meine Mutter predigt immer ich soll nicht mit Fremden reden, heute werde ich zur Ausnahme mal drauf hören.“ Sie verdrehte die Augen und ließ von dem fremden Jungen ab. Allerdings stellte dieser sich ihr erneut in den Weg und ließ sie nicht durch: „Na, na, na, hat dir deine Mutter denn keine Gastfreundlichkeit beigebracht?“ Chitu sah sich um. Dann sah sie ihn spöttisch an und meinte nur: „Wenn du mir sagst wo ich einen Gast finde bin ich sicher nett zu ihm, keine Sorge.“ Der Junge lachte erneut, er schien wirklich amüsiert von Chitu’s Sarkasmus. Zum Lachen fand sie die Situation allerdings gar nicht. Der Typ nervte sie tierisch. Sie wollte einfach nur allein sein und dann kam so ein Kerl daher und ließ sie nicht vorbei. Noch dazu sprach er in Rätseln, die Chitu gar nicht interessierten. Ihr Atem stockte. Dann sah sie ihn erneut an. Er schien den plötzlichen erschrockenen Ausdruck nicht zu verstehen und verschränkte die Arme. „Moment. Du bist ein Mensch.“, brachte sie nur heraus. Der Junge zog eine Augenbraue hoch. „Deine Kontersprüche kommen vielleicht wie aus der Pistole geschossen, aber du brauchst dafür umso länger für Zusammenhänge …“ Chitu schien seine Bemerkung überhört zu haben. „Wie bist du hier hergekommen? Und wer bist du überhaupt?“ Die Fragen sprudelten nur so, die Neugier hatte sie nun doch gepackt und Dorumon war vergessen. Der Junge grinste. „Nun das sind ganz schön viele Fragen. Ich werde sie beantworten, aber zuerst würde ich dich und deine Freunde dort hinten gerne um einen Gefallen bitten.“ Chitu wurde skeptisch. Woher wusste er von den anderen? Sie waren mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen und nur zu erahnen, wenn man wusste, was sich dort aufhalten sollte. Aber ihr blieb wohl keine andere Wahl, sie wollte wissen mit wem sie es zu tun hatte. Außerdem bot sich so die Gelegenheit zurück zu den anderen zu gehen, ohne sich groß Entschuldigen zu müssen. Sie nickte in die Richtung aus der sie kam und deutete dem Jungen so an, in welche Richtung sie zu gehen hatten. Er folgte stumm und ehe sie sich versahen hatten sie die niedergeschlagene Truppe wieder erreicht. Keru und Blackguilmon sprangen sofort an die Front, als sie Chitu mit einem finster drein blickenden Fremden zurückkommen sahen. Kerus Partner ging sofort in Angriffshaltung und wartete auf einen falschen Schritt des Fremdlings. „Halt deinen Wildfang bloß an der Leine, der Typ hier ist keine Zwischenmahlzeit.“, warf sie Keru völlig lässig zu und trat zum Rest der Gruppe, die den Jungen neugierig musterten. Blackguilmon schnaubte. Er konnte Chitu nicht ausstehen, sie war immer so kühl und abweisend, das brachte ihn immer wieder auf die Palme. Sein Tamer tätschelte ihm die Flanke und stimmte ihm grummelig zu. Aber er verkniff sich alles weitere, Dorumon zu Liebe. Somit gesellten auch sie sich leicht missmutig zu der Runde, sie waren irgendwie auch neugierig was der Kerl hier wollte. Chitus Blick fiel als erstes auf Dorumon. „Was denn du bist ja immer noch hier.“ Ihre Stimmte war diesmal bei dem Vorwurf bei weitem nicht so sicher als beim letzten Mal. Es beschlich sie ein ungutes Gefühl: sie wollte vor den anderen nicht schwach wirken, aber wo sie Dorumon so da sah, tat es selbst ihr Leid und sie machte sich Vorwürfe. Youbi und Mika tauschten ein paar kritische Blicke. Sie hatten das wohl mehr raus gehört als Keru und verstanden, denn sie grinsten plötzlich. Keru schien dagegen nicht zu verstehen was dieser Unterton in ihrer Stimme zu suchen hatte, das passte nicht in das Bild in seinem Kopf. Doch auch er schien einen kleinen Funken der Hoffnung bei Chitu festzustellen und stand nun nicht mehr ganz so verkrampft bei der Gruppe. Das übertrug sich auch auf Blackguilmon, der sich mit einem minder lauten Rums auf den Boden legte. „Wo wir wieder beim Thema wären.“, sagte der Fremde, musterte erst Dorumon und dann Chitu. Ihr wurde es unbehaglich und sie wich einen Schritt zurück. „W-Was für ein Thema?“ fragte sie. „Du und dein Digimonpartner. Dorumon.“ Er grinste wieder. „Er ist dir zu schwach, nicht wahr? Du würdest ihn stärker doch sicherlich akzeptieren.“ „Was weißt du schon!“, platzte es aus Chitu heraus. Der Fremde war schon wieder belustigt von ihrer Reaktion. Langsam fragte sie sich, ob er sie überhaupt ernst nehmen würde. Sie senkte den Kopf und seufzte. „Doch, dann schon.“ Der Junge strich sich durch seine schwarzen Haare und hatte scheinbar nur auf diese Antwort gewartet. Er zückte etwas, das aussah wie ein pechschwarzes Halsband und ging auf Dorumon zu. Als Chitu das sah, gewann der Beschützerinstinkt in ihr die Überhand. „Halt!“, schrie sie, „Was hast du vor?“ Sie lief zwischen Dorumon und den Kerl, sah ihn mit zusammengebissenen Zähnen und entschlossenem Blick an. „Hm hm, so egal scheint dir dein Partner doch nicht zu sein.“, bemerkte er. „Und wenn schon.“ Sie verschränkte die Arme. „Ich frage dich noch mal: Was ist das?“ „Ach, du meinst das hier?“ Er wedelte ein paar Mal mit dem Halsband umher und sah Chitu mit einem unschuldigen Blick an. „Nur ein kleines Upgrade für deinen Partner. Damit er stärker wird.“ Chitu sah das Halsband einige Minuten an, sie wusste nicht recht was sie davon halten sollte. Doch Dorumon nahm ihr die Entscheidung ab. Es stellte sich neben Chitu und senkte den Kopf, so dass der Junge ihm das Band problemlos umlegen konnte. Seine Tamerin sah es wieder mal entgeistert an. „Dorumon …“ Das alles tat es nur für seinen Tamer, damit Chitu stolz sein konnte, und es endlich akzeptieren würde. Chitu verstand nicht, warum es nach all dem was passiert ist, immer noch an ihr hing. Aber das war ihr jetzt auch egal. Als sich das Band um Dorumon’s Hals aktiviert hatte, veränderten sich seine Augen und es wuchs ein merkliches Stück. Das Digimon freute sich sichtlich über die neue Power und sah seine Tamerin an. „Bin ich jetzt endlich deiner würdig, Chitu?“ Es hatte einen kühleren Ausdruck und nicht mehr die kindlichen Züge von früher, es sah nun verantwortungsbewusster aus. Genauso wie sie ihren Partner haben wollte. Aber irgendwas stimmte dennoch nicht im Bilde. Sie beschloss es erst einmal dabei zu belassen und meinte schlicht „Ja. Ich denke schon.“ Nachdem sich die kleine Runde nach den ersten Vorfällen scheinbar wieder zusammengerafft hatte, kam der Fremde endlich einmal dazu, sein Anliegen zu schildern. „Nun, es ist wirklich nur ein kleiner Gefallen.“, sagte er. Er hielt ein D-Power in die Höhe und öffnete vor sich eine Art Portal. Dieses führte aus dieser tristen Welt hinaus in einen alten Wald. „Dieses Tor führt ein Gebiet der Digiwelt. In diesem Gebiet soll sich irgendwo ein heiliges Tier-Digimon aufhalten: Ein Gatomon.“ „Wie schön für Gatomon.“, sagte Keru wobei er sich fragte, was die Digiwelt sein sollte: „Und was interessiert uns das?“ „Dieses Digimon besitzt einen Heiligen Ring den ich benötige.“, antwortete der Fremde. „Für was, ist meine Sache.“ Chitu stand nur schweigend da, ihre Skepsis war zu hoch, als das sie ihm helfen wollen würde. Doch sie sah sich um und bemerkte die interessierten Blicke der andere, so schwieg sie weiter und verkniff sich ihre Frage. „Und wie erkennen wir es?“, wollte Mika wissen, „Ohne Beschreibung geht nichts, oder möchtest du, dass wir dir das falsche Digimon bringen?“ Sie verschränkte die Arme und sah den Kerl kritisch an. Dies war definitiv nicht die Antwort, die der Fremde hören wollte, denn er wurde langsam ungeduldig: „Sucht einfach eine weiße Katze mit Handschuhen.“ Langsam entfernte sich Keru von der Truppe und ließ seinen Blick über die weite, dunkle Landschaft gleiten. „Wenn wir dir helfen“, begann er, ohne sich umzudrehen, „hilfst du uns dann wieder nach Hause zu kommen?“ „Natürlich.“, grinste der Fremde. Nun drehte Keru sich um und fragte: „Wo können wir es finden?“ Der Blick des Fremden kreuzte ein paar Sekunden den von Keru und danach verlor sich sein Blick in die Weiten der Ebene. „Irgendwo in diesem Gebiet. Wie ihr es auftreibt, bleibt euch überlassen.“ Statt sich über diese ungenaue Beschreibung zu beschweren, konzentrierte sich Keru völlig auf die Aufgabe, schaute kurz zu jedem in der Gruppe und schritt mit einem „Dann sollten wir keine Zeit verlieren.“ durch das Portal. Die anderen Tamer und ihre Digimon folgten ihm um den Anschluss nicht zu verlieren. Alle bis auf Chitu. Sie bewegte sich kein Stück weg, sah den Fremden mit Misstrauen in den Augen an und wartete auf eine Reaktion. Der Junge mit den schwarzen Haaren musterte sein Gegenüber und erwiderte ihren Blick. „Was ist, willst du deinen Freunden nicht helfen?“ Ihre Augen verengten sich. „Ob das meine Freunde sind überlässt du mir. Und ich werde mich hier nicht weg bewegen bis ich nicht weiß mit wem ich es zu tun habe.“ Dorumon baute sich neben ihr auf um zu demonstrieren, dass er besser zu antworten habe. „Wie lautet dein Name?“, fragte Chitu. Kapitel 2: Drohendes Unheil --------------------------- Der Wecker klingelte nun schon eine ganze Weile, doch immer noch konnte man bis in den Flur Davi’s gleichmäßiges Schnarchen hören. Demiveemon sah sich das Schauspiel nicht länger mit an, der Wecker war so laut das ihm bereits die Ohren schmerzten. So nahm er ihn einfach und warf ihn seinem Tamer an den Kopf. Die Schlafmütze musste endlich aufstehen. Nicht nur seinen Ohren, sondern auch dessen Kopfnoten zu Liebe. Mit einem dumpfen Geräusch krachte der Wecker Davis genau an die Schläfe und er wachte erschrocken auf und spürte den Schmerz erst wenige Sekunden später. Verärgert rieb er sich den Kopf. „Hey was soll das Demiveemon? Was hab ich getan?“ Das blaue Digimon hüpfte aufgeregt auf dem Bett auf und ab und meinte nur „Es ist bestimmt schon eine halbe Stunde lang Zeit zum Aufstehen! Du musst zur Schule Davis!“ Der Junge nahm verdattert seinen Wecker in die Hand und betrachtete das Ziffernblatt. „Waaaas?“ Er sprang auf und warf die Decke bei Seite, auf der sich Demiveemon noch befand, sodass dieser hinter das Bett an die Wand geschleudert wurde. Davis bemerkte das schon gar nicht mehr, er rannte Hals über Kopf ins Badezimmer und machte sich im Eiltempo schulfertig. Noch einmal stürme er kurz zurück in sein Zimmer um die Schultasche auf zu gabeln und war schon wieder aus der Tür verschwunden, als sein Digimon es wieder aufs Bett geschafft hatte. Neben Demiveemon lag auch noch Davis’ D-Power. „Davis, du hast da wen und was vergessen, komm zurück!“, jammerte er, doch Davis schien schon längst aus der Tür zu sein. Unten vom Treppenhaus konnte man ihn fluchen hören. Der Blitzmerker hatte endlich seinen Fehler bemerkt und rumpelte ein weiteres Mal zurück ins Zimmer. „Tut mir Leid, hab’s halt eilig.“, versuchte er sich raus zu reden, was ihm sein Partner nicht so ganz abkaufte. Aber was soll’s, immerhin wurde er noch eingepackt – das war das Wichtigste. Nun endlich alles Wichtige eingepackt, machte sich Davis auf zur Bushaltestelle und musste mit Erschrecken feststellen, dass sein Bus genau in diesem Moment um die Ecke bog. Gutgläubig wie er war, versuchte er den Bus noch einzuholen und lief ihm ein gutes Stück hinterher, doch nach der nächsten Biegung hielt ihn ein Straßenschild davon ab. Das Schild verfluchend, kapitulierte er vor dem Bus und beschränkte sich aufs Fahrrad. Also rannte er so schnell er konnte zurück und beeilte sich sein Fahrrad aus dem dunklen Fahrradkeller zu holen. Wieder am Tageslicht angekommen, stellte er fest, dass er sich vergriffen hatte. Er hielt nicht sein Rennrad, sondern das pinke Citybike seiner Schwester in Händen. „Oh man schlimmer kann’s ja wohl nicht mehr werden.“, maulte er und schwang sich einfach auf das Damenrad. Ihm blieb keine Zeit mehr ein weiteres Mal in den Keller zu gehen und womöglich noch den alten Klepper seiner Nachbarn zu erwischen, das Rad fiel schon beim bloßen Anblick auseinander. Er redete sich ein paar ermutigende Worte ein und setzte seinen Weg zur Schulte endlich fort. Und das ohne Komplikationen. Fast zumindest. Genau vor der Schule bog ausgerechnet das Auto seiner „Lieblingslehrerin“ um die Ecke und krachte genau mit June’s Fahrrad zusammen, welches mit ohrenbetäubendem Lärm in alle Einzelteige zerstob. Davis hingegen machte einen Salto über den zum Glück tiefer gelegten Wagen hinweg. Sein einziger Vorteil – er hatte sich nicht verletzt. Aber dafür war das Fahrrad Schrott. Und er auch, wenn er nach Hause kam und June seine Aktion beichten musste. Er verfluchte diesen Tag und das Demiveemon ihn auch noch geweckt hatte. Sonst wäre das Ganze nicht passiert. Aber was soll’s, Geschehenes konnte nun einmal nicht rückgängig machen. Es sei denn man hatte den Sand der Zeit. Aber das ist eine andere Geschichte. Genauer gesagt, „Prince of Persia“, Davis Lieblingsvideospiel. Davis natürlich gleich in seinen Gedanken vertieft, merkt erst spät dass die Lehrerin schon aus dem Wagen gesprungen ist und ihren Schüler besorgt musterte. „Alles in Ordnung mit dir Davis?“ Die Lehrerin sah sichtlich besorgt aus, doch Davis sah sie gedankenverloren an und fragte „Haben sie zufällig eine Sanduhr mit der man die Zeit zurück drehen kann?“ Sie sah noch besorgter aus, der arme Junge schien sich ein schlimmes Schädeltrauma zugezogen zu haben. Doch als sie etwas verunsichert „Nein“ antwortete, wurde Davis wieder munter, sah seine Lehrerin kurz angebunden an und verabschiedete sich mit einem „Oh, na dann nicht, auch gut, ich muss zum Unterricht. Bis dann.“ und rannte ins Schulgebäude. Die Lehrerin ließ er verständnislos auf der Straße zurück. Als Davis so den Gang in Richtung Klasse lang schlenderte, kam ihm natürlich nur ein Gedanke: „Hoffentlich ist T. K. nicht da, hoffentlich ist er nicht da.“ Den ganzen Weg murmelte er diese Worte, die einem Gebet gleich kamen vor sich hin. Was er dabei nicht merkte war, dass sich T.K mittlerweile auf seiner Höhe befand, ihn anlächelte und einen guten Morgen wünschte. Er machte sich schon lange nichts mehr aus Davis’ lächerlichen Eifersuchtsanfällen, es war ohnehin Schwachsinn. Kari wollte weder von dem einem, noch von dem anderen etwas. Aber Davis wollte es einfach in seiner kleinen Fantasiewelt nicht wahr haben. Davis grummelte ebenfalls ein „Morgen“, verlangsamte seinen Schritt und wartete bis T.K. in die Klasse gegangen war. Er stieß ein lautes „Verdammt“ aus und betrat ebenfalls den Klassenraum. Dort fiel sein Blick, wie sollte es auch anders sein, als aller erstes auf Kari. Anders als sonst war sie nicht von all ihren Freunden umringt, sondern saß nun völlig abgeschieden von allen anderen am Ende der Klasse und starrte vor sich hin. Selbst T.K schien sich von ihr fern zu halten. Was wohl los war? Er beschloss einmal nachzuforschen und ging geradewegs auf ihr Pult zu, doch Kari reagierte nicht. Erst als Davis sie begrüßte schaute sie auf. Und was Davis sah, gefiel ihm gar nicht. Ihre Augen waren trüb vor Kummer und ihre eh schon recht helle Haut war heute regelrecht Kalkweiß. „Ach hallo Davis, du bist es.“, murmelte sie, scheinbar immer noch geistig abwesend. „Was ist denn heute mit dir los, so kennt man dich gar nicht.“ Seine Stimme klang mitleidig, egal was es war, sie tat ihm jetzt schon leid. Kari wandte den Blick von Davis ab und starrte aus dem Fenster. „Gatomon ist gestern in die Digiwelt gereist.“, berichtete sie ihm. „Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört und sie wollte heute Morgen zurück sein.“ „Was? Ist Gatomon etwa allein in die Digiwelt gegangen?“ Kari nickte. „Es hat wohl irgendwo Probleme gewittert und wollte helfen. Aber seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.“ Davis verschränkte die Arme und dachte darüber nach, was das wohl zu bedeuten habe. Er wollte gerade etwas vorschlagen, als T.K zu den beiden rüber kam. „Wir treffen uns heute wieder alle im Computerraum, ich geh noch Cody Bescheid sagen und schreibe Yolei eine SMS, vielleicht kann sie heute kommen, je nachdem ob sie aus dem Laden raus kann. Wir werden Gatomon schon finden.“ „Hey das wollte ich auch gerade sagen!“ beschwerte sich Davis. T.K lachte und boxte seinen Freund leicht gegen die Schulter. „Tut mir Leid Davis, das nächste Mal bin ich still.“ „Das will ich auch für dich hoffen, sonst tritt dir Demiveemon mal in den Hintern!“ Auch Davis fing an zu lachen, nachdem er merkte das Kari mit angesteckt wurde von den beiden Spaßvögeln. „Danke Leute.“ In dem Moment betrat die Lehrerin das Klassenzimmer und der Unterricht begann. Die Geschichtsstunden hatte Davis gekonnt verschlafen, ohne vor die Tür geschickt worden zu sein, die Pausen verbrachten er, T.K und Kari im Klassenraum statt an die frische Luft zu gehen. Dem Trauerkloß war nicht nach Luft schnappen zu Mute. Die restlichen vier Stunden zogen sich wie Kaugummi, ehe sich die Truppe im alten Computerraum einfinden konnte. Yolei hatte es geschafft zu kommen und hat wie immer zur Vorsicht Izzy mit einbezogen, es konnte schließlich immer etwas schief gehen. „Also Leute, ich kann nicht so lange bleiben, immerhin muss ich den Laden führen. Wir sollten uns beeilen.“, sagte Yolei. Alle warteten schon ungeduldig, als Cody die Schlussleuchte bildete und ein wenig zu spät den Raum betrat. „Sorry Leute, mir ist was dazwischen gekommen.“, keuchte er. „Na dann sind wir ja alle vollzählig“, bemerkte Yolei und trat neben Izzy an den Rechner. Voller Elan sprach sie ihren Lieblingssatz, ohne darauf zu achten ob alle bereit waren. Sie war einfach zu ungeduldig, immerhin sind einige Jahre vergangen seitdem sie das letzte Mal in der Digiwelt waren. Izzy’s „Viel Glück“ ging fast unter, er hatte völlig vergessen wie laut dieses Mädchen „Tor zur Digiwelt öffne dich!“, schreien konnte. Kaum war der magische Satz ausgesprochen, öffnete sich das Portal und die Tamer wurden in die Digiwelt transferiert. Was sie nicht bemerkten, ein Terriermon betrachtete sich das Schauspiel durch einen Türspalt und verschwand genauso schnell im Schatten, wie es aufgetaucht war. In der Digiwelt angekommen, sah sich das Rettungskommando erst einmal in Ruhe um. Es war nichts Ungewöhnliches weit und breit zu entdecken, nichts schien sich die Jahre hinweg verändert zu haben. Die Digimon freuten sich tierisch über ihre neuen alten Körper, die sie beim Betreten der Digiwelt zurückerlangt hatten. Durch ihren Heimvorteil digitierten sie im Datenstrom sofort von ihrem Ausbilungslevel zurück auf ihr Rookielevel. Das Standartlevel für Partnerdigimon in dieser Welt. Vergnügt hüpften sie umher und erkundeten auf eigene Faust die nähere Umgebung. Davis hielt sich natürlich nahe bei Kari und versuchte ein paar coole Sprüche vom Stapel zu lassen, die seine Angebetete anscheinend alles andere als cool fand. Sie wandte sich zu T.K. „Meinst du wir können Gatomon finden? Ich habe ganz vergessen wie groß die Welt hier ist.“ „Schau immer mal wieder auf dein D-Power, wir finden es schon. Keine Sorge.“ beruhigte T.K sie und ging Davis hinterher, der gerade drauf los in die steinige Wüste stapfte. Warten war nicht seine Stärke und irgendwo musste die Suche schließlich beginnen. „Jetzt zeig mal was mehr Rückgrat und setz dich in Bewegung – gib einfach nicht auf.“ Ermutigte sie Yolei und zog Kari hinter sich und Cody her. Kari wollte den Optimismus ihrer Freunde nicht trüben, deswegen versuchte sie wirklich etwas Hoffnung zu schöpfen, was ihr schließlich auch gelang. So wanderten die fünf und ihre Partner durch die karge Steinwüste, bis sie zu einem Pass kamen. Ein Weg erstreckte sich bis zu einem tiefen Wald, gerändert von zwei hohen Steinsäulen. Als sie dem Gebilde näher kamen, bemerkten sie die dort grasende Herde von Kokatorimon. Davis lief Schnur stracks auf die Vögel zu, ohne sich darum zu scheren ob sie den Besuch duldeten oder nicht. „Das geht schief.“, murmelte Cody. Er kannte die Digimon zwar nicht, aber Davis Glück dafür umso mehr. Und er sollte Recht behalten. Kaum kam er in Reichweite, sahen die Biester nicht mehr ganz so freundlich aus. Alle Augen verharrten auf Veemon und Davis. „Nicht bewegen Davis!“, warnte ihn T.K, doch von seinem Rivalen wollte sich Davis nichts sagen lassen und tat absichtlich das Gegenteil von dem, was ihm geraten wurde. Die Konsequenzen kamen prompt. Die aufgebrachten hühnerähnlichen Monster stürmten auf Davis zu, der sich gerade noch rechtzeitig für die Flucht entschied und Veemon eine Championdigitation vollführen ließ. Veemon, geradezu Ex-Veemon digitiert, schaffte es Davis die Digimon vom Hals zu halten. In der Zwischenzeit hatten es auch die Anderen geschafft ihre Partner digitieren zu lassen und eilten Ex-Veemon zur Hilfe. Die vier Digimon hatten alle Hände und Pfoten mit den Kokatorimon voll zu tun. Diese Hühner waren zäher als sie aussahen, zwar nicht so stark, aber zäh. Kari blieb hinter dem Schlachtfeld zurück, ohne Partner war sie hilflos. Doch auch außerhalb des Kampfgetümmels war sie nicht sicher. Aus der Gruppe löste sich eines der Tiere und ging zielstrebig auf sie los. Es war viel zu schnell, als das einer der anderen hätte reagieren können. Kari dachte schon es wäre aus, da schoss eine weiße Katze hinter einem der Felsen hervor und löschte das aufgebrachte Kokatorimon mit einem Hieb. „Gatomon!“, rief Kari und umarmte ihren so lang vermissten Partner ausgiebig. Die Katze schnurrte in ihrem Arm und fragte aufrichtig „Hast du dir was getan? Alles in Ordnung?“ „Jetzt ja.“, antwortete Kari und ließ das Gatomon wieder los. Auch sie schlossen sich nun den Kämpfern an und gemeinsam schlugen sie die restlichen Digimon in die Flucht. „Gatomon!“, riefen die Anderen im Chor, als sie das vertraute Digimon an Karis Seite stehen sahen. Nach einer kurzen Wiedersehensfeier schilderte das Katzendigimon, was ihm passiert ist. „Es waren vier Tamer und ziemlich große bösartige Digimon. Alle schwarz, bis auf eines. Das Letzte in der Runde war zwar Lila, trug aber dafür ein schwarzes Halsband. Sie haben mir meinen heiligen Ring geklaut. Danach haben sie mich einfach laufen lassen.“, erklärte es. „Wer sie auch waren, wir sollten nicht riskieren diesen Tamern über den Weg zu laufen.“, bedachte Yolei am Ende von Gatomons Erzählung. „Die scheinen etwas zu planen.“ „Warum denn nicht? Wir werden mit allem fertig, denen zeigen wir, wo der Hammer hängt!“, protestierte Davis. Doch Kari stimmte Yolei zu. „Wir sollten Tai und den anderen davon erst mal erzählen, das Ganze kommt mir auch komisch vor, da ist was faul.“ Das ausgerechnet Gatomons Ring geklaut wurde verhieß wirklich nichts Gutes. Sie alle befürchteten, dass erneut Chaos über die Digiwelt herein brechen könnte. Deswegen ließ sich Davis auch einfach für Karis Idee umstimmen. Nicht, weil die Idee von ihr kam, sondern weil sein Vorbild, Tai, schon mehr Erfahrung hatte als die anderen. Er musste wissen was zu tun ist. „Na gut.“, murrte der Junge mit der Fliegerbrille und die Truppe machte sich auf, zurück zum Portal. Erpicht darauf, so schnell wie möglich allen anderen zu berichten, was ihnen gerade widerfahren ist. Kapitel 3: Zurück in die Realität --------------------------------- Nach erfüllter Mission machten sich die vier Tamer wieder auf den Rückweg. Sie unterhielten sich über das, was der Fremde Chitu erzählt hatte, bevor sie sich der Suche angeschlossen hatte. „Der Kerl heißt also Ken, habe ich das richtig verstanden?“, fragte Mika. „Und er bezeichnet sich als Digimonkaiser?“ fügte Youbi ungläubig hinzu. Chitu konnte nur nicken, sie musste sich das Lachen schwer verkneifen. „Der eingebildete Spinner denkt wohl er hätte bei uns leichtes Spiel.“, meinte Keru und spielte mit dem Ring in seiner Hand herum, „Aber da hat er sich geschnitten, der kann sich warm anziehen, wenn er meint er könnte mich oder Blackguilmon herumkommandieren.“ Sein Gesicht verzog sich zu einem unheilvollen Grinsen. „Immer ruhig mit den jungen Pferden Keru, lass uns doch erst mal abwarten was Ken vorhat.“ Mika legte ihm eine Hand auf die Schulter und übte ein wenig Druck aus, um ihm zu verdeutlichen, dass er seine Energie nicht in Fantasien legen sollte. Die Realität sah meist nicht annäherungsweise so schwarz aus, wie die Meisten es sich ausmalten. „Ich mein ja nur.“, brummte der Hitzkopf und verschränkte die Arme. Als sie von den beiden anderen Teammitgliedern schallendes Gelächter wahrnahmen, drehten sie sich verwundert um. Keru staunte nicht schlecht, das war das erste Mal, dass er Chitu wahrlich hat lachen sehen. „Worüber lacht ihr, ich will mit lachen!“ beschwerte sich Mika und gesellte sich zu den beiden Kichererbsen. Doch die beiden waren nicht in der Lage auch nur einen vernünftigen Satz heraus zu bringen, so waren sie in ihr Lachen vertieft. Zu allem Übel schafften sie es sogar, sich gegenseitig erneut ins Gelächter zu stürzen, wenn sich einer schon wieder beruhigt hatte. Keru war das Ganze nicht geheuer. Entweder war Chitu gefühlskalt, oder sie lachte so viel, dass es ihn schon wieder beunruhigte. Er nickte einmal kurz zu Blackguilmon, der sich die beiden Mädchen schnappte und knapp über den Boden baumeln ließ, bis diese wieder zu Atem gekommen waren. Dann setzte er Youbi sanft auf den Boden, während er Chitu auf den Boden fallen ließ, die sich gerade noch abrollen konnte und einem blauen Fleck knapp entkommen war. Noch bevor Chitu ihrem Hassdigimon einen düsteren Blick zuwerfen konnte, stellte sich Dorumon dazwischen und lenkte seine Tamerin vom Dino ab. Youbi hatte in der Zwischenzeit die anderen beiden aufgeklärt, die nun auch anfingen zu lachen. Der restliche Rückweg war ein wenig ausgelassener wie der bisherige Teil der Reise und auch die Streitlustigen unter der Gruppe kamen vorerst gut miteinander aus. Zurück beim Digimonkaiser jedoch verstummte das Lachen und die ernsten Mienen kamen zurück. Gelassen warf Keru dem Auftraggeber das Objekt seiner Begierde zu. „Das war unser Teil der Abmachung, jetzt bist du dran.“ Erinnerte er sein Gegenüber. Der schob nur seine Sonnenbrille hoch und betrachtete Keru eingehend. „Ihr scheint es ja sehr eilig zu haben. Nun, dann folgt mir.“ Er wandte sich zum Gehen. Die Partner mit ihren Digimon folgten ihm, bis sie zu einer riesigen Festung kamen. Zumindest behauptete das der Digimonkaiser. Sie selbst waren nicht gerade überzeugt davon, ob das riesige Steingebilde vor ihnen nicht eher ein Gebirge sein sollte. Als Ken sich der Festung näherte und ein Eingang sichtbar wurde, mussten sie scheinbar doch eingestehen, dass es zumindest ein Gebäude war. Schon von außen schien die Festung riesig, aber die monströsen Tunnel innerhalb verschlugen den Tamern die Sprache. „Mir kommt es so vor als seien die Gänge vom Volumen her größer als die Festung selbst. Wieso passen hier so viele von den Riesengängen rein?“, fragte Mika in die Runde. Ken meldete sich von vorne zu Wort, den Blick stur geradeaus gehalten. Er schien sich nicht bemühen zu wollen die vier in irgendeiner Weise glauben zu lassen, sie ständen über ihm. „Ein ausgeklügeltes Gänge System ist das A und O. Es hat mir schon einige Male geholfen. Hier verirrt man sich ziemlich leicht, jedoch kenne ich die Festung in- und auswendig.“ „Mal ’ne andere Frage: Wo gehen wir überhaupt hin?“, warf Keru ein. Ken warf den Ring elegant in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. „Ich zeige euch jetzt, was das Schätzchen hier kann, bevor ich euch nach Hause schicke.“ Er stoppte vor einer massiven Stahltür und wandte sich nun zu den Tamern um. „In dem kleinen Ring hier steckt viel mehr drin, als ihr denkt.“ „Was soll das? Es ist doch nur ein Ring.“, sagte Youbi verwirrt. Ken lachte apathisch. „Hah! Das dachte ich mir. Ihr unterschätzt die Macht des Rings.“ „Macht?“, fragte Chitu ungläubig. Mika fing an zu kichern, ehe Chitu hinzufügte „Das ist nicht dein ernst.“ – „Dann sag uns doch endlich was es mit diesem Ding auf sich hat!“, sagte Keru scharf und ungeduldig während er zum Ring hinüber nickte. Ein lautes Klacken beendete das Gespräch plötzlich, als die Tür sich langsam zu beiden Seiten hin öffnete. Das Schleifen der beiden Türhälften auf dem Boden, war so laut, dass sie für diesen Moment nicht redeten. Es würde sowieso keiner hören. Ken drehte sich wieder um und schritt langsam voraus in einen finsteren Raum. Raum ist subjektiv betrachtet das falsche Wort. Es glich eher einer Art Höhle, in deren Mitte sich eine Säule aus einer Art schwarzen Ranken bildete. Erneut meldete sich Keru zu Wort. „Hallo?! Sagst du uns jetzt endlich mal, was der ‚heilige‘ Ring da kann?“ Das ‚heilig‘ sprach er extra sarkastisch aus. Ken blieb stehen. „Heilig ist gut.“ Seine Stimme hallte von den Wänden zurück. „Heilig ist das richtige Wort. Dies ist ein heiliger Ring, jedenfalls wird er so genannt. Seine Kräfte sind unvorstellbar. Einst wurde er für die DNA-Digitationen genutzt. Manchen Digimon wie Phönixmon oder Gatomon gibt er zusätzliche Kraft. Das Gatomon, welches ihr bestohlen habt kann zwar noch mit Hilfe der Digimonkarten digitieren, aber seine volle Stärke kann es nicht mehr ausnutzen.“ Er lachte diabolisch und hielt danach kurz inne. „Und er kann das …“, fügte er hinzu und spießte den Ring auf die Säule auf. Der Boden fing plötzlich an zu schwanken und die Tamer schwankten mit. Keru hatte Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu halten. „Argh, das ist genauso schlimm wie Bahn fahren, da fliegt man auch durch den kompletten Zug!“, fluchte er laut. Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen fiel er ungeschickt zu Boden und ließ Youbi, die direkt neben ihm stand, mit einknicken. Chitu, Mika, Ken und alle anwesenden Digimonpartner schafften es jedoch, das Gleichgewicht zu halten. „Was war das?“, fragte Youbi, während sie sich langsam wieder aufrichtete. „Irgendetwas ist mit diesem Klotz hier passiert“, sagte Chitu verwundert. „Festung“, berichtigte Ken sie. „Gut, dann halt Festung.“, sagte Chitu, murmelte danach aber noch leise, „Aber sie sieht wie ein Klotz aus.“ „Sie hat nun wieder Energie.“, freute sich Ken. Es war das erste Mal, dass er nicht mehr so angespannt aussah. „Endlich kann sie wieder schweben.“ Mika brach in schallendes Gelächter aus. „Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft sagen, dass wir fliegen.“, japste sie, woraufhin Ken irritiert nickte. Sie packte sich an die Stirn und schmiss etwas Unsichtbares in den Raum. „Festung, flieg und Sieg!“ Die drei anderen stimmten mit in das Gelächter ein. Ihre Digimonpartner schauten sich verwirrt an, dann betrachteten sie unverständlich ihre Tamer. „Was war daran so lustig?“, fragte Blackagumon. „Nichts“, sagte Ken energisch. „Erkläre ich dir später“, japste Youbi. „Jetzt ist aber ruhig hier!“, schrie Ken und das Gelächter erstarb augenblicklich. Zufrieden, dass nun Stille herrschte, fügte er beruhigt hinzu. „Ich werde es euch beweisen. Kommt mit!“ Er schritt zur Tür und die anderen schlenderten hinterher. Wieder einmal ging es durch die riesigen Gänge, unter anderem durch einen großen Raum, der anscheinend die Stromversorgung des fliegenden Klotzes regelte. Sie landeten schließlich vor einer weiteren Tür, die sich diesmal lange bevor die Tamer vor ihr standen öffnete. „Ken!“, piepste ein kleiner Wurm, dann sprang er dem Digimonkaiser auf den Arm. „Oh, eine Raupe!“, flüsterte Mika. „Nein Mika, ein Wormmon.“, erwiderte Blackgaomon. „Genau!“, fiepste das Wormmon und blickte über Kens Schulter, bevor dieser seinen Partner wieder auf die Erde setzte. „Jetzt nicht!“, zischte er aus den Mundwinkeln und ging an seinem kleinen Gefährten vorbei in den Raum. Wormmon saß verdattert auf dem Boden. Mika betrachtete den kleinen Wurm kurz genauer. Seine langen Fühler sahen recht komisch aus. Und auch sein grüner Körper in Kombination mit den lila Füßen war echt lächerlich. Mika sah in Wormmons Augen eine Träne. Es schien als hätte Ken ihn in irgendeiner Weise verletzt. Aber das war nun egal. Bevor sie ihn verloren folgte ihm die bunte Truppe. Die Atmosphäre änderte sich kaum, als sie diesen Raum betraten. Dieser war auch finster, jedoch wirkte er durch die Beleuchtung der vielen Bildschirme in irgendeiner Weise heller. Dorumon trat vor einen dieser Bildschirme und betrachtete diesen neugierig. „Das ist ja das Koromon-Dorf.“ „Ein was?“, fragte Chitu und trat neben ihr Digimon. „Ein Koromon-Dorf. Da hüpft eines.“, sagte er und zeigte mit seiner Pranke auf ein durch das Bild hüpfendes Koromon. Ken ließ sich seufzend auf den Stuhl fallen, der zentral und nah bei den Monitoren stand. „So schaut mal auf die Bildschirme oben links.“ Gleichzeitig bewegten sich die Köpfe der Tamer nach links. „Ich glaub mich tritt ein Pferd.“, staunte Mika. „Wenn du möchtest, kann ich dich treten.“, sagte Keru und schaute erwartungsvoll zu ihr. Blackgaomon knurrte. „Ist schon in Ordnung Blackgaomon. Keru nicht treten bitte, aber kneifen darfst du.“ Er kniff sie daraufhin in die Schulter. „AU!“, schrie sie. „Das reicht! Meine Fresse, es ist doch kein Traum. Wir fliegen wirklich.“ „Er hat es tatsächlich ernst gemeint.“, sagte Youbi und Blackagumon nickte zustimmend. „Natürlich hat er das! Glaubst du etwa er würde lügen?“, piepste Wormmon wütend. „Kann doch gut sein.“, bemerkte Chitu. „Immerhin hat er sein Versprechen uns gegenüber noch nicht eingelöst.“ Sie schaute ihn misstrauisch an. „Wird daraus noch etwas?“ Ken brauchte noch einen Moment bevor er zögernd antwortete. „Ja natürlich. Aber ich habe eine Bitte an euch. Ihr habt den letzten Job so gut gemacht, dass ich noch einmal eure Hilfe gebrauchen könnte.“ Gebannt starrten die Tamer und ihre Digimon auf den Digimonkaiser. „Wobei?“, wollte Keru wissen, er klang dabei jedoch sichtlich genervt. „Kannst du das nicht selber machen?“ „Nein, ich schaffe es nicht allein.“, gab er zurück. „Ich bräuchte drei Digimon für ein Experiment. Ein Renamon, ein Terriermon und ein Guilmon.“ Blackguilmon fing an zu knurren und machte einen Schritt auf Ken zu. „Willst du mich verarschen?“, schrie Keru ihn an. „Mein Blackguilmon kriegst du nicht.“ Ken grinste. „Das ist ein Missverständnis. Ich brauche kein Blackguilmon, sondern ein normales.“ „Dann ist ja gut.“, sagte Keru beruhigt und er entspannte sich. Auch sein Partner wurde anscheinend ruhiger. Fies grinsend wandte sich Chitu zu Keru. „Haha, anscheinend ist ihm deins nicht gut genug.“ Netterweise streckte sie ihm auch noch die Zunge raus. „Du …“, knurrte er und wurde rot vor Zorn, sein Körper bebte. Blackguilmon brauchte nicht lange um hervor zu schnellen. Er sprang auf Chitu zu, doch Dorumon hielt ihn auf. „Schluss jetzt!“, rief Mika. „Keru hilf mir mal. Wir wollen doch jetzt wissen was genau Ken von uns möchte. Hol Blackguilmon von Dorumon weg. Das könnt ihr später klären.“ Trotzig rief er Blackguilmon zurück, welches Rauch aus seinen Nüstern blies, um seinen Zorn preiszugeben. Lieber hätte es Chitu zerrissen, als jetzt aufzuhören. Dennoch hörte er lieber auf seinen Tamer. Es brauchte wieder einen Moment bevor die Aufmerksamkeit der Tamer auf Ken lag. Zuerst einmal mussten sich die Streithähne wieder abregen. „Also ich bräuchte halt diese drei für ein Experiment und ihr müsstet sie mir besorgen. Meint ihr, das schafft ihr? Würdet ihr mir helfen?“ Ken lächelte charmant und zwinkerte den drei Ladies der Gruppe zu. Keru imitierte einen Brechreiz. Er schien sichtlich abgeneigt von der Idee. „Was würde für uns rausspringen?“, fragte er herausfordernd. Chitu stimmte dem zu, es schien als wäre der Streit vergessen. „Das ist eine gute Frage.“ Ken überlegte Kurz. „Also ich könnte euch Digimonkarten anbieten. Eine für jeden von euch als Kostenvoranschlag: Digitation Plug in S. Und später kriegt ihr dann eine bestimmte Auswahl an weiteren Karten, z. B. Der schwarze Turm.“ „Klingt verlockend.“, frohlockte Youbi. „Schmarn.“, provozierte Keru. „Karten krieg ich auch im Laden. Ich will was Handfesteres.“ „Wie wäre es mit Macht? Macht hier in der Digiwelt.“ „Ok, DAS klingt verlockend, Majestät.“, provozierte er erneut, aber diesmal feixend. „Also, seid ihr dabei?“, fragte Ken ohne auf Kerus Provokationen einzugehen. Die Tamer schwiegen, bevor Mika antwortete. „Ich bin dabei.“ „Was?“, fragten die anderen im Chor. Keru war ungläubig. „Warum tust du das?“ „Mir ist langweilig. Irgendwas brauche ich zu tun. Seid ihr dabei?“ „Hm. Also warum nicht?“, fragte Youbi. „Ich denke ich mach mit.“ Keru stimmte mit ein. „Wenn Macht ins Spiel kommt bin ich dabei. Macht ist gut.“ Nun schien auch Chitu zuzustimmen. „Ok, wenn alle dabei sind: Dann ich auch.“ „Super!“, rief Ken im Triumph, kramte kurz in seiner Tasche und warf den Tamern ihren Kostenvoranschlag elegant rüber. Die vier betrachteten kurz die Karte. „Und wie kommen wir jetzt nach Hause?“, fragte Youbi unwissend. „Da geht’s zurück.“, sagte Ken und zeigte auf einen altmodischen Röhrenfernseher, der staubig in der Ecke des Raumes stand. „What the fuck?“, begann Mika. Youbi ging an dem Fernseher vorbei, um zu schauen, ob vielleicht dahinter was ist, was sie in die reale Welt befördern könnte. „Nichts.“, gab sie verwundert kund und zuckte mit den Schultern. „Nicht schon wieder so was außergewöhnliches.“, fluchte Keru und Chitu setzte ein „Wie sollen wir bitteschön dadurch passen?“ hinzu. Ken lachte – er lachte sie aus. „Das ist schon genial, wie verblödet ihr manchmal seid. Aber gut. Es gibt immer ein erstes Mal.“ Er holte sein D-Power hervor. „Haltet eure D-Power vor den Fernseher. Das Tor zur realen Welt wird sich dann schon noch früh genug öffnen.“ Selbstbewusst trat Mika vor den Fernseher. Langsam sammelte sich der Rest hinter ihr, Blackgaomon stellte sich jedoch neben seine Tamerin. „Alle bereit?“, fragte sie selbstsicher und drehte sich zu ihren Genossen um. Verwirrte, verwunderte und unsichere Minen machten sich auf ihren Gesichtern breit. Reihum nickten sie. „Na dann …“, begann Mika und hielt ihr schwarz-blaues D-Power vor die Mattscheibe. „Tor zur realen Welt, öffne dich!“, befahl sie und der Monitor reagierte. Ein grelles Licht zog Ken’s acht Helden hinein in die Röhre und somit erneut in einen Warptunnel. Dieses Mal kam ihnen der Flug nicht so lange vor, wie beim ersten Mal. Dennoch schien es eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Mika als erstes aus einem PC-LCD-Hightech-Flachbildschirm flog und auf festem Boden landete. Kurze Zeit später schlug Keru neben ihr auf dem Boden auf. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als Chitu auf ihm landete und ihn unter sich begrub. Als sei das nicht schon schlimm genug gewesen, machte Blackguilmon sich auch nicht die Mühe ihnen auszuweichen und landete auf den beiden. Keru gab ein lautes Keuchen von sich. Er war sich sicher, dass er sich bei dieser Aktion mindestens drei Rippen gebrochen hatte. Während Dorumon, das inzwischen auch angekommen war, versuchte seine Tamerin unter Blackguilmon hervor zuziehen, betrachtete Mika diese Szenerie amüsiert. Plötzlich flog Youbi an ihr vorbei und klatschte, ja es hat wirklich geklatscht, gegen die gegenüberliegende Wand. Ihr folgten Blackgaomon und Blackagumon, die jedoch rechtzeitig abbremsen konnten und von einem Aufprall gegen die Wand verschont blieben. Blackagumon sah sich das ganze Schauspiel an und schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte es echt nicht fassen. Zwei Tamer waren unter Blackguilmon begraben und seine Tamerin klebte an der Wand. Mika, die bis jetzt nur grinsend daneben gestanden hatte, wandte sich zu Keru und Chitu und feixte: „Schon aufgefallen? Sonst fetzt ihr euch immer und nun klebt ihr aneinander.“ „Sehr witzig Mika.“, ächzte Keru, als er sich unter Chitu und Blackguilmon hervor zog. Dieser blieb nämlich absichtlich sitzen, nur um Chitu zu ärgern. Am Ende schaffte Dorumon es jedoch Blackguilmon von seiner Tamerin zu schubsen, sodass sie aufstehen konnte. In der Zwischenzeit hatten Blackagumon und Blackgaomon Youbi von der Wand gekratzt und so standen sie nun alle, mehr oder minder heil, in einem Raum, der stark an ein Büro erinnerte. Zumindest der Teil, der nicht bei ihrer Ankunft zerbrochen oder demoliert wurde. „Was meint ihr wo wir hier sind?“, fragte Youbi. Mika schaute aus einem der Fenster der Wandseite, von wo aus man den Blick auf eine stark befahrene Straße und einige Hochhäuser hatte. „Ich weiß wo wir sind. Schau mal Keru, da wohnen wir.