Rausch der Sinne von Shizana (Ein Abend voller Veränderungen (Yamushipping)) ================================================================================ Epilog: Verheißungsvolle Zukunft -------------------------------- Wenig später kam sie schnaufend an der Wohnung an und sie knallte das Bike geradezu an die Hauswand im kleinen Innenhof. Anbinden würde sie es jetzt nicht. Sollte es jemand wagen, es stehlen zu wollen, würde sie denjenigen bis in die Hölle verfolgen und umbringen. Bei ihrer Wut, die sie im Moment in sich spürte, war das ein sicheres Versprechen. Gerade schob sie schwungvoll die Tür auf und wollte stapfend eintreten, als sie mit jemandem zusammenprallte. Von dem unerwarteten Widerstand erschrocken, taumelte sie ein paar Schritte zurück. „Mann, verdammt nochmal!“ „Jessie?“ Bei dieser vertrauten, sanften Stimme zuckte sie unwillkürlich zusammen. Sie traute sich gar nicht aufzusehen, als sie ihren Prallbock bereits erahnte. „Ich… Jessie… Ich wollte gerade… zum Einkaufen“, fuhr jene Männerstimme in übertönter Unsicherheit fort. Normalerweise hasste sie sein Rumgestammel, aber dieses Mal war es anders. Dieses Mal war es verständlich, schien ihr. Sie hatte nicht einen Gedanken mehr seit gestern Abend daran verschwendet, ob sich jemand um ihr Fernbleiben sorgen würde. Doch nun wurde ihr schlagartig klar, dass es mindestens einen Menschen gab, der die vergangene Nacht mit Sicherheit mit äußerster Unruhe verbracht hatte. „Dann geh doch. Dich hält doch keiner auf“, entgegnete sie schließlich verbissen, während sie sich an den Jungen vorbeidrängte. Eigentlich wollte sie ihn gar nicht so angiften, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie war geladener, als ein Voltobal jemals sein könnte. Sie stand kurz vor einer Explosion – und er war ihr nun einmal blöderweise im Weg. „J-Jessie, nun warte doch mal!“ Die Tür schloss sich wieder und Jessie hörte die tapsenden Schritte, mit denen ihr bester Freund ihr folgte. „Jessie, ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist gestern nicht nach Hause gekommen. Wo…“ „Ich war feiern!“, schnitt sie ihm scharf das Wort ab. Das verunsicherte Schlucken des Jungen vernahm sie mit ungewohnt feinem Gehör. „Und jetzt will ich mein Waschzeug holen und dann ins Badehaus gehen, wenn’s recht ist.“ „Jessie…“ Doch Jessie wollte gar nicht hören was er ihr noch zu sagen hatte. Ohne ein weiteres Wort zum Thema verlauten zu lassen machte sie sich auf in ihr Zimmer, welches sie sich mit ihrem besten Freund teilte. Die linke Hälfte war ihr zugeteilt. Gezielt ging sie auf ihren Holzschrank zu und kramte fest entschlossen nach der kleinen, blauen Waschtasche. Sie wollte in der Tat schleunigst ein Bad nehmen und sich alles wegwaschen, was von letzter Nacht noch an ihr haftete. Der Geruch von Alkohol stach ihr unangenehm in die Nase und sie fühlte sich ungewohnt schmutzig. Als sie schließlich alles beisammen hatte was sie fürs Badehaus brauchte, wollte sie die WG wieder verlassen. Doch der Weg wurde ihr versperrt und ihr begegnete ein besorgter Blick aus smaragdgrünen Augen, die sie aufmerksam musterten. „James, geh mir aus dem Weg!