Rote Dämmerung von mangacrack (Wir sind, was wir waren) ================================================================================ Kapitel 9: Das Böse durchdringt die schlechten Dinge ---------------------------------------------------- Kommentar: Dieses Kapitel war im Juli der eigentliche Grund, warum ich erst in die Krise gefallen bin. Nun, eher gestolpert. Über Plotfäden und Knoten darin. Den richtigen Kick für dieses Kapitel hat mir dann 's letztes Kapitel von „Wächter des Lichts“ gegeben. mangacrack xxx ::Kapitel 09 – Das Böse durchdringt die schlechten Dinge:: Es war unerträglich heiß in der Hölle, wenn auch nie jemand ein Feuer sah. Es stiegen nur Schwefelsäulen von unten herauf und gruben sich wie Geschwüre in die Lungen der Höllenbewohner. Der Gestank war betäubend, schon lange war der Geruchssinn jener verkümmert, die einst aus dem Himmel in dieses lebensfeindliche Territorium herabstiegen. Durch die mittelalterlichen Pestgruben weht der Wind des Nichts und wer könnte, würde gehen. Aber jeder der es versuchte, kam irgendwann aus freien Stücken wieder. Die Hölle war der einzige Ort, an dem aller Dreck willkommen geheißen wurde. Aber besser, man beschrieb die Hölle nicht als Ort. Das war ein fehlgeleiteter Begriff, denn jeder Insasse packte mit kleinen gierigen Fingern alles, wonach er greifen konnte. Selbst die Seelen der Toten umarmten sich, weil sie sonst niemanden hatten. Schließlich umschlangen ihre nackten Körper sich so fest, dass sie bizarre Brücken bildeten die über Abgründe führten, in die niemand hinein sah weil sie entsetzliche Schreie aus tieferen Regionen nach oben trugen. Selbst die steilen Klippen waren nicht aus Stein und Felsen. Stattdessen wurden sie aus zusammengepressten Leichen gebildet, sodass selbst nach den Äonen ihrer Ablebens noch ihre mit Entsetzen gefüllten Gesichter sehen waren und eine unebene, raue Oberfläche bildeten über die Kreaturen mit hungrigen Mäulern und langen Greifarmen krochen. Nein, die Hölle war kein Ort. Die Hölle war ein lebender kannibalistischer Organismus, der nichts und niemanden gehen ließ sondern alles wiederverwertete, was sich in ihm befand. Schließlich waren Seelen nahrhaft egal ob tot, lebendig oder in einer fleischlichen Hülle verpackt. Wie ein Ökosystem bewegte sich die Hölle im Takt mit dem Atem ihres Herrn, der die Wichtigkeit dieses Ortes irgendwo zwischen seinem Magen und seinem Blinddarm platziert hatte. Dennoch beteten die Dämonen Luzifer an, weil er sie in seinem Körper leben ließ, ihnen Luft zum Atmen gab und an seinen weichen Eingeweiden schlafen ließ. Lieber rotteten sie sich an jedem freien Fleck innerhalb der Hölle zusammen, als die Grenzen zu überschreiten und ihr sicheres Territorium zu verlassen. Anders als ihr Fürst, der sein Ziel das Hinterland der Hölle nannte. Sicher schritt Luzifer auf eine einsame Gegend zu, welche die Grenzen zur Hölle säumte und vor der selbst die Dämonen Angst hatten. Es war ihr ureigener Instinkt als Lebewesen dieses Gebiet zu meiden, denn es herrschte nur Kälte in diesem Reich. Hinter den Grenzen der Hölle die aus den äußeren Rauchschwaden bestanden, die aus Sheol emporstiegen, wartete nur Eis und Kälte. Ganz gleich wie stark oder wie mächtig man war, die Temperaturen waren stets so tief, dass das eigene Blut Eisklumpen im Körper bildete und die Adern von innen aufschlitzte. Auch die Witterung war immer irgendwie gerade mehr als man ertragen konnte und selbst die Engel mit ihrer Technologie um die sie jeder Höllenbewohner beneidete, hatten nur wenig Mittel gefunden um sich dagegen zu schützen. Geschweige denn sich die endlose Landschaft aus Wind und Eis zu Nutze zu machen. Blickte man nun wie Luzifer in die endlose Weite aus Schnee hinaus, sah man nichts. Nicht einmal Sterne oder Wolken über dem eignen Kopf. Lediglich Gletscher