Sky Stage von Asako (Welcome to Hell) ================================================================================ Kapitel 11: Tenth Stage: You Need a New Haircut ----------------------------------------------- „Asako! Hey Asako!“ Der Hanagumi-Star lief durch das untere Stockwerk, hielt nach seinem Häschen Ausschau, aber sie war geradezu unauffindbar. Wo konnte sie nur sein? Das Anwesen konnte sie nicht verlassen haben, denn obwohl sie es auf irgendeine merkwürdige Art und Weise sich mit ihren Bluthunden an zu freunden und mit ihnen zu spielen als wären sie zahme Lämmer war es mehr als unwahrscheinlich, dass sie an ihren Guards vorbei gekommen war. Abermals rief sie nach dem Mädchen bevor sie sich dazu entschloss die Treppen selbst nach oben zu gehen. Eigentlich mied Osa das obere Stockwerk. Zum einen war sie dort ein leichteres Ziel, zum anderen hatte sie leichte Höhenangst und hatte Probleme sich einem Fenster zu nähern. Eigentlich sollte man meinen, dass sie sich dies schon seit Jahren abgewöhnt hatte, aber es war noch immer da. Man brachte sie kaum ins erste Stockwerk, geschweige denn ins zweite und sie blieb soweit es ihr möglich war mit beiden Beinen auf dem Boden. Wenn es denn doch mal geschah, dass sie ins Ausland fliegen musste, verbrachte sie den Flug mit geschlossenen Fenstern, abgesperrt und mit Ohrstöpseln. Es war eine Qual, doch konnte sie nichts dagegen tun. „Ai-chan“, sagte sie streng als ihr das Hausmädchen über den Weg lief. Jenes wirbelte erschrocken herum ehe sie in eine tiefe Verbeugung ging. „Wo ist Asako?“ Ohne ein Wort zu sagen zeigte das Mädchen auf eine Tür. Asako’s Zimmer. Warum hatte das Mädchen sie dann nicht gehört? Oder sie wurde mal wieder ignoriert. Es kam in der vergangenen Zeit immer häufiger vor, dass Asako ihre Befehle schlichtweg ignorierte, so tat als würde sie sie nicht hören, wenn der Star rief, aber Osa wollte sie auch gar nicht dafür bestrafen. Immerhin wollte sie ein guter Beschützer sein, etwas, was einem Freund vielleicht nahe kam. Noch immer fiel es ihr schwer sich irgendwie zurück zu halten, denn ihr Verlangen nach der Jüngeren wuchs mit jedem Tag, an dem sie sich beherrschen musste. Mehrere Male fand sie sich kurz davor dem Mädchen einfach die Kleidung vom Leib zu reißen und sich einfach alles zu nehmen was ihr zustand. Immerhin gab sie Asako alles, was sie brauchte. Dann aber wieder wollte sie nicht nur den Körper der anderen, viel mehr ihr Herz. Alles an ihr. Mehr oder minder zärtlich pochte der Lead mit dem Fingerknöchel an die Tür, trat ein ohne auf eine Antwort zu warten und schloss die Tür hinter sich. Schnell fand sie heraus, wieso das Mädchen ihr nicht geantwortet hatte. Sie hockte vor dem Schminktisch, kämmte sich ausgiebig die inzwischen über schulterlangen Haare und hatte ein paar weiße Kopfhörer im Ohr, die zu dem kleinen Musikgerät führten. Es war ein sehr altes Model, einfach zu bekommen und billig, dennoch wollte Asako gerade so eines haben, da sie mit neuerer Technik einige Probleme zu haben schien. Wieder hatte sie dieses bildschöne, weiße Kleid mit dem Rückenausschnitt an, dass sie vom Sky Stage geschenkt bekommen hatte. Eigentlich gefiel Osa es gar nicht, dass ihr Häschen etwas derartiges geschenkt bekam wenn es nicht von ihr selbst kam, aber sie machte mal eine Ausnahme. Leider musste sie zugeben, dass dem Mädchen gerade dieses Kleid unheimlich gut stand. Der Lead schien noch nicht bemerkt worden zu sein, weshalb sie sich die Freiheit heraus nahm ihren kleinen Schatz noch ein bisschen zu beobachten. Sie hatte ein bisschen zugenommen seit sie hier angekommen war, aber das war ganz gut so. Immerhin wollte Osa nicht dass sie vom Fleisch fiel und als sie das erste Mal in ihre Villa gekommen war, war das Mädchen nur Haut und Knochen gewesen. Inzwischen sah man auch das fast tägliche Training, unter das sich das Mädchen setzte. Ihre Rückenmuskeln, so wie die an den Oberarmen und den Beinen zeichneten sich ab, machten ihre Figur nur noch schärfer und sie wirkte schlanker. Die Augenwinkel des Mädchens zuckten leicht und sie zog sich in aller Seelenruhe einen der Kopfhörer aus dem Ohr bevor sie sich zu ihr umdrehte und ihr ein Lächeln schenkte. „Hallo Osa. Ich hab dich gar nicht reinkommen hören.“ „Das wundert mich nicht“, meinte der Lead nur unterkühlt und ging auf das Mädchen zu. Asako stand derweil auf und stellte den Player aus. „Ich habe mehrere Male nach dir gerufen.“ Beschämt sah die jüngere Frau auf den Boden, trat mit den nackten Füßen auf dem Boden. „Verzeihung. Ich habe die Zeit vergessen.“ Osa schüttelte nur den Kopf, trat auf sie zu und blieb vor der Schönheit stehen. Nach einigem Zögern legte sie die Hand unter ihr Kinn, hob es an um sie ansehen zu können. „Wo hast du deinen Kopf eigentlich in letzter Zeit? Verheimlichst du etwas vor mir?“ Die Frage war ernster gemeint, als sie vielleicht rübergekommen war. Seit die Stars angefangen hatten sich von Asako amüsieren zu lassen versorgte sie das Mädchen regelmäßig mit Informationen, aber gerade in den vergangenen Wochen wurden diese immer wackeliger. Der Hanagumi-Lead hoffte nur, dass die Stars der anderen Clans nicht Wind davon bekommen hatten wie gut Asako darin war die wichtigen Informationen von sinnlosem Palaver zu unterscheiden. Das Mädchen lächelte abermals. „Ich fühle mich in letzter Zeit nur nicht so gut.