Sky Stage von Asako (Welcome to Hell) ================================================================================ Kapitel 8: Seventh Stage: Ijin no Yoru -------------------------------------- „Kleine Scheißkerle“, fluchte sie in sich hinein, stieg über die zwei toten Körper in Uniformen hinweg und rannte den Gang weiter hinunter. In den schmalen Gängen herrschte Geschrei, dass durch das Gebäude hallte, Pistolenschüsse und Schritte, die auf der Suche nach ihnen die Hallen abrannten. Zum Glück kannte sie den Gebäudekomplex, wusste genau, wo sie sich befinden musste obwohl alles gleich aussah. Der Boden war mit blauem, echt hässlichem Teppichboden ausgelegt, die Wände mit weißer Rauhfaser tapeziert und von dem Rauch, der immer wieder durchzog, leicht angegilbt. Eigentlich hätte das ein ganz einfacher Auftrag werden sollen, eine Einführung für ein paar vielversprechende Shinkos. Dass es in dieser Weise schief ging hätte keiner von ihnen gedacht. Schnell huschte sie in eines der leerstehenden Büros um etwas Luft schnappen zu können, lehnte die Tür an und ging neben das Fenster sodass sie die Tür im Blick hatte. Das kleine Büro war spärlich eingerichtet. Ein kleiner Tisch, wie es sie zu tausenden gab, auf welchem verschiedenfarbige Akten lagen auf fünf verschiedenen Stapeln, ein veralteter Computer, ein Regal, dessen Bretter sich unter der Last der darauf befindlichen Bücher durchbogen und weiße Vorhänge, die nicht wirklich das Licht zurückhielten. „Kiriyan!“, drang es aus dem Knopf an ihrem Ohr. „Kiriyan bist du da? Meld dich verdammt nochmal wenn du noch am Leben bist.“ Sie schnaubte, lies den Finger am Abzug ihrer Pistole mit dem darauf befindlichem Aufsatz und legte die andere an ihr Ohr, drückte den kleinen Knopf. „Ja ich lebe noch. Aber es war verdammt knapp.“ „Was ist passiert?“ „Schön, dass du erst mal nach meinem Wohlbefinden fragst.“ Kiriyan war merklich schlechter Laune und Ahi machte es nicht sonderlich besser. Dabei wäre es so glatt gegangen. Das kam davon wenn man ihr Shinkos mitschickte. „Solange du lebst kann es ja nicht so schlimm sein. Zeit zum scherzen haben wir später.“ Ein Schuss erklang im Gang und der Tsukigumi-Guard sprang hinter den Schreibtisch, ging in Deckung und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Tür. Es konnte immerhin jeden Moment jemand reinkommen. Zum Glück gab es kein Gebäude vor dem Fenster. „Gib mir die Zusammenfassung.“ „Wie kurz willst dus haben?“, fragte sie und drückte die Stimme noch etwas leiser. Sie hörte, wie ein paar Männer an der Tür vorbeirannten, sah auch, wie die Schatten vorbeihuschten. „So kurz wie möglich.“ „Einem der Shinkos sind die Nerven durchgebrannt.“ „Wem?“ „Keine Ahnung. Shimon oder diesem anderen Kerl. Kurz darauf ist hier die Hölle ausgebrochen. Überall steht Polizei.“ „Das seh ich. Wo bist du?“ „Fast drausen. Hoffe ich. Aber ich weis nicht wo die anderen abgeblieben sind. Ich glaube die sind noch im siebten Stock.“ Dabei waren sie nur zu sechst gewesen. Ein normalerweise einfacher Auftrag um den Shinkos zu zeigen, wie man unbemerkt in ein Gebäude eindrang, das Ziel meuchelte, in diesem Fall ein sehr kleines Licht im Untergrund, der Informationen an einen anderen Clan verkauft hatte, und genauso unbemerkt wieder verschwand. Kiriyan hatte zwei Shinkos mitgenommen, zwei Currents und Ahi, Ryouga Haruhi (was für ein bescheuerter und peinlicher Name in ihren Augen), war als Backup draußen geblieben um die Situation zu überwachen. Der Boss würde ihr den Hals umdrehen. Die Shinkos waren ersetzbar, aber gute, kompetente Currents zu finden war fast unmöglich, wesshalb Tsukigumi auch mehr Shinkos als alles andere besaß. Doch als sie kurz davor standen zu zu schlagen war einer der Shinkos voreilig geworden, hatte zu schnell abgedrückt und bevor sie richtig reagieren konnte stand ein Polizeiaufgebot vor der Tür. „Dann sieh zu dass du raus kommst“, kam es etwas aggressiv an ihr Ohr und Kiriyan knurrte leicht, hockte sich an den Schreibtisch und schnaufte nochmals. „Du hast leicht Reden. Du hockst ja auch nur draußen und schaust dir das Schauspiel in aller Ruhe an.