aus Eis erhoben sich vor der Dunkelheit, einen Horizont gab es nicht. Während hinter einem das brennende Sheol den Rücken wärmte und Federn der Flügel verglühen ließ, erstreckte sich vor den eigenen Augen zuerst die Illusion von Hoffnung. Der weiße Schnee schimmerte einladend, wie ein Versprechen für jene Verzweifelten die glaubten, der Herrschaft von Sheol entkommen zu können. Aber es war nur ein Trugschluss. Hier draußen, wo eisige Winde das Fliegen unmöglich machten, fand man nur Elend und irgendwann vielleicht den Todesschlaf. Denn hierher verirrten sich selbst die Todesboten nicht um Seelen einzusammeln, die auf dem Weg in den Himmel oder in die Hölle vom Kurs abgekommen waren. Der Körper hörte bloß auf sich zu bewegen und das Herz auf zu schlagen, sodass allmählich der Wind aus Eis und Schnee Statuen formte. Allerdings erzählten sich die Dämonen in der Hölle, dass die Seele selbst in ihrem ewigen Gefängnis noch die Kälte fühlte. Den Norden nannten die Dämonen die Grenze der Hölle, weil sie sich so jene hässliche und kalte Himmelsrichtung vorstellten, die zwar aus dem brennenden und stinkenden Sheol hinaus, aber nicht nach oben in das Paradies führte. Trotz seines Rufes trieb es immer wieder Dämonen in den Norden hinaus. Es war ihre persönliche Angst, der Horror der Hölle mit der sie nicht fertig wurden. Sie hofften einen Ausweg zu finden und glaubten selbst die Gerüchte, dass der Norden in andere Welten führte. Frei vom Himmel, der Hölle und Assiah, einfach weit weg zu den Lichtern in der Ferne, die einige Überlebende gesehen haben wollten. In dunklen Stunden fantasierten verzweifelte Seelen, dass die Lichter zu mächtigen Burgen gehörten, die von Zwergen oder Nordmännern bewohnt wurden. Gekleidet in Rüstungen und Fellen, die sie selbst gefertigt hatten. Es waren bloß Geschichten, aber dennoch sehnten sich die Dämonen nach den fremden Welten. Denn sie konnten die Hölle nicht lieben, niemand konnte das. Nicht an einem Ort, dessen Macht darauf beruhte in ihrem Leiden von dem Himmel zu träumen. Nur Angst, Wut oder Verzweiflung konnte jemanden hier raus treiben. Unter Luzifers nackten Füßen quoll frisches Blut hervor, während er seinen Weg fortsetzte und rote Spuren im Schnee hinterließ. Trotz dessen dass die Kälte versuchte ihn Zentimeter für Zentimeter zu töten, ließ sich Luzifer davon nicht aufhalten. Als das Blut sogar drohte auf Grund seiner Regeneration zu versiegen, hob er nacheinander einen Fuß und schnitt die heilende Wunde wieder auf. Das herausquellende Blut war so heiß, dass es den Schnee verdampfen ließ, als es zu Boden fiel. Luzifer lief mit blutenden Füßen schweigend durch die feindliche Landschaft bis er zur einer Gruppe nackter blauer Felsen. Der Wind hatte sie mit Schnee zugeweht und verknotete die schwarzen Haare. Sie wie auch der dunkle Umhang über den breiten Schultern waren mit schwerem Schnee bedeckt und erzeugten ein bizarres Bild von einem Teufel, gekleidet in Weiß. Unruhig bewegten sich die schwarzen Augen über die Felswand und sie waren neben den blau angelaufenen Lippen die einzigen Anzeichen, dass Luzifer das Wetter unangenehm berührte. Erneut fingen die nackten Füße an zu bluten und die rote Farbe breitete sich magisch über den Schnee aus, bis sie die Felswand erreicht hatte. Wo das Blut den Fels traf, stoben helle Funken, deren Glanz so ganz anders war als die eisige Schneehölle der Umgebung. So winzig, selten und rein, dass sie in den pfeifenden Schneewehen untergingen und zur Schande der Welt niemand zugegen war, der ihre Herrlichkeit wertschätzen konnte. Denn die Funken starben, ein tiefen Eingang zurücklassend, aus dem ein Licht schien, dass man weder als hell noch dunkel bezeichnen konnte. Eher als ein Spektrum an Farben, dass an einem Ort wie dem Norden fremd und außerirdisch wirkte. Vorsichtig und fast