Warrior Cats - Donner im Sturm von TakeruHideaki ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein fast wolkenloser Himmel und Sonnenhoch stand kurz bevor und es wehte ein leichter Wind. Schon jetzt brannte die Hitze auf das Fell des schwarzen, dunkelgrau getigerten Katers. Doch er ignorierte die Hitze. Lautlos schlich er über den Boden der Hochebene. Die Augen auf ein Kaninchen gerichtet. Plötzlich horchte das Tier auf. Im selben Moment sprang der Kater auf seine Beute und tötete sie schnell mit einem Nackenbiss. Zufrieden mit sich vergrub er seine Beute, um sie später abzuholen. Schattenpfote war froh, dass sein Mentor Blitzstreif ihn in diesen Teil des Territoriums zur Beurteilung geschickt hat. Hier gab es eine Menge Beute. Plötzlich drehte der Wind die Richtung und ein intensiver Geruch stieg ihm in die Nase. Der Geruch kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er konnte sich nicht daran erinnern woher. Dann fiel es ihm wieder ein: DonnerClan. Noch einmal prüfte Schattenpfote die Luft. Er konnte die Gerüche von vier Katzen ausmachen. Definitiv zu viel für ihn allein. Also schlich er davon, um seinen Clan zu warnen. Als Schattenpfote einen sicheren Abstand zu den feindlichen Kriegern gewonnen hatte, verließ er seine Deckung und rannte los. „Schattenpfote! Was ist los?“, hörte der Schüler ein Stimme hinter sich. Er hielt an und drehte sich um. Es war Schwarzfleck, der zweite Anführer des WindClans. Ein rein weißer Kater mit einem kleinen schwarzen Fleck um sein linkes Auge. Neben dem zweiten Anführer stand Wirbelwind, eine Schildpattfarbene Kätzin und sah ihn grimmig an. Was ihn nicht weiter wunderte, da dies ihr Standartblick war. Schattenpfote glaubte, er hatte sie noch nie lächeln gesehen. „DonnerClan.“, Berichtete der Schüler. „Auf unserem Territorium.“ Der zweite Anführer riss die Augen auf. „Wie viele?“, fragte er. „Vier Stück.“, antwortete Schattenpfote. „Zeig uns wo.“, befahl Schwarzfleck. Der junge Kater nickte und rannte voraus zu der Stelle, wo er die Krieger gerochen hatte. Die beiden erfahrenen Krieger direkt hinter ihm. Schließlich erreichten sie den Ort, wo Schattenpfote das Kaninchen erlegt hatte. Der Geruch der feindlichen Krieger lag noch immer in der Luft. Als Wirbelwind den Geruch aufnahm, fing sie an zu knurren. „Ich erkenne Rotpelz.“ Schattenpfote war entsetzt. Was machte der zweite Anführer des DonnerClans auf ihrem Territorium? „Die beiden anderen erkenne ich auch. Sie sind erst vor kurzem Krieger geworden. Der vierte ist vermutlich nur ein Schüler.“, meinte Schwarzfleck. „Dann stehen unsere Chancen ja gar nicht so schlecht.“, stellte Wirbelwind fest. Schwarzfleck nickte. Dann wandte er sich Schattenpfote zu. „Bist du bereit?“, fragte er. Der Schüler nickte. Lautlos schlichen die drei WindClan Katzen auf die feindlichen Krieger zu. Von einer kleinen Anhöhe aus konnten sie die DonnerClan Katzen sehen. Sie versuchten sich gerade daran, einem Kaninchen hinterher zu jagen. Es waren sehr jämmerliche Versuche. Die Kaninchen waren einfach zu schnell für so unerprobte Jäger. Dann gab Schwarzfleck das Zeichen zum Angriff. Während sie die Anhöhe hinab rannten gaben sie keinen Laut von sich. Erst als sich Schwarzfleck auf Rotpelz stürzte, ließen die WindClan Katzen ihr Kampfgeschrei ertönen. Der DonnerClan Schüler hat sich dadurch so sehr erschreckt, dass er direkt Reißaus nahm und in den Wald floh. Wirbelwind warf einen getigerten DonnerClan Krieger zu Boden und zerkratzte ihm fauchend das Gesicht. Der Krieger jaulte vor Schmerz und versuchte sich zu befreien. Schattenpfote sprang währenddessen dem letzten Krieger auf den Rücken und verbiss sich in dessen Nacken. Der Krieger schaffte es jedoch, Schattenpfote abzuschütteln und ihn zu Boden zu werfen. Der Krieger glaubte, nun hätte er leichtes Spiel, doch als er sich über Schattenpfote beugte, um ihm die Kehle aufzureißen, zerkratze der Schüler ihm den ungeschützten Bauch mit den Hinterpfoten. Der Krieger schrie auf und ließ von dem Schüler ab. Sofort sprang Schattenpfote auf die Pfoten und stürzte sich seinerseits auf die Kehle seines Gegners. Doch bevor er ihn erreichte, nahm auch dieser Krieger Reißaus und floh. Schattenpfote sah sich sofort nach seinen Kameraden um. Auch Wirbelwind hatte ihren Gegner bereits in die Flucht geschlagen. Und Rotpelz zog sich ebenfalls zurück, als er feststellen musste, dass man ihn im Stich gelassen hatte. Wirbelwind wollte ihm schon hinterher rennen, doch Schwarzfleck hielt sie zurück. „Lass ihn. Der DonnerClan wird es sich nun zweimal überlegen, ob er einfach so unser Territorium betritt.“, Dann wandte er sich Schattenpfote zu. „Du hast gut gekämpft, junger Krieger.“ „Danke Schwarzfleck.“, erwiderte der Schüler. „Wirst du nicht gerade beurteilt?“, wollte der zweite Anführer wissen. Schattenpfote riss die Augen auf. Die Beurteilung hatte er total vergessen. Schwarzfleck sah dies und sagte: „Geh, mein Junge. Auf das du viel Frischbeute mitbringst.“ Schattenpfote nickte. „Ja Schwarzfleck.“, sagte er, drehte sich um und ging weiter auf Beutesuche. Als Finn an diesem Tag erwachte, hatte die Sonne ihren Höhepunkt schon überschritten. Die kleine Kätzin gähnte einmal herzhaft und räkelte sich in ihrem Körbchen. Dann sah sie sich um, ob das Menschenmädchen im Zimmer war. Erleichtert atmete sie auf. Das Kind war noch nicht wieder da, also konnte sie zur Abwechslung die Gegend ohne komische Fetzten am Körper erkunden, die sie ohnehin schon seit einiger Zeit nervten. Langsam stand sie auf und streckte sich außerhalb des Körbchens noch einmal, bevor sie zur Katzenklappe der Hintertür schlenderte. Sie genoss es endlich mal wieder in Ruhe die Sonnenstrahlen auf ihr Fell scheinen zu lassen, ohne dass ihr Zweibeiner in der Nähe war. So sprang sie vergnügt durch das Gras bis zum Zaun hinauf, der ihr Territorium markierte. Finns Menschen waren wohl etwas besonderes, denn der Zaun hier war ein ganzes Stück höher als die anderen in der Nachbarschaft. Nur mit Mühe erreichte sie ihren Aussichtsposten, wo sie sich gern den Wind ins Gesicht wehen ließ und die Aussicht zum Wald und zum See genoss. Seit sie beides zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie sich gefragt wie es dort wohl aussehen mag. Aber sie hatte sich nie getraut dort hinzugehen. Schließlich waren der See und der Wald daneben soweit entfernt. Doch heute gab sich gab sie sich einen Ruck und sprang in den Nachbargarten. Sie wunderte sich, wie anders das doch alles aussah. Das Gras sah nicht nur grüner aus, es war auch merkwürdig kurz geschnitten. Und zwar überall gleichlang. Außerdem rankten sich an langen Stäben komische Pflanzen herum, bei dessen Geruch Finn die Nase rümpfte. Es stank wirklich abartig für eine Blume die so an sich recht hübsch aussah. Dennoch fand sie dies alles so neugierig, dass sie sich weiter schlich, ohne darauf zu achten wo sie eigentlich hin ging. Als Hauskätzchen war sie es nicht gewohnt, dass etwas gefährlich werden konnte. Darum war der Schreck umso größer, als die mutige Katze direkt an der Terrassentür vorbei ging und ein großer Hund sie wütend an knurrte. Wie ein geölter Blitz schnellte sie mit gesträubtem Fell auf die nächstbeste Mauer, um von diesem Ungetüm wegzukommen. Zu ihrem Glück war der Hund im Haus eingesperrt und konnte Finn bei bestem Willen nichts anhaben. Als auch sie das registrierte entspannte sie sich wieder und sah von der Mauer zu dem bellenden Tier herüber. Nach einer kurzen Putzpause entschied sie ihren Spaziergang fortzusetzen, aber ab jetzt wollte sie nur noch die Zäune benutzen, damit ihr eine solche Situation nicht noch einmal passierte. Während sie so über die Holzzäune ging, traf sie noch gut zwei Mal auf Hunde. Beide liefen frei im Garten herum. Der eine war zu klein, als das er Finn hätte erreichen können. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, wie ein verrückter am Zaun hochzuspringen. Finn bedachte ihn mit einem kalten Blick, wie ihn nur eine Katze kann und ging weiter. Der zweite Hund. Und er konnte verdammt hoch springen. Beinahe hätte er Finns Pfote zu fassen bekommen. Finn jedoch, fiel vor Schreck vom Zaun in den anderen Garten. Auf der anderen Seite des Zauns bellte der Hund, wütend über den Verlust seiner Beute. Als sich Finn von dem Schrecken erholt hatte, sah sie sich in dem Garten um, in dem sie gelandet war. Auch hier war der Rasen sehr gepflegt. Finn gegenüber befand sich das Haus der hiesigen Hausleute. An dem Zaunabschnitt zu Finns rechten waren Blumenbeete eingepflanzt. Diese Beete zogen sich auch noch ein Stück in den Zaunabschnitt, an dem sich Finn befand. An dem Zaunabschnitt zu ihrer linken waren diverse Sträucher eingepflanzt. Vereinzelt wuchsen in dem Garten auch Bäume. Insgesamt drei an der Zahl. Schnurstracks marschierte die Katze auf die Blumen zu, angezogen von dem betörenden Duft. Während sie so an den Blüten schnüffelte, vergaß sie die Welt um sich herum. „Verschwinde von hier!“, fauchte jemand hinter ihr. Wie von der Hornisse gestochen wirbelte sie herum. Vor ihr stand eine andere Katze, die sie aus gelben Augen hasserfüllt ansah. Ihr braungetigertes Fell am Rücken gesträubt. „Warum sollte ich?“, fragte Finn kühn. Wieder fauchte die Fremde und kam einen Schritt näher. Dabei sah Finn die ausgefahrenen Krallen der Katze. „Weil dieser Garten MEIN Territorium ist!“, erklärte die Fremde und kam einen weiteren Schritt auf Finn zu. Die junge Katze wich zurück. Diese Fremde war bereit zu Kämpfen und darauf legte es Finn nicht an. Schließlich hatte sie es hier mit einer ausgewachsenen Katze zu tun. Finn wollte etwas erwidern, doch die äußere Erscheinung dieser Katze war ziemlich einschüchternd. Also machte sie auf dem Absatz kehrt, sprang über den Zaun und lief davon. „Ja, lauf nur davon kleines Hauskätzchen!“, rief ihr die Katze hinterher. Finn verstand nicht, warum diese Katze sie Hauskätzchen nannte. Aber es war ihr im Moment auch egal. Sie wollte erst einmal nur weg. Sie achtete noch nicht mal darauf wo sie hinlief. Sie wusste nur, dass es hier verdammt viele Zäune gab. „Hey, Finn! Was ist denn mit dir los?“, rief ihr jemand zu. Finn stoppte so abrupt, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren und zu Boden gestürzt wäre. Sobald sie sich wieder gefangen hatte, sah sie sich nach dem Besitzer der Stimme umsah. Es war Bennie. Einer ihrer besten Freunde. Sie hatte ihn vor einem Monat beim Herumstreunen kennengelernt. Die beiden hatten sich auf Anhieb verstanden und stromerten seither meistens gemeinsam herum. Während ihrer Flucht war Finn anscheinend Schnurrstracks in seinen Garten gerannt. Nun saß er nur wenige Meter von ihr entfernt im Rasen. „Jetzt sag schon.“, begann Bennie. „Warum rennst du durch die Gegend, als hätte dich eine Tarantel gestochen?“ Finn wollte sich vor Bennie keine Blöße geben, also sagte sie: „Ach, gar nichts.“ Bennie runzelte die Stirn. „Du rennst also einfach so durch die Gegend, weil du gerade Lust dazu hattest?“, er war skeptisch. „Ja.“, antwortete sie ein wenig zu hastig. Dies machte Bennie nur noch skeptischer. Er stand auf und ging auf seine Freundin zu. „Bist du ganz sicher, dass du mir nicht etwas sagen möchtest?“, fragte er. Finn überlegte kurz, ob sie Bennie erzählen sollte was passiert war. Doch dann fragte dieser: „Hat es was mit einer braun getigerten Katze zu tun? Gelbe Augen? Sehr territorial?“ Finn riss die Augen auf. „Woher weißt du das?“ „So ziemlich jeder hier hatte schon mit ihr zu tun. Du glaubst gar nicht wie viele schon durch den Garten geflohen sind.“ „So viele?“, wollte Finn wissen. „Ach, noch viel mehr.“, sagte Bennie. „Der alte Leon meinte, dass diese Kätzin mal eine Wildkatze war.“ Bei diesen Worten zuckten Finns Ohren aufmerksam. „Was hast du gerade gesagt?“, wollte sie wissen. Bennie sah sie verdutzt an. „Was meinst du? Das mit der Wildkatze?“ „Ja, genau das. Woher weiß der alte Leon das?“, Noch nie in ihrem Leben war Finn so aufgeregt gewesen. Wenn diese Katze wirklich aus der Wildnis kam, musste Finn sie unbedingt kennenlernen. Bennie erriet was in Finn vor sich ging. „Oh nein, das wirst du nicht tun.“ „Was denn?“, Finn setzte ihre Unschuldsmiene auf. „Du wirst nicht zu dieser Katze gehen. Die zerreißt dich in der Luft, wenn sie dich noch mal in ihrem Garten findet.“ „Woher willst du das wissen?“ „Erinnerst du dich an Nick?“ „Du meinst den Kater mit dem halben Gesicht und dem verkrüppelten Hinterlauf?“ „Eben jenen.“ antwortete Bennie. „Jetzt rat mal wer dafür verantwortlich ist.“ Finn erschrak. „Du meinst…?“ Bennie nickte. „Er hat nur überlebt, weil die Hausleute dieser Katze ihn gerettet haben.“ Finn schluckte. Sie hatte schon viel über die Wildheit dieser frei lebenden Katzen gehört. Doch das übertraf alles. „Versprich mir, dass du nicht noch einmal zu ihr gehen wirst.“ verlangte Bennie. „Gut ich verspreche es.“ sagte Finn, doch in Wahrheit hatte sie bereits den Entschluss gefasst, am nächsten Tag wieder diese Katze aufzusuchen. Sie musste unbedingt mehr über die Wildnis erfahren. Kapitel 2: ----------- An diesem Abend versammelten sich alle Katzen des WindClans auf Geheiß ihres Anführers Wüstenstern vor dessen Bau, der aus mehreren Dornengestrüppen bestand, die so angereiht waren, dass sie in der Mitte eine Höhle bildeten. Schwarzfleck hatte ihm von dem Angriff auf die DonnerClan-Krieger erzählt und wie tapfer Schattenpfote gekämpft hatte. Nach der Nachricht von Blitzstreif, dass der Schüler auch die Beurteilung bestanden hatte, hatte der Anführer beschlossen, ihn zum Krieger zu ernennen. Nun saß Schattenpfote aufgeregt vor dem Geröllhaufen. Hinter ihm alle Katzen des WindClans, die alt genug waren, um selbst Beute zu machen. Vor ihm stand Wüstenstern, ein großer sandfarbener Kater. Daneben saßen der zweite Anführer Schwarzfleck und Schattenpfotes Mentor Blitzstreif. Als endlich Ruhe im Clan eingekehrt war, sprach Wüstenstern: „Schattenpfote, du hast heute tapfer gegen den DonnerClan gekämpft, um unsere Heimat zu verteidigen. Außerdem hast du bei der Beurteilung die meiste Frischbeute erlegt. Daher habe ich beschlossen, dir nun deinen Kriegernamen zu geben.“, dann wandte er seinen Blick gen Himmel, wo bereits die ersten Sterne zu sehen waren, „Ich, Wüstenstern, Anführer des WindClans, rufe meine Kriegerahnen an, sich diesen Schüler anzusehen. Er hat hart gearbeitet, euer edles Gesetz zu erlernen. Der SternenClan möge ihn als Krieger willkommen heißen.“ Nun wandte sich der Anführer wieder an Schattenpfote: „Schattenpfote, versprichst du, dass Gesetz der Krieger zu Ehren und diesen Clan zu beschützen, selbst wenn es dich dein Leben kostet?“ „Ja, ich verspreche es.“, antwortete Schattenpfote. „Dann gebe ich dir nun, mit des SternenClans Hilfe, deinen Kriegernamen.“, fuhr Wüstenstern fort, „Von nun an sollst du Schattenklaue heißen. Der SternenClan ehrt dich für deine Schläue und deine Schnelligkeit und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im WindClan willkommen.“ Daraufhin traten die beiden Katzen aufeinander zu. Der Anführer berührte den jungen Krieger mit der Nase an dessen Stirn und Schattenklaue leckte Wüstenstern respektvoll über die Schulter. Zum Schluss erklärte der Anführer noch: „Schattenklaue, du wirst heute Nacht schweigend Wache halten. Auf das der WindClan ruhig schlafen kann unter deiner Obhut.“ Mit diesen Worten war die Zeremonie beendet und die Katzen des WindClans traten auf Schattenklaue zu, gratulierten ihm und riefen lauthals seinen neuen Namen. Schattenklaue bedankte sich bei allen mit einem Nicken, da er von nun an, bis zum Sonnenaufgang schweigen musste. Alle Katzen lachten und waren fröhlich, aufgrund der Tatsache, dass es nun einen weiteren Krieger unter ihnen gab. Einzig und allein Wirbelwind blieb ernst. Es hätte den jungen Kater auch gewundert, wenn dem nicht so wäre. So war sie halt. Nicht jeder kam damit klar, aber alle akzeptierten dies und nahmen sie so hin wie sie war. Die allgemeine Aufregung legte sich ziemlich schnell. Schattenklaue war insgeheim froh darüber, dass die Katzen des WindClans so schnell schlafen gegangen waren. Zu groß war die Versuchung, allen seine Freude lauthals mitzuteilen. Nun stellte er sich auf eine Anhöhe, von wo aus er das gesamte Lager im Blick hatte. Am nächsten Tag wachte Finn früh auf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, was bedeutete, dass das Junge der Hausleute noch schlief. Dies war ihr nur recht. Denn bei ihrem Vorhaben, diese Waldkatze erneut aufzusuchen, wollte sie nicht aufgehalten werden. Doch das erste Hindernis wartete schon am Ausgang des Baus des Jungen. Der Ausgang war verschlossen. Davor war dieses große weiße Holzbrett, womit die Hausleute immer die Durchgänge versperrten. Finn setzte sich davor und überlegte, was sie jetzt tun konnte. Dann fiel ihr Blick auf einen Hebel an diesem Brett. Finn hatte schon oft beobachtet, wie ihre Hausleute diese Hebel nach unten drückten, um so die Durchgänge wieder zu öffnen. Finn kauerte sich vor das Brett und spannte die Muskeln ihrer Hinterläufe an. Dann sprang sie. Gerade so bekam sie den Hebel zu fassen, rutschte jedoch wieder runter, als ihr Gewicht den Hebel nach unten drückte. Galant landete Finn auf ihren Pfoten. Zu ihrer Freude, hatte sich auch das Brett ein wenig verschoben, sodass nun eine schmale Öffnung vorhanden war, wo sich die junge Katze durchquetschen konnte. Zufrieden schlenderte sie zu dem Ausgang des Baus. Auch dieser war durch ein Brett versperrt. Doch war am unteren Ende des Brettes eine Öffnung, durch die Finn ohne Probleme hindurch spazieren konnte. Im Garten angekommen schlug sie sogleich die Richtung ein, in die sie gestern gegangen war. So früh am Morgen waren auch noch keine Hunde im Garten, sodass sie auch den Garten der Waldkatze ungestört erreichte. Doch bevor sie ihn betrat, vergewisserte sie sich erst einmal, ob die Luft auch rein war. Als sie die Katze nirgendwo entdecken konnte, sprang sie auf den Rasen, rannte auf den nächsten Baum und kletterte daran hoch. Nun hieß es warten, bis die ehemalige Waldkatze herauskam. Langsam kroch das Sonnenlicht über die Ebenen, die das Territorium des WindClan darstellten. Langsam wurde es auch im Lager des WindClans immer heller. Zuerst war die Sonne nur ein rotes Leuchten außerhalb der Kuhle in der Erde, in dem sich das Lager befand. Zuerst wurde der Rand des Lagers beleuchtet. Danach kroch das Licht weiter zu den Schlafplätzen der Krieger und der Königinnen, welche sich gegenüber lagen. Dann weiter zu denen des Anführers und des Heilers. Und zum Schluss an Schattenklaue vorbei zu den Schülern und den Ältesten. Für Schattenklaue war der Sonnenaufgang ein Segen. Denn nun dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten Clan-katzen erwachten. Schließlich schlief der WindClan unter freiem Himmel und nicht unter der Erde. Die Ausnahme waren der Heilerbau, welcher in einem Spalt in einem Felsen lag und der Ältestenbau. Dieser lag in einem tiefen Loch. So waren die meisten Katzen immer kurz nach Sonnenaufgang wach. Sobald dies der Fall war, wäre Schattenklaue von seiner Pflicht als Wächter befreit und konnte seinen wohlverdienten Schlaf nachholen. Er hoffte nur, dass er nicht mehr allzu lange warten musste, da er mittlerweile immer wieder in einen Sekundenschlaf fiel. Schließlich war es Schwarzfleck, der Schattenklaue von seinem Leiden erlöste. „Guten Morgen, junger Krieger.“ begrüßte ihn der Kater und ging zu dem Geröllhaufen in der Mitte des Lagers, auf dem Schattenklaue saß. „Irgendwas Interessantes passiert?“ Schattenklaue, der nun von seiner Schweigepflicht befreit war, antwortete: „Das Einzige, was sich heute Nacht gerührt hat, war Borstenpelz. Der ist ungefähr fünf Mal aufgestanden, um seine Notdurft zu verrichten.“ Borstenpelz war einer der Ältesten des WindClans, mit einem Fell, das so borstig war, wie das eines Schweins. Doch er war nicht irgendein Ältester. Er war DER Älteste. Glanzauge, eine weitere Älteste behauptete sogar, dass Borstenpelz schon alt gewesen wäre, als sie noch eine junge, unschuldige Katze war. Dies bezweifelten allerdings die meisten Katzen. Nicht was Borstenpelz‘ Alter anging. Die Katzen des WindClans taten sich nur einfach schwer mit der Vorstellung, das Glanzauge jemals jung, geschweige denn unschuldig war. Die meisten sahen in ihr eher eine ältere und blinde Version von Wirbelwind. „Jaja, das Alter.