“ „Hey ich bekomme genauso Ärger wenn euch was passiert.“ „Sieh lieber zu dass du irgendwie die Polizei hier abziehst.“ „Bin ja dabei. Aber Komu ist nicht erreichbar.“ „Scheiß auf Komu! Wozu haben wir dich als Hacker? Hol mich hier raus verdammt!“ „Ich arbeite schon so schnell ich kann aber die haben ein neues Update für die Software. Gib mir fünf Minuten und ich bin an den Kameras.“ „So viel Zeit hab ich aber...“ Ein Klicken lies sie zusammenschrecken und Kiriyan fühlte ihren Körper steif werden. Das Klicken war genau neben ihr gewesen und sie kannte das nur zu gut. Kurz darauf fühlte sie, wie der Lauf einer Waffe auf sie gerichtet wurde. „Kiriyan?“ Sie konnte den Schatten der Person nicht sehen, die auf sie Zielte und konnte nicht einschätzen wo diese stand. „Kiriyan!“ „Ich habe dir schon einmal gesagt du musst besser aufpassen.“ Kiriyan schluckte und kurz darauf senkte sich der Lauf der Waffe auch schon wieder und der Guard sackte etwas in sich zusammen. Das hätte sonst wer sein können. „Verdammt erschreck mich nie wieder so“, fauchte sie und sah zu der anderen Person hoch, die in aller Seelenruhe am Schreibtisch stand und die Waffe gen Boden richtete. „Es ist nicht meine Schuld wenn du dich lieber streitest als auf dein Leben zu achten.“ Der ältere Mann legte die Hand ans Ohr. „Ahi. Wie lange brauchst du noch?“ Aus dem Knopf in ihrem Ohr hörte sie die Stimme des anderen Mannes, wie er genervt aufstöhnte und nur noch fester in die Tasten haute. „Kleinen Moment...“ Kurzes Schweigen. „Ich bin drin... Wusstest du dass die Wachmänner Pornos auf ihrem PCs haben?“ „Ahi!“ „Ja ja. Moment... Wow die ist eigentlich ganz süß.“ „AHI! Mach endlich deine Arbeit oder ich erschiese dich sobald wir hier raus sind!“ „Ich mach ja schon. Ich mach ja schon. Kann ich mir das Zeug wenigstens runterziehen?“ „Von mir aus.“ „Okay!“, erklang fröhlich von der anderen Seite, einige Momente des Schweigens folgten und Kiriyan erhob sich von ihrem Platz, behielt die Tür im Blick und auch der Ältere lies den Blick schweifen. Dann bemerkte der Guard auch, wie Shimon, Shimon Yuriya einer der beiden Shinkos, neben der Tür stand und nach draußen schielte. Inzwischen war es etwas ruhiger geworden. „Okay also sie stehen hauptsächlich draußen. Die Grüppchen à drei Personen im Gebäude sind im ersten, zweiten, vierten siebten Stock und dem Dach.“ „Sag uns lieber wo wir am besten hier rauskommen“, fauchte Kiriyan. „Immer mit der Ruhe, Kiri“, sagte der Ältere Mann. „Ahi. Wir brauchen einen kleinen Kurzschluss.“ „Ist mir immer wieder eine Freude etwas für dich in die Luft zu jagen.“ „Irgendwo im ersten Stock sind einige Sicherheitskameras am Hintereingang.“ „Aber dann kommt ihr da nicht mehr raus.“ „Sie werden alle dorthin rennen in der Hoffnung die Ersten zu sein. Wir nehmen hübsch den Vorderausgang so wie es sich gehört.“ „Alles was du sagst.“ Kiriyan nutzte die Zeit um ihre Waffe nach zu laden, sah anschließend zu dem Älteren wie dieser in aller Seelenruhe sein Gespräch führte und dabei durch den Raum schlenderte als wäre es das Normalste der Welt. Wenn er nicht so verdammt talentiert und der beste Assassine Tsukigumis wäre, dann hätte Kiriyan ihm wohl sonst etwas gehustet. Obendrein nutzte sie die Zeit um in ihrem Kopf den Gebäudeplan nochmal dar zu legen, lauschte was Ahi ihnen flüsterte und lauschte dabei in den Gang. Die kleine Gruppe an Polizisten schienen an ihr vorbei in den vierten Stock gerannt zu sein, doch sicherlich waren noch einige im Treppenaufgang. An denen vorbei zu kommen sollte aber ein Kinderspiel werden. „Wie kommen wir runter?