You are someone in the world, but for someone you are the world! von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 37: Eine Hochzeit, zwei Brüder und drei geplatzte Bomben - Teil: 2 -------------------------------------------------------------------------- Keiner konnte sich bewegen und alle hielten scheinbar die Luft an. Unangenehme Spannung herrschte in dem kleinen Raum. Meine Mutter und meine Cousine standen in der Tür und machten reichlich erschütterte Gesichter. Reita klammerte sich mit ziemlicher Kraft in meinen Hüften fest. Da wo seine Hände eben noch zärtlich ruhten, bevor die Tür auf ging. Mein Herz schlug mir bis zu Hals und es war definitiv kein angenehmes Herzklopfen mehr wie zuvor – es war erdrückend und schwer. Gott sei Dank ließen mich die Hände nicht los und ich glaube, sie waren auch gerade nicht in der Lage dazu. Meine Knie waren auf einmal so wackelig und wollten mich nicht fast mehr tragen. Ich vernahm am Rande meiner Panik, wie die Zahnspange mit der kindischen Aussage: „Ey, den wollte ich doch haben...“ kommentarlos aus dem Türrahmen, nach draußen in den Saal zurück geschoben wurde und die Tür sich zwischen den Beiden schloss. Ich konnte mich noch immer kaum bewegen. Erst als die zittrige Stimme meiner Mutter ertönte und sie mich fragte: „Ta-... Takanori... was... was machst du da bitte...?“ Ihre Hand bildete eine Faust an der Brust – der Stelle über ihrem Herzen, als würde das symbolisieren, wie es gerade zerbrach und sie die Splitter wieder zusammendrücken wollte. Es gab kein Zurück... Kein Weg führte hier raus... außer die Wahrheit. Ich brauchte erst mal einen Moment, um meine Gedanken zu sammeln, krallte meine Hände in Akria's Oberteil und presste mein Gesicht an seine Brust, als könne er mich davor beschützen, was jetzt auf mich zu kommen würde. Mir wurde furchtbar schlecht... Zum Einen: weil ich in dem Moment als die Tür aufging Reita einfach von mir stoßen wollte, mich aber im Schockzustand nicht bewegen konnte und nun mehr oder weniger so da stand, als wäre nichts. Im Gegenteil, ich klammerte mich jetzt auch noch hilflos an seinen dünnen Körper fest, weil ich den Halt brauchte. Ich übte – wütend auf mich selber – Druck mit den Fingern auf seine Brustmuskeln aus, als wolle ich ihm die Schuld an allem geben. Er war nicht schuld... das war er nie... Ich hab ihn gesehen und wollte ihn 'haben'. Ich bin ihm hinter her gelaufen und habe nicht locker gelassen. Ich selbst hab dafür gesorgt, das ich letztlich alles so bekommen hatte wie ich es wollte... und nun habe ich kaum den Mut es zuzugeben. Das Schlimme ist das Akira mehr oder minder mein Spielball ist, auch jetzt. Er musste darauf vertrauen, das ich ihn hier heil wieder raus kriege, denn ohne mich – bzw. meinem Dickschädel, wäre er nicht hier und hätte sich nie drauf eingelassen... Als mir das klar wurde, nachdem meine Mutter ihre Frage ziemlich harsch wiederholte und Rei sich nicht bewegte, wurde mir eines klar: Egal wie das hier heute ausgehen mag, ich werde einmal dazu stehen und wenn ich dafür die Konsequenzen tragen muss. „Sag mir nicht, das es das ist wonach es aussieht, Takanori!“ forderte sie wütend und ich befreite mich darauf von Reita's festem Griff seiner Starre. „Doch... Mutter... es ist so wie es aussieht...“ gab ich betreten zu, trat ein Stück von meiner menschlichen Stütze weg und stellte mich vor sie. Mit bebenden Lippen blickte sie mich an und fragte krächzend: „Wer ist das da...?“ „Er...“ begann ich und bemerkte wie nun auch der Gemeinte sich wieder zu bewegen begann. Da ich wusste das Rei in solchen Situationen zu übertriebener Ironie neigt und sicher auch in Momenten wie diesen, Sätze wie: 'Ich bin der, der ihrem Baby jede zweite Nacht das Hirn aus dem Schädel vögelt, Frau Matsumoto – freut mich sie in solch angenehmer Atmosphäre kennen zu lernen' raus haut, antwortete ich lieber schnell: „Das ist Akira... er ist so was wie mein Freund...