“, Schwarzfleck lächelte. „Tja, sofern wir nicht vorher im Kampf oder in der Blattleere sterben, enden wir alle mal so wie er.“ Schattenklaue erhob sich. „Wenn es dir nichts ausmacht, Schwarzfleck, würde ich mich jetzt gerne Schlafenlegen.“, sagte er. Schwarzfleck schaute den neuen Krieger verständnisvoll an. „Natürlich. Wenn man dich so sieht, müsste man Angst haben, dass du im Gehen einschläfst.“, grinste er. „Na, dass hoff‘ ich doch mal nicht.“, erwiderte Schattenklaue lachend und spazierte zum Schlafplatz der Krieger, aus dem Schwarzfleck eben herausgekommen war. Dort angekommen suchte er sich ein passendes Plätzchen für sich aus, welches noch keinem anderen Krieger gehörte. Als er einen Platz gefunden hatte, machte er es sich dort gemütlich und schlief fast auf der Stelle ein. Die Sonne war bereits vollständig aufgegangen, als sich endlich  an dem Bau der Hausleute etwas tat. Sofort war Finn wieder hellwach. Durch das lange Warten und die Langeweile, war sie beinahe eingeschlafen. Doch nun beobachtete sie, wie die ältere Kätzin den Garten betrat. Sofort begann sie ihr Territorium nach Eindringlingen abzusuchen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie Finns Fährte aufgenommen. Zielstrebig folgte sie der Geruchsspur. Noch ehe sie den Baum, auf dem Finn saß erreichte, rief die junge Kätzin: „Du brauchst nicht weiter zu suchen. Ich bin hier oben.“ Die einstige Waldkatze sah auf. Als sie Finn erblickte, fauchte sie: „Verschwinde!“ „Nicht bevor du mir ein paar Fragen beantwortet hast.“, erwiderte Finn. Ohne auf sie einzugehen, kletterte die ältere Katze fauchend den Baum herauf. Finn hingegen sprang von ihrem Ast herunter und sprintete zum nächsten Baum, wo sie sich ebenfalls auf einem Ast niederließ. Auf dem anderen Baum saß nun die fauchende Katze, wütend darüber, dass sie Finn nicht erwischt hatte. „Können wir jetzt reden?“, fragte Finn. Auch dieses Mal antwortete die Katze nicht, sondern wiederholte nur das Spiel, indem sie auf Finns Baum kletterte und Finn zu nächsten rannte. „Das können wir den ganzen Tag so weitermachen.“, erklärte Finn. „Ich will nur reden.“ Nun antwortete die Katze: „Warum sollte ich mit einem verweichlichten Hauskätzchen reden wollen?“ „Hey, du bist selbst ein Hauskätzchen.“, konterte Finn. „Aber das war nicht immer so. Hab ich recht?“ Nun hatte Finn die Aufmerksamkeit der Kätzin gewonnen. „Woher weißt du das?“, wollte sie wissen. „Versprichst du, mich nicht in der Luft zu zerreißen wenn ich runter komme? So wie den armen Nick?“ Die Katze rümpfte die Nase. Dann sagte sie jedoch: „Ich verspreche es.“ Dies reichte für Finn voll und ganz aus. Somit sprang sie, ebenso wie die andere Katze von ihrem Baum herunter. „Also was willst du von mir?“, fragte die Alte. „Ich will wissen, ob es stimmt, dass du aus der Wildnis gekommen bist?“ Die Katze schwieg für einen Moment, als würde sie überlegen, was sie antworten sollte. Schließlich sagte sie: „Ja. Es stimmt. Früher war ich eine Clan-Katze. Mein Name war Tigerherz. Ich war die stärkste Kämpferin des DonnerClans.“, berichtete die Kätzin. Dabei schien es, als sei sie nur noch körperlich anwesend. Doch gedanklich ganz weit weg. „Und wie ist das Leben in der Wildnis?“, verlangte Finn begierig zu wissen und setzte sich. „Es ist ein wundervolles und freies Leben.“, antwortete Tigerherz. „Es kann zwar auch sehr hart sein, zum Beispiel in der Blattleere.“ „Wenn das Leben in der Wildnis so toll war, warum bist du dann hier?“ Tigerherz Gesicht verfinsterte sich, als sie sagte: „Ich war auf der Jagd. Da wurde ich von Kriegern des SchattenClans angegriffen. Sie behaupteten, ich hätte ihr Land betreten. Das war natürlich eine Lüge. Auf jeden Fall griffen sie mich an und verletzten mich schwer. Als sie von mir abgelassen hatten, wollte ich zurück ins Lager des DonnerClans zu unserem Heiler gehen. Ich kam nur sehr langsam voran. Und dann kamen diese Zweibeiner und haben mich mit hier her genommen. Eigentlich wollte ich sofort fliehen, doch meine Verletzungen ließen das nicht zu. Also musste ich warten, bis sie genug verheilt waren. Doch dann bemerkte ich, dass ich Junge erwartete und musste meine Flucht abermals verschieben. Somit verbrachte ich viel Zeit bei den Zweibeinern. Wahrscheinlich zu viel. Denn als ich geheilt war und meine Jungen weggegeben wurden, hatte ich kaum noch das Verlangen, zurückzugehen.“ Die ganze Zeit, in der Tigerherz geredet hatte, hatte Finn nicht einen Ton von sich gegeben. Sie hatte die ganze Zeit nur interessiert zugehört. Doch kaum hatte die Katze geendet, sprudelten die Fragen nur so aus Finn heraus. Sie wollte alles wissen. Über den DonnerClan und den SchattenClan. Und als Tigerherz sie zufällig erwähnte, auch alles über den Fluss- und den WindClan. Finn war erstaunt, als sie erfuhr, wie schnell in der Wildnis Freunde zu Feinden und umgekehrt werden konnten. Außerdem fragte sie nach der Krieger Ausbildung. Sie erfuhr auch, dass die Heiler-Katzen aller Clans sich einmal im Monat mit dem SternenClan die Zungen gaben. Auch der SternenClan und die großen Versammlungen auf der Insel interessierten Finn sehr. Und so verstrich die Zeit und der Abend dämmerte bereits. Finns Wissenshunger war jedoch noch immer nicht gestillt. Doch Tigerherz winkte nur freundlich ab, als die junge Kätzin sie mit noch mehr Fragen zu löchern drohte. Einerseits enttäuscht, weil sie nicht noch mehr erfahren hatte, aber andererseits auch aufgeregt, weil sie etwas erfahren hatte, machte sich Finn wieder auf den Weg zu ihren Hausleuten. Oder wie hat Tigerherz sie noch gleich genannt? Zweibeiner? Ja genau das war’s. Zweibeiner. Ab jetzt werde ich sie auch Zweibeiner nennen., beschloss Finn. Und sie beschloss noch etwas ganz anderes. Sie beschloss, in die Wildnis zu gehen. Kapitel 3: ----------- Nach seinem Erholungsschlaf, hatte sich Schattenklaue wie neugeboren gefühlt. Im Grunde war es ja auch so. Aus dem Schüler ist nun ein Krieger geworden. Außerdem hatte Schattenklaue sofort eine Veränderung in seinem Leben festgestellt. Als er im Lager aufgewacht war, hatte die Sonne ihren Höhepunkt schon längst überschritten und war schon auf dem halben Weg zur Dämmerung. Wäre er noch Schüler gewesen, dann hätten die anderen Krieger einen Teufel getan, ihn schlafen zu lassen. Eher hätten sie ihn noch vor Sonnenhoch geweckt und ihm irgendeine Aufgabe aufgebrummt, für die man besser ausgeschlafen gewesen wäre. Nun war der junge Krieger auf der Jagd, da er festgestellt hatte, dass der Haufen Frischbeute beinahe verschwunden war. Es war eine gute Jagd. Kein Tier, das er anpeilte, entwischte ihm. Als er einige Zeit später mit seiner Ausbeute zufrieden war, sammelte der Kater alles an Frischbeute ein, was er versteckt hatte und ging wieder zum Lager. Als er kurz vor der Abenddämmerung angekommen war, stellte er fest, dass alle Katzen dort versammelt waren. Keine Katze war mehr auf der Jagd oder auf Patrouille. Zuerst dachte Schattenklaue, es sei etwas passiert. Doch als er zum Frischbeutehaufen ging, machte sich Schwarzfleck gerade mit einer Gruppe Katzen auf den Weg zur Grenzpatrouille. Als sie an ihm vorbei gingen, stellte Schattenklaue fest, dass sich ihr Verhalten ihm gegenüber verändert hatte. Schwarzfleck und Blitzschweif, der sich ebenfalls in der Gruppe befand, grüßten ihn nun auf die gleiche respektvolle Art, wie sie jeden Krieger begrüßten. Auch Falkenauge und Wirbelwind befanden sich in der Gruppe. Falkenauge, die Mentorin von Schattenklaues Freundin Nebelpfote, grüßte ihn ebenfalls viel freundlicher, als sie es zu seinen Schülerzeiten getan hatte. Wirbelwinds Verhalten hatte sich gar nicht verändert. Aber das hätte wahrscheinlich den ganzen Clan gewundert und dann hätten sie allesamt die Kätzin zu Falkennest, dem Heiler des WindClans gebracht, weil sie befürchteten, mit Wirbelwind stimmte etwas nicht. Ich sollte auch bald an einer Patrouille teilnehmen, dachte Schattenklaue verdrießlich. Er mochte Patrouillen nicht besonders. Er fand sie irgendwie langweilig. Allerdings gehörten sie zu den Pflichten einer Clan-Katze und daher würde er dieser Pflicht auch nachkommen. Außerdem hatten auch Patrouillen etwas Gutes. Wenn man auf der Patrouille etwas fängt, kann man es sofort essen und muss es nicht ins Lager bringen und auf den Haufen Frischbeute werfen. Nachdem Schattenklaue seine Beute auf den Haufen gelegt hatte, nahm er sich ein Kaninchen und legte sich damit auf eine kleinere Anhöhe. Von dort aus hatte er das gesamte Lager im Blick, während er sein Kaninchen aufaß. Er hatte noch nicht viel gegessen, da kam Wüstenstern aus seinem Bau, nahm sich ebenfalls etwas vom Frischbeutehaufen und gesellte sich zu Schattenklaue. „Heute Nacht ist die große Versammlung.“, begann der Anführer des WindClans. „Hat Schwarzfleck dir bereits gesagt, dass du auch mitkommst?“ „Nein, hat er nicht.“, antwortete der junge Krieger. „Wer kommt noch alles mit?“ „Abgesehen, von unseren Ältesten und natürlich Falkennest, kommen noch sieben Krieger mit.“, erzählte Wüstenstern. „Sieben?“, fragte Schattenklaue bestürzt. „Aber das ist ja fast der gesamte Clan.“ „Ich weiß.“, bestätigte Wüstenstern. „Ich habe natürlich nur vor, so viele Krieger mitzunehmen, wenn der DonnerClan heute wieder Probleme macht. Der WindClan muss zeigen, dass er stark ist.“ Schattenklaue nickte. Die Jagdpatrouille des DonnerClans von gestern war nicht die erste gewesen. Schon vorher hatte der DonnerClan immer wieder die Grenze zum WindClan überschritten. Doch gestern hatten sie die Eindringlinge das erste Mal dabei erwischt, wie sie Beute stehlen wollten. „Wird es Krieg geben?“, fragte Schattenklaue. „Wenn Silberstern nicht mit sich reden lässt, ja. Dann wird es Krieg geben.“, antwortete Wüstenstern. „Ich hoffe zum Wohle aller, dass es nicht so weit kommt.“ Das Wüstenstern mit ihm über solch wichtige Dinge sprach, ehrte Schattenklaue. Eigentlich dachte Schattenklaue, dass er noch nicht erfahren genug wäre, um sich mit so etwas zu beschäftigen. Wieder wurde ihm bewusst, dass er nun ein Krieger war und dass ihn nun solche Informationen ebenfalls betrafen. Schweigend beendeten die beiden Kater ihr Mahl. Wüstenstern ging danach wieder zu seinem Bau. Schattenklaue indes blieb noch liegen, um auf die Patrouille zu warten. Er wollte unbedingt wissen, ob der DonnerClan wieder versucht hatte, Beute zu stehlen. Die Patrouille kehrte schneller zurück, als Schattenklaue gedacht hatte. Die Sonne war noch nicht ganz am Horizont verschwunden, als die vier Krieger das Lager des WindClans betraten. Schwarzfleck ging direkt zu Wüstensterns Bau und verschwand darin. Sofort sprang Schattenklaue auf und lief zu seinem ehemaligen Mentor. „Was ist passiert?“, fragte er aufgeregt. „Seid ihr auf den DonnerClan getroffen?“ Blitzschweif nickte. „Ja, sind wir. Und das an dem Tag der großen Versammlung. Ich frag mich, wie mäusehirnig man dafür sein muss.“ Wirbelwind, die mitgehört hatte, sagte dazu. „Hey, der DonnerClan hat ein Hauskätzchen zu seinem Anführer gemacht. Das beweist doch ihre Mäusehirnigkeit.“ „Glaubst du etwa noch an dieses Märchen, von dem legendären Feuerstern, der die vier Clans gerettet hat?“, fragte Blitzschweif amüsiert. „Das hätte ich nun nicht von dir gedacht.“ Wirbelwind knurrte. „Natürlich glaube ich nicht daran. Ein Hauskätzchen würde niemals ein Clananführer werden können. Diese Schoßtiere haben nicht den Mumm und nicht das Durchhaltevermögen dazu.“ Diese Meinung teilte auch Schattenklaue. Zwar kannte er die Geschichten von Feuerstern, der als Hauskätzchen geboren, aber als Anführer des DonnerClans gestorben war. Doch kaum einer glaubte noch, dass es Feuerstern jemals gegeben hatte. Was auch an der Grausamkeit seines Gegenspielers Tigerstern lag. Keiner wollte glauben, dass eine Katze nur aus Machtgier seinen Anführer verraten und ermorden würde. Auch war es für sie total abwegig, dass ein Krieger eine ganze Hundemeute auf seinen eigenen Clan loslassen würde. Allerdings eignete sich Tigerstern wunderbar dafür, kleinen Jungen Angst zu machen, wenn sie mal nicht einschlafen wollten. „Wüstenstern meinte, dass es zum Krieg kommen könnte.“ warf Schattenklaue ein. „Ha! Wenn es zum Krieg kommt, werden sich die DonnerClan-Krieger wünschen, nie geboren worden zu sein.“, fauchte Wirbelwind angriffslustig. „Mal halblang.“, beschwichtigte Blitzschweif die Kätzin. „Noch ist nichts entschieden. Ich bin mir sicher, Wüstenstern wird alles versuchen, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Ebenso wie Silberstern.“ „Heh ihr drei!“, rief Schwarzfleck, der gerade aus Wüstensterns Bau kam. „Haut euch noch etwas aufs Ohr, damit ihr heute Nacht fit seid.“ „Als wenn wir das bräuchten.“, murmelte Wirbelwind, während sie mit Schattenklaue und Blitzschweif zum Schlafplatz der Krieger gingen. Schattenklaue gab ihr im Stillen recht. Fand aber auch, dass es nicht schaden konnte, ausgeruht zur Großen Versammlung zu erscheinen. Wüstenstern nahm beinahe den gesamten WindClan mit zur großen Versammlung. Gerade mal drei Krieger waren zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben. Außerdem noch die beiden Königinnen und ihre Jungen. Damit wollte Wüstenstern den anderen Clans die Stärke des WindClans beweisen. Besonders dem DonnerClan. Schattenklaue war schon gespannt darauf, was Silberstern zu den Anschuldigungen zu sagen hatte. Als sie das Seeufer erreichten, konnten die Katzen des WindClans bereits den Geruch des DonnerClans wahrnehmen. Das Ufer des Sees war in allen Territorien während der Zeit der Großen Versammlung neutrales Gebiet. Trotzdem stellte sich Schattenklaue das Nackenfell auf als er daran dachte, dass die DonnerClan-Krieger ungehindert durch ihr Territorium wandern durften. „Dreckige DonnerClan-Diebe.“, knurrte Eulenfeder hinter ihm. Anscheinend war Schattenklaue nicht der einzige, der so dachte. Irgendwann gesellte sich Nebelpfote zu ihm. „Was meinst du?“, fragte sie. „Wird es Krieg mit dem DonnerClan geben?“ „Schon möglich. Immerhin versuchen sie, unsere Nahrung zu stehlen.“, antwortete Schattenklaue. Nebelpfote sagte danach erst einmal nichts mehr. Schattenklaue dachte, sie müsste erst über eine Antwort nachdenken. Dann fragte sie mit gespielter Empörtheit. „Warum bist du eigentlich schon ein Krieger und ich nicht?“ „Vielleicht, weil ich der Klügere und Stärkere bin.“, antworte Schattenklaue schelmisch. „Ha. Das ich nicht lache. Jeder weiß, dass ich klüger und Sturmpfote stärker ist als du.“ „Anscheinend ja nicht.“ Auch dazu gab Nebelpfote keinen Kommentar ab, sondern schwieg wieder. Diesmal war es Schattenklaue, der das Schweigen brach. „Keine Sorge. Du und Sturmpfote werdet noch früh genug zu Kriegern ernannt. Besonders, wenn es tatsächlich zum Krieg kommt.“ „Das will ich hoffen.“, sagte die graue Kätzin. „Ist ziemlich leer jetzt im Bau, wo du weg bist.“ Den Rest des Weges schwiegen sie. Schließlich erreichte der WindClan den Baumstamm, der seit unzähligen Blattwechseln den einzigen Zugang zu der Insel darstellte, auf der die großen Versammlungen abgehalten wurden. Wüstenstern war der erste, der auf den Baumstamm sprang und zur Insel ging. Danach sprang jeder Krieger einzeln auf den Baumstamm und ging zur Insel. Da der Stamm ziemlich schmal war, mussten sich die Krieger an der Rinde festkrallen, um nicht ins Wasser zu fallen. Als der gesamte Clan auf der Insel angekommen war, führte Wüstenstern seinen Clan zu der großen Eiche, auf deren unteren Ästen sich die vier ClanAnführer niederließen. Der WindClan war der letzte Clan, der den Baum erreichte. Sowohl der Fluss-, als auch der SchattenClan waren bereits da. Dass der DonnerClan bereits da war, wussten sie ja bereits. Schattenklaue stellte sich das Nackenfell auf, als er die Krieger sah, die er zusammen mit Schwarzfleck und Wirbelwind vertrieben hatte. Wüstenstern begab sich sofort zu der Eiche und ließ sich auf dem letzten freien Ast nieder. Schwarzfleck setzte sich zu den anderen Stellvertretern, an den Wurzeln der Eiche. Und Falkennest gesellte sich zu den Heiler-Katzen, am Rande der Gruppe von Katzen. Der Heiler begann sofort ein Gespräch mit Maisfell, der Heilerin des DonnerClans. Schattenklaue beneidete die Heiler, da diese sich nicht um Clan-Rivalitäten scherten. Selbst, wenn alle Clans untereinander verfeindet wären und sich bis aufs Blut bekämpfen würden, würden sich die Heiler noch immer bei Halbmond treffen um sich am Mondsee mit dem SternenClan die Zungen zu geben. Die übrigen Krieger vermischten sich mit denen des Fluss- und des SchattenClans. Nur vom DonnerClan hielten sie sich fern. Schattenklaue drehte sich zu Nebelpfote um. Doch die hatte sich bereits mit Sturmpfote zu einer Gruppe FlussClan-Schüler gesellt. Er wollte ihr schon folgen, bis ihm einfiel, dass er ja jetzt ein Krieger war und bei den Schülern nichts mehr verloren hatte. Also suchte er sich ein ruhiges Plätzchen in der Nähe der Eiche, damit er auch alles mitbekam, was die Clan-Anführer berichteten. Als er eine geeignete Stelle gefunden hatte, legte er sich ins Gras und bog seine Vorderpfoten unter seinen Körper. In Gedanken war er jedoch immer noch bei seinen Freunden. Er hoffte, dass die beiden bald ebenfalls zu Kriegern ernannt wurden. Er hatte es immer genossen, über das zu Diskutieren, was die Anführer der Clans erzählten. Doch heute hätten sie sowieso nicht viel zu diskutieren. Zu groß waren die Spannungen zwischen dem Wind- und dem DonnerClan. „Sieh dir das an.“, flüsterte Blitzstreif Schattenklaue zu, als dieser sich neben seinem ehemaligen Schüler niederließ. „Die Krieger des DonnerClans wissen, dass es Ärger gibt. Sie halten sich alle von uns fern.“ Schattenklaue sah zu den feindlichen Kriegern hinüber. Blitzstreif hatte Recht. Während sich die Krieger des Schatten-, Fluss- und WindClans wild vermischt hatte, blieben die Katzen des DonnerClans unter sich. Immer wieder schielten sie unauffällig zu Schattenklaue und seinen Clan-Kameraden herüber. Doch es war etwas anderes, was ihn an diesem Anblick störte. Er kam aber nicht drauf, so sehr er auch überlegte. „Wüstenstern wird zuerst die anderen ClanAnführer sprechen lassen.“, redete Blitzstreif weiter. „Er will zuerst hören, was Silberstern zu sagen hat.“ „Darauf bin ich aber auch gespannt.“, erwiderte Schattenklaue. Dann, als Ruhe eingekehrt war und sich alle Katzen niedergelassen hatten, trat Nebelstern, der Anführer des SchattenClans, auf seinem Ast vor. „Katzen aller Clans“, eröffnete er die Große Versammlung, „seit der letzten Versammlung mussten meine Krieger dreimal einen Dachs von unserem Territorium verjagen. Es handelte sich dabei immer um dasselbe Tier. Beim letzten Mal ist er in Richtung FlussClan geflohen. Regenstern“, wandte er sich an den Anführer des FlussClans, „du und deine Krieger solltet die Augen offen halten, falls sich der Dachs noch bei euch aufhält.“ „Das werden wir, Nebelstern. Ich danke dir für die Warnung.“, antwortete der Kater und senkte respektvoll das Haupt. „Außerdem“, fuhr Nebelstern fort, „haben zwei meiner Katzen ihren Krieger-Namen erhalten. Rabenkralle und Eichhornohr. Auch wurde Amselpfote in den Rang eines Schülers erhoben.“ Die drei genannten Katzen erhoben sich von ihren Plätzen, damit sie jeder sehen konnte. Die um sitzenden Katzen beglückwünschten die drei SchattenClan-Katzen zu ihren neuen Namen. Schattenklaue fand, dass die Namen gut gewählt waren. Rabenkralles Fell war ebenso schwarz und glänzend, wie das eines Raben. Und Eichhornohrs Ohren hatten dieselben Puschel an den Spitzen, wie ein Eichhörnchen. Und Amselpfotes Fell sah genauso aus wie das Federkleid einer Amsel. Um die Nase herum war das Fell Hellbraun, so dass es so aussah wie der Schnabel. Jetzt, wo Nebelstern seinen Bericht beendet hatte, ließ er sich wieder auf seinem Ast nieder. Dafür erhob sich nun Regenstern und trat einen Schritt vor. „Wie ihr alle wisst, kommen seit der Blattfrische die Zweibeiner in unser Territorium, um am Seeufer zu fischen und im See zu schwimmen. Auch in diesem Mond sind sie wieder in Scharen gekommen und verjagen alles an Frischbeute in Ufernähe. Dennoch gibt es genug Fisch in dem Fluss, der in den See mündet und auf Land gibt es auch noch genug Frischbeute, so dass wir uns keine Sorgen um genügend Nahrung machen müssen. Außerdem machte uns vor kurzem eine schwere Krankheit zu schaffen, die dank unserer Heilerin Maisfell schnell bekämpft werden konnte.