“, fragte der Ältere und wandt sich dabei an Kiriyan. Die junge Frau grinste nur etwas. „Wenn wir den Haupteingang nehmen finde ich, wir sollten auch die Treppe benutzen. Gesehen hat mich keiner. Und ich habe nicht vor schon wieder den halben Tag in einem Schrank zu verbringen.“ Der Ältere lachte leicht. „Gut. Dann gehen wir. Shimon gibt uns Rückendeckung. Wir gehen in den zweiten Stock, schnappen uns da die Wachen und gehen dann vorne raus.“ Kiriyan nickte nur, kontrollierte nochmals ob ihre Waffe entsichert war bevor sie mit der Älteren und Shimon den Raum verlies. Sie hielten sich dicht an den Wänden, fanden schnell das unbewachte Treppenhaus, durch das Stimmen und Schreie hallten, offensichtlich Männer, die auf der Suche nach ihnen waren. Verdammte Anfänger, dachte sich Kiriyan, warf noch einen Blick über das Geländer nach oben und unten bevor sich die kleine Gruppe auf den Weg die Treppe nach unten machte. In diesen Momenten war der Guard froh, dass sie gedämpfte Schuhsohlen hatten, denn sonst wären sie so laut gewesen wie ein Fußballfan in einem Mönchskloster. So schafften sie es ohne Probleme in den zweiten Stock, wo der Ältere Shimon zurückzog und an die Wand drückte. Kiriyan blieb dicht neben dem Türrahmen stehen, hatte den besseren Blick in den Gang und sah hinein, blickte sich ausgiebig um und gab ein Zeichen weiter zu gehen. „Und was machen wir jetzt genau?“, fragte Shimon während sie hinunterrannten, sah dabei zu Kiriyan. Sie selbst achtete auf die Umgebung. Ihr Ziel war die kleine Gruppe an Polizisten, die irgendwo in diesem Stockwerk sein mussten. „Wir nehmen uns die Uniformen und gehen vorne raus.“ „Und warum haben wir die nicht von oben genommen?“ „Weil da Löcher und Blutflecken drin sind. Es ist am leichtesten in der Masse unter zu gehen und das geht nur, wenn du so aussiehst wie alle anderen. Die beschädigten Uniformen würden auffallen.“ „Aber...“ Der Ältere schlug Shimon die Hand über den Mund, zog den kleinen mit sich mit und Kiriyan folgte ebenfalls. Sie merkte zwei Sekunden später, dass Schritte im Gang hallten, direkt auf sie zu. Die kleine Gruppe schob sich in einem der Büros in den toten Winkel, wobei der Guard und der Current die Waffen wegsteckten. Verwirrt tat es Shimon ihnen gleich, aber schien schnell zu verstehen auf was die beiden Älteren zielten als sie die Handschuhe herauskramten und überzogen, darauf lauerten, dass die Männer ihren Weg kreuzten. Die ganze Aktion selbst ging recht schnell. Kaum, dass die Männer am Raum vorbei liefen, diesen aufgrund der nun offenen Tür betraten, trat die kleine Gruppe hinter diese und sie fielen mit einem sauberen Genickbruch, dessen Knacken im Raum widerhallte, auf den Boden. Das Grüppchen entledigte sich der eigenen Kleidung, wobei Kiriyan, der Ältere und Shimon nur ein paar Shorts und ein Hemd drunter trugen. Kiriyan hatte unter dem Unterhemdchen noch ihre Abbinde, aber das musste keiner von ihnen wissen, erst recht nicht der Shinko. In ihrer Uniform ging Kiriyan etwas unter, aber es würde reichen um nicht auf zu fallen. Sie drehte sich um, steckte die Waffe weg unter die Kleidung und griff nach der Polizeiwaffe, die der Tote in den Händen hielt. „Und was machen wir mit den Körpern?“, fragte der Shinko dann, richtete die Polizeimütze und griff ebenfalls nach der billigen Polizeiwaffe. Kiriyan fing schon an die Körper auf einen Haufen zu legen und der ältere Current warf die ausgezogenen Klamotten darauf. „Beweise beseitigen“, meinte der Guard nur, griff in die Jackentasche, die nun auf einem der Toten lag, und holte dort ein Streichholz heraus. Der Current drehte sich unterdessen wieder weg. „Ahi“, sagte er im strengen Ton. „Schalt die Rauchmelder aus.