Schwarzer Schnee von Malerin (Der Kampf gegen die Organisation) ================================================================================ Kapitel 11: Der Ritter ---------------------- Hallo! So noch ein Kapitel. Na ja, eigentlich fast das Ende, fehlt nur noch der Epilog. :-) Danke an alle, die tapfer bis hier hin gelesen haben. Wer weiterlesen möchte, ich werde bald die fortsetztende FF anfangen zu schreiben :D Diese FF war ja überflutet mit Bildern... Schwarzer Schnee, Schachfiguren und in diesem Kapitel noch einige Bilder. xD Gefällt euch das eigentlich? Achso ja, es kommt wieder Englischer Dialog vor. Wer Verständnisschwierigkeiten hat, kann mir gerne eine ENS schreiben, dann ergänz ich eine Übersetztung ins Deutsche in Fußnoten. Viel Spaß beim Lesen! lg die Malerin _______________________________________________________________________________ Shuichi blickte das letzte Mal auf seinen Vater. Am Ende der Zeremonie wurden von allen Gästen und Freunden Blumen um dessen Kopf in den Sarg gelegt. Auch Shuichi hielt eine weiße Lilie in der Hand. Das Gesicht seines Vaters sah ruhig aus. Die Augen waren geschlossen. Hätte man Shuichi gesagt, dass er nur schlafen würde, hätte er es geglaubt. Shuichi ließ die Lilie fallen. Shuichi kümmerte es nicht, welche Symbolik eine Blume für den Toten im buddhistischen Glauben hatte, denn weder er noch sein Vater sind besonders religiös gewesen. Stattdessen zog Shuichi die Mütze aus, die ihm sein Vater gegeben hatte und er seitdem nicht ausgezogen hatte. „Guck nicht so doof, zieh sie dir über. Wenn du sie weit über deine Stirn ziehst, werden sie dein Gesicht nur schwerer erkennen.“ Wortlos hatte Shuichi damals seinem Vater gehorcht. Diese Mütze war das letzte Geschenk von ihm gewesen. Obwohl es erst einige Tage her war, kam es Shuichi wie eine weitzurückliegende Vergangenheit vor. Der junge Detektiv blickte über die Schulter. Seine Schwester saß auf dem Schoß von Naoko, die sich gerade mit James und Yusaku unterhielt. Sein Herz schlug plötzlich aufgeregt, glücklich, als sich Shuichis Blick mit dem seiner Schwester traf. Sie lächelte ihn wieder fröhlich an. ‚Ja‘, dachte sich Shuichi ‚die Organisation gehört zu meiner Vergangenheit. Ein neues, glückliches Leben steht mir bevor. ‘ Kurz erschrak Shuichi bei diesem Gedanken, denn es erfüllte ihn mit Trauer, dass er so an der Beerdigung seines Vaters dachte. Er fühlte sich egoistisch. „Dad, es tut mir leid.“, flüsterte Shuichi. Der junge Detektiv drückte die Baumwollmütze fest in seiner Hand. Shuichi konnte sich nicht daran erinnern, ob sein Vater jemals ohne die Mütze aus dem Haus gegangen war. Aber er erinnerte sich, dass er einmal seinen Vater nach der Mütze gefragt hatte. [Rückblende: 10 Jahre zuvor] „Shuichi, wir müssen weg, schnell. Zieh dir deine Jacke an.“ Shuichi blickte seinen Vater überrascht an. Der kleine Junge lag auf dem Teppich und spielte mit einigen kunstvoll und kindlich ausarbeiteten Schachfiguren. Die Türme sahen aus wie echte Burgen aus dem Mittelalter. Die Königsfigur saß stolz auf einem goldenen Thron. Die Läufer waren Bischöfe, die Angriffsbereit ihre Stäbe hielten. Jede Figur hatte sein eigenes Gesicht und war liebevoll angemalt worden. Doch am liebsten mochte Shuichi die Springer, denn sie waren Ritter, die tapfer auf ihren Pferden saßen und ihre Schwerter in die Luft hielten. „Aber wieso?“ „Shuichi, du kennst das doch. Muss ich es dir denn jedes Mal erklären? Dein Daddy hat Feinde.