Die letzte Feder der Erinnerungen von Feuerblut (Fye x Chii) ================================================================================ Epilog: König und Königin von Valeria ------------------------------------- Ein Land braucht einen Führer, der es leitet und den Frieden bewahrt. Ein Königreich ohne König ist wie eine Stadt ohne Menschen. Es fehlt ihr das Bedeutendste, der Grundbestandteil. Doch niemand hätte gedacht, dass der wahre Erbe von Valeria auf seinen Thron zurückkehren würde. Er strahlt keinerlei Unheil mehr aus, sondern Selbstbewusstsein und Gutmütigkeit. Und an seiner Seite die Königin von Valeria, im ganzen Land als „die Schöne“ bekannt. König und Königin Yuui und Chii von Valeria.     „Auf das Hochzeitspaar!“ „Hoch leben sie!“ Die Korken knallten und ich zog ein wenig das Genick ein unter den ganzen Blumen, die auf uns herabregneten. Chii tanzte unter den schwebenden Blumen, sie sah so befreit aus. Die Nervosität, die ihr vorhin noch förmlich ins Gesicht geschrieben war, schien offensichtlich von ihr abgefallen zu sein. Ich hatte sie noch nie so gesehen, so fröhlich, so unbeschwert. Sie schien wohl glücklich, endlich meine Frau zu sein. „Herzlichen Glückwunsch, Fye-san!“, meinte Shaolan, er war wohl gerade an mich herangetreten, ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. „Danke!“, strahlte ich, dann kam Sakura auf mich zu und lächelte mich an. „Es wird Zeit für den Hochzeitstanz!“, meinte sie und ich nickte zögerlich. „Wobei ich finde, dass Chii das gerade auch ganz gut alleine macht…“ Sakura kicherte. „Da hast du recht. Dennoch sollte die Braut auf ihrer Hochzeit nicht alleine tanzen!“ „Mmh“, stimmte auch Kurogane zu und das weiße Mokona kam zusammen mit der Hexe der Dimensionen zu uns herüber. „Also wirklich… will seine kleine Braut jetzt schon allein lassen, wo er doch erst frisch mit ihr auf ewig verbunden wurde! Wirklich unerhört!“, scherzte die hochgewachsene Frau mit den langen schwarzen Haaren und hielt ein Sektglas in der Hand. „Yuko!“, rief ich entsetzt aus, mit diesem Gast hatte ich auf meiner Hochzeit nun doch eher nicht gerechnet. Sie trug ein rotes Abendkleid, welches einen besonders freien Rückenschnitt hatte und ihre schlanke Taille betonte. In ihrer Hand hielt sie einen gelben Fächer, und auf ihrer Schulter saß… „Genau! Das macht man nicht! Oder Watanuki?? Was sagst du dazu?“, fragte ein schwarzes Mokona, ebenfalls mit einem Sektglas in der Hand und hinter ihnen kam ein junger Mann in einem blauen eleganten Mantel hervor, sein weißes Hemd schaute noch aus dem Ausschnitt heraus. „Das sehe ich genauso, Mokona!“, bestätigte der japanische Gentleman und grinste, als er ebenfalls sein Glas erhob. Das war doch dieser Watanuki. Ich hatte ihn kurz gesehen, als wir unsere Reise angetreten hatten. Er hatte die Mokonas geholt und diesen beiden Mädchen geholfen, unsere Gegenleistungen an Yuko entgegenzunehmen. „Ich… freue mich, dass ihr alle gekommen seid!“, stammelte ich und hob ebenfalls mein Glas. „Überall wo eine Party ist, sind wir auch! Außerdem könnt ihr mir bei dieser Gelegenheit auch gleich das weiße Mokona zurückgeben, wenn ihr alle in eure Welten zurückgekehrt seid, versteht sich. Aber das… wird euch etwas extra kosten, denn wie ihr wisst, kann Mokona sich die Welt nicht willkürlich aussuchen, in die sie fällt. Um die Dimension gezielt auszuwählen, bedarf eines zusätzlichen Preises…“ „Yuko!“, kam es verstört von Shaolan. „Haben wir nicht schon genug bezahlt, Hexe, hä?“, fragte nun auch Kurogane. „Prost!“, rief das schwarze hasenähnliche Tier aus, um das Thema zu wechseln. Yuko stieß mit dem schwarzen Mokona an, das auf ihrer Schulter saß, das weiße Mokona mit Watanuki und Shaolan, Sakura, Kurogane und mir. „Das ändert nun aber nichts an der wichtigen Tatsache von eben!“, sagte Yuko, klappte ihren Fächer zusammen und übergab ihn an das schwarze Mokona, das sein Maul aufsperrte und das Utensil darin verschwinden ließ. Dann nahm sie mir mein Glas aus der Hand und nickte zu Chii. „Los, Hochzeitstanz!“, grölte sie laut und alle fingen plötzlich an zu jubeln. Ich wurde etwas rot. Diese Hexe war… einfach nur betrunken! „Darf ich bitten?“, fragte ich an meine Braut gewandt.   „Ja!“, sagte ich erfreut und nickte zustimmend. Sanft nahm mich Fye bei den Händen und die Fläche des großen Spiegelsaals gehörte ganz allein uns. Zögerlich machten wir die ersten Schritte, als die Musik einsetzte. Ich fühlte mich in seinen Armen wohl, er führte mich sicher und zuversichtlich. Er hatte wohl tanzen gelernt. Als er mir vor einigen Tagen versuchte klarzumachen, was Tanzen eigentlich bedeutete und wie man es praktizierte, war es mir etwas völlig Fremdes gewesen, wie so eigentlich alles, was er mir zeigte. Nachdem der Hochzeitstanz zu Ende war und ich ein Gefühl erlebt hatte, welches ich nicht zu deuten vermochte, fanden sich langsam die Menschen im Thronsaal ein, um der Krönung des Königs und der Königin beizuwohnen. Langsam schritten Yuui und ich in den Saal. Es war ganz still geworden. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich den Thronsaal ohne das große Wasserbecken. Fye hatte es nach der Beerdigung seines Bruders entfernt, um die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen. Die großen Fenster an den Längsseiten des Schlosses waren mir noch nicht aufgefallen, oder es war schlicht und ergreifend immer zu dunkel gewesen, um all das Licht wahrzunehmen, dass sie heute hineinkommen ließen. Hell war der Raum in das goldene Licht der Sonne getaucht. „Was muss ich jetzt tun?“, flüsterte ich leise und mein Mann flüsterte ebenso leise zurück: „Zuhören, liebe Chii. Sehr gut zuhören und mir alles nachmachen!“ Yuko hatte ihr Glas beiseitegestellt, beziehungsweise hatte es Mokona gereicht, der auf Sakuras Schultern saß, zusammen mit dem weißen Mokona. „Kurogane, Fürst der Suva des Landes Nihon, trete vor!!“, sagte die Hexe und ich sah eine Bewegung aus der Menge heraus. Kurogane trat vor, neben ihm Shaolan, welcher ein Tablett mit zwei auf roter Seide gebetteten Kronen in der Hand hielt. Alles war still, jeder schien den Atem angehalten zu haben, mich eingeschlossen. „Yuui von Valeria, Erbe der Krone“, fing Kurogane überaus deutlich an und ich fragte mich gerade, wie lange er wohl gebraucht hatte, um meinen Namen auswendig zu lernen. „Die Vögel am weiten Himmel… genießen die Freiheit, die ihnen zuteilwird. Manche von ihnen kehren nie wieder zurück, da sie von ihrer Bestimmung ihre Heimat zu erhalten und darin zu leben abkommen. Doch du bist zurückgekehrt und hast dich dieser Herausforderung gestellt. Anfangs mögen dich manche für feige gehalten haben, da du deine wahre Identität versteckt hast und durch einen anderen Namen vor dir selbst untergetaucht bist. Aber schlussendlich hast du dein Land gerettet, und nur das zählt. Du hast den Feind besiegt und inneren Frieden gefunden. Mit dieser Basis bist du nun in der Lage, dieses Land zu regieren – frei von Furcht, Lügen und Qualen. Du bist reifer geworden, vernünftiger. Und du hast wahre Stärke erlangt. Vielleicht bist du sogar stärker als ich!“ Kurogane sah mir in die Augen, ich starrte ihn an. Soeben hatte ich noch seinem poetischen Wortlaut gelauscht, aber jetzt gerade hatte sich mein lächelndes Gesicht in ein ungläubiges verwandelt. Stärker… als er? „Die Tugend der Wahrheit ist eine besonders starke. Und Ehre gebührt denjenigen, die dafür gekämpft und sie empfangen haben. Deine Pflicht, König von Ceres, wird es sein, diese Wahrheit zu verbreiten und den endlich eingekehrten Frieden deines Landes zu wahren. Schütze ihn mit allem, was du hast! Denn nur das Königspaar wird dem Volk dieses Reiches Vertrauen und Zuversicht schenken können. Hiermit kröne ich dich, Yuui von Valeria zum rechtmäßigen König!“ Kurogane wandte sich zu Shaolan um und nahm ihm die größere der beiden Kronen von dem Gedeck ab und trat näher. Ich war beeindruckt. So viel hatte ich Kurogane in den ganzen letzten fünf Jahren noch nicht reden gehört. Aber seine Worte berührten mich, gingen in mein Herz und breiteten sich dort zu einer wohltuenden Wärme aus. Dieses Gefühl wurde noch verstärkt, als ich die schwere Krone auf meinem Kopf spürte und aufblickte. Beifall schallte zu mir hoch und ich kniff etwas verlegen die Augen zusammen. Endlich konnte ich mein Land regieren und die Fehler der Vergangenheit wieder gutmachen! „Ich danke euch allen für euer Vertrauen! Ich werde euch nicht enttäuschen!