“, befahl sie barsch. Sie hatte keine Lust auf solche Spielchen. Schon wollte sie sich an ihm vorbeidrängen, doch er griff nach ihrem Handgelenk. Erschrocken sah sie hinunter auf seine Hand, die sie im festen Griff festhielt. „Sag mir doch wenigstens, wo du warst. Ich habe mir ehrlich Sorgen um dich gemacht“, sprach er nun sanft, aber sie konnte die aufrichtige Sorge in seiner zitternden Stimme vernehmen. Ein vorsichtiger Blick in sein Gesicht bestätigte ihr diese Vermutung, als sein Blick schon beinahe traurig dem ihren begegnete. Liebevolle, grüne Augen… Und wie immer fiel ihm eine vorwitzige Haarsträhne ins Gesicht… Jessie spürte, wie ihr die Hitze wieder in die Wangen stieg. Sie musste den Blick von ihm abwenden, da Erinnerungen an gestrige Phantasien sie peinigten. Wie blöd das auf ihn wirken musste! Er machte sie verlegen, und das nervöse Kribbeln meldete sich neu erweckt in ihrer Bauchgegend. James hatte ja keine Ahnung… Verdammte Cassidy! „I-ich sagte doch, ich war feiern…“, wiederholte sie und verfluchte sich im Stillen dafür, dass ihre Stimme zitterte. Hoffentlich bemerkte er diese plötzliche Veränderung nicht an ihr. „Die ganze Nacht?“, hakte er vorsichtig nach. „Ich habe bei Freunden geschlafen.“ Stille. Das andauernde Schweigen war erdrückend. Jessie hasste es. Aber was sollte sie ihm denn sagen? Dass sie eine heimliche Freundin hatte – oder aktueller gesprochen, gehabt hatte – , von der sie sich gestern sturzbesoffen hatte verführen lassen? Nein, das konnte sie ihm unmöglich sagen. Kein Wort würde sie darüber verlauten lassen. Niemals. Niemandem gegenüber. „Ich habe nach dir gesucht“, flüsterte er schwerfällig, wobei er ihr Handgelenk wieder freiließ. Das veranlasste Jessie dazu, doch noch einmal fragend zu ihm aufzublicken. Sie schluckte schwer. „Die ganze Nacht?“ „Naja…“, stammelte er und fuhr sich verlegen in den Nacken. Sein übliches Lächeln hellte das ebene Gesicht auf. „Bis mich Tyson abgefangen und wieder nach Hause gebracht hat. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen und dass du schon wiederkommen würdest. Also habe ich versucht, zu schlafen…“ Obgleich James an dieser Stelle nicht weitersprach, wusste Jessie, was sie aus dem letzten Satz zu deuten hatte. Er hatte es versucht, aber wenig Erfolg dabei gehabt. Jetzt, wo sie genauer hinsah, bestätigten das kleine violette Augenringe. Sein Blick war zwar wach, so wie immer, aber er sah trotzdem müde aus. Und mit einem Mal tat es ihr leid, dass sie sich nicht zumindest nochmal kurz in der WG gemeldet hatte. Sie hätte wissen müssen, dass sich ihr bester Freund zu Tode sorgen würde, wenn sie eines Abends auf einmal nicht mehr nach Hause kam. Aber es hatte auch einen gewissen Trost. „James…“, hauchte sie kaum hörbar. Ihr Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass sie fürchtete, er könnte es hören. Doch jetzt einfach wieder wegzulaufen war auch keine Option. Zum Glück lockerte James die Situation in diesem Moment wieder auf, indem er ein herzliches Lächeln aufsetzte. Das war wohl seine Art, das auszudrücken, was andere Leute durch eine Umarmung ausdrückten. Er wusste mittlerweile, dass sie nicht unbedingt der Typ für solch körperliche Nähe war. „Naja, ähm… Du wolltest doch ins Badehaus? Ich kann dich begleiten, wenn du möchtest. Ich bin heute ohnehin mit Einkaufen dran. Das liegt auf dem Weg. Und abholen könnte ich dich danach auch, also wenn du das möchtest. Wenn nicht, ist auch okay.“ Ein erleichtertes Lächeln hellte Jessies Gesicht auf. Vergessen war die letzte Nacht. Vergessen war ihre Wut. Der Hass auf diese gewisse Blondine. Das neuartige Kribbeln in ihrem Bauch war zwar noch immer da, welches seinen neu geebneten Weg abwärts folgte, aber es störte sie nicht. Sie war wieder Zuhause. Mit frisch erwachten Sinnen, die gewiss noch die eine oder andere künftige Aufregung parat halten würden. ~ ~ ~ ~ ~ Owari ~ ~ ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)