“ Ihr Lächeln schwand etwas. „Gaichi stellt mich bei jeder Gelegenheit auf die Bühne und mit den anderen Mädchen zu trainieren ist nicht immer so leicht.“ „Wieso?“ „Sie sind nicht immer ganz so motiviert wie sie es sich Gaichi gerne vorstellt. Kein Wunder wenn man bedenkt, wie er sie teilweise behandelt.“ Osa entwich ein leichtes Lachen. „Das hat dich nicht zu interessieren, Asako. Du bist nur dort als Sena Jun. Der Rest der Zeit gehörst du mir. Und immerhin will ich, dass du so oft wie möglich mein bist.“ „Ich weiß…“ Der Hanagumi-Lead beugte sich zu seinem Häschen, hauchte ihr einen Kuss auf den Mundwinkel und lies die Hand über deren Hüfte gleiten, doch traf nicht wie gewöhnlich auf Zustimmung. Stattdessen zuckte das Häschen ein wenig zurück. Verwundert sah der Lead sein Eigentum an. „Was ist los?“ „Ich… nichts. Nichts ist los.“ Argwöhnisch beäugte Osa ihr Häschen, doch sie wich ihr aus. Vielleicht könnte sie zu viel hinein interpretieren, aber diese neue Reaktion konnte durchaus positiv sein. Sie schlang den Arm um die schmale Taille, zog sie näher und legte die Lippen an das Ohr der kleineren, wobei sie fühlte wie der Körper unter ihren Fingern erschauderte. „Was auch immer du fühlst, ich will, dass du es zulässt. Du kannst dich mir nicht ewig entziehen, Asako. Vielleicht belohne ich dich dann.“ Sie löste den Griff um das Mädchen, sah ihr wieder ins Gesicht, doch erneut wich man ihr aus. „Ich warte unten auf dich. Ich setze dich am Sky Stage ab und dann hole ich dich übermorgen wieder. Sag Gaichi, dass er dir mehr Pause gönnen soll, oder ich knöpfe ihn mir persönlich vor.“ Asako sah nur etwas auf als der Lead den Raum wieder verließ, hob daraufhin eine Augenbraue. Egal wie viel Macht dieser Mann besaß, manchmal war er schon ein bisschen dumm. Erleichtert stieß sie ein leises Seufzen aus, drehte sich dann wieder zum Schminktisch und griff nach dem Ohrring, den sie inzwischen nur noch trug wenn sie unbedingt musste. Es hatte sich so viel in den vergangenen Wochen geändert. Oder waren es gar Monate? Inzwischen hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Nur das allgemeine Wetter sagte ihr welche Jahreszeit es sein könnte. Da die Tage jedoch meist aus Regen oder viel zu starkem Sonnenschein bestanden war selbst das nur eine vage Vermutung. Als Queen im Sky Stage hatte sie sich inzwischen mehr als nur diesen Platz gesichert. Offiziell ging es wie immer. Osa brachte sie in den Club, sie tanzte, sang, kassierte gehörig Trinkgeld wenn man sie buchte und trat davon die Hälfte ab, schnappte sich die Princesses um eine neue Choreographie ein zu studieren und versauerte anschließend in ihrem Zimmer. Naja nicht ganz. Unter der Hand hatte sie noch viel mehr zu tun und gerade das zehrte an ihren Kräften, was sie ab und zu dazu verleitete ihre Befehle zu ignorieren. Inzwischen wusste Asako ganz gut was sie sich erlauben konnte und was sie besser lassen sollte. Im Sky Stage selbst weitete sie besonders bei den Mädchen und den Currents, die dort herumrannten, ihren Einfluss aus. Ihre engsten Partner waren dabei ihr eigener Guard, Beni, und ihre rechte Hand Shio. Die Blonde hatte schnell herausgefunden, dass es nur zu ihrem Vorteil war wenn sie kooperierte und in der Zeit, in der die andere sie unterstützte waren sie so etwas wie Freunde geworden. Hier und da gab es ein paar einzelne Personen, die nicht ganz mit dem Einfluss der Queen auf ihr alltägliches Leben zufrieden waren, aber das war eher nebensächlich. Gerade Beni gab ihr immer wieder Informationen über das alltägliche ein und aus von Kunden, wobei einige sehr viel öfter zu Besuch kamen als andere. Gerade bei der Yukigumi-Princess Kashi, die sie inzwischen lieb gewonnen hatte, gab es hier und da einige Streitigkeiten in der Planung zu geben. Asako amüsierte das jedes Mal, wobei sie aber auch Angst hatte, dass es irgendwann zur Schießerei kommen könnte. Ihr Hauptaugenmerk jedoch galt nur einer Person, die immer wieder ein und aus ging. Ayaki Nao. Der Tsukigumi-Star war mehr als gütig zu ihr gewesen, immer wieder und obgleich der Star es manchmal sogar versuchte zu vermeiden blieben einige Flirtereien nicht aus. Hier und da eine Berührung, eine freche Bemerkung, ein oder zwei Blicke, die irgendwann in einer Umarmung geendet hatten. Asako fühlte sich immer wieder wohl in den Armen des Älteren, der sich in der Öffentlichkeit hinter einer kalten Maske verbarg, aber es steckte eine sehr liebenswerte und gutherzige Person dahinter. Die Queen war mehr als gut darin Menschen zu lesen und gerade wenn sie sich in die Augen blickten sah sie, wie viel Gefühl darin lag und wie tief die dunklen Augen eigentlich waren. Asako schüttelte den Kopf. Sie durfte das nicht an sich herankommen lassen. Schlimm genug dass sie diese kurze Schwäche durch die Gedanken an den letzten geteilten Moment zugelassen hatte und dadurch bei Osa zurückgeschreckt war. Jetzt hoffte sie nur, dass die Besessenheit des Hanagumi-Stars von ihr groß genug war um nicht das richtige in ihre Reaktion hinein zu interpretieren. Daran hatte sie jedoch weniger