“ „Dein F-... Fff-...“ brachte sie das Wort nicht über die Lippen, so aufgewühlt schien sie. Im nächsten Moment hatte sie wohl eine Kurzschlussreaktion, denn sie schrie – nicht sehr laut, aber gewissermaßen mit 'Nachdruck': „Ich dachte die ganze Zeit das du eine Freundin hast, dabei verheimlichst du mir 'so was'!“ und knallte mir mit der flachen Hand eine auf die linke Wange. Damit hatte ich nicht gerechnet... Taumelnd fiel ich nach hinten und wurde zum Glück noch aufgefangen, eh ich über den Bierkasten gestolpert wäre, den ich vor nicht allzu langer Zeit noch hinaus tragen wollte. Das... das hatte sie noch nie getan... Nie... Ich blickte mich benommen um. Der Schlag tat im Moment nicht sehr weh, aber die Wucht und der Alkohol in meinem Blut taten ihr Übriges. Reita's Augen blitzen vor Wut. Er biss sich auf die Lippen, machte jedoch nichts und knurrte gedämpft: „Raten sie warum ihr Sohn nie ein Mädchen mit nach Hause geschleppt hat, auf das sie dann offenbar stolz gewesen wären!“ „Halten sie sich da gefälligst raus, das geht sie nichts an!“ zischte meine Mutter zurück. Im selben Moment öffnete sich erneut die Tür und mein Vater war zu hören: „Schatz, hast du meinen Fotoapparat... … gesehen... Was ist denn hier los? Takanori was macht denn dein Nachhilfe-Lehrer hier?“ wollte er völlig verwirrt von der Situation wissen, blickte auf meine schmerzende und vermutlich rote Wange die ich hielt. „Nachhilfe-Lehrer? Oh nein... 'der da' ist was ganz anderes! Und nehmen sie endlich ihre perversen Griffel von meinem Sohn!“ keifte sie weiter und mein konfuser Vater beobachtete mich dabei, wie ich die Knöpfe meines Hemdes wieder zu machte. So langsam schien auch ihm ein Lichtlein auf zu gehen. Akira schnaubte verächtlich und war sichtlich im Zwiespalt mit sich selbst, jetzt nicht irgend etwas wenig Hilfreiches zu sagen. Sie blickte ihn abwertend an und fragte dann relativ ruhig: „Takanori... wie alt ist der Mann?“ Doch eh ich auch nur ansetzen konnte auf die Frage zu antworten, kam mir Rei zu vor: „Takanori... wie alt ist deine Mutter?“ „Na hören sie mal, das geht sie ja wohl einen feuchten Scheißdreck an!“ schimpfte sie zurück und er kommentierte das mit: „Na bitte, da haben sie ihre Antwort!“ „Also das ist doch...“ begann sie wieder und brach den Satz ab. Ich wusste das er sich nicht zurück halten könnte, aber es war sein gutes Recht sich zu wehren. Mein wortkarger Vater stand immer noch an der mittlerweile wieder geschlossenen Kammertür, als diese sich erneut öffnete und mein Bruder sich zum Schauplatz/Schlachtfeld gesellte: „Was geht denn hier ab? Hab ich was verpasst?“ „Nicht nur du mein Sohn..“ kam es nun von meinem Herrn Papa, der hinter der offenen Tür hervor lugte und sie nun hinter meinem Bruder wieder schloss, welcher ebenfalls eingetreten war. „Klärt mich auf...?“ sprach Hideto erwartungsvoll und blickte mit großen Augen in die Runde. „Dein Bruder ist seid neustem schwul...“ klärte sie ihren Erstgeborenen kurz und bündig auf und dessen Augenbrauen schnellten in die Höhe, eh er fragte: „Ja und?“ „Wie 'ja und' ? Wusstest du das etwa?“ sprach meine Mutter meine Gedanken in diesem Augenblick aus und wartete auf eine Antwort seitens des Neuankömmlings. „'Gewusst' würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, aber ich hab's geahnt“ gab er völlig gelassen von sich und hatte damit die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, inklusive Meiner. Hideto interpretierte meinen überrascht fragenden Gesichtsausdruck richtig und beantwortete die stumme Frage nach dem 'Woher er das weiß' mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen: „Na ja er ist doch mein Bruder, der kleine Hosenscheißer hier, so was weiß man eben als großer Bruder, wenn man ihn seid dem ersten Tag seines Lebens kennt – an dem er in die Windeln gemacht und das ganze Haus damit verpestet hat....