“ Sie zeigte auf ein gut beleuchtetes Hochhaus. „Wo? Ich seh’ nichts.“, gab er von sich und starrte ins Leere „Tunnelblick“, murmelte Chitu. „Dort, siebter Stock, drittes Fenster von links. Von uns aus gesehen jetzt rechts.“, erklärte Mika ihm geduldig. „Ich seh’ immer noch nichts.“, bemerkte Keru. „Ah doch jetzt. Jetzt weiß ich wo wir sind, das ist das riesige Bürogebäude bei uns in der Nähe.“, fügte er glücklich hinzu. Dorumon zupfte an Chitus Ärmel. „Was ist ein Bürogebäude?“ „Hm, wie soll ich es dir erklären?“, überlegte sie kurz. „Hier arbeiten eine Menge Menschen am Schreibtisch.“ „Ach das ist doch jetzt auch egal“, gähnte Youbi. „Ich will ins Bett!“ Auch die anderen Tamer sahen recht übermüdet aus. „Hm …“, überlegte Mika, „Keru, sollen wir die bei uns pennen lassen? Wir wohnen ja gleich um die Ecke.“ „Von mir aus.“, erwiderte Keru müde, „Mir ist es egal.“ Es schien als würde er dies nur sagen, um schneller ins Bett zu kommen. „Einverstanden?“, fragte Mika und betrachtete die beiden Mädchen und ihre Partner. Kurz nachdem sie sich einen kurzen Blick zugeschmissen hatten, nickten die beiden. „Dann lasst uns gehen!“, stimmte Mika fröhlich ein und lief voraus. Youbi jedoch blieb kurz stehen. „Die Chaostamer legen sich langsam zur Ruhe.“, flüsterte sie. „Die Was-bitte-Tamer?“, fragte Keru. „Chaostamer.“, antwortete Youbi sicher. „Wäre doch ein super Gruppenname für uns.“ „Bingo!“, sagte Mika und die Truppe folgte ihr hinaus aus dem Büro in die sternenklare Nacht. Kapitel 4: Der Wahnsinn geht weiter ----------------------------------- Einige Vögel waren schon am singen und die ersten Sonnenstrahlen drangen in das Zimmer, als Mika an diesem Morgen erwachte. Bevor sie die Augen öffnete gähnte sie ausgiebig und richtete sich langsam auf. Die Augen auf Halbmast schaute sie verwirrt im Zimmer umher. Sie hatte doch tatsächlich vergessen, dass Chitu und Youbi auch noch über Nacht hier geblieben sind. Youbi lag auf dem Feldbett, Chitu hatte sich auf dem Sofa zusammen gerollt und Keru lag direkt neben ihr auf der Matratze des Futon-Bettes, welche sie zweckmäßig in das Wohnzimmer geschleppt hatten, damit alle beisammen sein konnten und genug Platz hatten. All ihre Digimonpartner hatten versucht sich irgendwie zu ihren Tamern zu gesellen. Blackgaomon hatte sich am Fußende der Matratze zusammen gekauert und Blackguilmon lag laut schnarchend auf dem Bauch, direkt neben Keru. Blackagumon und Dorumon hingegen hatten sich sitzend gegen die Schlafgelegenheiten ihrer Tamer gestützt. Nach einem weiteren Gähnen, knurrte Mika plötzlich der Magen. So leise wie möglich erhob sie sich von der Matratze, holte ihre Klamotten und schlich sich ins Bad. Zuerst nahm sie eine angenehme Dusche, um einigermaßen Energie zu sammeln. Während sie sich danach anzog und sie ihre Zähne putzte, dachte Mika über die Ereignisse in der Digiwelt nach. Eigentlich war es echt interessant gewesen. Vorbei war der ganze Kram noch lange nicht. Ob sie nicht vielleicht? „Mh“, murmelte sie vor sich hin, „eigentlich ist das gar keine so schlechte Idee.“ Sie verließ das Bad und schnappte sich ihren Geldbeutel und den Schlüssel als Blackgaomon in die Küche getapst kam. Er sah im Gegensatz zu seiner Tamerin wirklich fit aus. „Wo willst du hin?“, fragte er sie. „Ich gehe Brötchen holen“, sagte Mika und öffnete die Haustür, „Ich bin zwar erst letztens mit Keru hier eingezogen, aber ich habe gehört hier um die Ecke soll irgendwo eine gute Bäckerei sein.“ Blackgaomon wollte ihr folgen, doch als Mika dies bemerkte meinte sie nur „Blackgaomon, bleib bitte hier! Deck doch schon einfach mal den Tisch für die anderen: Ein paar Brettchen und ein paar Tassen müssten reichen. Ich besorge den Rest jetzt schnell.“ Damit verließ sie die Wohnung und trat in einen wundervollen Frühlingsmorgen hinein. Mika hatte nicht lange für das Einkaufen gebraucht. Ein bisschen Aufschnitt und etwas zu trinken würde wohl in irgendeiner Weise ausreichen. Den Weg zur Bäckerei hatte ihr ein kleiner Junge erklärt, nachdem sie ihn gespielt freundlich gefragt hatte. Kinder sind manchmal echt nützlich. Ihre Gedanken hingen immer noch bei den anderen, als sie vor den Glastüren der kleinen Bäckerei stand. Sie betrat die kleine, aber dennoch gemütlich, familiär aussehende Backstube. Ein Junge mit einem blauen Pulli und einer Fliegerbrille um den Hals stand hinter der Theke und lächelte Mika an. „Guten Morgen, was kann ich für sie tun?“, fragte er. Mika schaute sich durch die verschiedenen Brötchen an der Theke. „Ich nehme 15 normale Brötchen und darf ich fragen, was das da ist? Es sieht lustig aus.“ Sie zeigte auf ein Brot, welches eine für Brot nicht typische Form besaß. „Ach das. Das ist Guilmon-Brot?“ „Guilmon!?“ erwiderte Mika und riss vor Schreck die Augen weit auf. Sie bemerkte sofort ihren Fehler und versuchte die Kurve noch zu kriegen. „Wer oder was ist ein Guilmon?“ Plötzlich tippte Mika etwas auf die Schulter. Sie drehte sich um und schaute in große Knopfaugen. „Ich bin ein Guilmon!“, freute es sich. Mika war sichtlich verwirrt. Dennoch musste sie es irgendwie schaffen aus der Bäckerei zu kommen, ohne zu verraten, dass sie ebenfalls was mit Digimon zu tun hat. „Nein du bist aber ein hübscher!“, sagte Mika begeistert und tätschelte ihm die überdimensional große Nase. „Ja wenn das so ist, dann nehme ich 3 von den Broten.“ Der Junge packte die Brote in eine Tüte. „Hast du gar keine Angst vor ihm?“, fragte er sonderlich verwundert. Diese Situation ist wirklich eine Überforderung, dachte Mika. Aber da es gleichzeitig eine Herausforderung ist, beschloss sie diese so grandios wie möglich zu meistern. „Warum sollte ich, er ist doch freundlich oder nicht?“, antwortete Mika, nahm die Tüte entgegen und legte das Geld auf die Theke. „Stimmt so.“ „Takato, wann können wir endlich zu den anderen?“, quengelte das Guilmon, das bis auf die Farbe und die Größe, Kerus Blackguilmon komplett glich. Mika überlegte nicht lange und packte die Gelegenheit beim Schopf. „Welche anderen?“ fragte sie gespielt verwirrt. „Gibt es etwa noch mehr von dir Guilmon?“ Doch es war Takato, der antwortete. „ Nein, nein. Aber es gibt ja nicht nur Guilmon. Er ist nur einer von vielen Digimon. Wir treffen uns nachher mit ein paar Freunden, die ihre Digimon dann mitbringen.“ „Das ist ja interessant“, bemerkte Mika mit einem sarkastischen Ton. „Und wie viele kommen dann, haben die wirklich alle Digimon?“ Sie biss sich auf die Lippe. Das konnte doch nicht wahr sein. Nicht nur, dass sie nicht die einzigen Menschen mit Digimon sind, sondern auch, dass es wahrscheinlich richtig viele sind. Anscheinend war es auch normal, dass ihre Partner sich in der Öffentlichkeit zeigen. Warum hatten sie dann nur so aufgepasst, dass ihre Partner unentdeckt blieben? „Also...“ begann Takato und überlegte kurz, „da haben wir Ryo, Rika, Henry, Kenta und Kazu, Suzie und Jen. Wir haben als eine Gruppe ein Abenteuer erlebt. Jedoch haben wir mittlerweile elf weitere Digiritter gefunden, Das war die Generation vor uns. Mittlerweile heißen Digiritter „Tamer“. “ Mika überlegte kurz, was sie dazu sagen sollte. Sie entschied sich für ein schlichtes „Dann gibt es ja wirklich viele von euch.“ und schaute zu Guilmon hinüber. Ein flaues Gefühl im Magen, sagte ihr an, dass sie und ihre Kollegen noch eine Menge Stress mit so vielen Gegnern haben werden. „Möchten Sie vielleicht mit kommen?“, fragte Takato urplötzlich. Wieder einmal überfordert von der spontanen Aktion brauchte Mika erst ein paar Sekunden, um sich eine Ausrede parat zu legen. „Nein danke, ein anderes Mal vielleicht. Ich...“, sie stockte , „habe heute Besuch. Den kann ich nicht alleine lassen. Ich muss mich jetzt auch sputen. Die kommen schon in einer halben Stunde, da muss der Frühstückstisch gedeckt sein.“ Sie wandte sich zum gehen. „Takato! Wie lange dauert es noch?“ „Warte noch ein bisschen, Guilmon. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen.“, war das letzte was Mika von dem Tamer noch hörte. „Tschüss“, gab Mika von sich und sobald sie aus der Sichtweite der Bäckerei verschwunden war murmelte sie „Andere... Pff. Super Aufzählung. Wie viele von denen gibt es bitteschön noch?“ Die anderen waren schon wach als Mika die Tür rein kam. Es roch schon vereinzelnd nach Kaffee und Früchte-Tee. Der Tisch war zwar gedeckt, sah aber aufgrund der Masse, die an ihm sitzen sollte recht überladen aus. Es war schon beachtlich, wie viele Leute in eine so kleine Küche passten. Die anderen saßen bereits am Tisch und warteten begierig auf die Brötchen. Mika holte einen Brötchenkorb von dem Schrank und schüttete so viele Brötchen wie möglich hinein. Es brachte nicht wirklich viel. Nach nicht mal einer Minute, musste sie neue Brötchen herein schütten. Jetzt waren alle erst einmal mit ihrem Brötchen zu Gange. Mika überlegte kurz, wie sie das Gespräch anfangen sollte, um die anderen von dem Vorfall in der Bäckerei zu erzählen. Es kam ihr eine spontane Idee in den Sinn. „Erm, Leute. Ich war ja grad in der Bäckerei, ne?“ Irritiert schauten alle zu ihr. Einige, wie Youbi kauten gebannt auf einem Stück Brötchen rum. Andere, zum Beispiel Chitu und Keru nippten genüsslich an ihrer Tasse. Mika setzte unbeirrt fort. „Also. Ich hab ein Brot gekauft. Aber ein ganz spezielles.“ Sie griff in die Brötchentüte. „An wen erinnert euch das?“, sagte sie und zog mit einer blitzschnellen Bewegung das Brot heraus. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, bis die anderen begriffen und das Chaos ausbrach. Chitu verschluckte sich an ihrem heißen Kaffee, während Youbi sich am Brötchen verschluckte. Keru prustete seinen heißen Kakao einmal komplett über den gesamten Tisch. Blackgaomon und Blackagumon betrachteten das Brot kritisch. Blackguilmon jedoch schnappte Mika das Brot aus der Hand und sagte „Das sieht ja aus wie ich.“ , bevor er es in einem Zug verschlang. „Wobei wir beim Thema wären.“ , sagte Mika und ließ sich nicht durch das heftige Husten ihrer Kameraden bremsen. „Wir sind nicht allein.“ Chitu fand als erstes ihre Stimme wieder. „Was meinst du mit: 'Wir sind nicht allein'?“ „Erm ja, Blackguilmon hatte schon recht, dass das Brot aussieht wie er. Der Junge, der mich an der Theke bedient hat: Er hatte ein Guilmon. Aber ein rotes und so groß wie deins ist es auch nicht Keru.“ Auf diesen Satz hin stellte Keru sich in eine Art Siegerpose, um seinen Stolz auf Blackguilmon Preis zu geben. „Noch jemand außer uns mit einem Digimon? In der realen Welt?“, fragte Youbi perplex. „Ach, kommt schon, den machen wir platt!“, rief Keru, der von der Kampflust befallen worden war. Mika fing an panisch zu lachen. „Hahaha...“ Dann unterbrach sie sich selbst und fügte etwas leiser hinzu: „Wenn's nur einer wäre.“ „Wie jetzt? Gibt’s mehr als nur den einen?“, fragte Keru verwundert. „Also wenn ich es richtig mitbekommen und auch richtig gezählt hab sind es so an die zwanzig weiteren Tamer. Aber du weißt ja: In Mathe bin ich nicht so gerade ein Genie.“ Sein Gesicht veränderte sich plötzlich. In seinen Augen war noch mehr Kampflust zu sehen. Die anderen beiden sahen nachdenklich aus. Auch die Digimon schwiegen allesamt. Mika durchbrach die Stille mit einem räuspern. Erneut flogen alle Blicke auf sie. „Auf Grund der Tatsachen, das wir anscheinend mehr zu tun haben, als unser momentaner Auftrag, habe ich mir etwas überlegt.“ Ihr Blick wanderte prompt zu Chitu und Youbi. „Wollt ihr hier einziehen?“ Das kam recht überraschend für alle Beteiligten. Die beiden angesprochenen sagten nichts und schienen über die Idee nach zu denken. Keru jedoch schien vor Wut zu brodeln. „Was soll der Mist, Mika? Kommst du vielleicht mal auf die Idee mich zu fragen? Ich wohne auch hier.“ „Erstens Herzchen, die Idee war spontan, hatte es mir heute morgen überlegt. Zweitens: Ken hatte uns was verschwiegen. Jetzt wo wir wissen, dass wir noch durch circa zwanzig Gegenspieler mehr Stress haben werden, ist das gar keine so schlechte Idee, wenn wir alle zusammen bleiben. Und drittens: Ich habe den Mietvertrag unterschrieben, also liegen die Rechte bei mir“, fügte sie feixend, aber ruhig dazu bei. Er öffnete bereits den Mund um zu widersprechen, gab aber dann grummelnd klein bei. „Dann halt noch mal nachträglich Keru. Was hältst du von der Idee?“ „Mir gefällt sie nicht. Aber mit einem Punkt hast du schon recht. Deswegen ist es mir egal, ob die beiden einziehen oder nicht.“, murmelte er. Um Keru von der Idee zu überzeugen fügte Mika ein paar Argumente hinzu. „Überleg doch mal Keru. Wir teilen uns ja sowieso schon ein Zimmer und das andere, was wir als Hobbyraum nutzen wollten können die beiden doch nehmen. Dann verlegen wir dann halt den Hobbyraum in den zusätzlichen Kellerraum unten. Den kann man sogar abschließen. Das Wohnzimmer bietet auch genug Platz für alle. Von mir aus stehe ich auch extra früh auf, sodass es im Badezimmer keine Überschneidungen gibt.“ „Ja, ist gut!“, gab Keru etwas lauter von sich. „Von mir aus geht es klar.“ Seine Stimme klang immer noch sichtlich genervt. Mika grinste über ihren kleinen Triumph. Aber auch nur kurz, da sie von den anderen beiden immer noch keine Antwort bekommen hatte. Fragend blickte sie zu den beiden. „Und was ist jetzt mit euch beiden?“ Chitu hob den Kopf. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre...“. „Wieso?“, wollte Mika wissen. Provokativ knurrte Blackguilmon leise. „Deswegen.“, murmelte sie und gab sich damit zufrieden den Boden zu betrachten. „Hast du etwas gegen mich und mein Digimon?“, fuhr Keru sie an. „Ist nebensächlich Keru.“, wandte Mika ein und fuchtelte mit der Hand um den letzten Satz wortwörtlich aus dem Raum zu wedeln. „Hier in dem Haus gelten Regeln. Ich möchte, dass alle sich in irgendeiner Weise wertschätzen und sei es, dass sie sich aus dem Weg gehen. Ein friedvolles Miteinander soll gewährleistet sein. Jeder hat sich zu benehmen, sonst trägt derjenige die Konsequenzen.“ Diesmal mischte sich Youbi mit ein. „Chitu. Eigentlich wäre es keine schlechte Idee hier ein zu ziehen. Zu viert, beziehungsweise acht ist es einfach sicherer als alleine oder zu zweit.“ „Ja natürlich. Aber du hast doch auch sicher deine Zweifel, was das Angebot hier angeht. Oder etwa nicht?“, gab sie von sich, ohne vom Boden auf zusehen. Youbi stockte kurz. „Ja, aber nur wegen dir. Ich mach mir ein bisschen Sorgen, dass ihr beide euch nicht vertragen könnt.“ Sie blickte beide hoffnungsvoll an, während sie einmal zu Keru, einmal zu Chitu hinübernickte. „Aber wenn wir es wirklich so machen, wie Mika sagt, dann könnte es klappen. Kein Streit hier im Haus.“ Chitu schmollte. „Bist du etwa nicht auf meiner Seite?“ „Chitu, du musst gestehen, dass das Angebot echt verlockend klingt.“ Youbi starrte Chitu weiterhin hoffnungsvoll an. Sie hoffte, dass Chitu wenigstens auf sie hören würde, wenn schon nicht auf Mika. Um ihr Argument zu bekräftigen fügte sie hinzu: „Wir können dann endlich auf eigenen Beinen stehen. Das ist doch das, was du immer wolltest. Unabhängigkeit.“ Ein kurzer Augenblick der Stille verging, bevor Chitu den Kopf hob und nun ihren Blick aus dem Fenster schweifen ließ. Erneut verging eine Weile bevor sie antwortete. „Das stimmt Youbi. Ich würde schon gerne auf meinen eigenen Beinen stehen. In einer WG wäre man einigermaßen selbstständig. Ich würde schon gerne in eine WG ziehen, auch wenn es nicht unbedingt diese hier sein muss. Dennoch ist es besser als nichts. Aber Youbi, du vergisst da etwas ganz entscheidendes.“ Youbi zog eine Augenbraue nach oben und schwieg. „Wo liegt das Problem?“, fragte Mika sichtlich besorgt. Keru hob herausfordernd seine Hand, ließ sie aber wieder sinken, als Mika ihm einen bösen Blick zuwarf. Chitus Blick wanderte nun von dem Fenster hinüber zu Mika und verfinsterte sich. „Meine Mutter...“ „Deine Mutter?“ wiederholte Mika, die wohl nicht recht verstand worauf Chitu hinaus wollte. „Ja, genau die. Wenn ich der sage, dass ich ausziehen will reißt die mir noch vor Blackguilmon den Kopf ab.“ Sie musterte Kerus Partner neugierig und wartete auf eine Reaktion. Als sie merkte, dass er sie nur fixierte wandte sie den Blick wieder ab und schaute zwischen Mika und Youbi hin und her. Zuletzt blieb er bei ihrer besten Freundin stehen, die sich verlegen an den Haaren zupfte. „Die habe ich ja schon total vergessen. Aber das bekommst du auch irgendwie geregelt. Du bist immerhin Chitu!“ wollte sie Chitu bestärken. Als Dorumon seine Tamerin anstupste und selbst Keru ein „Jetzt zeig deiner Alten gefälligst wo der Hammer hängt, das Gejammer ist ja nicht auszuhalten.“ hervorbrachte und Chitu regelrecht zur Tür raus schob, entschied sie sich tatsächlich nach Hause zu gehen und ihre Mutter vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die Sonne hatte sich bereits ein Stück weiter Richtung Zenit bewegt. Es war nicht mehr so kühl wie beim Frühstück und der Wind hatte auch abgenommen. Dafür sah man zunehmend mehr Menschen auf den Straßen. Darum entschied sich Chitu auch, nicht wie gewöhnlich die vier Stationen mit der Bahn zu fahren, sondern ging einen Umweg durch den Stadtwald, wo man auch am schönsten Tag des Jahres wenig Menschen begegnete. Dadurch konnte sie mit Dorumon ungehindert weiter gehen, ohne den neugierigen und skeptischen Blicken ausgesetzt zu sein. Auch die Stunde Fußmarsch störte sie nicht. Im Gegenteil, so ein sonniger Spaziergang war genau das, was sie nach solch ereignisreichen Tagen brauchte. So ging sie die Ereignisse noch einmal durch und versuchte sich dem klar zu werden, was ihr bis jetzt noch verborgen blieb. Ihr Partner stumm neben ihr. Als sie schon fast das Ende des Waldes erreicht hatten, schaute Chitu ihr Digimon das erste mal richtig an, ohne einen Funken Verachtung in ihren Augen. Dorumon stutzte. Chitu lächelte den Hauch eines Momentes ein „Entschuldigung für alles. Wir fangen wohl besser von vorne an.“ und schritt danach aus dem Wald erneut in die Großstadt. Ihr Digimon nickte nur und war froh, dass der Wind sich wohl langsam drehte. Wer weiß was in ihrem Kopf wohl vor ging. Aber eins stand fest, eine Entscheidung musste sie für sich getroffen haben. Sie ging zielstrebig und selbstbewusst, statt wie gewöhnlich missmutig und gelangweilt. An der Tür angekommen, bat sie Dorumon erst einmal draußen zu warten und ging alleine in die Höhle des Löwen. Chitu machte sich nicht die Mühe wie sonst ihre Schuhe draußen auszuziehen, um dem Geschrei ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, sondern diesmal provozierte sie ganz bewusst. Sie ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und ging ins Wohnzimmer, von wo aus man den Fernseher hören konnte. Ihre Mutter war also da. Sie setzte sich auf die Couch gegenüber und starrte ihren Vormund unheilvoll an. Nebenbei schnappte sie sich die Fernbedienung und knipste den Fernseher aus, ohne den Blick abzuwenden. Als ihre Mutter sie fragte, was das zu bedeuten hätte, sagte sie nur knapp angebunden: „Wir müssen reden.“ Die Frau schien zu ahnen, dass es sich nicht um eine gute Nachricht handeln würde, also setzte sie sich aufrecht hin und spannte ihren Körper an. Es kam selten vor, dass ihre Tochter mit ihr reden wollte. Und fast immer hatte es eine schreckliche Folge. Wie auch diesmal. „Ich will hier weg.“ sagte Chitu kurz angebunden. Ihr Blick fixierte immer noch ihre Mutter. „Hier weg? Aber wohin denn?“ entgegnete diese. „Das geht dich gar nichts an, ich will hier einfach nur ausziehen.“ Erst jetzt verstand ihre Mutter, was sie von ihr wollte. Aber so ein Unterfangen war undenkbar für ihre Tochter. „Was bitte?“ fragte sie aufgebracht. Man konnte ihre Wut im Unterton hervorragend ausmachen. „Du hast richtig gehört.“ warf Chitu ein. Ihre Hände verkrampften sich. Ihr Mut hatte sie ganz schnell verlassen. Das war das erste mal, dass sie ernsthaft gegen ihre Mutter agierte. Und das bekam ihr nicht gut. Doch sie hatte sich entschieden. Diese Entscheidung war nicht rückgängig zu machen. Auch wenn es ihren letzten Nerv kosten würde, sie würde jetzt nicht mehr umkehren. Chitus Mutter schien das nicht in den Kram zu passen. „Das ist also der Dank für all die Jahre? Du spinnst jawohl, du bleibst gefälligst hier! Ich werde keinen Pfennig für dich ausgeben, das ist jawohl das Letzte!“ schrie sie ihre Tochter an. Genau die Reaktion hatte Chitu von ihr erwartet. Sie stand auf und nahm ihren letzten Mut zusammen um ihrer Mutter die Meinung zu sagen. Auch sie konnte sich nicht mehr zurück halten, und schrie aus vollem Hals, dass sogar Dorumon es hören konnte. „Der Dank war das ich nicht schon längst aus dieser Bruchbude geflüchtet bin Mutter! Und dein verdammtes Geld will ich überhaupt nicht, ich will gar nichts von dir, nicht solange es mich an dich erinnern müsste! Ich hau hier ab, ob es dir passt oder nicht. Und du bist die Letzte die mich abhalten könnte.“ Ihre Mutter kam bedrohlich auf sie zu und erhob eine Hand. Ihre Tochter würde es nicht wagen, sie würde schon sehen was sie davon hat. Sie holte weit aus und wollte ihrer Tochter wirklich eine Ohrfeige verpassen, als plötzlich Dorumon knurrend die Terrassentür zertrümmerte und sich Zähne fletschend vor seine Partnerin stellte. Chitus Mutter erschrak. So eine Kreatur hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie stolperte zurück wieder auf das Sofa und wurde völlig aus dem Konzept gebracht. Chitu hingegen hatte ihren Mut zurück. Schon merkwürdig, wie der Zusammenhalt zwischen Tamer und Digimon ihre Zuversicht beeinflusste. Sie grinste ihre Mutter an. „Damit hast du wohl nicht gerechnet, was? Darf ich vorstellen? Dorumon. Einer der Gründe warum ich nicht hier bleiben werde.“ „Schaff das Ding hier raus!“ keuchte ihre Mutter. „Und mach du auch bloß das du deine Sachen packst und verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen!“ fügte sie in Panik hinzu. „Hm. Warum denn nicht gleich so.“ Chitu verschränkte die Arme und ging in ihr Zimmer. Sie brauchte nicht lang um das Nötigste zu packen. Eine Tasche lud sie Dorumon auf, die andere schwing sie sich über die Schulter. Dann verließ sie die Wohnung wieder, ohne einen Blick zurück zu werfen. Auf dem Rückweg schwieg sie erneut. Länger als beim Hinweg. Dorumon folgte ihr wieder stumm, es war nicht angebracht Chitu jetzt groß zu bedrängen. Sie ließ sich ohnehin nicht aus ihren Gedanken bringen. Wieder im Wald setzte sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm, stützte ihre Arme auf den Beinen ab und legte so ihren Kopf auf die Arme. Ihr Partner machte es sich derweil unter einer der vielen Schatten spendenden Bäume bequem. In dieser idyllischen Umgebung konnte Chitu erst einmal in Ruhe mit der neuen Situation fertig werden. Sie hatte wirklich einen Schlussstrich gezogen. Sie würde ihre Mutter nie wieder sehen, was ihr einerseits schon wieder fast Leid tat. Doch ihre Verachtung für diese Frau überwog und ließ Chitu diesen trüben Gedanken verschwinden. Sie biss sich auf die Lippe. Mitleidig war sie keinesfalls. Was sie jedoch gut konnte, war zweifeln. So kamen ihr gleich Gedanken in den Kopf, die sie bedenken ließ, ob ihre Entscheidung die richtige gewesen ist. Als kleines Kind hatte sie doch einen so ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und nun? Nun verschloss sie sich sogar vor der Wahrheit. Ihr Blick wanderte zu Dorumon, der völlig ruhig dalag und in Träume versunken war. Seine Flanke hob und senkte sich völlig gleichmäßig. Chitu seufzte und sah zu Boden. Dass sie sich nie im Inneren einig werden konnte ging ihr auf die Nerven. Ständig kamen neue Zweifel, die wiederum von einem unerschöpflichem Maß an Hoffnung erstickt werden wollten. Ein ewiger Gewissenskonflikt. Letzten Endes war nachdenken reine Zeitverschwendung, dachte sie sich. „Was auch immer mein Schicksal noch mit mir vor hat. In der Situation werde ich schon richtig handeln. Wenn nicht... habe ich einfach Pech gehabt, oder such einfach einen neuen Weg. Wird schon schief gehen“ sagte sie zu sich selbst, um ihr Ego ein wenig zu stärken. „Mou man tai“ sagte eine fiepsige Stimme hinter ihr. Chitu war so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Sie wirbelte herum und schaute wer sich in der Zwischenzeit angeschlichen hatte. Als sie in große Knopfaugen eines grünen Hundes mit übergroßen Ohren sah, war sie allerdings überrascht. Ein Digimon sollte Dorumon normalerweise wittern. Sie schaute verwirrt zu ihrem Partner, der immer noch friedlich vor sich hin schlummerte. Statt Dorumon zu wecken, nahm sie ihr D-Power und ließ sich die Daten des fremden Digimons anzeigen. Terriermon. Level Rookie. Tierdigimon. Typus Serum. Attacke, Wirbelsturm. Ihr kam der Wunsch von Ken erneut in den Sinn. Unter anderem hatte er auch ein Terriermon erwähnt, was sie ihm mitbringen sollten. Heute schien ihr Glückstag zu sein, dachte sie. Erst einmal wollte die junge Tamerin versuchen herauszufinden, wer Terriermons Tamer war. Und noch die eine oder andere Information. Deswegen spielte sie die Unwissende. „Was soll das denn heißen?“ fragte sie das kleine Digimon und verzog das Gesicht. „Alles wird gut, take it easy.“ erklärte es, völlig gleichgültig. Es wunderte Chitu, dass Terriermon so zwanglos und völlig normal mit ihr sprach, doch war es auch ein Vorteil. „Ach so ist das. Und wer bist du? Was machst du hier so alleine?“ Sie legte den Kopf schief und versuchte ausnahmsweise einmal nicht völlig eiskalt und abwertend zu sein, um ihr Opfer nicht zu verschrecken. „Ich bin nicht alleine, Henry, Takato und Guilmon sind auch noch da.“ Das Digimon lächelte. Als Chitu den Namen Guilmon hörte, sah sie sich um. Doch sie konnte weit und breit keinen erspähen. „Wo?“ fragte sie zögerlich und versuchte sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen. „Irgendwo dahinten.“ Der Hund zeigte auf den Weg der Richtung Stadt führte und fuhr fort. „Mein Tamer hatte noch was zu erledigen, er kommt gleich nach.“ Was für eine erfreuliche Nachricht. Es trieb sich doch wahrhaftig weit weg von seinem Tamer herum. Wie einfältig. „Bist du auch ein Tamer? Wo ist dein Digimon?“ Fragte das Digimon, nichts ahnend. „Ich? Ja natürlich. Dorumon ist mein Partner. Dorumon! Aufgewacht du Schlafmütze, komm her.“ Rief Chitu ihrem Partner zu und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Nachdem sich das Digimon endlich her bewegt hatte, ging Chitu einen Schritt auf das fremde Digimon zu und hoffte, Dorumon hatte ihre Gedankengänge erfasst. „Terriermon, hat dir eigentlich keiner gesagt, dass sich Tamerdigimon nicht weit von ihren Partnern aufhalten sollen? Das ist gefährlich.“ Sagte Chitu mit künstlich fürsorglichem Tonfall. „Mir passiert schon nichts, mou man tai.“ freute sich das übermütige Geschöpf und hüpfte ein wenig umher. „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“ Der für Chitu typische Gesichtsausdruck kam zurück und bevor Terriermon begriff, was für ein Spiel sie gespielt hatte, feuerte Dorumon bereits ein paar Silberkugeln auf seinen Gegner und ließ es bewusstlos zu Boden sinken. „Guter Schuss.“ lobte Chitu. Dann kramte sie den Schwarzen Ring hervor, den sie von Ken erhalten hatte, legte ihn Terriermon um und verstaute es sicher und zusammengeschnürt in ihrem Rucksack. „Wir sollten von hier verschwinden, sonst taucht dieser Tamer doch noch auf.“ warnte Dorumon. „Stimmt, bloß weg hier.“ Stimmte Chitu zu und beide machten sich schnellen Schrittes auf den Weg zu ihrem neuem zu Hause. Kaum waren Chitu und Dorumon aus der Tür, fiel auch Youbi ein, dass auch sie vielleicht mal los sollte, um ihre Sachen zu packen und um mit ihrem Arbeitgeber über ihre eigentliche Wohnung reden sollte. Also stand sie auf und suchte ihre Tasche zusammen bevor sie und Blackagumon sich von den andern verabschiedeten. Unterwegs ging ihr so vieles durch den Kopf, dass sie nicht einmal die vielen irritierten Blicke der Passanten bemerkte. Vorrangig machte es ihr Sorgen was sie und Chitu tun sollen, wenn es mit der WG doch nicht so reibungslos und harmonisch zu gehen sollte, wie geplant. Sollte sie wirklich ihre alte Wohnung jetzt schon kündigen? Zurückfordern könnte sie sie nicht mehr, aber war es richtig ihren Chef eine leer stehende Wohnung bezahlen zu lassen? Blackagumon fing an sich Sorgen um seine Tamerin zu machen, so ernst kannte er sie gar nicht. „Hey was ist los Youbi? Hast du Probleme oder Sorgen?“ riss er sie schließlich aus ihren Gedanken. „Ach was, nein, alles in Ordnung“ beruhigte sie ihren Partner. „ich hab mir nur gerade überlegt das ich meine alte Wohnung vorerst noch behalte, nur zur Vorsicht.“ Doch obwohl sie nun immerhin wieder lächelte, war sich das Digimon nicht sicher, was er davon halten solle. In der kleinen 1-Zimmerwohnung angekommen ging das packen sehr schnell. Ein Koffer und eine Sporttasche reichten aus um ihre ganzen Sachen, von Küchengeräten und ähnlichem abgesehen, unterzubringen. Auf dem Rückweg beschloss sie mindestens einmal die Woche nach der Post zu sehen und ab und an mal etwas in die Kaffeekasse an ihrem Arbeitsplatz zu spenden um ihr Gewissen etwas zu beruhigen. Kapitel 5: Aller Anfang ist schwer. Oder auch nicht? ---------------------------------------------------- Wieder zu Hause angekommen wurde Chitu bereits an der Tür von den anderen abgefangen. „Das hat aber lang gedauert“ bemerkte Keru. „Warst du noch in nem Möbelgeschäft und hast dir ne halbe Einrichtung bestellt?“ Bei dieser Frage konnte sich Mika ein Grinsen nicht verkneifen. „Und du nennst mich lahm, also ehrlich.“ Youbi nahm Dorumon die Tasche aus dem Maul und half die Sachen hoch in die Wohnung zu tragen, wo die anderen Digimon Partner bereits warteten. Sie stellten die beiden Taschen zum Gepäck von Youbi. „Ah hast du es also auch zurück geschafft.“ freute sich Blackagumon, der sich als erstes zu den Tamern gesellte. „Hattet wohl Angst ich komm gar nicht mehr zurück, was?“ Chitus Blick ging reihum und zog bei diesem Satz eine Augenbraue hoch. „Angst nicht unbedingt...“ begann Keru, wurde jedoch von Mika unterbrochen. „So und ab jetzt nicht vergessen. Wir sind eine WG und halten zusammen. Kein Streit.“ Sie betonte das kein Streit und sah erst Keru und dann Chitu durchdringend an. Deswegen rollte Keru nur noch mit den Augen und verkniff sich sein weiteres Kommentar. Chitu entschied sich die peinliche Stille zu brechen und platzte gleich mit dem heraus, was ihr auf dem Rückweg passiert ist. „Hey Leute, wollt ihr wissen warum ich so lang weg war?“ Die anderen verstummten und nickten nur. Wenn Chitu schon so anfing, musste es etwas wichtiges sein. „Was für eine Aufgabe haben wir noch mal vom Digimonkaiser bekommen?“ fragte sie ironisch in die Runde. Keru war die Frage sichtlich zu blöd. „Wir sollten Digimon bringen. Bist du so blöd oder tust du nur so das du das schon wieder vergessen hast?“ sagte er im genervten Tonfall. Chitu ignorierte ihn ausnahmsweise und sprach weiter. „Und welche?“ Diesmal sah sie zu den Digimon. „Renamon.“ begann Blackgaomon. „Guilmon.“ knurrte Blackguilmon. „Und wir wissen ja jetzt auch wo es steckt.“ fügte Mika beiläufig hinzu. Chitu nickte, gab aber zu verstehen, dass sie darauf nicht hinaus wollte. „Und Terriermon fehlt noch.“ vollendete Blackagumon die Aufzählung. „Bingo.“ Chitu grinste. „Ratet mal was mir ins Netz gegangen ist.“ Verdutzte Blicke machten die Runde. Haben sie die Andeutung wirklich richtig verstanden? Konnte es wahr sein, dass Chitu tatsächlich eines der drei Digimon schon eingesackt hatte? Mika rang sich als erstes dazu durch ihre Frage zu stellen. „Du hast doch nicht wirklich- Oder?“ stotterte sie perplex. Als Chitu nur grinsend nicken konnte, brach Youbi in Jubel aus und konnte es nicht sein lassen, ihrer Freundin um den Hals zu fallen. „Wie geil ist das denn? Super Leistung Chitu!“ rief sie. Auch Mika stimmte ein. „Wusa, fehlen nur noch zwei!“ Wie erwartet konnte sich bloß Keru nicht über den Erfolg seiner Mitstreiterin freuen. Er verschränkte die Arme und gab Blackguilmon ein stummes Zeichen, das gefangen genommene Digimon her zu holen. „Übertreibts nicht, sie hat nur den Dackel gefangen, das ist noch keine Leistung.“ schnaubte er verächtlich. Als Reaktion auf Chitus fragenden Blick hielt Blackguilmon das kleine Digimon an den Ohren gepackt in der Schnauze und präsentierte es so den anderen. „Sag mal was hast du überhaupt an meinen Sachen zu suchen du Idiot?“ beschwerte sich Chitu und ging einen bedrohlichen Schritt auf Keru zu. „Tja du solltest mal besser auf dein Zeug aufpassen.“ Meinte Keru. „Statt ihre Sachen zu fangen solltest du's lieber besser machen und eins der anderen beiden Digimon suchen!“ verteidigte Dorumon seine Tamerin. Die tätschelte ihm den Rücken, um die zum Kamm aufgerichteten Nackenhaare wieder zu glätten und Dorumon zu beruhigen. „Lasst uns den da erst mal sicher verstauen.“ Mischte sich Mika ein, die Terriermon in Blackguilmons Maul anstuppste. „Wo sollen wir ihn lagern? Fragte sie in die Runde. „Warum stecken wir ihn nicht in einen Karton? Wir haben im Keller sicherlich noch irgendwo Umzugskartons.“ schlug Blackgaomon vor. Mika wollte erst einmal Vorschläge sammeln und wartete auf Ideen der anderen. Obwohl sie stolz war, dass ihr Partner so eine tolle Idee hatte. „Blackguilmon kann das Teil auch einfach fressen.“ feixte Keru und grinste Terriermon an. „Er kann es auch sein lassen.“ bemerkte Chitu und schüttelte den Kopf. „Denk dran, er will die Digimon lebendig und an einem Stück haben und nicht nur ihre Daten.“ fügte sie hinzu, um dem obersten Gebot gerecht zu werden und hoffte Keru würde diese Erklärung gelten lassen. Tatsächlich war Keru nicht darauf aus Chitu zu widersprechen und meine schlicht: „Jaja ich weiß. War ja auch nur ein Spaß.“ Auch wenn man den sarkastischen Unterton raus hören konnte, blieb ein weiteres Streitgespräch aus. Youbi schien ein Licht aufgegangen zu sein, denn nun meldete sie sich zu Wort. „Kann man den Kellerraum von außen abschließen?“ Fragte sie die beiden Eigentümer. „Ja klar kann man. Gute Idee.“ Antwortete Mika. „Dann hätten wir das also. Terriermon wird in den Keller gesperrt. Wie gut das da sonst keiner hingeht, selbst wenn er um Hilfe rufen würde, käme kein Ton durch die Sicherheitstür.“ Keru freute sich über den nun leidigen Blick auf Terriermons Gesicht. Wenn nicht schnell alle Digimon gefangen werden würde er das Digimon sicherlich noch mehr leiden lassen. „Chitu und ich bringen es in den Keller. Du kannst dich ja mal auf die Socken machen um die anderen Objekte zu suchen.“ Beschloss Mika und schnappte sich den Kellerschlüssel. Keru nickte und verschwand sogleich aus der Tür, Blackguilmon hinterher. Er brannte förmlich darauf, Chitu zu zeigen wer der Meister war und wollte so schnell wie möglich eins der anderen Digimon finden. „Ich geh in der Zwischenzeit mal so ein paar Sachen ausräumen.“ sagte Youbi, nahm sich ihren Koffer und verzog sich mit Agumon in ihr und Chitus neues Zimmer. Dorumon und Gaomon hingegen machten es sich auf der breiten Couch im Wohnzimmer gemütlich und dösten vor sich hin. „Na dann komm mal mit.“ Mika wandte sich an Chitu, die Terriermon an den Ohren weit von sich weg hielt, um den kleinen Klauen entkommen zu können. Für so ein kleines Digimon waren die nämlich außergewöhnlich scharf. Und die Krallen eines fluchenden, wild um sich schlagenden Digimon waren bestimmt keine neue Heilmethode. Sobald Mika die Türe des Kellers auf schloss, warf Chitu das kleine Ding an die hinterste Wand. Ein letztes mal kreuzten sich die Blicke von Terriermon und Chitu. Sie konnte nicht anders und grinste es freundlich an. „Mou-man-tai.“ sprach sie leise und über deutlich. Dann schloss sie die Tür mit einem Knallen. Mika sah sie fragend an. „Mou man tai?“ wollte sie in ihrer natürlichen Neugier wissen. „Ach dieses Terriermon sagt das dauernd, heißt so viel wie alles wird gut, take it easy oder so. Völliger Schwachsinn.“ „Bingo.“ konnte Mika nur darauf antworten und zog eine Augenbraue hoch. „Das Digimon rennt wohl mit ner rosaroten Brille durchs Leben.“ sie lachte. Wahrscheinlich wegen der Ironie, dass sie es selbst nicht anders machte. „Wie dem auch sei.“ beendete Chitu dieses Thema. Sie mochte nicht über Dinge reden, die ihr so völlig dumm erschienen, wie dieses Terriermon. Wieder in der Wohnung angekommen, wollte Chitu dem Beispiel von Youbi folgen und ebenfalls ihren Rucksack auspacken. Doch als sie die Tür öffnete bot sich ihr ein merkwürdiger Anblick. Ein geräumiger, relativ großer Raum mit einem Doppelfenster, indem nur ein Regal stand. Die Wände waren erst vor kurzem Gestrichen worden und Laminat wurde ebenfalls neu verlegt. In der Mitte Agumon mit seiner Tamerin, einer Schere und eine Menge Krepp Band. Aus lauter Langeweile hatte sie wohl im Geiste das Zimmer zurecht gestaltet und markierte die Stellen mit dem Band, wo die Gegenstände stehen sollten. Es sah ein wenig aus, wie bei einem Tatort. Nur, dass keine Menschen, sondern Möbel umgebracht wurden. Chitu schaute sich ihre Freunde eine gute Minute an, bevor sie etwas sagte. „Du guckst wohl zu viel Werbung, oder?“ Youbi lachte. „Was denn ich hatte Langeweile und ihr wart noch unten.“ rechtfertigte sie sich. Chitu kam auf sie zu und knuffte sie an die Schulter. „Du bist verrückt.“ sagte sie und schmunzelte. „Und möbellos.“ ergänzte sie grinsend. „Dagegen können wir was machen.“ Mika gesellte sich nun auch zu den Beiden in der Mitte des Raumes. „Wir könnten bei Chitu und dir vorbei fahren und zumindest mal Matratzen und nen Tisch bunkern.“ schlug sie vor. „Keru ist immerhin unterwegs, die nächsten zwei Stunden brauchen wir schätzungsweise nicht mit ihm zu rechnen.“ Die beiden Mädchen stimmten ihr zu. Ohne eine Schlafmöglichkeit war es undenkbar. Ob nun ein Tisch oder Regal da war interessierte die beiden recht wenig, sie hatten ihre Taschen in denen alles verstaut werden konnte. Doch ohne ein Bett waren sie unzufrieden. So setzte sich die kleine Gruppe ohne ihre Digimon in Bewegung. Die konnten sie wegen Platzmangel nicht mitnehmen. Also tummelten sich die drei ins Wohnzimmer mit ihrer Portion Abendessen und hielten die Stellung. Mika ging mit den Anderen zu ihrem Auto und fuhr erst einmal Youbis Wohnung an. Das war sicherer und unter Garantie Nerven sparender, wenn sie zu erst dahin fuhren, wo es keine Probleme geben würde. Und wie vorher gesehen war es völlig unproblematisch die Matratze und einen Schreibtisch von der kleinen Einzimmerwohnung auszuräumen und sicher im Laderaum zu verstauen. Aber nun war Chitu an der Reihe. Sie konnte sich schon ausmalen, was für eine Szenerie sich bieten würde, wenn die drei bei ihr vor der Tür stehen würden. Sie entschloss sich mit den anderen einen Plan zu schmieden, wie sie am einfachsten an die Sachen herankommen könnten. Letzten Endes entschieden sie sich für die „Ab durchs Fenster“ Variante. Mika war hierbei der Lockvogel, mit der Aufgabe, Chitus Mutter abzulenken. Sie stellte sich mit Klemmbrett, Block und einem Kugelschreiber vor die Haustür und klingelte. Chitus Mutter öffnete genervt die Tür. „Was?“ fragte sie in einem unfreundlichen Ton. Mika brauchte ein paar Sekunden, bevor sie die Stimme fand. „Guten Tag, mein Name ist Mika Shigemitsu. Ich führe im Auftrag unserer Firma eine kleine Umfrage zum Thema 'Wohnen und Wände streichen – Glauben sie an die Wirkung von Farben?' durch. Hätten sie vielleicht 10 Minuten für mich. Ich beeile mich auch.“ Sie lächelte sicher. Für einen kurzen Augenblick dachte Mika, dass sie verloren hätte, jedoch verzog sich die Mine der Frau. „Ja ich glaube an die Wirkung von Farben. Also... Fangen Sie an.“ In der Zwischenzeit schlichen sich die beiden anderen durch das immer offene Fenster und manövrierten die Matratze nach Draußen. Sie waren bedacht darauf, so leise wie möglich zu sein. Wie der Zufall es so wollte, gelang es ihnen zwar die Matratze heil raus zu bringen. Jedoch kippte Chitu einen Gartenzwerg um, der laut polternd auf die Fliesen des Seitenbeetes vor der Garage fiel. „Was war denn das?“ fragte Chitus Mutter und spähte in die Richtung, aus der der Lärm kam. „Ähm sicher nur - Oh ein Eichhörnchen!