You are someone in the world, but for someone you are the world! von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 9: Das Leben ist manchmal grausam.... --------------------------------------------- „Du... ah... schon wieder...“ krächzte es vom Boden aus und ich warf mich vor ihm auf die Knie. Seine Augen blickten ins Leere und er atmete sehr schwer. Auf meine Frage was ihm widerfahren ist antwortete er nicht. „Oh Gott dein Bein!“ rief ich entsetzt, als ich eine Blutlache dort sah. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, doch ich riss mich für ihn zusammen. Er schloss die Augen und röchelte leicht. Verdammt, er darf hier nicht einschlafen... Ich musste ihn hier wegschaffen, egal wie. Ich strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, worauf er mich aus schmalen Augen zu fixieren versuchte. „Akira! Ich helfe dir jetzt hoch und wir gehen in ein Krankenhaus! Hast du ein Handy dabei?“ „K-kein Kranken..ah.. haus... Kein Handy... und... nicht A-akira ah...“ schnaufte er gequält. Das gibt es doch wohl nicht... Offensichtlich schwer verletzt und auch noch Namensansprüche stellen... Das kann auch nur er bringen...! Gut... also kein Handy... aber... „Warum kein Krankenhaus?“ fragte ich irritiert, als ich versuchte ihn vorsichtig aufzurichten und mit dem Gespräch wach zu halten. Er knurrte zur Antwort: „V-versicherung...“ Aha, hat also vermutlich keine... Clever Reita... sehr clever. Aber nun gut, denkbar schlechter Zeitpunkt um Grundsatzdiskussionen zu führen. „Ich bring dich zu dir nach Hause, verstanden!“ Das war definitiv keine Frage und in seinem Zustand sicher auch nicht empfehlenswert zu widersprechen. Ich hievte uns umständlich hoch und legte seinen Arm um meine Schulte. Er hatte wohl ziemliche Schmerzen... Zum Club zurück, konnte ich allerdings vergessen. Die Idioten da trampeln ihn nur tot. Irgendwo klingeln konnte ich mir ebenfalls sparen, um die Zeit macht hier Niemand mehr auf. Wir schleppten uns in die nächste Straßenbahn und sprachen kaum ein Wort. Ich wollte Reita auch erst ein mal sicher wissen, eh ich ihm meine Fragerei aufdränge. Nach einigen Stationen und einem kurzen Fußweg, kamen wir – mehr schlecht als recht bei ihm an und ich erkundigte mich bei ihm: „Wo ist dein Schlüssel?“ „K-kein Schlüssel... Zahlen-Code.“ nuschelte er, als wir mit dem Fahrstuhl hinauf fuhren. Oben angekommen lehnte ich ihn an die Wand vor seine 'Tresor-Wohnungstür' und er tippte zitternd die Ziffern ein. Ich war zwar schonmal hier, aber das sein Kopf der Schlüssel ist, war mir wohl nicht aufgefallen - den vergisst, oder verliert ja man eigentlich auch selten...ich hatte wohl auch andere Sorgen... Mit letzter Kraft schlürfte er zu seinem Sofa und ließ sich darauf fallen. Reita keuchte schmerzerfüllt und brummte mit kratziger Stimme: „Danke... kannst jetzt gehen. Ich... ah... komme schon irgendwie klar...“ Gehen? Jetzt? Und einen offensichtlich Schwerverletzten seinem Schicksal überlassen? Ihm, dem ich meine Niere spenden würde? „Niemals! Ich seh' mir das jetzt an! Wir hatten in der Schule Erste-Hilfe und ich hab meinem Torso-Modell nicht die Rippen gebrochen!“ argumentierte ich fachmännisch und Reita krächzte: „Na super... und wie sieht das mit Beinen... ah... aus..?“ und verzog das Gesicht leidend. „Hast du Schmerzmittel, Verband und Desinfektionszeug da?“ wollte ich wissen und er knurrte: „A-alles im Schrank... neben der Tür...“ Ich ging hinüber und kramte nach allem was ich brauchen könnte, holte ein Glas Wasser und begab mich zurück. Reita saß gekrümmt auf seinem Sofa und wollte eben an die Wunde fassen, als ich laut zischte: „Finger weg! Sonst bind ich dir die Hände auf den Rücken!“ Er warf den Kopf in den Nacken, lächelte und brachte gequält hervor: „So gefällst du mir kleiner Takanori, ah.. aber lass uns Fessel-Spiele ein anderes mal machen. Ich fühle mich heute .. mhm... irgendwie nicht so gut...“ Der denkt echt 24/7 an Sex... Selbst dann noch, wenn er wie eben halb tot auf der Straße liegt. Ich dirigierte ihn aus seiner sitzenden in einen liegende Position und öffnete langsam die Hose. Abwechselnd formte sein Gesicht ein dreckiges Schmunzeln und hin und wieder schmerzerfüllte Falten. Vorsichtige zog ich ihm das zum Glück recht weite Teil aus und er äußerte sich laut: „Ahh, Scheiße tut das weh!