“ „Schon geschehen“, kam es nur einige Sekunden später und Kiriyan zündete das Streichholz an. „Merk dir eins“, begann der Guard und warf das brennende Streichholz auf die Kleidung, die prompt Feuer fing und zu qualmen begann. „Immer alle Beweise vernichten. Es gibt uns nicht.“ 'Wir sind unsichtbar und unwirklich wie das Licht des Mondes', war das Motto Tsukigumis. Der Clan lebte im Schatten, verborgen von der Welt und zeigten sich nur manchmal, doch verschwanden kurz darauf wieder, waren wandelbar in ihrem Erscheinungsbild. Shimon nickte auf die Lektion nur und die drei verliesen den Raum, wobei Kiriyan die Tür hinter sich verschloss. Bis die Polizei den Brand bemerkte würden sie schon lange weg sein. In den Uniformen war es leicht die Treppe bis ins Erdgeschoss zu nehmen, liefen sogar direkt an der kleinen Gruppe im ersten Stock vorbei, und kaum unten gab Kiriyan das Zeichen an Ahi. Es dauerte nur wenige Sekunden da erschütterte das Gebäude unter der Explosion, gar nicht mal so weit von ihnen entfernt. Wie aufgescheuchte Hühner war das Erdgeschoss binnen Sekunden von Polizisten gefüllt, die wild umherliefen alle auf der Suche nach der kleinen Gruppe in Anzügen. Der Current bedeutete ihnen mit einer stummen Bewegung an sich auf zu teilen. Kiriyan nahm einen der Parallelgänge, die direkt zum Eingang führten, rannte dabei einem der Polizisten in die Arme. „Warte!“, rief dieser und Kiriyan blieb auf der Stelle stehen. „Wo willst du hin?“ Der Mann war u einiges größr als sie, von schmaler Statur, aber markantem Gesicht. Der Guard machte auf dem Platz halt, lies die Mütze mehr oder minder im Gesicht und sah den Mann an. „Nach vorne“, sagte sie und verstellte ihre Stimme dabei noch ein wenig. „Ich hoffe einen von den Mistkerlen zu erwischen.“ Auf den zweiten Blick erkannte sie den Polizisten dann doch, unterdrückte aber ein Grinsen, schob die Mütze etwas hoch. Der junge Mann beäugte sie kurz, nickte dann und rannte in die Richtung weiter während Kiriyan die andere Richtung einschlug. Da erwiesen sich die Agenten doch für nützlich. Im Augenwinkel sah sie schon wie die beiden anderen aus dem Gang kamen, jedoch ignorierte sie diese und rannte nach draußen. Dort war ein Riesenchaos. Überall standen Wachmänner, schrien durch die Gegend und die Polizisten rannten unorganisiert durch die Gegend. Nicht weit entfernt war die Straße schwarz gefärbt und einer der Polizeiwagen stand in Flammen, war offensichtlich explodiert. Ohne weiter nach zu fragen nutzte die Dreiergruppe die Verwirrung, schlüpften durch die gebrochene Barrikade, die vor dem Gebäude aufgebaut worden waren, und sprangen in den nächstbesten Wagen, der dort schon zur Abholung für sie bereit stand. Ahi, der den Laptop nach hinten zu Shimon warf, saß auf dem Fahrersitz, zog die Sonnenbrille auf die Nase und fuhr so schnell wie möglich, aber möglichst ohne, dass es bemerkt wurde, weg. Kiriyan, die auf den Rücksitz gesprungen war, war die Erste, die den Hut abzog und die Kravatte um den Hals lockerte. „Boah das war ganz schön knapp“, meinte der Guard und sackte etwas in ihrem Sitz zusammen. „Ich werde zu alt für diesen Kinderkram“, sagte der ältere Current auf dem Beifahrersitz, folgte ihrer Geste und fuhr sich anschließend durch die Haare. Kiriyan lachte leicht, beugte sich vor und klopfte dem Current auf die Schulter. „Du bist trotzdem immer noch der Beste von uns, Zunko.“ „Mit Recht.