“, sagte ich entschlossen und die Zuschauer applaudierten erneut. Er sah so stark aus als König, so… mächtig. Plötzlich wandte sich Kurogane zu mir um. „Du, Chii von Valeria, bist die Frau an Yuuis Seite und hast sein Vertrauen in sich selbst zurückgeholt. Ganz Ceres hat dir einiges zu verdanken. Nur dank dir konnte der wahre König den Thron besteigen und das Land befreien. Damit du auch weiterhin das Gleichgewicht dieser Welt erhalten kannst, kröne ich dich, Chii von Valeria, zur rechtmäßigen Königin!“ Tränen waren mir in die Augen gestiegen. Ich… hatte Fye geholfen sich selbst zu finden? War das wirklich allein mein Verdienst gewesen? Doch seine Worte rührten mein Herz und breiteten sich dort zu einer wohltuenden Wärme aus. Ob Yuui die an ihn gerichteten Worte wohl auch so empfunden hatte? „Vielen Dank für deine Worte, Kurogane-san. Ich fühle mich zutiefst geehrt, hier an Yuuis Seite stehen zu dürfen. Ich werde alles in meiner Machtstehende tun, um das Königreich in einem Zeitalter des Friedens zu erhalten - mit dem König an meiner Seite.“ Allgemeiner Beifall erschallte und Fye drückte lächelnd meine Hand. Ich strahlte zurück. Das hier war einfach der schönste Tag meines Lebens!!   „Und was ist dann passiert, Mama?“, fragte der braunhaarige Junge und Sakura musste lächeln. Er sah seinem Vater so ähnlich… Sogar die Art und Weise wie er fragend die Augenbrauen hochzog. „Nach ihrer Hochzeit habe ich Chii gesagt, dass sie sich ausruhen sollte, ich habe durch meine Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken gesehen, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger war. Kurogane, Shaolan, Mokona, Watanuki, die Hexe und ich sind in unsere Welten zurückgereist.“ „Und was musstest ihr nun als Preis bezahlen, um in eure Welten zurückkehren zu können?“, unterbrach Koji nun Sakura. „Das mein Lieber… bleibt mein Geheimnis!“ Der Junge schmollte augenblicklich. „Vielleicht werde ich es dir irgendwann erzählen. Wenn du älter bist… Dann verstehst du es vielleicht… Also, um wieder zu unserer Geschichte von eben zurückzukommen: Neun Monate nach der Krönung habe ich dann der Königin Chii bei der Entbindung geholfen. Sie hat einen gesunden Sohn zur Welt gebracht.“ „Und wie haben sie ihn genannt?“, fragte Koji und die junge Frau lächelte ihn an. „Kannst du dir das nicht denken? Sie haben ihn nach dem Mann benannt, der so lange Zeit durch Yuui weitergelebt hat. Sie haben ihn „Fye“ genannt. Und heute, vor genau zehn Jahren, ist er geboren worden, deswegen gehen wir heute alle zusammen nach Valeria. Um auf die Geburtstagsfeier des Thronerben zu gehen!“ „Und ich darf mit?!“, fragte der kurzhaarige Junge und Sakura nickte. „Ja, dieses Jahr darfst du mit. Schließlich bist du ja nur ein Jahr jünger als Fye. Ihr werdet euch sicherlich gut verstehen! Also dann, wenn dein Vater endlich fertig ist…“ Doch die Priesterin von Clow Country wurde unterbrochen: „Sakura-chan? Sind Koji und du schon fertig?“ „Ja, Shaolan-kun, wir sind schon lange fertig! Du auch?!“ „Jaaaa!“, rief es aus dem anderen Zimmer. „Gut, dann können wir ja los. Bist du bereit, Yuui, Chii und Fye von Valeria mit all unseren anderen alten Freunden kennenzulernen?“, fragte Sakura ihren Sohn und er sprang urplötzlich vom Boden auf. „Na klar bin ich bereit!“, rief er und hatte enthusiastisch die Faust zusammengeballt. Die Königin von Clow Country lächelte. „Schön, dann lass uns gehen!“ Vor dem Zimmer schlossen sich Mutter und Sohn Shaolan an und lächelnd gingen sie zu dritt, Arm in Arm als eine Familie in das helle Licht hinein, das immer leuchtender strahlte und sie schlussendlich verschlang. Alles, was sie noch in ihrer Welt hinterließen, war eine große, helle Feder, welche wohl von Sakuras Gewand abgefallen war. Doch die Feder würde auf die Familie warten… bis sie wieder zurückkehrten. Shaolan und Sakura, die ihre Reise abgeschlossen hatten, den Thron von Clow Country bestiegen hatten und nun gemeinsam mit ihrem Sohn in dem großen Schloss wohnten. Nur noch eine Feder erinnerte an ihre bis vor kurzem andauernde Anwesenheit. Eine letzte Feder der Erinnerungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)