You are someone in the world, but for someone you are the world! von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 10: … und manchmal ist es an Schmerz kaum noch zu übertreffen. ----------------------------------------------------------------------- Sofort sprang ich auf und rannte ins Schlafzimmer, wo ich aber keinen Reita vorfand. Im Wohnraum war er auch nicht, also blieb nur noch das Bad, wo ich auch fündig wurde. Er starrte geistesabwesend in den Spiegel, lehnte dabei über dem Waschbecken und ich trat langsam näher. Er hatte eine Rasierklinge in der Hand und einige Tropfen Blut waren im Waschbecken. Meine Alarmglocken schrillten und ich schrie: „Sag mal spinnst du?“ und nahm ihm die Klinge aus der Hand. Wortlos bückte er sich nach dem Rasierer auf dem Boden und ließ sich dann plötzlich kraftlos mit einem Schmerzensschrei fallen. „Scheiße Reita, was ist denn los? Wieso willst du dich umbringen?“ plärrte ich hysterisch weiter und Angesprochener sah verwirrt zu mir und hauchte: „Was redest du für einen Mist, man... Ich will mich doch nicht umbringen. Ich wollte mich rasieren und eine neue Klinge einlegen, hab mich geschnitten dabei...“ Misstrauisch ließ ich mich zu ihm auf den Boden sinken und meinte: „Und deswegen siehst du so apathisch aus? Erzähl mir keinen Scheiß, man!“ „Ich... hab mich nur an etwas erinnert, woran ich mich nie wieder erinnern wollte... Mehr nicht... Du siehst zu viele schlechte Soap's...“ knurrte er und fischte nach dem herunter gefallenen Nassrasierer auf den Fließen, der vermutlich das Poltern vorhin verursacht hatte. „Willst du es erzählen? Vielleicht hilft es...“ Ich war mir fast sicher es lieber nicht hören zu wollen, wenn es da noch mehr solcher Erlebnisse gab, aber es war nun mal mein Reita... ich wollte einfach alles von ihm wissen – auch so etwas. Skeptisch blickte er zu mir, bastelte derweil seinen Rasierer zusammen und sprach: „Du bist ganz schön neugierig kleiner Takanori...“ ertappt senkte ich mein Haupt und nuschelte: „Mag sein... aber ich will doch nur helfen...“ „Mir ist nicht mehr zu helfen, such dir da lieber Jemanden mit Aussicht auf Erfolg... Ich weiß eigentlich nicht mal warum ich dir das gestern erzählt habe...“ brummte er und ich konterte: „Ich will aber nicht Irgendwem helfen! Ich will Dir helfen!“ „Meine Schwester wollte sich damals umbringen! Das ist passiert... Nervensäge.“ zischte Reita zornig und sah mich eindringlich an. Ich versuchte mir die Frage nach dem 'Warum' zu verkneifen, doch mein Gesichtsausdruck muss sie doch gestellt haben... Er seufzte ergeben, legte den Kopf in den Nacken und lehnte sich an den Schrank neben dem Waschbecken, holte mehrmals tief Luft und ließ mich eine weitere Grausamkeit wissen: „Er... - unser Vater hat sie mehrmals missbraucht. Sie wollte das nicht mehr und hat sich deswegen das Leben nehmen wollen. Sie sah damals wohl keinen anderen Ausweg... Das habe ich aber auch erst erfahren, als ich sie mit aufgeschlitzten Handgelenken und mehreren Schmerz- und Schlaftabletten-Packungen im Bad gefunden hatte. Ich bin mit ins Krankenhaus gefahren. Da haben sie es mir gesagt...“ Das darf doch nicht war sein.... Eine eisige Gänsehaut überzog meinen Körper und ich begann zu zittern. Das ist ein Horrorfilm... „...Für mich kam nur ein Täter in Frage und als sie wieder ansprechbar war, hat sie darauf aber nicht geantwortet und auch keine Anzeige erstattet. Aber alles deutete darauf hin, das er es war. Vermutlich hat er ihr gedroht was passieren wird, wenn sie ihn verraten würde. Er hat sie nie besucht – war auch besser so... Sie hätte ihn sicher nicht sehen wollen und kam auch gleich nach dem es ihr besser ging in die Rehabilitation, oder so.... Seit dem hab ich sie nie wieder gesehen; ist anschließend sofort weg gezogen. Ist vielleicht auch besser gewesen...“ Seine Schwester tat mir so Leid... Doch Reita schien noch nicht fertig, denn er blickte mit leicht aufgerissenen Augen auf die Wand gegenüber, als würde sich da der Horrorfilm abspielen. „... Eines Abends kam ich nach Hause - es gewitterte von der übelsten Sorte und ich wollte mir nur schnell eine Jacke holen... und da stand er in meinem Zimmer. Hatte offensichtlich fest gestellt das meine Schwester und ich das selbe Magazin mit dem selben nackten Kerl in der Schublade hatten. Er hat mich beschimpft, verflucht, geschlagen, getreten, bespuckt und...