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Warrior Cats - Donner im Sturm

von

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Die Tage nach Nebelfells und Sturmschweifs Kriegerzeremonie waren die anstrengendsten für Schillerpfote seit sie Schülerin geworden war. Sämtliche Schüleraufgaben blieben an ihr hängen. Anfangs kam sie gut zurecht, doch nach und nach wurde es einfach zu viel. Am zweiten Tag nach der Kriegerzeremonie brachte Schillerpfote den Königinnen gegen Sonnenhoch gerade etwas Frischbeute, als frischer Blutgeruch an ihre Nase drang. Schnell betrat sie die Kinderstube. Rosenblüte lag stöhnend auf der Seite. Ihr Atem ging stoßweise. Eispelz beugte sich besorgt über die Königin und versuchte ihr gut zuzureden. Eispelz‘ Junge drängten sich in eine Ecke, um nicht im Weg zu sitzen.

Als Eispelz die Schülerin bemerkte, seufzte sie erleichtert. „Schillerpfote, du musst Falkennest holen. Schnell!“

Sofort verließ Schillerpfote die Kinderstube und flitzte zum Heilerbau. „Falkennest!“, rief sie. „Du musst schnell kommen. Mit Rosenblüte stimmt was nicht.“

Fast augenblicklich erschien der Kopf des Heilers im Eingang seines Baus. „Was stimmt mit ihr nicht?“

„Sie bekommt Junge, aber etwas scheint schiefzulaufen.“, berichtete Schillerpfote.

Der Kopf des Heilers verschwand wieder. Die Gerüche der Heilkräuter strömten der Schülerin in die Nase und sie fragte sich, um was für Kräuter es sich handeln mochte und wozu sie gut seien. Schließlich erschien der Heiler wieder im Eingang. In seinem Maul trug er verschiedene Kräuter. Schillerpfote begleitete den Heiler zur Kinderstube, blieb aber vor dem Eingang stehen. Schließlich wollte sie ihn nicht stören. Nach kurzer Zeit erschien Eispelz mit ihren Jungen im Eingang.

„Wird Rosenblüte sterben?“, fragte Ampferjunges besorgt.

„Natürlich nicht.“, sagte die Königin. „Falkennest würde das nie zulassen.“

Schillerpfote betete, dass Eispelz Recht behalten würde.

 

Die Sonne stand schon tief als Falkennest endlich aus der Kinderstube trat. Beinahe der ganze Clan hatte sich um den Eingang versammelt. Es fehlten nur jene, die die Grenze verteidigten.

„Wie sieht es aus, Falkennest?“, fragte Wüstenstern.

„Rosenblüte lebt, aber sie ist erschöpft. Die Geburt war sehr anstrengend.“, berichtete Falkennest. „Die Jungen haben es gut überstanden. Es sind zwei Kater und eine Kätzin.“

Erleichterung über Rosenblütes Überleben und die Geburt der Jungen machte sich unter den Clan-Katzen breit und nachdem der erste Schock überwunden war, widmeten sich die Krieger wieder ihren Pflichten. Eispelz fragte Falkennest, ob sie mit ihren Jungen nun wieder in die Kinderstube dürfe.

„Natürlich dürft ihr. Aber lasst Rosenblüte möglichst viel Ruhe.“, sagte er.

Die Königin führte ihre Jungen dankbar in die Kinderstube.

Auch Schillerpfote nahm wieder ihre Pflichten auf. Dafür sorgte Schattenklaue, als er sie mit Frischbeute zum Ältestenbau schickte.

 

Jeden darauffolgenden Tag schaute Schillerpfote nach Rosenblüte und ihren Jungen. Sie standen für die Schülerin nun an erster Stelle. Danach kamen die Ältesten. In dieser Zeit ließ Schattenklaue sie weitestgehend in Ruhe. Nur bei den Trainingseinheiten ließ er seine Schülerin noch ihre Hauskätzchen-Herkunft spüren. Zwar war sie eine passable Jägerin geworden, doch ihr Kampfgeschick ließ ein wenig zu wünschen übrig. Und das ließ er sie unbarmherzig spüren. Als Schillerpfote drei Tage nach der Geburt der Jungen in die Kinderstube kam, taten ihr sämtliche Muskeln weh. Tags zuvor hatte Schattenklaue versucht ihr ein paar einfache Angriffe zu zeigen. Mit mäßigem Erfolg.

Als sie die Kinderstube verließ, lief sie Falkennest in die Pfoten.

