Um Himmels Willen! von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 8: In der Uni Part I ---------------------------- Mit meinen Flügeln hätte ich da ohnehin nicht reingepasst, da hat Ryuk es schon wesentlich leichter, kann der doch nur mit einem Gedanken dafür sorgen, dass man ihn weder sehen, noch anfassen kann. Ich beherrsche leider nur ersteres und das auch nur, solange ich mich wirklich darauf konzentriere, und die Gefahr, dass ich versehentlich diesen Schutz aufgebe, oder Menschen anremple, ist mir einfach zu groß. Da genieße ich lieber meine Bewegungsfreiheit und das Gefühl des Fliegens, und flattere entspannt über dem Bus, der sich langsam durch den Verkehr kämpft. Muskelkater habe ich glücklicherweise keinen, anscheinend verfügt mein Körper trotz all seiner Menschlichkeit doch über ausreichend Heilkräfte, um mir zumindest dieses Leiden zu ersparen. Mit meinem Magen sieht das schon anders aus, ich brauche wirklich dringend was zu essen, wobei sich mir der Sinn hierfür komplett entzieht, warum sollte ich essen müssen, wenn ich ja doch nicht verhungern kann? Oder vielleicht muss ich das gar nicht, vielleicht ist das auch einfach eine Erinnerung meines Körpers? Aber es fühlt sich so verdammt echt an und ich gehe jede Wette ein, mit einem Stück Kuchen könnte ich mich auch gleich besser auf meine Mission konzentrieren! Eigentlich kenne ich den Weg zur Universität von hier aus. Ich könnte doch schnell einen Abstecher zu einer Bäckerei machen und mir eine Kleinigkeit gönnen? Das merkt bestimmt keiner… Eine halbe Stunde später stehe ich schließlich auf dem Campus und versuche mich an Lights Stundenplan zu erinnern. Das mit dem Kuchen hat leider mehr schlecht als recht geklappt, es waren einfach viel zu viele Menschen in der Bäckerei und ich hatte weder genügend Platz um mich einigermaßen sicher zu bewegen, noch konnte ich irgendeine ruhige Ecke finden, in der ich einigermaßen unbeobachtet gewesen wäre, und so ein in der Luft schwebendes Kuchenstück würde nun mal zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ich war kurz vorm Verzweifeln! Allerdings kam dann zum Glück einer der Bäcker mit einem Blech voller Erdbeerteilchen mit Puddingfüllung an meinem Standort vorbei und ich habe es gerade so geschafft mir eines der Dinger herunter zu fischen und dann in Rekordzeit zu verschlingen. Jetzt habe ich Bauchweh. Wo gibt’s denn so was? Ein Engel mit Bauchschmerzen… Lächerlich… Ah! Latein! Wusste ich es doch, dass Zucker mir sogar in diesem Körper weiterhelfen kann, auch wenn ich noch lange nicht auf dem Pegel bin, den ich sonst zum Denken brauche, aber da fällt mir schon noch was ein. Relativ entspannt laufe ich zu einer der großen, glücklicherweise offenstehenden Doppeltüren und schlüpfe ins Innere des Gebäudes. Es sind zwar nicht mehr viele Studenten auf den Gängen unterwegs, aber ich halte es trotzdem für besser, wenn ich mich so klein und schmal wie möglich mache, ich habe immer noch kein Gefühl dafür wie viel Platz ich tatsächlich brauche so lange ich unsichtbar bin. Ich kann mich noch gut erinnern wo ich den Kursraum finde in den ich jetzt muss, allerdings sollte ich mich beeilen, wenn die Türe erst mal zu ist, habe ich ein Problem. Doch ich habe mal wieder Glück. Ich komme fast gleichzeitig mit dem Lateindozenten am Kursraum an und schaffe es gerade noch, mich vor ihm durch die Türe zu quetschen. Der Hörsaal ist einer dieser Räume, die nach hinten höher werden und in dem die Studenten in mehreren Reihen übereinander sitzen. Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick und entdecke Light ziemlich in der Mitte des Saales. Etwas weiter rechts neben ihm sitzt ein recht hübsches Mädchen mit langen dunklen Haaren, der Platz links ist frei. Ryuk habe ich auch relativ schnell entdeckt, der wandert ziellos durch die Stuhlreihen und langweilt sich offensichtlich schon jetzt. Ich frage mich, ob er mich sehen kann, auch wenn ich eigentlich unsichtbar bin. Und wenn ja, wird er Light dann verraten, dass ich hier bin? Unschlüssig bleibe ich erst mal stehen und warte. Es vergehen gute fünfzehn Minuten, ohne dass der Shinigami mich auch nur eines Blickes würdigt, obwohl er mindestens drei Mal etwa in meine Richtung gesehen hat, ich schließe daraus, dass ich wohl auch für ihn nicht sichtbar bin. Gut so. Zum Glück habe ich hier im Eingangsbereich genügend Platz um meine Flügel auszubreiten, so muss ich nicht über die Tische klettern um zu Light zu kommen. Schwungvoll stoße ich mich ab und lande schon Sekunden später zu seiner Linken. Auf die Bank