“ Reita hielt inne und starrte immer noch apathisch an das Fliesenmuster der Wand, ich schluckte hart. Irgendwie hatte ich das Gefühl ich wüsste was jetzt kommen würde, doch ich fragte kaum noch hörbar: „... und..?“ Er sah nun aus glasigen Augen zu mir und krächzte: „Was denkst du wohl...hm..? Gefickt hat er mich... Vergewaltigt... und es hat ihm gefallen dem Drecksack. Es tat höllisch weh, ich hab geblutet wie Sau, doch ich hatte keine Kraft mehr mich zu wehren und hab es einfach über mich ergehen lassen. Ich weiß nicht ob es das Donnern war oder sein widerliches Gestöhne, das mir so derb in den Ohren lag. Bei jedem Blitz hatte ich die Augen zusammen gekniffen, in der Hoffnung es wäre keine weitere Faust die mich irgendwo treffen sollte... Wer weiß wie lange oder wie oft er sich an mir vergangen hat; hab wohl irgendwann dabei das Bewusstsein verloren... Ja verdammt, auch ich wünschte mir da nie wieder aufwachen zu müssen, doch ich tat es... leider... Er hatte mich nackt und klebrig vor die Tür geschmissen. Blut, Sperma, Spucke, Kotze, Dreck und weiß der Geier was noch alles an mir haftete... Eine Nachbarin fand mich am nächsten Morgen und ich landete ebenfalls im Krankenhaus. Ich hab mich so vor mir selbst geekelt... Bist du nun zu Frieden, Takanori? Jetzt, da du es weißt...?“ beendete er seine Erzählung, bildete Zornesfalten auf der Stirn und knabberte nervös an den Fingernägeln. „Das... das... gibt’s nicht das... das ist...“ stammelte ich hilflos... und Reita brummte mit einem bitteren Lächeln: „So ist das Leben... kleiner Takanori. Manche werden mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und Andere ziehen die Scheiße magisch an...“ Mein Herz setzte ein paar mal aus während er mir das Grauen geschildert hatte. Ich konnte einfach nicht fassen was ich da gehört habe und mir liefen die Tränen über das Gesicht - und ich weine selten, aber ich konnte es nicht mehr verhindern. „Meine Anzeige lief zwar, aber der Wichser hat sich ins Ausland verpisst... keiner weiß wohin. Ich hab Aoi als meinen nächsten Verwandten angegeben und er hat mich genauso verheult wie du jetzt angesehen, als man mich aus dem Krankenhaus entlassen hat.“ Er lächelte wieder bitter - irgendwie gequält und wisperte: „Was flennst du denn kleiner Takanori... dir geht’s doch gut...“ Er hat ja so recht... Mir geht’s verdammt gut... Wenn ich bisher der Meinung war mir ginge es bescheiden, war ich nun von Grund auf von diesem Irrglauben bereinigt. Leise und mit gesenktem Kopf fragte ich: „Der Typ... der dich mit dem Messer attackiert hat... hat der etwa...?“ „Nein...“ kam es ebenso geflüstert von meinem Gegenüber. „D-darf... ich dich in den Arm nehmen...?“ fragte ich schniefend und er antwortete: „Ich steh eigentlich nicht so auf kuscheln, aber du siehst aus als könntest du Trost gebrauchen...“ Er hob die Arme leicht und ich schlang meine um seinen Körper. Klammerte mich regelrecht fest und flennte als gäbe es keinen Morgen mehr. Reita's Hand strich beruhigend über mein Haar und ich kam mir so schäbig vor. Eigentlich sollte ich für ihn stark sein. Ich müsste ihn trösten und nicht anders herum! Stattdessen heule ich hier wie ein hilfloses Kleinkind... „Viel zu lernen du noch hast, junger Padawan...“ zitierte er ein weises grünes Männchen mit spitzen Ohren. Ich musste irgendwie ein wenig schmunzeln. Ich mag Meister Yoda und vor allem seine grandiose Grammatik, dennoch könnte ich mich selbst erschlagen, weil Reita mich jetzt auch noch trösten und auf andere Gedanken bringen musste, dabei sollte ich das machen... Ich liebe dich so... Akira... Ich will dich am liebsten nie wieder hergeben... Scheiße... ich glaub ich liebe den Arsch wirklich...so richtig... Jetzt weiß ich ja auch warum er sich so eine harte Schale zu gelegt hat... Irgendwann... schreibe ich einen Song über diese abartigen Schweinereien in der eigenen Familie... und schrei ihn in die Welt hinaus...! Natürlich schenkte mir das Schicksal keine weiteren Minuten, in denen ich diese Umarmung genießen konnte, denn es klingelte an der Tür. Es klingelte sogar Sturm und Reita erhob sich umständlich mit schmerzverzerrtem Gesicht und begab sich zur Tür, öffnete und sofort fiel ihm Aoi um den Hals. Ich hörte diesen wie er fragte: „Man Akira, ich hab mir solche Sorgen gemacht! Geht’s dir gut? Fehlt dir was? Alles noch dran? Wenn ich dieses Arschloch erwische...