„Ah da bist du ja, Schillerpfote.“, begrüßte er sie. „Ich habe dich bereits gesucht.“

„Ach ja? Worum geht es denn?“

Der Heiler nickte. „Ich brauche jemanden, der mir Kräutersammeln hilft.“, erklärte er. „Und da du derzeit die einzige Schülerin bist, wollte ich dich mitnehmen.“

„Mich? Wirklich?“, fragte Schillerpfote, erfreut darüber mal etwas Abwechslung zu bekommen. „Aber da muss ich erst Schattenklaue fragen.“

„Schon geschehen.“, verkündete Falkennest. „Er hat nichts dagegen einzuwenden. Komm ich zeige dir, welche Kräuter aufgestockt werden müssen.“

Der Heiler führte Schillerpfote in seinen Bau. Schon von außen drang der scharfe Geruch nach Kräutern in ihre Nase. Dabei bemerkte sie, wie fein ihre Nase geworden war.

Der Felsspalt, welcher den Eingang des Heilerbaus darstellte, führte tief in die Erde, bis er in eine geräumige Höhle mündete. Zwei Öffnungen führten in mit Moos gepolsterte Räume, woraus Schillerpfote schloss, dass dies Falkennests Schlafplatz und der Ort waren, wo die kranken Krieger hingebracht wurden. An der Wand der Höhle waren mehrere Nischen gegraben worden, die mal mehr mal weniger voll mit Kräutern waren. Falkennest führte die Schülerin zu drei Nischen, die beinahe leer waren.

„Hier habe ich Baldrian, Borretsch und Himbeerblätter aufbewahrt.“, erklärte Falkennest. „Alle drei Kräuter habe ich bei Rosenblüte eingesetzt. Nun müssen wir Nachschub beschaffen. Präge dir die Gerüche gut ein.“

Schillerpfote trat näher an die Nischen heran und sog den Duft der drei Kräuter tief ein. Außerdem schaute sie sich die Kräuter ganz genau an, damit sie auch mit den Augen erkennen konnte. Schließlich sagte sie: „Alles klar, ich bin bereit.“

„Sehr gut.“, sagte Falkennest. „Dann folge mir.“

Der Heiler führte Schillerpfote aus dem Lager des Wind-Clans und schlug in Richtung Pferdeort ein. Während die beiden Katzen durch das Territorium des WindClans wanderten schwiegen sie. Schillerpfote war das Schweigen ein wenig unangenehm, allerdings hatte sie keinen Schimmer, worüber man sich mit einem Heiler unterhalten konnte. Als sie nach einem guten Gesprächsthema suchte, fiel ihr die Geburt von Rosenblütes Jungen ein. Ihr fiel auch wieder ein, wie schnell Falkennest seine Kräuter zusammengesucht und sich um Rosenblüte gekümmert hatte.

„Woher wusstest du eigentlich, was für Kräuter du brauchst?“, fragte sie schließlich geradeheraus.

Falkennest drehte sich zu ihr um. „Erfahrung.“, sagte er. „Außerdem waren dies nur die Standartkräuter bei einer Geburt. Dazu gedacht Blutungen zu stillen, zu beruhigen und den Milchfluss der Mutter anzuregen. Bei einem Zwischenfall hätte ich noch nach anderen Kräutern verlangt.“

„Aber du hast keinen Schüler. Wer hätte die Kräuter holen sollen.“, fragte Schillerpfote.

„Nun ja, Nebelfell hat mir mal bei den Kräutern ausgeholfen.“, erklärte der Heiler. „Sie hätte ich schicken können.“

„Aber sie ist doch eine Kriegerin.“, widersprach Schillerpfote. „Und keine Schülerin.“

„Na und?“, fragte Falkennest. „Kein Krieger kann die Anordnungen einer Heiler-Katze ignorieren.“

„Dann stehst du über den Kriegern?“, Schillerpfote war erstaunt.

„Zumindest was die Gesundheit des Clans angeht.“, sagte der Kater. „Was das angeht könnte man sogar sagen, ich stehe über allen Katzen des Clans. Auch über dem Anführer.“

Schillerpfote klappte das Maul auf als sie das hörte. Der Heiler stand über dem Anführer? Das konnte sie einfach nicht glauben.

Da sagte Falkennest auch schon. „Aber was die Führung des Clans angeht, steht Wüstenstern natürlich über mir.“

Schillerpfotes Gesichtszüge entspannten sich wieder. Für einen Moment hatte sie wirklich geglaubt, sie müsste ihr gesamtes Bild über die ClanKatzen neu gestalten. Sie atmete erleichtert auf, als dem nicht so war.