“ Ich übergab Reita daraufhin die Schmerztabletten und wusch mir anschließend die Hände, bevor ich mich mit Einweghandschuhe bewaffnet ans Werk machte. Säuberte die Wunde und stellte dabei fest: „Das ist eine Stichwunde! Dich wollte Jemand abstechen? Wer war das und wieso? Dem Penner stecke ich eine Stange Dynamit in den Arsch!“ „Ich weiß nicht wer das war. Vielleicht ein Fan, ein Stalker, ein Abgewiesener oder eine Kombination davon... ich kannte den Typ nicht. Könnte den nicht mal beschreiben. Der war vermummt.“ nuschelte Reita leise. „Hast du den provoziert oder was?“ wollte ich noch wissen, doch er knurrte nur mit dem Blick zur Seite: „Der ist mir auf die Pelle gerückt und wollte vögeln... Ich hab dem gesagt er kann mich mal... Und danach kamen immer mal wieder Leute vorbei und der Typ ist abgehauen...“ Mehr musste ich nicht wissen... Aber deswegen gleich Jemanden abstechen? Nur Gestörte auf dieser Welt... Als ich am Bein fertig war, fragte ich: „Hast du sonst noch irgendwo etwas, was versorgt werden muss?“ Er grinste wieder dreckig und krächzte: „Da du mir ja schon die Hose förmlich vom Leib gerissen hast, wüsste ich da schon noch was...“ Also... sein Kopf hat offenbar nichts weiter abbekommen... Den Kommentar ignorierend, räusperte ich mich und sagte: „Ich meinte eigentlich ob du noch woanders mit dem Messer getroffen wurdest... Im Bauch oder so.“ „Ich hoffe doch nicht. Den brauch ich noch für Fotos... Im Gegensatz zu Takashima mach ich keine Bilder in Strapsen...“ murrte er leicht belustigt. „Takashima?“ hakte ich nach und Reita gab zur Antwort: „Uruha... Aber ich denke ich hab nichts weiter...“ „Du denkst? Das sehe ich mir lieber selber an!“ ließ ich ihn bestimmend wissen. Er seufzte resigniert und richtete sich etwas auf, wollte sich das Shirt über den Kopf ziehen, doch ich half ihm lieber dabei. Ein paar rötliche Flecken sonst war zum Glück nichts weiter. Das Objekt meiner Begierde saß nun wieder etwas gekrümmt auf dem Sofa und ich kniete noch immer davor. Plötzlich spürte ich wie sich seine Arme zögerlich um mich schlangen und mich fest hielten. Ein leises: „Danke...“ drang an mein Ohr und ich brachte dem entgegen: „Gern geschehen...“ „Kannst du mir noch einen kleinen Gefallen tun?“ flüsterte er und ich fragte: „Welchen...?“ „Da drüben steht Whisky - machst du mir ein Glas?“ bat er und setzte schon fast einen Dackel-Blick auf. Oh man, Reita... Weißt du denn nicht...: „Schmerzmittel und Alkohol vertragen sich nicht zusammen...“ „Tu es oder lass es, dann mach ich es selbst...“ brummte er und wollte sich er heben. Ich schob ihn energisch wieder auf das Sofa zurück und sagte nachgebend: „Na schön... Also gut, ich mach dir was, aber nur unter einer Bedingung!“ „Welche...?“ wollte er Augen verdrehend wissen und ich nuschelte leise: „Du... erzählst mir etwas aus deiner Vergangenheit. Ich will dich verstehen können...“ Reita schien einen Moment zu überlegen, bevor er sprach: „Na schön... Also gut, du gibst eh nicht auf bis du hast was du willst... Ich erzähl was...aber jetzt mach mir einen Whisky oder der Deal ist geplatzt!“ brummte er und lächelte ganz leicht. Ich tat was er wollte. Würde er mir hier zusammenbrechen oder es sich sonst wie verschlimmern, hol ich auf jeden Fall ein Krankenwagen! Mit dem Glas in der Hand nahm ich neben ihm Platz und er trank das es in einem Zug leer. Gut das ich es nicht voll gemacht habe... Er verzog angewidert das Gesicht und stellte das Glas auf einen Tisch, verschränkte die Arme und nuschelte: „Also... was willst du wissen...?“ Ich dachte kurz nach und antwortete dann: „Deine Eltern... erzähl mir von ihnen...“ Reita atmete hörbar laut ein und pfriemelte scheinbar nervös an seinen Fingern herum, eh er begann zu erzählen: „Meine Eltern... ja... Im Grunde... gibt es da nicht viel zu wissen. Ich glaube die beiden... sind keine guten Eltern....“ „Ja das kenne ich, meine haben auch eine Meise...“ brabbelte ich ohne nachzudenken dazwischen und er brummte: „Also wenn du lieber erzählen willst, dann tu das. Ich höre auch lieber dir zu als mir selbst...“ Da fiel mir auf das ich ihm schon wieder ins Wort gefallen bin, schaute unschuldig und sagte schnell: „Nein nein, bitte erzähl. Ich will es wirklich wissen. Meine Klappe ist nur manchmal schneller als mein Gehirn...