“ „Gut, lass mich aber noch meine Sachen packen.“ Jetzt schien Hayato die Geduld zu verlieren. „Nein, Shuichi. Wir haben keine Zeit mehr.“ Er packte seinen Sohn am Arm und zog ihn Richtung Tür. „Warte, Papa. Bitte.“ „Nein“, schrie Hayato seinen Sohn an, doch Shuichi schaffte es sich loszureißen. Schnell rannte er zu seinem Schachbrett und nahm die Ritterfigur. „Okay, jetzt können wir gehen, Dad.“ Schließlich stiegen sie in eine Bahn. Hayato atmete erleichtert aus. „Tut mir leid, Shuichi. Ich kauf so ein Schachbrett noch einmal und alle anderen Spielsachen.“ „Ist schon in Ordnung. Ein normales Schachbrett reicht mir. Schließlich hab ich ja noch meine Lieblingsfigur.“ Hayato lächelte. Er war dankbar einen so einfühlsamen und bescheidenen Sohn zu haben. Wie viele andere Kinder weinten ihre Augen aus, wenn ihnen auch nur ein einziges Spielzeug weggenommen wurde? „Dad?“ „Ja, Shu?“ „Warum trägst du eigentlich immer die Mütze, wenn wir rausgehen?“ Hayato schaute nachdenklich nach draußen. „Warum trägt dein Ritter einen Helm?“ „Um sich vor seinen Feinden zu schützen.“ „Genau, und meine Mütze ist mein Helm.“ „Bist du also ein Ritter?“ „Vielleicht.“ „Bist du der gute oder der böse Ritter?“ Diesmal blickte Hayato seinen Sohn überrascht an. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich der böse Ritter bin?“ „Na ja, weil wir immer fliehen. Wenn wir gut sind, warum müssen wir dann immer fliehen?“ „Shuichi, sei dir sicher: Ich bin der weiße Ritter.“, erklärte Hayato und nahm dabei die Schachfigur in die Hand um sie zu betrachten. Alle Figuren auf dem Schachbrett zusammen entsprachen 78 Bauerneinheiten. Ein Springer entsprach drei Bauerneinheiten. Hayato seufzte. War er so bedeutungslos in diesem Kampf? [/Rückblende: Ende] Hayatos Mütze war ein Ritterhelm, der Shuichi im Kampf beschützen sollte. Das Schwert war sein Verstand, den er auch von Hayato bekommen hatte. Jetzt stand er da. Sein Vater war gefallen. Shuichi schloss die Augen. Eine Träne floss ihm über die Wange. Weinte er wegen seines Vaters oder wegen der Entscheidung, die er jetzt treffen wollte? ‘Dad, es tut mir Leid. Aber ich werde den Kampf beenden.‘ Zwar könnte er nicht sein Schwert ablegen, aber er könnte es für immer in seiner Scheide verwahren. Außerdem er könnte seinem Vater den Helm zurückgeben, denn Shuichi würde ihn nicht mehr brauchen. Shuichi hob gerade seinen Arm um die Mütze neben die Blumen in den Sarg seines Vaters zu legen, als er plötzlich am Arm gepackt wird. Erschrocken und aus den Gedanken gerissen sah Shuichi die Frau neben ihm an. Sie trug einen großen, eleganten Hut, der mit einem schwarzen Schleier ihr Gesicht verbarg. „My dear, the white player lost one of its rooks.”, erklärte die Frau und deutete auf Hayato “And as it seem, the other rook wants to run away. We’ve got the match all sewn up.” “Sharon?” “You can call me Vermouth, my dear.” Sie hielt Shuichis Hand noch immer fest, sodass er die Mütze noch nicht weglegen konnte. Sharon legte einen weißen Turm in den Sarg. Dieser war an einer Stelle rot, so als würde der Turm bluten. „I colored the rook red with nail polish. It happened accidently the day your father died. Interesting, isn’t it?” Shuichi schwieg und blickte weg. Was wollte sie noch hier? Warum ließ sie ihn nicht in Ruhe? „Well, my dear. Are you sure, that you want to give up?” “Yes, I am” “It very honorable, that you don’t intend to take revenge on the murderer of you father. You will just let him run free.” Shuichi war bestürzt. Der Mörder seines Vaters? Rache? Das waren Gedanken, die Shuichi bis jetzt noch nicht gehabt hatte. „Did you kill my father?