zögerlich bewegte sich der Engel, der gegen den Schöpfer des Universums rebelliert hatte, auf die Spalte im Fels zu, aus der das Licht herausbrach. Zaghaft presste sich Luzifer in die Felswand, darauf achtend, dass die scharfen Kanten sich nicht in seinen Körper bohrten. Innerhalb der Höhle spiegelten sich Kristalle an den Wänden und ihre Oberfläche war so glatt, dass Luzifers von Emotionen verzerrtes Gesicht sich darauf spiegelte. In einer Mischung aus Angst, Erwartung und Verachtung ließ er zu, dass das helle Licht ihn führte wie eine Hand, die sich um seinen Arm schloss. Als dunkler Schatten bewegte sich sein Spiegelbild über die gebrochenen Kristalle, weiter in die Höhle hinein. Im Zentrum des Lichtes wartete ein Engel, eingeschlossen in einem Kokon aus Engelskristall, der scheinbar von der Decke der Höhle herab gespeist wurde. Kurz vor dem Boden, kaum eine Handlänge breit, endete die Spitze unter der sich einsame Schneeflocken sammelten, aber nicht von dem reinen Licht beeinflusst wurden. Trotz der Nähe des Schnees zu dem Engelskristall wirkten das Eis wie ein Eindringling von draußen, während der Engelskristall alles Licht auffing und in die Höhe leitete. Der Engel in dem Kristall von dem das Licht ausging, schlug die Augen auf sobald Luzifer mit seiner Hand die spiegelglatte Oberfläche berührt hatte. Ein alte Empfindung durchströmte den Teufel, so stechend warm und brennend heiß, dass es ihm Schmerzen verursachte. „Erster der Gefallenen“, sprach nun die Figur im Kristall. Es hatte ein einladendes Lächeln auf den Lippen, das in seiner Intensität fast grausam wirkte. „Ich grüße dich, wie ist es dir ergangen? Wobei die Frage überflüssig sein sollte, da du in der Hölle weilst.“ „Spotte nicht, du kennst meinen Schmerz.“ Luzifer blickte dem Engel im Käfig in die Augen und seine Finger kratzten an der Oberfläche. Die Gewalt dahinter zeigte keine Wirkung, sondern ließ nur Blut unter den Nägeln auftreten. Außer vielleicht den Gefühlszustand des Höllenfürsten erahnen zu lassen. Durch das dämmerige Licht in der Höhle offenbarten sich Luzifers Augen als solche, die in eine sterbende Sonne geblickt hatten. Das Wesen im Kristall warf Luzifer seine Verachtung zu. Urteilend richtete es seinen vernichtenden Blick nach unten: „Du bist nicht gekommen, um dein Urteil zu revidieren.“ Die Feststellung hallte durch die Höhle und wurde wie die Lichtstrahlen zurückgeworfen, um schließlich von dem Teufel in Schwarz absorbiert zu werden. Fast schien Luzifer unter dem Druck zu explodieren, dem Wesen ruhig zu antworten und seine Emotionen nicht heraus zu schreien. „Nein“, antwortete Luzifer leise und in dem Wort lag Bedauern, trotz der Tatsache das beide Anwesenden wussten, wer wen eingesperrt hatte. „Deswegen kam ich nicht.“ „Weswegen dann?“ Verärgert verzog Luzifer den Mundwinkel, viel zu deutlich fühlte er sich an die Machtlosigkeit gegenüber dieses Wesens erinnert. „Verlangst du, dass ich es ausspreche?“ Die Frage hallte durch den Raum und in der Antwort schwang mit, dass das Wesen über ihm stand. „Ich bitte darum.“ Noch immer ruhte Luzifers Hand auf dem Spiegelglas, das die Sicht auf den Engel im Kristall möglich machte. Die Stelle erstreckte sich zwischen den Wesen, die sich so ähnlich, so gleichwertig und doch so unterschiedlich waren wie Galaxien durch das Universum bis Luzifer den Augenkontakt abbrach und seine geballte Faust in die Scheibe vor ihm stieß. Ein Schrei aus Frust, Schmerz und Hilflosigkeit entfuhr ihm, als der Kristall sich in seine Hand bohrte, Knochen splittern und Muskeln wie Sehnen zerreißen ließ. Aber es war nicht der physische Schmerz, der Luzifer quälte. Nicht die giftige Reaktion seines Körpers auf die Scherben des Engelskristalls in seiner Haut. Sondern die kalte Leere in seiner Brust an der Stelle, wo einst sein Zwilling gewesen war. Zwischen Schmerz und Wahnsinn taumelnd hob Luzifer seinen Kopf und suchte wieder nach dem Blick des anderen Engels. Den Engel, den er so sehr hasste, wie keine andere Seele in dieser Welt. „Michael...