“ Mika setzte ganz auf die Ablenkungstaktik Nummer Eins. Und kam damit durch. Als sich Chitus Mutter zur Seite drehte, wo der merkwürdige Besuch angeblich das Eichhörnchen gesehen hatte, fügte Mika sachlich wie zu vor ein beiläufiges „der Wind. Ja, der Wind macht schon komische Sachen. Ach und nun kommen wir zur letzten Frage: Planen Sie ihre Zimmer lieber selber oder lassen Sie dies von Raumausstattern planen?“ Mika wartete, bis Chitus Mutter ihre Antwort gab und schrieb diese dann professionell auf ihren Block. „Vielen Dank, dass Sie bei der Umfrage mitgemacht haben. Ich muss nun weiter. Auf Wiedersehen.“ Dann rannte wie von Bienen gestochen davon. Die beiden würden was zu hören bekommen, dachte sie sich, als sie keuchend vor Youbi und Chitu ankam. Die Matratze wurde mittlerweile bei den anderen Sachen verstaut. „Das nächste mal könnt ihr Lockvogel spielen, das mach ich nicht noch mal. Das ist die Hölle.“ beschwerte sich Mika. Chitus Mutter war wirklich ein komischer Mensch, sie hatte Mika mehr Nerven gekostet wie sonst etwas in der letzten Zeit. Einfach eine unausstehliche Person. „Los, einsteigen und weg hier.“ Keiner der anderen wagte es zu widersprechen und taten wie ihnen gesagt wurde. Die Aktion hatte länger gedauert als geplant. Somit waren sie erst wieder gegen Abend an ihrem Haus angekommen und kümmerten sich darum die Möbel ins Zimmer zu transportieren. Als alles stand, wie es sollte, ließ sich Youbi als erstes auf ihre Matratze fallen. „Schon viel besser.“ freute sie sich. Chitu stimmte ihr zu und schmiss sich auf die zweite Matratze. „Dann machen wir jetzt wohl mal ne Pause bis sich Keru wieder meldet?“ stellte Mika fest und gähnte einmal. „Scheint so.“ Auch Chitu musste Gähnen. Sie schloss ihre Augen und war schon recht schnell in einen leichten Schlaf gefallen. Mika ging ins Wohnzimmer, krallte sich ein Buch und gesellte sich zu den Digimon, die bis auf Gaomon auch schon seit einer Weile schliefen und nicht einmal bemerkt haben, dass ihre Tamer zurück gekommen sind. In der Zwischenzeit war Keru auf der Suche nach einem der Digimon. Er beschloss erst einmal bei der Bäckerei nachzusehen, denn das war der einzige Anhaltspunkt den er bislang hatte. Blackguilmon tapste ihm den Weg hinterher, ohne sich auch nur ansatzweise zu tarnen. Seinem Tamer war es egal ob die Leute einen Schrecken bekamen oder nicht. Da selbst die Polizei ihm nichts anhaben konnte, war es nicht sein Problem. Und wer würde schon glauben, wenn jemand ein riesiges schwarzes Guilmon gesehen hätte? Sicherlich Niemand. Es würde eine Illusion sein, die schon am nächsten Tag vergessen war und heute keiner Glauben würde. Als Keru schließlich vor der Bäckerei stand, wies er Blackguilmon an, sich in einer Seitengasse zu verstecken. Er hatte schließlich keine Lust darauf, dass Guilmon und sein Tamer vor gewarnt werden. Er selbst setzte sich auf eine Bank, die in der nähe der Bäckerei stand und wartete. Sie hatten jetzt einige Stunden Zeit, ehe sie zuschlagen konnten. Keru konnte Chitus Gesicht kaum erwarten, wenn sie mit Guilmon aufkreuzten. Als Mika sich mit ihrem Buch auf die große Eckcouch verzogen hat waren nicht einmal fünf Minuten vergangen, als ein Geräusch sie auffuhren ließ. Es waren Blackagumon und Dorumon, die anscheinend aus ihren Träumen erwachten. Blackagumon war der erste der sich aufgerichtet hat. Fragend schaute er Mika an. „Youbi?“, hauchte er ihr verschlafen entgegen. Mika grinste über den knuddeligen Anblick des schwarzen Dinos. „Sie ist wieder da. Sie ist am schlafen, weißt ja wo das Zimmer ist.“ Sie zeigte aus dem Wohnzimmer und lächelte nun auch Dorumon fröhlich an. „Chitu ist auch wieder da. Kannst ja auch nach drüben gehen.“ Dankend hob er seine Tatze und gähnte dabei ausgiebig. Blackagumon trottete aus dem Wohnzimmer, Dorumon folgte ihm im Halbschlaf. Mika wandte sich wieder ihrem Buch zu. Blackgaomon inspizierte währenddessen das Wohnzimmer. Schnüffelnd ging er durch das Zimmer und betrachtete jedes einzelne Möbelstück, machte jede einzelne Schranktür auf. Mika verdrehte auf Grund des Lärms die Augen und legte das Buch am Ende des Kapitels beiseite. Sie stand auf und setzte sich ersatzweise an den Rechner. Tippend saß sie dort eine ganze Weile, während Blackgaomon mittlerweile das weggelegte Buch inspizierte. Plötzlich seufzte Mika. „Was ist los Mika?“, fragte Blackgaomon und seine gesamte Aufmerksamkeit lenkte sich auf seine Tamerin. „Ich krieg' hier die Krise“, begann sie und zeigte auf den Bildschirm. „Was denn?“ Blackgaomon schaute immer noch irritiert. „Ich weiß nicht, was das werden soll.“ „Pläne.“ , antwortete Mika schlicht und hämmerte weiter auf die Tastatur ein. „Ist das ein Scheiß. Wir müssen jetzt so vieles beachten. Pläne für das Bad, wer wann sauber macht und putzt, Pläne für das Essen, wer kocht wann und was wird eigentlich gekocht.“ Während sie sprach wurde sie immer schneller und ihre Stimme rutschte um ein paar Oktaven höher. Blackgaomon wich einen Schritt zurück, als er in das gestresste Gesicht sah. Es sah so aus, als würde Mika sich überarbeiten. „Ganz ruhig Mika.“, begann er. „Ja wie denn?! Jetzt hab ich so viel zu tun. Ist das schrecklich.“ Sie sackte in dem Stuhl zusammen und packte sich an die Stirn. Langsam atmete sie tief ein. In dem Moment der Stille konnte man Blackagumon von drüben schnarchen hören, kurz darauf hörte man ein Kissen fliegen und es war wieder ruhig. „Hey.“, sagte Blackgaomon. „Komm schon, du machst dir zu viele Sorgen und somit auch zu viel Arbeit. Du hast es ja vorgeschlagen, dass die vier hier einziehen. Letztendlich ist es deine Schuld. Aber ehrlich? Ich denke wir schaffen das schon. Ich denke die anderen werden sich gut anpassen, also hör gefälligst auf dir Sorgen zu machen.“ Mika drehte ihren Stuhl zu ihrem aufmunterndem Digimon um und schaute ihm in seine eisblauen Augen. Dann lächelte sie. „Hast Recht.“ Sie schloss die Dokumente ohne zu speichern. „Danke.“ Sie kraulte Blackgaomon hinter den Ohren. „Ich denke wir sollten auch langsam Mal zu Bett gehen.“ Mika erhob sich von dem Stuhl, nachdem sie den PC runter gefahren hatte und tapste zusammen mit Blackgaomon ins Schlafzimmer. Dieser machte es sich bereits am Bettende gemütlich, während Mika sich ihr Nachthemd überzog. Mit einem langen gähnen verkroch sie sich unter die Bettdecke. Ihr Blick wanderte zuletzt noch auf ihren Digitalwecker der mittlerweile halb eins anzeigte. „Ich frag mich wann Keru wieder kommt.“, murmelte sie in die Decke hinein. „Ach der kommt schon zurecht, Blackguilmon ist ja bei ihm.“ gab Blackgaomon zurück doch Mika war bereits schon leise am schnarchen. Um ein Uhr nachts, die Straßen waren wie leer gefegt, holte Keru seinen Partner. Dieser hatte sich hinter einigen Mülltonnen zusammengerollt und war eingeschlafen. „Hey, Blackguilmon. Aufwachen, du hast was zu tun.“, weckte ihn Keru. Das Digimon sah ihn verschlafen an. Sein Blick sagte Keru das er am liebsten weiter schlafen wollte, dennoch richtete er sich auf und machte sich auf den Weg zum Hintereingang der Bäckerei. Keru blieb derweil in der Gasse zurück und wartete. Als Blackguilmon die Hintertür erreichte rammte er seinen Kopf gegen die Tür. Diese flog, krachend aus den Angeln. Das Digimon betrat den Raum und fand sich im Lager der Bäckerei wieder. Sofort war alle Müdigkeit vergessen, vor Freude jaulend stürzte Blackguilmon auf die, nicht verkauften Brötchen und begann zu fressen. Einige Minuten später tapste ein weiteres Digimon verschlafen in den Raum. „Hey, was machst du hier? Wer bist du?“, fragte es. Blackguilmon sah es einen Augenblick verdutzt an, dann feuerte er einen Schwarzen Pyro-Ball auf seinen kleinen, roten Artgenossen ab. Durch die Wucht der Attacke wurde Guilmon zurückgeschleudert und krachte durch die Wand. Ein weiteres krachen verriet Blackguilmon, dass das andere Digimon auch noch durch die Fassaden wand geflogen war. Blackguilmon lief sofort hinterher. Er hoffte das Keru nicht allzu böse auf ihn war, schließlich hatte er gesagt sie müssten ganz still und leise vorgehen. Als Blackguilmon die Straße betrat war Keru schon da: „Keru es tut mir wirklich lei...“ Begann er, doch Keru würgte ihn ab. „Unwichtig, schnapp dir lieber das Digimon und dann nichts wie weg hier.“, flüsterte er. Erleichtert packte Blackguilmon Guilmon im Nacken und hob es hoch. So schnell sie konnten verzogen sich die beiden, da im oberen Stock schon die Lichter an gingen. Wieder bei der Wohnung angekommen, rasten Keru und sein Digimon so schnell sie konnten die Treppen bis zum siebten Stock hinauf und wieder in die Wohnung der frisch gegründeten Chaos-WG. Blackguilmon ließ seinen roten Artverwandten in den Flur plumpsen und lief seinem Tamer hinterher. Das andere Digimon war so eingeschüchtert, dass es sich nicht wagte auch nur einen Schritt weit zu gehen. „Takato“ murmelte es immer wieder. Als Keru das Gewimmer zu viel wurde, ging er stapfend aus der Küche und beugte sich bedrohlich über das Digimon. „Takato kann und wird dir nicht helfen also sei leise und jammer hier nicht so rum!“ zischte er dem verängstigtem Dino zu und schritt wieder dahin, wo er her kam. Guilmon ging ein paar Meter weit in die Richtung von Chitu und Youbis Zimmer, weit weg von dem Ort, wo sich Keru aufhielt, und ließ die Ohren hängen. Durch Kerus laute Suche nach Material, womit man das Digimon fesseln konnte, wurde eine der Tamer aus ihren Träumen gerissen. Genervt streckte Chitu ihren Kopf durch die Tür und wollte schon los brüllen, als der Schatten von Guilmon ihr vor der Nase auftauchte. Keru hatte noch kein Licht in der Wohnung angemacht, somit konnte sie nur die Umrisse erkennen. „Blackguilmon? Bist du geschrumpft?“ fragte sie erstaunt und musterte das kleine Guilmon. „Nein das ist das Guilmon von der Bäckerei du Flöte.“ rief Keru ihr aus der Küche her zu. Kurz darauf schepperte etwas in der Küche und er begann wild um sich zu fluchen, wahrscheinlich ist ihm die Schere oder etwas anderes runter gefallen. Jedenfalls kam nun das richtige Blackguilmon aus der Küche und tapste zum Verbandskasten, welcher im Badezimmer angebracht wurde. „Oh oh.“ Chitu ahnte Böses. „Blackguilmon warte, ich hol dir das Zeug, du machst den Schrank sonst kaputt.“ sagte sie und lief ebenfalls ins Bad um Kerus Digimon die Pflaster raus zu geben. Sie wollte sich nicht groß darum kümmern, was Keru dort angestellt hatte. Immerhin kümmerte sich Blackguilmon auch gut um ihn. So wendete sie sich wieder dem gefangenem Digimon zu. Anscheinend hatte es vor ihr gar keine Angst, denn es schnüffelte neugierig und sah sie mit großen Augen an. Die Tamerin wusste nicht recht was sie mit so viel Niedlichkeit anfangen sollte. Deswegen entschloss sie sich das Digimon zu ignorieren, was gar nicht so einfach war. Denn nun stupste es Chitu an und wollte gekrault werden. Sie rollte mit den Augen und fing tatsächlich an Guilmon den Kopf zu tätscheln. Während sie sich noch fragte warum sie das überhaupt tat, kam Mika aus dem Wohnzimmer hinzu. Auch sie wurde vom Gerappel wach. „Was wird das wenn es fertig ist?“ begann sie und schaltete endlich das Licht ein. Sie sah Chitu genauso verwirrt an, wie diese Mika anstarrte. Es war eine komische Situation. „Oh wie niedlich Chitu hat sich mit unserer Geisel angefreundet.“ stellte Keru mit gleichermaßen sarkastischem und verwundertem Tonfall fest. Schnell ließ Chitu von Guilmon ab und verschränkte die Arme. Das war ihr nun doch ein wenig peinlich. „Halt deine verdammte Klappe.“ beschwerte sie sich. „Was hast du überhaupt vor?“ sie wollte so schnell wie möglich vom Thema ablenken. „Wonach sieht's wohl aus? Ich such was womit wir Guilmon ruhig stellen können.“ erwiderte er, immer noch über die Situation von eben grinsend. Chitu gefiel dieser siegessichere Blick überhaupt nicht, konnte aber kaum dagegen halten. Zu allem Überfluss nahm ihr Mika nun das Wort ab. „Ähm erstens, haste super gemacht mit Guilmon. Zweitens, wir lagern die im Keller und drittens... Sag mal was hast du mit deiner Hand gemacht?“ fügte sie hinzu und betrachtete seine Hand, über die ein dickes Pflaster geklebt wurde. „Nicht so wichtig. Naja ich bring den dann mal runter.“ Und so schnappte sich Blackguilmon seine rote Imitation wieder einmal am Nacken und schleifte ihn das Treppenhaus wieder hinunter, bis zum Keller. Chitu hingegen verzog sich so schnell wie möglich wieder ins Zimmer und wunderte sich über Youbi, die die ganze Aktion scheinbar verschlafen hatte. Zwar wusste Chitu, dass sie nicht mehr einschlafen konnte, jedoch wollte sie jetzt um keinen Preis mehr Keru über den Weg laufen und noch eine Niederlage einstecken. Somit rief sie Dorumon zu sich auf die Matratze und ging erneut ihr Deck durch. Bald war das nächste Turnier und Rika wollte immer noch den Titel Digimon-Queen abgenommen bekommen. Mika wartete bis Keru wieder hoch kam, um noch ein wenig zu reden, auch sie konnte sowieso nicht allzu schnell wieder einschlafen. Sie machte sich einen starken Kräutertee, während sie auf Keru wartete. Auch wenn sie noch recht verschlafen aussah, schien sie jedoch recht wach zu sein. Ihre Neugier war es, die sie wach hielt. Keru machte sich nicht groß die Mühe richtig leise zu sein. In lebendiger Lautstärke öffnete er die Wohnungstür und ging durch den Flur in die Küche. Interessiert schaute Mika den Jäger an. „Und, was war jetzt?“ Er verdrehte die Augen und lehnte sich lässig an die Arbeitsfläche der Einbauküche. „Du siehst doch das Resultat. Was gibt es da groß zu erzählen?“ „Ich möchte wissen WIE ihr es geschafft habt.“ quengelte Mika und sah beide erwartungsvoll an. „Mit dem Kopf durch die Wand.“ antwortete Keru schlicht. Mit dieser Antwort hatte Mika nicht gerechnet. „Du hast doch nicht...“ begann sie und ihre Augen wurden größer. „Nunja ich nicht...“ sagte er verlegen, doch Blackguilmon unterbrach ihn. „Ich war es.“ Es grinste hämisch. Mika schlug ihre Hand vor die Stirn. „Nein wie dämlich.“ nuschelte sie. „Was denn?“ Keru zuckte mit den Schultern. „So ging es halt am einfachsten. Gut: Wir waren nicht so ganz leise wie eigentlich geplant und unsere Vorgehensweise war sowieso total rabiat, ABER immerhin haben wir jetzt zwei von drei Zielen.“ Er zeigte mit einer Hand die zwei an. „Mal ne andere Frage: Was hast du mit deiner Hand gemacht?“ Mika verließ ihren Platz und nahm Kerus Hand unter die Lupe. „Erm“, sagte Keru und es schien ihm recht peinlich zu sein. „Mir ist eben das Messer runter gefallen und ich hab aus Reflex danach gegriffen. Deswegen hab ich jetzt eine Schnittwunde in der Handfläche. Ist aber nicht weiter schlimm.“ Keru hielt still während Mika das notdürftig geklebte Pflaster abriss und sich recht professionell um die Wunde kümmerte. „So.“ sagte Mika. „Fertig. Nun ab ins Bett mit uns. Es war für alle ein anstrengender Tag.“ Sie ging voraus ins Schlafzimmer. Keru und Blackguilmon folgten ihr synchron gähnend. Am nächsten Morgen war wieder einmal jeder eher wach als Chitu. Sie ist doch noch einmal eingeschlafen und wurde von den anderen früh Morgens geweckt. Es war ein tolles Bild, wie Chitu angelehnt bei ihrem Digimon eingeschlafen ist, um sie herum verstreut alle Karten. „Chitu aufstehen!“ riefen sie im Chor und die Schlafmütze zuckte zusammen. „Schon vergessen? Die Ferien sind vorbei, ihr habt Schule.“ erinnerte Youbi sie und rüttelte sie endgültig wach. „Ist ja gut.“ murmelte sie und schlich den Flur entlang zur Küche. Das erste was sie Morgens machte, war einen Kaffee trinken. Ohne den war sie nicht glücklich. Nebenbei machte sie sich ihr Frühstück zurecht, während Mika sich zu ihr gesellte. „Du solltest dich was sputen, wir haben dich was länger schlafen gelassen.“ bemerkte sie und sah auf die Uhr. „Na Dank auch.“ hörte man vom Morgenmuffel, der das Frühstück schnell in Folie einpackte und im Bad verschwand. Alle waren schon fertig und warteten an der Tür auf Chitu, die sich noch kurz von Dorumon verabschiedete, sich ihre Schultasche krallte und auch zu den anderen ging. „Macht bloß keine Dummheiten, wir kommen bald wieder.“ befahl Mika den zurückbleibenden Digimon und schloss die Tür hinter sich. An der Bushaltestelle nahe der Hochhausreihe trennten sich die Wege der vier Chaostamer, denn jeder ging wo anders zur Arbeit oder besuchte eine andere Schule. Chitu ging ihren Weg zu Fuß weiter, ihre Schule war zwar weiter entfernt als die von Keru, aber sie hatte die erste Stunde frei, wenn sie sich recht entsinnt. Außerdem tat ihr ein morgendlicher Spaziergang allein auch ganz gut. Der Alltag hatte sie wieder, zumindest so halb. Ohne ihren Partner unterwegs zu sein, war nachdem man einmal wieder mit ihm unterwegs war, doch ungewohnt. Aber ändern konnte sie es auch nicht, sie konnte Dorumon schlecht mit zur Schule bringen. In der Schule angekommen kam der Trott von früher ganz von allein wieder. Wie immer saß Chitu still auf ihrem Platz und lauschte dem Lehrer, ohne sich um ihre Klassenkameraden zu kümmern. Bis zur Pause vergingen die Stunden wie Kaugummi. Es war eine der Langweiligsten Geschichtsstunden, so eintönig, dass sie dafür schon hätte in die Geschichte selbst eingehen können. Sie gähnte einmal als der Unterricht endlich vorbei war, verstaute ihre Schulbücher wieder in der Tasche und ging runter in Richtung Pausenhof. In der Eingangshalle bemerkte sie eine Menschenmasse, die ihre Neugier weckte. Als sie sich dort zu gesellte, war sie von dem, was sie erfuhr, fasziniert. „Anmeldung ab jetzt in jeder Pause, das Schulturnier beginnt am sechzehnten Mai um fünfzehn Uhr. Teilnehmen dürfen ausschließlich Schüler dieser Schule aller Stufen. Die Plätze sind begrenzt, also beeilt euch! Danke für die Aufmerksamkeit!“ Beendete der Turnierleiter seine Rede und schritt wieder zu der Ecke der Halle, wo er seinen Stand zum anmelden aufgestellt hatte. Noch als die anderen Schüler über diese Neuigkeit angeregt tuschelten, gingen Chitu und ein paar der anderen Schüler zielstrebig zum Turnierleiter. Unter anderem auch Rika. Ihr huschte ein Grinsen übers Gesicht. Was für eine perfekte Gelegenheit, so könnte Chitu ihr schneller zeigen wer der Meister im Spiel ist, als sie sich erhofft hatte. „Name und Klasse?“ wurde sie gefragt, als Rika vor ihr aus der Schlange trat und nun Chitu an der Reihe war. „Ähm Chitosé Namaikina. Stufe 12d.“ Sagte sie hastig. „Hier bitte noch eine Unterschrift und wir sind fertig. Viel Glück.“ Schnell setzte Chitu ihre Unterschrift unter den Fetzen Papier, der ihr unter die Nase gehalten wurde und setzte sich erneut in Bewegung. Es hatte gerade zum ersten mal gegongt, der Unterricht ging bald weiter. Als sie die Korridore entlang schlenderte, in Richtung Klasse, sah sie Rika mit ihrer Lehrerin auf dem Flur sprechen. Rika sah gestresst aus. „Ich hab' einen wichtigen Anruf bekommen, ich muss den Unterricht für heute abbrechen.“ erklärte sie. Die Lehrerin sah nicht sehr erfreut aus, schien ihrer Schülerin allerdings zu glauben. Sie nickte verständnisvoll und sah Rika hinterher, als sie sich kurz bedankte und dann den Flur entlang nach Draußen lief. Sich nichts weiter denkend ging Chitu weiter in ihre Klasse und wollte nur so schnell wie möglich den Rest des Schultages hinter sich bringen, um wieder zu Dorumon und den anderen zu kommen. Kapitel 6: Glückstreffer ------------------------ Eigentlich hatte Youbi gar keine Lust auf die Arbeit heute. Ihr war nicht gut und ihre Kopfschmerzen würden schon bald unausstehlich sein, dachte sie sich. Es wäre angebracht heute früher Schluss zu machen. Auf dem Weg zum Ziel genoss sie ausgiebig die Sonnenstrahlen und den Wind, der mittlerweile eine relativ starke Brise war. Ihre Kopfschmerzen konnten so ein wenig gemildert werden. Dabei stieß sie fast mit einem anderem Mädchen zusammen. Sie war in Eile, das war klar. Sie rief Youbi ein „'Tschuldigung!“ hinterher, als sie ihren weg im Laufschritt weiter fortsetzte. Außer ihrer blauen Sonnenbrille und den zusammengesteckten Haaren ist Youbi allerdings etwas seltsames aufgefallen. Es sah tatsächlich so aus, als hätte sie ein D-Power am Gürtel gehabt. Eine Tamerin? Sie wurde skeptisch und beschloss dem Mädchen zu folgen. Ihr Weg führte sie in eine verlassene und überwucherte Ecke eines Stadtparks. Eine große Gruppe schien schon auf die Tamerin gewartet zu haben, denn als das Mädchen dort völlig außer Puste ankam wurde sie so gleich von zwei der Jungen begrüßt. „Das ging ja schnell.“ meinte der eine, mit einer ähnlichen Fliegerbrille, wie Keru eine hatte. „Entschuldige das wir dir nicht früher gesagt haben, dass wir das Treffen vorverlegen.“ der zweite und ein wenig größere Junge kratzte sich am Hinterkopf und setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf. „Wenn ihr das das nächste Mal nicht auf die Reihe bekommt könnt ihr so ein Treffen knicken dann komme ich nicht, klar?“ motzte sie die beiden Jungen an. Nun meldete sich einer der scheinbar ältesten mit wuscheligen braunen Haaren und feinem Anzug zu Wort. „Rika, beruhige dich, sie haben sich entschuldigt. Jetzt ist nicht die Zeit für Streitereien.“ Rika verstummte sofort. Er hatte irgendwo Recht. „Also, fangen wir mal bei den beiden Problemkindern an.“ meldete sich ein weiterer Junge mit roten Haaren und legeren Klamotten , genannt Izzy. Dabei nickte er den beiden zu, die sich bei Rikas Ankunft entschuldigt haben. Der mit der Fliegerbrille begann als erstes. „Nachdem Henrys Terriermon verschwunden ist, wurde auch Guilmon entführt.“ er klang niedergeschlagen. „Und ihr könnt mittlerweile von einer Entführung sprechen?“ fragte der Größte der Runde. „Ja Joey, das können wir. Als Guilmon entführt wurde hatte Takato Lärm von Unten gehört.“ „Und die Bäckerei war auch verwüstet, irgendjemand hatte sich auch noch an den Backwaren vergriffen.“ ergänzte Takato. „Das würde ja bedeuten...“ begann der rothaarige, „dass es einer auf unsere Digimon abgesehen hätte. Aber wer weiß denn schon von der Existenz unserer Partner außer uns?“ er dachte eher laut vor sich hin, als eine Frage in den Raum gestellt zu haben. Bekam aber dennoch eine Antwort. „Da steckt sicher Ken dahinter, wir waren des Letzt in der Digiwelt, Karis Gatomon wurde der heilige Ring wieder abgenommen. Der ist der einzige der von uns Tamern weiß.“ erwähnte er. Er wollte schon fortfahren mit seinen wilden Theorien, als ihm ein Mädchen mit lila Haaren ins Wort fiel. „Ken ist nicht mehr der Digimon Kaiser und er hat auch keine Saat der Finsternis mehr, ich glaub einfach nicht, dass er dahinter stecken sollte. Davis halt dich mit deinen Beschuldigungen zurück.“ „Aber-“ Davis wollte sich schon wehren, aber Kari stimmte wieder mal Yolei zu. „Yolei hat recht Davis, wir haben immer noch keine Beweise. Und Gatomon hatte nicht Ken gesehen, sondern vier Tamer mit dunklen Digimon.“ „Was? Dunkle Digimon?!“ schrieen einige im Chor. „Soll das heißen, es gibt noch mehr Tamer?“ entgegnete der kleinste im Bunde. „Ja und anscheinend sind die zur Abwechslung einmal nicht auf unserer Seite wie es scheint.“ beantwortete einer der jüngeren seine Frage. Sie alle waren fassungslos. „Wir müssen aufpassen Leute, wir wissen noch nicht ob die in der Digiwelt auch die waren, die Terriermon und Guilmon entführt haben. Aber eins steht fest, wir wissen nicht ob noch mehr Digimon entführt werden.“ begann wieder der struppige. „Genau Tai. Am besten wir haben erst mal immer unsere D-Power griffbereit, wenn die anderen Tamer auftauchen müssten sie auf dem Screen zu sehen sein.“ „Gute Idee Matt.“ Sie alle nickten einstimmig. „Dann hätten wir das ja geklärt. Wir finden die Übeltäter und die Digimon schon. Für heute ist das Treffen erst mal beendet denke ich.“ Beendete Izzy die Diskussion. Interessante Geschichte, dachte sich Youbi, als die Tamer sich in alle Richtungen verstreuten. Nur Rika blieb kurz stehen. „Renamon? Du hast zugehört, sei bloß vorsichtig.“ sagte sie und ihr Blick wanderte einen nahe gelegenen Baum hoch. Youbi versuchte das Digimon zu erspähen, doch konnte außer Blättern und Ästen nichts sehen. Aber gut zu wissen, Renamon gehörte anscheinend zu Rika. Damit konnten die anderen Chaostamer hoffentlich etwas anfangen, dachte sie sich. Zwei der Gruppe gingen geradewegs in die Richtung, in der Youbi stand. Sie wollte sich schon aus dem Staub machen, aber sie übersah in ihrer Hektik, dass hinter ihr sich schon ein anderer Junge aus der Gruppe gelöst hatte. In diesen musste die tollpatschige Youbi natürlich direkt hinein laufen, wie sollte es auch anders sein. „Oh Verzeihung.“ brachte der blonde Junge heraus und fing gerade noch Youbis Rucksack auf. „Ähm nein, tut mir Leid.“ stammelte sie, nur erpicht darauf, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Sie lächelte ihn kurz an und nahm ihm dankend den Rucksack ab, bevor sie so schnell sie konnte von dannen zog. Mika fuhr mit dem Bus und mit der Bahn zur Arbeit. In dem Stadtteil Shinjuku stieg sie aus der Stadtbahn aus und schlenderte durch die moderne Bahnanlage. Ihr Weg führte über eine überfüllte Einkaufsstraße. Stur ging sie geradeaus und wurde andauernd angerempelt, aber das war sie schon gewohnt. Nicht nur tausende verschiedene Gesichter, sondern auch die bunten Werbeschilder an den Hauswänden grenzten fast an Reizüberflutung. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Mika in die Seitenstraße einbog. Hier war es viel leerer. Sie ging bis zu einem kleinen Häuschen in der riesigen Seitenstraße. An der Tür war ein Schild: „Raumausstattung Akito“. Mika seufzte kurz und trat dann ein. Ein junger Mann, etwa dreißig Jahre alt, lässig gekleidet stand hinter der Empfangstheke. Er schien sichtlich überrascht. „Mika, was machst du denn schon hier?“ Sie zuckte mit den Schultern und antwortete ironisch. „Arbeiten!?“ Der Mann grinste. „Du hast doch heute erst zwei Stunden später Schicht wegen deiner Überstunden. „Ach verdammt Akito. Das hab ich total vergessen.“ „Ist nicht schlimm. Du siehst auch irgendwie müde aus. Was ist los?“ Mika schleuderte ihre Tasche Richtung Schreibtisch. „Hab wenig geschlafen. Ich hab jetzt zwei neue Bewohner in der WG, aber es kommt mir so vor als seien es sechs.“ Akito zog eine Augenbraue hoch. „Wie kommt es?“ fragte er neugierig. Das mochte Mika an ihrem Chef. Er kümmerte sich wenigstens noch um seine Angestellten. Es war eine sehr lockere Beziehung zwischen ihr und Akito. Seine Einstellung war, das nur durch eine freundschaftliche Beziehung die Kreativität anregt und fördert. Akito mit seinen grünen Augen, den kurzen wuscheligen schwarzen Haaren war durch seine Art fast überall beliebt. Mika überlegte kurz. „Das war eher spontan. Zwei meiner Freundinnen hatten Stress zuhause, deswegen habe ich sie erst mal bei mir aufgenommen.“ „Und das klappt? So viel Platz habt ihr doch nicht, oder?“ „Naja.“ Mika zuckte erneut mit den Schultern. „Ist zwar eng, aber passt schon. Keru und ich teilen uns ein Zimmer und die anderen beiden auch.“ „Da habt ihr wahrscheinlich noch eine Menge zu tun.“ sagte er und sortierte ein paar lose Dokumente. „Ja, das stimmt schon.“ seufzte Mika. Akito holte seinen Kalender aus der Schublade und überflog ihn kurz. „Hm. Kannst die zwei Stunden früher nach Hause gehen, die du nun früher bist. Wir haben heute nur zwei Termine.“ „Danke Akito.“ „Na dann mach dich jetzt mal an den Schreibkram ran. Husch, husch!“ Er schob sie in Richtung Schreibtisch. Mika setzte sich an den Rechner und begann zu arbeiten. Auch Keru war mittlerweile in der Schule angekommen. Als er über den Schulhof trottete, mit den Gedanken ganz wo anders, schlich in den nebenstehenden Bäumen eine weiße Katze herum. Eigentlich suchte diese Katze, besser bekannt als Gatomon, den Klassenraum von ihrer Tamerin Kari, um nach dem Rechten zu sehen. Aber statt das zu finden, was sie suchte, erspähte sie durch das Blätterdach den schwarz gekleideten Keru. Sofort kamen ihr die Erinnerungen von ihrem Trip in die Digiwelt wieder in den Sinn, indem ihr Heiliger Ring von ihm und drei anderen Tamern abgenommen wurde. Vor lauter Entsetzen verfehlte sie den Ast, auf den die eigentlich springen wollte und fiel beinahe vom Baum, doch sie konnte sich in letzter Sekunde noch an einen tieferen Ast abfangen. Keru merkte von alldem nichts und setzte seinen Weg weiter fort. Als Gatomon nun erneut Richtung Gebäude schaute, fand sie endlich das Fenster, indem Kari gerade dem Unterricht lauschte. Das Fenster stand offen und die Katze beeilte sich so schnell wie sie konnte dort hin zu kommen, um ihre Tamerin zu warnen. Als Gatomon den Klassenraum erreichte, spähte sie vorsichtig durch die Fensterfront, um zu schauen wo Karis Platz war. Ein Glück, dachte Gatomon, als sie sah, dass Kari genau neben dem offenen Fenster saß. So schnell sie konnte schlich sie zum Fenster und sprang hindurch. Niemand bemerkte sie. Niemand, außer Kari. „Gatomon, was machst du hier? Was ist denn passiert?“, fragte sie. „Ich habe gerade einen von diesen bösen Tamern gesehen.“, antwortete Gatomon. Karis Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wo hast du ihn gesehen?“, wollte sie wissen. „Unten, auf dem Schulhof. Vor nicht mal fünf Minuten.“, sagte Gatomon. Kari überlegte was sie jetzt machen sollte. Davis wollte sie es nicht sagen, da dieser dann meinte, er müsse sich als „Held“ aufspielen, nur damit Kari ihn beachtete. Andererseits würde er es sowieso in der Pause erfahren. Allerdings war eine Schulhofschlägerei weniger auffällig, als wenn Davis jetzt alle Klassen abging um diesen Tamer zu finden. Dann überlegte sie, ob sie es T.K. sagen sollte. Kari sah zu ihm rüber. Nein. Er saß zu nahe bei Davis. Er würde es also mitkriegen, wenn sie mit T.K. sprach. Also beschloss sie die Sache mit dem neuen Tamer bis zur Pause für sich zu behalten. „Waaaas? Einer von diesen Tamern ist bei uns auf der Schule?“ Das war genau die Reaktion die Kari von Davis erwartet hatte, als sie ihm und den anderen Tamern berichtete, was Gatomon ihr erzählt hatte. Sie war sich sicher, dass er gleich los stürmen und ihn suchen würde, um ihn fertig zu machen. „Wo ist der Kerl? Wenn ich den finde mach ich ihn Fertig!“, zeterte Davis und stürmte blindlings drauf los. Wusst' ich's doch, dachte Kari. Sie war erstaunt darüber wie gut sie Davis doch kannte. „Vielleicht sollten wir ihm folgen bevor er, wieder mal, was dummes anstellt.“, bemerkte Henry. „Besser ist das.“, stellte T.K. fest. Er wollte gerade los laufen, als er noch mal inne hielt, sich umdrehte und fragte: „Weiß er eigentlich wie dieser Junge aussieht?“ „Nicht wirklich.“, antwortete Kari grinsend. Im gemächlichem Tempo folgten Kari, T.K. und Henry, dem vor Wut schnaubendem Davis, während Gatomon wieder in den Baumwipfeln verschwand. Es dauerte nicht lange, bis die drei Tamer ihn gefunden hatten. Er stand so ziemlich in der Mitte des Schulhofs und schaute sich verwirrt um. Anscheinend hatte er endlich erkannt, dass es keinen Sinn mit jemandem eine Schlägerei anzufangen, von dem man noch nicht mal wusste wie er aussah. „Na, stimmt was nicht?“ Stellte Kari sich feixend neben Davis. Dieser sagte nichts, sondern sah nur verlegen zu Boden. „Vielleicht solltest du beim nächsten mal mit deinen Zornes-Ausbrüchen solange warten, bis du weißt wie der Kerl aussieht.“, riet ihm Henry. „Ja ja. Ihr habt ja recht.“, entgegnete Davis. „Kommt,“, begann T.K., „lasst uns irgendwo hingehen wo Gatomon uns diesen Tamer in Ruhe beschreiben kann.“ Unter der Führung von T.K., sehr zum Missfallen von Davis, bewegte sich die Gruppe wieder auf den Mini „Wald“, am Rande des Schulhofes zu. Sie bemerkten natürlich nicht, dass sie direkt an Keru vorbei gingen, der Mutterseelen allein auf einer Bank saß und mit geschlossenen Augen Musik hörte. Als sie die Bäume erreicht hatten, erschien Gatomon vor ihnen auf einem Ast. „Und? Hast du dich wieder im Griff?“, fragte Gatomon Davis. Dieser murmelte etwas unverständliches, was Gatomon allerdings als „Ja“ wertete. „Also, wie sieht dieser Tamer denn jetzt aus?“, fragte Kari. „Er sitzt da drüben.“, antwortete das Digimon und zeigte auf den, in Schwarz gekleideten Jungen auf der Bank, an dem sie gerade vorbei gegangen waren. „Darf ich jetzt ausrasten?“, fragte Davis erwartungsvoll. „Ja, darfs...“ Noch bevor T.K. zu ende sprechen konnte stürmte Davis auf den armen Keru zu, der keine Ahnung hatte was ihn erwartete. Davis baute sich vor Keru auf, sagte jedoch nichts. Keru bemerkte schließlich das jemand vor ihm stand. Er öffnete die Augen und nahm seine Kopfhörer raus. „Ist was?“, fragte er. Plötzlich packte Davis Keru am Kragen und zog ihn hoch. „Wo ist er?“, brüllte Davis ihn an. Keru löste sich aus dessen griff und fragte: „Wo ist wer?“ „Na der Heilige Ring, was den sonst?“, entgegnete Davis. „Ich weiß nichts von einem „Heiligem Ring““, antwortete Keru, drehte sich um und wollte gehen, doch Davis packte ihn bei den Schultern, drehte ihn um und Schlug zu. Der Schlag traf Keru so überraschend, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Sofort sprang er wieder auf, wich einem weiterem Schlag von Davis aus und schlug diesen gegen die Nieren. Dieser keuchte, fing sich jedoch wieder und stürzte sich nun, im wahrsten Sinne des Wortes, auf Keru. Schon die ersten Schläge hatten mehr Publikum angelockt, als Kari und die anderen. Mittlerweile war es eine ganze Meute, die um sie herum stand und rief: „Schlagt euch! Schlagt euch!“. Man konnte nicht wirklich erkennen wer bei dieser Rauferei die Oberhand hatte. Am wahrscheinlichsten hatte Davis die Oberhand, da er eindeutig Kräftiger war als Keru. Doch dieser schaffte es immer wieder sich dessen Griffen zu entwinden, sodass Davis keinen wirklichen Schaden anrichten konnte. Kari konnte das nicht länger mit ansehen. Ob dieser Junge nun wirklich Böse war, oder nicht, interessierte sie nicht. Keiner hatte es verdient dafür verdroschen zu werden. Abgesehen davon konnte sie sich nicht vorstellen, dass Keru zu so etwas fähig war. Immerhin war er schon genauso lang auf dieser Schule wie sie selbst und er war noch nie auffällig geworden. Kari sah sich um und überlegte dabei, wie sie diesen Streit beenden konnte. Dann sah sie einen kleinen Jungen, der etwas weiter weg stand und mit einer Trillerpfeife herumspielte. Genau das was ich jetzt brauche, dachte sie. Sie rannte zu dem Jungen hin, schnappte sich die Pfeife, dachte in der Eile natürlich nicht daran um Erlaubnis zu fragen und rannte wieder zurück zur Meute. Die Proteste des Jungen bekam sie schon gar nicht mehr mit. Kari stellte sich so nah wie möglich zu Davis und Keru. „Ihr solltet euch am besten die Ohren zu halten.“, warnte sie T.K. und Henry. Die beiden taten wie ihnen geheißen. Dann blies Kari so stark sie konnte, in die Trillerpfeife. Jetzt hielten sich auch alle anderen erschrocken die Ohren zu. Auch Keru und Davis ließen voneinander ab und versuchten vergebens ihr Gehör zu schützen, doch Kari stand viel zu nahe bei ihnen, sodass alle Mühe vergebens war. So schnell wie sich die Meute zusammen gefunden hatte, löste sie sich auch wieder auf. Und das nicht nur weil sie einen Tinitus befürchteten. Denn auf einmal griff eine Hand nach der Pfeife und zog sie von Kari weg. Vor ihnen stand Frau Mikado. „Ist das die Pfeife?“, fragte sie einen kleinen Jungen, der hinter ihr stand. Kari erkannte ihn sofort. Es war der Junge, dem die Trillerpfeife abgenommen hatte. „Ja, vielen dank.“, antwortete er, nahm die Pfeife und verschwand. Dann wandte sich die Lehrerin wieder an Kari: „ Miss Yagami, Folgen sie mir. Und sie beide auch.“, fügte sie an Davis und Keru gewandt hinzu. T.K. wollte etwas zu Karis Verteidigung sagen, doch ihr Blick brachte ihn zum schweigen. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen auch noch in Schwierigkeiten geriet. Außerdem wusste sie, dass sie was falsch gemacht hatte und deshalb würde sie ihre Strafe, was auch immer es war, ohne murren annehmen. Da Chitu nur geschlagene 4 Stunden Unterricht hatte, war sie die erste an diesem Tag, die den Weg nach Hause gefunden hatte. Zurück fuhr sie mit dem Bus, ihr war auf einmal nicht mehr nach langen Spaziergängen. Oben angekommen, wurde sie erst einmal stürmisch von den Digimon begrüßt. Und selbst Blackguilmon schien heute einen guten Tag zu haben, denn selbst er begrüßte sie, wenn auch nicht mit ansatzweise so viel Elan wie die anderen. Chitu wollte guten Willen zeigen und nickte dem Dino zur Begrüßung einmal freundlich zu, bevor er gelangweilt von Dannen zog. „Wann kommt Mika eigentlich wieder?“ wollte Blackgaomon wissen. „Und Youbi?“ mischte sich Blackagumon ein. Chitu tätschelte ihrem Partner den Kopf, während sie überlegte. „Hm.. wahrscheinlich kommen die so gegen fünf oder sechs? Dann wann normalerweise Feierabend ist. Dauert also noch ein wenig.“ die beiden Digimon sahen sich an und man merkte, dass auch sie ohne ihre Tamer nicht recht wussten, was mit sich anzufangen. „Wie wäre es mit einer Runde verstecken?“ fragte Dorumon. Er gab sich alle Mühe die Digimon bei Laune zu halten. „Klar.“ stimmte Blackagumon zu. Blackgaomon schien ebenso begeistert von der Idee wie Blackguilmon, der seinen Kopf wieder durch die Tür in den Flur steckte. „Dann habt ihr ja jetzt eine Beschäftigung.“ stellte Chitu fest, warf ihren Ranzen in ihr Zimmer und setzte sich im Wohnzimmer vor die Konsole. Sie beobachtete die Digimon immer mal wieder. Irgendwann fiel ihr allerdings etwas merkwürdiges auf. Denn die Digimon hatten kein Problem damit, sich gegenseitig zu finden. Mit einer Ausnahme. Dorumon fanden sie nie. „Sag mal Blackgaomon?“ fragte sie. „Könnt ihr Dorumon nicht riechen? Warum findet ihr ihn nie?“ das Digimon tapste herbei und sah sie ratlos an. „Wir wissen es auch nicht, weder Geruch noch Daten können wir ausfindig machen, anders wie bei uns. Deswegen macht es aber auch am meisten Spaß ihn zu suchen, ist nicht so langweilig.“ antwortete er. Chitu ging das nicht aus dem Kopf. Bei ihrem ersten Besuch in der Digiwelt hatte ein Junge etwas davon gesagt, Dorumon sei ein besonderes Digimon. Aber was war es bloß? „Irgendwas... mit einem X Antikörper..“ murmelte sie vor sich hin und ging zum Rechner, die Konsole immer noch auf Pause stehend. „Hast du was gesagt?“ sagte Blackgaomon und sah Chitu verwirrt an. „Ach nein nein, nicht wirklich. Könntest du mal bitte Dorumon holen?“ „Natürlich.“ er tapste kurz nach Draußen und rief Chitus Partner zu ihr. „Was ist denn los?“ fragte es. „Weiß ich noch nicht. Kann sein, dass du etwas hast, was uns ein Mal von großem Nutzen sein könnte.“ sie grinste. Aus Dorumons Schnittstelle am Kopf ließ sich ganz einfach ein kleiner Micro-Chip entnehmen, den Chitu sogleich an den PC anschloss und unter die Lupe nahm. „So, kannst weiter spielen.“ sagte sie beiläufig und widmete sich vollends dem Chip. Die Daten, die sie nach Stundenlangem Rumtüfteln entnehmen konnte, waren wirklich X- Antibody Protodaten. Sie hatten zwar nicht die ursprüngliche Wirkung, um X-Viren abzuwehren, aber sie reichten durchaus um ihre Digimon damit für andere praktisch unsichtbar zu machen. Denn die Protodaten sorgten dafür, dass es fremden Digimon unmöglich gemacht wurde, sie durch Geruch oder Daten ausfindig zu machen. Das würde bedeuten, dass ihre Partner in der Lage waren, umher zu schleichen, ohne gleich von anderen entdeckt zu werden. Durchaus praktisch, wie sie fand. Sie entschloss die Daten auf dem PC zu speichern und den Fund später den anderen mitzuteilen. Für die restliche Zeit wollte sie die Wohnung noch mal ein wenig auf Vordermann bringen dachte sie sich und fing direkt mit Spülen in der Küche an, während sich die Digimon noch immer mit Verstecken beschäftigten. Der Fußmarsch kam Keru vor wie eine Ewigkeit, ehe er vor der Haustür stand. Nachdem er die Haustür aufgeschlossen hatte, lief er schnurstracks durch den Flur auf sein Zimmer zu, ohne Chitu groß zu beachten, die in der Küchentür stand, die Hand zum Gruße hob und „Hallo Ke...“ Dazu kam sie nicht wirklich, er war schon vorbeigelaufen und hatte die Tür zugeknallt. Blackguilmon trat aus einer Ecke des Zimmers. „Was hast du denn gemacht?“ fragte er verwundert und deutete auf Kerus ramponiert Gesicht. Er schüttelte den Kopf. „Ist nichts.“ Auf Blackguilmons ungläubige Miene fügte er ein „Wirklich.“ hinzu. „Hast du Lust mal ne Runde mit zu zocken?“ fragte er und nickte zur PS3 rüber. Blackguilmon schien nicht ganz zu verstehen. „Wie geht das?“ Als Erklärung drückte Keru ihm den Controller in die Hand. „Das wirst du ganz schnell verstehen.