Kleine Weihnachtsgeschichte von Toushirou ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Nachdenklich lief ich durch die Straßen von Saint Morning. Vor gut einem halben Jahr war ich hierher gezogen und hatte meine Kriegerausbildung begonnen. Das ich dabei meine Freunde und Familie zurücklassen musste war für mich nur ein kleiner Preis der bezahlt werden musste. Vor ungefähr sieben Jahren hatte ich den Entschluss gefasst für den Frieden Madrigals zu kämpfen. Damals, kurz vor Jahresende, fielen hunderte von Monstern in unser kleines, abgelegenes Dorf ein und verwüsteten es. Es gab viele Verwundete und ich erinnere mich noch daran, dass unsere damalige Situation ausweglos erschien. Unser Dorf besaß keine Krieger, wir waren ein friedliebendes Volk und dadurch auch noch nie angegriffen worden. Nun ja, bis zu eben diesem Zeitpunkt. Ich war damals gerade auf dem Heimweg von einer Freundin als die Monster einfielen und konnte mich in einer Seitenstraße verstecken. Es war unheimlich. Viele von ihnen waren größer als unsere Häuser und vor allem ihre Augen, in denen pure Mordlust zu sehen war, sorgten dafür das einige der Leute zu Schock gefroren. Ich verkroch mich hinter einigen Mülleimern und kauerte mich so eng wie möglich zusammen, versuchte die angsterfüllten Schreie von Bekannten und Nachbarn zu ignorieren. Allen voran aber die entsetzlichen brüllenden Laute der Bestien versuchte ich zu verdrängen. Ich saß einige Zeit dort in dieser Position, bis die Laute nach und nach verstummten und wieder Ruhe einkehrte. Damals hätte mir allerdings auffallen müssen, dass diese Stille schon zu still war. Nicht einmal der Wind, welcher uns immer Tag ein Tag aus einen Besuch abstattete, war zu vernehmen. Dennoch kroch ich aus meinem Versteckt, schaute mich flüchtig um und lief so schnell ich konnte in die Richtung wo unser kleines Haus lag. Allerdings hatte mein Weg an unserem Marktplatz ein jähes Ende gefunden. Genau in der Mitte lagen viele, blutverschmierte Leichen, von denen nur einzelne noch das Glück hatten identifizierbar zu sein. Um die leblosen Körper war ebenfalls ein Meer aus dunkelrotem Blut vor zu finden und um eben jene Pfütze standen die Monster, welche ihren gierigen Blick von ihrer Beute hoben und nun mich mit ihren kalten Augen beobachteten. Vor Schreck konnte ich mich nicht mehr rühren. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr, stolperte nur ein- zwei Schritte zurück ehe ich auf den Boden fiel, den Blick immer noch auf die Monster gerichtet. Einige von ihnen liefen auf mich zu, grinsten mich aus ihrem ekelhaften Gesicht an, verkündeten einen schmerzlosen und schnellen Tod. Nur einige Augenblicke später standen sie direkt vor mir und zwei von den insgesamt drei Monstern hoben ihre Klauen um mir nun ebenfalls das Leben auszuhauchen. Resigniert schloss ich die Augen, konnte meinen Jägern nicht mehr in die Augen sehen und wartete... Wartete auf etwas das nicht kommen sollte. Statt den eigentlich erwarteten Schmerzen hörte ich das Aufheulen der Kreaturen und öffnete meine Augen wieder. Die drei Monster vor mir hatten ihre Augen weit aufgerissen, schienen gar nicht zu verstehen was passiert war und sackten in sich zusammen. Hinter ihnen tauchte ein Schatten auf und ich presste mich etwas näher an die Wand, nicht weit entfernt von meinem Rücken. Eine sanfte Stimme durchdrang meine Angst, welche sich wohl bald in blanke Panik gewandelt hätte und ich blickte in die nahezu azurblauen Augen meines Retters. Er erkannte wohl das ich nicht verstanden hatte was er eben gesagte hatte und ging vor mir in die Hocke, wodurch er mir schon nicht mehr ganz so Angst einflößend vorkam. “Bist du in Ordnung?”, wiederholte er seine Frage und endlich verstand ich und nickte, brachte noch immer kein Wort hervor. Lächelnd hielt er mir seine Hand hin, welche ich zögerlich und nach einer Weile des Zögerns ergriff, und zog mich wieder auf meine Beine. Langsam fing ich an meine Umwelt auch wieder wahrzunehmen. Der gesamte Kreis von Monstern hatte ein Ende gefunden, den neben meinem Retter waren auch noch weitere Krieger zu unserer Rettung gekommen und hatten alle Monster ausgelöscht. Ein schon etwas älterer Mann gab gerade die Anweisung alle Verwundeten und getöteten Bewohner so schnell wie möglich an einem Ort zu versammeln. Mein Retter, welcher ungefähr zwei oder drei Jahre älter als ich sein musste, brachte mich ein Stückchen abseits zu einigen anderen Verletzten, wo bereits einige Ärzte daran waren die Wunden zu versorgen. Meine Aufmerksamkeit lag jedoch auf der Mitte des Marktplatzes. Einige Krieger hatten die Toten sorgfältig neben einander verteilt und brachten auch neue hinzu. Als sie der Meinung waren alle zusammen zu haben traten einige der Krieger hervor. Sie trugen andere Sachen als die die wohl die Monster vernichtet hatten, trugen aber ebenfalls das Wappen von Madrigal, und lächelten einigen Angehörigen beruhigend zu, sprachen Worte wie: ‘Es ist noch nicht zu spät’, was mich noch mehr verwunderte. Diese komischen Krieger stellten sich rund um die verblichenen und gingen vor ihnen auf die