“ Wie nett... danke Hide... das du solch private Details aus den ersten Tagen meines Lebens so raus posaunst – das beeindruckt meinen Reita bestimmt maßlos! Als ob der oder irgend wer anderes nicht in Windeln geschissen hätte! „... Und... weil er völlig desinteressiert war, mit mir Pornos zu gucken. Sorry Hosenscheißer, aber ich hab dich sehr oft gefragt, ob du und dein Kumpel Kai mit bei mir und meinen Freunden diverse Filme ansehen wollt, aber du bist lieber shoppen gegangen. Nachdem ich wusste das alle kleinen Brüder meiner Freunde und auch das, was ich von mir selbst weiß – spätestens mit 15 einen Porno sehen wollten und du mit 17 immer noch nicht, konnte ich auch den Fakt 'Spätzünder' ausschließen.“ Oh doch Bruderherz... Ich habe sehr wohl Porno's geguckt, als es mir – dank Kai – klar war, das ich auf Kerle stehe. Aber da war lediglich ein Heten-Porno dabei... und nachdem sie dort den Kerl kaum gezeigt haben und der dazu auch nicht mal sonderlich sehenswert war, hab ich mich eben lieber einem anderen Bereich gewidmet, an dem du sicher nicht ganz soviel Freude gehabt hättest – aber das muss man hier ja nun nicht unbedingt noch erwähnen... „Warum hast du mir nichts gesagt!?!“ schrie meine Mutter nun auch ihren Erstgeborenen an und dieser winkte abwehrend mit den Händen: „Das ist Taka's Entscheidung gewesen, nicht meine und um ehrlich zu sein, jetzt wo ich weiß wie du hier ab gehst Mutti... würde ich dir so was auch nicht sagen wollen.“ Ich hatte meinen Bruder immer für einen Menschen gehalten den scheinbar nicht viel mehr interessiert, als ein schönes Leben zu haben, aber auch da habe ich mich wohl getäuscht. Auch ihn ihm steckt mehr als man zunächst glaubt. Wieder einmal fühlte ich mich schlecht, da Hideto mich irgendwie sehr viel besser kannte, als ich ihn. Er wusste was mit mir los war, schon bevor ich es wirklich wusste. „Freut mich dich endlich persönlich kennen zu lernen, Suzuki richtig? Und diesmal hast du sogar oben herum was an.“ richtete mein Bruder nun das Wort an Akira und hielt ihm die Hand hin. Zögerlich griff Angesprochener danach und hob fragend eine Augenbraue: „Ich hab dich schon mal 'oben ohne' in der Schreibtisch-Schublade vom Hosenscheißer liegen sehen.“ erklärte er schmunzelnd und Rei hob nun überrascht die zweite Braue an. Mir fiel eine kleine versteckte Info in seinem Satz auf und ich moserte empört: „Warum wühlst du in meinen Sachen rum!“ – mal ganz ab von der Tatsache, das mein Brüderchen mich schon immer gerne Hosenscheißer nennt – warum weiß ich nicht, aber ich schätze das führt auf eine Zeit zurück, in der ich gerade den Windeln entwöhnt wurde und sicher das ein oder andere Malheur passiert war – kommt vor mit 3 Jahren.... „Beruhige dich Kurzer, ich hab nur 'n Block gesucht um etwas aufschreiben zu können und Mutti hat mich in dein Zimmer geschickt, da hab ich ihn in deiner Zeitung gesehen und mir meinen Teil gedacht. Aber das du dir gleich so 'n Model krallst... alle Achtung!“ ergänzte er und schien meine Mutter mit seiner lockeren Art damit umzugehen, wieder ein wenig runter gebracht zu haben. Sorgen bereitete mir allerdings immer noch mein Vater, denn der hatte sich bisher nicht viel geäußert – völlig untypisch für ihn – und sich das Geschehen aus seiner Ecke neben der Tür betrachtet. „Eigentlich wollte ich jetzt für den Knüller des Abends sorgen, aber ich fürchte du bist mir zuvor gekommen Taka.