“ Er grinste fies und schaltete die Konsole ein. Chitu sah immer noch auf die Tür, in die Keru so schnell verschwunden war. „Dann halt nicht.“ Was für ein Idiot, dachte sie sich und ging ihrer Tätigkeit in der Küche weiter nach. Keru würde sie so schnell eh nicht aus dem Zimmer huschen sehen, was ihnen ohnehin eine Menge Ärger ersparen würde. Dann wartete sie halt weiterhin darauf, dass die anderen ebenfalls nach Hause kommen. Jemand, mit dem sie reden konnte, ohne gleich von einem zwei Meter Dino angeknurrt zu werden. „Ach, man kann auch echt dumme extravagante Wünsche haben.“ fluchte Mika und warf die letzte Aktenmappe quer über ihren Arbeitsplatz auf den abgearbeiteten Stapel. „Wer kommt auf so ne scheiß Idee?“ „Reg dich ab Mika, der Kunde ist König. Das weißt du doch langsam.“ sagte Akito belehrend. „Na, dann ist er aber ein schlechter.“ Ein Grinsen huschte ihr übers Gesicht. „Nimm mich nicht mit zu dem Auftrag, sonst zeig ich ihm mal wie die Armenschicht lebt. Ich bin dann auch weg, war das Letzte für heute.“ „Ach schon zwei Uhr? Dann verging die Zeit heute wie im Fluge. Dann mal ab mit dir.“ Mika ließ sich das nicht zweimal sagen, sie packte sich ihre Tasche und schnellte hinaus, nicht bevor sie noch ein „Tschüss“ in die Runde murmelte. Neidisch glotzten ihre Kollegen ihr hinterher. Akito unterbrach sie. „Was glotzt ihr so? Hey wieder ab an die Arbeit!“ Mika entschloss sich nach der Arbeit direkt einkaufen zu gehen. Insgesamt vier Digimon und drei WG-Kollegen verschlingen schon eine beachtliche Menge. Zurück in ihrem Wohngebiet bog Mika in ein kleines Geschäft ein. Sofort begleitete Gute-Laune-Musik ihren Einkauf. Sie überlegte, was sie für die anderen mit einkaufen sollte. Für Chitu packte sie neuen Kaffee ein, für sich eine neue Teesorte, dann neuen Toast und etwas Brot. Ein paar Fertigpackungen für Mittag und Abendessen, ein bisschen Obst, sowie Aufschnitt. Als sie an der Milch vorbei schlenderte, fiel Mika ein, dass sie Youbi vielleicht besser welche mitbringen sollte. Sie griff nach einer Packung, im gleichen Moment schnellte eine andere Hand zur Milch. „Mika?“ Youbi starrte sie irritiert an. „Youbi?“ Mika war verwirrt. „Was machst du schon hier?“ „Das wollte ich dich auch gerade fragen. Ich durfte wegen meiner Kopfschmerzen früher gehen. Und wie schaut's bei dir aus?“ „Ich habe vergessen, dass ich zwei Stunden später Dienst hatte und habe mit meinem Chef abgemacht, dass ich dann halt die Stunden früher gehen kann.“ Sie linste in Youbis Korb und fing an zu lachen. Toast, Tee, Kaffee, Brot, Aufschnitt und Fertigpackungen. „Du hast Obst vergessen.“ lachte Mika und Youbi verglich die Körbe und stimmte mit ins Gelächter ein. „Egal, hast du ja. Dann ab zur Kasse.“ Gemütlich schlenderten sie durch die engen Gassen des Supermarktes. An der Kasse stand zur Überraschung der beiden kein Schwein. Irritiert schauten sich die beiden an und entschlossen zu warten. Während der Wartezeit fiel Mika ein rosa Puschelball mit Flügeln und einer Indianerfeder auf dem Haupt auf. „Nein wie süß, ein Stofftier.“ Freudestrahlend nahm sie den Puschelball in die Hand. Sie zog das Federvieh an den Flügeln auseinander. „Hey da ist sogar ein Preisschild dran.“ bemerkte Youbi. „Sechs fünfzig.“ „Mh, sollen wir es mitnehmen?“ Youbi überlegte kurz. „Irgendwie sieht es aus wie ein Digi...“ murmelte Youbi. In dem Moment stürmte ein Mädchen mit Brille und lila Haaren aus dem Lager. „Sofort weglegen!“ schrie sie durch den Laden. „Leg das Stofftier weg!“ Die letzten Meter schlitterte sie auf die beiden Einkäufer zu und blieb außer Atem vor ihnen stehen. Wutentbrannt packte sie sich Mikas Beschäftigungstherapie und zog es ihr aus der Hand. „Das ist... unverkäuflich.“ japste sie. „Aber da ist ein Preisschild dran.“ sagte Mika und zeigte auf den rosa Federball. Das Mädchen stutzte, tastete den Ball ab und fand, was sie suchte. Sie riss das Schild ab. „Das war ein Fehler. Es tut mir Leid. Es tut mir auch Leid, dass sie warten mussten. Wir haben gerade eine neue Lieferung erhalten.“ sagte sie und zeigte Richtung Lagerhalle. Mittlerweile hatte sie wieder einen freundlichen und höflichen Ton drauf. Sie nahm ihnen die Körbe ab und zog die Artikel einzeln über das Band. „Ich denke wegen der Wartezeit kann ich ihnen einen kleinen Rabatt geben.“ „Vielen Dank.“ sagten die beiden im Chor. Sie zahlten und verschwanden durch die Tür. „Das war knapp Poromon. Was machst du auch hier unten?“ sagte das Mädchen und betrachtete den rosa Federball mit Flügeln vorwurfsvoll. Der Schnabel des Digimons öffnete sich. „Es tut mir Leid Yolei, aber mir war langweilig.“ sagte es und blickte schuldbewusst zurück. „Ist ja noch mal gut gegangen.“ sagte Yolei und atmete auf. „Jetzt aber hoch mit dir, damit so was nicht noch einmal passiert.“ Als Mika und Youbi die Tür herein spazierten, liefen ihre Digimon sie vor lauter Freude fast um. „Jetzt sind alle endlich wieder da.“ sagte Blackagumon. Chitu streckte ihren Kopf aus der Küche. „Ach ihr seid auch schon wieder da.“ Sie blickte auf die Uhr im Flur. „Aber reichlich früh oder?“ Mika kratzte sich am Kopf, und lachte über ihre eigene Dummheit. „Naja ich hatte vergessen, dass ich Spätdienst hatte und durfte weil ich früher angefangen hab auch früher wieder gehen.“ Youbi fasste sich an den Kopf und fing an theatralisch ein Schauspiel zu meistern. „Ach Chef ich habe solche Kopfschmerzen. Blah blah blah.“ Sie kicherte fies. „Es hat wirklich funktioniert.“ „Cheater an die Wand.“ fiel Chitu ihr ins Wort und grinste. Danach half sie ihnen die Tüten auszuräumen und sie gesellten sich mit Milch, Kaffee und Tee in die Küche. „Wo ist eigentlich Keru?“ fragte Mika. „Der müsste doch auch schon längst da sein, oder nicht?“ Chitu zuckte nur mit den Schultern. „Vom Winde in sein Zimmer verweht. Ohne einen Mucks von sich zu geben.“ Die drei hielten für einen Augenblick das Wort. Von drüben hörte man Geballer und die Freuderufe von Keru und Blackguilmon, wenn sie was geschafft hatten. „Ach er baut sein Ego wieder auf.“ freute sich Mika. „Der hat sich schnell wieder abgeregt.“ „Vielleicht baut er sein Ego auch wieder ab, wenn er verliert.“ feixte Chitu. „Wir verlieren nicht!“ brüllte Blackguilmon aus dem Zimmer. Die Chaostamer sahen sich verwundert an. „Sagt mal,“ begann Youbi, „hat der das jetzt wirklich gehört?“ „Scheint so.“ antwortete Chitu. „Ach ja, mal so nebenbei.“ fügte sie hinzu. Die anderen sahen sie neugierig an. „Ich hab was interessantes herausgefunden, könnte vielleicht für uns von Vorteil sein.“ „Jetzt wo du es erwähnst, mir ist heute auch was passiert.“ fiel Youbi auf einmal wieder ein. „Hm scheint ja ein guter Tag für die Chaostamer gewesen zu sein. Lass ma heute Abend eine Diskussionsrunde machen, wenn Keru wieder von der Konsole weg gekommen ist.“ „Das geht schnell.“ meinte Mika und stand auf. „Ich sag ihm Mal wegen der Runde Bescheid.“ Mika öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und schloss sie direkt danach wieder. „Keru?“ Er saß zusammen mit Blackguilmon auf dem Boden recht nah an der Mattscheibe. Sie zockten Resident Evil 5. Keru zeigte keine Regung und starrte immer noch gebannt auf den Fernseher. „Keru?“ „Hm?“ Er drückte auf Pause und drehte den Kopf zu ihr. Mika trat näher an ihn heran und hockte sich zu ihm runter. „Was hast du denn gemacht?“ „Ach nichts.“ Er zuckte mit den Schultern. „Cool, dass du mit nichts Veilchen und Platzwunden meinst.“ sagte sie sarkastisch. Ihr Ton schwankte, sodass der nächste Satz mehr Autorität inne hatte. „Und nun noch mal. WAS ist passiert?“ „Es war nur eine Schlägerei.“ „Och nö.“ meinte Mika und seufzte. „Hey hey hey, ich hab nicht angefangen.“ wehrte er sich. „Dieses komische Katzenviech hat mich wieder erkannt und dann meinte einer er müsste mich schlagen.“ „Interessant. Die anderen haben auch was wichtiges zu erzählen. Eigentlich wollten wir das heute Abend besprechen, aber es nimmt überhand. Komm mit rüber.“ Sie stolzierte motiviert aus dem Zimmer. In der Zwischenzeit haben Youbi und Chitu den Tisch ein wenig her gerichtet. Neben den Getränken fand man dort nun auch Keks und Kuchen. Zu Mikas Verwunderung saßen die beiden mit den Digimon auf dem Boden und hatten scheinbar ihr Schnapp-Land-Fluss Spiel entdeckt. Immer noch motiviert sprang sie in eine Lücke der Runde und spielte begeistert mit. Keru und Blackguilmon hatten sich eh noch nicht aus ihrem Zimmer gerührt und so konnte die Wartezeit wunderbar überbrückt werden. Es dauerte nicht lange, als Keru aus heiterem Himmel ins Zimmer gesprungen kam und auf das „B“ schlug, noch ehe einer von den anderen reagieren konnte. Die Karte Natur war aufgedeckt und alles was er brüllte war „BAUM!“ Sie alle brauchten ein paar weitere Minuten um sich von ihrem Lachen zu erholen, bis sie es schafften die Karten bei Seite zu legen und sich an den Tisch zu bequemen. Voller Elan sah Mika in die Runde. „Und wer fängt an?“ fragte sie erwartungsvoll. Auch Chitu sah sich in der Runde um und ihr Blick blieb bei Keru hängen. Sie fragte sich, was er wohl angestellt hatte, um dieses nette Veilchen zu bekommen. Mika und Keru konnten ihren Gedankengang scheinbar mitverfolgen, denn sie riefen wie aus einem Mund „Wage es dich Fräulein!“. Sie zuckte einmal kurz zusammen und nahm eine Abwehrhaltung ein. Sie hatte doch nicht einmal vor laut zu fragen. „Wir wollen diskutieren und nicht streiten.“ fügte Mika hinzu, die sich selbst gerade zur Leiterin der Diskussionsrunde erklärt hatte. „Ist ja gut man ich wollte nicht mal was sagen.“ entgegnete Chitu und rutschte beleidigt ein Stück das Sofa herunter, so dass sie noch kleiner wurde, wie sie eh schon war. Zufrieden sah Mika wieder auf. Da sonst keiner beginnen wollte, entschloss Youbi einfach den Anfang zu machen. „Auf dem Weg zur Arbeit ist mir eine Tamerin begegnet und ich bin ihr gefolgt. Die Tamer haben sich irgendwo im Park um die Ecke getroffen und irgendwas besprochen. Unter anderem auch die Sache mit den entführten Digimon.“ erklärte sie. „Und was ist dabei raus gekommen?“ fragte Mika. „Naja sie wollten vorsichtiger sein. Und ich weiß jetzt wer Renamons Tamer ist.“ „Und wer?“ bohrte Keru ungeduldig nach. „Eine Tamerin namens Rika.“ vollendete sie ihren Bericht. „Rika?“ fragte Chitu entgeistert. „Sie hatte nicht zufälliger weise rote Haare, zusammengesteckt und eine graue Schuluniform so wie meine?“ Youbi sah sie stutzig an. „Woher weißt du das? Bist du ihr auch begegnet oder was?“ fragte sie nach. „Nein aber sie geht rein zufällig in meine Parallelklasse und nennt sich die Digimon-Queen.“ ihr Ton hatte keinen Sarkasmus mehr übrig, sie biss sich auf die Unterlippe und sah von jetzt auf gleich sichtlich aggressiv aus. „Immer ruhig Chitu, nicht immer alles so verbissen sehen.“ Dorumon legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie seufzte einmal und schluckte ihre Wut runter. „Du kennst sie also. Das heißt wir haben gute Chancen auch Renamon bald zu schnappen.“ stellte Mika fest und kraulte Blackgaomon den Nacken, der sich neben ihr zusammengerollt hatte. „Mhmmmm.“ stimmte dieser ein. Keru sah neidisch zu Mikas Digimon. „Sonst immer hat sie das bei mir gemacht...“ murmelte er vor sich hin. Youbi, die neben ihm saß, hatte das gehört und begann ihm spaßeshalber auch den Nacken zu kraulen. Wie schnell er doch entspannen konnte. „Sehr bald.“ erwiderte Chitu, die sich weiterhin nur auf das Gespräch konzentrierte. Blackgaomon sah auf. „Sehr bald? Hast du eine Idee?“ fragte er. „Ja. In zwei Tagen ist auf unserer Schule ein Turnier. Ratet mal wer sich neben mir noch eingeschrieben hat.“ fragte sie in die Runde mit einem hinterhältigem Grinsen. Die anderen verstanden sofort. „Und dann ist das arme Renamon ohne seinen Tamer unterwegs.“ sagte Youbi. „Völlig aufgeschmissen ohne seinen Tamer.“ freute sich Blackguilmon. Er brannte schon wieder auf einen neuen Kampf. „So schauts aus.“ beendete Mika den Plan. „Wir begleiten dich zum Turnier.“ Sie schaute rüber zu Chitu. „Nein, das werde ich nicht.“ bemerkte Keru. „Ach komm schon, auch wenn ihr zwei andauernd Stress habt. Die Missionen machen wir gefälligst zusammen.“ „So meinte ich das nicht.“ „Wie dann?“ fragte Chitu gespielt freundlich. „Ich muss nachsitzen an diesem Tag. Konsequenz wegen der Prügelei.“ Entgeistert blickte Blackguilmon ihn an. „Das kannst du mir doch nicht antun. Aber ich will doch mit, was soll ich dann den ganzen Tag machen?“ „Kannst ja mit den zwei Gefangenen spielen.“ meinte Chitu. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Oder Guilmon-Brot backen.“ schlug Mika vor. Die anderen schauten sie verwundert an. „Was denn, ich versorge die beiden im Keller doch. Ich hab einfach mal nachgefragt und Guilmon hat mir das Rezept gegeben, weil ich in der Bäckerei so nett zu ihm war.“ „Und wie soll ich das bitte machen?“ sagte er und streckte Mika seine gewaltigen Pranken entgegen. „Ich hatte ja schon Probleme mit diesen viel zu kleinen Controllern.“ „Das kann ich bestätigen.“ meinte Keru. „Das ist jetzt auch egal.“ Blackagumon meldete sich endlich mal zu Wort. „Youbi, war das alles oder gibt es noch was, was du zu erzählen hast.“ „Jetzt wo ich es recht überlege. Mika den lustigen Puschelball im Supermarkt. Ich glaube das war ein Digimon.“ „Wie nu?“ „Mir ist eingefallen, dass das Mädchen mit den lila Haaren auch bei dem Treffen war.“ meinte Youbi schuldbewusst. „Und das sagst du mir erst jetzt!“ schrie Mika sie an. „Besser als wenn sie das wie üblich vergessen hätte!“ brüllte Chitu zurück. „Und wenn wir grade schon mal dabei sind.“ meldete Keru sich zu Wort. „Ich hatte heute eine nette Begegnung mit ein paar anderen Tamern. Dieses Katzenvieh hat mich verraten.“ „Ach daher ist dein Gesicht so deformiert.“ nuschelte Chitu. „Wie war das?“, meinte Keru und starrte sie mit bösem Blick an. „Pfui ihr beiden.“ mischte Mika sich mit ein. „Das wäre wieder ein anderes Thema.“ Von Chitu kam nur ein emotionsloses „Wuff?“ während sie die Augenbraue nach oben hin verzog. Keru war das zu blöde, er verkniff sich ein Kommentar. „Also fassen wir zusammen.“ überging Mika die Bemerkung von Chitu. „Die Digimon breiten sich wie Ratten aus und wir wissen wann wir Renamon in die Finger bekommen. Und dass der Supermarkt auch Tamergebiet ist.“ „Und dass ihr auch in der Schule vorsichtig sein müsst.“ ergänzte Youbi und sah abwechselnd Keru und Chitu an. „Das ist Böse. Keine Bäckerei, kein Supermarkt. Was kommt als nächstes? Restaurant?“ murrte Mika. „Kann gut sein. Wir haben jedenfalls keine Garantie dafür, dass noch mehr von denen hier rum schwirren.“ meinte Chitu. „Du meintest du hast noch was interessantes herausgefunden?“ Mika sah sie fragend an. „Ja. Ich weiß nicht in wie fern ihr schon mitbekommen habt, dass Dorumon kein normales Digimon ist. Ich hab bemerkt, dass die normalen Digimon nicht in der Lage sind, ihn aufzuspüren. Deswegen hab ich mir eine Datenprobe genommen und ein wenig nachgeforscht. Dabei bin ich auf X-Antibody Daten gestoßen. Die sorgen dafür, dass bestimmte Phasen im Zentralbereich der Molekularstruktur deformatiert werden. Bestimmte Daten, die DNA Datenstränge, werden dadurch defragmentiert, was einen Neuspeicherungsprozess im ganzen Körper verursacht. Dadurch werden die Partien blockiert, worauf die inneren Sensoren der fremde Digimon reagieren.“ „Ah, so meinst du das.“ Mika war sichtlich erfreut darüber, dass sie dieses Kauderwelsch verstand. „Ähm und das bitte noch mal für Nicht-Computer-Kenner.“ meldete sich Youbi kleinlaut. „Dorumon ist praktisch unsichtbar für fremde Digimon, wenn sie ihn nicht sehen. Wenn eure Digimon ein paar der Daten bekämen, eure also auch.“ „Warum hast du das nicht gleich so erklärt.“ fragte Keru. „War dir wohl zu einfach?“ „Ähm... ja. Kann schon sein.“ entgegnete Chitu ein wenig unsicher. Sie hatte vergessen, dass sie nicht Izzy oder Henry vor sich hatte, mit denen sie früher stundenlang über so etwas debattiert hatte. „Das könnte wirklich praktisch sein.“ meinte Blackagumon. „Gut dann hätten wir das. Mika kommt mit mir zum Turnier und fängt Renamon. Für die X-Antibody-Daten muss ich noch was weiter experimentieren.“ Chitu schaltete die Fernseher wieder ein, den sie im Vorbei gehen einmal aus geschaltet hatte, krallte sich ihren Controller und beendete die Runde, indem sie weiter Digimon World 4 spielte. „Oh da hat wohl wer unsere neueste Errungenschaft entdeckt.“ bemerkte Mika und holte den zweiten Controller aus dem Schrank. „Was ist das? Kann ich mitspielen?“ fragte Youbi und begutachtete den Bildschirm. „Klar.“ erwiderte Mika und warf ihr einen dritten Controller zu. „Wenn ich schon einmal dabei bin. Keru, auch ne Runde Digimon World?“ Er rechnete den Vorsprung von seinem Charakter und dem von Chitu aus, lehnte dann lässig ab und verschwand wieder mit Blackguilmon in seinem Zimmer. Solange er einen Levelvorsprung hatte, war alles in Ordnung. Außerdem hat er gerade mehr Lust auf Ego-Shooter. Somit verbrachten die vier eine ganze Weile vor der Konsole, bevor sie allmählich ihre Betten aufsuchten. Kapitel 7: Alle guten Dinge sind drei ------------------------------------- Die kommenden zwei Tage vergingen wie im Fluge, ohne dass etwas interessantes passiert ist. Das wohl am Ereignis reichste an diesen Tagen war, dass sie mit ihrem Frühstück Duellmonster nach gespielt hatten. Chitu hatte immer noch Probleme, das Wesentliche des X-Antibody-Virus zu erfassen, Keru konnte sie immer noch nicht leiden, Mika verzweifelte immer noch an beiden und Youbi lachte schlicht immer noch über jeden Witz. Auch dieser Morgen sah nicht anders aus. "Ich fusioniere Kakaopulver und Milch zu KAKAO!" "Brot, in den Verteidigungsmodus!" hörte man es durch die Wohnung schallen. "Ich rüste mein Brot mit Käse aus! Jetzt kann dein Kakao sich am Brot die Zähne aus beißen!" „Ach ihr seit lahm, jetzt kommt das Übermüsli! Dem habt ihr nichts entgegen zu bringen!“ Mika grinste siegessicher zu Chitu und Youbi, die der Kontrahentin einen knirschenden Blick schenkten. „Ich aber. Ich aktiviere Vielfraß, damit ist auch das Müsli Geschichte.“ feixte Keru und nahm Mika ihr Frühstück weg, um selbst einen großen Löffel daraus zu essen. „Du Spielverderber.“ beschwerte sie sich und schnappte sich ihre Schüssel wieder. Keru hingegen schlenderte zum Kühlschrank um sich selbst ein Brot zu schmieren. Dabei behielt er die Uhr gut im Auge. „Wir müssen bald mal los.“ stellte er fest und packte sich noch für die Schule ein. „Korrigiere, du musst los.“ sagte Chitu. „Wegen dem Turnier heute wird die Schule jetzt schon beschlagnahmt, ich habe Zwangsfrei.“ Mika und Youbi sahen sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sicher?“ fragte Youbi. Sie wusste genau, wie gerne Chitu die Schule schwänzte. „Kannst ja in der Schule anrufen und nachfragen, falls jemand ans Telefon geht.“ meinte Chitu schadenfroh. „Na das trifft sich ja gut, dann kannst du sicher noch mal einkaufen gehen, während wir beschäftigten Menschen unserer täglichen, ermüdenden Arbeit nachgehen.“ stellte Mika fest und drückte ihr zwinkernd den Einkaufszettel für die kommenden Tage in die Hand. Dann machten sich die drei anderen so schnell wie möglich auf den Weg nach Draußen, bevor Chitu realisierte, was Mika ihr gerade gesagt hatte. Erst als die Tür ins Schloss gefallen war und Blackguilmon in Gelächter ausbrach, wachte Chitu aus ihren Gedanken auf und betrachtete den lachenden Dino. „Was war daran denn so witzig?“ fragte sie beleidigt. Alle anderen Digimon stellten sich neben ihren lachenden Kollegen und ahmten ihren Gesichtsausdruck nach. Er war wirklich komisch, musste sie sich eingestehen und stimmte mit ins Gelächter ein. Danach studierte sie den Einkaufszettel und begab sich zum Einkaufsmarkt, indem angeblich eine der Tamerinnen arbeiten sollte. Aber heute schien weder sie, noch dieses Digimon da zu sein. Chitu konnte jedenfalls nichts merkwürdiges bei ihrem Einkauf entdecken. Und auch der Heimweg verlief ohne Anzeichen der ach so vielen Tamer. Vielleicht würden sie sich beim Turnier versammeln, dachte sie. Beim entlangschlendern der Einkaufspassage fiel ihr ein neuer Kartenladen auf, den sie bei der Gelegenheit nicht auslassen konnte. Sie stellte ihre Einkaufstüten bei der Tür ab und schaute sich einen kurzen Moment um, bis ihr zwei neue Boosterpacks förmlich entgegen sprangen. Wenn sie die Digimon-Queen schlagen wollte, musste sie auf dem neustem Stand sein, also packte sie sich eine Hand voll Booster ein, bevor sie den Laden wieder verließ und ihre Einkäufe nach Hause schleppte. Sie hatte es eilig, ihre Packs zu öffnen, weswegen sie die Tüten nur in den Flur schmiss und sich gleich in ihr Zimmer verzog. Durch die neuen Karten brauchte sie wahrhaftig zwei Stunden, um ihr Deck neu zu ordnen. Jetzt war es wirklich um ein vielfaches stärker als vorher. Sie hatte wirklich einen Glücksgriff gelandet. Jetzt musste nur noch Mika nach Hause kommen und der Spaß konnte beginnen. „Chitu?“ rief sie durch den Flur, als sie endlich den Weg in die Wohnung gefunden hatte. „Komm doch mal bitte her.“ Ihre Worte hatten einen Unterton, der Chitu gar nicht gefiel. Zu Recht. Als sie aus der Tür trat und die Einkaufstüten erblickte, wusste sie genau was Mika wollte. Schuldbewusst schlich sie zu ihrer WG-Genossin und räumte unter ihrem mahnendem Blick so schnell es ging die Tiefkühlkost in den Froster. Erst danach sah sie Chitu zufrieden an und meinte nur: „Geht doch. Und? Bereit?“ Auf diese Worte hatte Chitu nur gewartet. „Aber klar, auf geht’s. Rika kann was erleben.“ Mit so viel Temperament erinnerte Chitu sie stark an Keru, sie musste ein wenig schmunzeln. Dann schritt Mika nach ihrer aufgeregten Freundin die Tür hinaus, in Richtung Schule. Zur selben Zeit, an einer anderen Schule, begann für Keru das Nachsitzen. Eigentlich. Es hatte bereits das zweite mal Gegongt, aber Kari saß alleine im Klassenraum. Ungeduldig ging ihre Lehrerin vor der Tafel auf und ab, während sie immer wieder zur Uhr sah. „So das reicht. Du bleibst schön hier und ich werde schauen wo dein Leidensgenosse steckt.“ Schnellen Schrittes verließ sie die Klasse und stapfte den Flur entlang. Wie weit sie sich entfernte, konnte Kari anhand ihrer Stöckelschuhe gut aus machen, die bei jedem Schritt einen enormen Krach von sich gaben. „Junger Mann, wo wollen wir denn hin?“ schrie sie quer über den Flur. Der Junge blieb blitzartig stehen und drehte sich vorsichtig um. Ihm blieb die Luft weg, als seine Nachsitzlehrerin angerauscht kam und nur wenige Zentimeter mit verschränkten Armen vor ihm stehen blieb. „Ähm na ja.. noch mal auf die Toilette?“ stotterte Keru vor sich hin. Sein Fluchtversuch war wohl somit gescheitert. „Die Toilette wäre am anderem Ende des Ganges, du wolltest dich wohl drücken. So leicht kommst du nicht davon.“ Sie packte ihn am Arm und zog ihn unsanft in den Raum wo das Nachsitzen stattfinden sollte. Kari beobachtete das Ganze neugierig von ihrem Platz aus. Als sie begriff, dass Keru sich wirklich drücken wollte, musste die schmunzeln. Keru hingegen sah verlegen aus dem Fenster. „Ihr werdet mir jetzt einen Aufsatz schreiben. Das Thema überlasse ich euch. Ihr habt anderthalb Stunden zeit. Ab jetzt.“ die Lehrerin schrieb die Zeit an die Tafel, wo beide abgeben sollten. Danach verschwand sie aus dem Zimmer, schloss es aber vorsichtshalber hinter sich ab. Keru sah ungläubig zur Tür. „Die hat uns doch nicht wirklich eingeschlossen?“ er stand auf und versuchte die Klinge runter zu drücken, aber die Tür ließ sich tatsächlich nicht aufmachen. „Die Lehrerin hat sie wirklich nicht mehr alle.“ meinte Kari. Doch Keru ignorierte sie. Er hat schließlich nicht explizit mit ihr gesprochen. Da sie keine Antwort bekam, gab sie es vorerst auf und widmete sich lieber ihrem Aufsatz. Keru hatte natürlich keine Lust auf so etwas und starrte lieber aus dem Fenster. Seine Gedanken waren nach wie vor bei Blackguilmon und den anderen. Wie es seinem Partner wohl ginge? Und ob Mika ohne seine Hilfe an Renamon ran kommen könnte? Er seufzte. „Ist was?“ Kari schaute von ihrem Heft auf und sah Keru an. Er wollte erst patzig antworten, doch als er ihren freundlichen Blick sah, hatte er schon wieder vergessen, dass er sauer war. „Nein, nichts.“ er tat so, als ob er in seinem Aufsatz schreiben wollte. Doch immer wieder wanderte sein Blick zu Kari. Es war komisch. Dieses Mädchen ging völlig normal auf ihn ein, hatte keinen Hass erfüllten Blick, oder verachtete ihn auf irgend eine andere Weise. Im Gegenteil. Sie sah ihn jedes mal völlig aufrichtig an. Aber sie wusste doch, was er ihrem Digimon angetan hatte. Sie wusste, dass er von den Bösen ist. Warum nur, warum sah sie ihn so völlig normal an? „Wenn du eine Frage hast, frag ruhig.“ Sie hatte seinen Blick bemerkt, lächelte ihn nun auch noch an. Danach wandte sie sich erneut ihrem Aufsatz zu. Keru brauchte ein paar Sekunden um sich dazu durchzuringen, tatsächlich eine Frage zu stellen. „Warum machst du das.“ „Warum mache ich was?“ fragte Kari, ihren Blick immer noch auf ihr Heft gerichtet. „Warum bist du so freundlich. Ich hätte Gatomon fast geplättet und ein Kumpel von dir wollte mir an die Gurgel springen. Und du hast nichts besseres zu tun als normal mit mir zu sprechen?“ er hatte einen leicht sarkastischen Unterton. „Ich kenne dich doch nicht, also warum sollte ich böse auf dich sein? Und Davis hat ne Schraube locker, der übertreibt immer.“ „Das macht doch überhaupt keinen Sinn.“ entgegnete Keru kopfschüttelnd. Kari sah endlich von ihrem Heft auf, aber schaute ihren Tischnachbarn immer noch nicht direkt an. Sie sah geradeaus an die Wand während sie sprach. „Es muss doch nicht immer alles Sinn ergeben, oder? In jedem Menschen gibt es etwas gutes und ich würde gerne wissen, wo sich das Licht in dir versteckt.“ Keru wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Licht finden, was für ein Schwachsinn, sie waren schließlich nicht beim Wahrsager auf dem Oktoberfest. Aber er fand ihre Worte doch irgendwie nett. Dennoch schwieg er, bis die Klasse wieder aufgeschlossen wurde und die Lehrerin wieder herein stolzierte. Immerhin musste er doch noch ein klein wenig für den Aufsatz schreiben. „Gut, ihr könnt jetzt gehen.“ sagte die Lehrerin zufrieden und verließ schon wieder die Klasse. „Übrigens, Keru. Ich finde dich ganz nett.“ sie schenkte ihm noch ein Lächeln und schlenderte danach mit ihren Sachen die Klasse hinaus. Als Keru ihr perplex nachsah, wanderte sein Blick immer weiter an ihr herab, bis er doch bei ihrem Hinterteil stehen blieb. „Geiler Arsch...“ murmelte er und fiel glatt weg über den Tisch vorn über, denn er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. Von diesem Gerumpel blieb Kari noch einen Moment stehen und sah noch einmal zur Tür herein. „Alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt. „Nein. Alles. Bestens.“ japste er und sprang mit rotem Kopf wieder auf die Beine. Danach schnappte er sich seine Schultasche und rannte den Flur entlang, an Kari vorbei. Hauptsache der Peinlichen Situation fortlaufen, Richtung Heimat. Sie waren schon ein gutes Stück gegangen als: „Chitu?“ „Mhhh.“ es schien als sei sie mit ihren Gedanken schon längst beim Turnier. „Hast du überhaupt deine Karten mitgenommen?“ Erschrocken weiteten sich ihre Augen. Hektisch tastete sie ihre Taschen ab. „Verdammt!“ Dorumon stupste sie an. „Hier sind sie. Ich hab irgendwie gewusst, dass du sie vergisst, weil du so sehr an das Turnier denkst.“ „Glück gehabt.“ Blackgaomon grinste. Erleichtert atmete Chitu auf und nahm Dorumon dankend die Karten ab. Mika schüttelte neckend den Kopf. „Nanana. Wenn der Kopf nicht angewachsen wäre.“ Chitu schlug Mika mit der Faust gegen die Schulter. „Mika das ist gemein. Du musst beachten, dass ich schon eine lange Zeit darauf warte Rika, die 'Digimon-Queen' zu schlagen.“ „Ja dann schlag auch sie und nicht mich.“ schmollte Mika und rieb sich die getroffene Stelle. „Ich hoffe das gibt keine blauen Flecken.“ „Selbst wenn.“ begann Chitu neckend. „Passt zu deinem D-Power.“ Sie setzte ein fieses Grinsen auf und ignorierte gekonnt Mikas Proteste. „Wie lang noch?“ unterbrach Dorumon Mikas Aufstand. Chitu sah ihn an. „Dauert nicht mehr lange. Da vorne ist schon die Schule.“ Sie zeigte auf ein etwas größeres Gebäude mit einem riesigen Schulhof. Die Tore der Schule waren schon in Sichtweite. Mika schaltete sich nun ebenfalls mit in das Gespräch ein. „Und am besten wäre es, wenn ihr irgendwo auf dem Schulgelände bleibt. Versteckt euch irgendwo.“ sagte sie zu den beiden Digimon. „Ich werde mich auf das Dach schmuggeln. Von da hat man bestimmt einen guten Überblick.“ meinte Blackgaomon. „Mh, ich glaube, ich werde in Chitus Nähe bleiben. Irgendwo da, wo ich sie beobachten kann.“ überlegte Dorumon. „In Ordnung.“ Chitu nickte ihrem Digimon zu. Als sie das Tor erreichten trennten sich ihre Wege. Die Digimon schlichen durch die Gebüsche über das Schulgebäude, während ihre Tamer den direkten Weg über den Schulhof nahmen. „Meine Fresse hat sich das alles hier verändert.“ staunte Mika. Chitu sah sie entgeistert an. „Du kennst die Schule?“ „Ich war die fünfte und sechste Klasse da, bin aber dann weg gezogen und wie gesagt erst mit Keru wieder hier hin gekommen.“ „Achso.“ „Ich denke mal wir müssen in die Aula, oder?“ „Jop.“ bemerkte Chitu knapp. Sie traten durch die Türe in die Aula hinein und waren überwältigt. Der Raum war dank der vielen Fenster richtig hell. Über fünfzig Tische standen aufgereiht, die Spieler wuselten hin und her. Manche versuchten verzweifelt auf den letzten Drücker ihr Kartendeck zu optimieren. Chitu erblickte Rika, die lässig an der Wand lehnte und abfällig, aber sehr interessiert ihre Gegner beobachtete und möglicherweise analysierte. „Heute mache ich sie fertig.“ murmelte Chitu und ballte ihre Fäuste. „Na dann viel Glück!“ sagte Mika und wandte sich zum gehen. „Wo willst du hin?“ Chitu packte sie am Arm. „Ich hab dir gesagt ich begleite dich zur Tür. Das war auch so gemeint. Das ist nichts für mich. Nur zusehen kann ich nicht, ich muss dabei sein. Ich habe ständigen Bewegungsdrang.“ „Und was machst du jetzt so lange?“ Interessiert blickte sie zu Mika auf. „Ich denke ich leiste Blackgaomon Gesellschaft.“ flüsterte sie. „Achja.“ Sie zog eine Karte aus ihrer Kartentasche, die sie am Gürtel trug. „Die ist für dich.“ Chitu nahm die Karte und schaute kurz drüber. Digiarmorei der Hoffnung. „Danke, die kann ich gut gebrauchen.“ Dann zog Mika von dannen. Sie wusste noch, wie sie auf das Dach der Schule gelangte, immerhin war dort ihr Lieblingsplatz gewesen. Sie hatte früher kaum Freunde gehabt und ihre Pausen deswegen lieber allein auf dem Dach verbracht und nachgedacht. Über Gott und die Welt. Was konnte es besseres geben als den Wind in den Haaren zu spüren, die Bäume rascheln zu hören und mit den Gedanken in der Ferne zu hängen. Sie schlenderte langsam die Treppen hoch und trotz, dass das Gebäude nicht so hoch war, kam es Mika wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich vor der Stahltür stand. Sie atmete kurz ein und öffnete die Tür. Sofort wehte ein reger Wind ihr durchs Haar. Blackgaomon stand an dem Maschendrahtzaun, der verhindern sollte, das irgendwer in die Tiefe stürzt. Sie stellte sich zu ihm. „Schön nicht wahr?“ Blackgaomon nickte nur kurz. Er genoss lieber die Umgebung, als ein Gespräch anzufangen. Mika setzte sich auf ein metallenes Lüftungsrohr, das aus dem Dach herausragte. Ihre Gedanken schweiften weit ab. Sehr weit. Elegant zogen sie wie Adler durch die Lüfte und kreisten um alles, was in der letzten Zeit geschehen ist. Wie schnell doch alles passiert war. Zuerst war sie, waren sie alle, nur normale Jugendliche. Ganz urplötzlich hat sich alles mit einem Schlag verändert und das nur wegen dem Digignom dem sie gefolgt ist, da sie ihn für einen Schmetterling gehalten hatte. Plötzlich sind sie alle zu Tamern geworden, hatten ihre Partner kennen gelernt und auch diesen komischen Jungen namens Ken, für den sie im Moment arbeiteten. Den heiligen Ring hatten sie recht schnell gepackt, dieses kleine Mieze-Kätzchen Gatomon hatte keine Chance gegen die Übermacht an Digimon. Auch bei dem neuen Auftrag hatten sie schon zwei drittel erledigt. „Mh.“ seufzte Mika leise vor sich hin und dachte an Renamon. Es sollte eigentlich nicht schwer sein es zu finden. Immerhin waren sie schon ein gutes Stück weiter und wussten zu wem er gehört. Seine Tamerin saß irgendwo unten in dem Gewusel der Schüler und wartete darauf von Chitu fertig gemacht zu werden. Blackgaomon fing an zu knurren und lief zu ihr. „Blackgaomon, was hast du denn?“ Mika stand auf und schaute umher. „Ich spüre etwas.“ presste er zwischen den Lefzen hervor. Etwas weiter oben, auf einem Stahlpfeiler des Zauns, erschien plötzlich ein Digimon. Es hatte die Gestalt eines Fuchses, stand jedoch aufrecht. Es hatte gelbes Fell, an manchen Stellen lila Symbole, und einen buschigen Schweif. „Warum so angespannt?“ fragte es und sprang geschickt vom Pfeiler auf den Boden. „Gestatten? Renamon ist mein Name.“ Mika schaute das Digimon intensiv an. Sie ließ ihr D-Power stecken, eine weitere Datenüberprüfung wäre unnötig gewesen. „Blackgaomon ruhig.“ befahl Mika und tätschelte ihm den Kopf, sodass er sich sofort ein wenig entspannte. Jedoch war er immer noch wachsam. „Was macht ihr hier oben?“ fragte das Renamon und blickte abwechselnd Mika und ihren Partner an. Das Turnier war mittlerweile im vollem Gang und Chitu kam besser durch die Runden, als sie es sich erhofft hatte. Es war die Ruhe vor dem Sturm, nach der Pause würde das finale Duell zwischen ihr und Rika stattfinden. Sie behielt die Digimon-Queen im Auge, so dass die nicht einfach verschwindet und Mika bei ihrer Mission behindern könnte. Außerdem erhoffte sie sich so mehr von den Tamern ausfindig zu machen, die Youbi erwähnte. Denn laut ihrer Logik müssten sie mit Rika in Kontakt stehen. Zu ihrer Enttäuschung stand Rika in ihrer freien Zeit nur an einer Säule gelehnt und lauschte der Musik aus ihren Kopfhörern. „Hey, du.“ jemand piekste Chitu an die Schulter. Als sie sich umdrehte, war sie sichtlich überrascht, als sie einen grinsenden Jungen vor ihr stehen hatte. Dessen rote Haare sahen noch genauso aus, als wie vor ein paar Monaten, wo sie ihn zu Letzt gesehen hatte. „Izzy!“ rief sie begeistert. „Ah, dann bist du es also wirklich. Da hört man Monate lang nichts von dir und auf einmal stehst du im Finale der Digimon-Queen gegenüber. Gratulation.“ er zwinkerte. „Als ob das so ein Wunder wäre.“ sie klang schon beinahe beleidigt und verschränkte die Arme. „Du weißt doch wie das gemeint ist.“ Beschwichtigte er. „Immer noch, klein aber oho.“ Als Chitu sich versuchte größter zu machen als sie war, konnte es Izzy nicht sein lassen, ihr die Haare zu verwuscheln. Dahin war der Stolz, jetzt war sie erst einmal damit beschäftigt ihre Frisur erneut zu richten und ihm einen freundschaftlichen Schlag in die Seite zu versetzen. Dann durchfuhr sie ein Schrecken. Sie sah erneut zu der Säule, wo Rika die ganze Zeit über stand. Doch sie war weg. „Ohwei.“ murmelte sie. „Ist was?“ Arm reibend verfolgte er ihren Blick, konnte aber nichts ausmachen, was ihr Verhalten nachvollziehbar machen könnte. „Hast du gesehen, wo Rika hin ist?“ Chitu sah ihren alten Kumpel mit ansatzweise panischem Blick an. Als er über ihre Schulter hinweg deutete, seufzte sie beruhigt. Rika war schon an die Seite der Tribüne gegangen, wo sie in wenigen Minuten hoch gehen würde. „Da solltest du auch mal so langsam hin. Viel Glück. Und lass dich mal wieder im Computerclub blicken.“ mit diesen Worten verabschiedete er sich und mischte sich unter das untalentierte Fußvolk. Alles oder nichts, der große Moment ist endlich gekommen. Chitu schritt schnellen Schrittes die Tribüne hoch, sie wurden gerade vom Kommentator an ihre Plätze gewiesen. Rika sah ihre Herausforderin kurz an. Dann lächelte die ehemals so kaltherzige Digimon-Queen sie freundlich an. „Viel Glück, möge die bessere gewinnen.“ „Danke ich brauche kein Glück um zu gewinnen.“ antwortete Chitu verbissen und mischte ihr Deck. Rika tat es ihr gleich und ließ sich von Chitus giftigem Blick nicht irritieren. „Dann los ihr beiden!“ das Startsignal wurde gegeben, das Duell konnte beginnen. Mika starrte immer noch das Renamon an. Sie hätte nicht gedacht, dass sie es so schnell finden würden. „Was macht ihr hier?“ fragte es erneut. „Die Frage kann ich gut zurück geben.“ brummte Blackgaomon. Renamon schaute ihn an. „Ich genieße den Ausblick, während ich auf Rika wartete.“ „Rika ist deine Tamerin, oder?“ fragte Mika interessiert. Renamon nickte ihr zu. „Und du bist wohl eine der Tamer, die Guilmon und Terriermon entführt haben.“ sagte es altklug, als ihm wieder eingefallen ist, was die Tamer am Morgen besprochen haben. Rika hatte gesagt, er solle auf sich aufpassen. „Wie kommst du darauf?“ fragte Mika sarkastisch. „Warum macht ihr das?“ Renamon begann langsam auf und ab zu gehen. „Warum willst du das wissen?“ „Warum willst du es mir nicht sagen?“ konterte Renamon. „Warum interessiert dich der Dreck so?“ Renamon blieb stehen. Leise flüsterte es. „Weil ich verstehen will. Ich möchte die Menschen und ihre Beweggründe für ihr Handeln verstehen. Rika hat keine neuen Erkenntnisse mehr für mich und ich bin ja recht frei, also kann ich mir ja ruhig neue Erfahrungen woanders zulegen.“ Mika stutzte. Wollte sie das Vieh verarschen? Es konnte doch nicht wahr sein, dass sie das dritte Digimon auch so einfach fangen. Renamon war ein Fuchs und diese Tiere sind richtig schlau und hinterlistig. Konnte sie ihm trauen? „Mika?“ Blackgaomon sah sie fragend an. „Was soll ich jetzt tun?“ „Renamon?“ Mika ignorierte ihren Partner und sprach ihren „Gegner“ direkt an. „Es ist in Ordnung. Komm mit, wir trinken einen Tee.“ Mika ging in Richtung Stahltür, Renamon verschwand im Nichts und Blackgaomon folgte seiner Tamerin. „Was hast du jetzt vor? Meinst du das war die richtige Entscheidung, können wir ihm trauen?“ „Wer weiß...“ antwortete Mika und verzog den Mund zu einem geheimnisvollen Lächeln. Es sah schlecht für Chitu aus. Rika bewies wirklich, warum sie die Digimon-Queen war. Zwar kam sie selbst auch zu keinem Erfolg, aber sie vermasselte Chitu als Gegenleistung jeden Zug, der sie weiter bringen würde. Das Duell dauerte nun schon fast eine Stunde und immer noch wollte sich keiner geschlagen geben. Bis plötzlich der Kommentator genug von diesem ausgeglichenem Tauziehen hatte. „Wir werden das Ganze nun etwas verkürzen müssen. Die letzten drei Züge. Wer bis dahin die Nase vorn hat, gewinnt das Duell.“ Chitu sah skeptisch zu ihrem Deck. Sie musste nur die richtige Karte ziehen und sie hätte gewonnen. Aber die Chance stand schlecht. Auch Rika schien die drei-Züge-Regel nicht zu passen. Sie schien ganz gezielt ihr stärkstes Digimon aus dem Deck zu holen, um Chitu keine Möglichkeit für einen Sieg zu lassen. So sah sie sich Sakuyamon mit diversen Power-Ups gegenüber. Kaum eine Karte könnte da noch was reißen. Chitu war am Zug. Als sie die eben gezogene Karte anschaute, konnte man ihre Mundwinkel zucken sehen. Sie hatte scheinbar die richtige Karte gezogen. „Ich spiele Digiarmorei der Hoffnung. Dorumon kann sich so in Dorugamon entwickeln. Dazu kommt noch die dunkle DNA Karte. Und sag hallo zu Blackbaihumon.“ „Sakuyamon ist immer noch zehn Punkte stärker. Das ist Selbstmord.“ bemerkte Rika. Sie wusste ja nicht, was Chitu eigentlich vor hatte. Ihre Karte hatte einen hübschen Nebeneffekt. „Ich bin dran, letzte Runde. Ich denke ich beende das Duell.“ Rika grinste. „Ich greife mit Sakuyamon an.“ Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Als sie Chitus Blick sah, wurde ihr klar, dass sie irgendetwas übersehen hatte. „Tja das war's dann wohl wirklich. Blackbaihumon ist geschlagen. Und reißt Sakuyamon mit in den Tod.“ erklärte Chitu gleichgültig. „Wenn ich dich heute nicht besiegen kann, sollst du auch nicht gewinnen können. Dieses Duell endet unentschieden, Digimon-Queen.“ Rika nahm das Unentschieden mit Fassung und sortierte ihre Karten zurück in die Deckbox. „Du hast gut gespielt.