“ Zunko, der Deckname für Shizuki Asato, war so etwas wie der Lehrmeister ihrer Stars gewesen, hatte sowohl Saeko als auch Wataru trainiert, doch hatte er sich geweigert den Status als Guard zu akzeptieren. Er hatte immer gesagt, dass er am meisten für Tsukigumi tun könne, wenn er auf seinem Current-Status blieb. Dann aber wieder gehörte er zu den besten Freunden des Tsukigumi-Leads, genoss ein gewisses Vertrauen, was durch die stark ausgeprägte Loyalität nur verstärkt wurde. Und als bester Assassine im Untergrund hatte er allgemein eine hohe Stellung innerhalb Tokyos. Kiriyan sah zu Shimon, der noch immer etwas keuchend auf dem Platz neben ihr saß, den Hut vom Kopf gezogen hatte und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Man sah ihm die Nervosität und das klopfende Herz an. Der Guard legte ihm die Hand auf die Schulter. „Gut gemacht. Nicht schlecht für den ersten Auftrag.“ „D-danke...“, stammelte der Shinko, schluckte dann nochmal hart. Apropos Shinko... „Was habt ihr eigentlich mit dem anderen Shinko gemacht?“, fragte Kiriyan. „Wie hieß er noch gleich?“ „Tsucchii“, japste Shimon, schluckte dann nochmals hart und kam langsam wieder zu Luft. „Ich hab ihn erschossen. Er war zu laut.“ Kiriyan lachte etwas, klopfte Shimon anerkennend auf die schmale Schulter. „Gut gemacht. Aus dir wird nochmal was.“ „Danke.“ „Eins sag ich euch“, meinte sie anschließend und lehnte sich zurück. „Wenn wir zurück sind, dann geb ich kurz dem Boss bescheid und dann gehe wir ins Sky Stage. Was haltet ihr davon?“ „Nur wenn du zahlst, Kiriyan“, kam es nur schneidend von Zunko. „Meine Güte musst du immer so knausrig sein? Aber na gut. Der Abend geht auf mich. Feiern wir die erste überstandene Kriese von dem Kleinen. Ich bin mir sicher Saeko und Wataru kommen auch mit. Hab gehört dass Shio heute ne Riesenshow gibt.“ Man hörte Zunko nur kehlig auf dem Beifahrersitz lachen. „Gaichi liebt es seinen Goldesel zur Show zu stellen.“ Im Sky Stage selbst stand Asako inzwischen vor dem Spiegel, zurechtgemacht, gestriegelt und geschminkt. Sie hatte sich in ein knappes Corsett gequetscht, dass mit Glitzersteinchen geradezu überhäuft war, dazu eine Schleppe, die an dem Höschen, anders konnte man es nicht nennen, befestigt war und bis fast auf den Boden reichte. Am hinteren Teil waren ebenfalls ein paar glänzende Federn befestigt, wobei das ganze Kostüm in Schwarz-Rot gehalten wurde. Eigentlich sollte sie gar kein so aufwändiges bekommen, jedoch hatte Osa seine Finger im Spiel gehabt und ihr das Geschenk gemacht damit sie auf der Bühne glänzen konnte. Es war ein recht besonderer Abend, denn alle paar Monate, so hatte sie es jedenfalls erfahren, gab es in diesem Club eine ganz besondere Show mit viel Tanz, etwas Theater und weniger von dem, was sonst hier jeden Abend stattfand. Gaichi ab ein Vermögen dafür aus alles zu schmücken, ein passendes Ambiente zu schaffen und entsprechen voll würde die Halle sein. Soweit sie wusste war alles bis auf den letzten Platz ausverkauft, wobei sie nur darauf tippen konnte, dass die vorderen Plätze nur doppelt so teuer waren wie sonst. Für die Mädchen hier drin war es eine Chance in der Gunst des Senka-Stars auf zu steigen, sich so viele wohlhabende Kunden wie möglich an zu lachen, einen besseren Preis zu bekommen und so eine allgemein bessere Situation zu haben. An dem allem war Asako jedoch nicht interessiert. Sie hatte auf diese Möglichkeit gewartet um Queen-Shio, sie musste immer noch schmunzeln wenn sie dies hörte, von ihrem hohen Ross zu stoßen. Vorbereitet war es schon. Die junge Frau grinste etwas. Sie kannte den Song nur zu gut den die Blonde singen sollte, denn sie hatte ihn schon einmal singen müssen und hatte die Blonde gehört, als sie diesen geübt hatte. Das würde ein Kinderspiel werden. Sie räkelte sich noch vor dem Spiegel, musste zugeben dass sie fantastisch aussah bevor sie einen argwöhnischen Blick zu den Schuhen warf, die sie tragen musste. Sie richtete nochmals die hochgesteckten Haare, in der noch ein paar Federn eingeflochten waren. Es waren Schnürschuhe, doch ebenfalls Highheels, die sie in den letzten Wochen zu hassen gelernt hatte. Aber es half wohl nichts. Sie ging zu den Schuhen, stieg hinein und band sie nach oben, knotete sie kurz unterm Knie zusammen und verzierte das ganze mit einer Schleife. Gerade als sie fertig war klopfte es und sie drehte sich um. „Bist du fertig?