Zweifel. Behutsam befestigte sie den Ohrring wieder an ihrem Ohr, schlüpfte in das einzige paar flache Schuhe, dass sie besaß, doch bevor sie den Raum verlies stoppte sie. Besser war es Osa nicht noch weiter zu verärgern. Eigentlich wollte sie das ganz und gar nicht, aber sie raunte leise und stieg wieder aus den Schuhen, schnappte sich die nächstbesten Highheels, die sie finden konnte, legte das Kleid ab und schlüpfte hastig in eines von Osa’s „Geschenken“. Manchmal gäbe sie so einiges dafür wieder in eine Hose schlüpfen zu dürfen. Hastig und mit wackeligen Beinen lief sie die Treppe hinunter, wo Osa schon auf sie wartete und sie schlussendlich doch ins Sky Stage brachte. Immer wieder zu diesem Ort zu kommen machte sie krank. Es stank und die Leute ekelten sie immer mehr an je länger sie sich dort aufhielt. Wie immer brachte sie Osa und Romu durch die Haupthalle, Mattsu war wahrscheinlich mal wieder mit Ai-chan beschäftigt, und sie gingen schnellen Schrittes durch die Haupthalle, wo sich ein paar jüngere Mädchen auf der Bühne streckten. Alles Anfänger und Mädchen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wahrscheinlich neue Sklaven, die sich Gaichi angekauft hat und die genauso schnell wieder ersetzt wurden. Manchmal taten sie ihr schon leid, aber sie hatte nicht die Position um darüber zu urteilen. Asako unterdrückte ein Seufzen, folgte dem Hanagumi-Lead ins zweite Stockwerk, wo sie schon auf Beni trafen, der vor ihrer Tür wache stand. Ein kurzer Blick reichte um zu sehen, was für den Tag geplant war und es hob ihre Laune gewaltig. Beni hatte den üblichen Anzug an, doch steckte ein zartgelbes Tuch in der Brusttasche, dessen Spitze frech herausschaute. Ein kleines System, das Asako sich ausgedacht hatte. Die Farbe bestimmte den Plan für den Tag und das gelbe stand für einen kleinen Besuch des Tsukigumi-Stars. An der Tür stoppte Osa, drehte sich zu ihr und lächelte sie an. Im Gegenzug setzte Asako ihr schönstes Lächeln auf, dass jedoch nicht an den Lead gerichtet war. „Ich hole dich dann übermorgen“, meinte der Lead nur und drehte sich zu Beni. „Pass mir auf mein Häschen auf.“ Beni nickte nur und als Osa vorbei ging hauchte er ihr noch einen Kuss auf die Stirn, lies Asako anschließend in ihr Zimmer eintreten und Beni schloss die Tür hinter ihr. Kaum im Raum zog die Queen die Schuhe schon wieder aus, warf sie in die Ecke und tänzelte sehr viel besserer Laune durch das Zimmer. Eigentlich hatte Saeko gar nicht geplant schon wieder die Queen besuchen zu gehen, aber die Situation hatte es einfach hergegeben. Ihre Geschäfte mit Gaichi waren nur kurz und konnten so lange warten, bis Sena wieder im Sky Stage war. Ein kleiner Abstecher würde nicht schaden. Wann auch immer sie das Mädchen besuchen war, umso mehr bemerkte sie, wie liebreizend sie eigentlich war. Nachdem sie einige Zeit gebraucht hatte um die Jüngere davon zu überzeugen, dass es unnötig war vor ihr die Starke zu spielen, da Saeko es sowieso durchschaute, kam das fröhliche Mädchen, dass einfach nur Spaß am Leben suchte heraus. Streng genommen war ihr letzter Besuch schon eine Weile her, denn bei der letzten Verabredung wären sie fast erwischt worden und darauf anlegen wollte der Star es dann doch nicht. Ein Glück, dass sie genau wusste, wie man unerkannt aus einem Gebäude heraus kam. Dennoch konnte sie dem Mädchen nicht wirklich lange fern bleiben. Sie hatte ihren Zauber gewirkt, den sie nur während ihrer „Arbeit“ übersehen konnte. Sie zog den schwarzen Hut etwas weiter ins Gesicht als sie durch die Tür trat, den Senka-Star an seinem Schreibtisch vorfand und etwas schief grinste. Manchmal fragte sie sich, ob der Senka etwas anderes zu tun hatte als Tag ein, Tag aus über seinen Unterlagen zu hängen und/oder seinen Lead zu vögeln. Es erschien ihr ein bisschen einseitig. Man munkelte zwar von einem Keller, der für die Senkas so etwas wie ein Trainingsraum war, aber dort schien sich der Star selbst eher selten auf zu halten. „Guten Abend, Gaichi“, sagte sie mit etwas gedrückter Stimme und zog den Hut schließlich hinunter. „Vater schickt mich.“ Der Senka-Star brummte leicht, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Ja ich weiß. Ich habe einen Auftrag für Tsukigumi. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass du mich persönlich beehrst, Ayaki.“ Der Tsukigumi-Star lächelte nur schwach, blieb hinter der Tür mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie hatte kein Vertrauen in Senka und umgekehrt war das wohl ebenso der Fall. Sonst hätte der Star wohl nicht die Waffe so offen auf dem Tisch platziert. „Und der besteht woraus? Worum geht es? Ohne Informationen kann ich schlecht arbeiten.“ „Es geht um einen alten Freund von euch. Komu.“ „Komu? Mit dem haben wir nichts mehr am Hut.“ „So erzählt man sich. Wie auch immer. Es geht eigentlich um einen seiner Mitarbeiter. Komu hat vor ein paar Tagen eine Razzia am Flughafen angeordnet.“ Davon hatte sie gehört. „Es sind dabei einige Dinge abhandengekommen. Einige davon gehören mir. Unter anderem eine Schmucksammlung, die ich wieder haben will.“ „Das gehört nicht in unseren Bereich. Wir sind keine Diebe. Gerade du solltest das wissen.