“ Schattenklaue sah zu den Heilern hinüber. Falkennest und die anderen löcherten Maisfell bereits mit Fragen über die Krankheit, für den Fall, dass sie auch in den eigenen Clans ausbrach. „Leider konnten einem unserer Ältesten und zwei Jungen nicht mehr geholfen werden.“, berichtete Regenstern. „Doch alle anderen erkrankten Katzen befinden sich bereits auf dem Weg der Besserung.“ Damit beendete Regenstern seinen Bericht und setzte sich wieder. Als nächste erhob sich Silberstern. So wie das Mondlicht auf ihr Fell schien, konnte Schattenklaue verstehen, wieso man sie Silberstern genannt hatte. Im Licht des Vollmondes glänzte ihr Fell ebenso hell wie das des Mondes. Trotzdem stellten sich ihm und den anderen Kriegern des WindClans sofort die Nackenhaare auf. Sie wussten, was immer Silberstern jetzt sagte, würde über die Zukunft ihrer Clans entscheiden. Silberstern war jedoch nichts anzusehen. Entweder wusste sie nicht, was von ihr abhing, oder sie überspielte es ganz geschickt. „Katzen aller Clans, “, begann sie, „ich wünschte, ich könnte davon berichten, dass wir siegreich unser Territorium verteidigt, oder dass unser Heiler uns vor einer schweren Seuche gerettet hat. Aus Gründen, die wir uns nicht erklären können, gibt es in unserem Territorium immer weniger Nahrung.“ Sie machte eine Pause, damit ihre Worte ihre Wirkung entfalten konnten. Die Krieger und Schüler der verschiedenen Clans begannen nun leise zu tuscheln. Der FlussClan war sichtlich besorgt um den DonnerClan. Die Katzen des SchattenClans hatten eher gleichgültige Mienen aufgesetzt. Die Krieger des WindClans verstanden nun jedoch weshalb der DonnerClan versuchte, Beute zu stehlen. Dennoch war es ein Verstoß gegen das Gesetz der Krieger. Schattenklaue sah erneut zu den Kriegern des DonnerClans. Jetzt wusste er, was ihn an diesem Anblick störte. Sie waren zu dünn. Er konnte schon beinahe die Rippen dieser Katzen zählen. Dann sprach Silberstern weiter. „Meine Krieger haben das gesamte Territorium erkundet. Konnten aber weder Dachse, oder Füchse, oder sonst etwas finden, womit sich dieser Mangel erklären lassen könnte.“ Plötzlich unterbrach Eichenblatt, eine WindClan-Kriegerin Silberstern. „Ist das ein Grund, dass Gesetz der Krieger zu brechen und unsere Beute zu stehlen?“, fauchte sie. Blitzstreif warf ihr einen bösen Blick zu. Der DonnerClan hatte zwar das Gesetz gebrochen, dennoch war es respektlos, Silberstern einfach zu unterbrechen. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, erklärte Silberstern. Nun konnte sich Schattenklaue nicht mehr zurückhalten. „Ach ja? Und warum haben wir neulich deinen Stellvertreter verjagt?“, fragte er. Silberstern sah zu Rotpelz. Es war aber kein überraschter Blick. Dies bestätigte Schattenklaues Verdacht, dass Silberstern genau wusste, was ihr Clan trieb. „Ich denke, du weißt, wovon meine Krieger sprechen.“, sagte Wüstenstern drohend und erhob sich nun selbst auf seinem Ast. „Deine Krieger haben vor dieser Versammlung mehr als einmal versucht, unsere Beute zu stehlen. Ich weiß nicht, wie groß die Not deines Clans ist, aber dies ist noch lange kein Grund, das Gesetz der Krieger zu brechen. Es gibt andere Möglichkeiten.“ „Und welche?“, fragte Silberstern. „Meine Krieger sterben. Unseren Jungen und den Schülern geht es am schlechtesten.“ „Dennoch ist ein Verstoß ein Verstoß.“, erklärte Wüstenstern. „Und sollten deine Krieger noch weiter Plündern, werde ich für nichts mehr garantieren. Auch für uns ist Nahrung wertvoll und meine Krieger und ich werden sie bis aufs Blut verteidigen. Und wenn du Krieg haben willst, kannst du ihn haben.“ „Dann verurteilst du meinen Clan zum Tode!“, sagte Silberstern erschrocken. „Nein, Silberstern. DU verurteilst deinen Clan zum Tode.“, stellte Wüstenstern klar. „Meine Krieger werden nur die Henker sein.“ Wütend fauchte Silberstern Wüstenstern an. Auch die Krieger des DonnerClans rührten sich plötzlich und fauchten Schattenklaue und seine Kameraden an. „RUHE!“, brüllte Regenstern. „In der Zeit der Großen Versammlung herrscht Waffenstillstand. Auch das gehört zum Gesetz der Krieger.“ Den letzen Satz sprach er an Wüstenstern gewandt, da dieser Silberstern gerade des Gesetzbruchs anklagte. „Ich denke die Versammlung ist für heute beendet.“, sagte Nebelstern. „Nicht, dass hier nachher wirklich ein Krieg ausbricht.“ Schattenklaue wusste natürlich, dass Nebelstern nichts gegen einen Krieg zwischen dem Wind- und dem DonnerClan einzuwenden hatte. Der Anführer des SchattenClans hoffte dadurch bestimmt auf ein größeres Jagdgebiet, falls der DonnerClan besiegt wurde. Der einzige Grund, warum er dies gesagt hatte war der, das Nebelstern ein treuer Anführer war und deshalb das Gesetz der Krieger achtete. Aus diesem Grund hatte er verhindert, dass der Waffenstillstand gebrochen wurde. Regenstern stimmte diesem Vorschlag zu. Auch er wollte den SternenClan nicht verärgern, indem er zuließ, dass der Waffenstillstand gebrochen wurde. Auch Silberstern und Wüstenstern stimmten dem Anführer des SchattenClans zu. Sie beide wussten, dass sie erst ihre Gemüter beruhigen mussten, ehe sie über das Problem reden konnten. Also sprangen die vier Clan-Anführer von ihren Ästen und versammelten ihre Clans um sich. Keine Katze sprach ein Wort, als hätten sie Angst, damit sofort einen Krieg vom Zaun zu brechen. Selbst die Katzen des Fluss- und des SchattenClans schienen mittlerweile genauso angespannt zu sein, wie der Wind- und der DonnerClan. Einzig die Heiler-Katzen schienen die Ruhe selbst zu sein. Wieder beneidete Schattenklaue sie darum, sich nicht um Rivalitäten kümmern zu müssen. Schweigend führten die Anführer ihre Clans von der Insel. Für den Fluss und den WindClan war die Heimreise nicht sehr weit. Beide Clans fanden sich praktisch sofort in ihren Territorien wieder. Der SchattenClan musste zwar durch das Territorium des FlussClans, doch laut dem Gesetz, war es sowohl dem Schatten-, als auch dem DonnerClan erlaubt, durch das Gebiet eines anderen Clans zu reisen, sofern sie sich nicht mehr als zwei Fuchslängen vom Seeufer entfernten. Doch heute schien sich der DonnerClan dessen nicht so sicher zu sein. Denn Silberstern führte ihren Clan nicht durch das Territorium des WindClans, so wie sie es sonst immer tat, sondern folgte stattdessen Nebelstern durch das FlussClan Gebiet. Als sie wieder im Lager des WindClans eintrafen, kamen sofort die drei Krieger, die das Lager bewacht hatten, zu ihnen, um zu erfahren, was Silberstern gesagt hatte. Die Katzen, die die Große Versammlung besucht hatten, sagten nichts. Sie wussten, es lag an Wüstenstern, seinem Clan zu erklären, was geschehen war. Wüstenstern begab sich zu der kleinen Anhöhe, in der Mitte des Lagers, von wo aus er immer die Clanversammlungen abhielt. „Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre Beute selbst zu jagen, sollen sich hier am Hügel zu einer Clanversammlung einfinden.“, rief er, als er auf den Hügel gestiegen war. Sofort versammelte sich der gesamte WindClan um den Hügel und richtete seinen Blick auf seinen Anführer. Die Königinnen kamen aus der Kinderstube und sogar Borstenpelz kam, obwohl sich der alte Kater kaum noch von der Stelle bewegte. „Krieger des WindClans“, begann Wüstenstern, „Silberstern hat geleugnet, etwas mit diesen Gesetzesbrüchen zu tun zu haben.“ Lautes Gemurmel setzte unter den Katzen ein, die die Versammlung verpasst hatten. „Die Überfälle des DonnerClans werden also weitergehen und wir werden die Grenzen von nun an noch schärfer Bewachen.“ Als Wüstenstern geendet hatte, setzte unter allen Krieger zustimmendes Gemurmel ein. Sie konnten es gar nicht erwarten, es mit dem DonnerClan aufzunehmen. Wüstenstern, der alles gesagt hatte, was er sagen wollte, ging er wieder in seinen Bau. Dann ergriff Schwarzfleck das Wort. „Die Morgenpatrouille wird bei Morgengrauen losziehen. Sie wird aus Falkenauge, Nebelpfote, Schattenklaue und mir bestehen. Die Mittagspatrouille besteht aus Wirbelwind, Eulenfeder, Sturmpfote und Eichenblatt. Die Abendpatrouille wird Blitzstreif anführen. Ihm folgen Dunstpelz, Weißhaupt und Langohr.“ Als Schwarzfleck geendet hatte, begab er sich in den Bau der Krieger um sich noch ein wenig auszuruhen, bevor er auf Patrouille ging. Die übrigen Krieger taten es ihm gleich. Nur Dunstpelz und Langohr blieben wach, um das Lager zu bewachen, damit die übrigen Katzen ruhig schlafen konnten. Kapitel 4: ----------- Finn erwachte noch vor Sonnenaufgang. Das Zweibeinerjunge schlief noch tief und fest. Sehr gut, dachte Finn. Das macht das ganze umso einfacher. Leise schlich Finn aus dem Zimmer des Jungen. Bevor sie sich jedoch auf den Weg zu den Clans machte, musste sie sich stärken. Deswegen begab sich die Kätzin zuerst einmal zu ihrem Futternapf, um sich ordentlich satt zu fressen. Das Futter, welches die Zweibeiner ihr gaben, schmeckte zwar nicht besonders gut, aber es machte satt und es stärkte sie. Und das brauchte sie auch, da sie nicht wusste, wie lange sie für den Weg brauchen würde und wann sie das nächste Mal etwas zu fressen bekommen würde. Dann hörte Finn ein Geräusch hinter sich. Die Kätzin drehte den Kopf und sah, wie sich das Zweibeinerjunge mit weit ausgestreckten Vordergliedmaßen auf sie zu bewegte. Oh Nein, dachte Finn. Sie wusste was jetzt kam. Das Junge würde sie hochheben und dann zerquetschen. Doch Finn wartete nicht darauf, dass es soweit kam. Als das Junge nah genug herangekommen war, fuhr sie die Krallen aus und sprang dem Zweibeiner ins Gesicht. Das Junge schrie vor Überraschung und Schmerz laut auf und wich zurück. Somit war der Weg für Finn nun frei. Ohne weiter nachzudenken hechtete die Kätzin durch die Katzenklappe an der Hintertür. So schnell sie konnte durchquerte sie den Garten und sprang auf den Zaun. Diesen lief sie solange entlang bis sie zu der Straße kam, den Tigerherz Donnerweg nannte. Jetzt, wo sie der Meinung war, genug Entfernung zwischen sich und die Zweibeiner gebracht zu haben, hielt sie an. Bevor sie zum See weiterlief, musste sie sich orientieren. Ansonsten lief sie noch in die völlig falsche Richtung. Dafür kletterte sie auf den höchsten Baum, den sie in der näheren Umgebung fand, in der Hoffnung, der Blick auf den See wäre nicht durch irgendwelche Zweibeinerbauten versperrt. Und tatsächlich fand sie den See. Zum Glück muss ich nicht an meinen Zweibeinern vorbei, stellte sie erfreut fest. Behände sprang sie wieder vom Baum und machte sich auf den Weg. „Hey, Finn!“, rief jemand hinter ihr. Finn drehte sich um und erkannte Bennie. „Hallo Bennie. Was machst du hier?“, fragte Finn. „Das könnte ich dich fragen.“, erwiderte der Kater. „So früh bist du nie wach. Und wenn doch, streunst du zumindest nicht um diese Zeit durch die Gegend.“, stellte er fest. „Stimmt auffallend.“, gab Finn zu. Soll ich ihm sagen, was ich vorhabe? „Wollen wir ein wenig jagen?“, fragte Bennie. Jagen war etwas übertrieben. Die meisten Mäuse, die Bennie fangen wollte sind immer entwischt. Und die, die er gefangen hatte, waren schon zu alt, um noch groß zu fliehen. Für Finn war es immer ein Riesenspaß, Bennie beim versagen zuzusehen. „Nein, heute nicht.“, antwortete sie aber stattdessen. „Ich habe was anderes vor.“ „Echt? Und was?“, wollte der Kater wissen. Finn zögerte. Sie wusste wirklich nicht, ob sie Bennie sagen sollte oder ob sie es für sich behalten sollte. Sie beschloss, es ihm zu sagen, da sie stark annahm, dass, wenn sie es verschwieg, er ihr folgen würde und so in Schwierigkeiten geriet. Sie hoffte, dass, wenn er wüsste was sie vorhatte,  er klug genug war, zuhause zu bleiben. „Ich mache mich auf den Weg zum See, um eine Krieger-Katze zu werden.“, erklärte Finn ihrem Freund. Bennie fiel alles aus dem Gesicht. „Bist du wahnsinnig?“, fragte er entsetzt. „Weißt du, was die mit dir machen? Die töten dich, ziehen dir das Fell ab und fressen dann deine Knochen.“ „Wo hast du den diesen Schwachsinn her?“, verlangte Finn zu wissen. „Das weiß doch jeder.“, behauptete Bennie verstört. „Bitte, versprich mir, dass du nicht zu denen gehst.“ Finn schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“, sagte die Kätzin. „Wieso kannst du nicht?“, fragte Bennie. „Wenn du wüsstest, was ich mit dem Zweibeinerjungen gemacht habe, dann würdest du nicht fragen.“, antwortete Finn. Bennie sah die Kätzin verwirrt an. „Was um alles in der Welt ist ein Zweibeiner?“ „Ach ja. Das weißt du ja gar nicht.“, fiel es Finn wieder ein. „Die Clan-Katzen nennen die Aufrechtgeher Zweibeiner.“ Bennie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast es jetzt aber mit deinen Clan-Katzen, oder?“ „Würde ich sonst zu ihnen ziehen wollen?“, fragte Finn. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast.“, versicherte ihr Bennie. „Und um schlimmeres zu verhindern, werde ich mitkommen.“ „Du tust was?“, fragte Finn entsetzt. Bei jeder anderen Angelegenheit, hätte Finn sich über Bennies Gesellschaft gefreut. Doch die ClanKatzen waren gefährlich. Das stand außer Frage. Und Finn mochte Bennie viel zu sehr, um ihn so in Gefahr zu bringen. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“, sagte sie. „Das ist viel zu gefährlich.“ „Eben drum.“, entgegnete Bennie. „Und für dich alleine ist das Ganze noch viel gefährlicher. Deswegen werde ich mitkommen.“ Finn musste schmunzeln. Jetzt hatte es sowieso keinen Zweck mehr, mit dem Kater zu diskutieren. So stur wie er war, machte er jedem Esel Konkurrenz. „Also gut.“, gab Finn schließlich. Dann setzten sich die beiden Katzen in Bewegung. Gegen Sonnenuntergang erreichten die beiden Katzen die große Rasenfläche, die sie jetzt noch vom See trennte. Zu ihrer Rechten befand sich hügeliges Moorland, welches am See entlang lief und schließlich in einen Laubwald mündete. Zu ihrer Linken befand sich ein Zweibeinerbau. Um diesen Bau herum waren einige Pferde eingepfercht. Gegenüber dem Bau, stand noch ein weiterer, älterer Bau. „Dieser Bau sieht verlassen aus.“, meinte Finn. „Dort können wir die Nacht verbringen.“ „Sollten wir nicht bei den Aufrechtgehern vorbeischauen?“, schlug Bennie vor. „Vielleicht geben die uns was zu fressen.“ Und als wollte er Bennies Vorschlag bekräftigen, knurrte der Magen des Katers so laut, das man der Meinung sein könnte, dass ihn sogar die Zweibeiner durch die Wände ihres Baus gehört hatten. „Wenn du’s versuchen willst, kannst du es gerne tun. Ich für meinen Teil, will nichts mehr mit Zweibeinern zu tun haben.“, antwortete Finn. Bennie zuckte nur mit den Achseln, begleitete Finn aber zum verlassenen Bau. Die Pforten des Baus waren offen, sodass sie leicht hinein gelangen konnten. Als sie den Bau erreichten, sagte Bennie: „Ich hol‘ mir dann Mal was zu fressen. Wir sehen uns später.“ Bennie hatte sich gerade umgewandt, als eine Stimme aus dem verfallenen Bau drang. „Ich an deiner Stelle würde das lassen.“ Die beiden Katzen wirbelten herum erschrocken herum. Aus den Schatten in dem Bau trat ein großer, braun-weiß gescheckter Kater. „Diese Aufrechtgeher mögen keine Katzen. Sie dulden uns lediglich hier in dieser Scheune.“, erklärte er. „Aber ich habe Hunger.“, widersprach Bennie. „Dann kommt rein.“, lud der Kater sie ein und winkte sie mit einem Schwanzschnippen herein. Finn und Bennie folgten ihm also in die Scheune. Die Scheune war nicht beleuchtet. Das wenige an Licht was hereinfiel, kam entweder durch den Eingang, oder durch einige schmale Spalten in den Wänden. Doch reichte es nicht aus, um die Scheune vollends zu beleuchten. Die Augen der beiden Katzen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und schon nach kurzer Zeit konnten sie alles erkennen, was sich um sie herum befand. Auch wenn das nicht viel war. Einige Strohballen und große Zweibeiner-Werkzeuge, die weder Finn noch Bennie je gesehen hatten. Trotz des vielen Krempels, der hier herumlag, war es in der Scheune erstaunlich geräumig. Während die beiden Neulinge fasziniert die Scheune begutachteten, rief der Kater von der anderen Seite des Raumes: „Kommt die Leiter hinauf. Unser Lager ist oben.“ Dann kletterte er rasch die Leiter rauf auf eine Empore und verschwand. Finn und Bennie folgten ihm. Auch auf der Empore war einiges an Stroh gelagert. Allerdings war es nicht zu ballen gebunden wie unten. Dieses Stroh lag offen, zu einem Nest verarbeitet herum. In diesem Nest lag eine schwarz-weiße Kätzin. „Sind das die Neuankömmlinge?“, fragte sie den Kater, der sich neben sie gesetzt hatte. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht begeistert war. Als Finn und Bennie etwas näher traten, konnten sie auch sehen warum. An den Bauch der Kätzin kuschelten sich drei kleine Fellknäuel. Sie hatte Junge. Daher war jede fremde Katze eine potentielle Gefahr. „Ja, das sind sie.“, bestätigte der Kater. „Warum hast du sie hergebracht?“, verlangte die Kätzin zu wissen, ohne den Blick von Finn und ihrem Begleiter abzuwenden. Noch bevor der Kater antworten konnte, trat Finn einen weiteren Schritt vor und sagte: „Wir sind nur auf der Durchreise und wollen gar nicht lange bleiben. Nur für eine Nacht, wenn euch beiden das nichts ausmacht.“ Dies schien die Kätzin zumindest ein wenig zu besänftigen. „Na gut.“, antwortete sie. „Eine Nacht dürft ihr bleiben. Aber mehr auch nicht.“ Der Kater nickte zufrieden. Dann wandte er sich an Finn und Bennie. „Ihr müsst meine Gefährtin entschuldigen.“, sagte er. „Sie will schließlich nur unsere Jungen beschützen.“ Die Kätzin funkelte den Kater an, weil er sie als die Böse darstellte. „Es gibt nichts zu entschuldigen.“, versicherte ihm Finn. „Mein Name ist Finn und das hier“, dabei zeigte sie mit dem Schwanz auf Bennie, „ist mein bester Freund Bennie.“ Der Kater senkte höflich den Kopf zur Begrüßung. „Es freut mich sehr, euch kennenzulernen. Mein Name ist Habicht. Und das ist meine Gefährtin Frost.“, stellte er sich und Frost vor. „Habicht und Frost?“, fragte Finn überrascht. „Das sind keine Hauskätzchennamen.“ Die beiden Katzen sahen Finn erstaunt an. Dann musterte Habicht die junge Kätzin. „Du siehst aus wie ein Hauskätzchen, aber sprichst wie eine Clan-Katze. Was bist du?“ „Ich bin kein Hauskätzchen mehr. Ich habe meine Aufrechtgeher verlassen um mich dem DonnerClan anzuschließen.“, erklärte Finn. „Und er?“, fragte Habicht und sah zu Bennie. „Ähm, ich, ähm, ich begleite sie nur.“, sagte er stotternd. Die beiden Katzen machten ihn sichtlich nervös. Vor allem die aggressive Frost. Frost lachte. „Ha, dem DonnerClan anschließen? Das ich nicht lache.“ „Wieso?“, fragte Finn. „Ganz einfach.“, begann Frost. „Bevor ihr zum DonnerClan kommt, müsst ihr erst durch das Gebiet des WindClans.“ Habicht nickte. „Das DonnerClan-Territorium befindet sich genau hinter dem Gebiet des WindClans. Und so wie sich das gestern Nacht angehört hat, sind die beiden Clans gerade nicht gut aufeinander zusprechen.“ „Woher weißt du das?“, fragte Finn verwundert. „Die Clans treffen sich einmal im Monat auf einer Insel. Dabei kommen der Donner- und der WindClan hier vorbei. Habicht schleicht sich dabei oft an sie heran, um sie zu belauschen. Dabei hat er mitgehört, dass der DonnerClan sich einige Feinde im WindClan gemacht hat.“ „Willst du immer noch zum DonnerClan?“, fragte Bennie in der Hoffnung, sie würde Nein sagen. „Natürlich will ich noch dahin.“, versicherte Finn. „Schließlich habe ich dafür meine Zweibeiner verlassen.“ „Du hast Mut.“, stellte Habicht fest. „Das muss man dir lassen.“ Dann stand er auf und ging wieder zur Leiter. „Wenn ihr Hunger habt, zeige ich euch, wo man hier schön fette Mäuse fangen kann.“ „Das klingt großartig.