“, fragte Beni und Asako zog nochmals an dem Corsett um es zu richten. „Ja. Hast du das gemacht worum ich dich gebeten habe?“ „Klar. Ich hoffe du hällst was du versprichst.“ „Keine Sorge.“ Sie lächelte und ging zu Beni, strich ihm kurz übers Kinn. „Ich hab keinen Grund zu lügen oder?“ Es gab da ein ganz bestimmtes Mädchen, auf das Beni sein Auge geworfen hatte, doch hatte Gaichi durchaus etwas dagegen und es war eine von denen, die im zweiten Stock wohnten. Asako hatte versprochen dass sie es einrichten würde, dass Beni etwas Zeit mit dem Mädchen hatte, egal wie. Es war nur ein kleiner Gefallen was wohl hauptsächlich dadurch bedingt war, dass Beni ihr noch immer etwas schuldete dass Shio einfach so in ihr Zimmer kommen konnte. Mit eleganten Schritten ging sie am Guard vorbei, richtete sich nochmals eine Haarsträhne und machte sich mit dem Guard im Nacken auf den Weg hinter die Bühne. Shio wartete noch immer im dritten Stock auf der Couch. Wie lange sie schon wartete wusste sie jedoch nicht, war irgendwann sogar halb weggedöst oder hatte sich einen Drink gegönnt. Man hatte sie für einen kleinen Auftrag vor der großen Show nach oben gebracht, wobei sie das schon irgendwie ärgerte. Lieber hätte sie sich noch zurecht gemacht, denn so verhasst dieser Job auch war, ihr Leben hing daran und sie hatte nichts anderes. Solange sie hier drin war war sie wenigstens jemand, hatte ein Dach über den Kopf und war begehrt, auch wenn es nicht gerade ein Traumjob war. Es reichte zum Leben. Dennoch seufzte sie genervt und warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und lies das leere Glas in ihrer Hand kreisen. Wenn der Mistkerl, wer auch immer sie da gebucht hatte zu dieser Uhrzeit, nicht bald auftauchte dann würde sie wieder in ihr Zimmer gehen und die freie Zeit nutzen. Schlafen zum Beispiel. Abermals döste sie etwas weg als schon wieder nichts passierte, legte die Beine nach oben bis die Tür aufgerissen wurde, Shio aus Reflex aufsprang und sich hinter die Couch flüchtete. „Shio? Shio verdammt ich weis dass du hier oben bist!“, erklang Teru's Stimme und nur langsam rutschte die Blonde hinter der Couch hervor. „Verdammt Teru! Jag mir nicht so einen Schrecken ein! Ich habe gedacht jetzt kommt sonst wer rein!“ Das alles schien ihren Guard jedoch recht wenig zu interessieren, war stattdessen mit zwei Sätzen bei ihr und packte sie am Arm. „Was denkst du eigentlich wer du bist?! Die Show fängt schon an und du bist noch nicht mal zurechtgemacht! Gaichi dreht dir den Hals um! Er ist unten und ist außer sich vor Wut!“ Saeko hatte schon vor einer Weile zusammen mit ihrem Bruder, Kiriyan, Yuuhi, ihrem Lehrmeister Zunko und dem Shinko Shimon das Sky Stage betreten, hatten sich an ihrem Stammplatz nieder gelassen und ein paar Drinks gekippt, die sie alle auf die Rechnung ihres Guards schrieben. Zwar hätten die Stars es locker selbst bezahlen können, jedoch schien Zunko einen Spaß daran zu haben den Guard zu ärgern und Saeko stimmte da nur zu gern mit ein. Kiriyan hockte schmollend neben ihnen, sah ab und an auf die Bühne und sah anschließend auf die Uhr. Der Raum war bis zum Brechen gefüllt, eigentlich viel zu viel für ihren Geschmack. Doch so war es nunmal wenn dieses Ereignis anstand und wenn es ihr nicht so gut gefallen würde dann hätte sie sich lieber mal wieder in die Badewanne gelegt. „Sollten sie nicht schon lange angefangen haben?