“ Wie ein Krächzen verließ das Wort seine Kehle. Verleugnung lag in seinen Augen, als Luzifer sein Spiegelbild in dem Engelskristall betrachtete und dort genau dieselbe Verneinung erkannte. „Mein kleiner Bruder“, flehte der Teufel den Widersacher an, „...ist...“ Das letzte Wort erstarb auf den Lippen, denn der Fürst der Hölle brachte es nicht fertig vor Luzifel auszusprechen, was sie beide nicht wahrhaben wollten. Stattdessen erklang nur das Rascheln von vier paar Flügeln in der Höhle. Nachtschwarz vor dem Kristall und himmelsweiß dahinter. - Nach einer Zeitspanne, die auch die Ewigkeit hätte umfassen können, verebbte der stechende Schmerz und die taube Kontrolle kehrte zurück. Sie eroberte die vor Leid lodernde Seele mit sanftmütiger Leichtigkeit und breitete Kälte über dem Geist des Morgensterns aus. Schließlich richtete sich Luzifel an sein anderes Selbst: „Jetzt kenne ich immerhin den Grund, warum dein Weg dich zu mir führt. Wäre es nicht so ernst, würde ich dafür auslachen, dass du deinen Schwur gebrochen hast niemals mehr hierher zurück zu kommen.“ In der Stimme des Engels mit den weißen Flügeln schwang Zorn mit und Luzifer senkte seinen Blick. Schamgefühle plagten ihn. Besonders vor diesem Wesen, diesem Teil seiner Selbst, dass er vor langer Zeit hier zurückließ. „Michael ist der Grund“, flüsterte der Teufel. „Er ist es, der mich hertreibt.“ Der erste Rebell des Himmels hob verwundert seine schwarzen Augenbrauen und überdeckte seine Überraschung über dieses Eingeständnis seines gefallenen Ich mit Spott. „Eine Gefühlsregung? Tatsächlich. Man sollte meinen, du hättest dies als Teufel inzwischen verlernt.“ Erbittert wurde erwidert: „Warst nicht du derjenige, der beschloss fortan nur noch rational zu denken? Was auch immer du mir vorwirfst, du hast die Grundlagen dafür gelegt. Schließlich hast du vor mir existiert.“ Der Morgenstern zischte erbost seine Antwort und schlug seinerseits von innen gegen das Glas seines Gefängnisses: „Ich werde auch noch existieren, nachdem du lange damit aufgehört hast. Eines Tages komme ich hier raus und werde nehmen, was mir gehört.“ „Nichts wirst du“, stritt Luzifer ab, sein Dasein verteidigend. „Der Schöpfer ist fort, es gibt keinen Grund dich je wieder hinaus zu lassen.“ „Das sagst du nur weil du Angst hast zuzugeben, dass du gegen mich verlieren würdest, Gefallener.“ Höhnisch sahen sich die Ebenbilder an. Wie zwei Seiten eines Ganzen standen sie einander gegenüber. Weder in der Lage sich von einander zu trennen oder ein Einverständnis zu erreichen. „Niemals“, schwor der Fürst der Hölle. „Ich werde dir weder mein Leben noch Michael überlassen.“ Kalt und grausam blickte der himmlische Rebell auf den Gefallenen Teufel hinab: „Große Worte für jemanden, der unseren Bruder von vorneherein hat sterben lassen.“ „Wer war es denn der sich entschied, Michael nicht zu vertrauen und zu verraten?“, schrie Luzifer nun. „Ihn im Himmel zurückzulassen!“ „Der Himmel ist der beste Ort für ihn!“, rief Luzifel zurück. „Außerdem hatte ich berechtige Zweifel.“ „An wem?“, forderte Luzifer sein Spiegelbild hinaus. „An ihm oder an dir selbst?“ Stille breitete sich erneut in der Höhle unter dem Eis aus und beide hatten im Moment ein und denselben Gedanken. Wie einfach sie doch zu hassen und wie schwer sie zu lieben waren. Zumal auch Michael je der Einzige gewesen war, dem sie diese Liebe geglaubt hatten. Der Rebell des Himmels zog sich langsam von der Wand des Kristalls zurück. „Ich weiß immer noch nicht, warum du hier bist, aber lasse dir geraten sein, dass du hier keine Antworten finden wirst. Michael erst recht nicht.