Oberkommissar Ricky von aerzte ================================================================================ Kapitel 2: Unentdeckte Liebe … bis zum Tod ------------------------------------------ Der Gedanke, vierundzwanzig Stunden auf eine Antwort warten zu müssen, war schier unerträglich. Ricky fragte sich, ob was passiert sei. Er wusste, dass sie sich mal verspätete oder sich nicht meldete, weil sich fast nie Guthaben auf ihrem Handy befand, aber so lange hatte sie ihn noch nie warten lassen. Da stimmt was nicht? Da musste was passiert sein, das spür‘ ich förmlich. Er hatte sie im Kindergarten kennen gelernt. Seither waren sie die besten Freunde und gingen durch dick und dünn. Sie hatten zusammen schöne aber tragische Erlebnisse miteinander geteilt. Vom gemeinsamen Schulabschluss bis zum Tod des an Krebs erkrankten Vaters von Sally. In der Zeit der Trauer lebte Ricky bei ihr um Tag und Nacht bei der Familie sein zu können und ihnen bei zu stehen. Er entschied sich seine Freundin noch ein letztes Mal anzurufen. Im Telefonbuch scrollte er bis zu ihrem Eintrag ‚ Sally (Schatz)‘ herunter und betätigte den ‚Anrufen‘-Button auf seinem Smartphone. Tuut… tuut… tuut… »Mensch, jetzt geh doch endlich an dein Handy.« Er ließ es bis zum Ertönen der Mailbox klingeln. »Ihr gewünschter Gespr…« Ricky ließ die Maschinenstimme nicht ausreden und legte auf. Sofort zog er sich seinen gefütterten schwarzen Gothicmantel über und machte sich auf den Weg zu ihr. Der strahlend blaue Himmel zeugte, trotz der Kälte, von einem wunderschönen Tag. Während der frisch beförderte Oberkommissar sich eine Zigarette anzündete, um sich von der ganzen Aufregung zu beruhigen, fuhr mit rasender Geschwindigkeit ein metallic gelb lackierter Sportwagen an ihm vorbei und wurde prompt von einer dort stehenden Blitzanlage erfasst. Das geschah dem Kerl ganz Recht. Fuhr wie ein Bekloppter und erkannte nicht die Gefahren, die er damit verursachte, dachte Ricky verärgert aber dennoch zufrieden. Genüsslich nahm Ricky einen tiefen Zug von seiner Kippe. Man sah richtig wie der Glimmstängel mit jedem Aufglühen, kürzer und kürzer wurde. »Schade da so eine Zigarette nur fünf Minuten anhält.«, bemerkte er beiläufig und sang grinsend die Textstelle von ‚Monsters of Liedermaching‘: » Ich wünschte meine Kippe wär‘ vier Meter lang.« Nach etwa zwei weiteren Zigaretten, circa einer halben Stunde und ein paar Kilometern, Ricky konnte nicht sagen wie viele es waren, sah er schon aus der Ferne, dass etwas auf der Straße lag. Zuerst dachte er, es sei eine Puppe, doch dafür war es zu groß. Bei genauerem Hinsehen jedoch, erkannte er, was es war. Ein menschlicher Frauenkörper. Er rannte zu der Unglückstelle und als er die Person erkannte, drehte er sich um, beugte sich vor und erbrach in den Straßengraben. Die Frau, die reglos, mit schmerzverzerrtem Gesicht, zu ihm hochblickte, war seine Freundin. Er sah, dass ihr Gesicht blutverschmiert war und am Kopf klaffte eine große, tiefe Platzwunde. Ihre eigentlichen langen blonden Haare hatten, vom Blut in dem sie lag, rote Strähnen. Er musterte Sally von oben bis unten und bemerkte das verdrehte rechte Bein, wo ein Knochen herausstach und die Schiefstellung anderer Körperteile. Ricky sah so was zwar öfters, aber es war doch schon ein Unterschied, ob es eine fremde Person war, oder jemand, den man schon sein ganzes Leben lang kannte. Vor Angst stockte ihm der Atem. Er wusste nicht was bei dieser Art von Verletzungen zu tun war, die er bei ihr, auf Verdacht, feststellen konnte. Aus diesem Grund veränderte er ihre Position nicht, da sie allem Anschein nach, so am wenigsten Schmerzen verspürte und rief den Krankenwagen: »Bitte kommen sie schnell! Auf der B208, Richtung Garryville ist eine Frau verunglückt. Mehrere offene Frakturen, bewusstlos aber ansprechbar, Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma.« Dann fiel ihm plötzlich ein was so merkwürdig an dem Sportwagen war. Am rechten Kotflügel sah er aus dem Augenwinkel eine große Beule. »Verständigen Sie ebenfalls die Kollegen der Polizei. Wahrscheinlich wurde Fahrerflucht begangen. Das verdächtige Fahrzeug ist ein gelber Sportwagen. Kennzeichen habe ich nicht, aber der Fahrer wurde geblitzt.«, fügte er hinzu. Ricky legte auf, legte das Handy neben sich und kniete neben seine Freundin. Er sah eindeutig mehrere Knochen, die gebrochen waren. Aus ihrer Nase lief Blut, welches den Beton rot punktierte. Wahrscheinlich hatte sie auch noch schwere innere Blutungen. »Hey, Schatz… I-ist das nicht ein schöner Tag?«, sagte sie mit zittriger Stimme, Blut quoll aus ihrem Mund während sie sprach. Sally versuchte zu lächeln, doch es schmerzte zu sehr. »Sag nichts. Das strengt nur zu sehr an. Ich bin bei dir.«, sagte Ricky mit beruhigender, aber besorgter Stimme, während er sie in seinen Armen hielt. »Ich muss dir was sagen. Habe es schon viel zu lange vor dir verborgen. Ich traute mich nur nie es dir zu sagen. Ich habe mich in dich verliebt. Sally, ich liebe dich. Ich möchte mit dir zusammen sein.« Wann kommt endlich dieser Krankenwagen?, dachte Ricky und sah unauffällig auf seine Armbanduhr. Sie öffnete den Mund, wollte was sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Sie schaute ihn verliebt an und lächelte. Dann sah Ricky nur noch diesen leeren Blick, den Tote bekamen, wenn das Lebenslicht erlosch. Sie war glücklich als sie starb. Er wusste jetzt, dass sie ihn ebenfalls liebte. In Tränen aufgelöst, schrie er voll Schmerz und Wut in den Himmel: »Warum nimmst immer nur die Menschen, die am wenigsten für das Unglück dieser Welt können? Warum musste sie Sterben und den Fahrer des Wagens lässt du am Leben? Ist das gerecht? Aber dieser Kerl wird dafür bezahlen. Nicht nur mit Geld für sein Knöllchen! Das schwöre ich bei Gott! « ~-----------------------------------------------------------------------------------------------------~ Um evtl. Missverständnisse zu klären, hier eine Erklärung was ich mit "durch dick und dünn" meinte: Der Sachverhalt, dass sie beide beste Freunde waren und sich seit dem Kindergarten kannten ("Er hatte sie im Kindergarten kennen gelernt. Seither waren sie die besten Freunde und gingen durch dick und dünn.") zeugt von einer engen Bindung zueinander. Ich wollte damit die Freundschaft untermauern und so den Verlust beschreiben, den Ricky, durch den Tod von Sally, erlitten hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)