“ wollte sie Chitu loben. Doch diese hatte für solcherlei Bemerkungen nichts über. Sie sah Rika nur von oben herab an. „Das nächste mal bist du fällig.“ Sie drehte sich um und wandte sich dem Schiedsrichter zu. „Wenn das einmal keine Überraschung ist. Noch nie konnte einer der guten Rika das Wasser reichen, das war wirklich eine beachtliche Darbietung. Du hast dir den Titel Digmon-Princess wirklich verdient.“ verkündete er, schüttelte ihr die Hand und machte ihr Platz, um die Tribüne zu verlassen. Sie achtete nicht weiter auf ihr Umfeld, sah nicht auf, wenn sie direkt angesprochen wurde und überhörte ihren Applaus. Digimon-Princess. Besser als nichts, dachte sie sich. Auch wenn es an ihrem Ego kratzte, dieses Duell nur mit einem Unentschieden beendet zu haben. Sie sah zu, dass sie sich so schnell wie möglich aus der Masse verzog, das Turnier war vorbei und Mika hatte schließlich eine Aufgabe. Mal sehen wie sie voran kam. Draußen auf dem Flur huschte Dorumon an ihr vorbei. Sie folgte stumm und achtete darauf, dass sie alleine war. „Was machst du hier drinnen? Was, wenn die dich entdeckt hätten!“ schimpfte Chitu und sah ihren Partner vorwurfsvoll an. „Mika ist mit Renamon und Blackgaomon wieder zurück, die hat es lebendig mitgenommen.“ „Lebendig? Du meinst bei Bewusstsein. Hm, Mika erstaunt mich immer wieder.“ Chitu war wirklich beeindruckt von dieser Information. Aber trotzdem, wie konnte sie es wagen allein nach Hause zu gehen? Die wird von ihrem Anwalt hören.“ „Komm wir gehen auch, ich kann meinen Titel schon jetzt nicht mehr hören.“ knirschte sie und schob Dorumon durch den Notausgang hinaus in den Hintergarten der Schule. „Titel?“ fragte Dorumon. „Digimon-Princess. Ich habe ein unentschieden heraus gehauen.“ antwortete Chitu knapp, ohne ihr Digimon anzusehen. Erfreut von dieser Nachricht, hüpfte Dorumon neben der Tamerin her, Richtung Chaos-WG. Zu Hause angekommen linste Mika in den dunklen Flur. „Keru?“ rief sie. Sie ließ einen Augenblick vergehen, dann „Youbi?“. Als wieder keiner antworte öffnete sie die Tür vollkommen und trat ein. Ihr folgten Blackgaomon und Renamon, welches sich skeptisch umschaute. „Wohl keiner da.“ meinte Blackgaomon. Mika schaute ihren Partner an und entdeckte dabei einen Zettel, der auf dem Schuhschrank lag. „Sind ein bisschen unterwegs – Luft schnappen und so. Essen steht im Kühlschrank.“ las Mika aus Youbis Handschrift. Sie zuckte mit den Schultern. „Essen kann warten, der Besuch und vor allem der Tee geht vor.“ Sie blickte Blackgaomon an. „Führst du Renamon bitte schon mal ins Wohnzimmer. Ich bereite den Tee vor.“ Er nickte kurz und begleitete Renamon hinaus. Mika jedoch verwandelte die Küche in ein Schlachtfeld aus verschiedenen Kräutern. „Wo ist es denn?“ murmelte sie vor sich hin, während sie die verschiedenen Schränke durchforstete. „Ah da ist es ja.“ In dem Schrank über der Dunstabzugshaube hatte sie gefunden, was sie suchte. „Oma's Gute Nacht Tee. Wie ich diese Mischung liebe.“ Ihr huschte ein hinterlistiges Grinsen über das Gesicht. Während sie die Kräuter in der richtigen Menge abwog und zusammen mischte, flötete der Wasserkocher fröhlich vor sich hin. „So! Jetzt nur noch 10 Minuten ziehen lassen, damit es auch richtig stark ist.“ Auf dem Teller, den sie hergerichtet hatte lagen noch ein paar Schokokekse. Vollkommen geschickt balancierte sie den Teller und 3 Tassen aus der Küche ins Wohnzimmer, schmiss den beiden wartenden Digimon ein „Bedient euch.“ zu, ehe sie die edle Teekanne holte, die sie zusammen mit dem Rezept von ihrer Oma geerbt hatte. Sie goss den beiden Digimon etwas in die Tassen, während sie einem Keks knabberten. „Na dann schieß mal los Renamon. Was möchtest du wissen?“ fragte Mika, kniete sich vor den Tisch und schaute den gelben Fuchs gespannt an. „Warum wollt ihr mich, Guilmon und Terriermon haben?“ Renamon nahm die Tasse, roch kritisch am Tee und nippte kurz daran. „Das kann ich dir nicht beantworten. Wir führen nur einen Auftrag aus.“ antwortete Mika wahrheitsgemäß. „Wessen Auftrag?“ bohrte Renamon. Blackgaomon zupfte Mika am Ärmel und schüttelte für Renamon nicht sichtbar den Kopf. Mika hatte verstanden. „Kennst du nicht.“ sagte sie schlicht. „Vielleicht kenne ich ihn schon.“ Renamon dachte kurz darüber nach, dass Davis vermutete, das Ken wieder sein Unheil trieb. Er nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Tasse. „Heißt er zufällig Ken?“ Blackgaomon verriet sie fast, indem er versuchte seinen Tee so langsam runter zu schlucken, wie nur möglich um nicht antworten zu müssen. Mika nahm auch einen großen Schluck. „Wie sieht dieser Ken denn aus?“ rettete sie die Situation. „Sportliche Figur, blaue schulterlange Haare?“ Mika überlegte kurz. „Nein, einen solchen kenne ich nicht.“ „Schade, das würde mich um einiges weiter bringen.“ seufzte es und trank den letzten Rest des Tees. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Chitu blickte in die ungewöhnliche Runde. Wutentbrannt schrie sie Mika an, die immer noch entspannt am Tisch hockte. „Was soll der Scheiß? Warum bist du ohne mich gegangen? Und kannst du mir mal erklären was das Viech da soll.“ Sie zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Renamon. Wie aufs Stichwort fiel Renamon seitlich zu Boden. „Na toll Chitu. Du hast es umgebracht.“ meinte Mika vorwurfsvoll, stand auf und stützte ihre Hände in die Seiten. „Häh?“ Chitu verstand die Welt nicht. Auch Blackgaomon kippte nun um. „Was hast du denen gegeben?“ fragte sie, als sie die Teekanne auf dem Tisch erblickte. „Omas-Gute-Nacht-Kräutertee-Mischung. Nach Rezeptur meiner Oma. Ich hab wohl vergessen zu erwähnen, dass der Tee stark ist.“ Sie verzog das Gesicht. „Das es Blackgaomon getroffen hat, tut mir Leid. Aber andernfalls wäre es dumm rüber gekommen. Ich bin halt gegen den Tee mittlerweile immun.“ Sie lächelte aufmunternd. Chitu schüttelte verständnislos den Kopf. „ Erinnere mich bitte daran, nie wieder einen Tee von dir an zu nehmen.“ „Mach ich.“ frohlockte Mika. „Jetzt müssen wir Renamon irgendwie nach unten bringen.“ „Stecken wir es in einen Karton.“ schlug Chitu vor. Das war eine perfekte Idee, sie hatten noch genug Kartons vom Umzug übrig. Chitu und Mika hievten Renamon in den etwas zu kleinen Karton und deformierten es so um, dass die Nachbarn nichts von dieser Aktion mitbekamen. Dorumon half ihnen beim tragen. Auf dem halben Weg zurück liefen die drei Youbi, Blackagumon, Keru und Blackguilmon in die Arme. „Wo kommt ihr denn her?“ fragten Chitu und Youbi wie aus einem Munde. „Waren was auf dem Spielplatz am rum lungern.“ antwortete Keru. „Haben unseren Auftrag erledigt.“ meinte Mika, die ihren Satz gleichzeitig wie Keru hervor brachte. Kurzzeitig herrschte Stille. Mit den Worten „Klären wir gleich.“ schob Mika die Meute die Treppe hinauf. Zurück in der Wohnung schilderten Mika und Chitu abwechselnd, was während des Turniers geschehen ist. „Dann sollten wir uns schleunigst auf in die Digiwelt machen.“ schlug Keru vor und wollte sich schon bewegen um seine Sachen zu holen. Mika packte ihn am Kragen. „Kommt gar nicht in die Tüte, Freundchen!“ sagte sie mahnend. „Was? Warum nicht?“ Er blickte in die Runde. Youbi meldete sich zu Wort. „Mika und ich müssen arbeiten, du und Chitu in die Schule. Lass uns bis zum Wochenende warten. Grummelnd gab Keru nach. Er hatte eingesehen, dass dies die bessere Entscheidung war. „Also.“ unterbrach Mika die Stille. „Freitag Abend geht’s dann los.“ Sie gähnte herzhaft. „und nun ab ins Bettchen mit mir.“ Sie ließ die anderen im Wohnzimmer sitzen und verkrümelte sich ins Bett. Langsam folgten ihr die anderen. Kapitel 8: “Ein harter Kampf“ ----------------------------- Freitag Nachmittag. Schon bald würden die vier und ihre Digimon wieder aufbrechen. Keru war schon ziemlich aufgeregt, er wollte am liebsten sofort aufbrechen. „Kommt nicht in die Tüte, wir warten bis es dunkel wird!“ protestierte Chitu. „Und warum nicht? Wir sind alle da und der PC steht im Wohnzimmer. Also wo ist dein Problem?“ beharrte der aufgedrehte Junge. „Im Wohnzimmer!“ schrie die Tamerin ihn an. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet und sah sie verdutzt an. Sie seufzte bloß und zeigte auf den Rechner im gemeinschaftlichem Wohnzimmer. Als sie sich dem Gerät näherten, zückte Chitu ihr D-Power und richtete es auf das Tor zur Digiwelt, was sie so eben geöffnet hatte. Doch nichts geschah. „Lass mich mal, das kann doch nicht sein.“ Mika schob Chitu bei Seite, in der festen Überzeugung, sie würde das Portal doch öffnen können. Aber wieder geschah rein gar nichts. Sie sahen sich alle verwirrt an. „Was ist das denn für ein Mist? Was hast du mit dem PC gemacht?“ fragte Keru die Fachfrau in der Runde. „Nichts, das ist es ja. Ken hat irgendwas verstellt, ich komme schon den ganzen Tag nicht rein.“ „Voll der Scheiß man.“ gab Mika nur beleidigt Kund und ließ sich auf die Couch fallen. Youbi sah das alles gelassen. Ken würde ihnen den Zugang schon nicht komplett verweigern, vielleicht war es in ein paar Stunden wieder offen. Während die Mädchen sich wieder anderen Dingen zu wandten, blieb Keru allein vor dem PC, auf dem Boden sitzen und starrte ihn an. Mit der Zeit jedoch, schweifte sein Blick immer mehr ab. Dadurch entdeckte er eine kleine Schraube die unmittelbar vor dem Rechner lag. Keru kroch näher um sich die Schraube ein wenig näher anzusehen. Er hob sie hoch und betrachtete sie ein wenig. Irgendwann wanderte sein Blick zwischen der Schraube und dem PC hin und her. Schließlich blieb sein Blick am Modem hängen. Da fehlte eindeutig eine Schraube. Keru kroch noch etwas näher und hielt die Schraube daran. Er fing an zu grinsen. Die Schraube in seiner Hand hatte genau die selbe Größe, wie die Schrauben im Modem. „Leute!“ rief er, „Kommt mal her!“ Keine zwei Sekunden später standen sie alle wieder im Wohnzimmer, vor dem Computer. „Was hast du denn jetzt schon wieder entdeckt?“ fragte Mika. „Das hier .“ antwortete Keru und hielt die Schraube hoch. „Wow. Ne Schraube. Und jetzt?“ fragte Chitu. „Dann schau jetzt mal auf das Modem und sag mir was dir auffällt.“ sagte Keru. Chitu tat wie ihr geheißen. „Meinst du die fehlende Schraube da?“ „Ringdingdingdingding. Der Kandidat hat soeben hundert Punkte gewonnen.“ „Und du meinst das ist die Lösung?“ fragte Youbi. „Warum denn nicht? Ich finde wir sollten alles ausprobieren.“ „Das könnte sogar klappen,“ überlegte Chitu, „wenn jetzt durch die fehlende Schraube, das Kabel, was dafür nötig ist um in die Digiwelt zu Reisen, locker ist.“ „Worauf warten wir dann noch? Probieren wir es aus.“ sagte Keru und begann die Schraube in die Öse zu drehen. Als er damit fertig war sagte er zu Mika: „So, jetzt probier mal ob du es öffnen kannst.“ Mika hielt daraufhin ihr D-Power vor den Bildschirm und konnte sich ein „Tor zur Digiwelt öffne dich!“ nicht verkneifen. Das lustigste daran war, es hat geklappt. Sobald sie den Mund wieder geschlossen hatte, war das Tor offen. „Na wer sagt's denn. Was würdet ihr nur ohne mich machen?“ fragte Keru und lehnte sich zufrieden zurück. „Ja, du bist 'n ganz toller.“ lobte ihn Mika. „Ok. Dann lass mal die jetzt die Digimon aus'm Keller holen und dann nichts wie ab in die Digiwelt.“ schlug Chitu vor. Daraufhin stand Keru auf. „Kein Problem, Blackguilmon und ich machen das schon.“ sagte er, ging in die Diele, nahm eines der Schlüsselbunde vom Hacken und verschwand in Richtung Keller. Die übrigen Chaostamer mussten nicht lange auf die beiden warten. Als Blackguilmon das Wohnzimmer betrat bot sich ihnen ein köstlicher Anblick. Das zappelnde Terriermon hielt er, mit dem Maul, an den langen Ohren gepackt und Guilmon und Renamon, ebenfalls zappelnd, unter den Armen. „Jetzt lasst uns nicht lange fackeln.“ drängelte Keru. Seine Ungeduld war manchmal kaum zu ertragen. „Auf in die Digiwelt!“ „Haben wir denn alles?“ fragte Youbi. „Wir haben uns und die Digimon.“ stellte Keru fest. „Ich hab was zu essen und trinken mit in der Tasche.“ fügte Mika hinzu. Chitu zuckte mit den Schultern. „Ich glaub nicht, dass wir großartig was vergessen haben.“ Keru ergriff die Initiative und richtete sein D-Power sofort auf den PC. Fröhlich wirbelten sie durch den verschiedenfarbigen Warptunnel. Diesmal landeten sie nicht aufeinander, sondern traten hintereinander aus der Bildröhre. Sie befanden sich schon wieder in der öden Wüstenlandschaft. „Was für ein Glück, dass es zur Festung hin nicht weit ist.“ stöhnte Keru und sah in der Ferne die Silhouette der Festung. „Bwön guans dweina Mainwung.“ versuchte Blackguilmon seinem Partner zuzustimmen. Mika fing an zu lachen. „Ey mit vollem Mund spricht man nicht.“ „Mwia ebual.“ sagte es trotzig. „Können wir jetzt endlich los, oder sollen wir hier Wurzeln schlagen?“ meinte Chitu. Dorumon stimmte dem zu. „Wir haben noch einen einigermaßen langen Weg. Lasst uns gehen.“ Die bunte Truppe setzte sich in Bewegung. Es dauerte gute zwanzig Minuten bis sie die Festung erreichten. Ken erwartete sie schon direkt hinter der massiven Eingangstür. Blackguilmon ließ Terriermon unsanft aus dem Maul auf den Boden fallen, sodass es mit der Nase auf dem Grund lag. Auch Renamon und Guilmon ließ er los. Sie konnten sich jedoch mit den Händen abfangen. „Auftrag erledigt.“ sagte Keru lässig. Sarkastisch fügte er hinzu „Was darf es nun sein eure Hoheit?“ Mika sah aus den Augenwinkeln, dass Chitu über diesen Spruch grinsen musste. Es gefiel ihr anscheinend, dass nicht nur sie dem Digimonkaiser misstraute. Ken ignorierte Kerus Unterton. „Eure nächste Mission wird es sein neun Heilige Bäume zu zerstören.“ „Bäume?“ fragte Chitu ungläubig und zog eine Augenbraue hoch. „Wofür soll das gut sein?“ „Wenn du mich hättest ausreden lassen, hätte ich es euch sofort erklärt Fräulein.“ entgegnete der Kaiser mit scharfem Unterton und fuhr fort. „Die heiligen Bäume wurden von Azulongmon gesät. Sie sollen nicht nur den Osten der Digiwelt schützen, sondern sorgen auch dafür, dass das Gleichgewicht der anderen Welten besteht. Wenn wir die Bäume zerstören, verschieben sich die Phrasen der Welten und beide sind ohne Portale zugänglich. Und sie würden ins totale Chaos gestürzt.“ „Nur den Osten? Was ist denn dann mit dem Rest der Welt?“ fragte Youbi zögerlich. Das Ganze machte für sie noch wenig Sinn. „Jeder Himmelsrichtung ist ein Gott in der Digiwelt zugeteilt worden, Azulongmon ist nur für seinen Osten zuständig. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob die anderen Götter ebenfalls Schutzmaßnahmen ergriffen haben.“ erklärte er ganz souverän. Die anderen nickten. „Gut, dann halt als erstes die Bäume“ bestimmte Keru. Als hätten sie sich abgesprochen, ergänze Chitu seinen Satz. „Und wenn das nicht ausreicht müssen die Götter noch mit dran glauben.“ „Raus aus meinem Kopf verdammt!“ schnauzte Keru sie an. Chitu grinste bloß. Der Kaiser musterte beide und musste ebenfalls schmunzeln. „Mir gefällt eure Einstellung, Chaostamer.“ „Ja, mir auch.“ pflichtete Chitu ihm auf überaus sarkastische Weise zu, um das Thema zu beenden. Sie wollte sich nicht länger bei diesem aufgeblasenem Kerl herumtreiben, wie sie es musste. Sie stürmte als erste aus der Festung hinaus. Die anderen folgten ihr. Mika, die als letzte den Raum verließ warf Ken noch ein gekünstelt freundliches „Bis zum nächsten Mal.“ zu. „Arrogantes Arschloch.“ murmelte Chitu, als sie außer Reichweite der Festung waren. „Der hat echt die Ruhe weg.“ fügte Mika hinzu. Blackgaomon meckerte für sie weiter. „Gibt uns andauernd Aufträge, macht sich selbst nie die Hände schmutzig.“ Youbi schmunzelte. „Aber durch den haben wir wenigstens etwas sinnvolles zu tun.“ verteidigte sie ihn. „Egal.“ schnaubte Keru. „Der Kerl ist und bleibt unsympathisch.“ Den restlichen Rückweg lästerten sie über den „Digimon-Gaylord“, wie Keru ihn nannte. Durch diese Lästerattacke auf den armen Ken schienen auch Keru und Chitu sich einmal ansatzweise gut zu verstehen. Dies beruhigte Youbi und Mika ein bisschen. Sie grinsten sich an. Plötzlich jedoch erschütterte ein großes Beben die friedliche Atmosphäre. Verwirrt schauten sich die Tamer um. „Was da bloß passiert ist?“ fragte Youbi sich. „Sieht so aus, als wäre irgendwas in der Festung passiert.“ Sie nahm Anlauf und sprang auf einen etwas höher gelegenen Stein. „Ja ist die Festung.“ „Kann uns doch egal sein.“ Keru schien dies ignorieren zu wollen. „Hoffentlich ist Gaylord abgenippelt.“ Er drehte sich um und ging weiter seines Weges. Aber er hatte Recht. Das war jetzt nicht mehr ihr Problem. Nicht mehr ihr Problem, bis sie plötzlich stampfende Schritte hörten. Mika hörte sie als erstes. Sie sah Guilmon, der wie von der Tarantel gestochen auf sie zu lief. Um den Hals trug er einen schwarzen Ring, seine Augen schienen emotionslos und weit aufgerissen. „Springt zur Seite!“ schrie Mika und riss Keru und Youbi im Sprung mit sich. Guilmon hätte fast Chitu umgenietet, doch im letzten Moment zog Dorumon sie fort. „Das war knapp.“ sagte Chitu und blickte Guilmon hinterher. „Das Viech bring ich um!“ schrie Keru. „Der hätte uns beinahe überrannt!“ Er stürmte los und war nicht mehr zu halten. Die anderen joggten ihm und Blackguilmon, die sich nach einem Kampf sehnten, hinterher. Die Chaostamer verfolgten Guilmon nun schon eine ganze Weile. Die Sonne hatte ihren Höhepunkt überschritten und die Landschaft war mit der Zeit immer karger geworden. Inzwischen liefen sie durch tiefe Schluchten, die dem Grand Canyon glichen. Der schwarze Ring um Guilmons Hals verlieh ihm eine enorme Geschwindigkeit und Ausdauer. Als sie um eine Ecke gebogen waren, blieben die Chaostamer und ihre Partner stehen. Sie befanden sich an einem Eingang zu einer Art Steinbruch, aus dem schon so viele Steine abgetragen worden waren, dass ein riesiges Tal entstanden war. In dessen Mitte stand das entflohene Guilmon. „LOS, BLACKGUILMON! ATTACKE!“ rief Keru seinem Partner zu. Dies ließ Blackguilmon sich natürlich nicht zweimal sagen und feuerte einen schwarzen Pyro-Ball auf seinen Gegner. Dieser konterte sogleich mit seinem eigenen Pyro-Ball. Die beiden Kugeln trafen sich auf der Hälfte des Weges, sodass sie beide ohne Wirkung blieben. „Verdammt. Durch den schwarzen Ring ist es genauso stark, wie unsere Digimon.“ stellte Chitu fest. „Ach was. Da wäre ich jetzt aber nicht drauf gekommen.“ erwiderte Keru sarkastisch. Noch bevor Chitu darauf antworten konnte, mischte Mika sich ein. „Leute, nicht streiten! Da ist das Problem.“ sagte sie und zeigte auf Guilmon. Dieses begann plötzlich zu leuchten. „Es digitiert!“ riefen die Tamer, wie aus einem Mund. Das war schlecht. Keines ihrer Digimon konnte digitieren. Gegen ein Championdigimon wie Growlmon hatten sie keine Chance. Doch etwas war merkwürdig. Es nahm weder die Größe von Growlmon an, noch seine Form. Als das Licht verschwand, erblickten die Tamer eine Art Greymon. Es war jedoch größer und muskulöser, als die Greymon, die sie kannten. Keru holte sein D-Power aus der Tasche und richtete es auf ihren neuen Gegner. „Geogreymon. Level Champion. Dinosaurierdigimon. Typus Serum. Attacke Megafeuer.“ las er vor, sobald er die Daten empfangen hatte. „Was ist das denn für eine Attacke?“ fragte Youbi. Geogreymon antwortete sogleich mit einer Demonstration. Der Angriff war jedoch nicht auf die Gruppe gerichtet, sondern auf den „Torbogen“ unter dem sie standen. Als die Energiekugel den Torbogen traf, stürzten riesige Gesteinsbrocken auf die Chaostamer hinab. Instinktiv duckten sich Menschen, wie Digimon, hielten sich schützend die Hände über den Kopf und schlossen die Augen, in der Hoffnung die Steine würden sie nicht treffen. Sie hörten, wie die neben ihnen einschlugen, doch es passierte nichts weiter. War das der Tod? Spürte man etwa gar nicht, wenn man stirbt? Langsam öffnete Keru als erster die Augen. Das war komisch. Der Boden sah plötzlich dunkler aus, als vor diesen Schrecksekunden. Keru suchte nach der Schattenquelle und musste auch nicht lange suchen. Auch wenn er manchmal den Tunnelblick hatte, das konnte man jetzt einfach nicht übersehen. Über die Gruppe gebeugt, stand ein gewaltiger schwarzer Dinosaurier. „Keru, geht es dir gut?“ grummelte das Digimon. „Ja.“ antwortete er zögerlich. „Was ist mit den anderen?“ „Alles in Ordnung.“ sagte Mika. „Youbi und ich sind auch ok.“ sagte Chitu. „Uns geht’s auch gut.“ rief Blackagumon, der bei den anderen Digimon stand. „Blackguilmon, bist du es wirklich?“ fragte Keru unglaubwürdig. „Ich bin jetzt Blackgrowlmon.“ Mit diesen Worten wandte er sich seinem Gegner zu. Er stand auf, brüllte und feuerte einen Strahl aus schwarzem Licht auf Geogreymon. Dieser wich dem Angriff aus und stürmte auf Blackgrowlmon zu. Blackgrowlmon brüllte erneut, ehe er ebenfalls losstürmte. Mit einem lautem Knall prallten die beiden Digimon mit den zusammen, wobei Blackgrowlmon nur knapp Geogreymons Horn entging. Die beiden Digimon versuchten mit ihren Klauen zuzuschlagen, doch wurden diese von dem jeweils anderen festgehalten, sodass die beiden nicht mehr voneinander los kamen. Es sah fast nach Tauziehen aus. Mit aller Kraft versuchten sie den anderen vor sich her zu schieben. Dann machte Blackgrowlmon einen Schritt zurück, sodass Geogreymon der Länge nach hinschlug. Sofort richtete er sich wieder auf, stieß Blackgrowlmon sein Horn in die Brust und schob ihn gegen eine der Felswände. Der Aufprall gleich einem Erdbeben und mehrere kleine vorstehende Steinvorsprünge stürzten in die Tiefe auf das Kampffeld. Auf die Attacke antwortete Blackgrowlmon mit einem kraftvollen Biss in den Nacken seines Gegners. Geogreymon brüllte vor Schmerz und zog sich zurück. Gerade als er sich wieder gefangen hatte, wurde er erneut von Blackgrowlmon attackiert. Kerus Partner rammte Geogreymon mit voller Kraft, sodass dieser gegen die gegenüberliegende Felswand flog. Sofort setzte Blackgrowlmon nach und grub nun seine eigenen Hörner in Geogreymons Brustkorb. Dieser brüllte erneut. Dann entdeckte er die Tamer, die immer noch im Trümmerhaufen des ehemaligen Torbogens standen. Er öffnete sein Maul und wollte gerade mit Megafeuer angreifen, als Blackgrowlmon seine Hörner aus Geogreymon herauszog und ihm mit dem Kopf einen Kinnhaken verpasste. Dadurch wurde die Attacke abgelenkt und flog in den Himmel. Nun öffnete Blackgrowlmon sein Maul und griff mit Finsternisstrahl an. Die Attacke zertrümmerte Knochenhelm Geogreymons, während die enorme Kraft des Strahls in weiter in die Felswand drückte. Unter dem zerstörten Helm trat blutiges Fleisch hervor. Erschrocken von diesem Anblick wich Blackgrowlmon zurück. Im selben Augenblick griff sein Gegner mit Megafeuer an und traf. Jetzt wussten die Tamer, warum es Megafeuer hieß. Als der Energiestrahl Blackgrowlmon traf, explodierte er und das Digimon wurde nach hinten geschleudert. Regungslos blieb es am Boden liegen. „BLACKGROWLMON!“ schrie Keru. Noch bevor einer der anderen ihn aufhalten konnte, rannte er los, um nach seinem Partner zu sehen. In dem Wissen, dass es wahrscheinlich der größte Fehler ihres Lebens sein könnte, folgten ihm die übrigen Chaostamer. Keru kniete sich neben Blackgrowlmons gewaltigen Kopf. Er war der Verzweiflung nahe. Währenddessen kam Geogreymon immer näher. Der Boden bebte bei jedem seiner Schritte. „Komm schon Blackgrowlmon, steh auf.“ jammerte Keru. „Ich wusste doch, dass dein Vieh nichts kann.“ feixte Chitu. Als Keru nicht darauf reagierte, öffnete sie den Mund, um eine weitere provozierende Bemerkung von sich zu geben. Schloss ihn jedoch wieder, als sie einen warnenden Blick von Mika kassiert hatte. In der Zwischenzeit hatten sich die anderen Digimon Geogreymon in den Weg gestellt und versuchten ihn aufzuhalten. Es blieb bei dem Versuch. Geogreymon wirbelte herum und fegte die drei Digimon beiseite. Mika, Chitu und Youbi wollten los rennen, um nach ihren Partnern zu sehen, doch Geogreymon schuf mit einer Megafeuer einen tiefen, breiten Krater zwischen ihnen. Die Kraft der Explosion ließ die Chaostamer erschüttern, sodass sie das Gleichgewicht verloren und in Gefahr rieten in den Krater zu stürzen. Sie konnten sich nur retten, in dem sie sich zu Boden fallen ließen, da sie zu viel fahrt aufgenommen hatten um normal anzuhalten. Erschrocken standen sie wieder auf. Chitu wollte schon Keru anbrüllen, von wegen er solle gefälligst dafür sorgen, dass sein Digimon wieder aufwachte. Doch als sie zu ihm rüber sah, stand er schon längst wieder. In seiner rechten Hand hielt er eine Digimonspielkarte und in der linken sein D-Power. In seinem Gesicht zeichnete sich blanker Hass ab. Dann zog er die Karte durch den Slot. Kurz darauf öffnete Blackgrowlmon die Augen. Brüllend erhob sich das Digimon und griff direkt mit Finsternisstrahl an. Durch Kerus Power Option Karte war Blackgrowlmon nicht nur aufgewacht, auch sein Angriff war um sein Angriff um einiges stärker als vorher. Geogreymon erkannte dies und griff mit Megafeuer an. Die beiden Energiestrahlen trafen sich in der Mitte und verschmolzen miteinander. Ein gleißendes Licht ging von ihnen aus, das die Chaostamer blendete. Dieses Licht ging von einer Energiekugel aus, die sich dort gebildet hatte, wo die Angriffe aufeinander getroffen waren. Als Keru und die anderen dies erkannten, suchten sie das weite. Nur die beiden Championdigimon blieben wo sie waren. Keiner von ihnen wollte eine Niederlage einstecken. Schließlich wurden beide von der Kugel verschluckt. Als das Licht verschwand, waren Blackgrowlmon und Geogreymon verschwunden. Dort wo sie eben noch gestanden hatten lagen nun ein schwarzes und ein rotes knubbeliges etwas. Als die Chaostamer näher traten, konnten sie erkennen das es sich dabei um zwei Digimon handelte. Abgesehen von der Farbe waren sie vollkommen identisch. Sie wussten sofort das es sich bei den beiden um die Ausbildungslevel von Blackguilmon und Guilmon handelte. Beide Digimon waren ohne Bewusstsein. Vorsichtig hob Keru seinen Partner hoch und nahm ihn in den Arm. Das andere Digimon wurde von Mika aufgehoben und in die Schultertasche gestopft. „Das war eine starke Leistung, Blackgigimon.“ murmelte Keru seinem Partner zu, auch wenn dieser das Lob wahrscheinlich gar nicht mitbekam. „Los, lasst uns den Zwerg zurück bringen.“ meinte Mika und nickte zu ihrer Tasche. „Ja, bitte. Damit ich ihm mal eine Lehre erteilen kann. Der nennt sich Digimonkaiser und kann nicht mal auf ein Rookielevel aufpassen.“ Chitu würde diesen Taugenichts am liebsten in Stücke reißen, so in Rage war sie. Aber Youbi hielt sie zurück. „Hast ja recht, aber heb dir deine Wut noch auf Chitu.“ Von ihren Worten ließ sich die Furie mäßigen zu lassen. Chitu war zwar immer noch nicht friedlich, aber zumindest war sie so ruhig, dass die anderen sie nicht zurück halten müssten. Sie beeilten sich wieder zur Festung zu kommen, noch bevor Guilmons Ausbildungslevel wieder zu Gesinnung kam. Dort angekommen, brauchten sie nicht lange zu warten, Ken stand schon im Eingang der Festung und wartete. Chitu hielt bewusst einen gesunden Abstand von zehn Metern bei, um nicht doch noch auf die Idee zu kommen, ihm an die Gurgel zu springen. Mika lief zu ihm rüber und kramte in der Tasche, um ihm den Ausbrecher in die Hände zu drücken. „Das nächste mal kannst du selbst zusehen wie du deine Spielzeuge einsammelst, wir sind zwar deine Handlanger, aber nicht deine Kindermädchen.“ warnte Keru und wandte sich zum gehen. Ken warf ihm einen abwertenden Blick zu, während die anderen dem heimlichem Anführer folgten. Nur Chitu zögerte einen Moment, denn nun hatte der Kaiser wieder sie im Visier. Er schien zu ahnen, was für ein Misstrauen sie in ihn hatte. Sein Blick beunruhigte sie zunehmend. „Pass bloß auf was du tust. Oder es wird ernste Konsequenzen tragen. Ihr seid nicht mehr frei wie der Wind.“ sprach er in sehr gedämpftem Tonfall, dass Chitu nur erahnen konnte, was er überhaupt gesagt hatte. „Mach nur weiter so, du Möchtegern King, du bestätigst mein Misstrauen immer mehr...“ erwiderte Chitu in exakt dem selben vorwurfsvollem Ton wie der Kaiser. Aus dem Schatten der Festung konnte Chitu zwei rote Augen aufblitzen sehen. Ihr lief ein kalter Schauer den Rücken runter, so eine negative Aura schien das Biest dort zu haben. Der Kaiser grinste. „Mein Schatten folgt dir und deinem zornigem Freund auf dem Fuße. Macht keine Dummheiten.“ Noch ehe die Tamerin antworten konnte, verschwand Ken in der Festung. Und mit ihm der Schatten. Was auch immer diese Drohung zu bedeuten hatte, es war nichts gutes. Vorsicht war also angebracht. Aber sie war gewiss nicht die Person, die sich von einem gleichaltrigem Vorschriften machen ließ. „Nicht frei wie der Wind? Pah, dass ich nicht lache.“ sagte sie zu sich und Dorumon. Danach folgte sie den anderen. „Ich hoffe doch du hast Ken nicht ungeschoren davon kommen gelassen, wenn du schon noch Smalltalk mit ihm hältst.“ bemerkte Keru, als Chitu und Dorumon sich wieder der Gruppe angeschlossen hatten. „Nein, ich hätte ihn sonst nicht am Leben gelassen und dann hättest du ja den ganzen Spaß verpasst.“ spaßte sie. Mika beobachtete mit Freude, dass die beiden endlich ein Thema gefunden hatten, wo sie sich einmal nicht gegenseitig an die Gurgel springen wollten, sondern gemeinsam einem dritten. Es konnte nur aufwärts gehen mit den beiden. Nach ihrem 20 minütigem Fußweg kamen sie wieder bei dem Fernseher an, wo sie her gekommen waren. „Dann mal zurück in die Reelle Welt.“ beschloss Chitu. Keru sah sie fragend an. „Reelle Welt? Hallo? Wir haben einen Auftrag.“ Sie sah ihn einen Moment an und kramte dann ihr D-Power aus der Tasche heraus. Anhand einer Holokarte machte sie ihm deutlich, dass sie sich gerade im Südwesten befänden, dementsprechend wäre der Fußmarsch in den Osten die reinste Pilgerfahrt. „Ich habe keine Lust wochenlang durch die Digiwelt zu streifen. Wir gehen zurück und benutzen dann einen näheren Fernseher.“ Unter diesen Umständen hatte Keru keinen Einwand. „Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass wir zu Hause abgesichert sind, wir werden bestimmt keine zwei Tage für die ganzen neun Bäume brauchen. Nicht wenn die sich quer übers Land verteilt haben.“ ergänzte Mika. „Mika hat recht, wir werden Tage beschäftigt sein.“ bestätigte Blackgaomon. „Außerdem brauchen wir auch noch Proviant.“ meine Blackagumon. „Dann ist ja alles klar. Tor in die reale Welt öffne dich!“ rief Mika und richtete ihr D-Power wieder einmal auf die Mattscheibe. Wieder im Wohnzimmer gelandet sorgte Keru erst einmal dafür, dass Blackgigimon wieder auf die Beine käme. Mika und Youbi sammelten alle noch vorhandenen Vorräte zusammen und Chitu packte schon mal ein paar nützliche Utensilien zusammen. Es dauerte nicht lange, bis zwei Taschen gefüllt waren. Und auch Blackgigimon kam wieder zu Bewusstsein. „Also dann Leute, aufteilen und Atteste zusammenkratzen.“ forderte Mika die anderen auf und schnappte sich den Wohnungsschlüssel. Die anderen nickten. „Warte Mika ich komm mit.“ meinte Keru und packte sich schnell sein Portmonee. „Bis dann.“ verabschiedeten sich die beiden und schlossen die Türe hinter sich. „Na toll, mein Arzt wird mir nie und nimmer ein Attest geben.“ jammerte Youbi. „Nicht verzagen, Chitu fragen.“ sie sah Youbi unheilvoll an und schlenderte zum PC. „Was hast du vor?“ fragte Youbi und folgte ihr. „Ich hab mir mal ein leeres Attest vom Arzt geklaut und eingescannt. Wir können uns die Krankmeldungen selbst drucken.“ Youbi schmunzelte. „Chitu, du bist wirklich ein Genie.“ Chitu fühlte sich sichtlich geehrt und wurde in ihrem Chefsessel um die zehn Zentimeter größer, während sie das Artest so präparierte, wie sie es brauchten und schließlich ausdruckte. „Gut. Sollen wir noch mal kurz einkaufen gehen? Ich glaube nicht dass das alles reicht.“ meine Youbi. „Können wir machen.“ stimmte Chitu zu. Also machten sie sich auf den Weg zum allseits beliebtem Supermarkt um die Ecke. Währenddessen unterhielten sie sich über diese Bäume und den Digimonkaiser in gedämpftem Tonfall. Kapitel 9: Eine schicksalhafte Begegnung ---------------------------------------- „Wie ihr habt die gefälscht? Warum hast du das nicht eher gesagt und hast mich lieber beim Arzt voll simulieren lassen?“ beschwerte sich Mika, als Youbi und Chitu mit ihren Attesten vor ihrer Nase rumwedelten. Chitu grinste. „Du warst eher aus der Tür, wie ich was hab sagen können, selbst Schuld.“ wollte sie sich raus reden. Aber sie hatte ihre Rechnung ohne Keru gemacht. „Technik Freak, weiß aber nicht das das Handy auch eine anrufen oder SMS Funktion hat. Erbärmlich.“ mischte er sich ins Gespräch ein. „Ruhe auf den billigen Plätzen!“ Mika legte einen Arm um ihre Schulter und sah sie mit einem zuckersüßem Lächeln an. „Ach Chitu... Gedisst.“ säuselte sie ihr ins Ohr, bevor sie einen Lachanfall bekam. Chitu stand nur beleidigt daneben. Youbi und der Rest hatten sich schon vor dem Tor zur Digiwelt versammelt. „Hey, Beeilung Leute!“ rief sie aus dem Wohnzimmer. Die anderen packten sich jeder einen Rucksack, oder eine Tasche, und folgten Youbi durch den PC in die Digiwelt. Nacheinander stolperten die acht Chaoten aus dem Fernseher. „Igitt, ist der Boden hier matschig.“, äußerte sich Youbi. Sie sah auf den Boden und erblickte ein recht buntes Bild. Blätter lagen verstreut umher, an einigen Stellen wuchs Moos. Lose Stöcke lagen teilweise zwischen den Blättern. Ihr Blick wanderte an einer mehrfach verzweigten Wurzel entlang, vorbei an einem gewaltigem Stamm bis hin zu der majestätischen Baumkrone. „Wo sind wir hier nur wieder gelandet? Sind wir überhaupt in der Digiwelt?“ Chitu sah sich um und hoffte einen Anhaltspunkt für die Digiwelt zu finden. Dorumon nahm ihr die Arbeit ab. „Das ist der große Wald hier in der Digiwelt, der Mori-Mori Wald. Der größte überhaupt.“ bemerkte er. „Schaut mal wie dicht hier die Bäume stehen. Das sind die höchsten die man hier finden kann.“ Es war wirklich gigantisch. Riesige Bäume standen recht nah beieinander. Nur strahlenweise schaffte es das Tageslicht durch die massigen Baumkronen. Das Licht, was es in den Wald hinein schaffte, strahlte einige Wassertropfen an, die durch die Reflektionen wie Glitzer aussahen. Chitu lachte verzweifelt. „ Ahahaha... Wo sollen wir hier Bitte den richtigen Baum finden? Hier sind viel zu viele.“ Blackgaomon wandte sich zu ihr. „Ist doch ganz einfach. Unserer ist der mit dem heiligen Ring.“ „Wie schön.“ staunte Mika mit Begeisterung und ging zu einem kleinen Busch, der hübsch glitzerte. „Mika, vergiss nicht warum wir hier sind.“ ermahnte Keru. „Mhmh?“ Sie schien recht geistesabwesend. „Ich glaub das bringt nichts.“ meinte Youbi. „Also irgendwer sollte sie da weg holen, wenn wir weiter ziehen wollen.“ sagte Blackgaomon. Blackguilmon stapfte voller Freude los und zog sie recht unbarmherzig zurück zur Gruppe. Ermahnend stellte sich Keru vor sie. „Hallo. Wir sind hier wegen den sinnfreien Bäumen da, schon vergessen? Unser Majestät wartet darauf, dass wir unsere Belohnung abholen.“ „Jaja. Ich hab's nicht vergessen.“ entgegnete Mika entnervt. „Ich bin doch nicht blöd.“ „Manchmal schon.“ murmelte Chitu und die Gruppe brach in Gelächter aus. Selbst Mika stimmte mit ein, nachdem sie Chitu vorher kurz angeschmollt hatte. Kaum war das Gelächter verflogen stand ein neues Thema an. „In welche Richtung müssen wir jetzt eigentlich?“ Youbi drehte sich orientierungslos hin und her. „Das ist doch völlig klar, wo wir hin müssen.“ sagte Keru. Chitu holte ihr D-Power hervor. Das Display warf ein Hologramm eines Radars aus. „Siehst du Youbi. Ken ist nicht dumm, er hat uns die Koordinaten der Bäume durchgegeben.“ Mika kicherte erneut. „Anscheinend wusste Ken aber, das mindestens einer von uns dumm ist, sonst hätte er dies nicht getan.“ Der rote blinkende Punkt lag noch recht weit von ihnen weg. Sie mussten gen Osten gehen um DEN Baum zu erreichen. „Wie groß ist der Wald eigentlich?“ fragte Youbi ihren Partner. „Kann es sein, dass hier im Wald der besagte Baum ist?“ Blackagumon schüttelte den Kopf. „Nein, er ist außerhalb des Waldes. Sinnfrei, aber gut. Wer kommt schon auf die Idee einen total wichtigen Baum im Wald zu tarnen?.“ „Und warum haben die uns dann hier im Wald raus geschmissen?“, grummelte Keru. Blackgaomon antwortete altklug. „Gibt wohl keinen näheren Fernseher. Das ist schon der mit dem kürzesten Weg.“ „Trotzdem ist es doof.“ bemerkte Blackguilmon und wandte sich zu seinem Tamer. „Zu viel laufen macht keinen Spaß.“ Keru nickte voller Elan. „Leute wollen wir hier campieren oder was?“ Chitu atmete einmal tief ein. Sie wollte das ganze hier so schnell wie möglich hinter sich haben. Verdutzt starrten die anderen sie an, bevor Youbi sich als erstes in Richtung Baum bewegte. Keru und sein Blackguilmon überholten sie recht zügig, Keru wollte seinen Posten als heimlicher Anführer nicht verlieren. Youbi blieb mit ihrem Anhängsel direkt hinter den beiden. Chitu und Mika bildeten mit Dorumon und Blackgaomon die Schlusslichter der Gruppe. Der Wald schien wirklich riesig. Sie passierten mehrere Lichtungen, an manchen Stellen des Waldes mussten sie sich durch dichtes Gebüsch schlagen. Blackguilmon fackelte regelrecht alles im Wege weg. „Komisch.“ sagte Blackagumon. „Was ist los?“ Youbi sah ihren Partner ahnungslos an. „Sonst immer war der Wald voller Leben. Überall Digimon. Wir wandern jetzt schon über zwanzig Minuten hier durch und haben immer noch keinen getroffen. Sehr seltsam.“ „Ich weiß was du meinst.“ Dorumon trat zu ihm. „Ich hab ein komisches Gefühl.“ Er blickte die anderen Digimon fragend an. Sie schienen zu verstehen und nickten reihum. „Also hab ich dieses Gefühl nicht allein. Wir sollten vorsichtig sein.“ Es dauerte nicht lange, da standen die acht erneut vor einer Lichtung. Keru betrat diese als erstes. Blackguilmon trottete hinterher. Als Mika die Lichtung mit dem Rest betrat sah sie einen großen Schatten hinter den Bäumen etwas weiter rechts von ihnen lauern. Dieser Schatten hatte glühende Augen und schemenhaft konnte man erkennen, dass er zum Sprung ansetzte. Er hatte es auf Keru abgesehen. „Keru, Vorsicht! Bück dich!“, schrie sie ihm zu, in dem Moment als der Schatten aus seinem Versteck sprang. Keru drehte sich zu ihr. „Das ist echt der falsche Augenblick für Zweideutigke...“ Im rechten Moment sah er das riesige Digimon in der Luft und konnte sich noch rechtzeitig ducken. Mika ließ Blackgaomon im Sturzflug auf den erschienen Gegner fliegen. Das Digimon schien jedoch recht unbeeindruckt. Keru rappelte sich mittlerweile wieder auf. „Drecksvieh!“, rief er dem Geschöpf zu, das ihn attackiert hatte. Während das unbekannte, von Keru als „Drecksvieh“ beschimpfte, wolfsähnliche Digimon in Richtung Bäume zurück trottete, richtete Keru sein D-Power auf es aus. „Garurumon. Level Champion.“ Garurumon knurrte und drehte sich wieder zu den Tamern um. Plötzlich trat ein Junge hinter einem Baum hervor und tätschelte das aufgetauchte Garurumon. Er hatte blondes, mittellanges Haar und eisblaue Augen. Er trug ein schwarzes Shirt und eine kurze schwarze Hose. „Matt? Matt Ishida?“, fragte Mika verwundert. „Was du kennst den Typ?“, schrie Chitu sie an. „Kommen wir hier mal durch ohne irgendwelche besonderen Ereignisse?“ „Nunja...“ sagte Mika leise. „Ich weiß wer er ist.“, meinte Youbi begeistert. „Er macht super Musik. Er ist Gitarrist und Leadsänger der Band „Teenage Wolves“. „Nebenbei kann er auch super Mundharmonika spielen und war vom Kindergarten bis Ende der Grundschule mein bester Freund.“ Mika schaute die anderen drei verdatterten Tamer schuldbewusst an. „Aber das ist nebensächlich. Wir müssen erst mal was unternehmen, bevor er uns platt macht.“ „Ey was willst du hier? Was möchtest du von uns?“ schrie Keru den gutaussehenden Jungen an. „Das sollte man euch mal fragen. Warum wollt ihr die heiligen Bäume zerstören?“ gab dieser zurück. „Das geht dich rein gar nichts an.“ zischte Chitu. „Wer seid ihr überhaupt? Wie kommt ihr auf die Idee so einen Schrott zu machen?“ „Wir sind die Chaostamer.“ belehrte Youbi ihn. „Wir machen es, weil wir es können.“ „So jetzt hat jeder von euch was gesagt, bis auf eine.“ Er betrachtete Mika lange und schien sich selbst einer Sache unsicher zu sein. „Hast du auch noch etwas zu sagen?“ Mika verfiel in ein Schweigen. Sie brauchte ein paar Momente um sich zu sammeln. „Anscheinend nicht.