“ fluchte er und legte die Hände an den Kopf seines blonden Gegenübers, küsste ihn hektisch überall auf dem Gesicht und drückt ihn wieder an sich. Das hatte etwas von einer überbesorgten Mutti wie im Fernsehen. Ich musste lächeln bei dem Anblick. Reita sagte darauf hin in seiner überspielenden Art: „Das Wichtigste ist noch dran...“ und griff sich demonstrativ in den Schritt. Typisch... Auch Aoi musste nun grinsen: „Ja genau... scheiß auf den Kopf! Hauptsache das funktioniert noch!“ und ließ seinen verletzten Kumpel wieder los. „Bist du gleich vom Flughafen hier her oder wie?“ fragte Reita nun, deutete auf den Koffer und Aoi sprach fast vorwurfsvoll: „Selbstverständlich! Ich hätte das Flugzeug auch selbst geflogen, wenn ich gemusst hätte, nur um her zu kommen. Schließlich mache ich mir Gedanken, wenn du mir schreibst das dich einer abstechen wollte, wenn ich mal nicht bei dir bin!“ „Komm erst mal rein, ich mach Kaffee...“ brummte Reita und humpelte hinter die Anrichte. Nun wollte ich mich doch mal in die Willkommen-Szene mischen und ging in den Wohnbereich, begrüßte Aoi schüchtern und wandte mich nun an mein blondes Gegenüber: „Setz' dich auf's Sofa, ich mach den Kaffee!“ „Was will der Kleine denn hier, Akira?“ murrte sein Kumpel und zog den Koffer hinein. „Hast du doch gehört. Kaffee machen will er.“ und stellte die Dose mit dem Pulver ab. „Setzt euch, ich mach das schon...“ nuschelte ich, während ich Reita wegschob. Täusche ich mich oder ist Aoi wenig begeistert von meiner Anwesenheit? Die Beiden gingen hinüber und nahmen platz, tauschten sich über das Erlebte aus und ich machte zum ersten mal in meinem Leben Kaffee. Hoffentlich geht das gut... Ich hatte zwar schon öfter mal meiner Mutter dabei zu gesehen, aber selber machen ist immer noch was anderes... 'Pi mal Daumen' war meine Umrechnungsformel, denn die Kaffeemaschine hier war etwas kleiner als die zu Hause. Während der Kaffee durch lief und ich an der Küchenzeile lehnte, beobachtete ich die Beiden auf dem Sofa. Sie schienen sich einiges zu erzählen zu haben und so beschloss ich mich aus dem Staub zu machen, wollte zum einen nicht stören und fürchtete zudem auch 'den Zorn des Aoi' falls der Kaffee nicht als solcher zu identifizieren wäre. „Öhm ja... also... ich gehe dann mal...“ rief ich nicht all zu laut. Reita antwortete kurz angebunden: „Hau rein Kleiner, man sieht sich.“ und sein bester Freund winkte nur und widmete sich wieder seinem Gesprächspartner. Seufzend schnappte ich meinen Kram, verließ die Wohnung und begab mich auf den Weg zu Kai bei dem ich ja offiziell gepennt hab. Dieser lief mir dort angekommen auch gleich aufgeregt entgegen, als ich vor seinem Wohnhaus stand und sagte: „Man Taka, du hast ja so ein Schwein! Deine Mutter ist in 5 Minuten hier und holt dich ab, weil ich gesagt hab das du bei mir gepennt hast. Hast du meine Anrufe nicht gehört?“ Ich kramte in der Hosentasche und griff ins Leere. „Hab's Handy wohl zu Hause vergessen...“ murmelte ich verlegen. Kai zerrte mich wortlos ins Haus und versuchte mich einigermaßen wieder so her zu richten, das man nicht gleich denkt, das ich die Nacht durch gefeiert haben könnte. „Wie lief's? Hast du ihn gesehen?“ fragte mein bester Freund und ich nickte. Damit er nicht weiter nachhaken würde, sagte ich gleich: „War Ok. Ist nicht viel passiert...“ Ich wusste das er weiß, das ich mehr weiß als ich zu geben will, aber nicht darüber reden wollte. Kai redet auch kaum über sein Fable für unsere Klassensprecherin, - nicht das die mich so brennend interessieren würde... Aber ich wollte keines Falls Reita's Vergangenheit und den Horror von damals gleich breittreten, auch wenn Kai mein bester Kumpel ist und obwohl ich gerne mit Jemandem darüber geredet hätte. Kaum war ich so zurecht gewerkelt, das ich aussah wie gerade aus dem Bett gefallen, da klingelte es schon an der Tür. Ich schnappte meine Klamotten und verließ in geborgten Schlabber-Sachen von Kai dessen Zuhause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)