“ Gaichi schnaubte verächtlich, fuhr aber fort als ob Saeko ihn nie unterbrochen hätte. „Ich will den Chef dieser Razzia tot sehen. Allerdings weiß Komu seinen Namen geheim zu halten. Der Auftrag ist also: Findet heraus wie dieser Kerl heißt und bringt ihn um.“ „Ich hoffe du hast dir schon eine passende Summe ausgedacht. So etwas ist nicht gerade leicht, Gaichi. Ohne entsprechendes Entgelt tun wir gar nichts.“ Der Senka-Star kramte in einer Schublade, zog dort einen Umschlag hervor, den er elegant auf dem Tisch platzierte und sich zurücklehnte. Erst als der Senka-Star weit genug zurück war trat Saeko näher, griff nach dem Umschlag und öffnete diesen, warf einen kurzen Blick hinein. Das… war eine ganze Menge Geld. Gerade für den knausrigen Gaichi. Etwas sagte ihr, dass es hier nicht nur um irgendeine Schmucksammlung ging. Egal. Das war nicht ihr Bier. Sie würde dennoch ihre Ohren offen halten. Sie knickte den Umschlag und lies ihn im Inneren der Tasche verschwinden. „Schön“, sagte der Tsukigumi-Star und lächelte etwas als sie den Hut wieder aufsetzte. „Ich lege Vater dein Angebot vor. Halte das Geld bereit. Vater wird schnell böse, wenn er sein Geld nicht bekommt.“ Gaichi nickte nur abfällig, beobachtete den Tsukigumi-Star als sie den Raum verlies ohne den Blick wirklich vom Senka-Star ab zu wenden. Das ging ja doch schneller als gedacht. Dann aber wieder war es ganz und gar nicht verwunderlich. Gaichi tendierte dazu sich sehr knapp aus zu drücken, gerade wenn es Tsukigumi beinhaltete. Sie wusste von einigen Differenzen, die Gaichi mit ihrem Clan hatte als sie selbst noch nicht Star war. Kaum aus dem Büro und auf dem Weg den Gang wieder hinunter warf sie einen Blick über die Schulter, stellte den Kragen ihres Anzugs ein wenig nach oben und zog den Hut nochmals ins Gesicht, bog jedoch nicht nach draußen ab, sondern in einen Zwischengang, der hinter der Hauptbühne und den Umkleideräumen vorbei zu den Zimmern der jüngeren Mädchen führte. Von da aus gab es einen zweiten, geheimen Weg in den dritten Stock, der wahrscheinlich nur Gaichi, Tom und den wenigen Guards bekannt waren, die hier herum liefen. Kaum hatte sie diesen Gang erreicht erwartete sie auch schon Beni. Der Guard war in seiner Zeit, in der er auf Sena aufpassen sollte, so etwas wie ihr bester Freund geworden. Saeko sah wie abwesend er oftmals war und wie ungern er sich im Club aufhielt, aber seine Aufgabe erfüllte er trotzdem. In einer Richtung oder der anderen. Stumm gingen sie in den dritten Stock, wo Beni sie in den Raum lies, Saeko ihm im Vorbeigehen ein paar Scheine in die Hand drückte und die Tür hinter ihr zusperrte. Nochmals zog der Star den Hut vom Kopf, sah Sena schon am anderen Ende des Raumes auf der majestätischen Couch sitzen. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Sena“, rief sie mehr oder minder laut, bekam dadurch die Aufmerksamkeit der etwas in Gedanken versunkenen Lady. Sofort sprang sie auf, lächelte glücklich und lief zu ihr, warf die Arme um ihren Hals und Saeko hielt den schlanken Körper für einen Moment fest. Sie fühlte sich gut an unter ihren Fingern, warm und doch so sicher. Allerdings trug sie diese furchtbaren Schuhe schon wieder. Ebenso dieses Outfit, das ihr rein gar nicht passte. Es war zu groß und lies sie sehr viel breiter wirken als sie eigentlich war. Haruno hatte wirklich gar keinen Geschmack. Sie lösten sich nur etwas voneinander, Saeko ließ die Hände auf den Hüften der Jüngeren während diese ihre auf den Schultern liegen ließ. Abermals schenkte man ihr dieses wundervolle Lächeln, dass sie einfach dahinschmelzen lies. „Ich dachte schon du lässt mich ewig warten“, sagte das Mädchen frech und trat wieder einen Schritt näher an sie, sodass Saeko den Körper an ihrem fühlte. „Es tut mir leid. Es ging leider nicht früher. Ich hatte zu tun.“ Für einen Augenblick verlor sie sich in den dunklen Augen des Mädchens, strich mit den Fingerspitzen über deren Rücken und warf einen Blick auf ihre Kleidung. „Was zur Hölle hat Haruno dir da eigentlich schon wieder ausgesucht? Du wirkst etwas wie…“ Sie runzelte die Stirn. „Ich würde sagen irgendetwas zwischen einem Sack und einer Presswurst.“ Saeko erntete einen leichten Schlag gegen die Schulter, doch konnte sie Sena grinsen sehen. „Du bist gemein. Ich hatte keine Zeit mehr um mich um zu ziehen.“ Sena strich ihr sanft über die Stelle, die sie gerade noch geschlagen hatte, senkte den Blick etwas und senkte die Stimme. „Du hast mir gefehlt.“ Saeko fühlte ihr Herz abermals etwas springen. Dieses Mädchen war einfach zu liebreizend und ihr wahres Ich so anziehend, dass sie nicht anders konnte als nur noch Augen für sie zu haben. Eigentlich war es ihr gar nicht erlaubt. Selbst wenn sich etwas zwischen ihnen entwickelte, was es gerade in diesen Momenten definitiv tat, es hätte keine Zukunft. Dennoch sträubte sich etwas in ihr das ganze einfach auf zu geben. Sie wollte dieses Mädchen, insbesondere nachdem sie den Ohrring jedes Mal ablegte wenn sie sich trafen, denn gerade dann konnte sie fühlen, dass Sena dasselbe fühlte. Bevor sie aber Gefahr lief der anderen weiterhin nur in die Augen zu starren nahm sie deren Hand, hielt diese einen Moment fest. „Und? Was hast du die letzten Tage gemacht? Außer dem üblichem.