“ begann Hideto und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich: „Was willst du denn damit sagen?“ hakte ich vorsichtig nach und rechnete schon mit allem, als er antwortete: „Also eigentlich bin ich ja nicht so für den ganzen Hochzeits-Kram, aber Koko wollte das gerne und ich konnte ihr eben den Wunsch nicht abschlagen – vor allem jetzt nicht... Ich... ich werde bald Papa!“ platzte nun die eigentlich gute Neuigkeit aus ihm heraus, doch die Freude war doch angesichts meiner 'Verfehlung' arg gedämpft. Während mein Vater meinem Bruder anerkennend auf die Schulter klopfte, murmelte meine Mutter: „Oh nein, nicht du auch noch...“ „Wie 'nicht du auch noch'? Unser Model hier wird ja wohl kaum vom Kurzen schwanger werden.“ kam es noch recht amüsiert von Hideto und dann traf ihn mit einem mal der Schlag: „Nein! Mutter! Du!?!“ Angesprochene schwieg jedoch einen Moment und erklärte: „Ich bin einen Monat drüber und weiß es noch nicht... Ich wollte abwarten und euer Vater auch...“ Jetzt war auch ich erschüttert. Das Koko und Hide 'einen Treffer gelandet' haben, hab ich mir ja schon fast gedacht, da meine frischgebackene Schwägerin reichlich vergesslich ist und wohl ab und an die Pille nicht genommen hatte – wie ich beim Kaffeeklatsch mal nebenbei erfahren hatte. Nichts was einen irgendwie aus den Latschen gehauen hätte... Aber meine Mutter??? Ich persönlich kann mir im Moment rein gar nicht vorstellen Vater zu werden. Nun gut, ich hab jetzt auch noch Zeit mir um so etwas Gedanken zu machen, aber komisch ist es schon... irgendwie... Ich meine, Hideto ist 23 und Koko ein Jahr älter als er, trotzdem finde ich es zu früh für ein Kind. Gerade weil auch die beiden schon immer ein wenig chaotisch waren... Reita lehnte derweil ebenfalls wortlos mit dem Unterarm an den gestapelten Kästen und wartete das weitere Handeln der Beteiligten ab. Die trügerische Ruhe, die einen Moment die gespannte Atmosphäre beherrschte, wurde durch das leise resignierte Fragen meiner Mutter durchbrochen, als sie sich an mich wandte: „Habt... ihr... habt ihr Sex...? Ich nickte nur und senkte den Kopf, während sie sich mit fassungslosem Gesichtsausdruck die Hand vor den Mund hielt und nach einem Augenblick nuschelte: „Wie oft schon...?“ „Oft... ich hab nicht mit gezählt...“ beantwortete ich die Frage und vernahm wie mein Vater tief die Luft einsog und offenbar sehr zornig die Kammer verließ. „Komm zurück, hier geht es um deinen Sohn!“ schrie meine Mutter ihm hinter her und man hörte nur noch ein mit der Musik vermischtes: „Das weiß ich gerade nicht so genau...!“ von ihm – es versetzte mir einen ziemlich herben Stich in der Brust und ich setzte mich erst mal auf den Kasten, um tief durch zu atmen. Hideto trat ebenfalls hinaus, mit den Worten: „Ich rede mit ihm...“ und ging meinem Vater hinterher. Meine Mutter ist zwar ziemlich ausgeflippt und schien auch noch nicht fertig zu sein, aber wenigstens 'überlegte' sie nicht, ob ich noch ihr Sohn sei. Trotzdem fragte sie leise: „Wie konntest du mir das nur antun, mein Baby... Was hab ich denn falsch gemacht?“ „Nichts hast du falsch gemacht Mutter... Es ist wie es ist und ich war schon immer 'so'. Das kann man sich nicht aussuchen oder 'wegmachen'. Kommt auch bei Tieren vor...“ versuchte ich zu erklären und Akira meldete sich zu Wort: „Ich muss hier raus...“ er kam zu mir und legte seine Hand in meinen Nacken, kraulte kurz und presste seine Lippen ganz flüchtig auf meine Stirn. Meine Hand fand an seinen Arm und fuhr diesen entlang, als er an mir vorbei ging; über seine Handfläche und er sich Schritt für Schritt von mir entfernte, bis sich unsere Fingerspitzen schlussendlich von einander trennten, er nun auch aus der Kammer trat und meine Mutter mit bebender Stimme sagte: „Fassen sie ihn nicht an... er ist doch mein kleines Baby....