“ Er blickte auf seinen pelzigen Freund. „Los Garurumon, zeig ihnen mal wo der Hammer hängt.“ Garurumon setzte zum Sprung an und nun schickte auch Keru Blackguilmon in den Kampf. „Los mach es fertig Blackguilmon.“ feuerte Keru seinen Partner an. Keru zog sein Kartendeck aus der Tasche, griff eine bestimmte heraus und zog sie durch den Slot am D-Power. Daraufhin fing Blackguilmon an zu leuchten und digitierte zu Blackgrowlmon. Chitu und Youbi standen mit ihren Digimonpartnern hinter Keru und waren ebenfalls mit am jubeln. Blackagumon und Dorumon hielten sich vor dem Kampfgeschehen zurück. Sie wussten, dass sie gegen ein Championlevel keine Chance hatten. Mika jedoch war immer noch in ihren inneren Konflikten gefangen. Was war das für ein Konflikt der nun in ihrem Kopf herrschte. Sollte sie ihren damaligen besten Freund angreifen oder ihre Freunde verraten. Es musste doch irgendeinen Ausweg geben. Gebannt starrte sie auf die Szene. Blackgaomon zupfte ihr am Ärmel. „Mika, was ist los? Komm schon, wir müssen auch kämpfen.“ „Ich... Ich kann nicht.“ stotterte sie. „Warum?“, fragte er. Währenddessen versuchte Blackgrowlmon Garurumon mit seinem Finsternisstrahl zu rösten, dieses wich jedoch geschickt aus und warf ein gewaltiges Feuer auf den Riesendino. Mika stiegen Tränen in die Augen. „Matt ist doch immer noch einer meiner Freunde, ich will nicht zwischen den Stühlen stehen.“ Blackgaomon überlegte kurz. „Dann kämpfe gegen beide.“ Mika schaute ihren Partner verwundert an. Im Hintergrund kämpften Blackgrowlmon und Garurumon immer noch einen ausgeglichenen Kampf. Blackgrowlmon war in der Stärke zwar weit überlegen, jedoch war Garurumon einen Ticken schneller. „Wie meinst du das?“ Mika biss sich auf ihre Unterlippe. „Du willst nicht gegen eine bestimmte Seite kämpfen, dann kämpfe gegen beide. Schau, dass du den Kampf in irgendeiner Weise beendest. Ich werde dir dabei helfen.“ Blackgaomon sah man die Entscheidungsfreude in den Augen an. Mika lief mit rasendem Herzen in die Mitte des Kampffeldes. Blackgrowlmon hatte gerade einen Finsternisstrahl auf das gegnerische Digimon gepfeffert und Garurumon das gewaltige Feuer gestartet. Mika lief genau in die Attacken hinein. Es schien als würde die Zeit langsamer laufen. „MIKA!“ riefen die Tamer. „Mika?“ fragte Matt. „Mika?!“ rief Blackgaomon hinter ihr. Mika achtete nicht auf das was hinter ihr geschah, aber sie wusste, dass etwas wunderbares passierte. Die anderen jedoch konnten alles genau mit verfolgen. Blackgaomon leuchtete im Lauf auf. Der kleine Partner des bescheuerten Mädels war verschwunden und anstatt dessen lief ein gewaltig großer Wolf nun hinter Mika her. Es war eine perfekte Kopie des Garurumons, nur bis auf die Tatsache, dass es schwarze Fellfarbe und dunkelbläuliche Streifen hatte. Durch die vier Pfoten war es nun viel schneller als vorher. Es holte Mika rasch ein und packte sie mit seinen Zähnen am Kragen. Gerade noch rechtzeitig sprang Blackgarurumon aus der Gefahrenzone. Es krachte gewaltig hinter Mika und ihrem Wolf. Dieser setzte seine Tamerin behutsam ab, jedoch zog er danach die Lefzen hoch und zeigte ihr die Zähne. „Bist du bescheuert, doch nicht so!“ Frech grinsend, aber dennoch schuldbewusst sah Mika ihn an. Letztlich kratzte sie sich verlegen am Kopf. „Tschuldigung, ich hab einfach nicht richtig nachgedacht.“ Sie wandte sich in die Richtung der anderen. Der Kampf schien still zu stehen. Alle Blicke, ob Mensch oder Digimon, waren auf Mika gerichtet. Mika kicherte vor sich hin, ehe sie sich kurz zu Blackgarurumon drehte und ihm ein „Aber es hat geklappt. Sie kämpfen nicht mehr.“ entgegen hauchte. „Was soll das Mika?“, rief Keru ihr beleidigt entgegen. „Ich hab doch schon fast gewonnen.“ „Lasst es sein!“ In Mikas Stimme lag ein Befehlston. „Was wird denn das wenn es fertig wird?“ fragte Chitu sarkastisch. „Ich kann es nicht leiden, wenn ich zwischen den Stühlen stehen muss. Ich möchte euch nicht verraten, aber ich möchte auch nicht meinen damaligen besten Freund angreifen.“ Sie sah nacheinander ihre Mitbewohner und zuletzt Matt an. „Aber wenn es anders nicht geht.“ Sie seufzte. „Entweder ihr lasst das Kämpfen sein, oder ihr beide gegen mich.“ Sie nickte zuerst Keru zu und dann Matt. „Mika? Du bist es wirklich.“ Matt ging zögerlich ein paar Schritte auf seine Kindergartenliebe zu. Danach verfiel er in einen Trott. Er war nicht einmal bei der Hälfte, da mischte sich Keru erneut ein. „Blackgrowlmon, los!“ Blackgrowlmon sendete einen Finsternisstrahl in Matt's Richtung. Blackgarurumon konterte jedoch mit einem gewaltigem Feuer. „KERU, es reicht!“ Böse funkelte sie ihn an. „Das wird Konsequenzen haben Freundchen.“ Matt hatte es endlich geschafft zu Mika durch zu kommen und umarmte sie herzlich. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal sehe.“ Matt war richtig erfreut über dieses Wiedersehen. Mika's Freude war jedoch etwas angeknackst. Leise, sehr leise sprach sie mit ihm, sodass die anderen es nicht mitbekamen. „Matt, verschwinde bitte. Ich möchte nicht gegen dich kämpfen. Aber ich will mich auch nicht gegen meine Freunde stellen.“ Matt blickte sie irritiert an. „Aber... Und warum? Ich verstehe nicht ganz.“ Er stockte. „Und was nun? Ich möchte dich nicht noch mal verlieren.“ „Was nun? Antwort: Du gehst und ich halte meine Freunde von dir fern. Ich gebe dir meine Handynummer. Meld dich demnächst mal.“ Sie bekritzelte flink ein Stück Papier, dass sie aus ihrer Tasche kramte und Matt entgegen streckte. „Und nun ab. Das wird für mich gleich schon genug Stress.“ Matt sah sie erneut intensiv an, bevor Garurumon ihn auf seinen Rücken zerrte und in den dichten Bäumen verschwand. Mika drehte sich zu ihrem Riesenfellknäuel um und tätschelte ihm sanft auf die Nase. „Haben wir gut gemacht. Und übrigens: Hübsch siehst du jetzt aus.“ Blackgarurumon legte die Ohren an während Mika ihn tätschelte, danach trottete er neben seiner Tamerin her. Kaum waren sie bei den anderen angekommen stürmte Keru nach vorne. Rot vor Zorn packte er Mika am Kragen. „Was fällt dir ein? Stellst du dich jetzt gegen uns oder was?“ Chitu musste ihm ausnahmsweise Recht geben. „Verbündest du dich jetzt mit dem Feind oder wie?“ Mika biss sich wieder auf die Unterlippe. „Mika sag doch was.“ sagte Youbi auffordernd. „Nein ich bin auf eurer Seite, aber ich werde auch nicht gegen Matt kämpfen. Dafür haben wir früher einfach zu viel durch gemacht.“ „Pf.“ machte Keru und ließ von ihr ab. Youbi meldete sich zu Wort. „Und was nun? Jetzt stehen wir hier und vielleicht sollten wir uns mal wieder an die Arbeit machen.“ Chitu nickte zustimmend. „Recht hast du. Komm Dorumon, wir gehen.“ Langsam setzte sich die Gruppe in Bewegung. Keru ging extra ein weites Stück vor Mika her. Sein Zorn war immer noch nicht verflogen. Blackguilmon stimmte ihm nur zu, wenn er sich über Mika beschwerte. „Wow Blackgaomon, du bist ja digitiert.“ ahmte Mika Chitus Stimme nach. Sie änderte ihren Tonfall auf Kerus Stimme. „Und nur wegen dir sind wir den komischen Kerl jetzt los.“ Blackgarurumon stimmte mit ein. Er machte Blackagumon nach. „Du bist ja sooooo riesig geworden und auch stark. Ich hoffe ich werde auch so.“ Mika lachte. „Was ist da hinten so komisch?“ fragte Youbi. „Ach nichts, Youbi.“ sagten die beiden Imitatoren synchron. „Mika, mal ne Frage. Woher genau kanntest du diesen Matt jetzt?“ „Er war mit mir zusammen im Kindergarten. Wir sind auch dann bis zum Ende der Grundschule in die selbe Klasse gegangen, aber dann bin ich ja zeitweise weggezogen. Irgendwie ist dann der Kontakt untergegangen.“ Sie hielt kurz inne. „Aber ich muss sagen, er ist hübsch geworden. Als Kind hatte er immer so Hamsterbäckchen, sah wirklich lächerlich aus.“ Sie schwelgte einen Moment in Erinnerungen und kicherte. „Mh, also süß ist er wirklich.“ „Ach Quatsch.“ gab Keru von vorne nach hinten. „Konzentrier dich lieber wieder auf unsere Aufgabe.“ „Ja natürlich.“ keifte Mika. Die Stimmung immer noch getrübt stapften die 4 Tamer mit ihren Partnern weiter in den Wald hinein. Kapitel 10: Gegenschlag ----------------------- Langsam ging es in der realen Welt auf Feierabend zu. Takato bediente gerade noch die letzten Kunden, die sich entschlossen hatten Brötchen zum Abend zu essen. Als ein kleines Mädchen ihre Mutter anquengelte Guilmon-Brot zu kaufen, biss Takato die Zähne zusammen. Sie wussten immer noch nicht, was diese Tamer ihren Digimon angetan haben, geschweige denn, was sie mit ihnen vor hatten. Jen, die gerade in den Laden getreten war, beobachtete wie Takato tapfer das Brot in die Tüte packte und ab kassierte. Die Frau war gerade mit ihrem Kind aus der Tür, da ging Jen um die Theke herum und legte Takato tröstend die Hand auf die Schulter. „Wir werden ihn noch finden, glaub mir.“ Takato nickte schweigend. Dann sah er sie an. „Wenn wir wenigstens wüssten, was diese Idioten vor haben. Dann könnten wir wenigstens handeln. Momentan bleibt uns ja nichts anderes üblich als Späher zu schicken. Hoffentlich finden Matt, Davis, Sora und Yolei etwas heraus.“ „Die anderen machen ihre Arbeit schon gut. Vertrau ihnen. Es dauert bestimmt nicht mehr lange.“ Takato brachte nur ein verträumtes „Mhmh.“ raus, bevor er sich wieder im Jetzt befand. „Ich muss den Laden noch schließen.“ „Ich helfe dir.“ sagte Jen. „Wenn du möchtest, können wir danach noch etwas unternehmen. Wir haben zum Beispiel ein paar neue Desserts, die wir auf die Speisekarte setzen möchten. Wir brauchten ein paar Vorkoster. Hast du Lust?“ „Warum nicht? Ist besser als Löcher in die Luft zu starren.“ sagte er, als er die Theke wischte. Dadurch, dass er Hilfe beim aufräumen hatte, konnten die Beiden die Bäckerei nach kurzer Zeit schon verlassen. „Du vermisst Guilmon schrecklich, oder?“ fragte Jen, als sie den Weg zum Restaurant entlang gingen. „Ob ich ihn vermisse? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich ihn vermisse.“ blaffte er Jen an, als er ihr erschrockenes Gesicht sah zuckte er zusammen und murmelte klein laut „Entschuldigung, das wollte ich nicht.“ Jen wartete einen Augenblick, bevor sie weiter sprach. Sie schluckte. „Oh doch, das kann ich. Erinnere dich daran, was geschehen ist.“ Takato sah sie verwirrt an. „Ich kann es am besten von allen nachvollziehen, denn mein Digimonpartner starb.“ Sie sagte es ruhig, dennoch traf es Takato. „Es tut mir Leid Jen, daran hatte ich nicht gedacht. Es ist nur... Ich bin so durcheinander. Die Unwissenheit zerfrisst mich. Jedes Mal, wenn ich alleine bin träume ich vor mich hin. Ich sehe diese schrecklichen Bilder, wie die Fremden Guilmon fesseln und knebeln, ihn schlagen gar treten und ihn zu Sachen zwingen, die er nicht machen möchte. Sie lassen ihn verhungern oder verdursten, möglicherweise soll er auch für sie arbeiten...“ Er holte Luft, doch Jen unterbrach ihn. „Genug Takato! Ich weiß, was du meinst. Aber sei beruhigt. Wir tun schon alles Mögliche um Guilmon und die anderen zu finden. Ich habe heute auch schon mit Rika telefoniert. Sie sagt, dass wir im Moment nur noch warten können. Und ich denke du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen, andernfalls stürzt du in Depressionen und so hilfst du dir und uns gar nicht mehr.“ „Du hast ja Recht, aber trotzdem... „ Er stockte. „Trotzdem würde ich mir mehr Informationen wünschen.“ Als hätte sein D-Power das gehört fing es plötzlich an zu piepsen. Auch Jen holte ihres hervor. Beide hatten die selbe Nachricht bekommen. Habe gute Neuigkeiten. Matt war eben hier, er ist den Chaostamern begegnet und konnte vorher bei einem ihrer Gespräche etwas aufschnappen. Bitte kommt in spätestens einer Stunde zum Spielplatz im Park. Dort wird alles weitere erklärt. Tai „Na also!“ sagte Takato. „Jen wir können später noch kosten. Lass uns jetzt schon zum Park gehen.“ Er nahm sie an der Hand und zog sie vom eigentlichen Weg ab, noch bevor sie widersprechen konnte. Auf dem Spielplatz war noch keiner. Die beiden setzten sich auf die Schaukeln und blieben die ganze Zeit über stumm. Takato war erneut in Gedanken vertieft und Jen beobachtete ihn voller Sorge. Um sie herum waren nur ein paar Vögel zu hören und gegebenenfalls ein rauschen des Verkehres in der Gegend. „Ey was macht ihr denn schon hier?“ Fünf Gestalten kamen auf sie zu. Trotz das Jen und Takato sie nur silhouettenhaft erkennen konnten, da sie in die Sonne schauten, wussten sie wer da kam. Eigentlich konnte man es erraten. Tai hatte man schon an seiner Stimme erkannt. Es war wohl klar, dass derjenige, der alle her gerufen hatte als erstes am Treffpunkt erscheint. An seiner rechten Seite ging ein Kerl, mit Laptop unter dem Arm. Izzy. Er verschanzt sich doch andauernd bei Tai zu Hause. Links neben Tai und gesamt in der Mitte ging ein Mädchen. Kari war direkt mit ihrem Bruder mitgekommen. Sie unterhielt sich mit seinem, der eine Mütze trug – T.K.. Und neben T.K. ging dann wohl Matt, der wichtigste an diesem Abend überhaupt, ohne ihn wäre das Treffen sinnlos. „Wir hatten eh noch genug Zeit und nichts wichtiges vor.“ rief Takato ihnen zu. Jen schmollte zu ihm rüber. Als ob vor kosten nichts sinnvolles wäre. „Wir haben aber sowieso noch genug Zeit.“ meinte Izzy. „So wie es aussieht kommen alle.“ sagte Matt. „Das ist auch gut so, ich habe auf jeden Fall was wichtiges herausgefunden.“ „Na dann raus damit.“ quengelte Takato in voller Hektik. Matt wollte gerade schon ansetzen, da fiel Tai ihm ins Wort. „Lass mal Stecken. Wir warten bis alle da sind.“ „Genau.“ meinte T.K. „Hoffentlich verspäten sie sich nicht.“ murmelte Kari. Nach und nach kamen die anderen. Als die Stunde vorbei war, waren alle da. Alle bis auf Cody. „Typisch!“ meinte Yolei und zuckte mit den Schultern. „Immer kommt er zu spät.“ krakeelte Davis. „Fangen wir ohne ihn an.“ „Hey Leute!“ Cody kam vom Park her angerannt. „Tut mir Leid, das Training hat heute was länger gedauert.“ „Dann können wir jetzt los legen.“ meinte Kazu enthusiastisch. „Also, Schnauze ihr Pappenheimer!“ rief Rika. „Tai, dann fang mal an.“ „So. Matt hat etwas herausfinden können.“ Er sah Matt an, welcher sofort anschloss. „Ich weiß jetzt, was diese Tamer vor haben. Diese Chaostamer, meine ich.“ „Das wäre?“ erkundigte sich Ryo. „Sie wollen die heiligen Bäume zerstören.“ „Was?“ schrien fast alle gleichzeitig. Nur die dritte Generation konnte nichts mit dieser Info anfangen. „Was für Bäume?“ brachte Rika hervor. Izzy übernahm die Aufgabe des Erklärens. „Damals, zu Zeiten der zweiten Generation, gab es sieben heilige Steine, die das Gleichgewicht zwischen der realen Welt und der Digiwelt halten sollten. Diese Steine wurden Teilweise von Arukenimon und Mummymon damals zerstört. Azulongmon, der Schutzherr oder Gott der östlichen Region, hat dann, um das Gleichgewicht wieder her zu stellen neun Bäume gepflanzt, die mit der realen Welt verwurzelt sind. Sie fungieren so zu sagen als die Nachfolger für diese Steine.“ „Und diese wollen sie jetzt zerstören?“ fragte Henry nachdenklich. „Was wollen sie damit bezwecken?“ Er machte eine kurze Pause. „ Und vor allem: Warum neun Bäume, wenn es nur 7 Steine gab?“ „Ich denke mal, dass sie genau dies versuchen, was Izzy grad versuchte zu erklären. Sie wollen das Gleichgewicht durcheinander bringen.“ vermutete Joey und schob dabei seine Brille zurecht. „Aber warum es plötzlich zwei Bäume mehr gibt, als es Steine gab.“ Er atmete tief ein und schloss dabei die Augen. „Ich hab keine Ahnung.“ „Es könnte gut sein, dass die versuchen das Gleichgewicht durcheinander zu bringen.“ meinte Tai. „Und was sollen wir nun machen?“ fragte Sora besorgt. „Ich kümmere mich da rum. Matt meinte zu mir, sie seien in Richtung Locomotown unterwegs. Ich werde gehen. Izzy?“ „Du willst doch nicht alleine gehen?“ fragte Kari leise und versuchte dabei ihren Bruder an der Schulter zurück zu halten. „Doch. Ihr bleibt hier. Ich möchte mir ein Bild von ihnen machen. Ist nicht gerade förderlich, wenn wir sie jetzt in Übermacht überfallen.“ Izzy hatte derweil schon seinen Laptop aufgeklappt. „Matt wird alles weitere Regeln, während ich weg bin. Außerdem war das noch nicht alles, ich kenne die Infos schon und werde deswegen jetzt mich verabschieden.“ Er hob die Hand zum Abschied, bevor er sich umdrehte und samt seines D-Powers im Laptop verschwand. Die Ruhe hielt nicht lange an. „Gibt es neue Infos, was mit unseren Digimonpartnern los ist?“ quengelte Takato? Matt schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Ich weiß nur, wie sie heißen und wer zu welchem Digimonpartner gehört. Der Kerl heißt Keru und zu ihm gehört Blackguilmon. Das Mädchen mit dem Dorumon heißt Chitu, die mit Blackagumon Youbi. Blackgaomon gehört zu Mika.“ „Mika... Der Name kommt mir bekannt vor.“ warf T.K. ein. „Auf jeden Fall wissen wir jetzt was sie vorhaben.“ fiel ihm Matt ins Wort. „Nur wissen wir immer noch nicht, was mit Terriermon und den anderen passiert ist.“ warf Henry ein. „Das weiß ich leider auch nicht.“ seufzte Matt. Es herrschte ein kurzer Moment Stille, dann klatschte er sich mit der Hand vor die Stirn. „Verdammt ich hab was wichtiges vergessen. Sie haben auch erwähnt, wer sie dazu anstachelt. Es ist Ken.“ Davis, der gerade etwas hatte trinken wollen, prustete sein Getränk teils zurück in die Flasche, teils auf Sora, bevor er in einem Hustenanfall endete. Yolei fiel von der Bank. „Ich hab es doch gewusst.“ T.K. ballte seine Fäuste. „Wie konnten wir ihm nur trauen? Schon wieder einmal fällt er uns in den Rücken.“ Yolei richtete sich wieder auf. „Matt, bist du dir sicher, dass du Ken gehört hast und nicht Ben, oder vielleicht einen anderen Namen?“ „Ich bin mir zu hundert Prozent sicher. Den Namen haben sie nicht nur einmal genannt.“ Davis war wieder zur Ruhe gekommen. „Aber er hatte sich doch so geändert. Das kann nicht sein, dass er wieder rum spinnt. Die Saat der Finsternis ist doch zerstört worden.“ „Ey, kann mir jemand mal verraten wer dieser Hammebabbel überhaupt ist? Warum das ganze Bohei um den?“ fragte Rika patzig. Cody, der sonst immer so still ist fing an zu erzählen. „Ken ist einer von unserer Generation. Zu Anfang unserer Digiwelt-Abenteuer war er unser Gegenspieler. Ken nannte sich Digimonkaiser und er war... Ja man kann es schon als größenwahnsinnig bezeichnen. Sein Ziel war es die komplette Digiwelt zu beherrschen. Er baute schwarze Türme, sodass Digimon nicht mehr digitieren konnten. Die schwarzen Ringe benutzte er, um Digimon zu kontrollieren.“ Kari schloss sich an, als Cody endete. „Jedenfalls wurde Ken damals von der Saat der Finsternis gesteuert. Deswegen war er so begierig auf Macht. Er wurde jedoch von der Saat befreit und schloss sich uns, nach einer kurzen Alleingangphase, an. Letztendlich war Ken wichtig für uns. Wegen den DNA-Digitationen.“ „DNA-Digitation? Wie funktioniert das denn?“ fragte Jen unsicher. „Zwei Digimon werden zu einem. Viel mächtiger als man sich vorstellen kann.“ beantwortete Davis Jens Frage. „Ken war mein DNA-Partner. Sein Wormmon und mein Veemon schafften es zusammen zu Paildramon zu digitieren. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er es sein soll.“ „Und dieser Ken soll jetzt plötzlich wieder irre geworden sein?“ fragte Kenta. „Anscheinend.“ meinte Kazu. „Wir wissen es immer noch nicht genau.“ sagte Kari. Izzys Laptop unterbrach das Gespräch mit einem schrillen Ton. „Perfekt.“ murmelte Izzy. „Eine Mail von Tai.“ sagte er laut in die Runde und begann die Mail vorzulesen. „Den ersten Baum habe ich in Sicherheit gebracht. Er steht nun in einem Waggon. Mir ist die Idee gekommen, das Schienennetzwerk zu nutzen, um den Baum zu beschützen. Ein Trailmon hat sich bereit erklärt uns zu helfen. Mit Hilfe von anderen Digimon haben wir es geschafft, den Baum um zu pflanzen. Das sollen die jetzt erstmal versuchen, den Baum zu kriegen. Die Schienen sind das reinste Labyrinth.“ Er hielt inne. „Das hört sich schon mal gut an.“ meinte Suzie. „Mehr können wir im Moment nicht tun.“ sagte Joey bedrückt. „Hoffentlich klappt das so.“ Kapitel 11: Zu viel Mut tut selten gut -------------------------------------- „Boah, na endlich.“ stöhnte Keru. Nach über einer Stunde Fußmarsch hatte die Gruppe es geschafft, sich durch den Wald zu kämpfen. Übersäht mit feinen Rissen und Schrammen in der Haut, die sie sich durch einige Dornenbüsche zugezogen hatten. „Wurde auch mal Zeit.“ japste Youbi und sank vor lauter Erschöpfung erst mal zu Boden. „Alles in Ordnung bei dir?“ fragte Blackagumon besorgt. Youbi nickte nur mit dem Kopf. Während sie weiterhin dabei auf den Boden starrte, fuchtelte plötzlich jemand mit einer Wasserflasche vor ihren Augen hin und her. Sie verfolgte den Arm und sah Mika lächelnd vor ihr knien. „Nimm.“ Es hörte sich zwar an, als wolle sie nur nett sein, aber Youbi erkannte in ihrer Stimme schon eine Art Befehlston. Schweigend nahm sie die Flasche entgegen und trank ein paar Schlücke, um Mika zufrieden zu stellen. Diese jedoch kümmerte sich weiterhin nicht groß um Youbi, sondern unterhielt sich mit ihrem Partner, der mittlerweile wieder zurück digitiert war, und Chitu, war genau wie Keru, immer noch schlecht auf sie zu sprechen wegen der Sache mit Matt. Das erste Mal blickte Youbi sich richtig um, der Rest der Gruppe achtete nicht wirklich darauf, wo sie gelandet waren. Um die Umgebung ein bisschen zu erkunden stand sie auf und ging ein paar Schritte. Dabei wäre sie fast hingefallen, da sie über etwas hartes gestolpert war. „Was ist das?“ fluchte sie, während sie sich ihren rechten Fuß vor Schmerz rieb. Als hätte sie nicht schon genug gesundheitliche Schäden. „Hey Leute, schaut Mal!“ rief sie den anderen zu. „Hier laufen Schienen entlang.“ Chitu trat hinter sie. „Wo die wohl hin führen?“ „Ich denke die führen nach Locomotown nahe der Küste.“ meinte Blackgaomon. Keru hatte mittlerweile sein D-Power ausgepackt und starrte auf die Koordinaten des Radars. „Auf jeden Fall müssen wir in die Richtung.“ Er zeigte an den Schienen entlang gen Osten. Plötzlich fing der Boden an zu vibrieren und ein Zisch-Geräusch näherte sich den Tamern und ihren Digimon. Youbi drehte sich um. „Auf jeden Fall müssen wir erst mal hier runter!“ schrie sie panisch und schubste die anderen von den Gleisen runter. Keine 10 Sekunden später rauschte der Zug in rasender Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Mika, Keru und Chitu sagten zur gleichen Zeit das selbe. „Ich mag Züge – myuuuu!“ Der Zug war nicht lang, aber anscheinend trotzdem sehr beladen. Drei Waggons zog die Lok hinter sich her. Der erste war ein Kohle-Waggon, der danach ein Personenwagen und zu guter Letzt ein Güterzugwaggon. „Nein, das gibt’s nicht.“ bemerkte Blackagumon. „Schaut euch den letzten Waggon mal an.“ Der Zug bretterte weiterhin gen Horizont, doch die Tamer konnten die Umrisse eines Baumes aus dem letzten Waggon ragen sehen. „Ne, oder.“ sagte Keru. „Das ist nicht deren ernst, oder?“ schmiss Mika in die Runde. „Anscheinend schon.“ meinte Chitu abwesend. „Die packen einen Baum auf einen Zug? Wie dämlich ist das denn?“ Mika klatsche sich die Hand vor die Stirn. „Vor allem, was machen Züge in der Digiwelt?“ „Das sind Trailmon.“ mischte Blackagumon sich ein. „Oder Locomon.“ ergänzte Blackgaomon. „Das ist doch jetzt völlig egal.“ schnaubte Keru. „Lasst uns das Ding einfach verfolgen und den Baum zerschmettern.“ stimmte Blackguilmon ihm zu. Langsam setzte sich die Truppe in Bewegung. Sie folgten zwar den Gleisen, jedoch gingen sie lieber neben den Schienen. Einmal fast überfahren hat für heute gereicht. Was die Gruppe verwirrte waren die vielen Weichen, die anscheinend ein großes Schienennetz bildeten. Wozu das gut war, war den Tamern noch nicht bewusst, aber sie würden es noch früh genug erfahren. Es dauerte nicht lange, da rückte ein Bahnhof in ihr Sichtfeld. „Wir kommen immer näher.“ sagte Keru vor lauter Vorfreude und beobachtete, wie der blinkende Punkt auf dem D-Power immer weiter in ihre Richtung schwebte. "Da vorne!" rief Blackguilmon. Ohne groß zu überlegen feuerte er einen schwarzen Pyro-Ball auf den Baum-Zug. Dieser wiederum wurde jedoch von einer anderen Attacke abgefangen. Auf der anderen Seite, genau neben dem Zug, stand ein Agumon. Es war kleiner als das von Youbi und seine Haut war orange. "Ihr solltet euch was schämen." rief es ihnen vorwurfsvoll zu. "Genau." ertönte eine Stimme hinter ihnen. Alle Tamer und Digimon wandten sich um. Ein Junge mit Sturmfrisur und smartem Anzug lächelte ihnen entgegen. "Lasst eure Pfoten von dem Baum, das bringt nur Unglück." Keru lachte nur. Bissig antwortete der Junge darauf "Was soll daran bitte lustig sein?" "Leute der Kerl sieht so aus, als hätte er in ne Steckdose gepackt." Die anderen packte ebenfalls das Lachfieber, sie stimmten mit ins Gelächter ein. "Haha." sagte der ausgelachte gelangweilt. "'Der 'Kerl' hat auch einen Namen. Ich heiße Tai." Bei Youbi fiel nun der Groschen. "Ich kenn den Kerl - irgendwo her." nuschelte sie vor sich hin. "Was bitte?" fragte Mika verwirrt. "Er war damals bei dem Treffen dabei. Das Treffen, wo ich herausgefunden habe zu wem Renamon gehört. Es sah glatt so aus, als ob er ne Menge zu sagen hat bei denen." murmelte sie den anderen zu. "Bingo, also haben wir hier den Drahtzieher." bemerkte Mika. "Um den kümmere ich mich!" Kerus Augen leuchteten vor lauter Kampflust. "Blackgaomon und ich, wir kümmern uns um die Verfolgung des Zuges und natürlich des Baumes." Sie hielt ihr D-Power schon bereit. Chitu war schon auf dem Weg zum Bahnhofshäuschen. "Ich kümmer mich um die Technik!" rief sie ihnen zu. "Hey warte auf mich!" Dorumon tapste ihr hinterher. "Und was machen wir jetzt?" meinte Youbi hilflos und sah ihren Partner an. "Keine Ahnung, irgendwie sind alle Aufgaben schon vergeben, nehme ich mal an." sagte Blackagumon. "Aber wir kommen noch zu unserem Zug, glaub mir." "Was für ein Wortwitz - Zug..." kicherte Youbi und verzog sich mit ihrem Partner erst mal in den Schatten des Bahnhofvorplatzes, um nicht unnötig im Weg zu stehen. "Irgendwie schon unfair. Immer kriegen die anderen was vom Spaß ab und wir nie." jammerte Youbi. Es war schon berechtigt. Bis jetzt war sie immer im Hintergrund gewesen, bei jedem Kampf hat sie nur zugeschaut - konnte sie nur zuschauen. Aber irgendwann musste doch mal die Zeit dafür sein. Leise summte sie "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" vor sich hin. Währenddessen hatten Mika und Keru ihre Partner schon digitieren lassen. Mika schwang sich auf Blackgarurumons Rücken und folgte dem Zug, der Mittlerweile auf dem Schienennetz seine Runden zog. "Deswegen also so viele Weichen. Die wollen wie die Hasen Haken schlagen." meinte Mika zu ihrem Reittier. "Meinste wir kriegens trotzdem hin?" "Was glaubst du denn? Natürlich schaffen wir das." keuchte Blackgarurumon im Lauf. Mika tätschelte ihn. "Super!" Chitu hatte sich derweil an das große Schaltpult gesetzt. Tausende unbeschriftete Knöpfe warteten hier darauf betätigt zu werden. So viele Knöpfe hatte Chitu noch nie auf einem Haufen gesehen. Unzählige verschiedene Farben und Größen waren hier vertreten. Nicht nur das, es waren auch einige Hebel vorhanden. "So ein Dreck!" fluchte sie. "Was ist los?" fragte Dorumon. "Wofür sind die Knöpfe, was muss ich hier drücken? Hilfe!" stammelte sie. "Mal schaun." Dorumon zog einen der Hebel nach unten. Von Draußen ertönte ein lauter Schrei. "Chitu ich bring dich um" Wir hatten es fast! Wie kommst du auf die Idee die Weichen umzustellen?" Chitu lehnte sich aus dem Fenster. "Dorumon war es, nicht ich! Sorry! Kommt nicht mehr vor!" Dorumon hatte sich schon wieder über das Schaltpult gebeugt. "Lass die Pfoten von dem Pult." ermahnte Chitu ihr Digimon. "Ich mach das schon." sagte sie und schmiss sich wieder auf den Lederdrehstuhl. Währenddessen standen sich Keru und Tai gegenüber. "Ganz schön Mutig von dir, dich hier blicken zu lassen. Immerhin sind wir zu viert und du bist allein." bemerkte Keru. "Ich trage nicht umsonst das Wappen des Mutes, kleiner." antwortete Tai. "Wappen?" Keru ignorierte Tais Versuch ihn mit "kleiner" zu provozieren. "Ja, Wappen. Jeder von uns trägt eins. Na ja, bis auf die neuen. Die haben keins" sagte Tai, "Wusstet ihr das etwa nicht?" "Hätte ich sonst gefragt?" fragte Keru. Langsam aber sicher ging ihm dieses Gespräch auf den Geist. Deswegen sagte er: "Na los. Lass dein Digimon digitieren, damit es wenigstens Spaß macht dich fertig zu machen." "Wie du willst." Kaum hatte Tai die Digitationskarte durch den Kartenslot gezogen, digitierte Agumon auch schon zu Greymon. Youbi beobachtete das Spektakel aus der Ferne. Mika, die immer noch versuchte mit Blackgarurumons Hilfe den Zug zu erreichen. Chitu, die immer noch nicht den Durchblick bei den Knöpfen hatte und deswegen andauernd von Mika angeschnauzt wurde. Dorumon, das immer noch versuchte an das Schaltpult ran zu kommen und Chitu zu helfen. Und zu Guter letzt die beiden Jungs, die ihre Digimon in den Kampf schickten. Es sah schon recht seltsam aus, dass Kerus Blackgrowlmon Tais Greymon um ein paar Größen überragte. Blackgrowlmon hätte die Chance seinem Gegner auf den Kopf zu spucken. "Wir sind schon irgendwie nutzlos." schmunzelte Youbi. Derweil tobte ein recht ausgeglichener Kampf zwischen den beiden Riesensauriern. Chitu schaffte es langsam, Stück für Stück, herauszufinden, welche Knöpfe sie betätigen musste, um Mika zu helfen, anstatt es ihr noch schwerer zu machen. "Schau mal." meinte Blackagumon und zupfte ihrer Tamerin am Ärmel, um sie aus ihrer geistigen Abwesenheit zurück zu holen? "Was?" fragte sie irritiert und blickte ihn mit Fragenden Blicken an. "Da." Mehr brachte er nicht raus, aber er zeigte auf Blackgrowlmon. "Es wollte Greymon in den Boden rammen, aber du siehst ja selbst was passiert ist." Greymon war Blackgrowlmons Angriff ausgewichen, weshalb es seine Pranke in den Boden rammte und nun darin feststeckte. "Unsere Chance endlich mal selbst tätig zu werden." freute sich Blackagumon und zog Youbi von ihrem Platz runter und schleifte sie hinter sich her. "Hey du!" rief Blackagumon rüber zu Tai. "Ich hab einen Namen, wie oft noch?" beschwerte Tai sich. "Wir sind jetzt deine Gegner!" meinte Blackagumon. Youbi stand etwas unsicher hinter ihm. "Ich glaube, das ist keine so gute Idee, was du da machst." zischte sie ihm zu. "Verschwindet! Wir schaffen das alleine!" rief Blackgrowlmon ihnen zu, während es immer noch dabei war seinen Arm aus dem Boden zu ziehen. "Das sieht aber anders aus." lachte Youbi. Tai lachte mit. "Und du Krümel möchtest es mit uns aufnehmen? Champion gegen Rookie, bist du dämlich, oder so?" Greymon ließ von Blackgrowlmon ab, dieser reagierte empört und begann Greymon fortwährend als Feigling zu bezeichnen und ging stattdessen auf Youbi und Blackagumon los. Es fackelte nicht lange und holte mit der gewaltigen Klaue aus. Youbi sah förmlich schon das Licht am Ende des Tunnels, aber als sie die Augen öffnete, merkte sie, dass das Licht von woanders stammte. Blackagumon war verschwunden, aber statt dessen stand dort ein großes schwarzes Digimon mit Flügeln und hielt Greymons Klaue fest. Tai kramte sein D-Power hervor, um sich Informationen über seinen Gegner zu beschaffen. "Devidramon. Level Champion. Böses Drachendigimon. Typus Virus. Attacke - Rote Kralle." las er laut vor sich hin. Mit seiner freien Hand packte Devidramon Greymon am Hals, hob es hoch und warf es gegen Blackgrowlmon. Durch die Wucht des Aufpralls löste sich auch Blackgrowlmons Kralle aus dem Boden und beide Digimon flogen in eines der umstehenden Bahnhofshäuschen. Greymon stand auf und wollte erneut auf Devidramon los gehen, wurde jedoch von Blackgrowlmon gepackt. "Teamarbeit ist angesagt." rief Keru zu Youbi rüber. "Schlag ihm die Fresse ein!" Youbi nickte. "Los Devidramon, du hast es gehört!" Das ließ Devidramon sich nicht zwei Mal sagen und griff sofort mit der roten Kralle an. Greymon steckte fleißig ein. Oftmals wurde er von Devidramon an der Brust getroffen, dennoch bewegte es sich kein Stück weiter, da Blackgrowlmon es fest im Griff hatte. "Und nun spielt Ping-Pong!" rief Keru begeistert. Ab jetzt wurde Greymon von seinen beiden Gegnern hin und her geschubst, gestoßen, sowie geschlagen. Schwindeltrauma war vorprogrammiert. Chitu war indessen Profi geworden, was die Knöpfe angeht. Sie hatte herausgefunden, wie das System funktioniert und konnte mittlerweile alle Hebel und Schalter zuordnen. "Nicht mehr lange und dann ist der Zug in der Falle." grinste sie hämisch. "Wie das?" fragte Dorumon. "Ja gleich hab ich es geschafft, das es nur noch im Kreis fahren kann. Dann braucht Mika nur an einer Stelle zu warten und bumms!" Sie stellte pantomimisch eine Explosion dar. Sie wartete einen kurzen Moment und beobachtete dabei das Trailmon. "Jetzt!" sagte sie und legte zugleich den letzten Hebel um. "Mika es fährt ab jetzt nur noch im Kreis! Bleib stehen und warte auf es!" rief sie Mika zu. "Na endlich!" hechelte Blackgarurumon. "Irgendwann musste es doch mal vorbei sein. Ich kann nicht mehr." In der Zwischenzeit war Tai auf Keru los gegangen. Sie wälzten sich auf dem Boden hin und her und prügelten auf sich ein. Tai war momentan im Vorteil, er kniete Auf Kerus Armen, sodass er sich nicht wehren konnte. Schlag um Schlag traf er ihn ins Gesicht. Als Blackgrowlmon diese Szenerie beobachtete, ließ er von Greymon ab und stürmte auf die beiden Kämpfenden zu. Tai sah wie das geöffnete Maul Blackgrowlmons auf ihn zuschoss und rollte sich zur Seite ab. Das Maul flog keine zwei Sekunden später über die beiden hinweg. Wäre Tai dort geblieben, wo er eben noch war, hätte er es von innen bestaunen können. "Bist du eigentlich bescheuert, du hättest mich beinahe gefressen!" rief Keru entzürnt, der mittlerweile unter Blackgrowlmon stand. "Tut mir Leid, das wollte ich nicht. Ich wollte dir doch nur helfen." entschuldigte es sich zerknirscht. Blackgrowlmon trat ein bis zwei Schritte zur Seite, um erneut nach Tai zu schnappen. Tai wich erneut aus, sodass Blackgrowlmon ein großes Stück Erde und Gras aus dem Boden biss, welches er sogleich wieder ausspuckte. Er war halt kein Vegetarier. Mika hatte sich in der Zeit mit ihrem Partner an den Schienen platziert. Als der Zug erneut an ihnen vorbei rauschte, schickte Blackgarurumon ein gewaltiges Feuer hinterher. Die Attacke zerschmetterte den Baum, jedoch war das nicht alles. Mika und ihr Partner konnten den Umriss eines Digimon erkennen, das in Ketten gelegt war. "Was war das?" fragte Mika. "Ich weiß nicht." knurrte Blackgarurumon. "Aber es sah nicht nett aus." Als Tai sah, das Mika es geschafft hatte, den Baum zu zerstören, rief er Greymon "Rückzug" zu. Greymon befreite sich aus Devidramons Klauen, indem er ihm ein Megafeuer zuschmiss. Danach digitierte er vor lauter Erschöpfung und vor allem um Blackgrowlmons Rammversuch auszuweichen wieder zurück in das Ausbildungslevel zurück. Dadurch verfehlte Blackgrowlmon seinen Gegner und lief ein weiteres Bahnhofshäuschen um. Tai schnappte sich Koromon und rannte so schnell er konnte aus Locomotown hinaus. "Und du willst mutig sein?" rief Keru ihm hinterher. "Läufst feige vor uns weg!" Sobald die beiden außer Sicht waren, wandte sich Keru zu Youbi um. Auch Mika und Blackgarurumon hatten es geschafft zu den anderen zurück zu trotten. "Wusa Youbi, jetzt kann Blackagumon auch digitieren, somit bist du nützlicher als Chitu." Chitu kam aus ihrem Führerhäuschen. "Ach halt die Fresse!" warf sie ihm bissig entgegen. Die Anspannung steigerte sich wieder. Mika hatte das dumme Gefühl, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Bombe hoch geht. Schnell versuchte sie die Spannung wieder zu lösen. "Ach was Chitu, ohne dich wäre ich endlos umher gelaufen. Keru, die ist nicht nutzlos, sie ist ein Genie." "Wenn du meinst." kommentierte er dies unbeeindruckt. "Was sollen wir jetzt eigentlich machen?" fragte Youbi, "Sollen wir zurückgehen, oder sofort den nächsten Baum suchen?" "Ich geh auf jeden Fall zurück." sagte Keru, "Zum einen, damit sich Blackguilmon etwas ausruhen kann und zum anderen hatte ich da noch etwas vor." "Ach ja? Und was bitte schön?" fragte Chitu. "Ich wüsste nicht, das dich meine Sachen etwas angehen." antwortete er. Chitu wollte gerade antworten, doch Mika kam ihr zuvor: "Was mir gerade einfällt. Eben, nachdem Blackgarurumon den Baum zerstört hat, hab ich so etwas, wie ein in Ketten gelegtes Digimon gesehen. Zumindest sah es so aus." "Ein in Ketten gelegtes Digimon?" fragte Keru ungläubig, "Das musst du geträumt haben." "Nein, ich hab es auch gesehen." warf Blackgaomon ein. "Dann habt ihr halt beide geträumt." sagte Chitu. "Wollten wir nicht eigentlich überlegen, was wir jetzt machen?" mischte sich Youbi ein. "Also ich bin auch dafür, erst mal nach Hause zu gehen." Ich könnte ne Mütze voll Schlaf gebrauchen." sagte Blackgaomon. "Genau wie ich. Der Kampf hat mich ganz schön ausgelaugt." meinte Blackagumon. "Tja, so wie's aussieht haben die Digimon entschieden." stellte Chitu fest. Es war gerade mal Nachmittag, als die vier Chaostamer und ihre Digimon aus dem Bildschirm flogen und in ihrem Wohnzimmer landeten. Die Digimon verschwanden sofort in den Zimmern um schlafen zu legen. Mit Ausnahme von Dorumon, da es nicht gekämpft hatte. Auch Keru verschwand in seinem Zimmer. Doch nicht um zu schlafen, sondern um den morgigen Tag zu planen. Er hatte beschlossen, sich mit Kari zu verabreden. Er wusste nur noch nicht ganz wie er es anstellen sollte. "Hey, Blackguilmon." flüsterte er um Blackgaomon nicht aufzuwecken. "Was ist?" fragte das Digimon verschlafen. "Könnt ihr eigentlich zwischen dem Ausbildungs- und dem Rookielevel hin und her digitieren wie ihr wollt?" Blackguilmon gähnte: "Jo. Das sind die einzigen Level, wo wir digitieren können, wann immer wir wollen. Warum?" Keru grinste: "Dann hab ich gute Neuigkeiten für dich. Du kommst am Montag mit zur Schule." Keru hielt Wort. Am nächsten Tag befanden sich nicht nur Schulsachen in seiner Tasche, sondern auch Blackgigimon. Auch wenn sich das Digimon einen gemütlicheren Platz vorstellen konnte. Als die Pause anbrach, schnappte Keru sich seine Tasche mitsamt Digimon und ging auf den Schulhof. Dort hielt er gezielt nach Kari Ausschau. Er fand sie schließlich auch, bei den Grünanlagen. Allerdings in Begleitung ihrer Freunde. Einschließlich von dem Kerl mit dem Keru sich geprügelt hatte. Er beobachtete sie mehrere Minuten und sprach sich die ganze Zeit über Mut zu, dort hin zugehen und sie anzusprechen. Doch immer, wenn er ein paar Schritte näher kam, drehte er sich wieder um. "Keru, du verdammter Feigling. Jetzt geh schon dahin und sprich mit ihr." schallte er sich selbst. Doch es brachte nichts. Schließlich ging er zu Plan B über. Dazu verschwand Keru ebenfalls in die Grünanlagen. Dort ließ er Blackgigimon und etwas zu Schreiben aus der Tasche. Schnell kritzelte er eine Einladung auf den Zettel und gab diese, ebenso wie einen Stift, seinem Partner. "Hör zu. Diese Nachricht ist nur für Kari bestimmt. Hast du verstanden?" sagte er. "Ja hab ich. Aber... wer ist Kari?" fragte Blackgigimon. "Es ist das Mädchen, das nach Gatomon riecht." erklärte Keru. "Ach so." Mit diesen Worten verschwand das kleine Digimon zwischen den Sträuchern. Es dauerte nicht lange, da kam es auch schon zurück und übergab Keru das Blatt. Ungeduldig las er die Nachricht. Auf dem Zettel stand, dass sie sich liebend gerne mit ihm treffen würde, er solle ihr nur Zeit und Ort nennen. Darunter stand eine Handynummer. Keru musste sich ordentlich zusammenreißen um nicht in lauten Jubel auszubrechen. Dennoch konnte er sich ein kleines Freudentänzchen nicht verkneifen. Blackgigimon, das das ganze Theater nicht verstand, schüttelte nur ungläubig den Kopf und verzog sich wieder in die Tasche. Der restliche Schultag verging für Keru wie im Flug. Als er zu Hause ankam, waren alle schon fleißig damit beschäftigt, die Taschen mit Proviant, für die nächste Mission zu füllen. Dank Ken wussten sie nun so ungefähr wo der nächste Baum zu finden war. Sie verbrachten den gesamten restlichen Tag damit sich auf die Zerstörung und einem sicheren Kampf mit den Tamern vorzubereiten. Die Chaostamer brachen sofort am nächsten Morgen in die Digiwelt auf. Sie wollten die ganze Sache mit den Bäumen so schnell wie möglich hinter sich bringen. Kapitel 12: Hoffnung erwacht ---------------------------- Endlich hatten es die vier bis zum nächsten heiligem Baum geschafft. Die Umgebung war hier viel zerklüfteter und man konnte weit und breit nur braune Felsen sehen. Es herrschte die Dürre und ein starker Wind durchfuhr die Ebene. Keru und die anderen hatten schon einen langen Fußmarsch hinter sich und waren froh darüber, endlich am Ziel zu sein. „Puh endlich geschafft, da vorne ist er.