“, sagte Bennie und folgte Habicht zusammen mit Finn. Finn war froh, dass sie und Bennie eine Bleibe für die Nacht gefunden hatten. Und morgen würde sie zum DonnerClan reisen. Zwar wusste sie noch nicht, wie sie am WindClan vorbei kommen sollten, aber damit würde sie sich morgen befassen. Kapitel 5: ----------- Der nächste Tag kam für Finns Geschmack viel zu schnell. Den ganzen Abend über hatte sie mit Bennie und Habicht Mäuse gejagt. Zumindest hat Habicht gejagt. Bennie hat kaum etwas gefangen und die Mäuse, die er erwischt hatte, waren schon so alt und fett, dass sie nicht mehr richtig weglaufen konnten. Finn hatte ein ganz anderes Problem beim Jagen gehabt. Sie war sehr schlank und hatte auch lange dünne Beine. Auch war sie ziemlich schnell. Und genau das war das Problem. Als Hauskätzchen hatte sie nie feststellen können, wie schnell. Als sie dann eine Maus fangen wollte, rannte sie glatt an dem kleinen Tier vorbei, weil sie viel zu viel Fahrt drauf hatte. Erst später hatte sie den Griff raus und fing auch die ein oder andere Maus. Habicht hatte sie gefragt, warum sie denn zum DonnerClan wollte. Aufgrund ihres Körperbaus, wäre sie die perfekte WindClan-Katze. Daraufhin erzählte Finn dem Kater von Tigerherz und teilte ihm auch bereitwillig den Grund für ihr Unterfangen mit. An Habichts Gesichtsausdruck, konnte man ablesen, dass er das nicht guthieß, sagte aber nichts dazu. Als sich die drei Katzen vollgefressen hatten, fing Habicht noch ein Paar Mäuse für Frost. Danach gingen sie alle zusammen wieder zu der Kätzin zurück. Diese hatte schon sehnsüchtig auf das Futter gewartet und verschlang es in Rekordzeit. Den Rest des Abends verbrachten sie damit Habicht zu lauschen, während er Geschichten über die vier Clans erzählte, die er von seiner Mutter erfahren hatte. Er erzählte von diversen Konflikten um Beute oder größere Territorien. Er erzählte auch von Hungersnöten während der Blattleere. Finn bewunderte Habicht dafür, dass er so viel über die Clans wusste. Aber sie wusste auch, dass das kein Wunder war, immerhin lebte er genau an der Grenze zu zwei Territorien. Als Habicht dann zu Ende erzählt hatte, legten sie sich schlafen. Das fiel Finn gar nicht so leicht. Nicht etwa, weil sie sich ihr Katzenbett zurückwünschte. Nein. Es war viel mehr die Tatsache, dass Bennie so unruhig schlief und sich permanent hin und her wälzte. Er wünscht sich wahrscheinlich wirklich sein Bett zurück, dachte Finn, bevor sie dann doch der Schlaf packte und sie erst wieder losließ, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. „Guten Morgen Schlafmütze.“, sagte Habicht, der ihr eine tote Maus vor die Pfoten legte. „Hier, für dich.“ „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“, meinte Finn. „Ist schon in Ordnung.“, versicherte Habicht. „Ich musste sowieso auf die Jagd, wegen Frost.“ Dankbar verschlang Finn die Maus. Dann sah sie sich nach Bennie um, um zu sehen, ob er schon wach war. Konnte ihn aber nicht finden. „Dein Freund ist bereits unten und wartet.“, sagte Habicht. „Ich glaube, er kann es kaum erwarten, aufzubrechen.“ Das konnte Finn sich beim besten Willen nicht vorstellen. Zwar war Bennie in der Scheune nicht wohl gewesen, doch würde er die Scheune einer ClanKatze vorziehen. Wahrscheinlich war er der Meinung, je eher Finn merkte, dass der DonnerClan sie nicht haben will, desto schneller wäre er wieder zu Hause. Finn wusste aber beim besten Willen nicht, was sie tun sollte, würde der DonnerClan sie davonjagen. Zu ihren Hausleuten konnte sie schließlich nicht zurück. Vielleicht erlauben mir ja Habicht und Frost, bei ihnen zu leben, dachte sie. Das war die beste Alternative, die ihr einfiel. Da Finn erst einmal nichts mehr am Pferdehort hielt, stand sie auf und lief die Leiter hinab. Habicht folgte ihr. Und tatsächlich lief Bennie am Tor der Scheune auf und ab. „Da bist du ja endlich.“, stellte er fest. „Können wir los?“ Der Klang seiner Stimme verriet Finn, dass sie Recht hatte. Bennie wollte zwar nicht hierbleiben, aber auf eine Begegnung mit einer Krieger-Katze war er genauso wenig scharf. „Ein „Guten Morgen“ hätte auch gereicht.“, gab Finn als Antwort zurück. Bennie entschuldigte sich sofort für sein Verhalten, gab aber keine Erklärung ab. Finn war das egal. Sie war froh, dass Bennie nicht mitten in der Nacht abgehauen ist und sie im Stich gelassen hat. „Ich bringe euch noch bis zur Grenze.“, sagte Habicht. „Danach müsst ihr selber sehen, wie ihr klarkommt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging der Kater an den beiden jungen Katzen vorbei. Diese folgten ihm schweigend. Habicht führte sie durch die Koppeln der Pferde. Finn und Bennie wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten. Immerhin waren Pferde groß genug, um eine Katze niederzutrampeln. Nach vielem gutem Zureden von Habichts Seite folgten sie ihm aber trotzdem über die Koppel. Als sie den letzten Zaun erreicht hatten, hielt Habicht an. „So, ab hier müsst ihr allein klarkommen.“, sagte er. Ihr müsst das gesamte Gebiet des WindClans durchqueren. Der DonnerClan lebt in dem Laubwald dahinter.“ „Wir danken dir vielmals Habicht.“, sagte Finn. „Und überbringe auch Frost unseren Dank.“ „Das werde ich. Viel Glück euch beiden.“, sagte Habicht, machte kehrt und ging wieder zur Scheune zurück. Finn und Bennie starrten noch ein wenig auf das hügelige Moorland. „Da sind wir also.“, sagte die Kätzin. „Ja. Da sind wir.“, wiederholte Bennie. „Weißt du, es ist noch nicht zu spät, um umzukehren.“ „Das kommt überhaupt nicht infrage.“, erwiderte Finn. „Wir sind schon so weit gekommen, da können wir doch jetzt nicht einfach umkehren.“ „Na schön.“, gab sich Bennie geschlagen. Als Finn ihre Pfote auf das Gebiet des WindClans gesetzt hatte, hielt sie inne und sah sich um, als fürchtete sie, jeden Moment von einer ClanKatze angefallen zu werden. Als nichts geschah, betrat sie das Gebiet komplett. Es geschah noch immer nichts. Dann sah sie sich nach Bennie um. Dieser stand noch immer an der Grenze und rührte sich nicht. „Jetzt komm schon.“, sagte Finn. Bennie antwortete nicht, sondern machte zitternd einen Schritt vorwärts. Und dann noch einen. Sobald er merkte, dass ihn hier nichts töten wollte lief er schneller. Als der Kater mit Finn gleich auf war, liefen sie Seite an Seite durch das Territorium des WindClans.     Die Morgenpatrouille ergab nicht viel. Die Krieger des WindClans rechneten während der ganzen Zeit damit, auf feindliche Katzen zu treffen, fanden aber keine. Zwar fanden sie frischen DonnerClan-Geruch, doch als sie der Fährte folgten, mussten sie feststellen, dass sich die Katzen schon längst auf das eigene Territorium gerettet hatten. Schattenklaue fauchte wütend. Falkenauge und Schwarzfleck hingegen erneuerten die Grenzmarkierungen. Nebelpfote blickte eher enttäuscht drein. Schattenklaue konnte das gut verstehen. Sie war eine ausgezeichnete Jägerin. Doch fehlte ihr ein richtiger Kampf gegen einen anderen Clan. Zwar kannte sie alle Techniken, doch Falkenauge war sich nicht sicher, wie sich Nebelpfote in einem richtigen Kampf schlagen würde. Schattenklaue wusste, wie sehr sich seine Freundin danach sehnte, ihrer Mentorin endlich zu beweisen, dass sie bereit war, eine Kriegerin zu werden. Doch es half schließlich nichts sich darüber aufzuregen, dass sie nur wenige Augenblicke zu spät gekommen waren. Schwarzfleck befahl der Patrouille weiterzuziehen. Die Katzen hatten schließlich noch ihre Runde zu Ende zudrehen. „Mach dir nichts draus.“, flüsterte Schattenklaue Nebelpfote zu, während sie weiterhin die Grenze entlangliefen. „Du bekommst noch deine Chance.“ „Ich weiß.“, antwortete Nebelpfote. „Aber jetzt war es fast soweit. Und dann waren die Eindringlinge schon fort.“ „Der DonnerClan besteht nun Mal aus Feiglingen. Da kann man nichts machen.“ Während des Rests der Patrouille fanden sie keine weiteren Spuren des DonnerClans. Dennoch erneuerten sie überall die Markierungen, wo der Grenzgeruch seit dem letzten Mal etwas nachgelassen hatte.     Es war schon fast Sonnenhoch, als die Morgenpatrouille ins WindClan-Lager zurückkehrte. Schwarzfleck ging sofort zu Wüstenstern, um ihm Bericht zu erstatten. „Ich werde mal nach den Ältesten sehen.“, sagte Nebelpfote zu Falkenauge. Als ihre Mentorin zustimmend nickte, flitzte die Schülerin davon. Schattenklaue wandte sich an Falkenauge. „Ich weiß, Nebelpfote hat ihr können im Kampf noch nicht bewiesen, aber sie war noch vor mir Schülerin…“ Falkenauge unterbrach ihn. „Ich weiß was du sagen willst, Schattenklaue. Aber Nein. Ich werde nicht mit Wüstenstern reden. Solange ich nicht weiß, dass Nebelpfote ihren Clan im Ernstfall auch wirklich verteidigt, wird sie eine Schülerin bleiben. Und du solltest meine Art, Nebelpfote zu unterrichten nicht in Frage stellen.“ „Es tut mir Leid, Falkenauge.“, versicherte Schattenklaue der Kätzin. „Ich wollte deinen Unterricht niemals in Frage stellen.“ Falkenauge sagte nichts mehr dazu, sondern ging zum Bau der Krieger, wo sie sich hinlegte um ein wenig zu Dösen. Das ist ja toll gelaufen, dachte Schattenklaue. Dann sah er sich im Lager um, um zu sehen, was er jetzt noch tun konnte. Sein Blick blieb auf dem Frischbeutehaufen hängen, der schon wieder beinahe aufgebraucht war. Also beschloss er auf die Jagd zu gehen. Da er keine große Lust darauf hatte, sich alleine mit plündernden DonnerClan-Kriegern anzulegen, beschloss er, eher in Richtung FlussClan zu jagen. Schattenklaue war noch nicht sonderlich weit gekommen, als er ein Kaninchen fand, welches geradezu dazu einlud, gefangen zu werden. Sofort kauerte sich der Krieger auf den Boden und prüfte die Luft. Der Wind stand zugunsten von Schattenklaue. Ohne irgendeinen Laut zu verursachen, schlich sich der Krieger an seine Beute heran. Dann spurtete er los. Das Kaninchen bemerkte die Gefahr und ergriff die Flucht. Doch die Katzen des WindClans waren dazu geboren worden, Kaninchen zu Jagen. Aus diesem Grund, hatte Schattenklaue sein Opfer schnell eingeholt und erledigte es mit einem schnellen Biss. Zufrieden mit seinem Fang, vergrub er das tote Kaninchen, um es später wieder abzuholen. Danach lief er weiter Richtung FlussClan-Grenze. Auf dem Weg dorthin erlegte er noch ein weiteres Kaninchen und zwei Mäuse. Dann schwenkten Schattenklaues Gedanken wieder zu Nebelpfote. Es würde viel mehr Spaß machen, wenn sie noch dabei wäre. Als richtige Kriegerin natürlich. Dann schüttelte er heftig den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Sie lenkten ihn nur ab. Als er sich sicher war alle Gedanken verband zu haben, prüfte er erneut die Luft nach Beute. Doch statt Kaninchen oder Mäuse zu wittern, trug der Wind ihm einen ganz anderen Geruch zu: Fremde Katzen. Kapitel 6: ----------- Die beiden Hauskätzchen, bzw. das eine Hauskätzchen und die Pseudo-Clan-Katze, waren noch nicht sehr weit gekommen, als die Sonne ihren Höhepunkt überschritten hatte. Finn ging durch das Moorland, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Bennie jedoch war sichtlich nervös. „Wann, glaubst du, treffen wir auf die ersten Krieger-Katzen?“, fragte er angespannt. „Keine Ahnung.“, antwortete Finn. „Vielleicht beobachten sie uns schon.“ „Wie bitte?“, Bennie blieb wie angewurzelt stehen und sah sich panisch um als fürchtete er, jeden Moment würde sich eine Reihe geöffneter Mäuler auf ihn stürzen und ihn verschlingen. Finn war noch ein wenig weitergelaufen, blieb dann aber doch stehen und drehte sich zu Bennie um. „Oh, Mann Bennie.“, sagte sie. „Jetzt reg dich mal ab. Bis jetzt hat uns niemand gesehen und mit etwas Glück schaffen wir es unbehelligt durch dieses Territorium.“ Bennie antwortete nicht, sondern starrte nur ängstlich zitternd auf Finn. „Was ist denn?“, fragte die Kätzin. Bibbernd antwortete Bennie: „Hi… hi… hi… hinter di… di… di… dir.“, und wich ein Stück zurück. Finn runzelte die Stirn und drehte sich um. Sie konnte gerade noch sehen, wie sich ein schwarzer Schatten auf sie stürzte und sie zu Boden warf. Finn schrie erschrocken auf. Kurz darauf hörte sie Bennie aufjaulen. Sofort sprang Finn wieder auf die Pfoten und schaute zu ihrem Freund. Ein schwarzer Kater beugte sich über ihn und grub seine Zähne in dessen Nacken. Bennie wand sich unter dem Krieger, denn etwas anderes konnte dieser fremde Kater gar nicht sein. „Lass ihn sofort los, du dreckiges Stück Mäusedung.“, fauchte sie, sprang dem Krieger auf den Rücken und krallte sich fest. Die Krieger-Katze ließ tatsächlich von Bennie ab und begann sich wild hin und her zu werfen, um Finn abzuschütteln. Diese krallte sich aber nur noch fester an den Krieger. „Wie du willst.“, fauchte dieser plötzlich, warf sich auf den Boden und rollte sich auf den Rücken. Das Gewicht des Kriegers presste Finn die Luft aus dem Körper und somit ließ sie los. Sofort stand der Krieger über ihr und drückte ihr seine Pfote mit ausgefahrenen Krallen auf die Kehle. „Das ist unser Territorium.“, knurrte er Finn ins Gesicht. „Bleib weg von ihr!“, rief Bennie auf einmal und sprang den rabenschwarzen Kater an. Allerdings ziemlich unbeholfen, denn der Krieger machte nur eine kleinen Schritt zur Seite und versetzte Bennie einen Schlag in den Nacken als dieser vorbei sprang. „Lächerlich.“, amüsierte sich der Krieger über Bennies kläglichem Angriffsversuch. Finn sprang auf die Pfoten. Dem würde sie zeigen, was „lächerlich“ ist. Doch noch ehe sie ihren Angriff starrten konnte, befahl jemand: „Sofort Aufhören!“ Der schwarze Krieger hatte sich bereits für einen Angriff bereit gemacht, erstarrte jedoch, als der Befehl ertönte. Auch Finn zwang eine innere Stimme, still zu bleiben und diesen Krieger nicht weiter anzugreifen. Alle drei Katzen wandten sich nun zu der Stimme. Sie gehörte zu einem großen sandfarbenen Kater, der zusammen mit einem schwarzen, weißköpfigen Kater und einer ockerfarbenen Kätzin mit langen Ohren über einen Hügel geschritten kam. „Wüstenstern“, begann der schwarze Krieger, der, wie Finn jetzt sah, gar nicht komplett schwarz war, sondern noch dunkelgrau getigert war, „diese beiden Hauskätzchen sind in unser Territorium…“ „Ich weiß.“, unterbrach ihn der große Kater, namens Wüstenstern. „Ich habe es gesehen. Und ich habe auch gesehen, dass sich beide Hauskätzchen tapfer verteidigt haben.“ „Sie mögen tapfer gewesen sein.“, sagte die langohrige Kätzin. „Aber gebracht hätte es ihnen nichts. Schattenklaue hätte früher oder später Krähenfraß aus ihnen gemacht.“ Finn schloss aus dem Kontext, dass es sich bei Schattenklaue um den Kater handeln musste, der sie so herzlich willkommen geheißen hatte. „Das hätte ich nur zu gerne gesehen.“, grinste der dritte Kater im Bunde. „Seid still ihr beiden.“, raunte Wüstenstern. „Vielleicht hätte Schattenklaue Krähenfraß aus ihnen gemacht, vielleicht auch nicht. Das werden wir jetzt nicht mehr erfahren.“ Finn wagte einen Seitenblick auf Schattenklaue. Dieser schien ein wenig verletzt über Wüstensterns Kommentar, verzog aber kaum eine Miene, weshalb es wohl auch nicht weiter auffiel. Nun wandte sich Wüstenstern direkt an Finn und Bennie. „Wie sind eure Namen, ihr beiden?“, verlangte er zu wissen. „Mein Name ist Finn.“, antwortete die Kätzin. Wüstenstern nickte leicht und starrte gebannt in Finns Augen. Doch er fing sich schnell wieder und sah nun Bennie an, der sich neben Finn gestellt hatte. Dieser antwortete nicht, sondern begann nur heftig zu zittern. Also übernahm das auch Finn. „Sein Name ist Bennie. Er ist ein guter Freund von mir.“ Wieder nickte der große Kater. Dann fragte er: „Was wollt ihr auf unserem Territorium?“, wobei er erneut gebannt in Finns Augen sah. Was hat er nur mit meinen Augen?, fragte sie sich. „Nun?“, fragte Wüstenstern noch einmal, da Finn ihm nicht geantwortet hatte. Dann zog Finn kurz in Erwägung, Wüstenstern zu sagen, sie wolle sich dem DonnerClan anschließen. Dann fiel ihr jedoch Habichts Warnung ein, dass der WindClan nicht gut auf den DonnerClan zu sprechen war. Daher sagte sie stattdessen noch immer wahrheitsgemäß: „Ich will eine ClanKatze werden.“ Wüstensterns Begleiter und Schattenklaue fingen schallend an zu lachen. „Diese Hauskätzchen und ClanKatzen? Wo kommen wir den dahin?“, fragte Schattenklaue lachend. Doch bei Wüstensterns wütenden Blick verstummten die drei Katzen. „Ihr beide wollt euch also meinem Clan anschließen?“, fragte Wüstenstern. „Äh, nein. Nur ich. Bennie wollte mich nur begleiten.“, erklärte Finn. „Soso.“, antwortete Wüstenstern, umrundete die kleine Kätzin und musterte sie von vorne bis hinten. „Hm.“, sagte er nach einer Weile, in der er Finn mehrmals umrundet hatte. „Du hast den richtigen Körperbau für eine WindClan-Kätzin.“ sagte er. „Du willst doch wohl nicht ernsthaft…“, wollte Schattenklaue protestieren. Doch Wüstenstern unterbrach ihn. „Noch bin ich der Anführer des WindClans.“, fauchte er und Schattenklaue zuckte zusammen. „Und solange ich der Anführer bin, wirst du meine Entscheidungen respektieren.“ Finn erstarrte. Vor ihr stand tatsächlich ein waschechter ClanAnführer. Und was noch besser war: er hatte soeben ihren Angreifer ordentlich zurecht gewiesen. „Tut mir leid, Wüstenstern.“, antwortete Schattenklaue kleinlaut. Dann wandte sich Wüstenstern an den Kater mit dem Weißen Kopf. „Weißhaupt, du bringst Bennie an die Grenze zum Pferdehort.“, befahl er. „Von dort aus dürfte er von alleine nach Hause finden.“ Bennie sah Finn entsetzt an. Er wollte sich jetzt noch nicht von ihr verabschieden. Doch es nützte nichts. Finn würde mit Wüstenstern gehen. Doch für Bennie gab es keinen Platzt mehr, an ihrer Seite. „Finn, bitte.“, sagte er. Sie wusste, er wollte nichts sehnlicher als wieder nach Hause. Aber er wollte mit Finn zusammen heimkehren. Finn wusste das. Sie drückte ihre Nase an seine und sagte: „Lebewohl Bennie. Grüß‘ die anderen von mir.“ Dann ließ sie von ihm ab und ging zu Wüstenstern. „Komm.“, befahl Weißhaupt dem jungen Kater und ging voran zur Grenze. Bennie folgte ihm schweren Herzens und ließ dabei Ohren und Schwanz hängen. Auch Finn spürte einen dicken Kloß der Trauer in ihrem Hals, als sie ihren ältesten Freund gehen sah. Ich werde ihn niemals wiedersehen, dachte sie wehmütig. „Folge mir.“, sagte Wüstenstern und ging, flankiert von Schattenklaue und der langohrigen Kätzin, tiefer ins WindClan-Territorium. Finn folgte ihnen. Ab und zu verließen die beiden Katzen die Gruppe und wenn sie zurückkehrten, hatten sie immer etwas Beute zwischen den Zähnen, welche sie immer liegen ließen, wenn sie erneut verschwanden. Das machten die beiden allerdings nicht sehr oft. So viel Beute passte schließlich auch nicht in ihre Mäuler. Finn fragte sich, warum sie ihre Beute nicht einfach auffraßen. Dann überlegte sie, ob Tigerherz ihr diesbezüglich irgendwas erklärt hatte. Doch ihr fiel nichts ein, mit dem sie dieses Verhalten hätte erklären können. Während die vier Katzen durch das Gebiet des WindClans streiften, warf Schattenklaue Finn immer wieder einen feindseeligen Blick zu. Warum hasst er mich so? Nur weil ich in sein Territorium eingedrungen bin?, fragte sich Finn. Finn beobachtete auch die anderen beiden Katzen. Weder Wüstenstern, noch Langohr sahen sie so an. Bei Wüstenstern hätte es sie auch gewundert. Schließlich hatte er sie in den Clan geholt.     Sie erreichten das Lager des WindClans kurz vor Nachmittag. Noch bevor sie es betraten, kam ihnen ein weißer Kater mit einem schwarzen Fleck um sein linkes Auge entgegen. „Wüstenstern. Der DonnerClan hat wieder…“, als er Finn entdeckte, hielt der Kater mitten im Satz inne. „Wer ist sie?“ „Ein ehemaliges Hauskätzchen.“, antwortete Wüstenstern. „Sie wird sich dem Clan anschließen.“ Der Kater stutzte. „Ein Hauskätzchen? Wo kommt die denn her?“ „Das erkläre ich dir später, Schwarzfleck. Jetzt muss ich erst mal eine Clan-Versammlung einberufen.“, sagte Wüstenstern und ging an Schwarzfleck vorbei ins Lager. Schwarzfleck machte sofort kehrt und folgte seinem Anführer. Danach betrat Finn das Lager des WindClans. Ihr wiederum folgten Schattenklaue und Langohr. Finn staunte über das WindClan-Lager. Es war im Grunde nicht mehr, als eine Kuhle auf einem kleinen Hügel, in dessen Mitte ein Haufen Geröll lag. Am anderen Ende des Lagers, am Rand der Senke stand ein alter, knorriger Baum. Wüstenstern ging geradewegs zu dem Geröllhaufen. Er setzte sich darauf, flüsterte noch etwas in Schwarzflecks Ohr, der sich daraufhin zu Finn gesellte, und rief dann; „Alle Katzen, die alt genug sind, um sich ihre Beute selbst zu fangen, sollen sich vor dem Geröllhaufen versammeln!