Moonlight - Neue Wege von abgemeldet (Fiktive 2. Staffel) ================================================================================ Kapitel 10: II. Der Vampirclan - 01. Kapitel: Lebe wohl ------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan 01. Kapitel: Lebe wohl Mick schlug seine Augen an diesem furchtbaren Tag auf. Vor sieben Tagen war seine geliebte Beth auf grausame Weise umgekommen und auch er hatte sein Leben ein Stück weit verloren. Das Chaos regierte in seiner Wohnung. Auf dem Boden zwischen Wohnzimmer und Küche lag eine wunderhübsche Latina. Regungslos. Gelähmt und gepfählt und doch auf eine verblüffende Weise überaus betörend. Mick kümmerte sich nicht um sie, sondern stieg nur ab und an über ihren erstarrten Körper hinweg, wenn er sich eine Dosis Blut einverleibte. Wer seinen Kühlschrank immer wieder auffüllte konnte er sich denken, doch seit jenem Rauswurf vor fünf Tagen hatte er keinen seiner Freunde mehr zu Gesicht bekommen. Sie mieden Mick und das war auch gut so. Er wollte niemanden sehen. Ganz gleich ob Mensch oder Vampir. Nicht einmal sein eigenes Spiegelbild war zu ertragen. Über jeden seiner unzähligen Glaswände, in denen sich sonst seine Silhouette spiegelte hingen schwarze Tücher, selbst an seinen Fenstern. Er blendete einfach alles aus, was um ihn herum passierte. Kurz nur blieb er vor der Latina stehen und betrachtete sie kühl, bevor er sich zu ihr hinab beugte. „Hast du was gesagt?“, fragte er mit einem überaus süffisanten Ausdruck auf den Zügen. Ganz leicht nur lockerte er den Pfahl, der in ihrer Brust steckte. „Geh duschen … Love…“, kam nur über ihre Lippen, bevor sie wieder erstarrte. Mick richtete sich auf und sah mit einem Gemisch aus Abscheu und Zorn auf sie hinab. Er hatte seit Tagen kein Wasser mehr auf seiner Haut gefühlt und mittlerweile war ihm auch egal, dass er vermutlich genauso wie eine Leiche roch. Sollte es die Umwelt noch immer nicht verstanden haben: Mick wollte nicht mehr leben und wenn er schon mit dem Leben gestraft war, dann wollte er es zu seinen Bedingungen ertragen. Der Vampir wandte sich ab und wollte gerade die Stufen nach oben wandern, als es an der Tür klingelte. Er verdrehte seine Augen überaus genervt und blieb regungslos stehen. Schon im nächsten Moment verschaffte sich der penetrante Störende sowieso Zutritt mittels einen Schlüssel. „Josef…“, stellte er matt fest und schnitt eine kleine Grimasse. In der Tür stand – im schwarzen Anzug – niemand anderes als Josef Kostan und betrachtete Mick abschätzend. „Duscht du dich nicht mehr?“, fragte er mit gerümpfter Nase und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. „Das geht niemanden etwas an.“ Mick ging weiter nach oben, merkte aber schon, dass Josef ihm folgte wie ein kleines Hündchen. „Was willst du?“, fragte er daher und drehte sich um. „Die Beerdigung ist heute und ich bin der Meinung, dass du dorthin gehen solltest.“ Mick schauderte. „Beth…?“, stieß er heißer aus, woraufhin Josef leicht nickte. „Du hast die zahlreichen anderen bereits verpasst. Viele sind gestorben in jener Nacht, aber ich kann nicht erwarten, dass du dich mittlerweile dafür interessierst, nachdem du bereits die letzten Tage mehrmals bekundet hast, dass dich nichts mehr im Leben hält.“ Wieder rümpfte Josef seine Nase. Nach wie vor klebte an Micks Schläfe mittlerweile vertrocknetes Blut, das von dem Kampf mit der Latina her rührte. Er sah absolut furchtbar aus. Zwar hatte er keine Wunden mehr, doch er stank so furchtbar, dass eine Leiche eine wahre Wohltat dagegen war. Gerade bedauerte Josef sehr, dass er mit so einem guten Geruchssinn gestraft war! Mick knirschte mit den Zähnen und wanderte in Richtung seiner Kühltruhe. „Du solltest dich von ihr verabschieden, Mick!“ „Ich bin nicht bereit dazu, sie gehen zu lassen!