Warrior Cats - Donner im Sturm von TakeruHideaki ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Finn erwachte noch vor Sonnenaufgang. Das Zweibeinerjunge schlief noch tief und fest. Sehr gut, dachte Finn. Das macht das ganze umso einfacher. Leise schlich Finn aus dem Zimmer des Jungen. Bevor sie sich jedoch auf den Weg zu den Clans machte, musste sie sich stärken. Deswegen begab sich die Kätzin zuerst einmal zu ihrem Futternapf, um sich ordentlich satt zu fressen. Das Futter, welches die Zweibeiner ihr gaben, schmeckte zwar nicht besonders gut, aber es machte satt und es stärkte sie. Und das brauchte sie auch, da sie nicht wusste, wie lange sie für den Weg brauchen würde und wann sie das nächste Mal etwas zu fressen bekommen würde. Dann hörte Finn ein Geräusch hinter sich. Die Kätzin drehte den Kopf und sah, wie sich das Zweibeinerjunge mit weit ausgestreckten Vordergliedmaßen auf sie zu bewegte. Oh Nein, dachte Finn. Sie wusste was jetzt kam. Das Junge würde sie hochheben und dann zerquetschen. Doch Finn wartete nicht darauf, dass es soweit kam. Als das Junge nah genug herangekommen war, fuhr sie die Krallen aus und sprang dem Zweibeiner ins Gesicht. Das Junge schrie vor Überraschung und Schmerz laut auf und wich zurück. Somit war der Weg für Finn nun frei. Ohne weiter nachzudenken hechtete die Kätzin durch die Katzenklappe an der Hintertür. So schnell sie konnte durchquerte sie den Garten und sprang auf den Zaun. Diesen lief sie solange entlang bis sie zu der Straße kam, den Tigerherz Donnerweg nannte. Jetzt, wo sie der Meinung war, genug Entfernung zwischen sich und die Zweibeiner gebracht zu haben, hielt sie an. Bevor sie zum See weiterlief, musste sie sich orientieren. Ansonsten lief sie noch in die völlig falsche Richtung. Dafür kletterte sie auf den höchsten Baum, den sie in der näheren Umgebung fand, in der Hoffnung, der Blick auf den See wäre nicht durch irgendwelche Zweibeinerbauten versperrt. Und tatsächlich fand sie den See. Zum Glück muss ich nicht an meinen Zweibeinern vorbei, stellte sie erfreut fest. Behände sprang sie wieder vom Baum und machte sich auf den Weg. „Hey, Finn!“, rief jemand hinter ihr. Finn drehte sich um und erkannte Bennie. „Hallo Bennie. Was machst du hier?“, fragte Finn. „Das könnte ich dich fragen.“, erwiderte der Kater. „So früh bist du nie wach. Und wenn doch, streunst du zumindest nicht um diese Zeit durch die Gegend.“, stellte er fest. „Stimmt auffallend.“, gab Finn zu. Soll ich ihm sagen, was ich vorhabe? „Wollen wir ein wenig jagen?“, fragte Bennie. Jagen war etwas übertrieben. Die meisten Mäuse, die Bennie fangen wollte sind immer entwischt. Und die, die er gefangen hatte, waren schon zu alt, um noch groß zu fliehen. Für Finn war es immer ein Riesenspaß, Bennie beim versagen zuzusehen. „Nein, heute nicht.“, antwortete sie aber stattdessen. „Ich habe was anderes vor.“ „Echt? Und was?“, wollte der Kater wissen. Finn zögerte. Sie wusste wirklich nicht, ob sie Bennie sagen sollte oder ob sie es für sich behalten sollte. Sie beschloss, es ihm zu sagen, da sie stark annahm, dass, wenn sie es verschwieg, er ihr folgen würde und so in Schwierigkeiten geriet. Sie hoffte, dass, wenn er wüsste was sie vorhatte,  er klug genug war, zuhause zu bleiben. „Ich mache mich auf den Weg zum See, um eine Krieger-Katze zu werden.“, erklärte Finn ihrem Freund. Bennie fiel alles aus dem Gesicht. „Bist du wahnsinnig?“, fragte er entsetzt. „Weißt du, was die mit dir machen? Die töten dich, ziehen dir das Fell ab und fressen dann deine Knochen.“ „Wo hast du den diesen Schwachsinn her?“, verlangte Finn zu wissen. „Das weiß doch jeder.“, behauptete Bennie verstört. „Bitte, versprich mir, dass du nicht zu denen gehst.“ Finn schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“, sagte die Kätzin. „Wieso kannst du nicht?