Rausch der Sinne von Shizana (Ein Abend voller Veränderungen (Yamushipping)) ================================================================================ Kapitel 1: Verlockende Einladung -------------------------------- Mit einem leisen Quietschen bremsten sich die Räder des roten Fahrrads, ehe es sich leicht zur Seite neigte, damit der Fahrer darauf einen fixierten Stand seiner Füße auf dem Boden erlangen konnte. Ein skeptischer Blick richtete sich aus tiefblauen Augen auf das große Schild an dem Gebäude, welches als Ziel auserkoren worden war. In breit-geschwungenen, roten Buchstaben mit gelber Formumrandung stand „Sunday“ auf dem Schild über dem Eingangsbereich geschrieben. Helle Lichter drangen durch die Scheiben in die angebrochene Dunkelheit des späten Abends und man konnte leise die Musik vernehmen, die ins warme Innere lockte. Ein abwertendes Grummeln kommentierte diese Einladung des beliebtesten Feierabend-Clubs der Stadt. „Was’n dämlicher Name“, murmelte eine weibliche Stimme, ehe die junge Frau gänzlich von ihrem Fahrrad stieg und es fürsorglich in den bereitstehenden Fahrradständer einordnete. Anschließend richtete sie noch einmal grob ihre Garderobe - bestehend aus einem knielangen, weißen Rock und einer blauen Sommerbluse, über welche lange Enden des schmückenden, weißen Halstuches ruhten –, ehe sie sich wieder dem Club zuwandte, zu dem sie bestellt worden war. Natürlich war sie nicht freiwillig hier. Was hätte sie hier auch schon groß gewollt? Alles Gesipp der Stadt fand sich hier zusammen, um zu trinken, zu tratschen und anderweitig einfach nur zu nerven. Viel zu viele Menschen, größtenteils sowieso nur Spinner und Spießer. Jemand wie sie hätte hier nicht hineingepasst. Und zum wiederholten Male fragte sie sich, wieso sie dieser Einladung überhaupt gefolgt war. ‚Ahja‘, erinnerte sie sich still, während sie auf den Eingang zusteuerte. ‚Ich bin schließlich eingeladen. Es kann ja nicht schaden, essen und trinken zu wollen, was man will, ohne auch nur einen Penny dafür zahlen zu müssen.‘ Sich selbst Mut zusprechend langte sie schließlich nach dem vergoldeten Türgriff und zog die Tür auf. Sofort stieß ihr eine Flut von Gerüchen entgegen, gemischt von Alkohol, Zigaretten und warmen Speisen. Feierliche Musik flötete ihr entgegen und sie ließ die Ruhe hinter sich, als die Tür hinter ihrem Rücken wieder zufiel. Flüchtig blickte sich Jessie in dem hellerleuchteten Raum um. Überall standen vereinzelt Tische, an denen sich verschiedenste Menschengruppen versammelt hatten. Teilweise fand man auch einzelne Pärchen, das war jedoch eher weniger der Fall. Von überall summten Stimmen, die sich angeregt über Themen unterhielten, deren Inhalt sie in der Geräuschvielfalt nicht bestimmen konnte. Kellner und Kellnerinnen in schlichter, schwarz-weißer Einheitstracht balancierten Tabletts mit überwiegend verschiedenen Getränken zu ihren Gästen. Hier und da wurde von der Speisekarte Gebrauch gemacht und die Leute feierten ihren wohlverdienten Feierabend nach einem weiteren, mehr oder minder schweren Arbeitstag ausgiebig mit ihren Freunden und Familien. Aber was interessierte sie diese ganzen Menschen? Einen Scheiß. Sie war nur auf Wunsch einer einzelnen Person hier. Doch je länger sie hier im Eingangsbereich stand und sich missmutig umblickte, umso mehr fragte sie sich, ob jene Person es überhaupt wert war, dass sie an einen solchen Ort gekommen war. Viel lieber wäre sie jetzt Zuhause und täte Vorliebnehmen mit schlichten Kartenspielen und albernen Lästereien mit ihren Jungs, wie dämlich die Menschen doch waren, sich wieder und wieder abziehen zu lassen. Das war viel amüsanter, als hier inmitten von Leuten zu sein, die sie normalerweise auslachen und verarschen würde, und sich fehl am Platz zu fühlen. „Jess!“, drang dann endlich eine vertraute Stimme durch all den Lärm an ihr Ohr. Ein Wunder, dass sie es überhaupt bemerkte bei all dem Gerede und Gelache der Leute hier. Suchend wandte Jessie ihren Blick weiter nach vorne, wo sie die Bar ausmachen konnte. Und dann war es auch nicht mehr schwer, jene Person ausfindig zu machen, wegen der sie hier war. Man konnte sie einfach nicht übersehen, selbst wenn man halbblind wäre. Eine junge Frau winkte auffällig zu ihr herüber. Ein wenig zu euphorisch vielleicht, zumindest für Jessies Geschmack. Es war ihr fast schon peinlich, da es ihr nun so vorkam, als würde sie dadurch zu dem Mittelpunkt der abendlichen Gesellschaft hier. Und obwohl sie normal gerne auffiel und auch durchaus gerne im Mittelpunkt stand – sie tat dann auch gerne mal alles dafür, um allerlei Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – so war das hier einfach nicht der Ort, wo sie das wollte. Widerwillig setzte sich Jessie in Bewegung und kam zielgerichtet auf die Bar und die junge, blonde Frau zu, die sie auffordernd zu sich winkte. Wieso war ihr eigentlich nicht sofort klar gewesen, dass sich ihre blonde Freundin an der Bar aufhalten würde? Sofern man sie überhaupt als Freundin bezeichnen konnte. Eigentlich war sie viel mehr eine Bekanntschaft, die sie per Zufall und eher ungewollt gemacht hatte. Einfach nur eine der Menschen hier, die für Jessie nur Mittel zum Zweck waren. Aber nachdem sich herausstellte, dass es gewisse Parallelen zwischen den beiden jungen Frauen gab, kamen sie ins Gespräch und irgendwann kreuzten sich ihre Wege immer öfter. Die letzte Zeit hatten sie sich sogar gezielt verabredet, aber Jessie konnte dennoch nicht von sich behaupten, dass sie in der blonden Frau mit den amethystfarbenen Augen eine vertraute Freundin gefunden hätte. „Wie schön, dass du gekommen bist. Ich dachte schon, du würdest mich wieder Mal versetzen“, raunte die Blonde ihr auch schon liebreizend entgegen, kaum dass Jessie bei ihr angekommen war. Sofort verschränkte sie abwehrend die Arme vor der Brust, während sie gleichzeitig eine Braue unter ihrem skeptischen Blick hob. „Lass den Quatsch, Cassidy. Das liebliche Gesülz kannst du dir bei mir schenken.“ Ein theatralisches Seufzen stieß sich zur Antwort aus der Blonden, ehe sie einladend auf den freien Hocker neben sich deutete. Mit dem lieblichsten Lächeln, das sie anscheinend aufbringen konnte, sah sie zu der Rothaarigen auf. „Magst du dich nicht setzen? Ich bestell dir gerne was. Auf was hast du Lust?“ „Ganz bestimmt nicht!“, wehrte Jessie entschieden ab und schüttelte betonend den Kopf. „Ich setz mich doch nicht mit dir auf den Präsentierteller. Wenn ich bleiben soll, dann lass uns einen stinknormalen Tisch suchen.“ „Jess…“ „Nein, Cass! Ich bin nicht hier, um irgendwelche Kerle aufzureißen. Ich bin nur hier, weil du mich eingeladen hast“, wehrte die Rothaarige erneut ab. Während sie sich in halber Drehung umwandte, fügte sie noch hinzu: „Aber ich kann immer noch gehen.“ Wieder seufzte die Blonde betont, ehe sie ihre kleine Tasche vom Tresen nahm, die im selben Violett gehalten war wie ihre Augen. Mit einer fließenden Eleganz glitt sie von dem hohen Barhocker auf ihre langen Beine und besah die Freundin mit vorwurfsvollem Blick, während sie noch nach dem halbleeren Glas ihres Cocktails langte. „Also bitte, was denkst du denn schon wieder? Ich bin auch nicht hier, um irgendwelche Kerle abzuschleppen“, gab sie mit leicht beleidigtem Unterton zurück, was Jessie die Augen genervt verdrehen ließ. „Ich habe dich nicht umsonst hierher eingeladen. Also lass uns eben einen Tisch suchen und dann einen schönen Abend haben, ja?