“ Erleichterung machte sich in Mikas Stimme breit, während sie dem einzigem Grün immer näher kamen. Youbi konnte nur freudig seufzen, ihre Kondition ließ einen Satz nicht mehr durch, solange sie noch in diesem strammen Schritt gehen musste. „Wurde auch langsam mal Zeit.“ meinte Chitu, die immer noch genauso gelassen vor sich hin trottete, wie zu Beginn ihrer Mission. „Blackgrowlmon, mach kurzen Prozess mit dem Unkraut.“ befahl Keru seinen Partner, den er in sein Championlevel digitieren ließ, als der heilige Baum in Sichtweite geriet. Doch noch bevor Blackgrowlmons Attacke sein Ziel erreichte, schnellte ein anderes Digimon hinter dem Felsen hervor und ließ den Laserstrahl an seinem Körper abprallen, ohne einen Kratzer davon zu tragen. „Na na na, wollt ihr wohl den Baum heil lassen?“ ein Junge mit mittelbraunen Harren und lässigen Klamotten trat ebenfalls wie sein Digimon hinter dem mächtigem Stamm des Baumes hervor, die Hände in den Hosentaschen verdeckt. Sein Auftreten war selbstsicher. Zu selbstsicher, wenn man Keru und Chitu fragte. Zur Abwechslung schienen sie wieder genau die selbe Meinung von diesem Kerl zu haben. Chitu, die eben noch hinten stand, schnellte nach vorne an die Spitze neben Keru, sie war die einzige von den Mädels die noch richtig fit war. „Nein wollen wir nicht, also geh bei Seite oder du bist mit dran!“ warnte Keru den Fremdling. Sein Partner verstärkte seine Worte, knurrte hinter ihm und fletschte Kampflustig die Zähne. Aber der Junge schien weder beeindruckt, noch zeigte er überhaupt eine Reaktion auf Kerus Worte. Er sah nur Chitu an und sein eh schon dauerhaftes Grinsen wurde noch ein Stück breiter. „Wen haben wir denn da? So sieht man sich also wieder, Chitosé.“ Alle schauten sie baff an. Aber auch Chitu sah recht verwirrt aus, sie kramte verzweifelt in ihrem Gedächtnis nach Informationen über diesen Kerl. Wirklich was einfallen wollte ihr im ersten Moment allerdings nicht. Erst als sie sein Digimon genauer betrachtete, schien der Groschen zu fallen. „Du? Was machst du hier? Wie bist du hier hin gekommen und seit wann bist du auf der Seite der anderen?!“ fragte sie gleichermaßen zornig, wie auch verwundert. „Du kennst den also wirklich?“ warf Keru ihr von der Seite an den Kopf. Sie zuckte nur mit den Schultern und nickte, ihr merkte man allerdings an, dass sie nicht gerade erfreut über diese Begegnung war. Das stimmte Keru wenigstens ein wenig milder. „Na super.“ meinte er sarkastisch. Mika und Youbi, die noch im Hintergrund standen, kamen nun auch zu den beiden an der Front stehenden. „Mika was ist daran so komisch?“ wollte Youbi wissen, als sie Mika bis über beide Ohren hinweg grinsen sah und sich ihr lautes Gelächter verkneifen musste. „Hm also ich habe gerade ein Déjà-vu. Irgendwo her kenne ich das doch.“ bemerkte sie und wollte auf ihr Zusammentreffen mit Matt hindeuten. Keru sah sie entsetzt an, als er verstand worauf sie hinaus wollte. Dann sah er zu Chitu. „Aber du wirst dich jetzt nicht auch noch mit dem anfreunden, oder?“ fragte er in einem scharfen Ton. Chitus Reaktion kam schnell, sie sah ihn geschockt an und rümpfte angewidert die Nase. „Wenn du noch mal auf so komische Gedanken kommst setzt es was, als ob ich mich mit so einem Spinner anfreunden wollte!“ „Das war aber nicht nett.“ meinte der Fremde. Er spielte den getroffenen Kavalier. Allerdings kam seine Vorstellung so theatralisch rüber, sodass man ihm nicht einmal glauben konnte, wenn man es wollte. „Sollte es auch nicht sein.“ meinte Chitu völlig unbeeindruckt und verschränkte die Arme. „Blackgrowlmon der geht mir auf die Nerven. Mach ihn kalt.“ sagte Keru und sein Digimon feuerte eine weitere Salve auf ihn. Wieder prallte der Strahl an seinem Digimon ab. Chitu reichte es, sie hatte auch genug von diesem Kerl, sie wollte einfach nur diesen verdammten Baum zerstören. „Dorumon, du kannst dich auch mal nützlich machen.“ sie sah ihren Partner an und zog sogleich eine Power-Up Karte durch ihr D-Power. Nun stand das fremde Digimon, mittlerweile analysiert als Cyberdramon, nicht nur Blackgrowlmon, sondern auch einem Dorumon, was doppelt so groß war, wie zu Beginn, gegenüber. Der Junge Mann schien zu verstehen, dass sie ernst machen wollte. „Du hast dich ganz schön verändert.“ bemerkte er, sein Grinsen verschwand fast völlig. Er schien enttäuscht von ihrem Verhalten zu sein. „Und wenn schon.“ war alles was Chitu zu sagen hatte. Sie stutzte, je länger sie ihn ansah, desto mehr Erinnerungen kamen zurück an damals. Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. „Dorumon, los!“ Das Digimon setzte sich in Bewegung. Zusammen mit dem schwarzen Dino stürzte es sich auf das fremde Digimon. Aber auch zu zweit schienen sie nicht recht erfolgreich zu sein. Keru war völlig in den Kampf vertieft, Mika und Youbi standen nur daneben und warteten. Sie sahen keine Notwendigkeit dafür einzugreifen, zumal sie noch vom letzten Kampf geschwächt waren und der Kampf gegen ein Ultralevel recht Sinnlos war. Chitu und der Fremde sahen sich über die weite Distanz immer noch an, ohne auf das Kampfgeschehen zu achten. „Ryo...“ murmelte Chitu. Ihr war endlich wieder der Name des Fremden eingefallen. Er war es, der sie damals vor Arukenimon gerettet hatte, als sie ihre allererste Begegnung mit Dorumon in der Digiwelt hatte. Ryo hatte ihr Gemurmel noch auf die Entfernung vernommen, er grinste wieder. „Hast mich also doch nicht vergessen.“ sagte er. Aber Chitu reagierte nicht wie erhofft. Ihr Blick verfinsterte sich und sie kam mit geballten Fäusten auf ihn zu. „Nein, allerdings nicht.“ begann sie. „Aber Zeiten ändern sich, ich bin nicht mehr wer ich damals war. Und du bist jetzt mein Feind, Ryo.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, sie hatte irgendein Gefühl in sich, was ihr von der Aktion abriet. Aber sie musste dieses Gefühl abstellen, sie wusste das man dem Herzen nicht trauen konnte. „Ach komm schon, das kann nicht dein Ernst sein.“ sagte Ryo mit einer sanften Stimme. „Ich will nicht gegen dich kämpfen, das kann man auch anders lösen.“ Chitu blieb stehen. Sie kannte diesen Satz gut, früher hatte sie genau das immer gesagt. „Falls du versuchst mich damit abzuhalten, war das leider die falsche Taktik.“ zischte Chitu. Sie hatte ihren alten Bekannten nun erreicht und wollte gerade ausholen. Doch Ryo war schnell, er wich ihr aus und schaffte es, ihr das D-Power aus der Hand zu reißen. „Na gut, dann klappt vielleicht das.“ meinte er. „Hey, gib das sofort wieder her!“ schrie Chitu ihn an. Es sah schon fast niedlich aus, wie sie vergebens ihrem D-Power nach sprang. Der Größenunterschied machte es ihr aber unmöglich, erfolgreich zu sein. „Cyberdramon, Rückzug!“ rief Ryo seinem Digimon zu, was sich sofort aus dem Kampf entfernte und zu seinem Tamer flog. Der junge sah Chitu immer noch mit einem siegessicherem Grinsen an. „Dann komm mit und hol es dir.“ sprach er leise und sprang die Klippe hinter sich hinunter. Sie folgte ihm bis an die Klippe und sah ihm nach. Der ist verrückt, dachte sie sich. Dorumon tapste zurück zu den anderen. Sie alle riefen im Chor, als sie Chitu dort stehen sahen. „Chitu! Komm her, du willst doch nicht wirklich springen?!“ Sie sah noch einmal kurz die Klippe entlang und dann ihre Gruppe an. Sie grinste. „Oh doch! Bis später Leute, macht euch keine Gedanken!“ antwortete sie. „Chitu wenn du das machst bist du geröstetes Blackguilmon Futter!“ drohte ihr Keru, doch zu spät. Sie verabschiedete sich mit einem Handzeichen und sprang danach die Tiefen hinab. Ohne nachzudenken, was danach passieren könnte. Was war, wenn Ryo sein Digimon auf sie hetzen würde. Was war, wenn sie nicht mehr zurück käme, oder doch, je nach dem. Was war, wenn Dorumon ihr nicht zur Hilfe käme und sie in den Tod stürzen würde. Das einzige was sie tat, war jemandem vertrauen, den sie hassen sollte. Es war eine närrische Handlung gewesen, doch irgendwas gab ihr die Zuversicht, dass ihre Entscheidung zu springen die richtige war. So in ihren Gedanken, bemerkte sie überhaupt nicht, dass sie gar nicht mehr am Fallen war. Als sie aufschaute, sah sie in ein erschrockenes und ein zweites besorgtes Gesicht. Ryo hatte sie aufgefangen. Er stand auf der Schulter von Cyberdramon. Neben ihm schwebte Dorumon. „Ich korrigiere mich, du hast dich kein Stück verändert. Du bist immer noch genauso wagemutig wie damals. Erst springen, dann denken.“ sagte er. „Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, was denkst du dir dabei einfach ohne Dorumon hier runter zu springen?“ seine Mine verzog sich zu einem vorwurfsvollem Blick. Und auch Dorumon nickte, er stimmte Ryo zu. Chitu wollte ihm gerade antworten, als ihr Blick auf Dorumon fiel. Irgendwas war anders. Er schien wieder sanfter zu sein, seine Augen hatten wieder sein altes Leuchten und der schwarze Ring um seinen Hals war verschwunden. Zudem war auf seiner Roten Platte auf dem Kopf ein Symbol deutlich zu erkennen. „Das Symbol ist doch das der Hoffnung.“ sagte sie verdutzt. „Aber warum...“ sie verstand nicht recht. Ryo ließ sie los, sodass sie bequem neben ihm stehen konnte. „Du hast dein Herz befreit.“ erklärte Dorumon. Aber diese Erklärung schien Chitu nicht auszureichen. „Was redest du da? Ich und Herz? Guter Witz, so was hatte ich mal.“ sie meinte es, genauso wie sie es sagte. „Und hast du auch immer noch. Belüge dich nicht selbst“ fügte Ryo hinzu. „Ich belüge mich nicht selbst, es ist so.“ betonte sie. „Wirklich?“ seine Frage hatte einen Hintergedanken, das erkannte Chitu. Zögerlich sagte sie „ja.“ und achtete auf jede seiner Bewegungen. „Dann dürfte es dir auch egal sein, wenn ich das hier mache.“ Er zog sie zu sich ran, noch bevor sie reagieren konnte. Er legte beide Arme um sie und ein unbekanntes Gefühl der Wärme machte sich in ihr breit. Sie war völlig überrumpelt und konnte sich nicht rühren, ihr innerer Konflikt ließ sie nicht klar denken. Ihr Kopf sagte ihr nur etwas so völlig anderes wie das Gefühl was sie gerade umgab. „Werd wieder die Chitu, die du warst, du gehörst nicht zu den Bösen.“ Wie Recht er doch hatte. Im Herzen war sie bei weitem nicht so verbittert, wie sie nach Außen vorgab, zu sein. Schweren Herzens lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. „Ich kann nicht.“ hauchte sie. „Ich bin ein Chaostamer, wie stellst du dir das vor verdammt? Ich habe meine Seite gewählt und damit Basta.“ Sie schob ihn von sich weg und sah ihn trotzig an. „Ich werde meine Leute bestimmt nicht verraten. Ich hoffe ich habe mich klar ausgedrückt.“ Sie hatte ihr Ego wiedergefunden und wechselte wieder zu ihrem Digimon. Er hingegen schüttelte nur den Kopf. „Schade.“ sagte er nur noch, ehe sie wieder Richtung Himmel entschwand. Sie sah ihm noch kurz nach und ließ ihm eine Warnung zukommen. „Sieh zu, dass du mir nicht noch mal über den weg läufst Romeo, das nächste Mal wenn ich dich sehe hab ich kein Problem damit dich zu löschen.“ Dann entschwand sie aus seinem Blickfeld. „Übrigens, Dorumon? Das Symbol steht dir viel besser wie der olle Ring.“ Sie schaute zum Himmel, an dem ein paar Wolken vorbei zogen und genoss den Flugwind. Bevor Dorumon wieder zu den anderen flog, drehte es noch eine Extrarunde hoch in der Luft. Von dort konnte man sehen, wie Blackgrowlmon endlich den Baum explodieren ließ und wie tausende von Stücken in alle Richtungen auseinander stoben. „Die hatten wohl Langeweile ohne uns, wenn sie den Baum schon zerstört haben. Wir sollten zurück.“ meinte Chitu. Diese Bemerkung war allerdings umsonst, denn ihr Partner drehte bereits und setzte für den Landeflug an. „Da bist du ja wieder!“ rief ihr Youbi zu. „Wurde auch mal Zeit, hast du ihm wenigstens eine Lektion erteilt?“ „Ja habe ich, der hatte keine Chance.“ log Chitu. Dann fiel ihr etwas auf. „Verdammt...“ murmelte sie. „Verdammt?“ wiederholte Blackgaomon. „Verdammt.“ bestätigte sie. „Was ist denn los?“ fragte Mika. Chitu sah sie verlegen an. „Naja ich...“ „Spucks schon aus!“ drängelte Keru. „Wir haben nicht den ganzen Tag zeit wir müssen zurück.“ „Ich hab mein D-Power bei ihm vergessen.“ platzte Chitu heraus. „Ich hab's völlig vergessen.“ Den anderen Tamern blieb der Mund offen stehen. Bis Mika mit einem „Epic Fail“ losprustete. Die anderen stimmten ein. Selbst Chitu musste über ihre Dummheit schmunzeln. „Und was sollen wir jetzt machen?“ fragte Youbi. „Ohne Chitus D-Power kommen wir nicht wirklich weiter.“ Ahnungslosigkeit machte sich in der gesamten Gruppe breit. „Ich weiß nicht.“ meinte Mika. „Keine Ahnung.“ sagte Chitu. „Ich hab Hunger.“ bemerkte Keru und ein lautes Grummeln war zu vernehmen. Mika kramte in ihrer Tasche. „Nur noch die paar Kekse hier.“ sagte sie enttäuscht und streckte Keru die Packung entgegen. „Mehr haben wir nicht?“ sagte er betrübt. „Das kann doch nicht sein.“ meinte Blackguilmon und wühlte in jedem Rucksack und in jeder Tasche umher. Geknickt gab es auf. „Wirklich nichts mehr.“ „Wir brauchen neuen Proviant.“ sagte Blackagumon. Youbi meldete sich zu Wort. „Was haltet ihr davon, wenn wir wieder nach Hause gehen?“ schlug sie vor. „Wir kommen jetzt eh nicht groß weiter.“ Dorumon nickte eifrig. „Es wäre besser zurück zu gehen und uns wieder neu zu versorgen.“ Alle waren einverstanden. Ohne Chitus D-Power wären sie wahrscheinlich weiter gekommen, aber sie mussten sich eingestehen, dass es dämlich war ohne Proviant weiter zu ziehen. Sie würden möglicherweise verhungern oder verdursten. Sie suchten den nächstgelegenen Fernseher und brauchten glücklicherweise nicht lange dafür. Die Mattscheibe stand etwa zehn Minuten Fußmarsch entfernt. Ein paar Meter weiter, versteckt hinter einem Felsen, sah Ryo, wie die Großgruppe in den Monitor gesogen wurde. „Ab in die Dusche!“ war das erste, was Mika schrie. Sie verschwand in der Wohnung und man konnte ein Schloss klicken und danach Wasser plätschern hören. Die anderen verzogen sich derweil in ihre Zimmer, um neue Klamotten für die Digiwelt in ihren Rucksäcken zu verstauen. Nach und nach waren alle im Bad gewesen. Keru war der Letzte unter der Dusche. Ihre Sachen waren zwar gepackt, aber es fehlte noch der Einkauf. „So, jetzt geht es Fresspakete holen.“ sagte Mika fröhlich. „Wer kommt mit?“ Ihr Blick schweifte über die anderen beiden. „Ich nicht.“ meinte Chitu. „Ich wollte noch was am PC schauen, ob ich nützliche Infos für uns ziehen kann.“ „Gut.“ Sie blickte zu Youbi. „Und du?“ Youbi nickte. „Blackagumon und Blackgaomon könnten wir auch noch mitnehmen.“ „Gute Idee!“ Blackgaomon strahlte Youbi an. „Dürfen wir?“ „Aber nur, wenn ihr versteckt bleibt.“ antwortete Mika. „Kein Problem.“ „Chitu wir sind dann jetzt weg.“ sagte Mika. „Bis gleich. Sag Keru bitte Bescheid.“ Mika und Youbi machten sich auf zu dem kleinen Supermarkt, den sie immer besuchten, auch wenn dort eine der Tamerinnen rum lungerte. Das Risiko war es wert. Aber erneut war sie nicht an zu treffen. „Ist auch besser so.“ meinte Youbi. Damit hatte sie auch Recht. Wer wollte schon Stress haben, wo sie doch gleich wieder in die Digiwelt aufbrechen würden. Garantiert keiner, denn selbst Keru und Chitu schienen sich in letzter Zeit ganz gut zu verstehen. Mika und Youbi kauften dieses Mal eine Menge Vorrat. Von Brot, über Toast, eine Menge Aufschnitt. Mehrere Getränkeflaschen und Dosen wurden mit in den Wagen gepackt, ebenso wie Knabberzeugs: Chips, Kekse, etwas Schoki für die Nerven. „Hoffentlich können wir so viel auch tragen.“ meinte Youbi. Mika senkte ihre Stimme. „Dank daran, wir haben zwei fleißige Helferlein draußen.“ Sie zwinkerte Youbi zu. Tatsächlich halfen ihre Digimon beim Tragen der Einkäufe. Sie unterhielten sich darüber, was sie auf jeden Fall mitnehmen sollten und was da bleiben könnte. Keiner von den vieren hatte große Lust so viel jeden Tag in der Digiwelt mit zu schleppen. Ihre philosophischen Überlegungen dauerten so lange an, bis sie vor der Wohnungstür standen. Der Streit zwischen Keru und Chitu war in vollem Gang als Mika und Youbi mit ihren Partnern wieder nach Hause kamen. Nicht schon wieder, dachten sie sich. Die Digimon verzogen sich derweil in die Küche. Die Tür zur Diele war verschlossen, doch sie konnten jedes einzelne Wort hören. Das letzte was sie hörten war: „Ach, dann geh doch!“ „Von mir aus!“ Kurz darauf öffnete sich die Tür und Keru trat hinaus. Ohne großartig auf Mika und Youbi zu achten stürmte er in sein Zimmer und knallte die Tür zu. Derweil betrat eine ganz unsichere Chitu die Diele. „Sagt mal. Geht der jetzt wirklich?“ „Keine Ahnung.“ antwortete Youbi. „Kann ganz gut sein. Er sah nicht so aus, als würde er jemanden verarschen.“ sagte Mika. Jetzt kam auch Blackguilmon aus der Küche angeschlurft und sah ein wenig verdutzt in die Runde. Nur Chitu übersah es gekonnt. Wenige Minuten später trat Keru, bepackt mit einem roten Rucksack und einer schwarzen Umhängetasche aus seinem Zimmer. „Tschau Mika, tschau Youbi.“ sagte er, öffnete die Wohnungstür, trat hinaus in den Flur und schloss die Tür wieder hinter sich. „Keine Angst. Der kommt wieder.“ wollte Mika die der Verzweiflung nahe Chitu beruhigen, „Immerhin hat er Blackguilmon vergessen.“ „Ähm, Leute...“ sagte Youbi und zeigte in Richtung Wohnzimmer. Chitu und Mika liefen hinein und sahen Blackguilmon, der sich in Richtung Balkontür bewegte. Sie dachten zuerst, dass er nur schauen wollte wo sein Tamer hingegangen ist. Als es jedoch die Tür zerschmetterte und auf das Geländer stieg, kamen ihnen ernste Bedenken.. Sie schrieen entsetzt auf, als Kerus Partner sprang, immerhin befanden sie sich im zwölften Stock. Die drei Mädchen und ihre Digimon, die nach dem Schrei dazu gestoßen waren, rannten zum Balkon. Als sie das Geländer erreichten, das doch sehr unter Blackguilmons Gewicht gelitten hatte, und nach unten blickten, sahen sie, wie dieses bei seiner Landung ein Auto unter sich begrub. Lustigerweise funktionierte die Alarmanlage noch und so begann diese zu tröten. „War das?“ begann Youbi. „Ja.“ antwortete Chitu. „Das war der gute, teure Porsche unseres Nachbarn.“ Mika atmete erleichtert auf. „Zum Glück hab ich heut wo anders geparkt.“ In diesem Moment trat Keru unten aus der Haustür und bog nach rechts, in Richtung Stadtzentrum ab. Blackguilmon folgte ihm. Sie waren keine drei Schritte gegangen, da drehte sich das Digimon wieder um und feuerte einen schwarzen Pyro-Ball auf den Wagen. Dieser explodierte und das einzige was davon übrig blieb waren kleinste Schrottteile. „Was meint ihr? Kommt die Versicherung für die Zerstörung durch Digimon auf?“ fragte Mika. „Nicht das ich wüsste.“ meinte Youbi, während sie immer noch gebannt auf die verwüstete Szenerie starrte. „Dann haben wir, oder eher ich, ein Riesen Problem.“ seufzte die Hausherrin. Kapitel 13: Der Rückschlag -------------------------- Die drei verbliebenden Chaostamer, saßen derweil mit ihren Digimonpartnern auf dem Sofa und überlegten was jetzt geschehen sollte. „Sind die beiden wirklich gegangen?“ fragte Blackgaomon. „Sieht ganz so aus.“ antwortete Mika. Seit Blackguilmon vom Balkon gesprungen, und die beiden in Richtung Stadtzentrum verschwunden waren, war die Stimmung in der WG irgendwie bedrückt. Selbst Chitu sagte kein Wort. So saßen sie einige Minuten da, bis Youbi das Schweigen brach: „Und was sollen wir jetzt machen? Wir können doch jetzt nicht ewig hier herumsitzen.“ „Nein, können wir nicht.“ pflichtete Blackagumon ihr bei: „Wir müssen immerhin noch ein paar Bäume zerstören. Egal ob Keru und Blackguilmon hier sind, oder nicht.“ „Dazu müssen wir aber erst warten, bis Ken einen neuen Baum lokalisiert hat.“ gab Chitu zu bedenken. „Was meint ihr, was die beiden jetzt wohl machen?“ fragte Dorumon. „Bestimmt nicht faul irgendwo rumsitzen und nichts tun.“ antwortete Mika. „Also, lasst uns irgendwas tun. Egal was. Rumsitzen und Tee trinken bringt jetzt nichts.“ Mika hielt inne und überlegte kurz: „Obwohl. So nen Tee könnt' ich jetzt schon vertragen. Wer will noch einen?“ „ICH NICHT!“ antworteten Chitu und Blackgaomon gleichzeitig. Sie erinnerten sich noch gut an den Tee nach Großmutters Rezept. Es dauert lange bis man sich davon erholt. „Na dann eben nicht. Und ihr?“ fragte sie an die anderen gewandt. Als auch diese verneinten, ging Mika eben alleine in die Küche, kam aber nach kurzer Zeit geknickt wieder. „Es ist kein Tee mehr da!“ schrie sie panisch. „Youbi du hast vergessen ihn einzukaufen!“ Mika war kurz davor, ihr an die Gurgel zu springen. Blackgaomon ahnte das und hielt sie fest. „Mika. Bleib ruhig. Bist du etwa süchtig nach Tee?“ „Brauche Tee...“ stammelte sie. „Hält mich ruhig...“ Sie zappelte immer noch heftig. „Oh das tut mir jetzt Leid, aber Rache ist süß.“ Sagte Blackgaomon und verpasste ihrer Tamerin mit Links einen Fausthieb. Mika blieb regungslos liegen. „Wie kannst du nur?!“ schrie Youbi. „Sie war doch eigentlich recht harmlos.“ Blackgaomon betrachtete kurz seine Tamerin auf dem Boden, bevor er sich Youbi zuwandte. „Sagen wir mal so. Das war die Rache für die Sache mit dem Tee. Jetzt geh am besten welchen holen, bevor sie wieder wach wird.“ Das ließ Youbi sich nicht zwei Mal sagen. Sie schnappte sich ihre Tasche und verließ das Haus in Eile. Erstens, weil sie wieder da sein wollte, bevor Mika das Haus zerlegen kann. Zweitens, da sie ja eigentlich nur darauf warteten, dass Ken die Koordinaten schickt, damit sie in die Digiwelt konnten. Ihr kam der Laden, wo sie anfangs schon mit Mika einkaufen war sehr gelegen. Sie schlenderte den Weg entlang in Gedanken versunken. Sie fragte sich, wo Keru hin ist und ob er, beziehungsweise, wann er wieder zurück kommen würde. In ihre Gedanken vertieft merkte sie gar nicht, dass ein Junge gerade aus der Ladentür trat, als sie den Laden betreten wollte. Es kam wie es kommen musste, die beiden prallten gegeneinander. Youbi fiel rücklings auf den Boden und starrte verlegen den Jungen an, den sie hatte umrennen wollen. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. „Hast du dir was getan?“ fragte er freundlich und bot ihr seine Hand an, um ihr auf zu helfen. „Nein. Nein. Alles in Ordnung.“ stammelte sie, als der blonde Junge mit dem coolen Hut, ihr auf half. „Du kommst mir bekannt vor.“ überlegte er. Er brauchte nicht lange, dann fing er an zu lachen. „Natürlich. Du bist das Mädchen aus dem Park. Da sind wir schon mal gegeneinander gelaufen.“ Youbi nickte. „Ja das war ich. Das tut mir auch immer noch Leid. Und das gerade auch. Sorry, ich bin so was von tollpatschig.“ „Ach, das macht doch nichts.“ Er streckte ihr erneut die Hand entgegen. „Ich bin T.K.“ Youbi schüttelte seine Hand. Er wartete kurz, dass sie sich vorstellte, doch nichts geschah. „Und du bist?“ Youbi zögerte kurz, dann antwortete sie. „Youbi.“ T.K.s Miene verzog sich. „Aber das kann doch nicht sein.“ murmelte er leise vor sich hin. „Bitte was?“ fragte Youbi. „Ach nichts. Ich muss jetzt los. Bis dann.“ Mit diesen Worten ließ er Youbi vor dem Laden stehen und verschwand. Als Youbi wieder zu Hause ankam, lag Mika zwar nicht mehr auf dem Boden, aber auf der Couch. Langsam fing sie aber an, sich teilweise schon wieder zu regen. Youbi ging direkt in die Küche um Mika den Tee zu machen. Chitu kam nach kurzer Zeit zu ihr und leistete ihr Gesellschaft. „Warum warst du so lange weg?“ fragte Chitu. „Hab noch wen getroffen.“ antwortete Youbi knapp. „Wie schaut es mit den Koordinaten aus?“ „Immer noch nichts.“ seufzte Chitu.“, Wir müssen uns anscheinend noch etwas gedulden.“ Gemächlich schritt Keru durch die Trümmer des kleinen Digimon Städtchens, das Blackguilmon und er gerade zerstört hatten. Keru war sauer. Es war bereits die fünfte Stadt, die sie beide seit ihrer Ankunft vor zwei Wochen zerstört hatten. Und wieder gab es nichts zu holen. Eigentlich wollte Keru sein Digimon mit den geladenen Daten der Städter-Digimon stärker machen. Problem nur, es gab nur Rookie-Level Digimon. Vielleicht ein oder zwei Champion-Level. Diese waren allerdings so schwach, so dass Blackguilmon nicht einmal zu digitieren brauchte. Eine kleine Kartenkombi hatte gereicht, das Blackguilmon mit ihnen fertig wurde. Plötzlich hörte Keru das Gebrüll von Digimon. Er drehte sich um und sah eine Gruppe von fünf Airdramon, die auf die Stadt zuflogen. Auch in dem angrenzenden Wald meinte Keru einige Meramon und Monochromon gesehen zu haben. „Na dann kann der Spaß ja anfangen.“ Er wandte sich an Blackguilmon. „Bist du bereit?“ Blackguilmon nickte. Dann zogen sich die beiden weiter ins Stadtzentrum zurück, dort wo der Rauch am stärksten war. Schließlich erreichten die Airdramon, Monochromon und die Meramon die Stadt. Sie wussten, dass die beiden Abtrünnigen hier waren. Doch der dichte Rauch vernebelte ihnen die Sinne, sodass sie die beiden nicht wahrnehmen konnten. Während die Monochromon und die Meramon die Ausläufer der Stadt unter die Lupe nahmen, flogen die Airdramon über das Stadtzentrum hinweg. Plötzlich erstrahlte ein helles Licht aus dem Rauch, welches die fünf fliegenden Digimon blendete. Als das Licht erloschen war, öffneten sie ihre Augen wieder und erschraken, als sich vor ihnen Blackgrowlmon aufrichtete um sie in Empfang zu nehmen. Seit einer halben Stunde blinkte der PC-Bildschirm der Chaos-WG unaufhörlich. Dorumon und die anderen Digimon, die vor ihren Tamerinnen aufgestanden waren, trieb er damit in den Wahnsinn. Sie versuchten alles um ihn auszuschalten, doch nichts funktionierte. Schließlich lagen bei Blackagumon die Nerven blank. Er hob den Bildschirm hoch und wollte ihn schon auf dem Boden zerschmettern, doch in diese doch in diesem Moment betrat Chitu das Wohnzimmer. Vor Schreck weiteten sich ihre Augen. „Keine Bewegung!“ rief sie. „Stell den Bildschirm wieder hin. Gaaanz langsam.“ „Aber es ist so nervig.“ jammerten die Digimon. „Und es geht nicht aus.“ „Lasst mich mal ran.“ Blackagumon stellte den Bildschirm wieder hin und Chitu setzte sich an den PC. Sie tippte ein paar Mal etwas ein, dann weiteten sich ihre Augen erneut. „Hey, Leute! Kommt mal her!“ rief sie. Kurze Zeit später standen auch Mika und Youbi im Wohnzimmer. Beide noch in Schlafklamotten. „Was ist denn los?“ fragte Youbi verschlafen. Chitu grinste. „Ken hat uns soeben die Koordinaten des nächsten Baumes geschickt.“ Mit einem Mal waren beide hellwach. „Wirklich?“ fragte Mika. „Das wurde aber auch langsam mal Zeit.“ Stellte sie fest. „Du sagst es.“ Entgegnete Chitu. Rasch zogen sie sich an und packten sich etwas zu essen ein. Das nächst gelegene Tor ist nämlich nur fünfzehn Minuten vom Baum entfernt. Als sie bereit waren, stellten sich die drei Tamerinnen, zusammen mit ihren Digimon, vor den PC und Mika richtete ihr D-Power darauf. Nun konnte Mika wieder ihren Lieblingssatz bringen. „ÖFFNE DICH, TOR ZUR DIGIWELT!“ rief sie. Das Tor öffnete sich und Menschen, wie Digimon wurden eingesogen. Als die drei Chaostamer in der Digiwelt aus dem Fernseher traten, fanden sie sich in einem Dschungel wieder. Die Bäume waren hochgewachsen, die Äste durch Lianen verbunden und der Boden war mit Pflanzen und Blumen überwuchert, die den Tamerinnen bis zu den Hüften reichten. Unter den Blütenblättern waren sämtliche existierenden Farben vertreten. Rot, Blau, Grün, Lila, Gelb, Orange, sowie alle Farbnuancen dazwischen. Es waren wirklich alle vertreten. Doch weder die Mädchen, noch ihre Digimon hatten Augen für diese Farbenpracht. Sie richteten ihre Blicke auf Mikas D-Power, dass ihnen die Position des Baumes anzeigte. Laut der Karte war der Baum diesmal nicht allzu weit vom Tor entfernt. Also mussten sie nicht erst mehrere Stunden durch die Pampa latschen, um dieses Ding zu zerstören. Doch noch bevor sie los liefen schlug Youbi vor, das sie erstmal frühstückten. Denn das hatten sie in der Eile in der sie aufgebrochen waren, total vergessen. Also suchten sie sich eine einigermaßen freie Stelle und setzten sich auf den Boden und die hohen Wurzeln eines Baums. Die Tamerinnen hatten gerade das Essen ausgepackt, da Mika aus der Ferne ein lautes Summen. „Was ist das?“ fragte sie verwundert. Das Summen kam immer näher. „Keine Ahnung.“ Sagte Youbi. Das Summen kam noch immer näher. Dann wurden die Digimon unruhig. „Was ist los Dorumon?“ fragte Chitu. „Es ist ein Digimon.“ antwortete es. „Und es ist nicht sehr freundlich.“ Plötzlich tauchte aus dem dichten Gestrüpp ein riesiger, grüner Käfer auf. Und stürzte sich auf die Menschen. Sofort sprangen die Partnerdigimon vor ihre Tamer und attackierten den Angreifer. Der Angriff des Käfers endete abrupt. Er hatte keinen Schaden erlitten, er hielt an um nun die Digimon aufs Korn zu nehmen. Seine Sensenhände fingen an Lila zu leuchten. Dann schleuderte es Lila Lichtbögen auf seine Kontrahenten. Diese schafften es gerade so auszuweichen. Mika nutzte diese Ablenkung und schaute auf ihr D-Power, dass soeben die Daten ihres Gegners empfangen hatte. „Snimon. Level Champion. Insektendigimon. Typus Serum. Attacke: Zwillingsschere.” Las sie vor. Erneut wichen die Digimon Snimons Angriff aus. „So wird das nichts!“ rief Blackgaomon. „Du hast recht.“ pflichtete Blackagumon ihm bei, während es einem weiteren Angriff auswich. „Auf dem Rookie-Level werden wir es niemals besiegen.“ Mika verstand sofort was Blackagumon damit sagen wollte. Es war eine stumme Aufforderung an sie und Youbi die Karten zu zücken und sie digitieren zu lassen. Youbi brauchte ein wenig länger, doch als Mika ihre Digitationskarte aus dem Deck holte. Sofort tat sie es Mika gleich. Gleichzeitig zogen sie die Karten durch den Slot ihres D-Powers. Sofort begannen Blackagumon und Blackgaomon an zu leuchten. Kurze Zeit später standen an ihren stellen Devidramon und Blackgarurumon. Die beiden Digimon brüllten und gingen zum Angriff über. Dorumon, dass noch nicht digitieren konnte blieb zurück. Blackgarurumon sprang auf Snimon zu, doch es wich ihm aus. Doch in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, erwischte Devidramon seinen Gegner mit einem Schlag in den Rücken. Snimon wurde durch den Hieb gegen einen Baum geschleudert. Das feindliche Digimon hatte sich wieder aufgerichtet als es von Blackgarurumon und Devidramon gleichzeitig angegriffen wurde. Die beiden Attacken der Digimon gaben Snimon den Rest. Es brüllte noch kurz auf, ehe es sich in Daten verwandelte und von Blackgarurumon und Devidramon geladen wurde. Sofort danach digitierten die beiden Digimon zurück auf ihr Rookie-Level und kehrten zu ihren Tamern zurück. „War ja klar. Wenn wir stundenlang durch die Wildnis streifen, greift uns niemand an. Aber sobald wir nur fünfzehn Minuten unterwegs sind meinen die Viecher plötzlich sie müssten Stress machen.“ stellte Chitu fest. „Ist nur die Frage ob das Digimon zu irgendwem gehört hat, oder ob es aus eigenen Stücken gehandelt hat.“ überlegte Mika laut. „Kaum sind wir nicht vollständig, versuchen sie uns anzugreifen.“ meinte Youbi. Chitu schluckte und drehte sich von der Gruppe weg. Youbi merkte, dass ihr Satz wohl wie ein Vorwurf angekommen ist und wechselte schnell das Thema. „Jetzt sollten wir aber wirklich was essen, bevor das nächste Digimon meint uns verspeisen zu müssen.“ Das Frühstück fiel eher lasch aus. Chitu schaffte kaum ein Brot. Mika stopfte sich nur notbedürftig ein Brötchen rein, da sie Müsli nicht mitgenommen hatten. Nur Youbi und Blackagumon hauten richtig rein. Danach trotteten sie weiter in die Richtung in die das D-Power sie führte. Der Marsch durch den Dschungel kam ihnen vor wie eine Ewigkeit. Dies lag vor allem an der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit. Schließlich standen sie vor einer alten Maya-Pyramide. Die Tamerinnen und ihre Digimon schauten sich nach dem Baum um, entdeckten ihn jedoch nirgendwo. „Sag bloß, der Baum ist da drin.“ sagte Youbi. Youbi schaut auf ihr D-Power. „Sieht ganz so aus.“ sagte sie. „Zumindest zeigt das GPS genau darauf.“ „Ich wittere eine Falle.“ knurrte Blackagumon. „Was sollen wir jetzt machen?“ fragte Youbi. „Die Falle aktivieren. antwortete Blackgaomon. „Kommt schon. Das schaffen wir.“ fügte er hinzu, als er die erschrockenen Gesichter von Mika und den anderen sah. Die Mädchen waren skeptisch, dennoch gingen sie weiter. Vorne weg die Digimon, die voller Tatendrang zustecken schienen. Sie flogen praktisch die Stufen der Pyramide hoch bis zu dem Eingang in das Innere der Pyramide, während die Tamerinnen hinter ihnen her trotteten. Vor ihnen befand sich der Eingang zu einer dunklen Halle. Blackgaomon und die anderen Digimon konnten die Anwesenheit der guten Tamer deutlich spüren. Sie konnten jedoch nicht sagen wo sie steckten. Während draußen noch die Chaostamer über die Stufen stolperten, ging im inneren der Pyramide schon die Party ab. Der große Grabsaal, der genau in der Mitte des Tempels lag, war befüllt mit einigen Menschen und deren Digimon. Izzy, der mit seinem Laptop direkt an der heiligen Palme saß, haute auf die Tasten. Joey trat hinter ihn. „Hey Izzy, was machst du da?“ Izzy blickte nicht auf während er sprach. „Ich versuche heraus zu finden, wie die Pyramide funktioniert. Ob es irgendwelchen naturellen Fallen hier gibt oder ob man Wände verschieben kann, wie bei dem Kinderspiel 'Das verrückte Labyrinth'.“ „Keine schlechte Idee. Und was hast du herausgefunden?“ fragte Yolei. „Also ich habe herausgefunden, dass hier ein paar Digimon leben. Ansonsten konnte ich noch nichts finden. Aber das wird noch.“ Tentomon flatterte zu den dreien rüber. „Hier in der Pyramide leben wirklich ein paar Bakemon.“ „Dann wissen wir wenigstens das schon einmal.“ freute sich Joey. „Den Rest könnten wir aber auch so herauskriegen. Einfach durchs Labyrinth laufen.“ grinste Davis und versuchte einen der 4 Ausgänge zu benutzen um die Gänge selbst zu erkunden. T.K. zog ihn an der Kapuze zurück. „Bist du des Wahnsinns? Was ist, wenn wir dich gleich nicht mehr finden?“ Davis stammelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin. „Wir sollten erst einmal schauen, wie wir den heiligen Baum schützen.“ fuhr T.K. fort. Yolei lief hin und her. „Wie wäre es, wenn wir uns an den 4 Eingängen aufstellen, so können sie erst einmal nicht durch.“ „Das ist doch super, Yolei.“ meinte Hawkmon, der mittlerweile direkt an ihrer Seite flatterte. Patamon schwebte ebenfalls zu der Gruppe. „Etwas anderes fällt mir jetzt auch nicht ein.“ Joey räusperte sich. „Da wir genau 10 sind, geht je ein Tamer mit seinem Partner an einen Ausgang. Und ich denke Izzy bleibt bei dem Baum.“ Er blickte sich um und sah die anderen an, um zu erfahren, was sie davon hielten. Doch Davis war bereits verschwunden. Er lief mit Veemon zu dem Ausgang an der Nordseite. „So ein Idiot.“ seufzte Yolei. „Egal.“ meinte Hawkmon. „Wir nehmen den Süd-Ausgang oder?“ Yolei nickte und machte sich mit ihrem Partner auf. „Wartet kurz!“ rief Izzy und es schallte durch die komplette Halle. „Ich konnte nur ein paar Fallen aus machen. Wände kann ich nicht verschieben.“ Joey nickte ihm zu und nahm mit Gomamon den Weg zum Westeingang, währen T.K sich zum übrigen Ost-Eingang machte. „Ist das ätzend!“, fluchte Chitu, nachdem sie gute 20 Minuten in den Gängen umher gewandert waren. Mika strich mit der Hand an der Wand entlang. „Ich meine hier waren wir schon einmal.“ murmelte sie. „Das gibt es doch nicht.“ meinte Chitu und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Finden wir den Baum heute noch?“ Youbi legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ach Chitu, das wird schon.“ Blackagumon gähnte herzhaft. Dann ganz plötzlich zuckte er zusammen. „Ich kann Blackguilmon riechen.“ sagte es freudig und schnüffelte auf dem Boden herum. „Ich rieche nichts.“ sagte Blackgaomon verwundert, als er seine Nase in die Luft streckte. Dann sah er Dorumon an. „Du?“ Aber Dorumon schüttelte den Kopf. „Ich rieche auch nichts.“ „Hier entlang.“ Blackagumon ließ sich nicht von den beiden aufhalten. Den Kopf voraus mit der Nase auf dem Boden lief er los und der Rest folgte ihm. Links, links, geradeaus, rechts, wieder links. Immer weiter liefen sie. Nur dumm, dass Blackagumons kleine Odyssee damit endete, dass sein Kopf eine Mauer knutschte. „Sackgasse.“ grinste Mika hämisch. Blackagumon rieb sich die Beule. „Aber ich war mir doch so sicher...“ stammelte er. „Ich habe ihn zwar nicht gerochen“, meinte Blackgaomon, „aber ich bin mir sicher, dass ich eben Kratzspuren an der Wand gesehen habe.“ Mika schaute ihn erstaunt an. „Wo hast du die denn gesehen?“ „Keine Ahnung welche Wand es genau war. Es gibt so viele hier.“ „Ach was?“ meinte Chitu sarkastisch. „Lasst uns jetzt endlich den Baum finden und dann raus hier.“ Sie wandte sich um, um aus der Sackgasse zu entkommen, jedoch fiel sie vor Schreck zu Boden. Ein Bakemon schwebte an der Stelle, wo Chitu eben noch stand. Während Dorumon Chitu wieder auf die Beine hob, ließ Youbi sich die Daten über ihr D-Power anzeigen. „Bakemon. Level Champion. Geistdigimon. Typus Virus. Attacke Geisterkralle.“ Mika lachte. „Reicht wohl nicht alleine durch die Gänge zu irren. Nein, und schon sind Gegner anwesend.“ Chitu fluchte schon wieder. „Als hätte das Drecksding von einem Snimon nicht gereicht. Langsam hab ich die Fresse voll! Dorumon, mach den Buu Huu da platt.“ Gerade in dem Moment wo Dorumon zur Attacke ansetzte, tauchten weitere 10 Geister aus dem Nichts auf. Mika kratzte sich am Kopf. „Hast die anscheinend echt wütend gemacht.“ Dorumon schaffte es sofort das erste Bakemon auszuschalten, sodass es sich in einen feinen Datenstaub auflöste. Die anderen wollten Dorumon schon helfen, aber Chitu winkte sie zurück. „Wir schaffen das auch alleine. Lasst uns mal den Spaß. Da wir nachher euch nicht helfen können.“ Das Argument zog. Die anderen warteten geduldig. Nach etwa 10 Minuten gaben die restlichen Bakemon auf und verschwanden wieder in dem Nichts aus dem sie gekommen waren. Nach dem Kampf glaubte Dorumon kurz daran Blackguilmon am Ende des Ganges gesehen zu haben. Als er jedoch blinzelte, war es wieder verschwunden. „Was ist mit dir?“ fragte Chitu, als sie den verwunderten Blick ihres Partners bemerkte. Einen kurzen Augenblick, dachte Dorumon nach, ob er sagen sollte, was er sah. Da die anderen beiden Zeichen auf Blackguilmon nicht gerade viel getaugt haben verschwieg er es. „Nichts.“ sagte es und schüttelte mit dem Kopf. „Wir sollten langsam mal wieder weiterziehen.“ gab Youbi an die anderen weiter und so zogen sie von dannen. Auf ihrem Weg sind sie zwei Mal fast dem Tod begegnet. Im letzten Moment konnte Blackagumon Youbi am Kragen festhalten, sodass sie nicht eine Fallgrube hinunter stürzte. In einer anderen Situation stolperte Mika über ein gespanntes Seil, welches bewirkte, dass tausende Pfeile durch den kompletten Gang schossen. So mussten sie geschickt, schnell und geduckt durch die Kammer jagen, um nicht von den Pfeilen getroffen zu werden. Nach diesen zwei Pannen war aber endlich ein Lichtblick am Ende des Tunnels zu erkennen. „Siehst du Chitu, wir haben es fast geschafft.“ meinte Youbi freudig zu ihr und lächelte schwach, da sie immer noch außer Atem war. Mika seufzte. „Hoffentlich ist das auch endlich unser Ziel.“ Sie holte ihr D-Power hervor und konnte auf dem Screen erkennen, dass der markierte Punkt geradeaus vor ihnen fröhlich blinkte. „Na also.“ Sie grinste die anderen an und lief ungeduldig los. Blackgaomon lief neben ihr her, während die anderen sich hinter ihnen hielten. Genau zur Schwelle zu der Grabkammer jedoch wurde ihnen der Weg von einem Jungen mit Wuschelfrisur und seinem Digimon versperrt. „Ist das der Kerl von letztens in Locomotown?“ fragte Youbi, die noch etwas weiter hinten stand. Mika jedoch betrachtete den Kerl von oben bis unten. „Nein Youbi.“ meinte sie trocken. „Die Klamotten passen nicht und vor allem ist ein Agumon nicht blau.“ Sie zog eine Augenbraue nach oben. „Oh.