“ Sofort herrschte reger Betrieb im Lager des WindClans. Alle Katzen, die vorher irgendwo in der Sonne gebadet hatten, oder auf ihren Schlafplätzen lagen und geschlafen hatten, versammelten sich um Wüstenstern. Dabei erntete Finn so manchen verwirrten oder gar feindseeligen Blick. Finn warf einen flüchtigen Blick auf Schattenklaue und Langohr. Beide Katzen marschierten schnurrstracks auf einen kleinen Haufen mit erlegten Beutetieren und legten ihre eigene Beute dazu. Danach mischten auch sie sich unter die Katzen des Clans. „Setzt dich vor Wüstenstern.“, flüsterte Schwarzfleck Finn ins Ohr. Sie nickte und tat wie ihr geheißen. Leises Raunen und Gemurmel zog sich durch die Katzen hinter Finn. Alle die Finns Ankunft beobachtet hatten, löcherten leise Langohr und Schattenklaue mit Fragen. Doch beide schüttelten nur die Köpfe und meinten, dass Wüstenstern ihnen alles erklären würde. „Katzen des WindClans.“, begann Wüstenstern. „Heute habe ich etwas ganz besonderes beobachtet, als ich zusammen mit Weißhaupt und Langohr auf Jagd war. Schattenklaue hat auf unserem Territorium zwei Hauskätzchen entdeckt. Als er sie vertreiben wollte, habe ich etwas gesehen, was es sonst nur in Geschichten gab.“, er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Und tatsächlich tuschelten die ClanKatzen bereits los. Dann fügte er hinzu. „Sie haben sich gewehrt.“ Nun waren die Katzen ganz aus dem Häuschen. Sie wollten oder konnten nicht glauben, dass es tatsächlich Hauskätzchen gab, die freiwillig gegen einen Krieger kämpften. Als sich der Tumult etwas gelegt hatte, fuhr Wüstenstern fort. „Wie ihr wisst, droht Krieg und wir haben nur wenige Schüler.“ „Aber genug Krieger.“, unterbrach ihn eine schildpattfarbene Kätzin. „Genau.“, pflichtete Schattenklaue ihr bei. Auch die anderen Krieger gaben der Kätzin Recht. Was habe ich mir nur dabei gedacht?, fragte sich Finn. Sie kam sich gerade so fehl am Platz vor, wie ein Hund in einer Mausefalle. „Du hast recht Wirbelwind. Wir haben einige starke Krieger.“, pflichtete Wüstenstern der Kätzin bei. „Doch in den Schülern liegt unsere Zukunft. Immerhin werden die Krieger irgendwann einmal Älteste werden. Auch du, Wirbelwind, bleibst nicht ewig jung.“ Nach Wüstensterns letzter Bemerkung grummelte Wirbelwind leise vor sich hin, hielt aber den Mund. „Ich habe diese Kätzin beobachtet. Sie hat tapfer gekämpft, um sich und ihren Freund zu verteidigen. Sie hat großen Mut bewiesen, als sie sich gegen einen älteren und stärkeren Gegner gewehrt hat.“ Bei diesem Satz schwoll Schattenklaues Brust vor Stolz an. Schließlich hatte Wüstenstern nicht nur Finn gelobt, sondern indirekt auch Schattenklaue. „Und deswegen habe ich beschlossen, diese Kätzin zu einer Schülerin des WindClans zu machen.“ Wieder machte Wüstenstern eine Pause und sah Finn an. Diesmal sagte keine Katze etwas, aber Finn konnte die Anspannung der Krieger förmlich spüren. Dann sprach Wüstenstern weiter. „Von diesem Tage an, bis sie sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird diese Schülerin Schillerpfote heißen. Zu Ehren ihrer schillernden Augen.“ Schillernde Augen? Hatte sie wirklich schillernde Augen. Doch was sie noch viel mehr wunderte war, dass mehr als die Hälfte der ClanKatzen auf sie zukam und ihr zu ihrem neuen Namen gratulierten. Außerdem riefen sie begeistert: „Schillerpfote! Schillerpfote!“ Dann sprach Wüstenstern weiter. „Bis ich einen Mentor für dich ernenne, werden dich Falkenauge und Eulenfeder unterrichten. Lerne gut, junge Schillerpfote und du wirst eine großartige Kriegerin werden.“ Schillerpfote neigte respektvoll den Kopf. Dann löste sich die Versammlung auch schon wieder auf. Nur eine graue Kätzin kam direkt auf sie zu. „Hallo, Schillerpfote.“, begrüßte die Kätzin sie. „Ich bin Nebelpfote. Wir schlafen im selben Bau.“ „Hallo Nebelpfote.“, begrüßte Schillerpfote die Kätzin. Nebelpfote lächelte sie freundlich an. „Komm. Ich zeige dir unseren Bau.“, sagte sie. Dann gingen die beiden Kätzinnen zu einem kleinen Bau, der wie die anderen unter einem Dornengestrüpp lag. „Hier schlafen wir Schüler.“, erklärte Nebelpfote. „In dem Bau nebenan, der zwischen unserem Bau und dem des Anführers liegt, schlafen die Krieger. Auf unserer anderen Seite in der Höhle schlafen unsere Ältesten. Dann kommt der Bau unseres Heilers Falkennest. Dort in dem Felsspalt. Er sieht klein aus, aber innen ist er ziemlich groß. Dann kommt die Kinderstube, in der die Königinnen die Jungen gebären und großziehen, bis sie alt genug sind, um Schüler zu werden.“ Während Nebelpfote sprach, zeigte sie mit dem Schwanz auf jeden einzelnen Bau. Schillerpfote staunte nicht schlecht über die Größe des WindClans. Noch nie hatte sie gesehen, wie so viele Katzen an einem Ort zusammenlebten. Doch bei dem, was Tigerherz ihr erzählt hatte, wartete noch eine ganze Menge Aufregendes auf Schillerpfote. Doch das Wichtigste war, dass sie zumindest nicht voll und ganz unerwünscht war. Sie hatte in Nebelpfote eine erste Freundin gefunden. Und auch der größte Teil des WindClans hatte gezeigt, dass er nichts gegen Schillerpfote hatte. Kapitel 7: ----------- Schattenklaue saß mit Wirbelwind noch immer vor Wüstensterns Bau. Der Anführer war zu den Königinnen gegangen, um sich über den Zustand der Jungen zu informieren. „Was denkt sich Wüstenstern nur dabei?“, fragte die Kätzin. „Keine Ahnung.“, sagte Schattenklaue. „Der SternenClan möge uns beistehen.“ Er machte eine Pause, dann fragte er: „Ist es nicht sogar gegen das Gesetz der Krieger, dass dieses Hauskätzchen hier bei uns ist?“ „Und was ist mit Feuerstern?“, gab Wirbelwind zu bedenken. Schattenklaue sah die Kätzin verwundert an. „Das sind doch bloß Märchen. Feuerstern hat es nie gegeben. Ein Hauskätzchen kann niemals ein ClanAnführer werden.“ „Ich weiß.“, sagte Wirbelwind. „Aber Wüstenstern wird sich bei seiner Entscheidung darauf berufen. Abgesehen davon, ist es ebenso gegen das Gesetz der Krieger, seinen Anführer zu hinterfragen.“ „Hey. Ich akzeptiere Wüstensterns Entscheidung. Auch wenn ich sie nicht gutheiße. Also verstoße ich nicht gegen das Gesetz.“ „Kleiner Klugscheißer.“, grummelte Wirbelwind, stand auf und begab sich in den Bau der Krieger. Schattenklaue hingegen ging zum Frischbeutehaufen und nahm sich ein Kaninchen. Dann legte er sich auf eine kleine Anhöhe am Lagerrand und fraß es in aller Ruhe auf. Während er das Tier verspeiste, dachte er weiter über Schillerpfote nach. Er konnte Wüstensterns Entscheidung nicht nachvollziehen. Warum wollte er ein Hauskätzchen in den Clan aufnehmen? Schattenklaue wusste, dass es nicht an dem bevorstehenden Krieg mit dem DonnerClan liegen konnte. Der WindClan hatte genug fähige Krieger. Zwar gab es momentan nur zwei Schüler. Schillerpfote zählte er nicht. Schließlich hatte diese Kätzin noch nicht einmal einen Mentor bekommen. Aber Rosenblütes Junge waren schon fast groß genug, um selbst Schüler zu werden, und das bedeutete, dass sich der DonnerClan schon sehr bald warm anziehen konnte.     Am nächsten Morgen war Schillerpfote voller Energie. Sie brannte darauf, mit ihrer Ausbildung anzufangen. Zusammen mit Nebelpfote und Sturmpfote begab sich die neue Schülerin des WindClans nach draußen. Nahe beim Lager gab es eine kleine kahle Stelle. Dort trainierten die Schüler, wie Nebelpfote ihrer neuen Freundin erklärte. Falkenauge und Eulenfeder warteten bereits auf sie. Da ist ja unser Neuzugang.“, begrüßte Falkenauge die Schülerin. „Bereit für den Unterricht?“ „Und ob ich bereit bin.“, erwiderte Schillerpfote in freudiger Erwartung. „Werdet ihr Schillerpfote das Territorium zeigen?“, erkundigte sich Nebelpfote. Eulenfeder schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete der grau gescheckte Kater, „Wüstenstern will, dass das ihr Mentor übernimmt, sobald er ihn ernannt hat.“ „Fürs Erste bleibt Schillerpfote in der Nähe des Lagers.“, fügte Falkenauge hinzu. Schillerpfote war enttäuscht. So sehr hatte sie sich darauf gefreut, ihre neue Heimat kennenzulernen. Die beiden Mentoren sahen ihre Enttäuschung. Deswegen sagte Eulenfeder. „Keine Sorge. Wüstenstern wird schon sehr bald einen Mentor für dich finden. Und bis dahin werden wir die die Grundzüge in den Kampf- und Jagdtechniken beibringen.“ Das stimmte die Schülerin schon wieder milder und ihr Gesicht erhellte sich. „Was lerne ich den als Erstes?“, fragte sie begierig. Falkenauge musste schmunzeln. „Hast du schon mal gejagt?“, fragte die Kätzin. Schillerpfote nickte eifrig. „Ja, in der Scheune. Da gab es eine Menge Mäuse und die Katzen dort haben uns gezeigt, wie man die fängt.“ „Gut.“, begann die Mentorin. „Was auch immer sie dich gelehrt haben, du vergisst es auf der Stelle wieder.“ Entgeistert sah Schillerpfote die Kätzin an. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. „Mach lieber dein Maul zu, sonst fliegen Fliegen rein.“, scherzte Sturmpfote. Schillerpfote schloss ihr Maul. Wusste aber immer noch nicht, was sie von Falkenauges Anweisung halten sollte. „Warum soll ich alles vergessen?“, fragte sie schließlich. „Weil die Mäuse in einem solchen Zweibeinerort viel schwerfälliger sind, als hier draußen.“, erklärte Eulenfeder. „Außerdem ernährt sich der WindClan hauptsächlich von Kaninchen. Und die zu Jagen musst du erst noch lernen.“ Schillerpfote nickte als Zeichen dafür, dass sie verstanden hatte. „Dann werde ich dir jetzt zeigen, wie wir Mäuse jagen.“, sagte Falkenauge. Daraufhin legte sie sich flach auf den Boden. Ihr Gewicht verlagerte sie auf ihre Hinterpfoten. Gespannt sah Schillerpfote ihr dabei zu. Die Jagdtechnik der ClanKrieger war wirklich anders, als die von Habicht und Frost. Nun sollte Schillerpfote es probieren. Sofort kauerte sich die junge Schülerin auf den Boden. Sie rief sich ins Gedächtnis, was Falkenauge ihr gerade gezeigt hatte und ahmte die Bewegungen so gut nach wie sie konnte. „Das Gewicht mehr auf die Hinterpfoten.“, korrigierte sie Eulenfeder. „Gar nicht so schlecht fürs erste Mal.“ „Danke Eulenfeder.“, sagte Schillerpfote etwas verlegen. „Hör mal Eulenfeder.“, begann Falkenauge. „Überlass Schillerpfote heute mir. Ich werde ihr einige Jagdkniffe beibringen. Währenddessen kümmerst du dich um Sturmpfotes und Nebelpfotes Kampftraining.“ Der graugescheckte Kater nickte zustimmend. Dann stand er auf und winkte den beiden Schülern mit dem Schwanz zu, ihm zu folgen. Falkenauge tat dasselbe mit Schillerpfote. Während Eulenfeder und seine Schützlinge beim Trainingsgelände blieben, führte Falkenauge Schillerpfote fort vom Lager. „Aber ich dachte, Wüstenstern will, dass ich beim Lager bleibe.“, sagte Schillerpfote irritiert. „Hat er auch. Aber ich denke, es ist ok, wenn wir etwas abseits trainieren. So stören wir auch nicht die anderen beim Kampftraining.“, erklärte die Mentorin. Das klang plausibel. Als Falkenauge anhielt war der Rand des Lagers kaum noch zu sehen. Aber sie waren auch nicht zu weit entfernt, um nicht gewarnt zu werden, falls der WindClan angegriffen werden würde. Oder falls man sie angreifen würde, den WindClan zu warnen. Während Falkenauge der Schülerin die Jagd beibrachte, wurden sie von Schattenklaue beobachtet. Der Krieger kauerte im Gras und starrte Schillerpfote durchdringend an. Er konnte noch immer nicht glauben, dass Wüstenstern dieses Hauskätzchen im Clan aufgenommen und ihm sogar einen Schülernamen gegeben hatte. Verärgert zog er die Krallen aus und fuhr mit ihnen durch die Erde. Der Krieger lag im Windschatten. Somit hatten die Kätzinnen ihn noch nicht entdeckt. Auch wenn Falkenauge eine erfahrene Kriegerin war. Wirbelwind gesellte sich zu ihm. „Was tust du hier?“, flüsterte sie. „Gar nichts.“, behauptete Schattenklaue. „Na, schön.“, sagte die Kriegerin. „Zu deiner Information: Schwarzfleck hat dich für eine Patrouille eingeteilt.“ „Wirklich?“, fragte Schattenklaue. „Für wann?“ „Für jetzt.“ Während die beiden Katzen langsam ins Lager zurückschlichen, warf Schattenklaue noch einen kurzen Blick zurück zu Schillerpfote. Er hoffte, ihr würde bald klar werden, dass das Kriegerleben nichts für sie war und wieder schnell zu ihren Zweibeinern zurückkehren. Dann wäre der WindClan wenigstens ein Problem los. Kapitel 8: ----------- Nach drei Tagen hatte Schillerpfote, dank dem unermüdlichen Training von Falkenauge und Eulenfeder bereits die Grundzüge der Jagd und Kampftechniken verinnerlicht. Bis jetzt hatte Wüstenstern für die junge Kätzin noch immer keinen Mentor ernannt. Schattenklaue und die anderen WindClan-Krieger, die das kleine Hauskätzchen schnell wieder loswerden wollten, waren sich sicher, dass Wüstenstern niemandem diese Bürde auferlegen wollte. Doch da sollten sie sich irren: Am Abend des dritten Tages, als sich alle Krieger des WindClans im Lager befanden, berief der Anführer eine Clanversammlung ein. „Alle Katzen, die alt genug sind um selbstständig Beute zu jagen, sollen sich vor meinem Bau versammeln!“, rief der Kater. Sofort unterbrachen die Katzen sämtliche Aktivitäten, wie Fressen oder sich die Zungen zu geben und ließen sich in einem Halbkreis vor Wüstenstern nieder, der wieder auf der kleinen Anhöhe stand. „Katzen des WindClans“, begann Wüstenstern, „vor drei Tagen hat sich Schillerpfote unserem Clan angeschlossen. Damals habe ich für sie noch keinen Mentor ernannt, da eine solche Wahl wohl bedacht sein will.“ Er machte eine schöpferische Pause, damit seine Worte ihre Wirkung entfalten konnten. Wie er erwartet hatte, begannen seine Krieger aufgeregt zu tuscheln. Wobei sich eine Seite fragte, wer wohl der Mentor von Schillerpfote werden würde, einschließlich Schillerpfote selbst, die mit den beiden anderen Schülern in der Mitte der Menge saß. Die andere Hälfte der Krieger jedoch, war bestürzt darüber, dass dieses Hauskätzchen nun tatsächlich im Clan zu bleiben schien. Sie glaubten immer noch nicht daran, dass aus Schillerpfote jemals etwas werden würde. Dann fuhr Wüstenstern fort. „Die drei Tage seit Schillerpfotes Ankunft, habe ich mich mit Schwarzfleck beraten und überlegt, wen ich auswähle. Schattenklaue, tritt bitte vor.“ Dem jungen Kater blieb das Maul offen stehen. Die umstehenden Krieger mussten sich sichtlich das Lachen verkneifen. Es war jedem bekannt, dass Schattenklaue einer der Krieger war, der am meisten gegen Schillerpfotes Anwesenheit war. Und nun wollte Wüstenstern ihn zu ihrem Mentor machen. Schattenklaue rührte sich zunächst nicht. Er war wie gelähmt, als Wüstenstern seinen Namen genannt hatte. Erst als ihn Wirbelwind energisch von hinten anstieß, erhob er sich und trat vor. „Schattenklaue, du bist ein tapferer und geschickter Krieger und ich weiß, du wirst diese Fähigkeiten an deine Schülerin weitergeben.“ Schattenklaue neigte respektvoll den Kopf vor Wüstenstern. Dann ging er zu Schillerpfote und berührte ihre Nase mit der seinen. Schillerpfote blieb nur unter Aufbringung all ihrer Selbstbeherrschung stehen, denn der Ausdruck, mit dem Schattenklaue sie dabei ansah, ließ sie befürchten, er würde ihr den Kopf von den Schultern reißen. Sie war unendlich erleichtert als dies nicht geschah. Nach der Zeremonie zerstreute sich der Clan wieder. Die Abendpatrouille versammelte sich und verließ das Lager. Die übrigen Katzen legten sich entweder schlafen oder nahmen sich was zu fressen oder gaben sich die Zungen. Die drei Schüler suchten sich je eine Maus vom Frischbeutehaufen aus und legten sich in ihren Bau, um sie zu verzehren. „Hast du Schattenklaues Gesicht gesehen als Wüstenstern seinen Namen genannt hat?“, fragte Sturmpfote belustigt. „Ich hab gedacht, gleich kippt er um.“ „Mir hat er eher Angst gemacht, als er auf mich zugegangen ist.“, gestand Schillerpfote. „Kein Wunder.“, miaute Nebelpfote. „So, wie der geguckt hat. Ich habe gedacht, gleich geht er auf dich los.“ Schillerpfote nickte zustimmend und biss noch ein Stück Maus ab. „Ach was.“, sagte Sturmpfote. „Schattenklaue kann dich zwar nicht leiden, aber er respektiert Wüstenstern und seine Endscheidungen. Immerhin ist er Schattenklaues Vater.“ Schillerpfote blieb die Maus fast im Hals stecken. Sie begann heftig zu husten. Als sich das Fleischstück wieder gelöst hatte und brav in ihrem Magen verschwunden war, fragte sie nach Luft ringend. „Wüstenstern ist Schattenklaues Vater?“ „Ach ja, “ sagte Sturmpfote, „das wusstest du ja noch gar nicht.“ „Warum regst du dich deswegen so auf?“, fragte Nebelpfote neugierig. „Ich rege mich doch gar nicht auf.“, antwortete Schillerpfote patzig. „Ich verstehe nur nicht, wie zwei Kater, die so nahe miteinander verwandt sind, so verschiedene Ansichten haben, was Hauskätzchen angeht.“ „Ganz einfach. Wüstenstern mag der Vater sein, aber die Aufzucht übernehmen die Königinnen bis die Jungen zu Schülern werden.“, erklärte Sturmpfote. „Und Eichenblatt, seine Mutter, gehört auch zu deinen Gegnern.“ „Na super. Ein Hauskätzchenfeind in der zweiten Generation ist mein Mentor.“, grummelte Schillerpfote. „Sieh es doch mal von der positiven Seite.“, miaute Nebelpfote gutmütig. „Jetzt hast du die Chance, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.“ Schillerpfote überlegte kurz. Da war etwas dran, fand sie. Vielleicht konnte sie ihrem Mentor wirklich beweisen, dass sie zu etwas taugte. Ja, beschloss sie, sie würde es allen hier im WindClan beweisen. Sie würde die beste Kriegerin sein, die der Clan je gesehen hatte.     Schattenklaue indes war, überhaupt nicht begeistert von seiner Aufgabe. Er hasste Wüstenstern dafür, dass er ihn zum Mentor dieses Hauskätzchens gemacht hatte, obwohl er von Schattenklaues Abneigung gewusst hatte. Der junge Krieger hatte sich etwas abseits von den anderen niedergelassen. Er wollte nur allein sein. Wirbelwind scherte sich nicht darum. Das tat sie nie. Und so ließ sie sich neben Schattenklaue nieder. Zuerst schwiegen sie beide. Dann sagte die Kriegerin. „Das war ein Tag, nicht wahr?“ Schattenklaue grummelte nur. „Was wirst du jetzt tun?“, fragte Wirbelwind. „Was wohl?“, entgegnete Schattenklaue. „Ich tue, was mir gesagt wurde. Ich bilde Schillerpfote zur Kriegerin aus.“ Wirbelwind war erstaunt. „Tatsächlich?“ „Ja.“, erwiderte der Kater. „Ich sagte dir doch, ich respektiere Wüstensterns Entscheidungen. Auch wenn ich sie nicht gutheiße und in diesem Fall nicht nachvollziehen kann.“ „Eine weise Entscheidung.“, miaute Wirbelwind. „So gehst du einigem Ärger mit Wüstenstern aus dem Weg.“ „Darum geht es nicht. Wüstenstern muss sehen, dass ich mich als Mentor anstrenge. Wenn Schillerpfote versagt, wäre das dann nicht meine Schuld, und Wüstenstern lässt mich dann vielleicht einen richtigen Schüler ausbilden, der auch im Clan geboren ist.“ „Nur deswegen diese Anstrengung? Na meinetwegen. Hast du Lust Jagen zu gehen?“, fragte Wirbelwind plötzlich. Schattenklaue sah sie einen Moment verwundert an. Er war es nicht gewöhnt, dass Wirbelwind schon fast freundlich klang. Das war wahrscheinlich kein Krieger des WindClans. Dennoch sagte er. „Jagen? Na klar. Warum nicht?“ Die beiden Krieger erhoben sich und machten sich auf eine kleine Jagdtour im Licht der untergehenden Sonne. Kapitel 9: ----------- Der nächste Morgen begann früh, sowohl für Schattenklaue als auch für seine neue Schülerin Schillerpfote. Zwar passte es dem Kater überhaupt nicht ein Hauskätzchen auszubilden, aber seine Pflichten dem Clan gegenüber nahm er sehr ernst. Dies war auch der Grund, warum er am Tag zuvor nicht lauthals protestiert hatte. Das und die Tatsache, dass er viel zu überrascht gewesen war, um überhaupt etwas zu sagen. Sobald der junge Krieger also an diesem Tag erwacht war, begab er sich zum Bau der Schüler. „Schillerpfote. Wach auf.“, rief er. „Hm? Was‘n los?“, fragte jemand. Es war nicht Schillerpfote sondern Sturmpfote. „Oh, hallo Schattenklaue.“, begrüßte er den Krieger als er ihn erkannte. „Was machst du hier?“ „Was wohl? Ich hole meine Schülerin ab.“, Schattenklaue bemühte sich ruhig zu sprechen. Er wollte nicht, dass es so rüber kam, als wolle er seinen Ärger über das Hauskätzchen an Sturmpfote auslassen. „Ach so.“, antwortete Sturmpfote. Dann drehte er sich um und stupste die schlafende Kätzin mit der Pfote. „He aufwachen, Schillerpfote.“, sagte er. „Hm? Was‘n los?“, fragte Schillerpfote verschlafen. Sturmpfote fing an zu kichern als seine Mitschülerin genau dasselbe sagte wie er. Und dann auch noch mit derselben Betonung. „Dein Mentor ist hier.“, sagte Schattenklaue und verließ den Schülerbau wieder. Schillerpfote war mit einem Mal hellwach und preschte aus dem Bau. Auf keinen Fall würde sie es so aussehen lassen, als sei sie faul, oder unmotiviert. „Was machen wir als erstes?