“ Jessie biss sich leicht auf die Unterlippe, um sich ihren Spruch zu verkneifen, den sie der Blonden nur zu gerne entgegnet hätte. Aber sei’s drum. Immerhin wollte sie ja nicht wirklich gehen. Wie blöd wäre das denn auch gewesen, wenn sie schon mal eingeladen war? Eine solche Gelegenheit bot sich nicht oft, da wäre es doch überaus dämlich gewesen, es nicht beim Schopf zu packen. Auch wenn es nur Cassidy war. Nur, dass Cassidy angeblich nicht beabsichtigte, irgendwelche Typen auf sich aufmerksam zu machen, kaufte Jessie ihr nicht ab. Wohl kaum galt dieses aufreizende Outfit ihr. Und natürlich schauten hier und da die Leute zu der Blonden herüber, wie sie in ihrem schwarzen Minirock mit dem hellen Glitter an den Gästen vorbeischritt. ‚Ein wenig zu figurbetont‘, kommentierte Jessie in Gedanken die heutige Abendgarderobe ihrer Gönnerin, während sie ihr schweigend zu einem freien Tisch folgte. Und damit übertrieb sie kein Stück. Wenn es nur der Rock gewesen wäre, der nahezu perfekt für diese weiblichen Rundungen geschnitten war, dann wäre das ja eventuell noch verträglich gewesen. Aber auch der breite, dunkle Ledergürtel wertete die schmale Taille befürwortend auf und auch das helle, eher alltäglich-diskrete Blusentop mit der schmalen Knopfreihe, richtete sich nahezu perfekt nach dem begnadeten Vorbau der jungen Frau und gab einen appetitlichen Blick auf den flachen, leicht antrainierten Bauch frei. Jessie musste sich neidvoll eingestehen, dass sich Cassidy darin verstand, ihre Vorzüge modebewusst zu betonen, ohne dass es insgesamt zu schlüpfrig wirkte. Sie sah verdammt nochmal gut aus in diesen Klamotten. Und genau das war der Punkt! Das machte die blonde Frau viel mehr zu einer Rivalin, als zu einer Freundin, die Jessie an ihrer Seite dulden konnte. Es durfte einfach keine weitere Frau in ihrer Nähe geben, die ihr in puncto Schönheit Konkurrenz machte. Daher war es Jessie auch wichtig gewesen, dass sie sich möglichst heimlich mit Cassidy traf. Ihre Gang durfte davon nichts wissen. Nicht auszudenken, wenn irgendjemand auf die Idee käme, dass die Blonde doch der Fahrrad-Gang beitreten könnte, in der Jessie ein angesehenes Mitglied war. Nein, das würde Jessie zu verhindern wissen! ‚Aber solange mich keiner kennt, ist es okay‘, versuchte sie ihre rivalisierenden Gedanken wieder etwas zu beruhigen. Solange ihr Ruf als Gang-Mitglied und gleichzeitig heißestes Mädel auf zwei Rädern nicht gefährdet war, indem die beiden Frauen jemand Bekanntes über den Weg liefen, hatte sie eigentlich kein Problem damit, mit Cassidy rumzuhängen. Solange sie nur nicht wieder zu nerven begann… Aber selbst das konnte Jessie mit sich arrangieren, wenn ein kostenloses Essen oder Saufgelage im Gegenzug winkte. Dann konnte sie die Blonde durchaus eine Weile ertragen. Zumal sie eine gelegentliche Abwechslung zu der Gang bot, wo Jessie bisher noch das einzige Mädchen war. Nachdem sich die beiden jungen Frauen einander gegenüber an einen freien Tisch gesetzt hatten, bestellte Cassidy auch gleich zwei Longdrinks. Wieso sie dabei dem Kellner so übertrieben zuckersüß zuzwinkerte, blieb Jessie unklar. Aber vielleicht würde er den Frauen durch das Geflirte ja ein wenig Preisnachlass gewähren. Zumindest ersparte sie sich so die unangenehme Frage nach der Volljährigkeit. Was Cassidy anbelangte, so brauchte diese sich darüber ja keinen Kopf zu zerbrechen. Aber Jessie konnte noch nicht mit Volljährigkeit punkten. Nur gut, dass ihr Aussehen keinen offensichtlichen Anlass bot, ihr wirkliches Alter zu erahnen. Der einzige Vorteil, wenn man sie durchaus bereits auf die achtzehn bis zwanzig schätzte. Tjaja, ihr wohlgeformter Körper und ihr hübsches Gesicht war wohl doch ein Geschenk der Venus persönlich, wie Jessie für sich selbst befand. Nach einigem einleitenden Smalltalk, wie denn der Tag so gewesen sei, und der erneuten Drohung Jessies, sie würde gehen wenn Cassidy ihr nicht auf der Stelle sagte, was sie eigentlich von ihr wollte, kam auch endlich der Anlass der spendablen Einladung zum Thema. Und schon bei den ersten, einleitenden Worten bereute Jessie, dass sie der Blonden wieder mal auf den Leim gegangen war. Was hatte sie auch eigentlich erwartet? Natürlich konnte es nur ein Thema geben, wieso Cassidy unbedingt mit ihr sprechen müsste bei ein paar köstlichen Drinks: Männer. „Wer ist es diesmal?“, griff Jessie das unvermeidliche Thema direkt auf und lehnte sich genervt in die Stuhllehne zurück, während sie lustlos den Strohhalm zwischen den angeschmolzenen Eiswürfeln ihres Drinks Slalom führte. „Nicht ist, war trifft es wohl eher“, korrigierte die Blonde und ließ, von einem Seufzen begleitet, den Kopf auf ihre ineinander verschränkten Finger sinken, wobei sie die Ellenbogen auf dem Holztisch abstützte. „Ich versteh einfach nicht, wieso ich immer solche Loser erwische. Erst spucken sie große Töne, wie toll sie sind, und dann erkennt man, dass alles nur heiße Luft ist, um einen zu beeindrucken. Was soll der Quatsch?“ „Tja, Cass…“, entgegnete die Rothaarige mit halbherziger Beteiligung. „Was erwartest du auch, wenn du jeden Nächstbesten nimmst?“ „Was soll das denn jetzt bitte heißen? Ich spring ja nun auch nicht mit jedem Typen gleich ins Bett“, verteidigte sich Cassidy prompt und warf der Freundin einen giftigen Blick zu. Doch Jessie störte sich nicht weiter daran und nahm stattdessen einen genüsslichen Schluck ihres Alkoholgemischs, von dem sie selbst nicht recht wusste, was da eigentlich alles drin war. Dann blickte sie wieder unverwandt zu der Blonden hinüber. „Ist mir auch herzlich egal, mit wem du nun alles rummachst oder nicht. Aber Tatsache ist, dass du beinahe wöchentlich ‘nen Anderen an der Angel hast. Wie willst du da also was Ernstes finden, wenn du so niedrige Ansprüche stellst?“ „Ich habe sehr wohl Ansprüche an die Männer!“, widersprach Cassidy mit beleidigtem Unterton. Dann angelte sie ihren eigenen Strohhalm aus dem kühlen Alkoholgetränk und tippte damit zielsicher gegen Jessies nackten Unterarm. „Wenigstens sind meine Ansprüche nicht so überzogen, dass ich gar keinen abbekomme. Besser eine Niete erwischen, als gar kein Los abzubekommen. Habe ich nicht Recht, Jess?“ Die Andeutung sehr wohl in ihrer Aussage verstehend, pfefferte Jessie mit ganzer Wucht gegen den Strohhalm, dass er der Blonden aus den Fingern glitt und im kurzen Bogen Platz auf dem Erdboden fand. Cassidy konnte sich das hämische Grinsen nicht verkneifen, als sie die Beleidigung in Jessies saphirblauen Augen erkannte. „Lieber erspare ich mir die ganzen Klogriffe und jammere nicht dauernd rum, wie viel Pech ich doch habe. Das ist erbärmlich, weißt du das, Cass?! Wieder und wieder wegen solchen Versagern von Männern zu wimmern wie ein Kleinkind, das keinen Lutscher abbekommen hat!“ „Autsch, das tat weh“, gab die Blonde sarkastisch zurück, konnte sich aber dennoch ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Was die Rothaarige nur noch mehr in Rage brachte. „Ist doch so! Lass gefälligst dein dämliches Grinsen!“ „Aber du bist so süß, wenn du dich aufregst, Jessie-Jess.“ Mit einem Knurren in der Kehle griff Jessie erneut nach ihrem Glas. Diese Frau brachte sie echt in Rage! Sie musste sich ihren aufbrausenden Zorn niedertränken, sonst helfe ihr Gott, sie würde dieser eingebildeten Kuh irgendwann wirklich noch den Hals umdrehen! Zum Glück lockerten sich die Gespräche der beiden Frauen bald etwas auf. Was wohl nicht zuletzt dem stetigen Alkoholkonsum zu verdanken war. Jessie wusste bald nicht mehr, ob nun schon das dritte oder gar fünfte Glas vor ihr stand. Nur gut, dass sie die Rechnung nicht zu interessieren brauchte. Woher Cassidy allerdings so viel Geld hatte, interessierte sie insgeheim schon. ‚Bestimmt hat sie das von ihren Mackern zugesteckt bekommen‘, beantwortete sie sich diese Frage in stillen Gedanken selbst, während sie die Freundin ihr gegenüber eingehend musterte. ‚Kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass diese Vollpfosten ihr alles regelrecht in den Rachen stopfen. Wieso passiert nur mir niemals ein solches Glück, dass mich ein Kerl auf Händen trägt und mit Geschenken überhäuft?‘ „Ist was, Jess?“ Aus ihren Gedanken gerissen wandte Jessie ihren Blick ruckartig von der Blonden ab. Wie blöd, dass Cassidy ihr Starren bemerkt hatte. Aber es war doch nun mal wahr! „Ich hasse dich…“, gab Jessie schließlich beleidigt zur Antwort. Wieso sie nichts anderes wusste, was sie der Blonden darauf sagen konnte, war ihr selbst nicht ganz klar. Immerhin hatte jene verhasste Blondine sie eingeladen. Vermutlich konnte sie sich das jetzt aber abschminken. Nun würde ihr hart verdientes Geld für den Alkoholkonsum draufgehen… „Aber wieso??“ Verblüfft über den übertönten Klang dieser hellen Stimme, blickte Jessie zu der Blonden herüber. Jene war regelrecht von ihrem Stuhl aufgesprungen und lehnte nun, die Hände mittig auf den Tisch gestützt, zu der Rothaarigen herüber. In den geworfenen Schatten konnte Jessie die leichte Röte auf Cassidys hohen Wangen erkennen, die deutlich auf das Ausmaß des konsumierten Alkohols hinwiesen. „Du kannst mich doch nicht hassen. Jessie, wir haben doch nur einander! Die Kerle sind alle scheiße, man kann ihnen nicht vertrauen! Das sind alles Wichser, verstehst du mich? Alle, sie alle!“ „Beruhige dich, Cass…“, versuchte Jessie die angetrunkene Blondine zu beruhigen und hob beschwichtigend die Hände. Unsicher blickte sie sich in der Gaststätte um. Und natürlich blickten bereits die ersten Tischnachbarn irritiert zu den beiden Frauen herüber. „Die Leute gucken schon.“ „Soll’n sie doch! Ist doch die Wahrheit!“, wetterte die Blondine fort und warf einen drohenden Blick zu den neugierigen Tischnachbarn zu ihrer Rechten. Dann kletterte sie auf ihren Stuhl und hob demonstrativ die Arme, während sie nach der Bedienung rief: „Hey! Wir woll’n noch’n Whisky! Seht zu, oder ich mach euch Beine!