“ seufzte Youbi und kramte ihr D-Power hervor. „Veemon. Level Rookie. Kleines Drachendigimon. Typus Serum. Attacke Vee-Kopfnuss.“ Mika fing an zu lachen. „Klein. Wie süß ist das denn?“ Davis ging fast an die Decke. „Wer ist hier klein?“ „Dein Veemon.“ meinte Chitu staubtrocken. Diesmal meldete sich Veemon zu Wort. „Unterschätze mich nicht. Ich mag zwar nicht groß sein, aber dafür bin ich doppelt so stark.“ Mit diesen Worten setzte er zur Veekopfnuss an und raste auf Mikas Blackgaomon zu. Dieser jedoch streckte ihm die Pfote entgegen und konterte mit einem Black-Gao-Punch. Diesmal lachte Chitu. „Anscheinend hab ich deine fehlende Größe gefunden, denn eine große Klappe hast du, aber anscheinend nichts dahinter.“ „Ich werde...“ brummte Veemon, jedoch schoss Blackagumon ein kleines Feuer voraus, sodass Veemon mit Davis in die Grabkammer ausweichen musste. So konnten die drei Mädels mit ihren Partnern in die große Kammer gelangen. Verwirrt suchte Davis nach dem vierten im Bunde. „Wo ist denn dieser ungehobelte Kerl?“ schrie er die Mädels an. Um keinen Verdacht zu wecken, dass sie sich getrennt hatten log Mika ihm in das Gesicht. „Er plant den Überraschungseffekt.“ Yolei hatte den Aufruhr mitbekommen. „Irgendwie hatte ich geahnt, dass das Unglück nur zu dir kommt.“ „Aber du warst doch am komplett anderen Ende.“ stotterte er vor sich hin. „Warum bist gerade du hier, obwohl du den weitesten Weg hattest?“ „Intuition.“ antwortete Hawkmon. „Sie hat den magischen Unfall-Radar.“ „Scheiß auf den Radar. Wir müssen was unternehmen.“ meinte Davis. „Moment mal... Die Ladenfrau mit ich denke Mal Puschelball.“ grinste Mika und sah Hawkmon an. „Klein ist die Welt.“ zischte Youbi. „Und auch Veemon.“ fügte Chitu hinzu. „Das reicht!“ schrie es. „Davis?“ Davis holte sein D-Power hervor. Es hatte eine blaue Grundfarbe und einen dunkelblauen Ring. Er zog eine Karte durch den Slot und ließ Veemon zu Ex-Veemon digitieren. Mika kicherte. „Was ist ätzender als ein Ex-Freund?“ flüsterte sie den beiden anderen zu. Direkt danach gab sie die Antwort selbst. „Ex-Veemon.“ Als wäre das nicht genug ließ auch Yolei Hawkmon zu Aquilamon digitieren. „Das lassen wir nicht auf uns sitzen.“ meinte Mika. Nun zog auch sie ihre Karten aus der Deckbox und zog die Digitation-Plug n' S durch den Slot. Youbi tat es ihr gleich, sodass nun Blackgarurumon und Devidramon vor den Gegnern standen. Jetzt endlich hatten wohl auch Joey und T.K. geschnallt was los ist. T.K. hatte schon vorgesorgt und Patamon zu Angemon digitieren lassen. Angemon flog zwischen Aquilamon und Ex-Veemon. „Von dir brauche ich keine Hilfe.“ pflaumte Davis T.K. an. Doch T.K. antwortete nicht. Er starrte Youbi an und konnte es nicht glauben. „Du? Du bist eine von ihnen?“ Er hob seine Stimme. Youbi trat aus dem Schatten Devidramons. „Und du bist einer von ihnen.“ „Ich... Ich fasse es nicht.“ stammelte T.K. „Und ich habe gedacht, du seist total nett. Warum tust du das? Warum bist du auf der bösen Seite?“ Er schrie fast vor lauter Wut. „Warum tust du das?!“ Davis starrte seinen Rivalen verdattert an. „Was ist los mit dir?“ Diesmal nahm T.K. sich die Freiheit nicht auf Davis Frage zu antworten. Er richtete sein Wort an Angemon. „Reinige ihre schwarzen Seelen mit dem heiligen Licht.“ Angemon schickte deswegen Kraft des Lichtes auf die Gegner. Als der Lichtschwall so auf die Mädchen und ihre Digimon zu segelte meldete sich Chitu. „Also ich wäre ja für einen strategischen Rückzug. Wir sind in der Unterzahl.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief los. Der Rest folgte, obwohl Devidramon und Blackgarurumon einige Schwierigkeiten hatten, sich um zu drehen. Als der Lichtschwall auf dem Boden aufschlug stürzte der Nordeingang der Grabkammer ein. Die Chaostamerinnen waren schon im Gang verschwunden gewesen, als die Felsbrocken den Weg versperrten. „Das war aber ein schöner Überraschungsmoment.“ rief Davis ihnen hinterher. „Davis sie können dich nicht mehr hören.“ meinte Yolei sanft zu ihm. Danach sah sieh zu T.K. hinüber, der direkt neben Joey stand. Joey versuchte mit ihm zu reden, jedoch starrte T.K immer noch wutentbrannt auf den Steinhaufen und fragte sich, warum er gerade dieses Mädchen so schön und nett fand. Auf einer kleinen, von Pflanzen um wucherten Anhöhe, nahe der Pyramide saß Keru im Gebüsch und beobachtete wie die drei Tamerinnen und ihre Digimon aus der Pyramide gerannt kamen. Sie bemerkten ihn nicht. Weder ihn, noch Blackguilmon, dass gerade an gestiefelt kam. Doch er wollte sicher sein, deswegen sprach er erst, als die sechs Gestalten im Dschungel verschwunden waren. „Und, wie sieht's aus?“ fragte er. „Der Baum steht noch.“ berichtete das Digimon. „Haben sie dich bemerkt?“ „Dorumon hat mich kurz gesehen. Aber ansonsten niemand.“ Keru nickte nur und starrte in die Richtung, in die Mika und die anderen verschwunden waren. Blackguilmon tat es ihm gleich. Nach einer Weile fragte er: „Du Keru. Warum haben wir ihnen nicht geholfen, wenn wir schon mal hier waren?“ „Weil ich wissen wollte, wie sie sich ohne mich anstellen.“ erklärte Keru. „Und jetzt lass uns von hier verschwinden, bevor die anderen raus kommen.“ Mit diesen Worten verschwanden auch diese beiden im dichten Dschungel. Kapitel 14: Härtere Situationen erfordern härtere Mittel -------------------------------------------------------- Niedergeschlagen saßen die 3 Tamerinnen mit ihren Digimon im Wohnzimmer um den kleinen Tisch herum. Niedergeschlagen nicht nur von dem verlorenen Kampf an der Maya-Pyramide. „Ich kann es nicht fassen, dass er immer noch nicht zurück ist.“ sagte Mika bedröppelt. „Gut. Er ist sauer. Aber das war öfters schon der Fall und er ist immer wieder gekommen.“ Sie seufzte, stand auf und ging zu ihrem Handy. „Was mich aber am meisten bedrückt ist, dass er nicht mal mir schreibt wo er ist oder wie es ihm geht.“ Blackgaomon trottete hinüber zu seiner Tamerin und klopfte ihr behutsam auf die Schulter. „Das wird schon wieder.“ Chitu meldete sich zu Wort. „Ich wollte nie, dass es solche Ausmaße annimmt. Das hätte ich ehrlich nicht gedacht.“ „Dir macht niemand einen Vorwurf.“ mischte Youbi sich mit ein. „Das glaub ich auch nicht. Denn er ist genauso daran schuld wie ich. Wenn nicht sogar noch mehr.“ konterte Chitu. „Ach hört auf, das bringt doch nichts sich darüber jetzt zu streiten.“ schnaubte Blackagumon. Ein Windstoß, der plötzlich aufgekommen war, wirbelte einige lose Blätter durch die Wohnung. „Argh nein!“ ärgerte sich Chitu und sprang von ihrem Platz. „Dabei waren sie doch alle so gut geordnet.“ „Ich helfe dir.“ sagte Dorumon und fing sofort an die Blätter wieder einzusammeln. „Wir müssen das Fenster und das Balkongeländer bald reparieren lassen. Ich mache mir jetzt einen Tee. Möchte wer?“ meinte Mika halb geistesabwesend und blickte erwartungsvoll zu den anderen. Als diese den Kopf schüttelten verschwand sie in die Küche. „Das geht ihr echt nah.“ schmunzelte Youbi. „Das ist doch klar. Immerhin sind die beiden ja gut befreundet.“ meinte Blackgaomon. „Wie würdest du dich fühlen, wenn du auf einmal nichts mehr von Chitu hören würdest, selbst wenn du ihr schreibst oder versuchst sie anzurufen?“ „Wahrscheinlich nicht anders.“ gab sie geschlagen zurück. Eine Weile sortierten Chitu, Youbi, Dorumon, Blackagumon und Blackgaomon die Blätter. Währenddessen war nichts zu hören als das rascheln der Dokumente und gelegentlich mal ein klackern aus der Küche. Als plötzlich Mikas Handy anfing laut zu bimmeln zuckten alle erschrocken zusammen. Aus der Küche hörte man Porzellan zerschellen und keine Sekunden später hechtete Mika zum Handy. Sie sah nicht auf das Display sondern nahm voller Erwartung das Gespräch an. „Mika am Apparat.“ Ihr Lächeln verschwand mit jeder Sekunde mehr aus dem Gesicht, als sie dem Gespräch lauschte. Eine Weile lang hörte sie nur ruhig zu. „Aber das kann nicht sein. Wie? Und wann? Er war doch noch so jung und fit.“ Eine Träne kämpfte sich aus ihrem rechten Augenwinkel. Wieder herrschte Stille. Gebannt schauten die anderen Mika beim telefonieren zu. Niemand wusste so recht was sie machen sollten. Dann war das Gespräch vorbei. „Mika, was ist los?“ fragte Blackgaomon. „Mein Onkel ist gestorben.“ sagte sie stumm. Youbi nahm sie tröstend in den Arm. „Das tut mir leid.“ sagte sie. „Naja. Das einzige, was ich daran positives sehen kann...“ schluchzte Mika. „Wird für uns alle positiv sein. Ich hab sein Haus geerbt, wir können bald umziehen.“ Noch bevor das Gotsumon am Boden aufschlug, löste es sich in Daten auf. Blackguilmon wollte sie schon laden, als Keru sagte: „Nein. Lass sie.“ Verdutzt sah das Digimon seinen Tamer nach, wie dieser nachdenklich über eine die weite Felsenwiese schritt, in der sie von dem Gotsumon angegriffen worden waren. Normalerweise hatte Keru nichts dagegen, wenn Blackguilmon die Daten seiner Gegner lud. „Gotsumons Daten sind es nicht Wert.“, erklärte der Tamer. „Sollen sie sich ruhig in der Stadt des ewigen Anfangs wieder in ein Digiei verwandeln.“ Blackguilmon nickte zustimmend, ahnte jedoch, dass etwas anderes dahinter steckte. Es kannte Keru inzwischen viel zu gut. Während die beiden zwischen den Felsen umher kraxelten, überlegte es, ob es wohl an dieser Kari lag, dass Keru heute nicht ganz auf der Höhe war. Nein. Auch das konnte nicht sein. Nach jedem „Date“, wie Keru es nannte, ging es Blackguilmons Partner blendend. Das Digimon wusste zwar nicht viel mit dem Begriff „Date“ anzufangen, es schien aber was Gutes zu sein. „Wann triffst du dich eigentlich wieder mit dieser Kari?“, fragte Blackguilmon. Verwundert blieb Keru stehen, fasste sich aber schnell wieder und ging weiter. „Wieso fragst du?“ „Neugier.“, antwortete Blackguilmon. „Außerdem geht es dir nach so einem „Date“ immer viel besser.“ „Was soll das jetzt wieder heißen, „nach so einem Date geht es mir immer besser.“?“, fragte Keru, leicht gereizt, weil sich Blackguilmon alles aus der Nase ziehen ließ. „Immer wenn du so nachdenklich bist, bist du nicht mehr ganz derselbe. Aber sobald du dich mit Kari getroffen hast, dann bist du wieder so wie früher.“, erklärte das Digimon. „Und was soll jetzt wieder „wie früher“ heißen?“, wollte Keru wissen. Mittlerweile klang er sichtlich genervt. „Na so wie damals, bevor wir die anderen verlassen haben.“, antwortete Blackguilmon unbedacht. „Diese Zeiten sind vorbei!“, fuhr Keru seinen Partner an. „Wenn ich mich wirklich deswegen verändert habe, dann solltest du dich daran gewöhnen. Denn wir werden niemals wieder zurückgehen.“ Blackguilmon zuckte erschrocken zusammen. Noch nie hatte Keru ihn so angefahren. Anscheinend hatte Blackguilmon da einen Nerv getroffen. Den Rest des Weges zum Tor legten sie schweigend zurück. Keiner von ihnen verspürte das Bedürfnis sich mitzuteilen. Keru schon mal dreimal nicht. Er war nie wirklich gesprächig gewesen und bevorzugte bei manchen Gelegenheiten die Stille. Blackguilmon respektierte das. Machte sich aber dennoch seine Gedanken zu der gesamten Situation. Das Digimon konnte sich noch so sehr anstrengen. Es kam immer zu dem gleichen Schluss. Für alle Beteiligten wäre es besser, wenn sie sich wieder den Chaostamern anschließen würden. Die Beerdigung von Mikas Onkel war schon vorbei. Die sechs Verbliebenen innerhalb der Chaos-WG hatten schon angefangen die ersten Kartons zu beladen und die ersten Möbelstücke zu der neuen Behausung gefahren. Das neue Haus war wirklich viel gemütlicher. Es lag zwar fast in derselben Gegend wie die alte Wohnung, doch vom Wohnkomfort lag die alte Wohnung weit entfernt. Es war ein gemütliches Häuschen mit einem eigenen Garten und zwei Etagen plus Keller. Im Garten befanden sich zwei Kirschbäume und eine Schaukel, die am großen Apfelbaum befestigt worden war. Ebenso eine Magnolie. Ein Teich mit ein paar Goldfischen zierte das Bild noch mehr. Besonders die Seerosen rückten den Garten ein paar Schritte Richtung Paradies. Als sie wieder ein paar Kisten in das neue Haus schleppten gab Mika mit dem Haus an. „Endlich kriegt jeder von uns sein eigenes Zimmer. Oben sind vier Zimmer und ein Badezimmer. Ich krieg natürlich das größte Zimmer, da es mein Haus ist. Im Erdgeschoss sind Wohnzimmer, Küche, Esszimmer und ein weiteres Bad. Im Keller haben wir einen Lagerraum und einen Waschkeller, selbst einen Hobbyraum haben wir da unten.“ „Mika du bist so eine Egoistensau! Denk mal an uns, wir brauchen auch Platz.“ meckerte Chitu. „Was denn, an euch hab ich auch gedacht. Prügelt euch um die größten Zimmer. Keru hat dann halt Pech und kriegt das kleinste. Wer nicht da ist, selbst schuld.“ gab sie irgendwie beleidigt zurück und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Also bekommt Keru mit seinem Riesendino das kleinste Zimmer? Seid ihr wahnsinnig? Der legt doch alles in Schutt und Asche.“ protestierte Chitu. „Was schlägst du vor?“ wollte Youbi wissen. „Ich nehme freiwillig das kleinste Zimmer und Keru sollte eins von den größten bekommen. Was der Rest hat ist mir Schnuppe.“ meinte Chitu. „Da hat aber jemand Schuldgefühle.“ sagte Mika getarnt in einem Hustenanfall. „Denk du das mal ruhig. Ich argumentiere sachlich. Hätte Keru das kleinste Zimmer, würde alles in minutenschnelle kaputt sein.“ Sie drehte sich weg und stolzierte mit ihrer Kiste nach oben, vermutlich in das ihr kleines, neues Zimmer. Die nächsten paar Tage waren sie damit beschäftigt ihre eigenen, sowie die Gemeinschaftszimmer, wie Bad, Küche und Wohnzimmer, ein zu richten. Das allererste was in der Wohnung stand, war der Computer. Nach und nach füllten sich alle Zimmer. Die Betten wurden aufgebaut. Mika hat sich ihr Futonbett, dass sie sonst immer mit Keru geteilt hatte, in ihr Zimmer gestellt. Ein neues für Keru hatte sie schon besorgt. Es sah nun alles sehr wohnlich aus. Chitu strich ihr Zimmer in lila. Youbi schwörte eher auf giftgrün. Mika hat ihr Zimmer in verschiedenen blautönen gestrichen. Nur in Kerus Zimmer waren die Wände leer und die Kartons standen weiterhin mittig des Zimmers. Unberührt. Da er sich immer noch nicht gemeldet hatte, hat Mika die Initiative ergriffen und für ihn das Zimmer gestaltet. Sein Zimmer wurde rot mit schwarzen Elementen. „Ich kann die doch nicht so stehen lassen.“ meckerte Mika. „Aber...“, versuchte Blackgaomon zu argumentieren, um sich vor der handwerklichen Arbeit zu drücken. Er hasste handwerkliches. Wenn er an solches dachte, dann rollten sich ihm die Krallen hoch. „Nichts aber! Ich möchte, dass wenn er nach Hause kommt alles hier steht. Stell dir mal vor. Er kommt reichlich spät, sagen wir mal Mitternacht, unerwartet zurück. Er ist unglaublich müde und ach. Ich glaube nicht, dass er Lust hat dann sein Bett noch auf zu bauen.“ „Aber... Warum dann noch ausgerechnet die Schränke?“ Mika grinste. „Einfach um dich zu quälen.“ Blackgaomon gab klein bei. Letztendlich tat Mika diese Aufbauarbeiten aber nur, um die lange Wartezeit zu überbrücken. Kapitel 15: Ring frei für Runde zwei ------------------------------------ „Und schon wieder Fail.“ murrte Chitu, die gerade mit ihrem Digimon Partner aus dem Computer in die reale Welt materialisiert wurde. Nach ihrem Rückzug aus der Pyramide waren die Mädchen gezwungen einen Zwischenstopp zu Hause einzulegen, da ihnen ohne die Hilfe des Digimonkaisers keine weitere Möglichkeit gegeben wurde, doch noch ohne Keru an den Baum heranzukommen. Schon seit einer Woche irrten sie immer wieder in den verschiedenen Gebieten der Digiwelt herum, um Ken in seiner Festung ausfindig zu machen. Und erst seit ein paar Stunden war Youbi auf die glorreiche Idee gekommen, den Himmel abzusuchen. Schließlich handelte es sich ja um eine fliegende Festung. „Dann ist unser blindes Huhn wohl wieder an der Reihe.“ meinte Mika und schmunzelte Youbi an. „Bin schon unterwegs“ erwiderte diese munter und sprang bereits in den Bildschirm, noch während sich Chitu demoralisiert aufs Sofa fallen ließ. „Komm jetzt lass den Kopf nicht hängen, du deprimierst Dorumon auch schon.“ Dabei zeigte sie auf das Digimon, was sich zu Füßen seiner Tamerin zu einem großem lila Knäul zusammengerollt hat. „Ich lasse den Kopf nicht hängen, ich lasse mich fallen.“ meinte Chitu völlig elanlos und musterte Mika. Sie konnte die Ausdauer der anderen beiden einfach nicht nachvollziehen, ihr ist die Lust schon gestern auf die Aktion gehörig vergangen und verfluchte insgeheim Keru und demnach auch sich selbst, da sie ebenfalls Mitschuld trug und das auch durchaus wusste. Etwa eine halbe Stunde später kamen Youbi und Blackagumon wieder aus dem PC-Bildschirm gesprungen. Am ganzen Körper hatten sie blaue Flecken und einige Kratzer. Youbis Kleidung war an manchen Stellen zerrissen. Mika, die gerade auf dem Sofa ein Buch las schaute auf und fragte sie: „Was ist denn mit dir passiert?“ „Na ja, als wir diese blöde Festung gerade gefunden hatte, haben uns zwei Kuwagamon angegriffen, wodurch wir die Festung aus den Augen verloren haben.“ erklärte Youbi. „Was ist denn hier los?“ Chitu kam mit einem Sandwich in der Hand aus der Küche gestiefelt. „Ah, Youbi du bist wieder da. Was ist denn mit dir passiert?“ fragte sie, als sie Youbi etwas genauer musterte. „Festung gefunden, Kuwagamon Angriff, Festung wieder verloren. Ende.“ erklärte sie diesmal etwas kürzer. „Oh. Sag mal, bist du eigentlich zu irgendetwas nütze?“ fragte Chitu grinsend. „Hey, immerhin hatte ich die Idee mit dem Fliegen.“ entgegnete Youbi. „Das zählt nicht.“ Bevor Youbi darauf etwas erwidern konnte, warf Mika ein: „Hey Leute. Wir könnten Ken doch einfach eine E-Mail schreiben. Bei uns meldet er sich auch immer damit.“ „Stimmt irgendwie.“ bestätigte Youbi. Chitu hingegen klatschte sich die Hand vor die Stirn: „Hättest du damit nicht früher ankommen können?“ „Ich kann halt auch nicht an alles denken.“ antwortete Mika, setzte sich an den PC und schrieb die Mail. Währenddessen begaben sich Youbi und Blackagumon ins Badezimmer um ihre Verletzungen zu versorgen. Und Chitu marschierte wieder in die Küche zu Blackgaomon und Dorumon. Nachdem Mika die E-Mail zu Ende geschrieben und Korrektur gelesen hatte, schickte sie sie ab. Danach setzte sie sich wieder aufs Sofa um ihr Buch weiter zu lesen. Was anderes konnten sie jetzt eh nicht machen. Denn jetzt hieß es warten. Ungeduldig wartete Keru an einer dunklen Gasse neben dem Kino. Aufgrund seiner Aufregung war er viel zu früh. Also konnte er Kari keinen Vorwurf machen. Das hatte er auch gar nicht vor. Dafür freute er sich viel zu sehr auf das Date. Es war zwar nicht ihr erstes, aber die Aufregung nahm bei Keru irgendwie nicht ab. „Keru, warum darf ich denn nicht mitkommen?“ ertönte es aus der Gasse und Blackguilmons Kopf tauchte aus der Dunkelheit auf. Entsetzt schob Keru seinen Partner wieder in die Gasse zurück. Ein Penner auf der anderen Straßenseite, der Blackguilmon nur kurz gesehen hatte, schaute auf die Whiskeyflasche in seiner Hand. Er schüttelte ungläubig den Kopf und warf sie weg. Er nahm sich fest vor, gleich morgen mit dem Trinken aufzuhören. „Bist du verrückt?“ fragte Keru Blackguilmon. „Ich hab dir doch wie und weshalb das so abläuft oft genug erklärt. Und außerdem würde nur eine Massenpanik ausbrechen wenn ein 2 Meter Dino einfach so in das Kino spazieren würde.“ „Aber hier draußen ist es langweilig.“ konterte Blackguilmon. „Du findest schon irgendetwas mit dem du dich beschäftigen kannst. Solange du kein Chaos anrichtest.“ Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Wow. Ein Chaos-Tamer will nicht, dass sein Digimonpartner Chaos anrichtet. Was es nicht alles gibt.“ „Aber wir haben die anderen verlassen. Eigentlich bist du dann kein Chaos-Tamer mehr.“ Darauf wusste Keru nichts mehr zu erwidern. Zu seinem Glück kam in diesem Augenblick Kari angerannt und Blackguilmon zog sich noch etwas weiter in die Gasse zurück. Von seinem neuen Platz aus beobachtete er, wie sich die beiden Tamer mit einer Umarmung begrüßten. Sie redeten kurz über etwas, was Blackguilmon nicht verstehen konnte, ehe sie das Kino betraten. Aber da Keru sich mit der Hand durch die Haare gegangen war, vermutete er, dass es um Kerus neue Frisur ging. Am Hinterkopf hatte er sich die Haare kurz geschnitten und Hochgegelt. Vorne waren sie lang geblieben. Die Haare hatte er schwarz gefärbt. Nur Vorne hatte er eine lange, Rote Strähne. „Date“ schnaufte Blackguilmon innerlich. Keru hatte leicht reden mit dem etwas finden, womit man sich beschäftigen kann. In der Gasse gab es absolut nichts. Also rollte er sich auf dem Boden zusammen, um solange zu dösen bis dieses Kariwesen wieder weg war. Es war jetzt anderthalb Stunden her, dass Mika die E-Mail abgeschickt hatte. Mittlerweile war sie über ihrem Buch eingeschlafen. Youbi, Chitu und die Digimon saßen derweil in ihrem Zimmer und spielten an der X-Box Blazblue, da sie Mika nicht stören wollten. Daher bemerkte niemand, wie der PC-Bildschirm blinkte. Der Digimonkaiser hatte geantwortet. Durch einen glücklichen Zufall entschied Blackagumon, sich ein Glas Wasser zu holen. Dabei warf er einen eher flüchtigen Blick ins Wohnzimmer. Doch dieser reichte aus, dass er den Bildschirm bemerkte. „Hey, Leute! Wir haben eine Mail!“ rief er. Sofort kamen die beiden Mädels und die Digimon angerannt und Mika fuhr erschrocken aus dem Schlaf. „Was ist denn los?“ fragte sie und gähnte ausgiebig. Blackagumon deutete auf den PC. „Eine Mail.“ war alles was er sagte. Da Mika noch etwas schlaftrunken war, brauchte sie etwas länger, bis sie begriff, was Blackagumon sagen wollte. Aber sobald die Nachricht ihr Gehirn erreicht hatte, setzte sie sich an den Bildschirm und öffnete die E-Mail. „Von Ken.“ berichtete sie. Dann las sie laut vor: „Hab Guilmon in der Innenstadt frei gelassen. Er wird die Tamer ablenken. Und jetzt nichts wie ab zur Pyramide mit euch.“ „Man hat der gute Laune.“ bemerkte Chitu. „Kümmere dich nicht darum. Er hat Recht, solange Guilmon in der Stadt herumläuft, wird das die anderen ablenken.“ meinte Mika. „Hast ja recht.“ gab Chitu zu. Ohne weitere Worte zu verlieren öffneten sie also das Tor zur Digiwelt und schritten hindurch. Diesmal würden sie es packen. Da waren sie sich ganz sicher. Schon vor einigen Minuten war in der Innenstadt von Tokio eine dichte Nebelwand aufgekommen. Niemand der dadurch ging konnte etwas sehen. Und da sich niemand erklären konnte, woher der Nebel so Plötzlich kam, mieden ihn die meisten Leute. Er könnte ja giftig sein. Doch keiner der Passanten wusste, was es wirklich mit dem Nebel auf sich hatte. Denn in seinem Inneren tobte gerade ein heftiger Kampf. Das riesige Geogreymon hatte Greymon gepackt und gegen ein parkendes Auto geworfen. Gerade wollte Birdramon den schwarzen Ring attackieren, der sich um Geogreymons Hals befand. Es wurde jedoch von dessen Schwanz abgewehrt. Mittlerweile hatte sich Greymon wieder aufgerichtet, und Griff erneut an. Doch auch diese Attacke wurde von Geogreymon erfolgreich gekontert. „Verdammt, unsere Attacken bringen überhaupt nichts.“ fluchte Tai. „Vermutlich liegt das an diesem schwarzen Ring um seinen Hals.“ meinte Takato, der aus reiner Gewohnheit das Digiwarpfeld betreten hatte. Er hatte total vergessen, das Guilmon nicht bei ihm war. Gerade jetzt vermisste er seinen Partner. Growlmon konnten sie jetzt gut gebrauchen. Als Kari und Keru aus dem Kino kamen, blieben sie noch eine Weile davor stehen und unterhielten sich über den Film. Kari fand ihn toll, doch Keru war da anderer Ansicht. Kari war gerade dabei, den Film zu verteidigen, als sie mitten im Satz innehielt. „Was ist los?“ fragte Keru. „Fällt dir jetzt auf einmal nichts mehr ein?“ „Nein.“ antwortete sie und zeigte dann in Richtung Innenstadt. „Sieh doch mal.“ Keru drehte sich um und hielt den Atem an. Ein Digiwarpfeld. Plötzlich sprintete Kari an ihm vorbei. Und wie aus dem nichts, war Gatomon aufgetaucht und folgte ihr. „Los, komm mit!“ rief Kari ihm über die Schulter zurück. Er wollte widersprechen, doch sie waren schon zu weit weg. Er seufzte. „Also los Blackguilmon. Lass uns gehen.“ sagte er schließlich. „Wohin?“ fragte das Digimon und kam aus der Gasse. „Wir retten die Stadt.“ erklärte Keru. Blackguilmon sah ihn verwundert an, sagte aber nichts dazu. Also folgten die beiden Kari und Gatomon. In der Digiwelt standen die 3 Chaostamer vor dem eingestürzten Nordeingang zur Kammer. Die Nasen ihrer Digimon hatten sie direkt hierher geführt. Weil sie keine Zeit mehr verlieren wollten, suchten sie gar nicht erst nach einem neuen Weg. Mika zog einfach eine Karte durch den Slot ihres D-Powers und Blackgaomon setzte daraufhin Digmons Steinbrecher ein um sich durch das Geröll zu arbeiten. Binnen kürzester Zeit war der Eingang zur Kammer wieder frei. Wie auch beim letzten Mal, stand die Palme in der Mitte der Kammer. Doch die beiden Tamer die davor standen kannten sie nicht. Ebenso wenig wie ihre Digimon. „Hey, ihr da. Verschwindet bloß von hier. Diesen Baum bekommt ihr nicht!“ rief ihnen der eine zu. Er war groß und dünn. Seine braunen Haare hatte er hochgegelt. „Genau, wir machen euch fertig!“ rief nun der andere. Dieser war ein wenig kleiner als der andere und sah mit seiner Brille und den Klamotten aus wie ein Nerd. Die Mädchen guckten sich an und fingen dann schallend an zu lachen. „Was ist denn hier so lustig?“ fragte der Braunhaarige. „Na ihr.“ antwortete Chitu lachend. Als sie den Dummen Gesichts Ausdruck der beiden Jungs sahen war alles zu spät. Nun fingen auch ihre Digimon lauthals an zu lachen. „OK, das reicht. Los Guardromon. Attacke!“ befahl der Braun Haarige. „Ja, Kazu.“ Guardromon hob beide Arme und Feuerte einige Granaten auf die Chaostamer ab. Blackagumon sprang nach vorne um die Granaten abzuwehren. Das misslang ihm allerdings und er bekam die volle Breitseite. Blackagumon schrie auf und flog gegen eine Wand. „Alles in Ordnung?“ fragte Youbi besorgt. „Ja, aber es ist viel zu stark für ein Rookie-Level. Ich glaube es ist auf dem Champion-Level.“ antwortete Blackagumon. Daraufhin hielt Mika ihr D-Power hoch um die Daten des Digimons zu empfangen. „Guardromon. Level Champion. Maschinendigimon. Typus Virus. Attacke Granaten. Es ist wirklich schon auf dem Champion-Level!“ rief sie erstaunt. „Na dann müssen unsere Digimon eben auch digitieren. Bereit Blackagumon?“ fragte Youbi und holte ihr D-Power heraus. „Bereit.“, Bestätigte dieser. Daraufhin sog Youbi die Digitaionskarte durch den Slot und kurz darauf erschien Devidramon auf der Bildfläche. Nun ließ auch Mika ihr Blackgaomon digitieren. Beide Champion-Level Digimon standen nun vor dem einen Guardromon, welches erschrocken zurückwich. „Verdammt, dieses Marineangemon ist bereits auf dem Mega-Level.“ stellte Mika fest. „Was?“ fragten Youbi und Chitu wie aus einem Mund. „Macht euch keine Sorgen. Die packen wir schon.“ Beruhigte sie Blackgarurumon. Dann griffen sie an. Blackgarurumon verbiss sich sofort in Guardromons Arm, während sich Devidramon Marineangemon schnappte und gegen die Wand klatschte. Dorumon nutzte derweil das allgmeine Chaos und rannte auf die Palme zu, um sie zu Zerstören. „Von wegen, das machst du nicht!“ Kazu warf sich auf Dorumon und umklammerte dessen Beine. Sowohl Mensch, als auch Digimon fielen zu Boden. „Wirst du wohl loslassen?“ nun warf sich Chitu auf Kazu. Diesem blieb nichts anderes mehr übrig, als Dorumon loszulassen. Sofort versuchte Kenta das Digimon festzuhalten, doch Dorumon zeigte ihm mit einer Kopfnuss was er davon hielt. Kaum war Kenta aus dem Weg, wandte sich Chitus Partner wieder der Palme zu. „Guardromon!“ rief Kazu, während er noch mit Chitu raufte. Das Digimon wandte sich zu ihm um und sah dann Dorumon, welches die Palme schon fast erreicht hatte. Noch ein letztes Mal schlug er auf Blackgarurumons Kiefer. Diesmal gaben sie nach. Es knackte laut und der schwarze Wolf ließ los. Sofort wandte sich Guardromon Dorumon zu und feuerte einige Granaten auf das kleine Digimon ab. Dorumon, welches mittlerweile neben der Palme stand, bemerkte den Angriff zu spät. Dennoch versuchte es die Attacke mit seiner Metallkanone abzuwehren. Doch beide Attacken kollidierten genau vor Dorumons Nase. Wodurch es an die Gegenüberliegende Wand geschleudert wurde. Doch die die Explosion hatte auch die Palme erfasst und in Stücke gerissen. „NEIN!“ riefen Kazu, Kenta und Guardromon gleichzeitig. „Yeah!“ riefen derweil die Chaostamer und ihre Digimon. Erst als sie das Digiwarpfeld erreichten, schafften Keru und Blackguilmon es Kari und Gatomon einzuholen. Besser gesagt, sie holten so weit auf, dass Keru sehen konnte, wie Kari eine Sonnenbrille aufsetzte, ehe sie das Nebelfeld betrat. Als Keru den Rand erreichte, nahm er sich an Kari ein Beispiel und setzte sich die Schweißerbrille auf, die er um den Hals trug. Dann betraten auch sie das Warpfeld. Zuerst konnten sie nicht das Geringste sehen. Doch irgendwann lichtete sich der Nebel etwas und sie erblickten Geogreymon. Das riesige Digimon kämpfte gerade mit Greymon und einem anderen Digimon, dass sie nicht kannten. „Was will der denn hier?“ ertönte eine bekannte Stimme. Keru drehte sich um und erkannte Tai. Neben ihm stand Kari, die ihn beruhigen wollte und hinter den beiden stand ein weiteres Mädchen und ein weiterer Junge. Diesen erkannte Keru von seiner Schule. Erschrocken sah er Blackguilmon an. Und Keru fragte sich wieso. Wenn er hier war müsste er den Anblick von Digimon eigentlich gewohnt sein. „Er ist als Freund gekommen.“ erklärte Kari. „Er wird uns helfen.“ Dann wandte sie sich Keru zu. „Hab ich recht?“ Keru war von dieser Frage total überrumpelt, sodass er erst mal nichts sagte. „Pah. Das glaube ich erst wenn ich es sehe.“ schnaubte Tai. Das konnte Keru natürlich nicht auf sich sitzen lassen. „Ach ja? Dann pfeif deinen Schoßdino zurück. Dann zeige ich es dir.“ Tai grummelte etwas unverständliches, dann jedoch rief es sein Greymon zurück. Auch das Mädchen rief ihr Birdramon zurück. Triumphierend brüllte Geogreymon. „Freu dich nicht zu früh. Bereit Blackguilmon?“ fragte Keru. „Ja.“ knurrte dieser. Also zog Keru die Karte durch den Slot. Blackguilmon leuchtete auf und wurde immer größer. Auf seinem Kopf wuchsen zwei Hörner und eine Mähne. Auch aus seinen Unterarmen wuchsen Hörner. Als es aufhörte zu wachsen und das leuchten verschwand, stand an Blackguilmons stelle ein riesiges Blackgrowlmon. Es brüllte vor Wut und stürzte sich auf seinen Gegner. Beide Digimon stürzten in ein Gebäude, welches prompt über ihnen einstürzte. Als sich die beiden Digimon aus den Trümmern erhoben, leuchteten Blackgrowlmons Hörner an den Unterarmen auf und schlug damit zu. Der Schlag zog eine Explosion mit sich und Geogreymon fiel erneut zu Boden. Blackgrowlmon warf sich auf seinen Gegner, doch dieser hob die Beine, fing ihn ab und schleuderte ihn fort. Die beiden Digimon erhoben sich gleichzeitig, doch Geogreymons Angriff war schneller. Geogreymons Megafeuer warf Blackgrowlmon gegen ein weiteres Gebäude, wo es Reglos liegen blieb. Wieder brüllte Geogreymon triumphierend, ehe es auf seinen Gefallenen Gegner zuging um ihn den Gnadenstoß zu geben. Keru hielt bereits eine Power-Option Karte in der Hand, um Blackgrowlmon im Ernstfall zu helfen. Jetzt stand Geogreymon genau über Blackgrowlmon, es öffnete das Maul um ihm den Tödlichen Biss zu verpassen. Doch plötzlich schoss Blackgrowlmon nach oben und Biss stattdessen Geogreymon in den Hals. Dieses brüllte vor Schmerz. Und unter Blackgrowlmons Kiefern zerbarste der Schwarze Ring. Geogreymons vormals leuchtend rote Augen wurden mit einem Mal wieder normal. Dann ließ Blackgrowlmon seinen Gegner los und stieß ihn mit dem Kopf weg. Dann öffnete es sein Maul und legte seine gesamte Kraft in den Finsternisstrahl. Erneut brüllte Geogreymon, ehe es besiegt zu Boden fiel und zurück digitierte. Was Takato jetzt dort liegen sah, verschlug ihm den Atem. „Guilmon!“ rief er und rannte zu seinem Partner. „Ta...ka...to...“ stammelte es bevor es das Bewusstsein verlor. Blackgrowlmon war mittlerweile ebenfalls wieder zurückdigitiert. Dort wo es vorher gestanden hatte, saß nun Blackguilmon und rief: „Keru! Ich hab Hunger.“ Der Baum war zerstört. Und wie bei den letzten malen, erschien das Abbild eines gefangenen Digimons. Doch damit nicht genug. Denn plötzlich bebte die Erde. Riesige Felsbrocken fielen von der Decke der Kammer. „Schnell! Wir müssen hier raus!“ rief Mika Chitu zu, die sich um das verletzte Dorumon kümmerte. Mühsam rappelte es sich auf und versicherte seiner Tamerin, dass es laufen könne. Dennoch fiel es wieder zu Boden. „Leg ihn auf meinen Rücken.“ sagte Blackgarurumon, das angerannt kam. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Chitu stimmte ihm zu und half ihrem Partner auf den Rücken des großen Wolfs. Dann stieg sie selbst auf. Sofort rannte es aus der Kammer. Mika, Youbi und das zurückdigitierte Blackagumon waren bereits auf dem Weg. Ebenso Kazu, Kenta und ihre Digimon. Blackgarurumon überholte sie mit links. Zum Glück passte es ohne Probleme durch den Gang. Als es die anderen Chaostamer erreichte, stiegen auch sie auf seinen Rücken. Und so stürmten sie alle zusammen durch die Pyramide. Immer wieder mussten sie herabstürzenden Felsen ausweichen, oder die Richtung wechseln, weil ein Gang eingestürzt war. Sie begegneten auch einigen Bakemon die Hals über Kopf flohen. Irgendwann sahen sie ein Licht am Ende des Tunnels. Aber sie waren nicht Tod. Jedenfalls noch nicht. Auch dieser Gang wollte gerade einstürzten. Doch Blackgarurumon zerstörte die Felsen mit seinem Gewaltigen Feuer und so schafften sie es aus der Pyramide hinaus. Gerade noch rechtzeitig. Denn als sie am Fuße der Treppe angekommen waren, fiel die große Pyramide komplett in sich zusammen und die Chaostamer und ihre Digimon wurden in eine dicke Staubwolke gehüllt. „Das war knapp.“ stellte Youbi und stieg von Blackgarurumons Rücken. Die anderen folgten ihr und Mikas Partner digitierte wieder zu Blackgaomon. „Hat einer diese beiden Idioten rauskommen sehen?“ fragte es. Die anderen erstarrten. Nein. Hatten sie nicht. „Meinst du etwa, die sind noch da drin?“ fragte Blackagumon beunruhigt. „Na, wohl eher da drunter.“ meinte Dorumon nicht weniger beunruhigt. „Moment. Wollt ihr damit sagen, dass wir gerade zu Mördern geworden sind?“ fragte Chitu. Die anderen gingen nicht darauf ein. An so etwas wollten sie nicht mal denken. „Sollten wir sie nicht suchen und zurückbringen?“ schlug Youbi vor. „Das hat keinen Zweck.“ meinte Blackagumon. „Alles was in der Digiwelt stirbt wird in Daten verwandelt.“ „Und was passiert mit den Daten?“ fragte Mika. „Die Daten der Digimon, die nicht geladen worden sind, kommen in die Stadt des ewigen Anfangs, wo sie Wiedergeboren werden.“ erklärte Blackgaomon. „Und was passiert mit den Menschen?“ fragte Mika. „Ich… ich weiß es nicht.“ gestand Blackgaomon. Gleich nach dem Kampf, gingen Takato nach Hause, um sich um Guilmon zu kümmern. Auch Sora und Byomon verabschiedeten sich von ihnen. „So und jetzt zu dir.“ grollte Tai und schritt auf Keru zu. Blackguilmon wollte Tai gerade anknurren, als sich Kari zwischen Keru und ihren Bruder stellte. Verdutzt hielt das Digimon inne. „Tai, er hat uns gerade geholfen!“ meckerte sie ihren Bruder an. „Das ist mir egal. Er ist einer von denen.“ entgegnete Tai wütend. „Lass ihn Kari.“ sagte Keru ruhig. „Ich mache es ihm einfach und gehe. Komm Blackguilmon.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab. Doch dann packte ihn Kari am Arm. „Warte.“ sagte sie. „Willst du nicht mitkommen und mit uns allen zu Abendessen?“ fragte sie lächelnd. „Was?“ fragten Keru und Tai gleichzeitig. Der Chaostamer wollte ablehnen, doch bei Karis freundlichem Gesichtsausdruck wurde er schwach und sagte zu. Was Tai natürlich nur noch mehr ärgerte. Blackguilmon jedoch hatte schon bei dem Wort „Abendessen“ aufgehört zuzuhören, so hungrig war es. Nun tänzelte es freudestrahlend um die Tamer herum, in Erwartung eines leckeren Essens. Für Tai war das Thema aber noch nicht erledigt. Etwas grober als er eigentlich wollte, nahm er Kari beiseite und redete energisch auf seine kleine Schwester ein. Keru hingegen packte seinen Partner am Arm und führte ihn in die andere Richtung. „Freu dich nicht zu früh.“, sagte Keru. „Noch steht nicht fest, dass wir wirklich etwas zu essen bekommen.“ Blackguilmon ließ enttäuscht die Ohren hängen. „Meinst du wirklich, dass wir nichts bekommen?“, fragte das Digimon. Keru warf einen Blick zu Kari und Tai. Tais Kopf war vor Wut knallrot. Aber er brüllte seine Schwester nicht an, was ihm sichtlich schwerfiel. Kari jedoch blieb stur. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm und schüttelte immer nur energisch den Kopf, woraufhin Tai nur noch wütender zu werden schien. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, dachte Keru grinsend. Und tatsächlich kam Kari nach kurzer Zeit zu ihnen herüber und sagte: „Tai gefällt das zwar überhaupt nicht, aber das Abendessen geht klar. Natürlich nur wenn ihr wollt.“, fügte sie hinzu. Erwartungsvoll starrte Blackguilmon Keru an. Alleine schon wegen diesem Hundeblick konnte er nicht ablehnen. Außerdem wollte er Tai eins Auswischen. Also sagte er: „Abendessen klingt super.“ „Yippie!“, rief Blackguilmon vollführte wieder ein Freudentänzchen. Somit machten sich die drei Tamer und ihre Digimon auf den Weg zu Karis zuhause. Auch wenn es Tai überhaupt nicht in den Kram passte, dass Keru und Blackguilmon dabei waren. Im Großen und Ganzen verlief das Abendessen für Keru recht gut. Karis Mutter hatte ihn sofort ins Herz geschlossen. Ebenso Blackguilmon. Aber Kari vermutete, dass lag nur daran, dass Blackguilmon ihre doch sehr eigentümlichen Rezepte geradezu verschlang. Im wahrsten Sinne. Keru wartete nur darauf, dass sein Partner den gesamten Teller mit fraß. Doch ihr Vater, Tai, Agumon und Gatomon waren ihm gegenüber noch immer misstrauisch. Jeder aus einem anderen Grund. Tai, Agumon und Gatomon misstrauten ihm, weil er zu den Chaostamern gehörte. Ihr Vater jedoch, sah in Keru jemandem, der ihm sein kleines Mädchen wegnehmen wollte. Erstaunlich, dachte Keru, Väter machen sich immer Sorgen um ihre Töchter und hätten es am liebsten, wenn sie niemals erwachsen werden würden. Tai war der erste, der sich verabschiedete. Doch bevor er ging warf er Keru noch einen „Lass-bloß-die-Finger-von-meiner-Schwester“-Blick zu. Gegen Neunzehn Uhr waren Kari und er allein, abgesehen von ihren Digimon. Ihre Eltern waren noch mit ein paar Freunden weggegangen. Als sich auch Keru zum gehen wandte, fragte Kari. „Willst du nicht über Nacht Bleiben?“ Keru blickte sie verdutzt an. „Und was ist mit deinen Eltern?“ fragte er. „Mit denen ist alles geregelt.“ „Echt? Wann?“ „Schon heute Mittag.“ erklärte Kari. „Aber, ich hab gar keine Sachen für ne Übernachtung dabei.“, gab er zu bedenken. Heute Mittag schon? Dann war das ganze hier geplant, dachte sich Keru, bis auf den Digimon Kampf vielleicht. Kari trat näher und begann mit dem Verschluss seiner schwarzen Sweatjacke herumzuspielen. „Ich denke, wir haben alles hier was du brauchst.“, sagte sie verschwörerisch. Keru, der zwar manchmal nicht der schnellste im Kopf war, wusste sofort was sie meinte. Und als ihm das klar wurde, machte sich erneut ein starkes Gefühl der Aufregung in seinem Bauch breit. „Und was ist mit Blackguilmon und Gatomon?“ fragte er. „Wir haben ein sehr gemütliches Sofa.“ antwortete sie. Keru sah zu dem Sofa. Es war zwar groß genug für Blackguilmon, aber er bezweifelte, dass es sein Gewicht tragen konnte. „Ich kann auch auf dem Boden schlafen.“ sagte Blackguilmon. Er verstand zwar nicht was Keru und Kari vorhatten, aber er wollte keine Unannehmlichkeiten bereiten. Die beiden Tamer sahen sich an. „Na dann wär ja alles geklärt.“ sagte Kari. Es dauerte nicht lange und die beiden Tamer waren in Karis Zimmer verschwunden und die Türe verschlossen. Unterdessen ging Blackguilmon zum Sofa um sich Schlafen zulegen. Er hatte sich noch nicht mal ganz daraufgesetzt, als es auch schon gefährlich knarzte. „Wenn das Sofa zu Bruch geht, kratzt ich dir die Augen aus.“ fauchte Gatomon bissig. Die Drohung zog. Denn er sprang sofort wieder auf und rollte sich um den kleinen Wohnzimmertisch zusammen. Der Kampf hatte ihn sehr erschöpft, daher schlief er sofort ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)