“ Ihre Hand festhaltend gingen die beiden zurück zu der Couch, von der Sena so hastig aufgesprungen war, setzten sich nebeneinander. Das Mädchen strich sich eine der langen Haarsträhnen zurück. „Nichts Aufregendes. Nunja… Außer vielleicht, dass Ai-chan und Mattsu endlich ein richtiges Date hatten. Man munkelt sogar, dass sie ihn endlich mal zum Lächeln gebracht hat.“ Saeko grinste. Als ob sie das nicht schon vorhergesehen hätte nach all dem, was Sena ihr erzählt hatte. „Wurde ja auch langsam mal Zeit. Selbst so jemand wie Mattsu verdient jemanden, der ihm nahe sein kann und will. Jeder brauch jemanden zum glücklich sein.“ Sie fühlte, wie Sena ihre Hand fester umgriff. Kurz darauf rutschte das Mädchen schon näher an sie, legte den Kopf an ihre Schulter. „Und?“ „Und was?“ Sena senkte die Stimme ein wenig. „Wie steht es mit dir?“, sagte die Jüngere und strich mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. „Mache ich dich glücklich?“ Saeko platzierte ihren Kopf an den der anderen, schloss etwas die Augen. Eigentlich sollte ihre Ausbildung sie gelehrt haben nicht so leichtsinnig zu sein, aber jeder hatte seine Schwachstelle. Ihre war der sanfte Duft, der von dem Mädchen ausging, ihre ganze Ausstrahlung, die Art und Weise, wie sie berührt wurde. „Was ist das denn für eine Frage?“, murmelte sie. „Wenn ich könnte, dann würde ich mein Leben mit dir verbringen.“ Asako fühlte wie ihr Herz einen Satz machte. Es war mehr als sie geglaubt hatte aus dem Star rausbekommen zu können, aber gerade das brachte sie nur noch mehr zum Lächeln. Sie schloss die Augen, genoss die Nähe, die der Star ihr schenkte und kuschelte sich nur noch enger an den warmen, in den Anzug gehüllten Körper. Manchmal stellte sie sich dann doch vor wie es war ein bisschen mehr von dem Tsukigumi-Star zu wollen, doch dann machte ihr Kopf ihr wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie wollte dieses Etwas von Ayaki, wollte mehr von diesem Gefühl, dass immer wieder in ihr Aufstieg, dann aber wieder konnte sie es sich nicht vorstellen und fand den expliziten Gedanken abstoßend. Ihre Hand wanderte auf den Oberschenkel, strich dort sanft über die Hose des Anzugs und genoss den Augenblick. Dennoch juckte es sie in den Füßen. Sehr zu Ayaki’s erstaunen beugte sie sich hinunter, löste die Riemen der Highheels und schlüpfte schnell heraus. „Was hast du vor?“, fragte der Tsukigumi-Star und Asako sah auf, lächelte. „Ich will tanzen. Bitte?“ Mit leicht hochgezogener Augenbraue zuckte der Star mit den Schultern, lächelte dann aber anschließend und erhob sich ehe er ihr die Hand anbot. Zufrieden griff sie danach, wurde auf die Beine gezogen und von Ayaki in den etwas größeren, weitläufigeren Teil des Raumes geführt. Der Teil war wie gemacht zum Tanzen. Der helle Parkettboden war glatt und dennoch rutschfest, gepflegt und groß. Sie brauchten nicht einmal Musik. Asako summte leise als Ayaki sie näher zog, den Arm um sie legte. Der Tsukigumi-Star wusste, wie man tanzte. Das erkannte man allein an der Haltung und sie fühlte es an der Art wie sie geführt wurde. Die Jüngere hatte sich spontan für irgendein Lied entschieden, etwas langsames, dass immer wieder von einem Kichern unterbrochen wurde wenn Ayaki sie herumwirbelte, geradezu über den Boden fliegen lies und es zeigte auch Ayaki’s schönstes Lächeln, in das sie sich so verliebt hatte. Sie legte die Arme um den Nacken des Tsukigumi-Stars, zog sich näher an den warmen Körper während sie nicht aufhörten sich zu bewegen, wobei Ayaki die Stirn an die ihre legte. Es gab einen nur noch intensiveren Blick in die dunklen Augen preis und sie verlor sich ein wenig darin. Zufrieden gab sie sich dem Moment hin, lies zu, dass die Schritte langsam kleiner und ihre eigene Stimme leiser wurde bis sie komplett verstummte. Tanzen war immer noch die beste Wahl, wenn es darum ging seine Gefühle aus zu drücken. Die Körper im Takt miteinander eins werden zu lassen, zu fühlen wie man sich ergänzte lies ihren Körper erbeben. Osa konnte ihr das nicht geben, selbst mit allen Geschenken, die er ihr machte. Das Gefühl für einen Moment frei zu sein wollte sie festhalten. Ayaki gab ihr aber etwas noch besseres. Der Atem, der gegen ihre Wange striff wie eine leichte Berührung, die weichen Lippen auf ihrer Haut und der Funke, der durch sie sprang als diese ihre eigenen fanden. Sie hatten diesen Augenblick schon von ihrem ersten Treffen an heraufbeschworen, hatten beide gewusst, dass es dazu kommen würde und dennoch war der Kuss an sich doch atemberaubend. Asako fühlte wie sie unter den Fingern der anderen zitterte während die Hände sie bestimmt und doch so zärtlich festhielten. Vorsichtig ließ sie die Finger in Ayaki’s Nacken wandern, zog den Tsukigumi-Star noch näher und vereinigte den Kuss noch weiter. Die Bewegung der Lippen gegen ihre zu spüren, sie zu schmecken löste in ihr wohlige Schauer aus. Fast glaubte sie ihre Beine würden nachgeben, da unterbrach ein nur zu vertraut gewordenes Klicken die Stille. Ayaki löste sich von ihr, drehte den Kopf in die Richtung und auch Asako drehte den Kopf gerade weit genug um zu sehen, wer mit ihnen im Raum stand. „Weg von der Kleinen, Ayaki“, sagte Yurika’s strenge Stimme während er den Lauf der Waffe auf den Tsukigumi-Star richtete. Mit langsamen Bewegungen folgte Ayaki den Anweisungen, hob dabei die Hände in die Luft. Noch etwas überfordert mit der ganzen Szene stand Asako da, starrte auf die Waffe, die der Senka-Guard noch immer auf Ayaki richtete. „Sena. Komm hier rüber.