“ Seufzend schlug sich Jessie mit der flachen Hand gegen die Stirn, was das Dröhnen in ihrem Kopf noch verschlimmerte. Das war’s. Jetzt würde man sie rausschmeißen und Cassidy würde einen Teufel tun, die Rechnung allein zu tragen. Dabei war sich Jessie nicht mal sicher, ob ihr eigenes Geld auch nur ansatzweise reichen würde, um die unzähligen Drinks zu bezahlen. „Setzen Sie sich wieder hin und beruhigen Sie sich“, hörte sie auch schon einen der Kellner mit ruhiger Stimme sprechen. Als sie einen vorsichtigen Blick wagte, erkannte sie noch, wie der junge Mann mit der schwarzen Dienstweste und weißen Schürze mühselig versuchte, die alkoholisierte Blondine vom Stuhl runter zubekommen. Die Peinlichkeit, sie runter zu heben, blieb ihm zum Glück erspart. Stattdessen schlang sich die Blondine ganz von selbst um seine Hüfte und verschränkte ihre Arme hinter seinem Nacken, während sie sich seinem Gesicht gänzlich indiskret näherte. „Wie könnte ich ruhig bleiben, wenn so ein Zuckerstück vor mir steht?“, säuselte sie ihm lieblich entgegen, doch selbst Jessie konnte es noch deutlich verstehen. Das ging zu weit! „Wenn Sie sich nicht zusammenreißen, muss ich Sie beide auffordern, zu gehen“, erklärte er und versuchte dabei, möglichst ernst und souverän zu klingen. Sein Blick fiel an Cassidy vorbei hinüber zu der Rothaarigen, die das Szenario mit gemischten Gefühlen beobachtete. „Sie beide“, fügte er nochmals betont hinzu. Skeptisch hob Jessie daraufhin die Augenbraue. „Moment mal, was habe ich damit zu tun? Mir doch egal, wen Cassidy dieses Mal wieder anspringt“, versuchte sie sich zu verteidigen. In der Zeit gelang es dem jungen Bediensteten irgendwie, sich aus der Umklammerung der Blondine zu lösen. Sein Blick blieb ernst, obgleich ihm die Peinlichkeit der Situation deutlich anzumerken war. „Das interessiert mich dann auch herzlich wenig“, erklärte er. „Sie sind zusammen gekommen, Sie haben zusammen bestellt, also gehen Sie dann auch zusammen.“ „Moooment!“, warf sie daraufhin ein und erhob sich nun auch von ihrem Platz. Mit einer betonten Wucht schlug sie beide Hände auf den Tisch, dass die Gläser darauf kurz erzitterten. Ihr Blick bohrte sich nun fast schon bedrohlich in den jungen Mann, der unsicher eines Schritts zurückwich. „Nur um das klarzustellen: Ich bin erst später dazugekommen! Und sie hat mich eingeladen! Und ich lass mich nicht mit ihr in einen Kropf werfen!“ „In einen Topf, meinen Sie wohl“, korrigierte der junge Kellner höflich den Versprecher. Doch leider schlug diese Geste nur erstrecht in Jessies aufkochende Wut um. Erneut schlug sie auf dem Tisch auf, dieses Mal noch etwas kräftiger, und das erste Glas verlor auf dem dünnen Glasgestell den Halt und zerbarst auf dem Boden. „Was auch immer, du Neunmalklug! Spiel dich hier gefälligst nicht so auf!“ „Go, Honey! Mach ihn fertig!“, kamen die euphorischen Anfeuerungsrufe, während Cassidy den Nachwirkungen des Alkohols nun freien Lauf ließ. Eine wilde Schlägerei würde dem Abend den richtigen Pepp geben. „Ich halt ihn auch fest!“ Tatsächlich ließ sich die Rothaarige von den Worten der Freundin noch mehr anstacheln und bald hatte man das Gefühl, in ihren blauen Augen würden kleine Funken zu einem wilden Feuer auflodern. Der arme Kellner begriff den Ernst der Lage und bekam es sichtbar mit der Angst zu tun. Diese Weiber waren doch verrückt geworden! Zum Glück war die Verstärkung rechtzeitig zur Stelle, als Jessie gerade ihre Finger unter leisem Knacken dehnte und sich anschließend auf den Angestellten stürzen wollte. Es brauchte am Ende die gesamte Mannschaft der Bediensteten, um die beiden zeternden Frauen festzuhalten, die sich mit Händen und Füßen ausschlagend gegen die unsanfte Behandlung zu wehren versuchten. Mit vereinten Kräften drängte man die Frauen aus der Gaststätte und hielt sie noch eine Weile gegen die Wand gedrückt, bis der Inhaber ihre Personalien aufgenommen hatte. Anschließend wurde beiden ein Hausverbot erklärt und dass man ihnen die Rechnung für den Abend schriftlich zukommen ließe. Inwieweit diese Erklärung wirklich bei den beiden alkoholisierten Frauen am Ende ankam, schien unwichtig. Endlich wurden sie, nachdem das soweit geklärt war, von den unsanften Griffen befreit und man wies ihnen an, nach Hause zu gehen, ehe man die Polizei verständigte. Nur einige Augenblicke später schien wieder alles friedlich; die Angestellten wandten sich wieder ihrer Arbeit zu und der Club wirkte weiterhin von außen einladend, als sei nichts Besonderes vorgefallen. Murrend rieb sich Jessie die Handgelenke, während sie einige Schritte von der Wand wegtaumelte. „Na toll. Wegen dir wären wir beinahe im Knast gelandet!“, begann sie sofort ihre Vorwürfe gegen die betrunkene Freundin, welche gerade ihre Frisur blind zu richten versuchte. „Wieso denn ich? Du hast doch beinahe eine wilde Prügelei angezettelt!“ Jessie überging diese Beschuldigung geflissentlich und stolperte stattdessen hinüber zum Fahrradständer, um ihr rotes Bike daraus zu lösen. Ein wenig unkoordiniert manövrierte sie es rückwärts aus der metallenen Halterung heraus, wobei sie erneut meckerte. „Ich kann diese Schrulle von Officer Rocky nicht mehr sehen! Die muss ich fast jeden Tag ertragen. Gott, wie die mir auf den Sack geht, wenn die sich dauernd überall einmischt!“ „Nanana, das ist aber eine unschöne Wortwahl, liebe Jessie.“ „Und wenn schon, mir doch egal! Diese Ziege ist einfach die reine Pest! Und überhaupt, diese alte Schreckschraube sollte sich echt mal eine andere Frisur zulegen.“ Ein helles Lachen sprudelte aus Cassidy heraus, während sie den Flüchen der Rothaarigen überaus amüsiert zuhörte. Wahrlich, es war immer wieder köstlich, wenn sich Jessie so aufregte! Das versüßte ihr immer wieder den ganzen Tag – in dem Fall natürlich eher den Abend. „Das müssen wir feiern!“ „Was denn? Dass man uns aus ‘nem Lokal geworfen hat?“, kam die sarkastische Gegenaussage, was Cassidy erneut auflachen ließ. „Ja, wieso nicht?“, kicherte sie vergnügt, während sie neben die Rothaarige trat und freundschaftlich einen Arm um ihre Schulter warf. Ein entnervtes Seufzen kam zur Antwort. „Ich hab‘ dich immerhin eingeladen! Komm mit zu mir, da stoßen wir nochmal ‘ne Runde an.“ „Vergiss es, Cass. Das hat für heute echt gereicht“, lehnte Jessie das Angebot sogleich ab und hob betonend die freie Hand an ihre Stirn, hinter der es leicht pochte. Doch die Blonde schien sich davon nicht entmutigen zu lassen. „Dann komm halt aus dem Grund mit, dass mein Zuhause nicht so weit weg ist wie eure WG. Oder willst du wirklich besoffen auf dem Bike durch die Stadt jagen, bis Miss Oberkommissarin dich dabei erwischt und eine abendliche Hetzjagd auf dich veranlasst?“ Jessie musste zugeben, dass ihr diese durchaus mögliche Aussicht nicht gerade gefiel. Es war nervig genug, dass sie quasi einmal durch die ganze Stadt müsste, um nach Hause zu kommen. Und dabei sinnlos rumzutrödeln lag ihr fern. Aber auf ein erneutes Wettfahren mit Officer Rocky auf ihrem ach-so-coolen Moped hatte sie auch nicht wirklich Lust. Schon gar nicht, wenn ihr schon jetzt der Schädel Mahnungen zum überzogenen Alkoholkonsum aussprach. Sie seufzte geschlagen. „Na schön, du hast gewonnen.“ Das laute Jubeln der Blonden machte sie beinahe taub, woraufhin Jessie der angetrunkenen Freundin unsanft in die Seite stieß. Dann aber ließ sie sich die Richtung anweisen, in die es gehen sollte, und die beiden Frauen torkelten die wenig belebten Straßen entlang. Kapitel 2: Verführerisches Angebot ---------------------------------- Keine halbe Stunde später waren die beiden Frauen in besagter Wohnung angekommen. Jessie spürte einen Neidstich durch ihren Körper fahren, als sie die hellen Räumlichkeiten im dritten Stock betrat. Noch nie zuvor hatte sie Cassidy einen Besuch bei ihr Zuhause abgestattet. Aber ihre Vermutungen wurden durchaus erfüllt, dass die Blondine sehr modern und stilbewusst hausen musste. Die Räume waren hell und freundlich, an den Wänden zierten kleine Kunstwerke und schmale Regale waren bestückt mit vereinzelten Büchern, Figuren verschiedenster Handwerkskünsten und anderen, neckischen Accessoires. Eine ordentliche Garderobe im langen Flur und ein großer, verzierter Spiegel gleich nebendran betonten, dass dies ein reiner Frauenhaushalt war. Nichts deutete auf eine allgegenwärtige, männliche Note hin. In sämtlichen Räumen lag ein diskreter, blumiger Geruch von Cassidys Lieblingsparfum in der Luft, welchen Jessie bereits an der Freundin kannte. Der viele Platz wurde der Rothaarigen schon fast unangenehm. Dieser Ein-Personen-Haushalt war ihr schon wieder fast zu viel des Luxus. Absolut kein Vergleich zu ihrer WG, in der sie mit den anderen Mitgliedern ihrer