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Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen...

von

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Ende der trauten Familienidylle

Es war einmal und ist noch gar nicht so lange her, da lebte ein junges Mädchen mit ihrer Familie glücklich in einer Burg am Meer...
 

So in etwa könnte meine Geschichte beginnen...
 

Ach, was soll’s, dieser Anfang ist doch so etwas von Vorgestern, stürzen wir uns lieber mitten ins Geschehen!
 

Elisa lümmelte sich über die Brüstung, obwohl der kalte Wind ihre Wangen rötete. Sie war auf den Wehrgang geflüchtet, um erstens den Hotelgästen aus dem Weg zu gehen und zweitens endlich Ruhe vor ihrer Familie zu haben.

Sie liebte ihre Familie wirklich, obwohl sie ziemlich ungewöhnlich war. Zum Einen gab es in ihrer Familie mehr Kinder als es der Norm entsprach.

Sieben Brüder waren ein bisschen viel des Guten, ein bisschen sehr viel!

Und sie als einziges Mädchen dazwischen. Solange ihre Mutter noch gelebt hatte, war es erträglich gewesen. Doch seit deren Tod durch einen plötzlichen und unvorhersehbaren Schlaganfall vor etwa einem Jahr, war die Fürsorge von Brüdern und Vater einfach erstickend.

Zum Anderen gehörte Elisas Familie zum alten Schleswig-Holsteinischen Adel komplett mit Familiengeheimnis.

Viel bedeutete dies heutzutage nun nicht, aber aus diesem Grund lebte die Familie auf einem Wasserschloss.

Burg Swanhold war an die fünfhundert Jahre alt, na ja einige Gebäudeteile, in fünfhundert Jahren waren mehrere, verschiedene, bauliche Veränderungen möglich gewesen.

Sie lag circa fünfhundert bis achthundert Meter, wenn man den Wassergraben dazu zählte, vom Meer entfernt direkt an dem Hohwacht genannten Küstenabschnitt der Ostsee.

Einst war sie eine richtige Ritterburg gewesen. Elisa liebte und verabscheute das alte Gemäuer.

Erstens war ein Teil davon inzwischen zum Schlosshotel umfunktioniert worden und zweitens bekam man einige Räume, selbst mit modernster Heiztechnik, im Winter nicht warm. Außerdem waren eigentlich ständig irgendwelche Restaurations- und Reparaturarbeiten notwendig.

Andererseits, war die Burg einfach nur schön und die Mittelaltermärkte im Park waren klasse. Hinzu kam der herrliche Ausblick aufs Meer. Und wer konnte sonst schon von sich behaupten, dass er im Turm einer mittelalterlichen Burg wohnte!

Durch die Einnahmen des Hotels und einen Rest ererbten Vermögens hatte es den acht Kinder nie an etwas gemangelt, Gernot, Elisas Vater, war es sogar möglich gewesen seinen Söhnen ihr Studium, sofern sie studieren wollten, zu finanzieren, ohne deswegen am Hungertuch nagen zu müssen.

Eigentlich hatte Elisa gehofft dieses Weihnachten würde wieder etwas angenehmer als das vom Vorjahr. Nun schlimmer, als des Letzte war es nun wirklich nicht gewesen! Aber dennoch...

Ihre Mutter war erst ein Jahr tot und schon machte sich diese Hexe in der Burg breit.

Babsy nannte sich, diese Modeverirrung. Wer bitte schön ließ sich freiwillig Babsy nennen?! Es war nur zu deutlich, dass besagte Modepuppe hinter ihrem Vater her war oder besser hinter dem Geld Gernots!

Gernots Kinder, welche sich alle zu Weihnachten eingefunden hatten, konnten die Frau nicht leiden. Sie war ständig mit großem, scheußlich glitzerndem Modeschmuck behangen, womit sie dem Weihnachtsbaum in der Einganshalle Konkurrenz machte. Ihre langen Krallen waren knallpink lackiert, ihre rotbraun gefärbte Dauerwelle immer modisch wirr aufgesteckt und ihre Kleiderwahl tat den Augen weh. Insgesamt erinnerte Babsy an eine, der alten nicht politisch korrekten Barbiepuppen, von der Haarfarbe mal abgesehen.

Der Älteste Adalar, welcher gerade sein Biologiestudium abgeschlossen hatte und nun wieder Zuhause wohnte, solange er nach Arbeit suchte, flüchtete sich in stundenlange Strandspaziergänge, seine Kamera immer mit dabei. Das Einzige begrüßenswerte daran war, dass Adalar wirklich kunstvolle Fotos machte.