neben ihn kann ich mich leider nicht setzen, da ich sonst nicht wüsste wohin mit meinen Flügeln, aber zwischen dem Tisch und der nächsten Bank vor mir ist genügend Platz und so lasse ich mich mit dem Rücken zur Tafel auf der Tischfläche nieder, platziere meine Schwingen so, dass sie niemandem und am wenigsten mir selbst im Weg sind und sehe nach, was Light denn gerade so treibt. Der sitzt mit dem Kinn in seine Handfläche gestützt ruhig auf seinem Platz und träumt vor sich hin. Zumindest vermute ich das bei seinem Blick, wobei man das bei ihm nie genau sagen kann. Jetzt kommt Bewegung in den jungen Mann. Entspannt beugt er sich zur Seite, öffnet seine braune Ledertasche und holt… …das Death Note heraus. Spinnt der??? Mitten in der Öffentlichkeit? Bloß weil er denkt, dass er vor mir nichts mehr zu befürchten hat, kann er doch jetzt nicht…! Na warte Bürschchen, so geht´s nicht! Anscheinend will er jetzt das nachholen, wovon ich ihn gestern Abend abgehalten habe, und da er befürchten muss, dass ich, sobald er wieder zu Hause ist, wieder versuchen werde ihn in seinem Plan zu behindern, verlegt er sich nun auf eine Zeit in der er denkt, dass er Ruhe vor mir hat. Aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Ich warte darauf, dass er das Buch aufschlägt und während er sich ein weiteres Mal zu seiner Tasche beugt um einen Stift herauszuholen, steige ich mit beiden Füßen auf die Tischplatte und lasse mich direkt vor ihm in die Hocke sinken. Das ist gerade ein ziemlicher Balanceakt, da ich ihn nach Möglichkeit noch nicht berühren möchte und auch vermeiden will, dass er mich sonst irgendwie wahrnimmt, aber er ist gerade so abgelenkt mit sich und seinen Gedanken, dass ich meinen Plan fast mühelos in die Tat umsetzen kann. Dann ist mein großer Moment gekommen. Mit sich und der Welt offensichtlich mehr als zufrieden richtet Light sich wieder auf und will sich gerade nach vorne über sein Notizbuch beugen, als ich in Aktion trete. Ich kann nicht verhindern, dass sich ein fieses Grinsen über mein Gesicht legt, aber da ich für niemanden sichtbar bin spielt es ohnehin keine Rolle. Ich hebe meine Hände und lege sie vorsichtig, nicht fester als ein Windhauch, aber für ihn trotzdem gut spürbar, auf seine Wangen und halte seinen Kopf, während ich ihm lächelnd in die Augen sehe. Zu Tode erschrocken quietsch Light auf und macht einen Satz nach hinten, wird aber sofort von dem Tisch in seinem Rücken aufgehalten. Panisch sucht er die Luft vor sich ab, kann aber natürlich nichts erkennen und ich muss mir die Hand vor den Mund halten um nicht loszukichern. „Ist alles in Ordnung Herr Yagami?“, fragt der Lehrer irritiert, der kann sich natürlich absolut keinen Reim darauf machen, was denn plötzlich in seinen Lieblingsstudenten gefahren ist. Keuchend versucht Light sein Gesicht und seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, die Panik auf seinen Zügen reizt mich immer mehr zum Lachen. „Nein, nein, alles in Ordnung! Es tut mir leid, ich wollte sie nicht unterbrechen!“, entschuldigt er sich, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hat. Zu seinem Glück lässt der Lehrer es dabei bewenden. Unsicher lehnt er sich zurück so weit er kann und sucht, so unauffällig wie es ihm möglich ist, mit den Augen nach mir. Würde er seine Hände benutzen hätte er sicherlich mehr Erfolg, aber wie würde das denn aussehen, wenn Light Yagami, Spitzenstudent und Schwarm aller Mädchen anfangen würde, mitten in einer Vorlesung wie wild in der Luft herumzufuchteln? Wenn ich nicht bald aufhöre darüber nachzudenken platze ich vor Lachen! Jetzt wird es Zeit für Teil zwei meines Plans. Langsam beuge ich mich nach vorne um nicht versehentlich gegen seinen Kopf zu stoßen, lege ihm sachte die Hände auf die Schultern und bringe meine Lippen ganz nahe an sein Ohr. Ich höre wie er scharf Luft zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen einzieht bevor er es verhindern kann, und wenn ich mich konzentriere, kann ich sogar seinen Herzschlag hören. Wenn ich so weiter mache, kriegt er ganz sicher einen Kreislaufkollaps der Arme, fast habe ich sogar ein bisschen Mitleid. Aber dann fällt mir wieder ein was er gerade versucht hat zu tun und schon ist jedes Fitzelchen Mitleid verschwunden. Vorsichtig schiebe ich mich noch etwas näher, ich muss schließlich richtig leise flüstern, es soll mich niemand außer Light hören können. Nach einem letzten tiefen Atemzug flüstere ich ihm meine Botschaft ins Ohr. „Light, ich habe Neuigkeiten für dich.“ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)