“ „Ich warte draußen...“ flüsterte Rei und verschwand in der übrigen Menge der noch anwesenden Hochzeitsgäste. „Ich bin nicht mehr das kleine Baby... Ich bin 17 und irgendwann bin ich volljährig, dann kann mich nichts und niemand mehr daran hindern Akira zu sehen... und bei ihm zu bleiben, wenn wir das so wollen“ flüsterte ich mit noch immer gesenktem Kopf und setzte zum Gehen an, um meinem eigenen Vorhaben treu zu bleiben und Reita zu folgen. „Wenn du jetzt durch diese Tür gehst, dann brauchst du nicht mehr wieder zu kommen...“ krächzte sie verzweifelt und begann zu weinen. Mein Herz wollte das ich sie tröste, doch mein Kopf sagte: Lass sie, auch sie muss lernen ihre Söhne los zu lassen. Es tut mir leid... Ich wollte das nicht... nichts 'so'... Verzeih mir... Langsam schritt ich aus dem kleinen Raum, durch den großen Saal hindurch und nach draußen, atmete tief die frische kühle Luft ein und blickte mich um. Am Tor stand Reita mit verschränkten Armen und unterhielt sich mit meinem Bruder. Ich ging auf die Beiden zu und räusperte mich. Rei sah aus wie ein getretener Hund und Hideto legte brüderlich einen Arm um meine Schulter. „Scheiße Hide... Ich hab's total verbockt...“ murmelte ich und Angesprochener klopfte mir ermutigend auf den Arm: „Ich rede mit den Beiden, das kriegen wir schon wieder hin...“ „Du und ein Kind... das kann was werden...“ versuchte ich nun zu lächeln und er konterte: „Ich glaub es werden 2, aber sag es noch keinem... einer der Beiden ist nicht so weit entwickelt wie der andere zur Zeit, aber das kann sich noch normalisieren... abwarten“ „Oh...“ war mal wieder das einzige, was ich beizutragen hatte. Eigentlich wollte ich auch von den ernsten Themen ablenken und nicht ins Nächste schliddern und begann nach einem schweigsamen Moment: „Was sollte eigentlich der Vortag über die Porno's mhmm? Weiß Koko davon?“ „Ja aber seid ich sie hab, guck ich das nur noch mit meinen Kumpels an, um auszuwerten wie schlecht und billig das oftmals wirkt“ sprach er und ich entgegnete dem: „Mein Reden, die Weiber da sind auch nicht mein Fall.“ Mein Bruder wuschelte über meinen Kopf und ließ mich wissen: „Ich hab damals mit Absicht gesagt, das du 'Jemanden' mitbringen darfst und nicht explizit eine Freundin – für den Fall das...“ „Danke Hide... das wenigstens du hinter stehst...“ wollte ich mal los werden und er witzelte: „Das 'hinter dir Stehen' überlass ich lieber ihm.“ deutete auf Rei und ich boxte ihm spielerisch in die Seite. „Was machst du eigentlich noch hier? Ich dachte du wärst schon längst in den Flitterwochen.“ wollte ich wissen und mein Bruderherz sprach: „Unser Flug wurde auf morgen Abend verschoben, wegen einem Sturm oder so. Ich geh dann mal wieder rein und versuche die Wogen zu glätten, eh wir abfliegen. Hau rein Kurzer, man sieht sich!“ und winkte mir und Akira im Gehen zu. Seufzend betrachtete ich die Sterne am Himmel und ließ alles noch einmal Revue passieren. Es waren zu viele Gedanken auf einmal, die mir nach diesem Abend durch den Kopf rasten und ich knurrte missmutig. Rei faltete seine Arme auseinander und legte seine Hand in meinen Nacken, begann zögerlich zu kraulen und dirigierte meine Kopf an seine Brust. Ein weitere tiefes Seufzen entkam mir und seine Arme legten sich auf meine Schulter. Ich trat einen Schritt näher und umarmte ihn kurz, bevor meine Hände in die Gesäßtaschen meines schweigsamen Gegenübers fuhren und dort blieben. Reita murrte nicht, hielt einfach still und ließ es zu. Einige Gäste die die Hochzeits-Feier nach und nach verließen und uns am Pfeiler des Eingangstores stehen sahen, blickten uns mit den verschiedensten Gesichtsausdrücken, Gestiken