Justus kam gar nicht mehr aus seinem Büro heraus und kümmerte sich nur noch um die Belange des Hotels, um einiges intensiver als sonst, obwohl er seit seiner Lehre Gernot im Hotelmanagement der Burg half.

Christian war mit seiner Gitarre in seinem Zimmer untergetaucht und übte fast den ganzen Tag, angeblich, weil das für sein Musikstudium nötig war.

Mathies, der extra für Weihnachten aus Hamburg gekommen war, wo er beim NDR ein freiwilliges kulturelles Jahr absolvierte, sparte nicht mit spitzen Kommentaren zu Babsy, die unter der Gürtellinie lagen. Er begleitete Adalar freiwillig auf dessen Spaziergängen.

Dankmar, den alle nur Tammo nannten, war in der Schlossbibliothek verschollen und reagierte äußerst ungnädig, wenn ihn jemand von den Büchern weglocken wollte.

Rijkert verbrachte seine ganze Zeit damit World of Warcraft zu spielen, wobei er gleich noch die umliegenden Zimmer mit seiner Heavy Metall Musik beschallte und sich durch wirklich nichts stören ließ.

Und ihr Zwilling Svante, betrieb seinen geliebten Sport noch exzessiver als sonst. Morgens joggte er erst mindestens eine Stunde, dann zog er sich in den Fitnessraum des Hotels zurück, obwohl das die Gäste störte, wo er mehrere Stunden damit zubrachte seine Handstände zu perfektionieren.

Insgeheim verfluchte Elisas sich dafür, dass sie ihn damals überredet hatte sie zu diesem Akrobatikkurs zu begleiten, weil sie sich nun nicht mit ihrem Zwilling beschäftigen konnte, sondern Babsys hohlem Geplapper über Mode, Make up und Diäten lauschen musste, damit wenigstens eine aus der Familie der neuen Freundin ihres Vaters nicht die kalte Schulter zeigte.

Sie hatte sich sogar breitschlagen lassen, sich für das Weihnachtsessen von Babsy frisieren zu lassen, aber nur weil sie selbst keinen französischen Zopf konnte. Elisa hatte nämlich beschlossen ihr hellblaues Mittelalterkleid mit dem cremefarbenen Unterkleid zu der festlichen Gelegenheit zu tragen und dazu passte nun einmal ein solcher Zopf.

Auch bei dieser Gelegenheit hatte Babsy ihr die Ohren vollgesülzt und ihr dann verfrüht ein Weihnachtsgeschenk überreicht, weil es so toll zu Elisa Kleidung passen würde. Elisa hatte nicht schlecht über das erstaunlich schlichte, elegante und altertümliche Medaillon gestaunt, welches Babsy ihr umgelegt hatte, wobei sie erklärte, es wäre nur der erste Teil des Geschenks, unterm Baum würde auch noch etwas für sie liegen.

Dennoch je mehr Elisa über Babsy erfuhr, desto größer wurde ihre Verwunderung darüber, wie ihr Vater sich in diese Frau hatte verlieben können. Sie entsprach so gar nicht dem Typ Mensch, den Gernot schätzte.

Entsprechend war das familiäre Weihnachtsessen, an dem auch Babsy teilnahm, verlaufen. Hatte die keine eigene Familie, die sie nerven konnte?

Elisas älteren Brüder waren unterkühlt höflich mit ihr umgegangen. Adalar und Christian hatten sich, nach der raschen Begrüßung, über die Bedingungen an Universitäten und den dortigen Formalkram im Besonderen unterhalten, wodurch sie die Beteiligung anderer an ihrem Gespräch wirksam ausschlossen.

Justus schwieg die ganze Zeit über, wahrscheinlich grübelte er darüber nach, ob er auch genügen Lebensmittel für die Küche des Hotels, während der Feiertage, geordert hatte.

Tammo war doch tatsächlich mit einem dicken Wälzer unterm Arm erschienen, hatte sich an den Tisch gesetzt und war somit kaum ansprechbar gewesen.

Rijkert hatte sich, wie könnte es auch anders sein, mit seinem Ipod beschäftigt und über Kopfhörer Musik gehört, bis sein Vater ihn des Tischs verwies, was er beim achtzehnjährigen Tammo nicht mehr machen konnte.