Als sie schließlich den Pferdeort erreichten, suchten sie nach geeigneten Büschen, bei denen sie nach den Kräutern suchen wollten. Dazu teilten sie sich auf. Falkennest wollte den Borretsch sammeln, während Schillerpfote nach Baldrian und den Himbeerblättern suchen sollte. Die Schülerin lief zielstrebig auf einige dichte Büsche zu und fing an, die vielen Gerüche nach denen der Kräuter abzusuchen. Und tatsächlich fand sie die entsprechenden Geruchsspuren schnell. Bald darauf fand sie einige Baldriansträucher. Dabei fiel ihr ein, dass Falkennest ihr nicht gesagt hatte, wie viele Kräuter er brauchte. Kurzerhand beschloss sie, soviel Baldrian zu sammeln, wie ihrer Meinung nach in die Nischen passten, aber nicht zu viel, dass an den Sträuchern keiner mehr wachsen würde. Danach suchte sie nach Himbeersträuchern, um von dort die Blätter zu sammeln. Auch diese Sträucher fand sie schnell. Sogar so schnell, dass sie schon dachte, sie hätte einen Fehler begangen. Also roch sie etwas intensiver an den Blättern. Ein Fehler war ausgeschlossen. Es handelte sich eindeutig um Himbeerblätter. Somit begann sie, die Blätter von den Stielen zu trennen. Als sie schließlich der Meinung war, sie hatte genug gesammelt, nahm sie die Kräuter auf und begab sich zu Falkennest. Der Heiler staunte nicht schlecht als Schillerpfote auf einmal mit den Kräutern vor ihm stand. Er selbst war gerade auf dem Weg zu ihr gewesen, um zu sehen wie sie zurechtkam. Skeptisch roch er an den gesammelten Kräutern.

„Ich muss zugeben, ich bin erstaunt.“, gestand Falkennest. „Selbst ein im Clan geborener Schüler hätte die Kräuter nicht so schnell gefunden. Und dann auch noch die richtigen Kräuter. Die Krieger, die nicht an dich glauben, irren sich gewaltig in dir, Schillerpfote. In dir steckt großes Potenzial.“

Schillerpfote streckte stolz die Brust heraus. Es war ein tolles Gefühl, endlich wieder ein Lob zu erhalten. Schattenklaue war nach wie vor sparsam damit.

Zusammen kehrten sie ins Lager des WindClans zurück. Als sie eintrafen war es bereits nach Sonnenhoch. Auf dem Weg zu Falkennests Bau kamen sie an dem von Wüstenstern vorbei. Dabei bekam Schillerpfote den Streit zwischen dem Clan-Anführer, dessen Stellvertreter, Wirbelwind und Schattenklaue mit.

„Aber du kannst sie doch nicht einfach so davon kommen lassen.“, knurrte Schattenklaue.

„Er hat recht.“, pflichtete Wirbelwind ihm bei. „Der DonnerClan ist zu weit gegangen. Er hat versucht, unser Territorium zu stehlen.“

„Welchen Teil von ‚Nein‘ habt ihr nicht verstanden?“, fragte Schwarzfleck und baute sich drohend vor den beiden Kriegern auf.

„Ruhig Schwarzfleck.“, schlichtete Wüstenstern. „Und was euer Anliegen angeht…“ Den Rest bekam Schillerpfote nicht mehr mit, da sie Falkennests Bau erreichten und betraten. Dort legten sie dir Kräuter in die dafür vorgesehen Nischen ab.

„Ich danke dir, Schillerpfote.“, sagte Falkennest. Dann sagte er noch einmal. „Schattenklaue irrt sich gewaltig in dir.“

„Ich danke dir, Falkennest.“, sagte Schillerpfote lächelnd und verließ den Bau des Heilers. Kaum trat sie in das Lager kam auch schon Schattenklaue auf sie zu. Und er sah nicht sehr erfreut aus.

„Trainingskuhle.“, zischte er wütend. „Sofort.“

Schillerpfote schluckte. Sie fragte sich, ob er nun seinen Frust an ihr auslassen würde. Ihr Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung daran. Wütend stapfte der Kater voran und verließ das Lager in Richtung Trainingskuhle. Schillerpfote folgte schweigend.

Als sie die Kuhle erreichten wirbelte Schattenklaue herum und knurrte: „Kampfstellung.“ Und noch ehe Schillerpfote reagieren konnte, stürzte sich der Krieger auf seine Schülerin. Schillerpfote wehrte sich tapfer, war aber überrumpelt worden und hatte Schattenklaues Erfahrung und Kraft nichts entgegenzusetzen.