“ „Nimm die Waffe weg, Yurika“, sagte der Tsukigumi-Star mit ruhiger Stimme. „Es bringt dir nichts mich jetzt zu erschießen.“ „Das nicht, aber du wirst Sena nicht mehr besuchen. Du hast kein Recht dich ihr zu nähern. Haruno tötet mich falls er das herausfindet.“ Er machte eine Kopfbewegung. „Beweg dich endlich, Häschen.“ Nur langsam ging Asako in Richtung Yurika und am Guard vorbei. Sie wusste, dass Ayaki keine Waffen bei sich trug, denn die legten die Besucher immer ab bevor sie in den hinteren Bereich gehen durften. Die Tür wurde aufgeworfen und Beni trat hastig ein. „Yurika nimm die scheiß Waffe runter“, sagte der Guard und trat neben Asako. „Er hat ihr doch nichts getan.“ „So?“ Yurika warf nur einen flüchtigen Blick zum anderen Guard. „Haruno flippt aus wenn er davon was spitz bekommt. Mein Leben ist mir dann doch mehr wert als das Geld.“ Beni ging an ihr vorbei und nur für einen Moment flatterte die Jacke etwas mehr als sonst. Wenn sie nur… Ihr Blick wanderte für einen flüchtigen Blick zu Ayaki, der noch immer mit den Händen in der Luft dastand. Es war zumindest einen Versuch wert. Beni und Yurika schenkten ihr immerhin keine Aufmerksamkeit und Beni würde es ihr verzeihen. Vielleicht. Bevor ihr Guard richtig reagieren konnte hatte sie die Waffe aus der schon geöffneten Halterung geschnappt, richtete den Lauf gegen den Hinterkopf ihres Guards und trat einen Schritt zurück. Beni verstummte mitten im Satz und auch Yurika warf einen Blick in die Richtung der Beiden. Für einige Sekunden konnte man eine Stecknadel fallen lassen hören. „Nimm die Waffe runter, Yurika“, sagte Asako schließlich mit kalter Stimme. „Woh… Sena… mach… mach keinen Scheiß“, stotterte Beni nur ohne sich dabei zu rühren. „Du weißt doch gar nicht wie man diese Dinger bedient.“ „Ach? Weiß ich nicht? Ich lebe bei Haruno. Er hat mir das ein oder andere gezeigt.“ Ein riesengroßer Bluff. Asako hatte keine Ahnung von so etwas. Sie wusste nur, dass sie den kleinen Knopf an der Seite zurückziehen musste. Eine Sicherung oder so etwas. Den Abzug drücken konnte jeder. Yurika zögerte, hielt die Waffe aber immer noch auf Ayaki gerichtet, fixierte ihn mit dem Blick. Im Augenwinkel sah sie den Tsukigumi-Star keine Miene verziehen, aber er schien auf ihr Spiel ein zu steigen. „Was denkst du, Yurika?“, begann Ayaki und zog die Aufmerksamkeit des Guards auf sich. „Wenn sie Beni erschießt ist es ein Einfaches es dir an zu hängen. Haruno wird ihr jedes Wort abkaufen und Gaichi’s Geschäfte hängen daran.“ Yurika biss die Zähne fester zusammen, sein Arm zitterte etwas. „Selbst wenn, es ist mir egal“, brach es auf einmal aus dem Guard heraus. „Wir haben noch eine kleine Rechnung offen, Ayaki Nao.“ Saeko hob verwundert die Augenbrauen. Sie war sich so sicher gewesen, dass es funktionierte, stattdessen starrte sie noch immer in den entsicherten Lauf der Waffe, erwartete eigentlich jeden Moment schon eine Kugel im Kopf. Sie hatte keine Angst vor dem Tod. Das hatte man ihr schon lange abtrainiert, aber sie wunderte sich dann schon. „Was soll das denn schon wieder heißen?“, fragte der Tsukigumi-Star und senkte die Hände nur ein klein wenig. „Ich hab ziemlich lange darauf gewartet. Nur weil ihr Scheißkerle der Meinung wart mit Yukigumi und Soragumi gemeinsame Sache machen zu müssen kamen Menschen ums Leben, die nichts damit zu tun hatten.“ Gemeinsame Sache? Sprach er vom Hoshigumi-Massaker? Ihr war bewusst, dass viele Mitglieder, gerade Currents und Shinkos, ums Leben gekommen waren, die nichts zum Mord des Yukigumi-Stars beigetragen hatten, aber das war nunmal die Vereinbarung gewesen. Jeder Hoshigumi, der sich besagter Nacht an den vereinbarten Orten aufgehalten hatte, sollte umgebracht werden. „Wenn es nur wegen Hoshigumi ist, dann solltest du dich an Mizu wenden, nicht an mich. Ich habe nur meine Befehle ausgeführt.“ Yurika stampfte einmal sauer auf, schnaubte und biss sich auf die Unterlippe. „Befehle? Befehle bringen mir meinen Bruder auch nicht zurück! Ich hab gesehen wie du ihn erschossen hast!“ Abermals hob Saeko die Augenbraue. Gut, es sollten viele Leute sterben, aber ihr Auftrag war es nur gewesen zusammen mit Wataru und Wao die Köpfe des Clans aus zu schalten. Es sei denn… „Oh dann gehörte der eine Shinko, der mir vor die Zielscheibe gelaufen ist zu dir?“ „Sprich nicht so abfällig von ihm!“ „Ihr wart Geschwister?“ „Ja verdammt!“ Sie konnte sich zwar nicht so ganz daran erinnern, wie dieser Junge genau ausgesehen hatte, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er keine Züge von Yurika an sich gehabt hatte. Zwar hatte sie schon davon gehört, dass es vorkam, dass sich die Älteren, die mehr Erfahrung im Untergrund hatten, sich den Jüngeren annahmen und sie adoptierten, aber das war ihr dann doch neu. „Dann tut es mir leid.“ „Das bringt ihn nicht zurück!