Knie, rammten ihre Waffe senkrecht in den Boden und hoben eine Hand gen Himmel, murmelten dabei Worte, deren Sprache ich nicht mächtig war. Ein magischer Kreis umschloss jeden einzelnen dieser Krieger und breitete sich nach und nach weiter aus, fing jeden einzelnen toten Körper an in sich aufzunehmen. Die leblosen Körper wurden angehoben, die Wunden geheilt und senkrecht wieder auf dem Boden abgestellt. Man konnte genauestens Verfolgen wie in die Körper wieder das alte Leben zurückkehrte. Als das Licht verschwunden war öffneten die Dorfbewohner ihre Augen, schienen verwirrt zu sein, wurden aber sofort von ihren Angehörigen in den Arm genommen. “Das, was du eben gesehen hast, war ein mächtiger Zauber den nur wenige Magier anwenden können. Sie können Tote vollends wiederbeleben, aber nur wenn eine bestimmte Zeitgrenze nicht überschritten wurde. Anscheinend war das bei deinen Leuten aber nicht der Fall.” Erschrocken blickte ich zu meiner Seite, an welcher immer noch dieser Krieger saß und mich ansah. In seiner Hand hielt er ein paar Pflaster und versorgte damit ein paar Kratzer die ich mir eingefangen hatte. Ich brachte immer noch kein Wort heraus, was den Fremden allerdings nicht zu kümmern schien, denn er lächelte die ganze Zeit beruhigend, wann immer ich in seine Richtung blickte. Es vergingen noch ein paar Tage, in welchen die Fremden uns halfen unser Dorf wieder aufzubauen und in unseren alten Rhythmus zurück zu kehren. Bald kam auch der Tag an welchem die Krieger sich versammelten und Abschied nahmen. Unser Dorf Ältester überreichte ihnen als Dank von allen ein kleines Present, welches die Fremden dankend annahmen. Mit einem letzten freundlichen Gruß drehten die Krieger sich um und machten sich auf ihren Rückweg. Dabei wandte sich mein Retter noch einmal in meine Richtung um, schenkte mir einen letzten sanften Blick und ging nun ebenfalls seiner Wege. Seit diesem Vorfall hatte ich mir fest in den Kopf gesetzt eines Tages ebenfalls Menschen retten zu können und war dann hierher nach Saint Morning gekommen. Ich besah mir den großen Weihnachtsbaum, welcher aufgestellt wurde. Ich seufzte leise. Jedes Jahr aufs neue erinnerte mich solch ein Baum an diese Geschehnisse, denn damals war es auch um die Weihnachtszeit passiert. Kurz vor dem Fest und nur dank der Hilfe der mutigen Krieger konnte unser Fest gerettet werden. Nach einigen Minuten, in welchen ich nachdenklich den Baum betrachtet hatte lief ich hinüber zur großen Kirche und ließ mich vor den großen Türen nieder, meinen Blick zum Himmel gerichtet. Ich schloss meine Augen und genoss die Stille um mich herum. Normalerweise war es hier im Stadtkern ziemlich voll und man konnte nicht umhin mehrere Leute anzustoßen um sich seinen Weg durchzubahnen. Nun jedoch am Weihnachtstag waren die Straßen wie leergefegt, da die meisten nun zu Hause bei ihrer Familie waren und die ruhigen Tage genossen. Plötzlich hörte ich Schritte die sich in meine Richtung bewegten. Dank meiner Ausbildung war ich in der Lage meine Umgebung auch dann wahrzunehmen wenn ich nicht gerade hinsah. So erkannte ich auch das diese Schritte menschlicher Herkunft waren und auch das die Person mir nichts anhaben konnte oder wollte. Langsam und ruhig öffnete ich also meine Augen und blickte in azurblaue. Irritiert sah ich den Mann vor mir an, dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Dieses Lächeln und die Augen kannte ich. Sie stammten von meinem Retter! Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen als er mir dazwischen fuhr. “Ich hätte nicht erwartet dich hier zu treffen. Und um diese Zeit erst recht nicht.” Er sah mir direkt in die Augen, setzte sich dann neben mich und hob seinen Blick gen Himmel. “Scheint als wärst du auch allein zur Weihnachtszeit, oder?”, er bedachte mich mit einem kurzen Seitenblick und mein Blick brachte ihm wohl genug Antwort denn er nickte nur verstehend. “Ich bin auch allein. Meine Familie ist zur Zeit verreist und ich hatte einen Auftrag.” Stumm lauschte ich seinen Worten, sah ihm dabei zu wie er seine Augen schloss, in welchen sich für einen Moment etwas Kummer breit gemacht hatte. Als er sie jedoch das nächste Mal öffnete, blitzte in ihnen wieder die Heiterkeit mit, welche ich schon damals an ihm kennen gelernt hatte und sofort schlug meine Laune ebenfalls wieder in die Höhe. “Was meinst du? Wollen wir zusammen ein bisschen feiern? In Flaris gibt es wohl in einigen Stunden ein großes Fest, was meinst du?”, fragte er mich grinsend, während er sich erhob und mir seine Hand anbot. Kurz überlegte ich, ließ mich dann aber auf das Angebot ein und nahm seine Hand, ließ mir wie damals von ihm aufhelfen und folgte ihm. Kurz bevor wir allerdings das Fest erreicht hatten blieb ich stehen. Verwirrt sah er mich an, wollte mich wohl etwas fragen aber dieses mal kam ich ihm zuvor. Brachte nun endlich das, was mich die vielen Jahre beschäftigt hatte hervor und sah ihn mit dem wohl glücklichsten Lächeln das ich je aufgebracht hatte an, formte mit meinen Lippen ein einziges Wort: “Danke.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)