“, fragte Yuuhi dann und blickte zu Wataru, der sich heute mal wieder in einem Kleidchen sehen lies, das gerade mal bis knapp übers Knie ging, doch da sich der Tsukigumi-Star selbst und die beiden Guards direkt neben ihm aufhielten wagte es keinr ihn auch nur ansatzweise an zu baggern. Zwar war Saeko die Jüngere von beiden, doch konnte durchaus gut den eifersüchtigen Verehrer spielen. Doch ihr Guard hatte Recht. Die Show hätte schon lange beginnen sollen und wen sie sich nicht getäuscht hatte war erst vor wenigen Minuten ein ziemlich wütend dreinblickender Gaichi einmal quer durch die Halle gerannt und hatte sich genaustens umgesehen. Doch das, wonach er suchte hatte er wohl nicht gefunden. „Vielleicht ist eines seiner Schätzchen abhanden gekommen“, scherzte Wataru in ungewohnt hoher Stimme, kicherte mädchenhaft und schlug die abnorm langen Beine übereinander. Doch kaum, dass sie darüber tratschten kamen die Princesses auf die Bühne, platzierten sich jede an ihren Platz auf einem anderen Teil der Bühne, liesen den mittleren Teil aber aus. Sie waren alle gekleidet in engen Corsetts, knappen Höschen und etwas, was Saeko wohl am liebsten als 'Arschrock' bezeichnet hätte, was nichts weiter war als ein dünner Fetzen Tüll, der bis knapp an die Ferse ging, aber einen freien Blick auf den wohlgeformten Hintern preisgab. Sie hatten alle die Farben des jeweiligen Clans, wobei Saeko das für ziemlich bescheuert hielt. Wie auch immer. Sollten die Kinder doch spielen. Sie sah auch Wataru's Liebling, Toono Asuka, auf der Bühne, wie sie sich dekorativ an eine Stange hing und einen ziemlichen Ausschitt preisgab. Im Gegensatz zu ihr war sie fast winzig, aber hatte eine schöne Körperform und dennoch konnte Saeko ihr nichts abgewinnen. Sie hatte gehört, dass das Mädchen einmal zu Hoshigumi gehörte, doch das waren nur Gerüchte. Das Licht wurde gedimmt, es wurde und die ersten Töne wurden angespielt. Ein schlanker Körper schlich sich wie eine Katze auf die Bühne, immer noch in Dunkelheit gehüllt. Katame no kuroneko ga yuku doko kara kita no darou (A one eyed black cat goes by, I wonder where it came from) Yamiyo wo yokogitteyuku doko e yuku no darou (Traversing the dark night, I wonder where it's going) Sono toki dareka ga naita dare ni mo shirarezu ni (That time, someone cried but I didn't even know who) Ijin ni te wo hikareteita akai kutsu wo haki (Led by the hand of a foreigner, wearing red shoes) Die Stimme... Das war nicht Shio, die da auf der Bühne sang. Saeko wurde dann doch aufmerksam als das Licht langsam anging, die Princesses sich erotisch an den Stangen räkelten während die jüngeren etwas im Dunkeln standen und sich teilweise an den Rand setzten um wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch es war nicht zu übersehen, dass die Männer im Raum eher an der Person hingen, die da auf Shio's Platz stand, sang und verführerisch den Körper bewegte. Sie hatte eine wunderschöne Stimme. Natsu ga yuku hanabira makichirashiyuku (Summer passes away and the flower petals scatter and die) Azayaka ni maichiru makka na sora e (Vividly they flutter down to a crimson sky) Die Frau drehte sich auf der Stelle und obwohl sie alle schon gesehen hatten, dass es nicht die blonde Queen war fielen insbesondere den Stars, die überall im Raum verteilt saßen, die Augen aus. "Das ist doch das Hanagumi-Häschen", flüsterte Wataru mit leichtem entsetzen, wobei Saeko nur auf die Bühne starrte. Ihre Kinnlade blieb ein wenig offen stehen. Ashita ga aru to suru nara kirei na sora ga ii (If they're there tomorrow it would be nice, the sky would be pretty) Yamiyo ga sotto tsubuyaku mou kaerenai yo (A soft murmur in the dark night, please don't go home) Tsuki ga yuku matsuge ga furuwaseteyuku (The moon passes away, eyelashes trembling you pass away) Furisosogu kohaku ni bisshori nureta (A downpour, drenched in amber and wet) Saeko