Fahrrad-Gang wohnte. Dort boten fünf Räume Platz für sechs Dauergäste – und davon war ein Raum Küche und Esszimmer in Einem, und ein weiterer Raum das einzige Badezimmer. Besonders eng wurde es in der WG, wenn sich im Laufe des Tages noch die restlichen Gangmitglieder einfanden, um dann gemeinsam auf den Bikes loszuziehen. Da war kein Platz für viel Privatsphäre und persönlichen Luxus. Aber hier, in Cassidys Wohnung, gab es Platz und Privatsphäre im Überfluss. Die Blondine konnte hier tun und lassen, was sie wollte. Sie musste nur teilen, wenn sie Besuch mitbrachte. Ansonsten konnte sie sich vollkommen ungeniert in den vier Räumen ausbreiten und ihren persönlichen Luxus leben, so wie sie es wollte. Wieder etwas ernüchtert über die Erkenntnis, dass die beiden Frauen doch Welten zu trennen schienen, ließ sich Jessie zögernd ins Wohnzimmer führen. Dort wurde sie an dem niedrigen, mittigen Tisch auf eines der weiten, bequemen Kissen gedrückt und Jessie erwischte sich bei dem Gedanken, dass diese eher alttraditionelle Ausstattung irgendwie so gar nicht zu dem sonst eher neumodernen Einrichtungsstil passen wollte. Überhaupt passte der ganze traditionelle Quatsch eigentlich so gar nicht zu Cassidy, die auf Jessie doch eher westlich-orientiert wirkte. Kaum dass sie sich versah, stand auch schon die nächste Flasche Whiskey auf dem Tisch und Jessie hielt ein weiteres, gut gefülltes Glas in ihren Händen. Die Saufparty ging also tatsächlich noch weiter! „Und nu‘ sag ma‘, Jessie…“, schlug die Blondine im Thema um, nachdem die beiden jungen Frauen den eintönigen Monolog über Cassidys Einrichtung beendet hatten – was natürlich heißt, dass Jessie es still über sich ergehen ließ, wie Cassidy voller Stolz erklärte, woher sie dieses Gemälde und diese Porzellanfigur bekommen hatte – und stützte das Gesicht in ihre Hand. „Wie steht‘s denn nu‘ bei dir um die Männer?“ „W-was??“, stammelte Jessie zur Antwort und sah verwirrt zu der Freundin hinüber. Ob die leichte Röte auf ihren Wangen von Peinlichkeit oder dem Alkohol herrührte, schien unklar. „Wie soll’s da groß drum steh‘n?“ „Na du weißt schon.“ Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf Cassidys Lippen. „Willst‘e mir etwa sag‘n, dass dich die Männer total kaltlasse‘n? Komm schon, Jess!“ Die Röte auf Jessies Wangen schien sich in dem Moment auszubreiten, obgleich ihr Blick Empörung sprach. Um ihrer Mimik nicht noch weitere Möglichkeiten zu geben, zu viel zu verraten, nahm sie einen weiteren, kräftigen Schluck aus ihrem Whiskeyglas. „Was soll‘n an Männern schon so toll sein? Sin‘ doch alles nur Draufgänger oder Jammerlappen. Sie nerven, andauernd! Wieso sollt‘ ich mich für sie intressier‘n?“ „So, so. Denkst‘e dabei an jemand Bestimmtes?“ „Du vergisst, Cass: Ich bin rund um die Uhr von Männern umgeben. Wenn ich das also so sag‘, dann wird’s ja wohl stimm‘n!“ „Falsch, Honey.“ Beschwichtigend winkte die Blonde bei der Bemerkung ab, als sie den skeptischen Blick der Jüngeren vernahm. Dennoch behielt sie sich ihr überlegenes Grinsen auf den Lippen. „Das in deiner Gang sin‘ doch keine Männer. Das sin‘ noch Jungs.“ „Wo soll‘n da der Unterschied sein?“, blöffte Jessie unbeeindruckt zurück. Ein Zwinkern der Freundin leitete die folgende, altkluge Antwort ein. „Jungs sin‘ unreif. Kleine Kinder, die nur spiel‘n woll‘n und nur Unsinn ‘m Kopf hab‘n. Männer dagegen wiss‘n, wie der Hase wirklich läuft. Sie nehm‘n dich als Frau wahr – un‘ du nimmst se ‘türlich auch als Männer wahr. Eben so, wie’s sein sollt‘.“ „Was laberst‘n da eigentlich, Cassidy? Du müsst‘ dich ma‘ hör‘n…“ Lachend richtete sich Cassidy wieder in einen geraden Sitz, um sich ihrem Gegenüber offener zuzuwenden. Bei dem nächsten, beschwipsten Hickser allerdings ließ sie sich bereits wieder etwas nach vorn sacken, sodass sie letztendlich wieder den Kopf auf ihren aufgestützten Händen stützte. Ihr Grinsen wurde schließlich noch breiter, während sie die Rothaarige fixierte. „Un‘ was is‘ mit der Gang? Gibt’s da denn auch kein‘n, den de süß findest?“ „S-süß…?!“ Jessie bemerkte nicht, wie ihre Stimme mehrere Oktaven in die Höhe schnellte bei dieser Gegenreaktion. Stattdessen ließ sie tatsächlich für kurz ihre Gedanken schweifen, ob es nicht doch Jemanden gab, der ihr aufgefallen wäre. „Na… naja…“ „Jaha?“, stieg Cassidy auf den Anlauf der Jüngeren ein, um die Antwort schneller aus ihr herauszukitzeln. Dabei versuchte sie erst gar nicht, ihre Neugierde zu verbergen. „Also… da gibt’s ‘n Typen. Der klebt regelrecht wie ’ne Klette an mir un‘ folgt mir wie ‘n treudoofer Köter auf Schritt un‘ Tritt…“ „Ohooo!“, mischte sich die Blondine in die schweifenden Erklärungen ein und kicherte vergnügt. „Der geht ja echt ran!“ „Nein, so kann man‘s nich‘ sag‘n.“ Jessie schüttelte kurz benommen den Kopf, ehe sie ein schweres Seufzen von sich gab. Sie richtete sich nun ebenfalls in einen Schneidersitz und stützte den rechten Arm auf ihren Oberschenkel, um das Gesicht in ihrer Hand zu stützen. Ihre Mine zog sich zu einer dünnen Linie, ehe sie ihre Überlegungen fortsetzte. „Eigentlich sogar ganz im Gegenteil. Der Typ bekommt die Zähne einfach nich‘ aus‘nander. Man muss ihn manchma‘ regelrecht tret‘n, das Maul aufzumach‘n. Er is‘ ’ne totale Memme, schiebt dauernd unnötige Para un‘ hat einfach kein‘n Mumm in ‘n Knoch‘n. Un‘ dann entschuldigt er sich auch noch ‘ndauernd – immerzu, für jed‘n Scheiß!“ „Hm…“, gab Cassidy darauf kurz zu bedenken, während sie ihr Glas in der Hand leicht umherschwenkte. Nachdenklich beobachtete sie die wippende Flüssigkeit darin, ehe sie mit einem gelangweilten Stöhnen wieder zu der Freundin blickte. „Dann nehm‘ ich’s natürlich zurück. Den kannst’e knicken, Hon. Mit so ‘nem Loser wirst’e dein Lebtag nich‘ glücklich.“ „Loser…“, wiederholte Jessie leise flüsternd die Bezeichnung der Blonden für den Jungen, der in ihren Gedanken spukte. Sie schwieg daraufhin einige Zeit, während sie nachzudenken schien. Dann lächelte sie leicht. „Ja, er is‘ echt ‘n Loser. Aber…“ „Aber?“, wiederholte nun Cassidy nachdrücklich den letzten Gedankenanlauf der Rothaarigen. Diese schrak daraufhin in sich zusammen, als sei sie bei etwas erwischt worden. Wieder schlich sich diese verdächtige Röte auf ihre Wangen, ehe sie abwehrend mit den flachen Händen vor sich auf dem Boden aufschlug. „Nichts aber!“ „Ja aber, hast du nich‘ eb‘n „aber“ gesagt?“ Ein breites, wissendes Grinsen schlich sich nun auf Cassidys Lippen, während sie sich weiter in Richtung der Freundin beugte. Dass Jessie daraufhin noch verlegener zu werden schien, bestätigte der Blondine ihre Vermutung. „Also doch! Du findest diesen Typ‘n süß, nich‘ wahr?“ „N-nein! Tu ich nich‘!“, widersprach die Rothaarige stammelnd, was Cassidy nun ungehalten auflachen ließ. Sie schien regelrecht auszurasten, und das machte es für Jessie nur noch schlimmer. „Nun hör aber auf! Wieso sollt‘ ich ‘n süß finden?“ „Haha, frag das doch nich‘ mich! Aber irgendwas muss er ja an sich haben, dass er sich dein Aber verdient hat. Das muss ja ‘n richt‘ger Schnuckel sein, wenn seine bedepperte Art dich so ins Schwärm‘n bringt.“ Peinlich berührt wandte Jessie ihren Blick zu Boden. Ihr war auf einmal so unsagbar heiß, ihr Gesicht schien regelrecht zu glühen. Lag es an dem überzogenen Alkoholpegel, oder war ihr das Ganze wirklich so unglaublich peinlich? Sie wusste es selbst nicht. Was sie wusste – und das war in diesem Moment unbestreitbar –, war, dass sie das Gesicht dieses Jungen nicht mehr aus ihren Gedanken bekam. Diese sanften, grünen Augen in einem unsicher lächelnden Gesicht, welches von blauvioletten Haaren umrahmt wurde. Erst, als sie eine Last auf ihren Schultern spürte, schrak sie aus ihren Gedanken auf. Sie war so in diesem schönen Jungengesicht versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie die blonde Freundin zu ihr herüber gerutscht war und ihren Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Und nun saß sie hier, dicht neben ihr, und Jessie konzentrierte sich mit einiger Mühe auf diese amethystfarbenen Augen. An ihrer Wange konnte sie deutlich den warmen Atem der Freundin spüren, was ihr die plötzliche Nähe noch bewusster machte. „‘s muss dir nich‘ peinlich sein, Jess. Is‘ doch ganz normal, wenn de ‘nen Typ‘n süß findest. Selbst wenn’s so ’n Weichling is‘.“ Jessie wollte gerade einen Widerspruch ansetzen, als sie ein sanftes Kitzeln an ihrem linken Arm vernahm. Irritiert über dieses seltsame Gefühl richtete sie ihren Blick auf jene Stelle, wo Cassidys schlanke Finger federleichte Schlängellinien auf ihrer Haut fuhren. Die sanften Berührungen kribbelten angenehm und erstickten jeden Gedanken zu einer Gegenwehr noch im Keim. „Davon ab wär’s doch echt ‘n Jammer, wenn de all das verpassen würdest.