“ “Oh no, I didn’t. I thought he was fun.” “Who was it?” Sharons Blick durchdrang Shuichi. “Gin. He is a pretty good sniper. He killed you father.” “It’s up to you, if you want to play another game of chess with us.”, meinte Sharon. “We’d never played chess. Chess is a fair game, no one can cheat. You are not a chess player. You are a monster. And my father is no rook. He is a knight.” “He was , my dear, he was.” Sharon schien kurz nachzudenken. Dann setzte sie fort: “If the organization is a monster, than you are the silver bullet. You have to think carefully, if you want to give up. You don’t know if there will be ever another silver bullet, Shuichi Akai.” Vermouth ließ ihn los und ging. Shuichi schaute ihr nicht hinterher, sondern blieb wie erstarrt stehen. Dann setzte er sich Hayatos Baumwollmütze wieder auf. Nein, der Kampf sollte noch lange nicht aufhören. *** Yusaku, Yukiko, James, Naoko und Shuichi saßen im Wohnzimmer der Kudos. Yukiko hatte Kuchen und Kaffee serviert. Doch niemand aß. „Du willst also doch nicht das Zeugenschutzprogramm annehmen?“, fragte James, wobei man an seiner Stimme erkennen konnte, dass er wütend war. „Ja.“, antwortete Shuichi nur knapp. Naoko hatte den Kopf gesenkt und kämpfte mit den Tränen. „Shuichi, spinnst du? Glaubst du nicht, dass du dich und uns genug in Gefahr gebracht hast.“, schrie Yusaku Shuichi mit einer scharfen Stimme an. Er sprang vom Sofa und ging wütend auf Shuichi zu. Yukiko hielt ihn auf. Dann erklärte sie, weder aufgebracht noch wütend: „Shuichi. Ich hab dich liebgewonnen in den letzten Monaten. Ich bin nicht sauer auf dich. Aber ich bitte dich, nimm das Zeugenschutzprogramm an.“ „Nein.“, entgegnete Shuichi ihrer höflichen Bitte. „In meiner Familie kannst du nicht mehr bleiben. Shuichi. Denk doch mal logisch nach, das kannst du doch sonst so gut, oder nicht?“ „Ich werde nicht bei euch bleiben, das hab ich nie gesagt.“ Alle beteiligten sahen ihn verwundert an. „Ich werde alleine leben. Weder mit Naoko, noch mit euch. Ich kann nicht aufgeben, ich muss das fortsetzten, was mein Vater begonnen hatte. Auch wenn ich euch alle liebe, nein, weil ich euch liebe, muss ich mich von euch allen trennen. Ich will niemanden in Gefahr bringen.“ Yusaku glühte vor Wut. „Niemanden in Gefahr bringen? Shuichi! Mach nicht die Fehler die dein Vater begonnen hat. Spiel nicht den einsamen Ritter.“ „Doch, genau das werde ich tun.“ Einen Moment schwiegen alle, überrascht von der Entschlossenheit des 17-Jährigen. Wieder ergriff James als Erster das Wort. „Shuichi, willst du in mein Team? Du bist zwar noch etwas jung, aber das FBI würde ein so intelligenten, scharfsinnigen, jungen Mann gerne begrüßen.“ Diesmal war Shuichi, derjenige der überrascht war. Yusaku schien noch wütender zu werden: „Haben Sie denn alle Geister verlassen? Vor Ihnen steht ein 17-jähriger Jugendlicher, der alles, aber nicht erwachsen, ist. Nein, ich lasse das nicht zu, schließlich bin ich jetzt Shuichis Vormund. Wenn Sie diese Idee auch nur noch einmal aussprechen, haben sie schneller die besten Anwälte Japans am Hals als Sie bis drei zählen können.“ Verschüchtert und etwas beschämt errötetet nickte James. Shuichi beruhigte Yusaku und sagte zu James: „Danke James, für das Angebot. Aber ich hab nicht die Absicht dem FBI beizutreten und unter Ihre Fittiche genommen zu werden. Yusaku, James hat nicht die Absicht mich als vollwertiges Teammitglied zu haben, sondern will mich kontrollieren, beschützen.