“, erwiderte dieser sofort und wirbelte herum. „Du hast da leider kein Mitspracherecht. Sie ist gestorben. Von uns gegangen und ob du es nun willst oder nicht, es wird Zeit dich von ihr zu verabschieden. Du hast dich lang genug in Mitleid gesuhlt und jetzt komm endlich wieder auf die Füße! Es reicht, Mick!“, fuhr Josef ihn erbarmungslos an und bäumte sich vor ihm auf. „Du kommst mit, selbst wenn du dabei wohl sämtliche Insekten und auch den ein oder anderen Geier anziehen wirst, so wie du riechst.“ Seine Hände hielt Josef zu Fäusten geballt, als Mick eine weitere Bewegung bemerkte. Unten an den Treffen standen zwei weitere Gestalten. Ebenfalls in schwarz gekleidet und wohl genauso geschockt von Micks Aussehen, einschließlich seinem Geruch: Tess und Gabriel. „Was macht ihr hier…?“, fragte Mick kühl nach. „Dafür sorgen, dass du dich von Beth verabschiedest, Mick. Du musst diesen Schritt wagen. Ich weiß, das ist nicht gerade leicht. Wir alle haben bereits jene zu Grabe getragen die wir geliebt haben, aber du musst dich jetzt aufraffen und sei es nur um Beth ein letztes Mal in deiner Nähe zu spüren.“, sagte Tess beruhigend und tauschte einen kurzen Blick mit ihrem Gefährten, der sich gerade brennend für die Latina interessierte, die das ganze Gespräch wohl belauschte. „Komm mit Mick… zieh dir was halbwegs Anständiges an und komm mit.“, bat Tess ihn eingehend. Während sie es mit Freundlichkeit versuchte, setzte Josef auf Beharrlichkeit, denn er bewegte sich keinen Millimeter von Mick weg, auch wenn sein Geruchssinn was anderes von ihm forderte. Mick fixierte einen Fleck an der weißen Wand, bevor er matt nickte. „Eine Dusche würde nicht schaden!“, rief Gabriel ihm nach. Tess seufzte auf. „Was denn? Er stinkt! Das hast du doch sicher auch bemerkt…“, murmelte er sogleich entschuldigend und rieb sich über den Nacken. „Was machen wir mit ihr? Bislang scheint sie ja keiner zu vermissen.“, fragte er im Bezug auf die Latina nach. „Vielleicht war sie doch nicht so wichtig.“ Tess trug ein schwarzes, kurzes Kleid. Ihre blonden Locken hingen ihr offen über die Schultern. Ihr fast schon elfenähnliches Aussehen wurde von der blassen Haut nur noch unterstrichen. Sie war wohl etwas, das Viele als eine wandelnde Schönheit betitelten. Hier und da begann sie damit einzelne Gegenstände aufzuheben. „Wie kann er hier nur leben?“ „Er lebt nicht.“, berichtete Josef sogleich. „Er vegetiert vor sich hin und hofft wohl, dass er eines Tages einfach so verfault.“ „Wenn er so weiter macht, wird ihm das wohl bald passieren.“, murmelte Gabriel und rieb sich über seine Nase, hob hier und da einen leeren Blutbeutel auf und entsorgte ihn, wobei der Mülleimer sowieso überquoll. „Jetzt weiß ich was Guillermo mit Saustall meinte…“ Mick erschien bereits wieder auf den Stufen. Er trug einen Hut, der das Blut in seinen Haaren verbarg, schwarze Hosen, ein weißes Hemd und seine schwarze Lederjacke. Dazu einen Sonnenbrille. Wirklich besser riechen tat er in den Nasen der Vampire nicht, denn er hatte sich einzig und alleine irgendein Menschendeo aufgesprüht, das zwar wenigstens ein bisschen Abhilfe schuf, aber noch lange nicht genug. „Eine Dusche war wirklich zu viel verlangt?“, rief Gabriel ihm noch hinterher, doch die Antwort von Mick blieb sehr knapp: „Es war ja auch zu viel verlangt, dass ihr mich in Ruhe lasst.“. So verließ er seine Wohnung das erste Mal seit Tagen, traf zwar noch auf Logan, aber kümmerte sich um diesen kaum. „Du bleibst hier, Logan.“, sagte Josef knapp. „Und Finger weg von der Vampirin.“ „Aber was soll ich sonst machen?“ „Mach dich nützlich.“, riet Gabriel. „Räum ein wenig auf.