“ Reita schmunzelte und holte tief Luft eh er fortfuhr: „Meine Mutter ist abgehauen, da war ich 5 und meine Schwester gerade 7 Jahre geworden. Ich weiß noch heute nicht wieso, das ist aber auch vollkommen egal. Jeder hat seine Gründe wieso er etwas macht... Mein... Vater... Hm... ich denke er ist da... spezieller... Ich nenne ihn auch lieber meinen Erzeuger... Er war kein Vater wie ich denke das er hätte sein müssen. Er hat nie mit mir Sonntag Nachmittag Baseball gespielt oder meiner Schwester gesagt wie gemeingefährlich Jungs in ihrem Alter wären. Als meine Mutter damalsweg war hat er uns zu unserer Oma – seiner Mutter – abgeschoben. 3 Jahre haben wir mehr bei ihr gewohnt als 'zu Hause'. Dann ist sie gestorben. Krebs oder so und er hatte uns wieder an der Backe...“ Während er erzählte glitt sein Blick irgendwie... traurig an die Decke und er holte immer wieder tief Luft – Ich studierte nebenbei seine Mimik. „... Ein knappes Jahr später hatte er seinen Job verloren und hing nur noch zu Hause und in den Bars herum - mit seinen Kumpels. Na ja.. es waren mehr Saufkumpanen als wirkliche Freunde. Ob er so was mal hatte, weiß ich auch nicht. Ich glaub nach außen hin wirkte er wie jeder Andere auch, ein wenig frustriert vielleicht. Aber seinen wahren Kern hat er uns spüren lassen; seine eigenen Kinder. Er kam immer mal besoffen nach Hause und hat mich verprügelt. Mit den Jahren kam das immer öfter vor, das er seinen Hass auf die Welt an mir ausgelassen hat...“ So langsam machte sich ein ganz fieses Gefühl in meiner Magengegend breit. Reita ballte die Hände zu Fäusten und richtete nun den Blick stur ins Leere vor sich. „... Ich wahr froh das es offenbar nur mich traf, denn ich dachte mir das er so wenigstens meine Schwester in Ruhe ließ. Blaue Flecken, ein paar gebrochene Rippen ab und an und ein verstauchtes Handgelenk, als ich mich einmal wehren wollte... Er schlug mir zum Glück nie ins Gesicht, sonst hätte ich meine Karriere wohl am Nagel hängen sehen. Er prügelte nur da auf mich ein, wo es keiner sehen konnte... Die massiven Gürtelschnallen taten im Rücken besonders weh... Tja, als ich 16 Jahre alt war hatte das ein Ende. Hab dann bei Yuu gewohnt, den hatte ich kennen gelernt als ich bei unserer Oma gewohnt hab. Er weiß auch über alles Bescheid...“ beendete er seine Erzählung und mir war zwischenzeitlich richtig schlecht geworden. Ich hatte vielleicht nicht die beste Familie abbekommen... aber sie war immerhin noch irgendwo eine und So was haben sie mir und meinem Bruder auch nicht angetan. Aber wer ist eigentlich: „Yuu?“ „Aoi...“ wisperte Reita leise und senkte wieder den Kopf. „Du vermisst ihn, stimmt's?“ fragte ich ebenfalls leise und hatte auch nicht mit einer Antwort gerechnet, doch er knurrte: „Ich brauche Niemanden, also vermisse ich Niemanden!.. Ich bin müde... Kannst im Bett schlafen wenn du willst, dann bleib ich auf dem Sofa...“ So weit kommt's noch! „Nichts da! Du legst dich ins Bett und ich nehme das Sofa, wenn ich bleiben darf...“ „Natürlich darfst du bleiben... Ich schicke doch nicht meine private Krankenschwester mitten in der Nacht alleine auf die Straße.“ witzelte er und erhob sich umständlich. Die Schmerzpillen hatten offensichtlich derzeit gewirkt. Ich half ihm ins Schlafzimmer, deckte ihn zu und flüsterte: „Wenn du was brauchst sag mir Bescheid...“ Kaum vernehmbar nuschelte er noch: „Sex...“ und schlief sofort ein. Kopfschüttelnd verließ ich den Raum, auch wenn ich lieber dort geblieben wäre. Reita braucht jetzt Ruhe und das vor allem vor mir, nachdem ich ihm diese Geschichte aus dem Kreuz geleiert hab. Ich legte mich auf das Sofa und breitete eine Decke auf mir aus, dachte darüber nach was ich vor ein paar Minuten noch alles gehört hatte und war innerlich dankbar das mir so etwas nicht widerfahren ist. Lange dachte ich noch darüber nach und ärgerte mich über mich selbst, denn im Grunde wollten meine Eltern doch nur das Beste für mich. Dennoch hatte ich das ungute Gefühl, das er mir noch irgend etwas verschwieg... Etwas ziemlich Wichtiges... Ich schlief später unruhig und wenig erholsam - wurde dann durch ein lautes Poltern aufgeweckt. Oh Gott, Reita! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)