und Lauten entgegen. Die Meisten verächtlich, Andere belustigt und nur ganz Wenige zeigten so was wie ein ehrliches Lächeln. Im Gegensatz zu ein paar Stunden zuvor, war es mir nun völlig egal wer etwas gegen 'uns' hatte, denn Akira war das Einzige was ich jetzt noch hatte und der mich zu diesem Zeitpunkt in den Armen hielt. Weder ist er davon gerannt, noch hat er mich weggeschickt... Ich wüsste nicht, was ich in meiner Dummheit an seiner Stelle getan hätte. Ganz dicht drängte ich mich an seinen Körper und hob meinen Kopf an, sah in die nachtschwarzen Augen, welche von zwei kleinen glänzenden Punkten erhellt wurden – dem Licht der Straßenlaterne neben uns. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, legte meine Lippen zart auf seine und küsste Rei einfach vor den Menschen, die ebenfalls draußen waren und die Einfahrt verließen. Ich wollte ihm für alles danken, was er für mich getan hatte – ob nun bewusst oder unbewusst und war mir sicher, er hat so einen zickigen, eifersüchtigen... dummen Dickschädel wie mich nicht verdient und schlägt sich trotzdem mit mir rum. „Warum tust du das...“ hauchte ich leise, in dem sehr zurückhaltend zarten Kuss hervor und Angesprochener antwortete mir, indem er den sanften Kuss einfach fortsetzte. Meine Hände rutschte aus seinen Hosentaschen nach oben; eine legte sich an seinen Nacken und kraulte zaghaft, die andere lag ruhig an seiner Hüfte. „Ihhh wie eklig!“ hörte ich die Stimme eines kleinen Mädchens – etwa 7 oder 8 Jahre – ich kenne sie auch nicht näher, war aber scheinbar verwand, bekannt oder nun verschwägert. Reflexartig wollte ich meinen Kopf zu ihr drehen, doch Akira's Hand hielt ihn auf und drehte mich wieder mit sanfter Gewalt zu sich, setzte den Kuss erneut fort, als wolle er nicht das ich hin höre. Einen Moment später vernahm ich eine weitere mir unbekannte Stimme – ich würde tippen das es die Mutter des kleinen Mädchens war und sie sprach: „Sieh da nicht hin mein Spatz, das ist unnatürlich und widerwärtig!“ Reita's Hand hielt mein Gesicht bei sich und er presste seine Lippen fester auf meine, wohl wissend das ich es gehört hatte. Ich kniff die Augen zu, weil es weh tat – vor allem weil meine eigenen Eltern das Gleiche zu denken schienen und eine einzelne Träne rann über meine Wange. Ein warmer Daumen wischte sie weg, als mein Gegenüber den Kuss löste und flüsterte: „Lass uns abhauen... Glaub wir sind hier nicht mehr erwünscht...“ Ich nickte ihm zu, denn offenbar würde ich heute Nacht nichts mehr von meinen Eltern sehen. „Was machen wir jetzt?“ fragte ich leise und er hauchte: „Nach Hause...“ „Ich will nicht nach Hause... weiß nicht mal ob ich so was noch habe...“ nuschelte ich an seiner Schulter und es dauerte einen Moment bis er sprach: „Nimm meinen Helm, steig mit mir aufs Motorrad und wir fahren zu dir, du packst ein paar Klamotten und was du so brauchst, dann kommst du erst mal mit zu mir und dann sehen wir weiter.“ „Ich weiß nicht ob das so gut ist... Was wenn du mich plötzlich nicht mehr haben willst und mich wieder vor die Tür setzt?“ murmelte ich mit gesenktem Haupt, denn das wäre ja nicht das erste mal, das er mich weg schickt... „Taka ich setzt dich nicht vor die Tür und schon gar nicht, wenn du nicht weißt wohin, so ein Riesen-Arschloch bin ich nun auch wieder nicht... außerdem, wen wolltest du bitte um die Uhrzeit noch wach machen?“ tadelte er mich und dirigierte mich zu seiner Maschine. Sicher könnte ich auch Kai fragen, bei dem dürfte ich sicher auch ein paar Tage bleiben, aber es ist leider immer noch die Entscheidung seiner Eltern und nicht seine, zudem ist es mitten in der Nacht und ich war ja in letzter Zeit sowieso fast mehr bei Rei als zu Hause... „Hast du nur einen Helm? Dann behalte Deinen...