“ Saeko konnte sehen, wie sich der Guard in etwas reinschaukelte, doch bemerkte er auch Beni und Asako im Augenwinkel. Sie sah die beiden jedoch nicht an, denn man hatte sie schon gelehrt, dass das einen Plan vereiteln könnte. „Er war mein Bruder und du verdammtes Schwein hast ihn einfach abgeknallt! Ich…“ Ein Schuss ertönte und der Körper des Guards fiel wie ein nasser Sack auf den Boden, die Waffe aus seiner Hand. Für einen Moment war Saeko felsenfest davon ausgegangen, dass diese losgehen würde, aber derartiges blieb glücklicherweise aus. Der Star sah zu Sena und Beni, wobei die Queen selbst sich am Arm ihres Guards festhielt, Beni die Waffe in der Hand hielt und diese langsam sinken ließ. Der Guard war kreidebleich. Saeko trat langsam ein paar Schritte näher an den Körper heran. Blut quillte aus der Wunde am Kopf und verteilte sich langsam über den Parkettboden. Sie warf einen Blick zu den beiden, wobei Sena den Blick abwand und sich die Hand vor den Mund hielt. Nicht jeder vertrug es etwas Derartiges zu sehen. Saeko schluckte etwas. Was tun? „Du hast echt Nerven deine Partner zu erschießen, Beni“, sagte sie mit mehr oder minder gedämpfter Stimme, sah sich etwas im Raum um. Der dritte Stock hatte keine Kameras. Zu ihrem Glück wahrscheinlich, aber sie wollte es nicht darauf ankommen lassen. Sobald jemand nach ihnen suchen würde, dann würden sie garantiert auffliegen und der Tsukigumi-Star wollte nicht, dass Beni mit dem Leben damit bezahlen musste. Immerhin hatte er ihr gerade das Leben gerettet. Dennoch hieß es schnell handeln. „Ich konnte den Kerl eh nicht leiden“, stammelte der Guard dann und Saeko’s Blick fiel auf Asako. Das war vielleicht die Chance. Vielleicht die Einzige. Sie sah wieder zum Guard. „Komm her und hilf mir. Möglichst noch bevor alles blutbefleckt ist.“ Saeko griff nach den Lederhandschuhen in ihrer Jackentasche, zog diese über bevor sie nach einer Decke auf der Couch griff, diese dem toten Senka-Guard um den Kopf wickelte um den Blutfluss zumindest vorerst zu stoppen. Beni hockte sich an ihre Seite, sah sie verwirrt an. „Und? Was jetzt?“ „Ich nehme euch beide mit.“ „Was?!“ „Schrei nicht so.“ Sie fing an die Jacke vom toten Körper zu streifen und diese auf die Seite zu legen, gab nur einen flüchtigen Wink zu Sena. „Sie hat es nicht verdient hier zu bleiben. Und wenn man dich erwischt, dann bist du tot. Also? Hilfst du mir jetzt oder nicht?“ Sie sah genau, wie der Guard mit sich kämpfte, aber schlussendlich half er ihr doch die Kleidung vom Toten zu streifen. Jedoch trafen die beiden auf etwas, was Saeko nur zu gut kannte, sie aber doch mehr verwunderte als es sollte. Kaum hatten sie das Hemd ausgezogen, kam dort eine weiße Abbinde darunter zum Vorschein. Yurika war ein Mädchen? Saeko hob eine Augenbraue, öffnete den Reißverschluss an der Seite und hob diese an. Beni beugte sich über den Körper, wobei seine Kinnlade kurz darauf runterfiel. „Moment mal sind das…“ „Brüste. Ja“, erklärte Saeko trocken. „Yurika ist ein Mädchen. Wer hätte das gedacht?“ Verdattert schüttelte der Tsukigumi-Star den Kopf. Das würde ihnen nur helfen. Sie hatte später Zeit deshalb perplex zu sein. Zu guter Letzt half Beni ihr noch die Schuhe und die Hose zu entfernen und tatsächlich befand sich nichts Nennenswertes außer einem süßen, weisen Höschen unter der Anzughose. Saeko kramte die Sachen zusammen, stand auf und sah zu Sena. Das Mädchen stand etwas neben sich, zitterte leicht und sah mit verschrecktem Rehblick zu ihr auf als der Tsukigumi-Star näher kam. Eigentlich tat es ihr Leid ihr das an zu tun, aber es war zu ihrem Besten. Saeko drückte dem Mädchen die Klamotten in die Hand. „Schnell. Zieh dich um.“ „A-aber… aber…“ „Anders bekommen wir dich hier nicht raus.“ Noch immer keine Reaktion von ihr. Saeko beugte sich zu ihr, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Sena bitte. Reis dich zusammen. Wir haben nicht viel Zeit.“ Tatsächlich setzte sich das Mädchen etwas in Bewegung, ging steif zu der kleinen Couch und fing an sich aus den Klamotten zu schälen bis sie schließlich nur in Unterwäsche da stand. Kaum in der Hose stellte Saeko fest, dass diese ihr viel zu weit war, aber für den Moment sollte es funktionieren. In der Bar war es dunkel und keiner würde nachfragen. Das hieß… „Beni.“ Sie drehte sich wieder zum Guard, der etwas vor der Pfütze, die sich am Boden bildete, zurückwich. „Habt ihr hier ein Messer oder so? Eine Schere?“ Der Guard klopfte seinen Oberkörper ab, griff anschließend in die Innentasche seiner Jacke und zog dort ein Taschenmesser heraus, dass er etwas zögerlich dem Star übergab. Die Waffe hatte er inzwischen zurück in die Halterung geschoben. „Was willst du damit?“ „Wirst du gleich sehen.“ Sie stockte kurz, sah nur im Augenwinkel, wie Sena den BH ablegte und mit der Abbinde zu kämpfen schien. „Ach ja noch etwas. Wenn wir auf dem Weg nach unten sind, dann werden wir unterwegs ein Mädchen mitnehmen. Es soll so aussehen, als ob wir sie für außerhalb gebucht haben, ist das klar?“ Beni nickte. „Gut. Bleib nahe bei mir. Ach ja und gib mir deinen Hut.