“, fragte Bennie. „Wenn du wüsstest, was ich mit dem Zweibeinerjungen gemacht habe, dann würdest du nicht fragen.“, antwortete Finn. Bennie sah die Kätzin verwirrt an. „Was um alles in der Welt ist ein Zweibeiner?“ „Ach ja. Das weißt du ja gar nicht.“, fiel es Finn wieder ein. „Die Clan-Katzen nennen die Aufrechtgeher Zweibeiner.“ Bennie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast es jetzt aber mit deinen Clan-Katzen, oder?“ „Würde ich sonst zu ihnen ziehen wollen?“, fragte Finn. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast.“, versicherte ihr Bennie. „Und um schlimmeres zu verhindern, werde ich mitkommen.“ „Du tust was?“, fragte Finn entsetzt. Bei jeder anderen Angelegenheit, hätte Finn sich über Bennies Gesellschaft gefreut. Doch die ClanKatzen waren gefährlich. Das stand außer Frage. Und Finn mochte Bennie viel zu sehr, um ihn so in Gefahr zu bringen. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“, sagte sie. „Das ist viel zu gefährlich.“ „Eben drum.“, entgegnete Bennie. „Und für dich alleine ist das Ganze noch viel gefährlicher. Deswegen werde ich mitkommen.“ Finn musste schmunzeln. Jetzt hatte es sowieso keinen Zweck mehr, mit dem Kater zu diskutieren. So stur wie er war, machte er jedem Esel Konkurrenz. „Also gut.“, gab Finn schließlich. Dann setzten sich die beiden Katzen in Bewegung. Gegen Sonnenuntergang erreichten die beiden Katzen die große Rasenfläche, die sie jetzt noch vom See trennte. Zu ihrer Rechten befand sich hügeliges Moorland, welches am See entlang lief und schließlich in einen Laubwald mündete. Zu ihrer Linken befand sich ein Zweibeinerbau. Um diesen Bau herum waren einige Pferde eingepfercht. Gegenüber dem Bau, stand noch ein weiterer, älterer Bau. „Dieser Bau sieht verlassen aus.“, meinte Finn. „Dort können wir die Nacht verbringen.“ „Sollten wir nicht bei den Aufrechtgehern vorbeischauen?“, schlug Bennie vor. „Vielleicht geben die uns was zu fressen.“ Und als wollte er Bennies Vorschlag bekräftigen, knurrte der Magen des Katers so laut, das man der Meinung sein könnte, dass ihn sogar die Zweibeiner durch die Wände ihres Baus gehört hatten. „Wenn du’s versuchen willst, kannst du es gerne tun. Ich für meinen Teil, will nichts mehr mit Zweibeinern zu tun haben.“, antwortete Finn. Bennie zuckte nur mit den Achseln, begleitete Finn aber zum verlassenen Bau. Die Pforten des Baus waren offen, sodass sie leicht hinein gelangen konnten. Als sie den Bau erreichten, sagte Bennie: „Ich hol‘ mir dann Mal was zu fressen. Wir sehen uns später.“ Bennie hatte sich gerade umgewandt, als eine Stimme aus dem verfallenen Bau drang. „Ich an deiner Stelle würde das lassen.“ Die beiden Katzen wirbelten herum erschrocken herum. Aus den Schatten in dem Bau trat ein großer, braun-weiß gescheckter Kater. „Diese Aufrechtgeher mögen keine Katzen. Sie dulden uns lediglich hier in dieser Scheune.“, erklärte er. „Aber ich habe Hunger.“, widersprach Bennie. „Dann kommt rein.“, lud der Kater sie ein und winkte sie mit einem Schwanzschnippen herein. Finn und Bennie folgten ihm also in die Scheune. Die Scheune war nicht beleuchtet. Das wenige an Licht was hereinfiel, kam entweder durch den Eingang, oder durch einige schmale Spalten in den Wänden. Doch reichte es nicht aus, um die Scheune vollends zu beleuchten. Die Augen der beiden Katzen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und schon nach kurzer Zeit konnten sie alles erkennen, was sich um sie herum befand. Auch wenn das nicht viel war. Einige Strohballen und große Zweibeiner-Werkzeuge, die weder Finn noch Bennie je gesehen hatten. Trotz des vielen Krempels, der hier herumlag, war es in der Scheune erstaunlich geräumig. Während die beiden Neulinge fasziniert die Scheune begutachteten, rief der Kater von der anderen Seite des Raumes: „Kommt die Leiter hinauf. Unser Lager ist oben.