“ Luzifer war ebenfalls einige Schritte zurückgetreten und war dabei sich umzudrehen, als die Bedeutung des letzten Satzes begriff. Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck starrte er den Rebellen des Himmels wie eine Verheißung an. „Du impliziert, dass es etwas gibt, das sich finden ließe.“ Es löste ein gewaltiges Flattern in seiner Magengegend aus, ein Gefühl in seiner Brust, dass ihm fast schlecht davon wurde. Luzifels Flügen raschelten und bildeten einen heiligen weißen Kranz um seinen Körper. Selbstsicher verzogen sich seien Lippen zu einem breiten Grinsen. „Der Herr sprach: Es werde Licht!“ Die zitierten Worte griffen Luzifer an als wären es Schwerthiebe und mit schnellen Schritten setzte er sich daran, diesen Ort endlich zu verlassen. Zum Abschied blickte er über seine Schulter: „Jetzt kehre dahin zurück, wo du hin gehörst, Morgenstern: In meine Erinnerungen.“ Luzifels Antwort war selbstgefällig, als musste er unbedingt das letzte Wort haben. Auch scherte er sich nicht darum, dass der Fürst der Hölle schon beinahe die Höhle wieder verlassen hatte. „Ich werde niemals bloß eine Erinnerung sein“, rief der Engel dem Teufel nach. „Ich bin die Vergangenheit, die dich prägt, die Gegenwart auf die du dich konzentrierst und die Zukunft, nach der es dich verlangt.“ Für einen Moment erschien es, als wäre der Himmel tatsächlich direkt hinter ihm, dann verhallte das Lachen im kalten Wind des Nordens und in der Dunkelheit der Schneeebene leuchtete nur die rote Flüssigkeit, die Luzifers blutende Füße zurückließ. - Regen fiel gleichmäßig auf die antiken Steine von Machonon, durchtränkte die Straßen bis sich die fallenden Tropfen auf summende Maschinen aus Metall mit den Geräuschen vergangener Schlachten vermischten. Zwar hatte die Armee nach der Verdrängung der Dämonen die Leichen beseitigt, aber an einigen Gebäuden sah man noch die Spuren des Kampfes. Immer noch waren die Spuren des Krieges in den zerfallenen Häusern, beschädigten Mauern und verwüsteten Landstrichen auszumachen. Die Regierung hatte entschieden zuerst das Leben der Bevölkerung zu vereinfachen, bevor sie das Prestige der oberen Sphären reparierte und so langsam verblassten die Schandflecken, welche die Dämonen zurückgelassen hatten. Raziel roch dennoch das Blut, dass die Straßen getränkt hatte und aus seinen Augenwinkeln sah er die panisch fliehende Bevölkerung. Vor seinem inneren Auge stürzten Engel vom Himmel und Schlachtschiffe beschossen fliegende Lindwürmer mit ihren Kanonen. Damals hatte sich die Kulisse von den Rauchschwaden weichzeichnen lassen. Nun erhoben sich stattdessen die metallenen Türme des siebten Tores scharf vor dem schwarzen Nachthimmel ab und waren die einzige Verbindung zur Gravitation, nachdem die Geschwindigkeit des Fahrzeugs alle anderen Lichter und Schatten als Streifen vorziehen ließ. Raziels Finger schlossen sich fester um das Lenkrad und des Wagens den er steuerte, glitt in einem weiten eleganten Bogen die Flugbahn entlang. Das Schutzschild leuchtete draußen blass in einem rötlichen Licht, dass sie als Regierungsfahrzeug auswies. Frachter und andere Verkehrsmittel wurden durch die Verteidigungssysteme seines Wagens zum Anhalten gezwungen, bis sie vorüber gezogen waren. Ein Kribbeln erinnerte Raziel daran, dass er bis vor einiger Zeit noch in genau jenen anderen Fahrzeugen gesessen und die Arroganz der Regierungsvertreter verabscheut hatte. Jetzt war er selbst der Fahrer einer dieser Maschinen mit Sondergenehmigung und wusste den Einsatz seiner Privilegien genau zu rechtfertigen. Jibril-sama verdient nach diesem Tag Ruhe, dachte Raziel. Sie hat es verdient. Allerdings sah sie keineswegs müde aus. Unbeweglich wie eine Statue saß sie auf der Rückback, die Beine elegant übereinander geschlagen und die Hände ineinander verflochten, während der schwere Stoff ihres