Schattenklaue ließ von ihr ab und knurrte: „Aufstehen. Nochmal.“

So ging das Spiel von vorne los. Immer wieder griff Schattenklaue seine Schülerin an, die seinen Attacken nichts entgegen zu setzen hatte. Nachdem fünften Mal gönnte er Schillerpfote eine kurze Pause. Es war eine ziemlich kurze Pause. Unvermittelt knurrte er: „Und nochmal.“

Wieder stürzte sich Schattenklaue auf Schillerpfote. Er sprang auf sie zu und fuhr ihr mit der Pfote so stark über den Schädel, dass sie zu Boden fiel.

Plötzlich stand sie wieder aufrecht und Schattenklaue wieder dort, wo er eben gestanden hatte. Er knurrte: „Und nochmal.“

Erneut sprang er sie an. Es war genau der gleiche Sprung wie eben. Schillerpfote schaffte es mühelos ihm auszuweichen. Schattenklaue sah sie erstaunt an. Und sie ihn nicht minder erstaunt.

Sie fragte sich, was gerade geschehen war. Hatte sie etwa die Zukunft gesehen? Eins stand fest: Schattenklaue hatte sie nie zweimal mit demselben Angriff attackiert. Es musste also eine andere Erklärung geben.

Wütend griff er sie erneut an und warf Schillerpfote zu Boden. Und urplötzlich standen sie wieder in der Ausgangsposition da. Und wieder griff er mit demselben Angriff an wie zuvor. Somit schaffte es Schillerpfote erneut ihm auszuweichen. Dieses Schauspiel widerholte sich noch einige Male. Es dauerte nicht lange, bis Schattenklaue richtig wütend wurde und immer unbarmherziger angriff.

Schließlich, nach der Vision eines wirklich brutalen Angriffs, sprang Schattenklaue erneut daneben. Schillerpfote erkannte ihre Chance und versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Da er sich noch mitten im Sprung befand, verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf die Erde.

Schattenlaue sah sie verwirrt vom Boden aus an. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er. „Kein Schüler, ob im Clan geboren oder nicht, verbessert sich binnen weniger Herzschläge.“

„Ich… ich weiß es nicht.“, gestand sie. „Ich weiß es wirklich nicht.“

Der Krieger rappelte sich auf. „Ich denke, das reicht für heute.“, sagte Schattenklaue. „Gehen wir zurück ins Lager.“

Schillerpfote nickte zustimmend und folgte ihrem Mentor ins Lager zurück, welcher voranging. Dabei überlegte sie, was eben geschehen war. Aber so sehr sie sich dabei anstrengte, ihr fiel keine Erklärung ein.

Als sie das Lager erreichten, sagte Schattenklaue: „Du kannst dir jetzt etwas Frischbeute nehmen und dich ausruhen.“

„Danke, Schattenklaue.“, antwortete Schillerpfote, lief zum Frischbeutehaufen, von dem sie sich ein Kaninchen nahm. Damit ging sie zum Bau der Schüler, wo sie die Beute verspeiste.

Schattenklaue nahm sich ebenfalls ein Kaninchen vom Frischbeutehaufen und ging damit zu Nebelfell, die vor dem Bau der Krieger döste. „Wollen wir teilen?“, fragte er.

Nebelfell sah auf. „Natürlich.“, antwortete sie.

Schattenklaue ließ sich neben ihr nieder und sie begannen das Kaninchen zu verspeisen. Nach einer Weile fragte Nebelfell: „Was ist los?“

„Wie kommst du darauf, dass irgendwas ist?“, wollte Schattenklaue wissen.

„Na hör mal.“, sagte Nebelfell. „Ich kenne deinen grüblerischen Gesichtsausdruck. Also, was ist passiert?“

Schattenklaue seufzte. „Eben beim Training“, begann er, „habe ich gegen Schillerpfote gekämpft. Es hat normal angefangen. Sie hat sich kein einziges Mal verteidigen können.“

Nebelfell schmunzelte, als Schattenklaue dies berichtete. Sie kannte seine Abneigung und ihr war klar, dass Schillerpfote keine Gelegenheit bekommen hatte sich zu verteidigen.

„Aber plötzlich konnte sie jedem meiner Angriffe ausweichen. Am Schluss hat sie sogar einen Gegenangriff ausgeführt. Es war, als hätte sie jeden meiner Züge vorausgesehen.“

„Du meinst, sie hatte Visionen?“, fragte Nebelfell.

„Ich weiß, dass das unwahrscheinlich ist.“, sagte Schattenklaue. „Sie ist keine Heiler-Schülerin. Sie ist ja noch nicht mal eine richtige Clan-Katze. Aber hast du eine bessere Idee?“

Nebelfell schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Aber es gibt bestimmt eine plausible Erklärung.“



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