“ Dann kletterte er rasch die Leiter rauf auf eine Empore und verschwand. Finn und Bennie folgten ihm. Auch auf der Empore war einiges an Stroh gelagert. Allerdings war es nicht zu ballen gebunden wie unten. Dieses Stroh lag offen, zu einem Nest verarbeitet herum. In diesem Nest lag eine schwarz-weiße Kätzin. „Sind das die Neuankömmlinge?“, fragte sie den Kater, der sich neben sie gesetzt hatte. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht begeistert war. Als Finn und Bennie etwas näher traten, konnten sie auch sehen warum. An den Bauch der Kätzin kuschelten sich drei kleine Fellknäuel. Sie hatte Junge. Daher war jede fremde Katze eine potentielle Gefahr. „Ja, das sind sie.“, bestätigte der Kater. „Warum hast du sie hergebracht?“, verlangte die Kätzin zu wissen, ohne den Blick von Finn und ihrem Begleiter abzuwenden. Noch bevor der Kater antworten konnte, trat Finn einen weiteren Schritt vor und sagte: „Wir sind nur auf der Durchreise und wollen gar nicht lange bleiben. Nur für eine Nacht, wenn euch beiden das nichts ausmacht.“ Dies schien die Kätzin zumindest ein wenig zu besänftigen. „Na gut.“, antwortete sie. „Eine Nacht dürft ihr bleiben. Aber mehr auch nicht.“ Der Kater nickte zufrieden. Dann wandte er sich an Finn und Bennie. „Ihr müsst meine Gefährtin entschuldigen.“, sagte er. „Sie will schließlich nur unsere Jungen beschützen.“ Die Kätzin funkelte den Kater an, weil er sie als die Böse darstellte. „Es gibt nichts zu entschuldigen.“, versicherte ihm Finn. „Mein Name ist Finn und das hier“, dabei zeigte sie mit dem Schwanz auf Bennie, „ist mein bester Freund Bennie.“ Der Kater senkte höflich den Kopf zur Begrüßung. „Es freut mich sehr, euch kennenzulernen. Mein Name ist Habicht. Und das ist meine Gefährtin Frost.“, stellte er sich und Frost vor. „Habicht und Frost?“, fragte Finn überrascht. „Das sind keine Hauskätzchennamen.“ Die beiden Katzen sahen Finn erstaunt an. Dann musterte Habicht die junge Kätzin. „Du siehst aus wie ein Hauskätzchen, aber sprichst wie eine Clan-Katze. Was bist du?“ „Ich bin kein Hauskätzchen mehr. Ich habe meine Aufrechtgeher verlassen um mich dem DonnerClan anzuschließen.“, erklärte Finn. „Und er?“, fragte Habicht und sah zu Bennie. „Ähm, ich, ähm, ich begleite sie nur.“, sagte er stotternd. Die beiden Katzen machten ihn sichtlich nervös. Vor allem die aggressive Frost. Frost lachte. „Ha, dem DonnerClan anschließen? Das ich nicht lache.“ „Wieso?“, fragte Finn. „Ganz einfach.“, begann Frost. „Bevor ihr zum DonnerClan kommt, müsst ihr erst durch das Gebiet des WindClans.“ Habicht nickte. „Das DonnerClan-Territorium befindet sich genau hinter dem Gebiet des WindClans. Und so wie sich das gestern Nacht angehört hat, sind die beiden Clans gerade nicht gut aufeinander zusprechen.“ „Woher weißt du das?“, fragte Finn verwundert. „Die Clans treffen sich einmal im Monat auf einer Insel. Dabei kommen der Donner- und der WindClan hier vorbei. Habicht schleicht sich dabei oft an sie heran, um sie zu belauschen. Dabei hat er mitgehört, dass der DonnerClan sich einige Feinde im WindClan gemacht hat.“ „Willst du immer noch zum DonnerClan?“, fragte Bennie in der Hoffnung, sie würde Nein sagen. „Natürlich will ich noch dahin.“, versicherte Finn. „Schließlich habe ich dafür meine Zweibeiner verlassen.“ „Du hast Mut.“, stellte Habicht fest. „Das muss man dir lassen.“ Dann stand er auf und ging wieder zur Leiter. „Wenn ihr Hunger habt, zeige ich euch, wo man hier schön fette Mäuse fangen kann.“ „Das klingt großartig.“, sagte Bennie und folgte Habicht zusammen mit Finn. Finn war froh, dass sie und Bennie eine Bleibe für die Nacht gefunden hatten. Und morgen würde sie zum DonnerClan reisen. Zwar wusste sie noch nicht, wie sie am WindClan vorbei kommen sollten, aber damit würde sie sich morgen befassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)