“ „Wovon redest du, Cassidy?“ Sie erkannte auf den vollen Lippen der Blondine ein sinnliches Lächeln. Es hatte etwas Verspieltes an sich, und Jessie war sich in diesem Moment nicht sicher, ob sie beunruhigt sein sollte oder nicht. Generell war Jessie nicht gerade die Art Mensch, die solche Nähe gerne zuließ. Die Freundin war ihr fast schon zu nahe… Aber aus irgendeinem Grund war es nicht wirklich unangenehm. Jedenfalls nicht insofern, dass sich Jessie wirklich bedrängt fühlte. Es löste nur dieses gewisse Unbehagen aus, was sie doch etwas nervös machte. Gerade lehnte sich Cassidy noch näher zu ihr herüber, sodass ihr Atem nun ohne Umschweife Jessies Ohr schweifte. Sanft und heiß. „Hast’e wirklich noch nie drüber nachgedacht? Wie‘s wäre…“, begann sie ihr leise zuzusäuseln, was einen kleinen Schauer in Jessie auslöste. Die Blondine spielte ihr Bilder in den Kopf, die weitere Schauer durch Jessies Körper jagten. „… wenn er dich berühr‘n würde? Ganz sanft streichelnd…“, und während Cassidy diese Worte flüsterte, fuhr sie eine langsame Linie über Jessies nackten Unterarm, immer weiter aufwärts über ihren Oberarm, bis sie den hellblauen Stoff ihres Blusenärmels etwas nach oben schob. Jessie spürte Cassidys warme Finger schließlich auf ihren Schultern, spitzbübig unter den Stoff geschlichen, wo sie verweilten. „Oder wie‘s wäre, wenn er dich mit sanft‘n Küssen bedecken würde?“ Um die Phantasien in Jessie noch etwas mehr anzustacheln, setzte Cassidy daraufhin ein, zwei federleichte Küsse unter Jessies Ohr. Was Jessie eine weitere Gänsehaut bescherte, wie die Blondine zufrieden bemerkte. Doch statt dass Jessie auf das Phantasiespiel einstieg, zuckte sie kurz darauf doch zurück und wich ein wenig von der Freundin weg. „N-nein! Hab‘ ich nich‘“, gab sie nun stammelnd zur Antwort und richtete ihren Ärmel wieder zurecht. Aber ein Blick in ihre saphirblauen Augen genügte, damit Cassidy erkannte, dass sie die Jüngere bereits erfolgreich angeheizt hatte. Und genau das veranlasste sie dazu, vergnügt zu kichern. „Oh Jess, das macht mich wirklich traurig. Du weißt ja gar nich‘, was de dir da entgeh‘n lässt!“ „Was ich nich‘ weiß, macht mich nich‘ heiß.“ Dieses trotzige Kommentar ließ Cassidy nochmals auflachen, ehe sie sich erhob. „Ja, genau so ist es.“ „Eh?“ Sichtlich verwirrt auf diese Erwiderung der Blonden verfolgte Jessie, wie Cassidy aufstand und sich nur kurz darauf hinter der jüngeren Freundin kniete. Wieder legte sie sanft die Hände auf Jessies Schultern, ehe sie sich leicht zu ihr vorbeugte, dass die beiden Frauen sich ansehen konnten. „Wirklich ‘n Jammer, was de da alles an dir vorbeizieh‘n lässt. Aber das ändern wir.“ Und noch ehe Jessie die passenden Worte gefunden hatte, um das soeben Gesagte zu hinterfragen, löste Cassidy bereits das weiße Halstuch von Jessies Hals. Der lockere Knoten war schnell gelöst und nur kurz darauf lag der weiche Stoff über Jessies Augen. „Denk einfach an dein‘n Süßen un‘ lass mich den Rest mach‘n. Du wirst seh‘n, danach denkst’e schon ganz anders drüber.“ „Über was?“, brachte Jessie noch ihre Verwirrung hervor, ehe das Tuch ihr nun gänzlich die Sicht verwehrte und von der Freundin sicher verknotet wurde. Doch sie erhielt keine Antwort; das amüsierte Grinsen der Freundin bemerkte sie nicht. „Stell dir vor, er sitzt hinter dir. Du spürst seine Wärme in deinem Rücken. Und seine sanft‘n Hände, die deine verspannt‘n Schultern massier‘n.“ Passend dazu begann Cassidy nun, in langsamen Druckbewegungen ihrer Hände Jessies Schultern zu massieren. Sanft, aber mit genug Druck, dass sich die Rothaarige auf die Massagenimitation einließ. Nach nur kurzer Zeit entspannte sie sich unter den Berührungen der Freundin. Cassidy verweilte nicht lange bei den Schultern. Sie ließ ihre Hände zur Seite abdriften, um über Jessies schmale Schultern zu fahren und massierend über ihre Oberarme zu fahren. Während sie die Massage so fortsetzte, beugte sie sich wieder an Jessies Hals heran, um die zarte Haut mit zärtlichen Küssen zu liebkosen. Anfangs spürte sie dabei noch das unsichere Sträuben der Jüngeren, aber auch das ließ bald wieder nach und sie gab sich auch dieser Zärtlichkeit hin. Und so fuhr Cassidy fort, ließ die anfangs hauchzarten Küsse fester werden und setzte, sobald sich Jessie wieder gänzlich entspannt hatte, auch die Zunge mit ein, die mit ihrer feuchten Spitze leicht neckte. Sich den Berührungen hingebend bemerkte Jessie erst nicht, wie Cassidy nach einiger Zeit von den Armen weiter nach vorne wanderte, um die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Erst, als ein kühler Windhauch die Rothaarige kurz auffrösteln ließ, bemerkte sie, wie die Freundin ihr gerade den leichten Stoff über die Schultern abstreifte. Ihr erster Gedanke war, Widerspruch zu erheben, aber als die Freundin ihre Massage über ihre Arme aufwärts zurück zu den Schultern fortsetzte, ließ sie die Blondine gewähren. Die wissenden Berührungen der Freundin nahmen ihr jeglichen Anlass, sich gegen das Geschehen zu wehren, und so entspannte sie sich allmählich wieder. „Er küsst dich zärtlich“, flüsterte Cassidy sanft, ehe sie auch die sinnlichen Küsse an Jessies Halsseite fortsetzte. Sie folgte der zierlichen Beuge entlang zu den Schultern, und Jessie seufzte wohlig. Denselben Weg küsste sich Cassidy wieder hinauf, bis sie eine sinnlich-brennende Bahn an Jessies Hals hinauf zu ihrer Wange hinterlassen hatte. Die Jüngere spürte, wie eine bestimmende Hand auf ihrer anderen Wange lag und stumm befahl, dass sie das Gesicht drehen sollte. Und sie folgte dieser Anweisung, drehte den Kopf ein Stück in Richtung der Freundin, bis sie deren Atem ihre Lippen kitzeln spürte. Ein sanfter Druck legte sich daraufhin warm auf ihren Mund, und Jessie spürte die weichen, vollen Lippen der Freundin auf ihren eigenen. Hauchzarte Küsse massierten diese sensible Stelle, bis ein feuchtes Stupsen ihre Aufmerksamkeit verlangte. Cassidys Zunge erbat Einlass, und zögerlich gewährte Jessie ihr diesen. Bestimmt aber zärtlich drang Cassidy daraufhin vor und forderte die Freundin zu einem Zungenspiel auf. Es war erschreckend einfach, sich darauf einzulassen, obgleich Jessie sich bisher nie wirklich mit dem „richtig küssen“ befasst hatte. Die Blondine wusste sie anzuleiten und so folgte Jessie einfach ihrer Führung. Ihr schwindelte, als sie eine erneute Hitzewelle sich durch ihren Körper ziehen spürte. Sie hatte das Gefühl, in dem sinnlichen Kuss zu zerschmelzen, wie Softeis in der Sonne. Die sanften Druckmassagen lösten ein angenehmes, aufregendes Kribbeln auf ihren Lippen aus und schickten sie hinab in ihre Bauchgegend. Ein sanftes Kitzeln an ihrem Dekolleté ließ Jessie kurz darauf aufschrecken. Schlanke Finger schlichen sich durch das glatte Tal zwischen ihren zwei weiblichen Wölbungen. Hitze schlug gegen die empfindliche Haut ihres Busens, wo der BH keinen weiteren Stoff mehr bot. Sie drängte sich entschieden von der Älteren weg und löste, während sie nach Atem rang, den aufregenden Kuss. „Cass…“, flüsterte sie unbeholfen und wollte ein ‚Nicht…‘ folgen lassen, doch da legte sich bereits der sanfte Druck eines Fingers auf ihre Lippen. „Keine Angst, Jess“, beruhigte sie leise säuselnd die aufgeregte Freundin und Jessie schluckte schwer. In ihrem Kopf fuhr es Karussell. Sie wusste nach wie vor, wo sie war und mit wem, und sie registrierte noch ganz gut, was hier gerade vor sich ging. Und es bereitete ihr nach wie vor ein gewisses Unbehagen. Aber andererseits… Es war aufregend. Obgleich Jessie wusste, von wem sie all diese Berührungen und Zärtlichkeiten erhielt, war es einfach zu erregend, all diese Erfahrungen zu erleben. Gerade in den Momenten, wo sie sich kurz dabei ertappte, wie das Bild eines gewissen Jungen vor ihrem geistigen Auge aufblitzte. Sie konnte bei jeder neuen Hitzewelle den Klang seiner Stimme in ihren Ohren hören, wie er sanft ihren Namen sprach. ‚James…‘, dachte sie sehnsuchtsvoll, und ein zärtliches ‚Jessie‘ im Klang seiner vertrauten Stimme kam ihr in Gedanken zur Antwort. Sie entlastete ihre Zweifel mit einem leisen Seufzen. In ihrem Rücken rückte Cassidy ein wenig zurück und wechselte ihre Sitzposition, sodass sich Jessie ein Stück weiter zurücklehnen konnte. Sie fand eine einigermaßen angenehme Lage im Schoß der Älteren. Und nur kurz darauf, sobald sie wieder ruhig lag, spürte sie wieder die warmen Hände der Freundin. Sie strichen schmeichelhaft an ihrem schlanken Hals hinab, fuhren spielerisch eine erneute Bahn mittig über ihren Brustkorb und übersprangen die kleine Hürde des BHs, um sich über den flachen Bauch voran zu schieben. Die wohlige Wärme ihrer Berührungen hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf Jessies zarter Haut, und sie bemühte sich um eine ruhige Atmung. Am liebsten hätte sie einfach die Luft angehalten, um die Empfindungen unbeeindruckt vom Heben und Senken ihres Körpers zu verfolgen. Auf dem Rückweg über ihre Seiten zuckte sie leicht zusammen, da diese Stelle sie kitzelte. Doch selbst diese Empfindungen folgten den anderen, wohligen Empfindungen hinab in ihre Bauchgegend – und deutlich noch eine Etage tiefer. Es war alles so neu, so aufregend, dass Jessie die nächste Berührung mit leichter Verzögerung bemerkte. Denn auf Höhe ihrer Brüste hatte Cassidy eine Wendung gemacht und nun strichen ihre wissenden Hände sanft, beinahe vorsichtig, über Jessies Höhen. Unter dem dünnen Stoff ihres BHs zeichneten sich die erhobenen Brustwarzen bereits ab, welche sich neugierig empor reckten. Jessie schrak erschrocken nach oben, als der fordernde Druck von Cassidys Fingern über die empfindlichen Spitzen strich. Sie gab ein leises, erschrockenes Aufstöhnen von sich, welches mit einem zärtlichen „Shhht“ beruhigt wurde. Mit sanftem Druck gegen ihren oberen Brustkorb ließ sie sich schließlich wieder zurück in ihre Rückenlage beordern. Die Hitze brannte ihr auf den Wangen und ließ sie den eigentlich weichen Stoff des Halstuches über ihren Augen als kratzig empfinden. Umso mehr sie sich auf diese neuen Empfindungen einließ, umso intensiver nahm sie alles um sich herum wahr. Und sie spürte eine Veränderung in sich, die sie nicht beschreiben konnte. Etwas wuchs in ihrer Bauchgegend – etwas, das nicht greifbar war. Ein Gemisch von Feuer und Elektrizität, als täten kleine Miniversionen eines Glumanda und eines Pikachu in ihrem Inneren einen Kampf austragen. Cassidy vernahm zufrieden die schwere Atmung der Jüngeren in ihrem Schoß. Die Röte auf ihren sonst eher blassen Wangen sprach von Unschuld. Und sie genoss es mehr, als sie selbst geahnt hätte, die sonst so stolze und schlagfertige Jessie wortwörtlich in der Hand zu haben. Was immer sie mit ihr anstellte, Jessie nahm es an und reagierte entzückend darauf. Sie wollte weiter gehen. Wollte der Jüngeren zeigen, welche Wonnen sie an sich vorüberziehen ließ. Und wollte ihr schmackhaft machen, was ihr weiblicher Körper für sie bereithielt. So startete sie einen neuen Anlauf auf die erste Etappe, um der Freundin Lust zu bereiten. Ihre Hände fuhren abermals über die wohlgeformten Brüste der Jüngeren. Sanft, zärtlich – forschend, wie sie darauf reagierte. Und als Cassidy das wohlige Seufzen vernahm, ging sie den nächsten Schritt. Ihre schlanken Finger schoben sich, beinahe unmerklich, unter den weißen Stoff des BHs. Betasteten die warme Haut darunter und sie ignorierte das erneute Aufzucken von Jessies Körper. Während sie tastete, schob sie den Stoff weiter aufwärts, bis die Brüste entblößt vor ihr lagen. Der Anblick war entzückend, wie sie feststellen musste. Sie konnte dem eigenen Verlangen nicht widerstehen, die lockenden Knospen zu kosten. Und so beugte sie sich vorsichtig über den Kopf Jessies hinweg, bis sie die Lippen um die gehärteten Perlen legen konnte. Kaum, dass sie vorsichtig zu saugen begonnen hatte, vernahm sie ein leises Aufstöhnen der Jüngeren unter sich. Es schickte ihr einen Schauer in den Lendenbereich. Sie ließ sich Zeit, um die Freundin diese Wonnen gänzlich auskosten zu lassen. Geduldig ließ sie ihre Zunge um die kleinen Erhärtungen kreisen, stupste auffordernd, und kabberte zärtlich an ihnen. Das verzückte Zucken des hitzigen Körpers unter ihr sprach ihr mehr Lobpreisungen aus, als Worte dazu in der Lage gewesen wären. Bald schon war sie nicht mehr in der Lage, der nächsten Versuchung länger standzuhalten. Noch während sie sich mit den Liebkosungen beschäftigte, fuhr eine Hand bereits über den weichen Bauch hinab und ließ sich auch nicht von den Stoffhürden von Rock und Höschen aufhalten. Sie bahnte sich ihren Weg darunter und ließ sich von der erregten Hitze locken, die vom Schoß der Jüngeren ausging. Ganz automatisch schrak Jessie aufgrund der neuen, noch viel intimeren Berührung in sich zusammen. Reflexartig zog sie die Beine an und drückte die Schenkel zusammen, um die forsche Hand daran zu hindern, noch weiter zu gehen. Sie griff unsicher nach ihr und versuchte, sie durch den Stoff zu erfassen. „Nicht…“, hauchte sie mit zittriger Stimme, aus der Cassidy deutlich die unschuldige Erregung der Jüngeren hören konnte. Wieder ließ sie ein beruhigendes „Shhh“ verlauten und legte ihre freie Hand auf die von Jessie, um ihren gebietenden Griff zu lösen. „Entspann dich, Jess. ‘s wird dir gefall’n, vertrau mir“, sprach sie leise und verheißungsvoll, während sie den schwachen Widerstand Jessies brach und behutsam deren Hand wieder entfernte. Um ihr wieder zur Entspannung zu verhelfen, neigte sie sich über sie und küsste sie erneut. Und dieses Mal ging Jessie weniger zögerlich auf den Kuss ein. Cassidy nutzte den Moment, um die angespannten Beine der Freundin wieder mit sanfter Forderung auseinander zu drücken. Stück für Stück gaben sie nach, bis sie locker in leichter Spreize ruhten. Noch während ihre Zungen sich leidenschaftlich umgarnten, setzte die erfahrene Blondine ihr Vorhaben fort und drang weiter in die Mitte der Jüngeren vor. Behutsam fuhr sie mit gespreizten Fingern die Kontur der heißen Lippen hinab. Sie spürte die Hitze ihre Berührungen empfangen und die vorzügliche Nässe bestätigte ihr unverblümt ihre Bemühungen. Ein zufriedenes Schmunzeln schlich sich auf ihre Gesichtszüge, und zum Dank vertiefte sie den Kuss mit der Freundin. Das war ihr Werk. Jessie war so feucht, und das war ihr zu verdanken. Sie würde sich jetzt von nichts und niemanden mehr davon abhalten lassen, Jessie das ultimative Vergnügen zu bereiten. Jessie gab ein leises, unterdrücktes Stöhnen hervor, als sie die intime Berührung spürte. Aber an eine Gegenwehr war nicht mehr zu denken. Nun war es ohnehin schon zu spät dafür. Und sie registrierte, wie sie mehr und mehr die Kontrolle über ihren Körper verlor. Ihre Arme fühlten sich schwer an. Vermutlich könnte sie Cassidy nicht einmal mehr von sich stoßen. In ihrem Bauch kribbelte es, was sich in all ihre Nervenbahnen auszuweiten schien. Und in ihrem Kopf drehte es sich auf eine berauschende Weise, die in keinster Weise mit dem bekannten Übelkeitsrumoren zu vergleichen war. Das hier war anders, angenehmer. Sie fühlte sich beinahe schwerelos, als würde sie durch den intensiven Kuss in fremde Weiten davongetragen werden. Ihre Gedanken machten sich selbständig. Ohne, dass sie es kontrollieren konnte, tauchte immer wieder das Bild dieses Jungen auf, dessen lavendelfarbenes Haar sie zu gerne gestreichelt hätte. Beinahe vergaß sie, wer sie tatsächlich küsste. Denn in diesem Moment spielte ihre erhitzte Phantasie ihr vor, er sei es, der sie so voller Leidenschaft und Begehren küsste. Dass es seine Zunge war, die mit ihrer einen hingebungsvollen Tanz vollführte. Sie stellte sich vor, wie er über ihr gebeugt war. Eine Hand auf ihrem Bauch, wo sie das zarte Streicheln vernahm, und eine in ihrem heißen Schoß. Er betastete sie aufs Genauste, badete in ihrem Tau… Ein ekstatischer Blitz zuckte durch ihren gesamten Körper, als eine bisher nie berührte Stelle mit besonderer Aufmerksamkeit besehen wurde. Cassidy hatte ihre empfindlichste Stelle gefunden. Ihre erst stupsenden, dann zärtlich kreisenden Finger umschmeichelten die kleine Lustperle in ihrem tropischen Versteck. Jessie konnte ihr eigenes Stöhnen in ihren Ohren widerhallen hören, aber sie war noch zu benebelt von diesem neuen, intensiven Gefühl, dass sie sich nicht einmal dafür schämen konnte. Das intensive Zusammenzucken der Jüngeren unter ihr und deren beschleunigte Atmung bestätigten Cassidy, dass sie sich nicht darin irrte, dass sie nun endlich am Ziel angekommen war. Hier waren ihre Berührungen richtig. Sie beobachtete voller Vergnügen, wie Jessies Lippen vor Lust leicht geöffnet waren, und zu gerne hätte sie ihren Mund erneut mit einem leidenschaftlichen Kuss bedeckt. Aber die Jüngere würde den Sauerstoff brauchen, also widerstand sie der Versuchung und ergötzte sich an dem erregten Anblick der Rothaarigen. Auf ihren Wangen glühte ein rötlicher Schimmer, der einheitlich zu ihren Haaren passte. Vermutlich würden die blauen Augen gerade wie zwei Saphire leuchten, die man hingebungsvoll zum vollsten Glanz poliert hatte. Ob sie gerade an ihren Süßen dachte unter dem Schutz des weißen Halstuches? Der Gedanke veranlasste die Blondine dazu, sich angeregt über die Lippen zu lecken. Oh wie gut sie nachempfinden konnte, was gerade in der Freundin vorgehen musste. Und es heizte sie selbst noch mehr an. Sie wollte