beugte sich etwas vor, beobachtete, wie das Mädchen nach vorne zur Bühne ging, dabei weich mit den Hüften wog und ihren Körper, der in dem Outfit einfach der Wahnsinn war, zur Schau stellte. Jedoch spürte der Tsukigumi-Star, wie ihr die Stimme der anderen einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte sie gesehen, öfter auf der Bühne und wie sie tanzte, doch ihre Stimme stellte es in den Schatten. Es hatte etwas von Sex. Doch darauf kam es ja immerhin an. Shikumareteita wana hajime kara wana (Crying and exhausted, go to sleep then no one will be there) Nakitsukarete nemuru soshite daremo inaku naru (A plotted trap, from the start it was a trap) Sie trat elegant zum Rand der Bühne, tanzte dort ein paar Augenblicke ehe sie auf den Tisch stieg, der vor der Bühne stand, über die Drinks drüber stieg ohne auch nur einen davon um zu kippen, lies in der Mitte des Tischs etwas die Hüften keisen wobei die Männer, die davor saßen, zu ihr hinaufstarrten als wäre sie ein Vieh, dass sie kaufen konnten. Doch statt weiter auf dem Tisch zu bleiben ging sie zum Rand, reichte dem Mann, den Saeko als Aran Kei erkannte, die Hand, woraufhin dieser aufstand und dem Mädchen hinunterhalf indem sie auf den freigewordenen Stuhl trat und daraufhin zwischen den Stühlen hindurchlief. Hier und da warf sie einige heiße Blicke zu den Männern, doch steuerte sie fast gezielt die Stars der Clans an. Vor Mizu blieb sie stehen, wobei Haruno genau daneben saß, strich dem Yukigumi-Star einen Augenblick über die Wange ehe sie sich auf dem Schoß des Hanagumi-Leads platzierte, sich dicht an dessen Gesicht beugte und ihm die schlanken Finger über die Lippen und das Kinn gleiten lies, daraufhin wieder aufstand und weiter ihren Weg ging, der direkt zum Soragumi-Star führte. Aisaretai n da dakishimetehoshii (I want to be loved, I want to be held close) Natsukashii sono koe boku no namae yondekure (The voice I long for, please call my name) Narifuri kamawazu wamekitsuzukeru (Without caring about appearance I continue to shout) Nakitsukarete nemuru soshite daremo inaku naru (Crying and exhausted, I go to sleep then no one will be there) Nach einem kurzen Flirt, anders konnte man es nicht bezeichnen, machte sich die Frau auf, fand schließlich die Tsukigumi-Brüder auf deren Stammplatz und schwebte mit wiegenden Hüften zu ihnen. Im Augenwinkel sah Saeko, wie Shio hinter dem Vorhang herauskam und entsetzt zu der singenden Frau schaute. Wataru schenkte sie nur kurz Aufmerksamkeit, leckte sich dabei über die Lippen bevor sie sich aufreizend zu Saeko beugte, dabei einen Einblick in ihren Ausschnitt gewährte. Der Tsukigumi-Star konnte nicht anders als in die dunklen Augen der anderen zu sehen, sah den Glanz, der darin lag. Sie spürte den Atem der Frau, wie er ihr gegen die Lippen schlug, vergaß für einen Moment wo sie war und ihre Fassade bröckelte einen Augenblick bei der verführerischen Art, die die andere aufweiste und war fast gewillt sie an zu fassen, doch sie zog sich zurück, legte ihr nur kurz die Finger auf die Lippen und machte dann auf dem hohen Absatz kehrt, begab sich wieder auf den Weg zur Bühne. Anata wa dare, nee dare na no (Who are you, hey who are you?) Watashi wa dare, nee dare na no (Who am I, hey who do you think?) Dort sprangen zwei der Männer gleich auf und die junge Frau stieg einfach über die gepolsterten Stühle wieder auf die Bühne, dort zur Mitte und sich auf den bereitgestellten Stuhl setzte, die Beine beim letzten Ton übereinander schlug bevor das Licht endgültig ausging. Für einen Augenblick war Stille bis das Publikum in Beifall ausbrach. Saeko fühlte sie sie blass war und einfach nur auf den Schatten auf der Bühne starrte. Music (c) Buck Tick – Ijin no Yoru Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)