“ „Das ist nicht ganz so wahr, Shuichi. Natürlich wärst du sicherer, aber du hättest auch bessere Chancen zu ermitteln.“, erläuterte James sein Angebot. Doch der Jugendliche schüttelte nur wieder seinen Kopf: „Nein, ich arbeite allein am besten.“ James seufzte. „Das hab ich schon mal von jemandem gehört.“ *** Shuichi ging hoch in sein Zimmer um seine Sachen zu packen. „Du willst doch nicht mit uns mit, Shu?“, fragte Sera enttäuscht. „Nein, meine Süße. Tut mir leid.“ „Warum nicht? Magst du mich nicht?“ „Doch natürlich… ich muss nur noch was erledigen, dann werde ich nur noch für dich da sein.“ „Dauert das noch lange bis zu das erledigt hast?“ „Ja.“ „Tage?“ „Nein, länger.“ „Wochen?“ „Länger.“ „Monate?“ „Länger.“ „Ein Jahr?“ Shuichi dachte kurz nach. „Länger.“ „Jahre?“ „Wahrscheinlich.“ Sera ließ enttäuscht den Kopf hängen. „Ich liebe dich, Shu.“ „Ich dich auch, Schwesterchen.“ *** Während Shuichi seine Sachen packte, kam Shinichi zu ihm rein. „Du gehst, oder? Sera und ich haben euch belauscht.“, meinte Shinichi. „Das hab ich schon geahnt, Shinichi. Und ja, ich werde gehen.“ „Tut mir Leid. Letztendlich bin daran schuld, was passiert ist.“, gab Shinichi zu. Shuichi musste lächeln. „Nein, bist du natürlich nicht. Schuld ist der Mörder meines Vaters und den werde ich kriegen. Mir tut es leid, dass du das alles miterleben musstest.“ Shinichi schüttelte den Kopf. „Ich werde damit schon klar kommen.“ „Hoffentlich.“ „Nur der Kinderpsychologe nervt. Ich muss ständig Bilder malen.“ Shuichi lachte. „Du wirst jetzt der Organisation hinterherjagen?“ „Ja.“ Shuichi wurde nachdenklich. Würde er das Richtige tun? Die Polizei hatte Hayatos letztes Hab und Gut zu den Kudos gebracht. Shuichi durchsuchte die Sachen, gequält vom Geruch seines Vaters. Er wurde fündig und steckte die Ermittlungen seines Vaters in den Rucksack. Shuichi hatte fertig gepackt. Er war bereit zu gehen Dann nahm er noch die Lederjacke seines Vaters und probierte sie an. Die Jacke passte wie angegossen. Plötzlich erfühlte Shuichi etwas Schweres in der Tasche. Er holte es raus und fand dann eine Pistole in seine Hand wieder. Shuichi betrachtete sie erschrocken. Auch Shinichis Augen weiteten sich vor Furcht. „Shuichi, lass nicht zu, dass die Rache dich auffrisst. Vergiss nicht, wie wichtig Leben ist, das Leben von jedem. Auch das eines Verbrechers. Auch dein eigenes Leben.“ Shuichi Akai nickte verwundert über die großen Worte eines Vorschülers. Aber dieser kleine Junge hatte ihn in den vergangenen Wochen oft genug überrascht. Der kleine Junge ging Richtung Tür. „Wir werden uns nicht sobald wiedersehen, oder?“, sagte der Kleine ohne Shuichi in die Augen zuschauen. „Pass auf dich auf, Akai.“ „Warte.“, rief ihn Shuichi zurück. Shinichi drehte sich um. Seine Augen waren gerötet. Er schien mit den Tränen zu kämpfen. „Wenn ich in 10 Jahren die Organisation noch nicht zerschlagen hab, wirst du mir dann helfen, Shinichi Kudo?“ Shinichi blickte Shuichi zuerst verwundert an, lächelte dann aber selbstbewusst. „Ja. Ich werde dir helfen.“, antwortete Shinichi entschieden. „Dann bis in zehn Jahren, Kudo.“, verkündete Shuichi und hielt ihm die Hand hin. Shinichi schüttelte ihm die Hand. „Ich werde dir helfen, Shuichi Akai. Versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)