mehr. Das kreisende Necken um Jessies Gipfel der Lust wurde fordernder. Das Tempo steigerte sich, je ungehaltener ihre Atmung wurde und stachelte ihre Lust immer weiter an. Die hitzigen Flammen in ihrem Unterleib wurden immer unerträglicher. Sie wünschte, es würde aufhören – und im selben Atemzug sollte es sie nie mehr loslassen. Für einen Moment hatte Jessie das Gefühl, sie könnte sich in dieser wilden Achterbahnfahrt verlieren, würde ihr eine Hand nicht sicheren Halt geben, an der sie sich verzweifelt klammerte. Nicht aufhören, um Himmels Willen! Lass es vorbei sein, nicht aufhören! ‚James…‘, dachte sie leise. Ihre Phantasie klammerte sich an die Erinnerung an sein vertrautes Gesicht, was alles war, was sie im Augenblick noch sehen konnte. Seine strahlenden, grünen Augen. Sein sanftes Lächeln. Sie konnte hören, wie er ihren Namen flüsterte, als sei es ein wohlgehütetes Geheimnis. Wieder und wieder. ‚James…‘ Ein erneutes, lautes Aufstöhnen entrann ihrer Kehle. Sie hörte es nicht, spürte nur die Hitze durch ihren gesamten Körper fahren. Es durchdrang sie in dem Moment, in dem sie spürte, wie etwas in sie eingedrungen war. Schmal, hart. Nicht sehr tief. Es tat nicht weh. Aber dieses Gefühl rüttelte sie in einer sanften Vibration. Cassidy hatte nicht widerstehen können. Behutsam ließ sie einen Finger in Jessie gleiten und drang vor in die Nässe. Ihr kehliges Stöhnen zur Antwort spornte sie an. In langsamen, vorsichtigen Stößen fuhr sie vor und zurück. Ihr Handballen stimulierte nach wie vor die kleine Lustknospe, die verlangend angeschwollen war. Vor und zurück. Langsam und behutsam, um die weichen Innenwände nicht zu verletzen. Mit den zunehmenden Zuckungen unter ihr im Unterleib der Freundin erhöhte sie das Tempo. Ein zweiter Finger drang hungrig dazu. Und dann musste sie dem Verlangen widerstehen, den verlockenden Innenraum noch weiter auszufüllen, als das Vibrieren in Jessies Unterleib deutlich zunahm. Gleich war es soweit… Widerspenstig warf Jessie derweil den Kopf von einer Seite zur anderen. Diese intensiven Empfindungen drohten sie zu erdrücken. Das aufbäumende Gefühl in ihrem Unterleib wurde immer größer, immer gewaltiger. Flammen eines lodernden Feuers von Leidenschaft züngelten sich durch jeden Nerv, in jede Körperzelle. So musste sich der Feuersturm eines Glurak anfühlen. Zitternd umfasste sie die Hand, welche sie hielt, so fest sie nur konnte. Und immer wieder rauschte das beruhigende ‚Jessie‘ durch ihre Ohren, während die verlangenden Stöße sie immer weiter trieben. So also fühlte es sich an? Das war es, was noch auf sie wartete? Oh, James… Und dann geschah es. Eine gewaltige Welle brach über sie herein und überspülte sie vollkommen unvorbereitet. Der hohe Aufschrei klang weit entfernt in ihren eigenen Ohren, als sie die Erlösung hinausschrie. Ihr Körper entriss sich gänzlich ihrer Kontrolle und bäumte sich auf wie bei einem Tauros, das vollkommen wildgeworden versuchte, einen unerwünschten Reiter abzuwerfen. Sie spürte nichts mehr, nur noch diese unvergleichbare Hitze, die durch ihren Leib fuhr. Jeder Muskel schien sich zu verkrampfen, und zugleich fühlte sie sich so frei, so erlöst, wie nie zuvor. Die Aufregung war nur wenig später wieder vorbei. Es hatte Minuten gebraucht, bis Jessie ihre Atmung wieder in einen ruhigen Rhythmus regulieren konnte. Und nun lag sie völlig erschöpft im Schoß der Älteren, welche ihr beruhigend über die Wange strich. Die Beine waren der Rothaarigen kraftlos zur Seite gekippt und ihre Hand lag nur noch locker in Cassidys haltenden Griff. „Siehst’e, war doch gar nich‘ so schlimm, hm?“, sprach sie leise zu der erschöpften Freundin, welche nur ein zaghaftes „Mhm“ fertigbrachte. Cassidy lächelte zufrieden. „Bist’e müde?“ Wieder nur ein leises „Mhm“ zur Antwort. „Du kannst hier penn’n. Dann brauchst’e nich‘ erst nochma‘ durch’e Stadt gondeln.“ Vorsichtig hob die Blondine den Kopf der müden Freundin an, sodass sie sich erheben konnte. Sobald sie auf ihren wackeligen Füßen stand, kauerte sich Jessie auch schon am Boden zusammen. Gerade so, als läge sie bereits in einem gemütlichen Himmelbett. Mit einem Schmunzeln schüttelte Cassidy den Kopf. Sie würde die Freundin gewiss nicht mehr dazu bewegen können, es sich auf einer Matte oder der Couch gemütlicher zu machen. ‚Die is‘ fertig‘, dachte sie still bei sich und wandte sich wankelmütig ab. Erst jetzt, wo sie wieder auf ihre Körperkoordination und ihr waches Blickfeld auf Entfernung angewiesen war, bemerkte sie die unschönen Nachwirkungen des Alkohols. Sie musste sich die erste Zeit an der Wand entlang tasten, um sturzfrei ins Schlafzimmer zu kommen. Zum Glück war der Rückweg schon wieder deutlich einfacher, nachdem sie sich an die unscharfe Sicht und den Schlendergang gewöhnt hatte. Mit etwas Mühe platzierte sie eines ihrer beiden großen Kopfkissen unter Jessies Kopf. Anschließend warf sie ihr eine Wolldecke über, in die sich die Jüngere sofort schlaftrunken einmummelte. Cassidy hatte deutlich Mühe, die Augenbinde von ihren Augen zu lösen, ohne ihr dabei die ganze Zeit an den Haaren zu ziehen. Nur einmal vergriff sie sich, was Jessie mit einem lauten Grummeln kommentierte, da sie zum Meckern bereits zu müde war. „‘Tschuldige, Jess“, brummelte Cassidy leise, ehe sie das störrische Stück Stoff endlich gelöst bekam. Einen Moment lang betrachtete sie sich das Gesicht der Schlafenden. Noch immer lag ein rötlicher Schimmer auf ihren Wangen und ein paar der roten Haarsträhnen fielen ihr unordentlich ins Gesicht. Die letzten, hinterbliebenen Zeichen ihrer kürzlichen Wonnen – sah man von den offensichtlicheren Beweisen einige Etagen tiefer ab, natürlich. Mit einem sanften Lächeln strich die Blonde ihr über die Wangen. Einmal, zweimal. Dann seufzte sie schwer. „Na toll“, grummelte sie leise. „Nu‘ schläft se vollkomm’n befriedigt. Un‘ was is‘ mit mir?!“ Ein verärgertes Kribbeln war in ihrem Unterleib verblieben und sie spürte in ihrer Hocke, dass die Lustverschaffung nicht spurlos an ihr vorbeigegangen war. Sie musste sich nicht mal dessen vergewissern, dennoch griff sie sich prüfend unter den Rock. Der feuchte Empfang bestätigte ihr noch durch das Höschen, was sie zu Recht vermutet hatte. Nochmals seufzte sie, diesmal hörbar entnervt. „Na toll…“, wiederholte sie, ehe sie sich erhob. Die Hände in die Hüfte stemmend sah sie nachdenklich auf die Schlafende hinab. „Un‘ was mach‘ ich jetzt mit meinen feucht’n Tatsachen? Soll ich’s mir jetzt etwa auch noch selbst besorg’n?“ Sie überlegte einige Zeit angestrengt. Das nervöse Ziehen in ihrer Unterleibsgegend machte unmissverständlich klar, dass an Schlafengehen nicht zu denken war. Nicht, ehe sie bitteschön auch noch ihren Spaß gehabt hatte. Ihre Finger tippten ungeduldig gegen ihren breiten Ledergürtel. Dann kam ihr eine Idee. Ihr neuer Nachbar war doch ein kleines Schmuckstück, wenn sie sich recht erinnerte? Und sie war sich sicher, dass er sie auf dem Flur schon öfters mit unmissverständlichen Blicken angesehen hatte. Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Und ohne weiter zu überlegen, schnappte sie sich ihren Schlüssel und ließ die zufrieden schlummernde Freundin allein zurück. Am nächsten Morgen erwachte Jessie nur mühselig. Sie konnte ihren Kater spüren, noch ehe sie den Kopf richtig bewegt hatte. Ihre Lider fühlten sich schwer an und ihr ganzer Körper weigerte sich, auch nur einen Muskel zu rühren. Verdammt, sie wollte noch nicht aufstehen. Aber diese dämliche Sonne… Blinzelnd öffnete sie die Augen. Dann drückte sie sich das Kissen aufs Gesicht, um dem blendenden Licht zu entkommen. Nur noch fünf Minuten… Doch es wurden keine fünf Minuten, wie gewünscht. Je wacher ihre Sinne wurden, umso mehr kehrten ihre Erinnerungen zurück. Sie realisierte die ungewohnte Stille. Und normalerweise schien ihr doch auch nie die Morgensonne ins Gesicht. Ihr Zimmer lag nicht nach Osten. Mit einem Mal war sie hellwach und schrak auf. Das hier war nicht die Biker-WG! Wo zum Teufel war sie aber dann? Irritiert blickte sie nach links. Dort müsste eigentlich ein weiteres Bett stehen. Und wenn es leer gewesen wäre, gut, das wäre zwar selten, aber nicht unmöglich gewesen. Aber da war kein Bett! Da stand eine helle Couch! „Cassidy!