“, fragte sie. Schattenklaue saß vor dem Bau und sah sie geringschätzig an. „Zuerst werde ich dir das Territorium zeigen, damit du die Grenzen kennst.“, erklärte der Kater. In seiner Stimme fand Schillerpfote keine Spur von Verachtung was im krassen Gegensatz zu seiner Mimik stand, die vor Verachtung nur so strotzte. „Folge mir.“, fügte Schattenklaue hinzu. Dann stand er auf und verließ das Lager dicht gefolgt von Schillerpfote. Kaum aus dem Lager raus tapste Schillerpfote an die Seite ihres Mentors. „Und wohin gehen wir als erstes?“, fragte sie aufgeregt. „Zum Territorium des FlussClans? Oder zu dem des DonnerClans?“ Schattenklaue stierte weiter geradeaus während er antwortete. „Nein. Für einen Kampf bist du nicht bereit, sollte es zu einem kommen. Wir gehen die Grenzen zum Zweibeinerort ab.“ In Gedanken fügte er hinzu. „Dann werden wir sehen, wem deine Treue gilt.“ Mitten auf dem Weg hielt Schattenklaue auf einmal inne und prüfte die Luft. Auch Schillerpfote blieb stehen und sah ihren Mentor an und wartete. Schon nach kurzer Zeit wandte der Krieger sich seiner Schülerin zu fragte: „Was riechst du?“ Schillerpfote reckte nun ebenfalls die Nase in die Luft und schnupperte angestrengt. Zuerst roch sie überhaupt nichts. Doch da sie Schattenklaue keinen Grund geben wollte an ihren Kriegerqualitäten zu zweifeln, schnupperte noch energischer. Dann fing ihre Nase einen Geruch auf. Nein. Es waren mehrere Gerüche. So viele, dass Schillerpfote sie kaum auseinander halten konnte. „Es sind so viele Gerüche. Und manche kenne ich nicht.“, gestand sie widerwillig. „Dann such einen raus, den du kennst.“, sagte Schattenklaue. Innerlich freute er sich über diese Antwort, auch wenn er sich körperlich nichts anmerken ließ. Wieder schnupperte Schillerpfote. Angestrengt versuchte sie einen Geruch herauszufiltern, den sie kannte. Bei den vielen Gerüchen war das gar nicht so einfach. Zumindest nicht für eine ungeübte Katze wie sie es war. Doch dann fing sie etwas auf, was sie kannte. Maus. Das kannte sie aus dem Zweibeinerort. Ein Hauskätzchen hatte einmal eine alte Maus gefangen und sie stolz herumgezeigt. Schillerpfote hatte damals daran gerochen und sich ihren Geruch eingeprägt. „Ich rieche eine Maus.“, verkündete sie stolz. Für einen kurzen Moment zeichnete sich Verärgerung auf dem Gesicht des Kriegers ab. Dann fing er sich jedoch und nickte zustimmend. „Stimmt.“ „Fangen wir welche?“, fragte Schillerpfote aufgeregt. Der Krieger schüttelte den Kopf. „Nein. Heute konzentrieren wir uns nur auf die Grenzen des Territoriums.“ Enttäuscht legte Schillerpfote die Ohren an. Dann führte Schattenklaue seine Schülerin weiter durch das Gebiet des WindClans. Schließlich erreichten sie die Grenzen des WindClans. Die beiden Katzen befanden sich an einer Stelle, die genau zwischen dem Wald des DonnerClans und dem Zweibeinerort lag. Mit dem Schwanz deutete Schattenklaue auf einen Bach. „Weißt du, wohin dieser Bach führt?“, fragte er. Schillerpfote schaute zu dem Bach und schüttelte den Kopf. „Er führt zum Mondsee.“, erklärte Schattenklaue ehrfürchtig. „Dort geben sich die Heilerkatzen mit den Kriegern des SternenClans die Zungen.“ „Ja, ich weiß.“, sagte Schillerpfote, während sie sich vorstellte, wie das wohl wäre, wenn man sich mit dem SternenClan die Zungen gibt. „Du weißt?“, fragte Schattenklaue erstaunt. „Woher?“, Diesmal klang Schattenklaue misstrauisch, daher beeilte Schillerpfote sich mit der Erklärung, dass in dem Zweibeinerort eine ehemalige DonnerClan-Kriegerin lebte und ihr davon erzählt hatte. „DonnerClan, ja?“, sagte Schattenklaue, als Schillerpfote ihren Bericht beendet hatte. „Du solltest deine Freundin schnell vergessen. Wenn du wirklich zum WindClan gehören willst, dann gehört deine Loyalität uns und der DonnerClan ist unser Feind, also wirst du früher oder später gegen ihn kämpfen.“ Bei Schattenklaues grimmigen Gesichtsausdruck hätte Schillerpfote am liebsten geschluckt. Sie verkniff es sich jedoch, weil sie merkte, dass ihr Mentor schon jetzt mies gelaunt war. Daher wollte sie ihn auf keinen Fall provozieren. Schweigend zogen sie weiter an der Grenze entlang. Schillerpfote erriet wohin Schattenklaue sie führte. Während ihres Aufenthalts im Lager, hatte sich ihr Geruchssinn verfeinert. Zwar hatte sie noch einige Schwierigkeiten mit vielen Gerüchen, doch den Gestank nach Zweibeinern hatte sie schon früher gerochen. Und dieser wehte ihr auch jetzt um die Nase. Schattenklaue hatte seine Schülerin in die Nähe des Zweibeinerortes gebracht. Der WindClan-Krieger führte seine Schülerin eine Anhöhe hinauf und da sahen sie ihn. Vor ihnen erstreckte sich in einiger Entfernung der Zweibeinerort. Sie sahen die Baue der Zweibeiner, umgeben von Hecken und Zäunen. Der Geruch von Zweibeinern und Hunden wehte ihnen entgegen. Auch andere Katzen konnten sie riechen. Schillerpfote schnupperte angestrengt, erkannte jedoch keine der Katzen. Da trug die Luft den beiden WindClan-Katzen einen weiteren Geruch zu. Den beißenden Gestank dieser lauten Zweibeinerdinger, in die sich die Zweibeiner andauernd reinsetzten. Schillerpfote rümpfte bei diesem Gestank die Nase. Schattenklaue stellte sich das Nackenfell auf als der Geruch seine Nase passierte. Dies blieb Schillerpfote nicht verborgen und sofort fragte sie sich, ob ihr Mentor Angst vor diesen Dingern hatte. Als Schattenklaue bemerkte, dass Schillerpfote ihn beobachtete fasste er sich wieder zusammen und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Schillerpfote zögerte noch. Sie warf noch einen Blick auf ihre alte Heimat. Dabei wanderten ihre Gedanken zu Bennie und ihren Freunden. Sie fragte sich, wie es ihnen wohl ging. Sicher vermisste Bennie sie wahnsinnig. Auch Schillerpfote vermisste ihren besten Freund. Er war vielleicht nicht der Mutigste, aber er war immer für sie da gewesen. Und als sie ihr zu Hause verlassen hatte, hat Bennie sie ins Ungewisse begleitet. Doch Schillerpfote bereute ihre Entscheidung nicht. Und somit wandte sie sich von ihrer Vergangenheit ab und folgte Schattenklaue in eine neue Zukunft. Diese Zukunft, in enger Zusammenarbeit mit Schattenklaue, führte Schillerpfote weiter am Rande des WindClan-Territoriums entlang. Den Zweibeinerort, der sich noch eine ganze Weile zu ihrer Linken befand, würdigte sie keines Blickes mehr. Dies ärgerte Schattenklaue, da es seine beste Chance gewesen war seine ungewollte Schülerin loszuwerden. Doch anscheinend musste sich der Krieger fügen und dieses Hauskätzchen ausbilden. Er würde nur zu gerne wissen, was sich der SternenClan dabei dachte. Kurz nach Sonnenhoch erreichten die beiden Katzen die ersten Markierungen des FlussClans. Zwar hatte Schillerpfote noch nie einen FlussClan-Krieger gerochen, doch hatten ihre Hausleute oft Fisch gegessen. Daher wusste sie ganz genau wie dieser roch. Danach war es für sie nicht schwer, den nach Fisch riechenden Katzengeruch als den des FlussClans zu identifizieren. „Ich dachte wir gehen nur an der Zweibeinergrenze entlang, weil ich noch nicht kämpfen kann?“, fragte Schillerpfote erstaunt. Hatte ihr Mentor etwa seine eigenen Worte vergessen. „Ich weiß.“, antwortete der Krieger. „Aber im Moment herrscht kein Zwist zwischen unserem Clan und dem FlussClan, daher laufen wir keine Gefahr in einen Kampf zu geraten, solange wir in unseren jeweiligen Territorien bleiben.“ Unbeirrt schritt Schattenklaue weiter voran. Die junge Schülerin folgte ihrem Mentor, behielt aber die FlussClan-Seite der Grenze im Auge. Lange Zeit konnte sie dabei nichts Interessantes erkennen. Als plötzlich der Wind drehte, hob Schattenklaue den Schwanz und bedeutete Schillerpfote stehen zu bleiben. Dabei starrte der Krieger in Richtung FlussClan-Gebiet. Schillerpfote wollte ihren Mentor schon fragen, ob er etwas gerochen hatte, da traten auch schon drei Katzen aus dem Dickicht. Jetzt wo sie die Krieger des FlussClans sah, konnte sie nun auch deren Geruch von denen der Grenzmarkierungen unterscheiden. „Das ihr beide mir auch schön auf eurem Territorium bleibt.“, knurrte ein brauner zotteliger Kater. Begleitet wurde der Krieger von einer sandfarbenen Kätzin und einem jungen hellgetigerten Kater. Ein Schüler, wie Schillerpfote vermutete. „Nur keine Sorge, Moospelz.“, erwiderte Schattenklaue. „Uns würde nicht mal im Traum einfallen die Grenze zu überschreiten und euch euren stinkenden Fisch wegzunehmen. Da ernähren wir uns doch lieber von Krähenfraß.“ Verärgert peitschte Moospelz‘ Schwanz hin und her und trat einen Schritt vor. „Sag das nochmal, du…“ Ehe der Krieger aussprechen konnte versperrte ihm die Kätzin den Weg. „Lass ihn, Moospelz. Die beiden haben die Grenze nicht überschritten. Es gibt keinen Grund zu kämpfen.“ „Du hast recht, Sonnenfell.“, räumte Moospelz ein. Dann wandte er sich wieder an Schattenklaue. „Und du verschwindest besser mit deiner Schülerin. Komm, Tigerpfote.“, befahl Moospelz dem FlussClan-Schüler und wandte sich zum gehen. Treu trottete Tigerpfote hinter dem Krieger her, gefolgt von Sonnenfell. Wortlos ging auch Schattenklaue weiter, dicht gefolgt von Schillerpfote. Während die FlussClan-Katzen tiefer in ihr Territorium hineinliefen, führte Schattenklaue seine Schülerin weiter an der Grenze der beiden Gebiete entlang. Erst später wandten sie sich in Richtung Moor. Dabei prägte sich Schillerpfote jede Landmarke ein die sie passierten. Sämtliche Gerüche nahm die junge Kätzin in sich auf so gut sie konnte. Schließlich erreichten sie den See. Das Licht der Sonne spiegelte sich im Wasser und ließ es glitzern. Grillen zirpten und kleine Vögel zwitscherten auf ihrer Suche nach Nahrung. Es war ein ergreifender Anblick. Dann brach Schattenklaue das Schweigen. „Siehst du die Insel dort im Fluss-Clan Territorium?“ Schillerpfote richtete ihren Blick darauf und nickte. „Dort wird an jedem Vollmond die große Versammlung der vier Clans abgehalten.“, erklärte der dunkle Krieger. „Aber wie kommen die Clans dorthin, wenn sich die Insel im Territorium des FlussClans befindet?“, fragte Schillerpfote. „Es ist einem Clan erlaubt das Gebiet eines anderen Clans zu durchqueren, solange er sich vom Seeufer nicht weiter als zwei Fuchslängen entfernt. Die Insel selber ist neutrales Gebiet.“, antwortete Schattenklaue. „Und was passiert auf einer Versammlung?“, wollte Schillerpfote wissen. „Die Clans tauschen Neuigkeiten aus.“, war alles was Schattenklaue dazu sagte. „Das reicht für heute.“, bestimmte der Krieger. „Gehen wir ins Lager zurück.“ Kapitel 10: ------------ Mit triefnassem Fell betrat Schillerpfote die Kinderstube. Zwischen ihren Zähnen baumelten zwei Mäuse, die sie den Königinnen bringen wollte. „Schillerpfote!“, quiekten Eispelz‘ Junge vergnügt, als sie die Schülerin bemerkten. Eilig tapsten sie zu ihr und versuchten sie zu Boden zu werfen. Mit viel Müh und Not gelang es Schillerpfote auf den Pfoten zu bleiben. „Jetzt lasst Schillerpfote in Ruhe, ihr Plagegeister.“, schimpfte Eispelz. „Mondjunges, du auch.“ „Och Mano.“, seufzte Mondjunges und ließ Schillerpfotes Schwanz los. Eispelz war eine junge Königin, deren silbern-getigerter Pelz selbst in der Kinderstube glänzte. Mondjunges hatte ein ebenso glänzendes Fell. Allerdings war ihr Fell länger und über dem linken Auge hatte sie einen grau silbernen Halbmond. Schillerpfote fand beide Kätzinnen wunderschön. Besonders an sonnigen Tagen genoss sie es ihnen zuzusehen, wie das Sonnenlicht sie glitzern ließ. Schillerpfote trug die Mäuse zu der Kätzin und legte eine vor ihr ab. „Ich hab euch die hier mitgebracht. Ich dachte mir, dass ihr vielleicht Hunger habt.“ „Das ist sehr lieb von dir, Schillerpfote.“, miaute Eispelz sanft. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“, zischte Rosenblüte aus ihrem Nest. Sie gähnte ausgiebig. „Eispelz, was haben deine Jungen jetzt schon wieder angestellt?“ Rosenblüte war eine alte schwarzweiße Kätzin. An ihren Bauch schmiegten sich noch keine Jungen, dafür aber hatte sie einen dicken Bauch, der signalisierte, dass es nicht mehr lange dauerte bis auch sie ihre Jungen bekam. „Sie haben nur Schillerpfote begrüßt.“, erklärte Eispelz. „Ah ja. Die Hauskätzchen-Schülerin.“, stellte Rosenblüte fest. „Was willst du?“ Schillerpfote überhörte den unfreundlichen Ton der Königin und legte ihr die Maus vor die Pfoten. „Die hier habe ich für dich mitgebracht.“, sagte sie. Rosenblüte sah zuerst die Maus und dann Schillerpfote an. „Herrje, du bist ja nasser als eine FlussClan-Katze.“, stellte sie fest. „Regnet es immer noch?“ Schillerpfote nickte. Es regnete bereits seit zwei Tagen. Schillerpfote hatte mitgehört wie Wüstenstern zu einigen seiner Krieger sagte, dass sie ihr Lager räumen müssten, wenn es noch lange so weiter regnete. Schillerpfote hoffte, dass es nicht soweit kam. „Gibt es wieder Anzeichen vom DonnerClan?“, erkundigte sich Rosenblüte. „Nicht seit der Regen angefangen hat. Schattenklaue meinte, dass der Regen ihre Gerüche wegwischt.“, antwortete die Schülerin. „Das wird der DonnerClan bestimmt ausnutzen.“, meinte daraufhin Eispelz. „Das denkt Wüstenstern auch. Deswegen hat er die Patrouillen weiterverstärkt.“, versicherte Schillerpfote. „Na dann geh mal rasch wieder zu deinem Mentor, damit auch du Anteil an der Verteidigung unseres Territoriums nehmen kannst.“, sagte Rosenblüte. Schillerpfote nickte und verließ die Kinderstube wieder. „Warte, Schillerpfote!“, rief jemand. Die Schülerin drehte sich um und sah, wie ihr Mondjunges und ihre beiden Geschwister nachgelaufen kamen. „Wir wollen auch das Lager verteidigen!“ „Nur in euren Träumen.“, zischte Eispelz, die ihre Jungen überholte und ihnen den Weg versperrte. „Noch seid ihr nicht alt genug, also ab in die Kinderstube.“ Enttäuscht trollten die Jungen sich wieder. Eispelz seufzte: „Bin ich froh, wenn sie endlich Schüler werden und ihre Mentoren sich mit ihnen rumärgern müssen.“ Schillerpfote grinste. Sie konnte sich gut vorstellen, wie die Jungen den Clan auf Trab halten würden. Besonders Mondjunges würde eine schwierige Schülerin werden, so verspielt wie sie war. „Schillerpfote, komm her!“, rief ihr Mentor vom Kriegerbau aus zu. Sofort eilte sie zu Schattenklaue, ansonsten warf er ihr noch vor, sie wäre faul. „Das Dach des Kriegerbaus hat ein Leck.“, erklärte ihr der Kater. „Wir müssen Zweige von Ginster, Heide oder Brombeeren sammeln, um das Loch abzudecken.“ Die beiden Katzen verließen das Lager und Schattenklaue führte Schillerpfote zu einigen der wenigen Sträucher im Moorland. Dabei handelte es sich um Ginsterbüsche. Der dunkle Krieger machte sich sofort daran einige Äste des Gebüschs abzutrennen. Immer wenn Schattenklaue dies geschafft hatte warf er den Ast nach hinten. Schillerpfotes Aufgabe dabei war, die Äste einzusammeln und auf zwei Haufen zu legen, damit die beiden Katzen sie später ins Lager zurück tragen konnten. Es dauerte gar nicht lange bis Schattenklaue sagte: „Das reicht erst mal. Bringen wir die Äste ins Lager zurück und stopfen die Löcher.“ Schillerpfote nickte und nahm einen Teil der Äste ins Maul. Schattenklaue nahm die restlichen Äste und führte seine Schülerin ins Lager zurück. Sie trafen zeitgleich mit der Abendpatrouille ein, die ebenso durchnässt war wie sie. Nebelpfote und Sturmpfote waren mit dabei und Schillerpfote warf ihnen einen fragenden Blick zu. Sturmpfote schüttelte den Kopf. „Nichts. Hätte mich auch gewundert, bei dem Regen.“ Trotzdem schienen Schillerpfotes Baugefährten enttäuscht. Schillerpfote wusste, dass die beiden kurz davor waren, Krieger zu werden. Ihre Mentoren warteten nur darauf, wie sie sich in einem richtigen Kampf bewähren würden, doch bisher ist dies beiden Schülern verwehrt geblieben. Schillerpfote hätte die beiden gerne getröstet. Das war ihr mit den Ästen im Maul jedoch nicht möglich. Aber sie beschloss dies nachzuholen sobald sie konnte. Schattenklaue führte seine Schülerin zum Kriegerbau wo sie ihre Äste abluden. Dabei bekamen sie einen Teil eines Gesprächs zwischen Wüstenstern und Falkennest mit. „Gehst du heute zum Mondsee?“, fragte Wüstenstern. „Natürlich gehe ich. Warum sollte ich nicht. Es sind zwar alle bis auf die Haut durchnässt, aber noch ist niemand so krank, als dass ich das Treffen der Heilerkatzen verpassen würde.“, meinte der Heiler. „Mag sein, aber meinst du wirklich, dass sich die Heiler bei diesem Wetter treffen?“ „Natürlich werden sie das.“, erwiderte Falkennest, womit das Gespräch nun beendet war. Schattenklaues Fluchen erregte Schillerpfotes Aufmerksamkeit. „Fuchsdung.“, knurrte er, während er mit den Ästen das Loch zudeckte. „Wenn es weiter so regnet, wachsen uns noch Flossen an den Pfoten.“ „Den FlussClan dürfte das nicht kümmern.“, bemerkte Schillerpfote. Zu ihrer Überraschung zuckten Schattenklaues Schnurrhaare amüsiert. „Das ist wohl war.“, antwortete der Krieger. Schillerpfote reckte stolz ihre Brust nach vorne, als sie ihrem Mentor einen Ast reichte, den er ebenfalls in das Gewirr aus Ästen steckte. „Das war’s.“, entschied Schattenklaue. „Lass uns zusehen, ob wir die übrigen Äste noch in einem anderen Bau verwenden können.“ Die beiden Katzen packten die übriggebliebenen Äste zusammen und gingen zum Bau des Anführers, wo sie ebenfalls einige Lecke stopften. Das Dach des Schülerbaus war ebenso undicht und wurde erneuert. Nachdem sie damit fertig waren, erlaubte Schattenklaue seiner Schülerin sich etwas vom Frischbeutehaufen zu nehmen. Freudig lief Schillerpfote zu dem Haufen und nahm sich Wühlmaus heraus. Um diese in Ruhe zu verzehren, kehrte sie damit in den Bau der Schüler zurück. Dort war es trocken und durch die offenen Bauten hatte sie trotzdem das gesamte Lager im Blick. Auch ihre beiden Baugefährten waren bereits dort und teilten sich ein Kaninchen. Als sich Schillerpfote in ihrem Nest niederließ blickten sie auf. „Lass es dir schmecken.“, wünschte Nebelpfote. „Danke.“, antwortete Schillerpfote. Sie warf einen Blick nach draußen in den Regen. „Dieser verdammte Regen.“, knurrte sie. „Der schlägt sogar Schattenklaue aufs Gemüt.“ Nebelpfotes Schnurrhaare zuckten. „Wie kommst du denn darauf?“ „Naja, er hat mich heute weder kritisiert noch sonst irgendeine Bemerkung wegen meiner Herkunft gemacht.“ „Dann hat’s ihm wirklich auf’s Gemüt geschlagen.“, bemerkte Sturmpfote. „Bis jetzt hat er doch keine Gelegenheit ausgelassen, oder?“ „Eben.“, bestätigte Schillerpfote. „Und der DonnerClan hat sich heute wirklich nicht blicken lassen?“ „Nicht mal ein Schnurrhaar.“, verkündete Sturmpfote. „Die einzigen, die sich in so einem Wetter hinauswagen, wären die Katzen des FlussClans.“ Die drei Schüler unterhielten sich eifrig während sie ihre Beute aßen. Als sie endlich zum Ende gekommen waren, war es bereits mitten in der Nacht. Erst dann legten sie sich schlafen. Schließlich ging morgen das Training weiter.   Erst nach drei Tagen, gegen Sonnenhoch, endete der Regen. Jeden Tag wurde den Schülern aufgetragen, nach den Dächern zu sehen und sie bei Bedarf auszubessern. Schillerpfote dankte dem SternenClan dafür, dass sie nicht jedes Dach erneuern mussten. Am dritten Tag des Gewitters war Schillerpfote im Lager zurückgeblieben und kümmerte sich um die Ältesten und die Kinderstube. Schattenklaue war mit den anderen Mentoren und deren Schülern auf Patrouille. Die Krieger und ihre Schüler waren unterwegs zur Grenze des DonnerClans. Sie mussten die Duftmarken an der Grenze zum DonnerClan erneuern, damit sich der DonnerClan kein Land nahm, was ihm nicht gehörte. „Wir fangen am See an.“, entschied Eulenfeder während sie zur Grenze liefen. „Und arbeiten uns dann nach Norden vor.“ „Ich hoffe, diese Diebe vom DonnerClan versuchen, uns unser Territorium zu stehlen.“, flüsterte Sturmpfote seiner Baugefährtin zu. „Dann werden wir heute endlich richtige Krieger.“ „Nur, wenn ihr euch auch als würdig erweist.“, rief Falkenauge den Schülern von der Spitze der Patrouille zu. „Sie haben hart trainiert.“, sprang Schattenklaue seinen einstigen Baugefährten bei. „Sie werden sich beweisen.“ „Das wissen wir, Schattenklaue. Dennoch müssen sie sich beweisen.“, erklärte Eulenfeder. „Und das schneller als gedacht.“, verkündete Falkenauge als sie den Gipfel eines Hügels erklommen hatten. „Seht.