“ Logan seufzte auf und warf die Tür hinter den vier Vampiren zu. Wieso gerade er den Babysitter spielen musste, verstand er gerade so gar nicht. Er öffnete ein Fenster. Vielleicht verflüchtigte sich der Geruch, warf einen kurzen Blick zur Vampirin, bevor er sich auf das Sofa setzte und den Fernseher einschaltete. Na wenigstens musste er nicht mit auf die Beerdigung. Die letzten hatten ihn schon genug zugesetzt. Vor allem die von Simone, denn – auch wenn Josef es leugnete – so hatte er eine kleine Träne über die Wange des sonst so harten Josef Kostan kullern sehen. Wer auch immer die ganzen Menschen getötet hatte, er hatte ein tiefes Loch in die Herzen der Vampire gerissen und das Misstrauen der einzelnen Lebewesen noch größer werden lassen. Keiner traute mehr dem anderen und überall in der Vampirgemeinschaft herrschte nur noch blankes Misstrauen. Jeder kämpfte für sich. Umso wichtiger waren in dieser Zeit Freunde, was Mick wohl gerade am eigenen Leib erfahren durfte. Da war er also. Auf der Beerdigung von Beth und eigentlich war genau das der Ort, an dem er zu dieser Zeit am allerwenigsten sein wollte. Er schluckte schwer, als die große Kirche in sein Sichtfeld geriet. Sogleich schob er seine Sonnenbrille fester gegen seine Augen, wie so oft in den vergangenen Moment. Josef hatte geparkt und so traten die vier Vampire einen schweren Gang durch das strahlende Sonnenlicht an. Hier und da begegneten ihnen weinende Gesichter, traurige Mienen und verletzte Menschen, die gebückt ihres Weges zogen. Aus der ganzen Stadt zogen die Menschen herbei, denn heute wollten sie alle von Beth Abschied nehmen. Sie war ein geliebter Mensch, der viele Freunde im Leben hatte. Aber auch verwandte. Ihre Eltern, die Mick vor vielen Jahren gesehen hatte und durch die er sofort einen Schritt zurück trat. Ihre kleine Schwester, die eine Hand auf den Rücken ihrer Mutter gelegt hatte um ihr so halt zu geben und auch ihren großen Bruder konnte Mick auf Anhieb erkennen. Er hielt sich dicht an der Seite seines Vaters und auch wenn dieser sich nichts von seiner Trauer anmerken ließ, war er dankbar um den Beistand seines Sohnes, der ihm in dieser schweren Stunde so viel Sicherheit gab. Die Tore der Kirche waren geöffnet und hießen all die Menschen willkommen, auch wenn der Anlass kein erfreulicher war. Mick zögerte, bevor er zwischen Tess und Josef in das Innere trat. Vor ihm lag ein langer Gang, die Bänke aus Buchenholz waren mit schwarzen Rosen aber auch weißen Lilien geschmückt. Das Sonnenlicht brach sich in den bunten Fenstern der Kirche und warf harmonische Muster auf Wände, Bänke und Menschen. Den Gang entlang befand sich der große Altar, auf dem an diesem Tag kein Prediger seinen Platz gefunden hatte, sondern ein junger Mann. Er sang das wohl bekannteste und traurigeste Lied: Halleluja, das schon Jeff Buckley so wundervoll und tief betrübt wieder gegeben hatte. Direkt neben ihm stand er. Der strahlend weiße Sarg, in dessen Inneren Beth toter Körper seinen Platz gefunden hatte und wohl zur Ruhe gebetet lag. Mick schluckte schwer, doch der große Klos in seinem Herzen ließ sich nicht verbannen. Er atmete tief durch und schritt weiter. Schwer, mühsam und langsam konnte er seine Füße heben. Tess zog sich ihre Sonnenbrille von der Nase, ebenso Gabriel und Josef, doch Mick brachte es nicht zu Stande. Schon jetzt konnte er kaum noch klar sehen, denn die Tränen schossen ihm in die Augen. Von einer Sekunde wie die andere fühlten sich seine Füße an wie Wackelpudding, aber er zwang sich weiter zu gehen. Ein Schritt vor den anderen. Immer langsamer werdend. Er wollte Beth so nicht sehen! Er konnte es nicht! Seine Beth!! Er atmete schwer ein und wieder aus, warf einen hoffnungsvollen Blick über seine Schulter, doch Josef Hand auf seinem Rücken zwang ihn weiter zu gehen. Mick sah langsam vom Boden auf und sah zum Altar, der in einem sanften, warmen Licht vor ihm lag. Beth hatte ihm vor vielen Wochen von