“ murmelte ich zaghaft, den Kopfschutz zurück reichend und Akira knurrte: „Nimm den Helm und gib Ruhe..! Ich fahre langsam und versprech' dir, das nichts passiert... jetzt nimm das Ding!“ Eh ich mich treten lasse, kam ich seiner Aufforderung nach und nahm dann hinter ihm platz. Rei fuhr wirklich nicht schnell und ich hoffte das uns Niemand anhält, weil er keinen Helm auf hat. Wenigstens einmal war uns das Glück hold und wir bogen ungesehen in die Einfahrt meines Elternhauses. „Ich warte draußen, die frische Luft tut gut...“ ließ er mich wissen, ich nickte und ging hinein. In meinem Zimmer fühlte ich mich nun sehr seltsam, es war so viele Jahre mein Reich und nun... werde ich es auf unbestimmt Zeit verlassen. Seufzend schnappte ich meine Tasche, die ich immer für Klassenfahrten und anderen Reisen verwendet habe, stopfte sie mit Klamotten voll und einen Rucksack mit einigen anderem Kram wie Bad-Utensilien. Oh man... Reita wird mich erschlagen, wenn er den ganzen Plunder sieht... Meine Schultasche wurde auch mit allem was ich dafür brauchen würde gefüllt und war damit auch so gut wie fertig mit packen. Ich musste mich beeilen, da ich meinen zurückkehrenden Eltern nicht unbedingt über den Weg laufen wollte. Akira stand draußen vor der Tür, rauchte eine Zigarette und starrte in den Himmel. Wieder so ein melancholischer Anblick... er macht ihn so unnahbar, sexy und ein wenig beängstigend ist es auch. Ich stellte kurz meine Tasche ab und drehte mich noch einmal zum Haus herum und betrachtete es ein letztes mal, als Rei mich leise ansprach: „Hast du alles?“ Mein Kopf legte sich schief und blickte zu ihm, ich griff nach seiner Hand, lächelte und hauchte: „Jetzt schon...“ „Taka du bist so kitschig“ schmunzelte er, schnippte die Kippe weg und meine Haare wurden – zum x-hundertsten Mal heute – verwuschelt, bevor ich dem Objekt meiner Begierde seufzend hinterher dackelte. Die große Tasche schnallte ich mir umständlich auf den Rücken, setzte den Helm wieder auf und nahm meine Schultasche zwischen unsere Körper, Reita hatte den Rucksack vorne am Bauch und schon ging es mitten in der stillen Nacht los – noch langsamer als zuvor – in mein vorübergehendes, neues Zuhause. ___________________________________________________ Jaaa *seufz* so war das... Da hat Reita nun sein Lieblingsspielzeug bei sich zu Hause wohnen, ob die beiden klar kommen werden? Wird Ruki's Hintern je wieder das Tageslicht sehen? x) Spässle... Öhm ja... ich hoffe das der Ernst des Thema's auch mit ein wenig Zwischen-Humor noch klar rüber kommt, das Eltern ihre Kinder sehr oft nach dem Outing ungerecht behandeln oder eben sehr viel schlimmere Sachen passieren... Zudem auch wie die Kategorie: 'Verwandte, Bekannt usw.' auf so was reagiert – zumeist nicht gerade freundlich oder entgegenkommend. Und (k.A. ob ich das noch erwähnen muss aber) wieder mal mehr Worte als geplant x.X... Merde... ich frag mich wie ich das nur immer mache... Aus sooo kleinen Notizen SOOO GROßE Kapitel zu basteln (mit Nachwort ~ 4300 Worte)... ^^ Vorschau: Taka's Gedanken sind total durcheinander und er grübelt über sich und die Zukunft. Rei fühlt sich schuldig und will seinen Kleinen auf andere Gedanken bringen – wie das aussehen soll, kann man sich bei ihm denken, nur Taka... der ist noch ziemlich geknickt und weiß nicht so recht. Da Akira aber ein hoffnungsloser Charmeur ist und weiß wie er seinen Kleinen rumkriegt, hat er doch ganz gute Chancen – aber schafft er es? Außerdem lernen sich die Beiden 'besser' kennen in dem sie reden und noch etwas anderes nimmt dort seinen Anfang. p.s. Die Berta-Fans kommen dann hoffentlich im darauf folgenden Kapitel auf ihre Kosten x) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)