“ Der Guard übergab den Hut wie ihm aufgetragen war und Saeko ging mit großen Schritten zu der noch immer halb nackten Frau. Sie stellte sich schon ein wenig ungeschickt an. Saeko hatte mit schnellen Handgriffen das Stück Stoff in die richtige Position gebracht und den Verschluss hochgezogen, erntete gleichzeitig von Sena ein abruptes und abgeschnürtes Keuchen. Die Tsukigumi-Abbinden waren definitiv ausgeklügelter gestaltet und für schnelles an- und ablegen gemacht. Anschließend griff sie nach dem Hemd und während Sena es zuknöpfte begann sie damit, die Kravatte zu binden und hoch zu ziehen. „Umdrehen“, sagte der Star anschließend. Sena zögerte. „Wieso.“ „Dreh dich um und stell keine Fragen.“ Sena tat wie ihr geheißen war. Der Tsukigumi-Star zog die langen Haare, die noch immer im Hemd steckten, heraus, zog sie zusammen als ob sie einen Zopf binden würde. „A-Ayaki was…“, stammelte das Mädchen, aber noch bevor sie richtig reagieren konnte hatte Saeko besagten Zopf oberhalb ihrer Hand abgeschnitten, warf die Haare beiseite auf den teuren Perserteppich. Wenn jemand hier hochkam würde man sowieso schon merken, dass Sena weg war. Schockiert griff sich das Mädchen in die jetzt kurzen Haare. Vorne waren sie noch immer länger, aber das würde keinem auffallen. Nicht in der Eile, nicht mit einem Hut auf dem Kopf, Hauptsache sie waren nicht mehr so überlang. Sena drehte sich zu ihr und der Star drückte ihr den Hut auf den Kopf. „Zieh ihn so weit wie möglich runter. Sieh keinen an und bleib dicht bei mir. Wenn es dir hilft, dann sieh auf meine Schuhe.“ Sie sah zu Beni. Kommen wir unterwegs an einem Zimmer vorbei, wo gerade ein freies Mädchen ist?“ Für einige Momente musste der Guard nachdenken. „Ja das eine müsste gerade frei haben.“ „Können wir sie mitnehmen?“ Abermals ein Nicken. „Wir müssen nur schnell genug sein. Da unten wimmelt es vor Currents.“ „Du wirst als Guard nicht auffallen. Du holst doch sonst immer die Mädchen aus ihren Zimmern. Wir bleiben einfach bei dir und spielen ein paar Currents.“ Saeko sah zu Sena. Sie hatte immer noch die Schminke im Gesicht, weshalb Saeko einmal quer durch den Raum lief und ein Taschentuch aus einer Schublade zog, Sena zu sich winkte und ihr den Lippenstift von den Lippen wischte. Es würde fürs erste reichen müssen. Wenn sie den Hut tief genug ins Gesicht zog würde ihr Augen-Make-Up nicht auffallen. Sie nahm das Mädchen an die Hand, hauchte ihr einen Kuss auf die Fingerknöchel. „Ich schwöre dir, dass es besser wird“, flüsterte sie gegen die Hand und Sena nickte etwas. Saeko zog sie hinter sich zu Beni, wobei der Guard, noch immer leicht bleich, voraus aus dem Raum ging. Die Tür fiel hinter ihnen zu und Saeko lies gezwungenermaßen die Hand des Mädchens los. Sie hoffte nur inständig, dass es nicht auffiel, dass Sena die Kleidung viel zu groß war, dass ein leichter Blutfleck am Kragen war und dass sie in den zu großen Schuhen Probleme mit dem Laufen hatte. Auch Saeko zog den Hut tief ins Gesicht, ging neben Sena und hinter Beni her als sie den Weg nach unten antraten. Sie sah genau wie nervös der Guard war, doch sie kamen mehr oder minder unbemerkt an den Currents im ersten Stock vorbei. An einer Tür blieben sie stehen, wobei Beni nur kurz klopfte und die Tür öffnete. „Hey Kleine“, rief er in den Raum. „Komm schon. Wir machen einen Ausflug. Umziehen kannst du dich später“ Mit verwirrten Blick und etwas zitternden Beinen , im kurzen Rock und viel zu weitem Oberteil kam ein junges Mädchen heraus, dass Saeko im ersten Augenblick für einen Jungen gehalten hatte. Das hieß, wenn der viel zu tiefe Ausschnitt nichts anderes preisgegeben hätte. Saeko packte das Mädchen an der Schulter, bedeutete Beni mit einem kurzen Blick voraus zu gehen und drückte das Mädchen vor sich her. „W-Wo gehen wir hin?“, fragte sie mit zitternder Stimme, wobei sie zu versuchen schien einen Blick auf Sena zu werfen. „Spazieren“, meinte Saeko nur und schob sie mit einem Ruck weiter nach vorne. Wie geplant schenkten die Currents ihnen keine weitere Beachtung und auch der Weg durch die Haupthalle verlief ziemlich glatt. Im Augenwinkel hatte sie Wao sehen können, doch sie war sich sicher, dass der Soragumi-Star sie aufgrund des hochgeklappten Kragens und der heruntergezogenen Mütze nicht hatte erkennen können. Außerdem hatten sie Sena zwischen sich und der Wand gehalten, sodass keiner die Möglichkeit bekommen hatte einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Es war sogar so glatt gelaufen, dass Saeko noch ihre Waffen wieder mitnehmen konnte um weitere Hinweise zu vermeiden. Schnell waren sie beim Wagen, der gerade groß genug für fünf Personen war. Saeko selbst platzierte sich auf dem Fahrersitz, schob den Hut hoch, Beni auf dem Beifahrersitz, das gekidnappte Mädchen hinter dem Fahrer und Sena daneben. Erst als sie auf der Straße waren traute sich Beni die Stille zu durchbrechen. „Das… war ganz schön riskant.“ Saeko grinste etwas. „Willkommen in meinem Alltag. Aber normalerweise gehe ich mit sehr viel weniger Leuten als ich komme.“ „Ayaki?“, kam es zögerlich von hinten und im Rückspiegel sah sie zu Sena. „Was passiert jetzt?“ Nervös klopfte Saeko auf das Lenkrad. Das war eine gute Frage. Sie war Beni etwas schuldig, Sena wollte sie sowieso bei sich haben und sie wollte das Mädchen auch nicht einfach opfern. „Wir fahren zum Tsukigumi-Anwesen. Ich überlege mir unterwegs etwas.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)