“, erhielt die geballte Erinnerung schließlich einen greifbaren Namen. Ja, genau! Sie erinnerte sich, dass sie mit der Blonden einen Trinken gewesen war. Man hatte sie aus dem Sunday geworfen. Und danach hatte Cassidy sie mit zu sich nach Hause genommen. Und da… Noch ehe sie die weiteren Erinnerungen richtig zu benennen wusste, schoss ihr das Blut in den Kopf. Sie konnte spüren, wie ihre Wangen vor Scham glühten. Ihr Kopf könnte dampfen, so heiß war ihr. Und genauso wütend war sie. Ein prüfender Blick unter die gehobene Bettdecke bestätigte, dass sie nicht nur einen absurden Traum gehabt hatte. Wieso hätte sie oben ohne, aber noch im Rock schlafen sollen? Und wieso hätte sie sich dann auch noch den BH so unabsichtlich verschieben sollen? Das ungewohnte Gefühl zwischen ihren Beinen war ein weiteres Detail… Feucht aufzuwachen war ja das Eine. Aber so feucht…? Und was ist mit diesem anderen, undefinierbaren Gefühl? In ihr. Das war alles andere als gewohnt oder normal. Jessie spürte eine beschämente Wut in sich aufkochen. Was war passiert? Nein, das war die falsche Frage. Sie wusste, was passiert war. Aber wieso war es passiert? Wie konnte das passieren? Das war doch nicht sie… Und dann auch noch ausgerechnet Cassidy…? Sie schluckte einen verbissenen Fluch hinunter, ehe sie sich aus der Decke befreite. Verdammte Cassidy! Wo war dieses Miststück überhaupt? Ach, ganz egal… Umso besser! Weg, bloß weg! Jessie wollte nur noch schnell weg von hier. In Windeseile hatte sie ihre sieben Sachen wieder beisammen und sich ihrer Garderobe wieder vervollständigt. Die ersten Schritte waren schwerfällig und sie wankte ein wenig. Aber das würde schon gehen, es musste gehen! Und wenn sie aus diesem Drecksloch kriechen musste! Nur kurz darauf schwang sie sich auf ihr rotes Fahrrad und trat kräftig in die Pedale. Nicht einen einzigen Blick warf sie nochmal zurück. Und es war ihr egal, ob sie möglicherweise dieser nervigen Schrulle von Officer Rocky über den Weg laufen würde. Keine Armee würde sie stoppen, fahren konnte sie gut! Sie kannte die Stadt mittlerweile mit all ihren versteckten Winkeln und Schleichwegen. Ob so oder so, sie würde sich wieder zur WG zurückfinden. Epilog: Verheißungsvolle Zukunft -------------------------------- Wenig später kam sie schnaufend an der Wohnung an und sie knallte das Bike geradezu an die Hauswand im kleinen Innenhof. Anbinden würde sie es jetzt nicht. Sollte es jemand wagen, es stehlen zu wollen, würde sie denjenigen bis in die Hölle verfolgen und umbringen. Bei ihrer Wut, die sie im Moment in sich spürte, war das ein sicheres Versprechen. Gerade schob sie schwungvoll die Tür auf und wollte stapfend eintreten, als sie mit jemandem zusammenprallte. Von dem unerwarteten Widerstand erschrocken, taumelte sie ein paar Schritte zurück. „Mann, verdammt nochmal!“ „Jessie?“ Bei dieser vertrauten, sanften Stimme zuckte sie unwillkürlich zusammen. Sie traute sich gar nicht aufzusehen, als sie ihren Prallbock bereits erahnte. „Ich… Jessie… Ich wollte gerade… zum Einkaufen“, fuhr jene Männerstimme in übertönter Unsicherheit fort. Normalerweise hasste sie sein Rumgestammel, aber dieses Mal war es anders. Dieses Mal war es verständlich, schien ihr. Sie hatte nicht einen Gedanken mehr seit gestern Abend daran verschwendet, ob sich jemand um ihr Fernbleiben sorgen würde. Doch nun wurde ihr schlagartig klar, dass es mindestens einen Menschen gab, der die vergangene Nacht mit Sicherheit mit äußerster Unruhe verbracht hatte. „Dann geh doch. Dich hält doch keiner auf“, entgegnete sie schließlich verbissen, während sie sich an den Jungen vorbeidrängte. Eigentlich wollte sie ihn gar nicht so angiften, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie war geladener, als ein Voltobal jemals sein könnte. Sie stand kurz vor einer Explosion – und er war ihr nun einmal blöderweise im Weg. „J-Jessie, nun warte doch mal!“ Die Tür schloss sich wieder und Jessie hörte die tapsenden Schritte, mit denen ihr bester Freund ihr folgte. „Jessie, ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist gestern nicht nach Hause gekommen. Wo…“ „Ich war feiern!“, schnitt sie ihm scharf das Wort ab. Das verunsicherte Schlucken des Jungen vernahm sie mit ungewohnt feinem Gehör. „Und jetzt will ich mein Waschzeug holen und dann ins Badehaus gehen, wenn’s recht ist.“ „Jessie…“ Doch Jessie wollte gar nicht hören was er ihr noch zu sagen hatte. Ohne ein weiteres Wort zum Thema verlauten zu lassen machte sie sich auf in ihr Zimmer, welches sie sich mit ihrem besten Freund teilte. Die linke Hälfte war ihr zugeteilt. Gezielt ging sie auf ihren Holzschrank zu und kramte fest entschlossen nach der kleinen, blauen Waschtasche. Sie wollte in der Tat schleunigst ein Bad nehmen und sich alles wegwaschen, was von letzter Nacht noch an ihr haftete. Der Geruch von Alkohol stach ihr unangenehm in die Nase und sie fühlte sich ungewohnt schmutzig. Als sie schließlich alles beisammen hatte was sie fürs Badehaus brauchte, wollte sie die WG wieder verlassen. Doch der Weg wurde ihr versperrt und ihr begegnete ein besorgter Blick aus smaragdgrünen Augen, die sie aufmerksam musterten. „James, geh mir aus dem Weg!“, befahl sie barsch. Sie hatte keine Lust auf solche Spielchen. Schon wollte sie sich an ihm vorbeidrängen, doch er griff nach ihrem Handgelenk. Erschrocken sah sie hinunter auf seine Hand, die sie im festen Griff festhielt. „Sag mir doch wenigstens, wo du warst. Ich habe mir ehrlich Sorgen um dich gemacht“, sprach er nun sanft, aber sie konnte die aufrichtige Sorge in seiner zitternden Stimme vernehmen. Ein vorsichtiger Blick in sein Gesicht bestätigte ihr diese Vermutung, als sein Blick schon beinahe traurig dem ihren begegnete. Liebevolle, grüne Augen… Und wie immer fiel ihm eine vorwitzige Haarsträhne ins Gesicht… Jessie spürte, wie ihr die Hitze wieder in die Wangen stieg. Sie musste den Blick von ihm abwenden, da Erinnerungen an gestrige Phantasien sie peinigten. Wie blöd das auf ihn wirken musste! Er machte sie verlegen, und das nervöse Kribbeln meldete sich neu erweckt in ihrer Bauchgegend. James hatte ja keine Ahnung… Verdammte Cassidy! „I-ich sagte doch, ich war feiern…“, wiederholte sie und verfluchte sich im Stillen dafür, dass ihre Stimme zitterte. Hoffentlich bemerkte er diese plötzliche Veränderung nicht an ihr. „Die ganze Nacht?“, hakte er vorsichtig nach. „Ich habe bei Freunden geschlafen.“ Stille. Das andauernde Schweigen war erdrückend. Jessie hasste es. Aber was sollte sie ihm denn sagen? Dass sie eine heimliche Freundin hatte – oder aktueller gesprochen, gehabt hatte – , von der sie sich gestern sturzbesoffen hatte verführen lassen? Nein, das konnte sie ihm unmöglich sagen. Kein Wort würde sie darüber verlauten lassen. Niemals. Niemandem gegenüber. „Ich habe nach dir gesucht“, flüsterte er schwerfällig, wobei er ihr Handgelenk wieder freiließ. Das veranlasste Jessie dazu, doch noch einmal fragend zu ihm aufzublicken. Sie schluckte schwer. „Die ganze Nacht?“ „Naja…“, stammelte er und fuhr sich verlegen in den Nacken. Sein übliches Lächeln hellte das ebene Gesicht auf. „Bis mich Tyson abgefangen und wieder nach Hause gebracht hat. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen und dass du schon wiederkommen würdest. Also habe ich versucht, zu schlafen…“ Obgleich James an dieser Stelle nicht weitersprach, wusste Jessie, was sie aus dem letzten Satz zu deuten hatte. Er hatte es versucht, aber wenig Erfolg dabei gehabt. Jetzt, wo sie genauer hinsah, bestätigten das kleine violette Augenringe. Sein Blick war zwar wach, so wie immer, aber er sah trotzdem müde aus. Und mit einem Mal tat es ihr leid, dass sie sich nicht zumindest nochmal kurz in der WG gemeldet hatte. Sie hätte wissen müssen, dass sich ihr bester Freund zu Tode sorgen würde, wenn sie eines Abends auf einmal nicht mehr nach Hause kam. Aber es hatte auch einen gewissen Trost. „James…“, hauchte sie kaum hörbar. Ihr Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass sie fürchtete, er könnte es hören. Doch jetzt einfach wieder wegzulaufen war auch keine Option. Zum Glück lockerte James die Situation in diesem Moment wieder auf, indem er ein herzliches Lächeln aufsetzte. Das war wohl seine Art, das auszudrücken, was andere Leute durch eine Umarmung ausdrückten. Er wusste mittlerweile, dass sie nicht unbedingt der Typ für solch körperliche Nähe war. „Naja, ähm… Du wolltest doch ins Badehaus? Ich kann dich begleiten, wenn du möchtest. Ich bin heute ohnehin mit Einkaufen dran. Das liegt auf dem Weg. Und abholen könnte ich dich danach auch, also wenn du das möchtest. Wenn nicht, ist auch okay.“ Ein erleichtertes Lächeln hellte Jessies Gesicht auf. Vergessen war die letzte Nacht. Vergessen war ihre Wut. Der Hass auf diese gewisse Blondine. Das neuartige Kribbeln in ihrem Bauch war zwar noch immer da, welches seinen neu geebneten Weg abwärts folgte, aber es störte sie nicht. Sie war wieder Zuhause. Mit frisch erwachten Sinnen, die gewiss noch die eine oder andere künftige Aufregung parat halten würden. ~ ~ ~ ~ ~ Owari ~ ~ ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)