“ Die Katzen schauten nach vorne. Vor ihnen lag der Wald. An der Waldgrenze streunten Katzen entlang. Katzen des DonnerClans. Schattenklaue erkannte Flammenpelz und Sturmwind. Ebenso die beiden Schüler Frostpfote und Laubpfote. Der DonnerClan versuchte das Waldstück ostwärts des Flusses in Besitz zu nehmen. Jenes Waldstück, welches seit jeher zum WindClan gehörte. „Falkenauge, geh mit Schattenklaue und Nebelpfote und verbergt euch hinter den Hügeln. Auf mein Signal hin greift ihr an.“ Die beiden Krieger nickten und schlichen mit der Schülerin davon. Wie Eulenfeder angeordnet hatte, hielten sie sich verborgen, während der Krieger mit seinem Schüler auf die DonnerClan-Katzen zuhielt. Diese wirbelten herum und stellten sich Eulenfeder entgegen. Der Krieger blieb zwei Fuchslängen von den Eindringlingen fern. „Was tut er da?“, fragte Nebelpfote. „Er lenkt sie ab.“, sagte Falkenauge. „Er lässt sie glauben, sie wären nur zwei.“ „Und dann folgt das Zeichen.“, vollendete Schattenklaue den Gedanken. Gespannt warteten sie. Nebelpfote, die neben Schattenklaue auf der Lauer lag, wippte nervös hin und her. Dann endlich kam das Zeichen. Ein eher unauffälliges Schwanzschnippen. Die Krieger des DonnerClans würden es nicht beachten. Die des WindClans hingegen schon. Falkenauge stürmte nach vorne. Schattenklaue folgte ihr dichtauf. Ebenso Nebelpfote. Eulenfeder stieß einen Kampfschrei aus und sprang Flammenpelz an, der ihm gegenüberstand. Für kurze Zeit waren die Feinde abgelenkt. Diese Zeit nutzte Sturmpfote und warf sich auf Frostpfote. Nun stießen auch Schattenklaue, Falkenauge und Nebelpfote wilde Kampfschreie aus und stürzten sich in den Kampf. Schattenklaue verbiss sich zusammen Falkenauge in Sturmwind. Die Kätzin schrie vor Schmerz und Überraschung und fiel zu Boden. Sie schlug wild mit den Pfoten nach Schattenklaue und Falkenauge um sich zu befreien. Nebelpfote nahm sich indes Laubpfote vor. Es war ein kurzer Kampf. Eher ein Geplänkel. Die Krieger des DonnerClans sahen schnell ein, dass sie auf verlorenem Posten kämpften und flohen zurück in den Wald. Schattenklaue und seine Gefährten verfolgten sie noch bis zum Bach um sicherzugehen, dass der DonnerClan auch wirklich geflohen war. „Bleibt bloß auf eurer Seite!“, rief Schattenklaue den Katzen des DonnerClans nach als diese im Unterholz verschwanden. „Jetzt ist der DonnerClan zu weit gegangen.“, knurrte Falkenauge. „Das wird Wüstenstern bestimmt nicht auf sich sitzen lassen.“ „Das denke ich auch.“, pflichtete Eulenfeder ihr bei. „Kommt. Lasst uns die Duftmarken neu setzten und dann ins Lager zurückkehren.“ Eigentlich sollten wir dem DonnerClan jetzt einen Teil seines Territoriums nehmen., dachte Schattenklaue. Er spielte auch mit dem Gedanken, dieses Wüstenstern vorzuschlagen. Dies verwarf er allerdings schnell wieder. Wüstenstern würde dem niemals zustimmen. Nicht mal, wenn er der zweite Anführer des WindClans wäre, könnte er den Clan-Anführer dazu bringen, den DonnerClan herauszufordern. Doch einem solch dreisten Versuch Land zu stehlen, konnte selbst Wüstenstern nicht ignorieren. Nun MUSSTE er etwas unternehmen. Die Frage war nur, was er unternehmen würde. Aber fürs erste war es wichtig, die Grenze neu zu ziehen, so wie Eulenfeder gesagt hatte. Während sie die frischen Duftmarken des DonnerClans mit den eigenen Marken überdeckten, kribbelten den beiden Schülern die Pfoten. Schattenklaue konnte ihre Aufregung nachvollziehen. Die beiden hatten so lange auf eine Gelegenheit gewartet, sich zu beweisen. Nun konnten sie es kaum erwarten, wieder ins Lager zurückzukehren.   Als die Patrouille das Lager erreichte, löste sie sich fast augenblicklich auf. Die beiden Mentoren gingen sofort zu Wüstenstern um ihn davon in Kenntnis zu setzten, dass ihre Schüler nun bereit waren Krieger zu werden. Doch vorher wiesen sie Nebelpfote und Sturmpfote an, sich etwas vom Frischbeutehaufen zu nehmen. Schattenklaue überlegte kurz, ob er sich ebenfalls etwas zu fressen holen sollte. Er entschied sich dagegen. Er wollte erst nach Schillerpfote sehen. Bisher hatte sie sich ganz gut gemacht, das musste er widerwillig zugeben. Aber der Tag würde kommen, an dem sich ihre Untauglichkeit bewies. Das wusste er so sicher, wie das der SternenClan über ihn und seine Clangefährten wachte. Und wenn es soweit war, dann würde er da sein. Mal sehen, wo könnte sie sein?, überlegte er. Weit konnte sie nicht sein. Ohne seine Erlaubnis würde sie das Lager niemals verlassen. Außer zum Schmutzplatz natürlich. Also konnte sie auch nicht zur Jagd gegangen sein. Training fiel ebenso raus. Die anderen Krieger würden sich nicht in sein Training einmischen. Also blieben nur noch die Kinderstube und der Ältestenbau. „Achtung der DonnerClan greift an!“, rief plötzlich jemand. Schattenklaue wirbelte erschrocken herum. Erleichtert stellte er fest, dass es Eispelz‘ Junge waren. Mondjunges und Löwenjunges warfen sich beide auf ihre Schwester Ampferjunges. Als wilder Fellball rollten die drei Jungen durch das Lager. „Mondjunges! Löwenjunges! Lasst gefälligst eure Schwester los!“, rief Eispelz von der Kinderstube aus. „Sei nicht so streng zu ihnen.“, sagte Schattenklaue, während er über das Knäuel aus Jungen hinwegstieg und sich zu der Königin gesellte. „Noch können sie ausgelassen toben. Wenn sie Schüler sind, können sie es nicht mehr.“ „Du hast ja recht, Schattenklaue.“, Eispelz schüttelte den Kopf. „Aber wenn sie schon so wenig auf mich hören, wie sollen sie dann erst ihren Mentoren gehorchen?“ „Das werden sie.“, versicherte der Kater. „Spätestens, wenn sie einen Mond lang nur die Moospolster der Ältesten austauschen dürfen.“ Eispelz‘ Schnurrhaare zuckten amüsiert. Schattenklaue vermutete, dass sie sich gerade vorstellte, wie die Ältesten den Jungen die Flausen aus dem Kopf trieben. „Hast du meine Schülerin gesehen?“, fragte er schließlich. „Hier ist sie nicht.“, sagte die Königin. „Sie hat uns eben etwas Frischbeute gebracht. Ich vermute, dass sie jetzt bei den Ältesten ist.“ „Danke Eispelz.“, sagte der Kater und ging weiter. Gerade als er den Ältestenbau erreichte, kam Schillerpfote daraus hervorgeschossen. Sie stockte, als sie ihren Mentor erblickte. „Oh, Hallo Schattenklaue.“, sagte sie rasch. „Warum so eilig?“, wollte Schattenklaue wissen. „Ich habe gerade den Ältesten etwas Frischbeute gebracht. Aber Glanzauge klagt über Bauchschmerzen. Da wollte ich schnell zu Falkennest.“, erklärte die Schülerin. Schattenklaue grummelte innerlich. Dieses Hauskätzchen gab sich alle Mühe, dass musste ihr jeder Krieger lassen. „Gut“, grummelte Schattenklaue, „aber beeil dich. Gleich gibt es eine Kriegerzeremonie.“ „Eine Zeremonie?“, fragte Schillerpfote aufgeregt. „Wer?“ „Deine Baugefährten. Jetzt geh.“ Schillerpfote nickte und eilte davon. Schattenklaue hingegen ging zu dem Geröllhaufen und ließ sich davor nieder. Von diesem Platz aus beobachtete er, wie Schillerpfote mit etwas Bachminze vom Heilerbau zum Bau der Ältesten lief und darin verschwand. Schließlich kamen Wüstenstern, Falkenauge und Eulenfeder aus dem Bau des Anführers. Wüstenstern sprang auf den Geröllhaufen und rief: „Alle Katzen die alt genug sind, sollen sich vor dem Geröllhaufen versammeln!“ Schnell tummelten sich die Clan-Katzen um den Haufen. Nebelpfote und Sturmpfote setzten sich vor Wüstenstern. Ihre Mentoren ließen sich neben ihren Schülern nieder. Nebelpfote strich sich noch schnell ein paar Mal mit der Zunge übers Fell ehe die Zeremonie begann. Als der gesamte Clan versammelt war sprach Wüstenstern weiter: „Eulenfeder und Falkenauge, seid ihr davon überzeugt, das eure Schüler bereit sind Krieger zu werden?“ Die beiden Mentoren bejahten dies. Daraufhin sprach Wüstenstern weiter: „Ich, Wüstenstern, Anführer des WindClans, rufe meine Kriegerahnen an, auf diese Schüler hinabzusehen. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetze gehorchen zu können und ich empfehle sie euch nun als Krieger.“, Er wandte sich nun den Schülern zu. „Versprecht ihr, das Gesetz der Krieger einzuhalten, den Clan zu schützen und zu verteidigen, selbst mit eurem Leben?“ „Ich verspreche es.“, antworteten Sturmpfote und Nebelpfote. „Dann gebe ich euch, mit der Kraft des SternenClans, eure Kriegernamen. Sturmpfote und Nebelpfote, von diesem Augenblick an werdet ihr Sturmschweif und Nebelfell heißen. Der SternenClan ehrt euren Mut und eure Geschicklichkeit und wir heißen euch als Krieger willkommen.“ Wüstenstern legte erst Sturmschweif und dann Nebelfell die Schnauze auf die Stirn. Beide Krieger leckte dem Anführer die Schulter. „Sturmschweif! Nebelfell! Sturmschweif! Nebelfell! Sturmschweif! Nebelfell!“, riefen die Clan-Katzen, als sich Wüstenstern und Nebelfell voneinander trennten. Alle waren aufgestanden und drängten sich nun um die neuernannten Krieger. Schattenklaue zwängte sich durch die Menge zu Nebelfell und berührte mit der Nase sanft am Ohr. „Willkommen, Kriegerin.“, flüsterte er. „Vielen Dank, Krieger.“, flüsterte sie zurück. „Ich bin froh, endlich wieder mit dir in einem Bau zu schlafen.“ „Ich bin auch froh darüber, endlich wieder neben dir aufzuwachen.“ Noch ehe Nebelfell etwas erwidern konnte, erhob Wüstenstern wieder das Wort: „Heute Nacht werdet ihr beide schweigend Nachtwache halten, sodass der Clan unter euer Obhut ruhig schlafen kann.“ So schnell, wie sich der Clan versammelt hatte, zerstreute er sich auch wieder. Nur Nebelfell saß noch neben Schattenklaue. „Dann werde ich mir mal ein Nest im Kriegerbau suchen.“, verkündete sie und schritt davon. Sturmschweif folgte ihr. Schattenklaue sah ihnen nach. Ja. Er war wirklich froh, endlich wieder den Bau mit Nebelfell zu teilen. Sie waren zwar nur kurz getrennt gewesen, aber selbst das war ihm schon zu lange gewesen. Jetzt wo die Versammlung vorbei war, meldete sich Schattenklaues Magen. Er ging zum Frischbeutehaufen, nahm sich eine Maus und verspeiste sie nahe dem Kriegerbau. Kapitel 11: ------------ Die Tage nach Nebelfells und Sturmschweifs Kriegerzeremonie waren die anstrengendsten für Schillerpfote seit sie Schülerin geworden war. Sämtliche Schüleraufgaben blieben an ihr hängen. Anfangs kam sie gut zurecht, doch nach und nach wurde es einfach zu viel. Am zweiten Tag nach der Kriegerzeremonie brachte Schillerpfote den Königinnen gegen Sonnenhoch gerade etwas Frischbeute, als frischer Blutgeruch an ihre Nase drang. Schnell betrat sie die Kinderstube. Rosenblüte lag stöhnend auf der Seite. Ihr Atem ging stoßweise. Eispelz beugte sich besorgt über die Königin und versuchte ihr gut zuzureden. Eispelz‘ Junge drängten sich in eine Ecke, um nicht im Weg zu sitzen. Als Eispelz die Schülerin bemerkte, seufzte sie erleichtert. „Schillerpfote, du musst Falkennest holen. Schnell!“ Sofort verließ Schillerpfote die Kinderstube und flitzte zum Heilerbau. „Falkennest!“, rief sie. „Du musst schnell kommen. Mit Rosenblüte stimmt was nicht.“ Fast augenblicklich erschien der Kopf des Heilers im Eingang seines Baus. „Was stimmt mit ihr nicht?“ „Sie bekommt Junge, aber etwas scheint schiefzulaufen.“, berichtete Schillerpfote. Der Kopf des Heilers verschwand wieder. Die Gerüche der Heilkräuter strömten der Schülerin in die Nase und sie fragte sich, um was für Kräuter es sich handeln mochte und wozu sie gut seien. Schließlich erschien der Heiler wieder im Eingang. In seinem Maul trug er verschiedene Kräuter. Schillerpfote begleitete den Heiler zur Kinderstube, blieb aber vor dem Eingang stehen. Schließlich wollte sie ihn nicht stören. Nach kurzer Zeit erschien Eispelz mit ihren Jungen im Eingang. „Wird Rosenblüte sterben?“, fragte Ampferjunges besorgt. „Natürlich nicht.“, sagte die Königin. „Falkennest würde das nie zulassen.“ Schillerpfote betete, dass Eispelz Recht behalten würde.   Die Sonne stand schon tief als Falkennest endlich aus der Kinderstube trat. Beinahe der ganze Clan hatte sich um den Eingang versammelt. Es fehlten nur jene, die die Grenze verteidigten. „Wie sieht es aus, Falkennest?“, fragte Wüstenstern. „Rosenblüte lebt, aber sie ist erschöpft. Die Geburt war sehr anstrengend.“, berichtete Falkennest. „Die Jungen haben es gut überstanden. Es sind zwei Kater und eine Kätzin.“ Erleichterung über Rosenblütes Überleben und die Geburt der Jungen machte sich unter den Clan-Katzen breit und nachdem der erste Schock überwunden war, widmeten sich die Krieger wieder ihren Pflichten. Eispelz fragte Falkennest, ob sie mit ihren Jungen nun wieder in die Kinderstube dürfe. „Natürlich dürft ihr. Aber lasst Rosenblüte möglichst viel Ruhe.“, sagte er. Die Königin führte ihre Jungen dankbar in die Kinderstube. Auch Schillerpfote nahm wieder ihre Pflichten auf. Dafür sorgte Schattenklaue, als er sie mit Frischbeute zum Ältestenbau schickte.   Jeden darauffolgenden Tag schaute Schillerpfote nach Rosenblüte und ihren Jungen. Sie standen für die Schülerin nun an erster Stelle. Danach kamen die Ältesten. In dieser Zeit ließ Schattenklaue sie weitestgehend in Ruhe. Nur bei den Trainingseinheiten ließ er seine Schülerin noch ihre Hauskätzchen-Herkunft spüren. Zwar war sie eine passable Jägerin geworden, doch ihr Kampfgeschick ließ ein wenig zu wünschen übrig. Und das ließ er sie unbarmherzig spüren. Als Schillerpfote drei Tage nach der Geburt der Jungen in die Kinderstube kam, taten ihr sämtliche Muskeln weh. Tags zuvor hatte Schattenklaue versucht ihr ein paar einfache Angriffe zu zeigen. Mit mäßigem Erfolg. Als sie die Kinderstube verließ, lief sie Falkennest in die Pfoten. „Ah da bist du ja, Schillerpfote.“, begrüßte er sie. „Ich habe dich bereits gesucht.“ „Ach ja? Worum geht es denn?“ Der Heiler nickte. „Ich brauche jemanden, der mir Kräutersammeln hilft.“, erklärte er. „Und da du derzeit die einzige Schülerin bist, wollte ich dich mitnehmen.“ „Mich? Wirklich?“, fragte Schillerpfote, erfreut darüber mal etwas Abwechslung zu bekommen. „Aber da muss ich erst Schattenklaue fragen.“ „Schon geschehen.“, verkündete Falkennest. „Er hat nichts dagegen einzuwenden. Komm ich zeige dir, welche Kräuter aufgestockt werden müssen.“ Der Heiler führte Schillerpfote in seinen Bau. Schon von außen drang der scharfe Geruch nach Kräutern in ihre Nase. Dabei bemerkte sie, wie fein ihre Nase geworden war. Der Felsspalt, welcher den Eingang des Heilerbaus darstellte, führte tief in die Erde, bis er in eine geräumige Höhle mündete. Zwei Öffnungen führten in mit Moos gepolsterte Räume, woraus Schillerpfote schloss, dass dies Falkennests Schlafplatz und der Ort waren, wo die kranken Krieger hingebracht wurden. An der Wand der Höhle waren mehrere Nischen gegraben worden, die mal mehr mal weniger voll mit Kräutern waren. Falkennest führte die Schülerin zu drei Nischen, die beinahe leer waren. „Hier habe ich Baldrian, Borretsch und Himbeerblätter aufbewahrt.“, erklärte Falkennest. „Alle drei Kräuter habe ich bei Rosenblüte eingesetzt. Nun müssen wir Nachschub beschaffen. Präge dir die Gerüche gut ein.“ Schillerpfote trat näher an die Nischen heran und sog den Duft der drei Kräuter tief ein. Außerdem schaute sie sich die Kräuter ganz genau an, damit sie auch mit den Augen erkennen konnte. Schließlich sagte sie: „Alles klar, ich bin bereit.“ „Sehr gut.“, sagte Falkennest. „Dann folge mir.“ Der Heiler führte Schillerpfote aus dem Lager des Wind-Clans und schlug in Richtung Pferdeort ein. Während die beiden Katzen durch das Territorium des WindClans wanderten schwiegen sie. Schillerpfote war das Schweigen ein wenig unangenehm, allerdings hatte sie keinen Schimmer, worüber man sich mit einem Heiler unterhalten konnte. Als sie nach einem guten Gesprächsthema suchte, fiel ihr die Geburt von Rosenblütes Jungen ein. Ihr fiel auch wieder ein, wie schnell Falkennest seine Kräuter zusammengesucht und sich um Rosenblüte gekümmert hatte. „Woher wusstest du eigentlich, was für Kräuter du brauchst?“, fragte sie schließlich geradeheraus. Falkennest drehte sich zu ihr um. „Erfahrung.“, sagte er. „Außerdem waren dies nur die Standartkräuter bei einer Geburt. Dazu gedacht Blutungen zu stillen, zu beruhigen und den Milchfluss der Mutter anzuregen. Bei einem Zwischenfall hätte ich noch nach anderen Kräutern verlangt.“ „Aber du hast keinen Schüler. Wer hätte die Kräuter holen sollen.“, fragte Schillerpfote. „Nun ja, Nebelfell hat mir mal bei den Kräutern ausgeholfen.“, erklärte der Heiler. „Sie hätte ich schicken können.“ „Aber sie ist doch eine Kriegerin.“, widersprach Schillerpfote. „Und keine Schülerin.“ „Na und?“, fragte Falkennest. „Kein Krieger kann die Anordnungen einer Heiler-Katze ignorieren.“ „Dann stehst du über den Kriegern?“, Schillerpfote war erstaunt. „Zumindest was die Gesundheit des Clans angeht.“, sagte der Kater. „Was das angeht könnte man sogar sagen, ich stehe über allen Katzen des Clans. Auch über dem Anführer.“ Schillerpfote klappte das Maul auf als sie das hörte. Der Heiler stand über dem Anführer? Das konnte sie einfach nicht glauben. Da sagte Falkennest auch schon. „Aber was die Führung des Clans angeht, steht Wüstenstern natürlich über mir.“ Schillerpfotes Gesichtszüge entspannten sich wieder. Für einen Moment hatte sie wirklich geglaubt, sie müsste ihr gesamtes Bild über die ClanKatzen neu gestalten. Sie atmete erleichtert auf, als dem nicht so war. Als sie schließlich den Pferdeort erreichten, suchten sie nach geeigneten Büschen, bei denen sie nach den Kräutern suchen wollten. Dazu teilten sie sich auf. Falkennest wollte den Borretsch sammeln, während Schillerpfote nach Baldrian und den Himbeerblättern suchen sollte. Die Schülerin lief zielstrebig auf einige dichte Büsche zu und fing an, die vielen Gerüche nach denen der Kräuter abzusuchen. Und tatsächlich fand sie die entsprechenden Geruchsspuren schnell. Bald darauf fand sie einige Baldriansträucher. Dabei fiel ihr ein, dass Falkennest ihr nicht gesagt hatte, wie viele Kräuter er brauchte. Kurzerhand beschloss sie, soviel Baldrian zu sammeln, wie ihrer Meinung nach in die Nischen passten, aber nicht zu viel, dass an den Sträuchern keiner mehr wachsen würde. Danach suchte sie nach Himbeersträuchern, um von dort die Blätter zu sammeln. Auch diese Sträucher fand sie schnell. Sogar so schnell, dass sie schon dachte, sie hätte einen Fehler begangen. Also roch sie etwas intensiver an den Blättern. Ein Fehler war ausgeschlossen. Es handelte sich eindeutig um Himbeerblätter. Somit begann sie, die Blätter von den Stielen zu trennen. Als sie schließlich der Meinung war, sie hatte genug gesammelt, nahm sie die Kräuter auf und begab sich zu Falkennest. Der Heiler staunte nicht schlecht als Schillerpfote auf einmal mit den Kräutern vor ihm stand. Er selbst war gerade auf dem Weg zu ihr gewesen, um zu sehen wie sie zurechtkam. Skeptisch roch er an den gesammelten Kräutern. „Ich muss zugeben, ich bin erstaunt.“, gestand Falkennest. „Selbst ein im Clan geborener Schüler hätte die Kräuter nicht so schnell gefunden. Und dann auch noch die richtigen Kräuter. Die Krieger, die nicht an dich glauben, irren sich gewaltig in dir, Schillerpfote. In dir steckt großes Potenzial.“ Schillerpfote streckte stolz die Brust heraus. Es war ein tolles Gefühl, endlich wieder ein Lob zu erhalten. Schattenklaue war nach wie vor sparsam damit. Zusammen kehrten sie ins Lager des WindClans zurück. Als sie eintrafen war es bereits nach Sonnenhoch. Auf dem Weg zu Falkennests Bau kamen sie an dem von Wüstenstern vorbei. Dabei bekam Schillerpfote den Streit zwischen dem Clan-Anführer, dessen Stellvertreter, Wirbelwind und Schattenklaue mit. „Aber du kannst sie doch nicht einfach so davon kommen lassen.“, knurrte Schattenklaue. „Er hat recht.“, pflichtete Wirbelwind ihm bei. „Der DonnerClan ist zu weit gegangen. Er hat versucht, unser Territorium zu stehlen.“ „Welchen Teil von ‚Nein‘ habt ihr nicht verstanden?“, fragte Schwarzfleck und baute sich drohend vor den beiden Kriegern auf. „Ruhig Schwarzfleck.“, schlichtete Wüstenstern. „Und was euer Anliegen angeht…“ Den Rest bekam Schillerpfote nicht mehr mit, da sie Falkennests Bau erreichten und betraten. Dort legten sie dir Kräuter in die dafür vorgesehen Nischen ab. „Ich danke dir, Schillerpfote.“, sagte Falkennest. Dann sagte er noch einmal. „Schattenklaue irrt sich gewaltig in dir.“ „Ich danke dir, Falkennest.“, sagte Schillerpfote lächelnd und verließ den Bau des Heilers. Kaum trat sie in das Lager kam auch schon Schattenklaue auf sie zu. Und er sah nicht sehr erfreut aus. „Trainingskuhle.