dieser Kirche erzählt. Wie sie sich manchmal vorstellte, dort zu heiraten: Ihn zum Ehemann zu nehmen! Doch jetzt trug er sie zu Grabe ohne dagegen etwas unternehmen zu können. Er wich aus und ließ sich schwer atmend in eine der Bankreihen fallen. Mühsam stützte er seine Hände auf die Knie, lehnte den Kopf gegen das Holz der vor ihm liegenden Bank und versuchte eine klaren Gedanken zu fassen, doch in Anbetracht der Situation, in der er sich befand, schien ihm das vollkommen unmöglich zu sein. Josef signalisierte dem Ehepaar weiter zu gehen und so traten bereits Tess und Gabriel an den Sarg heran, während sich Josef an die Seite seines Freundes sinken ließ. „Ich weiß, es ist schwer, glaub mir, das weiß ich, aber Mick, du wirst es bereuen, wenn du dich jetzt nicht von ihr verabschiedest. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch noch nicht morgen, aber irgendwann ganz gewiss.“, erklärte er ihm ruhig und legte eine Hand auf Micks Schulter, der ihn auf einmal wie erstarrt anblickte. „Du verstehst das nicht Josef. Ich habe auf sie aufgepasst, seit sie ganz klein war. Ich habe sie beschützt und jetzt ist alles wie verschwunden. Sie ist aus meinem Leben verschwunden und ich kann das nicht zu lassen.“, presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du kannst es nur nicht mehr ändern. Beth ist tot, Mick und auch wenn du es nicht wahrhaben willst, aber sie wird nicht wieder zu dir zurückkehren. Es ist Zeit sie los zu lassen, denn sie soll ihren Frieden finden und vielleicht begegnet ihr euch eines Tages, in einem anderen Leben wieder.“ “Glaubst du wirklich an so einen Schwachsinn?“ „Nun, ich möchte es gerne glauben.“, gestand er ihm. „Ich hoffe jeden Tag aufs Neue all jene wieder zu treffen, die ich in den letzte 500 Jahren verloren habe und das waren nicht gerade wenige. Ich kann dir versichern, dass der Schmerz erst dann nachlässt, wenn du bereit bist sie aufzugeben. Du musst sie gehen lassen.“, beharrte Josef und drückte ihm leicht in die Schulter. „Ich verspreche dir, ich bin hier und passe auf dich auf, dass du keine Dummheit machst...“ Mick nickte matt und erhob sich wieder von den Bankreihen. Seine Hände wanderten über seine Wangen, seine Finger unter die Sonnenbrille. Er wischte sich die Tränen weg und schüttelte leicht seinen Kopf. „Sie wird nie wieder zurück kommen.“, murmelte er und setzte sich wieder in Bewegung. Sogleich war Josef wie ein Wachhund an seiner Seite und einmal mehr erkannte Mick was es bedeutete einen Freund zu haben. Trotz seines neu gewonnen Vorsatzes wurde er wieder langsamer, als er die ersten Gesichtszüge von Beth erkannte. Der Leichenbestatter hatte sich alle Mühe gegeben und doch ahnte Mick was sich unter dem verdeckten Teil des Sargs befand. Nur ihr Gesicht war zu sehen. Ihr wunderhübsches Gesicht. Sie war so blass und ihr ganzes Antlitz hatte an Strahlen verloren. Mit letzter Kraft blieb er vor ihrem Sarg stehen und betrachtete Beth. Mick hob seine Hand und zog sich langsam seinen Ring vom Finger. Vorsichtig und scheu vor der Berührung legte er diesen neben ihrem Gesicht ab, bevor er nur ganz leicht mit der Fingerspitze über ihre Wange streichelte. Ihre Haut war nicht mehr weich und erhitzt wie sonst, sondern hart wie Stein, kühl und leblos. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Der Sänger beendete seinen Song und Josef zog den mittlerweile wie betäubten Mick mit sich um Platz zu nehmen. Der Priester sprach von Beth, doch eigentlich war für Mick jedes einzelne Wort so falsch. Wie aus einer weiten Ferne lauschte er ihm, konnte ihm aber nicht folgen. Wie gebannt starrte er immer weiter zum Sarg, an dem sich auch die letzten noch von Beth verabschiedeten. Die Kirche war voll. Selbst stehen mussten manche Menschen, doch von dieser besonderen Frau wollten sich alle persönlich verabschieden. Nervös knetete Mick seine Hände und schüttelte leicht seinen Kopf. Nach einer schier endlosen Rede ergriffen ein paar Männer den Sarg, verschlossen ihn und nahmen ihn mit sich. Die Trauerprozession zum Grab begann. Die Vampire waren mitunter die letzten, die folgten. Mit langsamen Schritten wanderte er über den kleinen Weg und blickte über seine Sonnenbrille hinweg. Wie so oft hielt der Vampir eine Hand gen Sonne gehoben um nicht zu viele Strahlen abzubekommen. Es war nicht sonderlich angenehm durch die Sonne zu wandern, aber er wollte hier sein! Inzwischen merkte er es tief in seinem Inneren, wie sehr er sich nach einem Abschluss seiner Tragödie sehnte. Zwar konnte er ein glückliches Ende vergessen, doch vielleicht half es ihm ein neues Kapitel in seinem Buch mit den endlosen Leiden zu beginnen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend sah er zu einem dickbäuchigen Prediger, der gerade das Wort ergriff. „Die Trauer entflieht auf den Flügeln der Zeit und wir werden sie in angenehmster Erinnerung behalten. Der Gedanke an den Tod ist schrecklicher als der Tod. Anicius M. T. S. Boethius.” Mick seufzte auf und schloss seine Augen. Der Tod. Welch süße Erlösung nach der er sich geradezu sehnte! Josef klopfte auf seine Schulter und zwang ihn die Augen wieder zu öffnen. Mick starrte nach vorne zum Sarg, der nun langsam hinab gelassen wurde. Ein paar der Trauergäste ergriffen Erde von einem Haufen und warfen ihn auf das Holz. Asche zu Asche und Staub zu Staub. Bedauerlich, dass er in der Sonne nicht einfach so zu Staub zerfiel. Mit einem traurigen Seufzen suchte er den Schatten eines Baumes und bekam bald darauf Gesellschaft von einigen anderen Vampiren, die schweigend dem Ende der Beerdigung beiwohnten. Immer mehr Menschen traten den Weg zum Leichenschmaus an, zuletzt der Staatsanwalt Ben, der einen Blick hinüber zu Mick und seinen stillen Bodyguards warf und auch ihre Familie verschwand. Mick hatte es nicht geschafft sich ihnen zu stellen. Vielleicht eines Tages, wenn er um Verzeihung für Beth Tod bat, aber noch nicht jetzt. Er konnte einfach nicht. Der Pfarrer wandte sich ab und Mick bewegte sich auf das Grab zu. Nur im Vorbeigehen schnappte er sich eine Hand voll Erde und hielt diese über das Loch, in dem der tote Körper von Beth verschwunden war. „Asche zu Asche...“ “Staub zu Staub.“, sprach Tess, die an seiner Seite stand. Ebenso eine Hand mit Erde. Mick sah zu ihr, als Gabriel neben ihr ebenfalls seine Hand ausstreckte. Josef und auch Guillermo standen auf seiner anderen Seite. „Bis in das nächste Leben, Beth...“, flüsterte Josef, küsste seine Handfläche und ließ als erstes die Erde fallen. „Pass auf dich auf, wo auch immer du sein magst...“, sagte Tess und nun fiel auch aus ihren Händen die Erde hinab. „Du hast unser aller Leben bereichert. Danke, dass du uns genommen hast, wie wir waren.“, raunte Guillermo und verfolgte den Flug des bisschen Erde, der hinab regnete. „Auch wenn du eine Nervensäge warst... du hattest ganz schön was drauf. Ich bin sicher wir sehen uns irgendwann wieder.“, flüsterte Gabriel und ließ die Erde rieseln. Das erste Mal seit Tagen zeigte sich auf Micks Lippen der Anflug eines ehrlichen Lächelns. „Lebe wohl, du liebe meines Lebens. Du wirst stets die Einzige für mich bleiben. Ohne dich fühle ich mich leer und einsam. Wenn es vielleicht doch irgendwo ein Paradies gibt, dann hoffe ich, dass du dort auf mich wartest, bis ich dich wieder finde...“, lächelte Mick und öffnete seine Hand. Die Erde fiel hinab in Beth Grab und Mick atmete schwer durch. Es war, als ob ihm eine Last von den Schultern genommen wurde. Langsam drehte er sich um und verließ den Friedhof ohne nochmal zurück zu schauen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)