Umhangs von ihren Schultern über den Sitz rechts neben ihr glitt. Ihre blauen Augen waren das Einzige, was in dem dunklen Innenraum Farbe zu haben schien. Sie leuchteten und Raziel musste seine Fähigkeiten nicht gebrauchen um zu wissen, was sich dahinter verbarg. Aber sie halfen das Bild zu verdeutlichen. In seinem Geist glitten nach wie vor Bilder von Engeln die andere Engel fraßen, Fetzen von Gestalten, die zwei Gesichter hatten, weil sie einst geschätzte Freunde und jetzt verhasste Feinde waren und nicht zuletzt Jibrils eigene Erinnerungen von Schandtaten, die nach Raziels Meinung viel zu viel nackte Haut beinhalten. Aber wie als erkundeten ihre sündigen Hände einen willigen Körper, tastete ihr Geist an seiner unschuldigen Seele herum, wie es selbst Zaphikel-sama nie getan hatte. Bei seinem Meister und Lehrer hatte er nie so tiefe, so intime Verbindung so zu einem Ort gehabt, der seine Persönlichkeit ausmachte. Wie kaltes klares Bergwasser umhüllte Jibril ihn und drückte ihn an sich bis er glaubte, sie würde ihn wie ein Seeungeheuer aus der Tiefe verschlingen. Erst als sie vor ihrem Anwesen hielten und Jibril aus der automatisch geöffneten Tür glitt, kam er wieder zu sich selbst. Raziel fiel zitternd zurück in die Lehne seines Fahrersitzes. Er sah nach unten und bemerkte, dass zwischen seinen Beinen Feuchtigkeit klammte. Beschämt bemerkte er, wie sehr er sich doch gerade geistig vor Jibril-sama entblößt hatte. Oder war sie es gewesen, die sich mit ihrer Erfahrung einfach Zutritt verschafft hatte, ohne dass er sich hinterher vergewaltigt fühlte? Sicher war nur, dass dies nicht das unschuldige Mädchen mit den braunen Haaren und der reinen Seele war, das er einst in dem geheimen Zimmern entdeckt hatte. Nein, diese Frau war ein Monster und Raziel verehrte sie genauso sehr, wie er sich selbst dafür verachtete. - Schon von weitem schlugen Luzifer die Flammen der Hölle einladend entgegen. Das Eis wurde weniger, stattdessen nahmen nackte Felsen und schwarzer Rauch zu, der schäbig in der Lunge kratzte. Schwefel stieg Luzifer in die Nase und die Winde der Hölle bliesen den Schnee von seiner Kleidung. Kaum hatte der Höllenfürst den niedrigen Gang betreten, warteten zwei der Satane bereits wie Bienen auf ihre Königin. Rechts und Links umsäumten sie das Tor, das ihren Fürsten direkt in das tiefe Innere der Hölle einlud. Mad Hatter verneigte sich tief und zog ihren Hut vor ihrem Herrn. In der dunklen Halle flammte das Haar im Einklang mit den Fackeln an den Wänden. Astaroth hingegen wartete kerzengerade mit steinernem Gesicht und verschloss den Eingang hinter seinem Fürsten mit den lebenden Dämonen. Niemand beachtete die Schreie der sich windenden Körper in den Wänden. Luzifer reagierte nicht auf die Präsenz zweier Satane bei seiner Rückkehr, er war sich der Politik unter ihnen und dem Kampf um die Vorherrschaft bewusst, die seine Rückkehr angezettelt hatte. Stattdessen forderte Luzifer: „Ich verlange nach meiner Braut.“ xxx Luzifer @_@ … die Geißel meiner Existenz. Seit ich diese Geschichte begonnen habe, kämpfe ich damit, wie ich diesen Charakter meinem Willen unterwerfe. Oder wer ihn dazu bringen könnte, die Klappe aufzumachen und mehr als einsilbige Antworten von sich zu geben. War nicht ganz einfach, da ich Alexiel und Rosiel unter den Tisch habe fallen lassen. Ich hoffe, Luzifers Gewissen ist nicht allzu bizarr geworden. Vielleicht hätte ich ihn auch einfach sinnierend auf einen Berg stellen können, aber wo bleibt da der Spaß? Ansonsten erklärt sich die genaue Beschreibung der Hölle vielleicht dadurch, dass ich euch ein bestimmtes Bild vermitteln und es nicht euren Kopf überlassen wollte, was ihr letztendlich als 'Hölle' seht. Schuld an den Beschreibungen ist der Comic „Hellblazer“. mangacrack Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)