“, zischte er wütend. „Sofort.“ Schillerpfote schluckte. Sie fragte sich, ob er nun seinen Frust an ihr auslassen würde. Ihr Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung daran. Wütend stapfte der Kater voran und verließ das Lager in Richtung Trainingskuhle. Schillerpfote folgte schweigend. Als sie die Kuhle erreichten wirbelte Schattenklaue herum und knurrte: „Kampfstellung.“ Und noch ehe Schillerpfote reagieren konnte, stürzte sich der Krieger auf seine Schülerin. Schillerpfote wehrte sich tapfer, war aber überrumpelt worden und hatte Schattenklaues Erfahrung und Kraft nichts entgegenzusetzen. Schattenklaue ließ von ihr ab und knurrte: „Aufstehen. Nochmal.“ So ging das Spiel von vorne los. Immer wieder griff Schattenklaue seine Schülerin an, die seinen Attacken nichts entgegen zu setzen hatte. Nachdem fünften Mal gönnte er Schillerpfote eine kurze Pause. Es war eine ziemlich kurze Pause. Unvermittelt knurrte er: „Und nochmal.“ Wieder stürzte sich Schattenklaue auf Schillerpfote. Er sprang auf sie zu und fuhr ihr mit der Pfote so stark über den Schädel, dass sie zu Boden fiel. Plötzlich stand sie wieder aufrecht und Schattenklaue wieder dort, wo er eben gestanden hatte. Er knurrte: „Und nochmal.“ Erneut sprang er sie an. Es war genau der gleiche Sprung wie eben. Schillerpfote schaffte es mühelos ihm auszuweichen. Schattenklaue sah sie erstaunt an. Und sie ihn nicht minder erstaunt. Sie fragte sich, was gerade geschehen war. Hatte sie etwa die Zukunft gesehen? Eins stand fest: Schattenklaue hatte sie nie zweimal mit demselben Angriff attackiert. Es musste also eine andere Erklärung geben. Wütend griff er sie erneut an und warf Schillerpfote zu Boden. Und urplötzlich standen sie wieder in der Ausgangsposition da. Und wieder griff er mit demselben Angriff an wie zuvor. Somit schaffte es Schillerpfote erneut ihm auszuweichen. Dieses Schauspiel widerholte sich noch einige Male. Es dauerte nicht lange, bis Schattenklaue richtig wütend wurde und immer unbarmherziger angriff. Schließlich, nach der Vision eines wirklich brutalen Angriffs, sprang Schattenklaue erneut daneben. Schillerpfote erkannte ihre Chance und versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Da er sich noch mitten im Sprung befand, verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf die Erde. Schattenlaue sah sie verwirrt vom Boden aus an. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er. „Kein Schüler, ob im Clan geboren oder nicht, verbessert sich binnen weniger Herzschläge.“ „Ich… ich weiß es nicht.“, gestand sie. „Ich weiß es wirklich nicht.“ Der Krieger rappelte sich auf. „Ich denke, das reicht für heute.“, sagte Schattenklaue. „Gehen wir zurück ins Lager.“ Schillerpfote nickte zustimmend und folgte ihrem Mentor ins Lager zurück, welcher voranging. Dabei überlegte sie, was eben geschehen war. Aber so sehr sie sich dabei anstrengte, ihr fiel keine Erklärung ein. Als sie das Lager erreichten, sagte Schattenklaue: „Du kannst dir jetzt etwas Frischbeute nehmen und dich ausruhen.“ „Danke, Schattenklaue.“, antwortete Schillerpfote, lief zum Frischbeutehaufen, von dem sie sich ein Kaninchen nahm. Damit ging sie zum Bau der Schüler, wo sie die Beute verspeiste. Schattenklaue nahm sich ebenfalls ein Kaninchen vom Frischbeutehaufen und ging damit zu Nebelfell, die vor dem Bau der Krieger döste. „Wollen wir teilen?“, fragte er. Nebelfell sah auf. „Natürlich.“, antwortete sie. Schattenklaue ließ sich neben ihr nieder und sie begannen das Kaninchen zu verspeisen. Nach einer Weile fragte Nebelfell: „Was ist los?“ „Wie kommst du darauf, dass irgendwas ist?“, wollte Schattenklaue wissen. „Na hör mal.“, sagte Nebelfell. „Ich kenne deinen grüblerischen Gesichtsausdruck. Also, was ist passiert?“ Schattenklaue seufzte. „Eben beim Training“, begann er, „habe ich gegen Schillerpfote gekämpft. Es hat normal angefangen. Sie hat sich kein einziges Mal verteidigen können.“ Nebelfell schmunzelte, als Schattenklaue dies berichtete. Sie kannte seine Abneigung und ihr war klar, dass Schillerpfote keine Gelegenheit bekommen hatte sich zu verteidigen. „Aber plötzlich konnte sie jedem meiner Angriffe ausweichen. Am Schluss hat sie sogar einen Gegenangriff ausgeführt. Es war, als hätte sie jeden meiner Züge vorausgesehen.“ „Du meinst, sie hatte Visionen?“, fragte Nebelfell. „Ich weiß, dass das unwahrscheinlich ist.“, sagte Schattenklaue. „Sie ist keine Heiler-Schülerin. Sie ist ja noch nicht mal eine richtige Clan-Katze. Aber hast du eine bessere Idee?“ Nebelfell schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Aber es gibt bestimmt eine plausible Erklärung.“ Kapitel 12: ------------ Zwei Tage vergingen seit dem Vorfall und Schattenklaue hatte seine Schülerin seitdem nicht wieder mit in die Trainingskuhle mitgenommen. Auch sonst schien er mit dieser Situation noch immer nicht umgehen zu können. Schillerpfote ging es da nicht anders. Auch sie wusste nichts mit dem was passiert ist anzufangen und so schlossen Mentor und Schülerin den stillen Pakt, den Vorfall totzuschweigen und so zu tun, als wäre nie etwas passiert. Der Krieger beschränkte Schillerpfotes Ausbildung auf die Theorie. Er erklärte ihr das Gesetz der Krieger und sie versuchte dem Ganzen zu folgen. Ansonsten hatte sich sein Verhalten nicht geändert. Er scheuchte sie noch immer so gut er konnte durch das Lager. Es kam Schillerpfote so vor, als hätte sich das sogar noch gesteigert. Sie überlegte, ob dies seine Art der Rache für die Trainingskuhle darstellte. Eine Antwort fand sie nicht. Sie machte sich aber auch nicht die Mühe, lange darüber nachzudenken. Kurz vor Sonnenhoch des zweiten Tages, berief Wüstenstern eine Clan-Versammlung ein. Eilig versammelte sich der WindClan um den Geröllhaufen auf dem Wüstenstern saß. Schattenklaue hatte sich nahe bei Wüstenstern, direkt neben Nebelfell und Sturmschweif niedergelassen. Schillerpfote ließ sich ganz in seiner Nähe nieder. Von ihrer Position aus konnte sie Mondjunges und ihre Geschwister sehen, wie sie genau vor Wüstenstern saßen und aufgeregt miteinander tuschelten. Ihre Mutter Eispelz saß direkt hinter ihnen und machte ein genervtes Gesicht. Das ist eine Schülerzeremonie, schlussfolgerte Schillerpfote. Nun war auch sie aufgeregt. Sie freute sich für die Jungen. Aber vor allem freute sie sich darüber, nun nicht mehr alleine schlafen zu müssen. Als der Clan sich ein wenig beruhigt hatte, sprach Wüstenstern mit fester Stimme: „Ich habe diese Clan-Versammlung einberufen, da Eispelz‘ Junge ihren sechsten Mond beendet haben und nun alt genug sind um zu Schülern ernannt zu werden.“ Dann wandte er sich als erstes an Mondjunges. „Mondjunges du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Mondpfote heißen. Ich bitte den SternenClan (http://de.warrior-cats.wikia.com/wiki/SternenClan) über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet.“ Danach rief er Blitzstreif zu sich. „Blitzstreif. Dein Schüler wurde bereits zum Krieger und du hast bei seiner Ausbildung hervorragende Arbeit geleistet. Du wirst Mondpfote ausbilden und dein Wissen ebenso an sie weitergeben, wie an deinen vorherigen Schüler.“ Hier endete Wüstenstern, sodass sich Mentor und Schüler mit den Nasen berühren konnten. Da riefen die Krieger des WindClans auch schon. „Mondpfote! Mondpfote! Mondpfote!“ Als sich der Clan wieder beruhigt hatte, fuhr Wüstenstern mit der Zeremonie fort. So wurde aus Ampferjunges Ampferpfote. Ihre Mentorin wurde Nebelfell. Ihr Bruder Löwenjunges wurde zu Löwenpfote. Zu seinem Mentor wurde Sturmschweif. Die Freude im Clan war groß. Neue Schüler waren wichtig für jeden Clan. Ebenso wie neue Jungen. Doch bei keinem war die Freude so groß wie bei Schillerpfote und Eispelz. Schillerpfote war froh, endlich nicht mehr die einzige Schülerin zu sein und Eispelz war froh, dass ihre Jungen endlich jemand anderes auf die Nerven gingen. Die Clan-Versammlung löste sich genauso schnell auf, wie sie einberufen wurde. Die Krieger gratulierten den Schülern noch zu ihren neuen Namen und widmeten sich danach wieder ihren Pflichten. Auch Schillerpfote erhob sich, um nach den Ältesten zu sehen. Da kam Schattenklaue auf sie zu. „Wüstenstern will, dass du heute Nacht mit zur Großen Versammlung mitkommst.“, sagte der Kater. „Wirklich?“, fragte Schillerpfote, ungläubig und erfreut zugleich. „Ja, wirklich.“, bestätigte Schattenklaue. „Friss etwas, bevor wir gehen.“ Danach wandte er sich um und verließ mit Nebelfell das Lager.     Als die Dunkelheit hereingebrochen war, führte Wüstenstern seinen Clan aus dem Lager. Schillerpfote war aufgeregt. Diese Große Versammlung war ihre allererste. Solange hatte sie sich vorgestellt, wie es wohl sein würde und heute war es endlich soweit. Auch kam sie zum ersten Mal zum Seeufer. In all der Zeit im WindClan war sie noch nie richtig am See gewesen. Als der Clan das Ufer erreichte fingen die Krieger, vor allem Schattenklaue und Wirbelwind an zu knurren. Schillerpfote versuchte den Grund zu erschnüffeln, da es keine offensichtliche Bedrohung gab. Sofort erkannte sie den Grund: DonnerClan. Schon oft hatte sie den DonnerClan-Geruch an der Grenze wahrgenommen. Daher kannte sie ihn. „Das es der DonnerClan überhaupt wagt, sich auf unser Territorium zu begeben.“, knurrte Wirbelwind. Wüstenstern, der die Kätzin gehört hatte, drehte sich um und erinnerte: „Solange sie sich nicht weiter als zwei Fuchslängen in unser Gebiet begeben, können wir nichts dagegen tun.“ Der WindClan ging weiter. Schattenklaue und mehreren Kriegern stellte sich das Nackenfell auf, von dem starken Geruch ihrer Feinde. Der Clan erreichte schließlich den Baumstamm, über den sie die Insel erreichen konnten. „Du musst vorsichtig sein.“, ermahnte sie Nebelfell. „Der Baumstamm ist ziemlich rutschig.“ „Danke, ich passe schon auf.“, sagte Schillerpfote. Sie ärgerte sich ein wenig darüber, dass ein solcher Ratschlag nicht von ihrem Mentor kam. Aber daran gewöhnte sie sich mittlerweile. Ohne Zwischenfall erreichte der WindClan das andere Ufer. Vor sich konnte Schillerpfote die Stimmen vieler Katzen hören. Auch die Gerüche dieser Katzen konnte sie wahrnehmen. Die Schülerin versuchte, die Gerüche der FlussClan-Krieger aufzunehmen, die sie zusammen mit Schattenklaue getroffen hatte. Allerdings nahm sie so viele fremde Gerüche wahr, dass sie kaum eine Katze von der anderen unterscheiden konnte. Dann drang der WindClan durch das dichte Gestrüpp, welches die Lichtung umgab und Schillerpfote verschlug es den Atem. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie so viele Katzen auf einem Haufen gesehen. Allem Anschein nach, war der WindClan der einzige Clan, der noch fehlte. Kaum hatten sie die Lichtung betreten, zerstreuten sich die Clan-Katzen und mischten sich unter die bereits gebildeten Gruppen. Schillerpfote fiel auf, dass einige der Katzen stark abgezehrt aussahen. DonnerClan, wie sie vermutete. Die Krieger des WindClans hielten sich von den DonnerClan-Kriegern fern, ebenso umgekehrt. Ihre Feindschaft war so stark, dass sie selbst in der Nacht des Waffenstillstandes nicht nebeneinander sitzen wollten. Schillerpfote drehte sich zu Schattenklaue um, da sie ihn fragen wollte, ob auch sie sich mit den Katzen der anderen Clans unterhalten dürfe. Der jedoch war gerade in ein Gespräch mit einem FlussClan-Krieger verstrickt und ehe sie es selbst herausfinden konnte, kam ein FlussClan-Schüler auf sie zu. „Hallo, ich bin Fleckenpfote.“, begrüßte er sie fröhlich. „Hallo Fleckenpfote. Ich bin Schillerpfote.“, stellte sie sich vor. „Ist das deine erste Versammlung?“, fragte er. „Ich habe dich hier noch nie gesehen und ich habe nie eine Versammlung verpasst, seit ich das erste Mal dabei war.“ „Ja, das ist meine erste Große Versammlung.“, gab Schillerpfote zu. „Aber warum? Du bist doch schon fast eine Kriegerin, oder nicht?“ „Noch lange nicht. Ich habe vor nicht mal einem Mond meine Ausbildung begonnen.“, erklärte die Schülerin. Erstaunen zeichnete sich auf dem Gesicht des Schülers ab. „Wieso hast du denn so spät angefangen? Normalerweise können Junge es doch gar nicht erwarten Schüler zu werden.“ „Ich bin noch nicht lange bei den Clans.“, sagte Schillerpfote unüberlegt. „Vorher war ich ein Ha…“ Jetzt bemerkte sie, dass sie bereits zu viel gesagt hatte. Die Augen des FlussClan-Schülers wurden noch größer. „Du warst ein Hauskätzchen?“, fragte er. Ohne auf Schillerpfotes Antwort zu warten, machte er kehrt und rannte zu einem Krieger des FlussClans. Schillerpfote schluckte, als sie beobachtete, wie sich diese Neuigkeit rasch bei den Clans rumsprach. Ich bin tot., dachte Schillerpfote. Schattenklaue zieht mir dafür definitiv den Pelz ab. Plötzlich setzten sich die Clans in Bewegung. Alle Katzen gingen zu einer großen Eiche am Rande der Lichtung, auf deren unteren Ästen sich die ClanAnführer niedergelassen hatten. Schillerpfote folgte ihnen und ließ sich in der Nähe von Nebelfell nieder. Zu spät bemerkte sie, dass sich Schattenklaue ebenfalls zu Nebelfell gesetzt hatte. Schillerpfote wollte schon den Platz wechseln, wurde aber von Katzen auf allen Seiten flankiert, sodass sie nicht mehr wegkam. Da eröffnete ein graublauer Kater die Große Versammlung: „Katzen aller Clans!“, begann der Kater. „Auch wir haben es mit dem Dachs zu tun bekommen, welchen der SchattenClan verjagt hat. Er war ziemlich hartnäckig, aber am Ende waren wir Siegreich und haben ihn endgültig vertrieben. So schnell wird er keinem Clan mehr Ärger machen.“ Nachdem er geendet hatte, zog sich der Kater zurück. Dafür trat ein anderer vor. „Ich freue mich, dass ihr den Dachs vertreiben konntet, Regenstern.“, begann er. Dann wandte er sich der gesamten Versammlung zu. „In diesem Mond hat der SchattenClan wenig zu berichten. Die Beute läuft gut und die Zweibeiner, die sich ab und zu an der Grenze zu unserem Territorium aufhalten stören uns nur wenig. Einer unserer Ältesten, Halbohr, hat kürzlich seinen Weg zum SternenClan angetreten. Er ist friedlich im Schlaf und ohne Schmerzen gestorben. Möge der SternenClan ihn in seinen Reihen aufnehmen.“ Damit endete auch die Rede des SchattenClan-Anführers. Nun trat Wüstenstern vor. Auch er begann mit Worten an seinen Vorgänger. „Ich erinnere mich noch gut an Halbohr. Er war ein guter und ehrbarer Krieger. Der WindClan wird seiner gedenken.“ „Ich danke dir, Wüstenstern.“, sagte der Anführer des SchattenClans und neigte den Kopf. „Katzen aller Clans.“, fuhr Wüstenstern fort. „Auch im letzten Mond hat der DonnerClan versucht Beute auf unserem Territorium zu stehlen. Dies konnte allerdings immer von den Kriegern des WindClans vereitelt werden. Außerdem haben zwei unserer Schüler ihren Krieger-Namen erhalten: Nebelfell und Sturmschweif. Sowie Schattenklaue, welcher seinen Namen bereits vor der letzten Großen Versammlung erhalten hatte. Leider kam ich beim letzten Mal nicht dazu davon zu berichten. Zudem konnte der WindClan vier neue Schüler willkommen heißen.“ „Von denen nur einer hier ist, wie ich sehe.“, sprach Regenstern auf einmal. Wüstenstern wandte sich zu ihm um. „Was willst du damit sagen?“ „Nun, einer meiner Schüler berichtete mir eben noch von einer neuen WindClan-Schülerin, die eigentlich schon viel zu alt ist um ‚neu‘ zu sein.“, erklärte Regenstern. „Er nannte mir auch den Grund. Sie war ein Hauskätzchen.“ Er spie das letzte Wort geradezu aus. Blitzschnell wirbelte Schattenklaue zu Schillerpfote herum und funkelte sie Wütend an. Sie wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. „Vielleicht ist der WindClan doch nicht so stark, wie er immer tut, wenn er schon auf Hauskätzchen zurückgreift.“, meinte Nebelstern. „Der WindClan ist stark genug, um jeden zu vertreiben, der meint unsere Grenzen überschreiten zu können.“, verteidigte sich Wüstenstern. Dann wandte er sich wieder an die Clans. „Ja, Schillerpfote war einst ein Hauskätzchen. Sie kam freiwillig zu uns und hat großen Mut und großes Geschick gezeigt, als einer unserer Krieger sie vertreiben wollte. Somit habe ich sie zur Schülerin ernannt und bisher hat sie mich nicht enttäuscht.“ „Vermutlich willst du aus ihr einen zweiten Feuerstern machen, wie?“, schnurrte Nebelstern amüsiert. Dann wurde er ernst. „Ein Hauskätzchen wird niemals ein Krieger. Und ein Anführer dreimal nicht. Das ist nur eine Geschichte.“ „Lüge!“, rief plötzlich Silberstern aus. „Ihr tut immer so, als wäre Feuerstern nur ein Märchen, aber das stimmt nicht. Im DonnerClan erzählt man noch heute mit Stolz von seinen Heldentaten.“ „Natürlich tut ihr das.“, meinte Regenstern. „Schließlich drehen sich all seine Geschichten um euren Clan. Immer waren es DonnerClan-Krieger, die jedwede Bedrohung von den Clans abwenden. Wach auf, Silberstern, größere Märchen kann es nicht geben.“ „Märchen, oder nicht.“, sagte Wüstenstern. „Schillerpfote ist nun ein Mitglied des WindClans und das wird sie auch bleiben.“ Damit war für Wüstenstern das Thema erledigt. Der Rest der Versammlung verlief wieder friedlicher. Zwar berichtete Silberstern, dass noch immer Zweibeiner die Beute verscheuchten und sie versuchte auch, Wüstenstern dazu zu bringen, ihm das kleine Waldstück am Bach zu überlassen, was er natürlich wieder ablehnte. Nachdem Silberstern geendet hatte, löste sich die Große Versammlung auf.     Während die WindClan durch sein Territorium zurück zum Lager ging, kochte Schattenklaue vor Wut. Sein Pelz glühte regelrecht. Nun hatte Schillerpfote es geschafft. Dank ihr glaubten nun alle Clans, der WindClan wäre schwach. „Ganz ruhig.“, versuchte Nebelfell den Krieger zu beruhigen. „Ruhig?“, fragte Schattenklaue. „Wie soll ich ruhig bleiben, wenn dieses Hauskätzchen den gesamten Clan in Verruf bringt?“ „Das hat sie bestimmt nicht absichtlich getan.“ „Mir ist egal, ob es absichtlich war, oder nicht.“, gab Schattenklaue zurück. „Sie hätte es besser wissen müssen.“ „Stimmt schon“, räumte Nebelfell ein, „aber passiert ist passiert. Du wirst daran nichts mehr ändern können.“ „Leider.“, grummelte Schattenklaue. Nein, ändern konnte er es tatsächlich nicht. Aber er konnte dafür sorgen, dass Schillerpfote ihren Fehler nie mehr vergaß. Nebelfell schüttelte den Kopf. Sie wusste zwar nicht genau was Schattenklaue dachte, aber sie konnte sich ungefähr vorstellen, was der Kopf des Kriegers ausheckte.     Mit vor Scham glühendem Pelz betrat Schillerpfote den Schülerbau. Sie hatte das Gespräch zwischen Schattenklaue und Nebelfell mitgehört und fühlte sich in ihrer Annahme ihres baldigen Todes bestätigt. Nebelfell hatte zwar versucht, Schattenklaue zu beschwichtigen, aber funktioniert hatte es nicht. Schillerpfote konnte jetzt nur noch den morgigen Tag abwarten. „Und wie war es?“, erscholl es plötzlich aus einem der Nester. Anscheinend hatte Mondpfote die ganze Zeit auf die Rückkehr ihrer Clan-Gefährten gewartet. Schillerpfote zuckte vor Schreck zusammen. In ihrer Müdigkeit hatte sie Mondpfote gar nicht bemerkt. „Frag nicht.“, antwortete die Schülerin. „Warum? Wollte der DonnerClan wieder unseren Waldabschnitt haben? Was hat Wüstenstern dazu gesagt? Und die anderen Anführer? Hast du dich mit den Schülern der anderen Clans unterhalten? Haben sie etwas Interessantes erzählt?“ Sie stellte so viele Fragen, dass Schillerpfote niemals auf alle antworten könnte. Deshalb antwortete sie auf die Fragen, an die sie sich erinnern konnte. „Ich habe mich mit einem FlussClan-Schüler unterhalten.“, begann Schillerpfote. Dabei habe ich ihm ausversehen erzählt, dass ich ein Hauskätzchen war. Tja, binnen kürzester Zeit wussten es alle.“ Mondpfote starrte sie mit offenem Maul an. Als sich die Schülerin wieder gefasst hatte, fragte sie: „Was hat Schattenklaue dazu gesagt?“ „Noch gar nichts. Aber er war ziemlich wütend auf mich.“, sagte Schillerpfote. „Ich glaube, ich kann von Glück reden, wenn ich den morgigen Tag überlebe.“ „Glaube ich auch. Was glaubst du, was er mit dir ma…“ „Könnt ihr jetzt mal leise sein?“, meldete sich plötzlich Löwenpfote. „Hier wollen auch welche schlafen.“ „Entschuldige, Löwenpfote.“, sagte Mondpfote. An Schillerpfote fügte sie flüsternd hinzu. „Wir reden morgen weiter, in Ordnung?“ Schillerpfote nickte nur und legte sich mit einem flauen Gefühl im Magen schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)