Nur mit Svante und Mathies hatte sie flüsternd Kommentare über Babsys Kleidung, eine goldene Hose, plus rosa Bluse und ihre anscheinend nicht vorhandene Intelligenz ausgetauscht. Mathies Sprüche waren zum Teil so treffend gewesen, dass sie sich arg das Lachen verbeißen musste, da merkte man, was er schon so alles beim Radio gelernt hatte.

Jetzt am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages hatte sie wirklich genug von ihrer Familie, selbst von ihrem Zwilling Svante und erst Recht von Babsy!

So gern sie ihre Brüder hatte, wenn noch einer der älteren, die nicht mehr Zuhause wohnten, sie fragten, ob sie einen Freund hatte, bekäme sie einen Schreikrampf. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was wäre, wenn sich wirklich mal ein Junge in sie verliebte, weil er allen ihren Brüder recht sein müsste.

„Eli, wir fliegen noch eine Runde kommst du mit?“, durchbrach Svante ihre Überlegungen.

„Glaubst du wirklich ich hätte mich hierher verzogen, wenn ich Lust drauf hätte, etwas mit euch zu unternehmen?“, knurrte sie.

„Na ja, wir dachten du bist vor Madam Supersexy geflüchtet.“

„Irgendwie schon.“, murmelte sie und schauderte. Wie lange hatte sie hier in zu dünnen Klamotten gestanden?

Gerade noch rechtzeitig fing sie eine Jacke auf, bevor diese in ihr Gesicht klatschte. „Tammo, was soll das?!“, fuhr sie den zweiten ihrer Brüder an, der gerade die Treppe hoch gekommen war.

„Zieh die über, rein mit dir und mach dir einen heißen Kakao! Das Märchenbuch, dass du lesen wolltest liegt auf dem Küchentisch.“

„Brüder! Wie habt ihr Rijkert dazu gekriegt dem Ausflug zuzustimmen, der hat doch sicherlich ein heißes Date mit seinem Computer?“

„Wie kommst du darauf, dass er eine Wahl hat?“, war Tammos Gegenfrage. „Adalar meint er braucht die Kondition, da ich dem zustimme, wird er unseren gemeinschaftlichen Überredungen nichts entgegenzusetzen haben.“

„Im Gegensatz zu uns.“, grinste Svante. „Wie gut, dass wir dich zum Karate begleitet haben.“

Tammo zuckte mit den Schultern. „Pech für ihn. Komm rein Eli, du stehst schon mindestens eine halbe Stunde in der Kälte rum!“

Woher Tammo, der doch sofort in der Bibliothek verschwunden war, dies wusste, blieb Elisa ein Rätsel.

Sie seufzte und folgte ihren beiden Brüdern. Fast hatte sie Mitleid mit Rijkert, aber nur fast, einen Zwangsausflug hatte er für sein Heavy Metall-Gedröhne in der letzten Nacht einfach verdient.

Im Flur drängten sich ihre anderen Brüder. Jeder ruinierte ihre Frisur, indem er ihr durch die Haare wuschelte, selbst Svante, der dafür einen Tritt vors Schienbein kassierte, schließlich war er nur drei Minuten älter, da konnte er sich das Große-Bruder-Gehabe besser gleich abschminken!

Sturm der Veränderung

Author's Note: Kein freundliches Weihnachtskapitel, aber so ist das bei Märchen, vor dem Happy End wird erst einmal alles schlimmer... Ich hoffe es gefällt trotzdem. Im Übringen danke ich Futhiro und Ran für ihre lieben Kommentare, und den Freischalten für ihr schnelle Arbeit.
 

Als Elisa die ersten Anzeichen des Wintersturms bemerkte, machte sie sich noch keine Sorgen. Adalar kannte sich bestens mit dem Wetter aus und auch ihre anderen Brüder besaßen, genau wie sie selbst, einen angeborenen Wettersinn. Sie würden schon rechtzeitig zurückkehren, ehe sie völlig durchnässt wären und es gefährlich wurde.

Elisa blätterte in dem alten Buch, welches um 1800 herum gedruckt worden war und las einige der Märchen. Die Art zu erzählen war doch noch anders als die heutige, aber zumindest hatte sie keinerlei Probleme mit der Schrift. Wer es gewöhnt war alte Bücher aus einer Burgbibliothek, welche über die Jahrhunderte entstanden war, zu lesen, der eignete sich automatisch die Lesefähigkeit der Frakturschrift an. Nur hin und wider vertauschte sie ein K mit einem R oder ein E mit einem C, weil diese Buchstaben sich ziemlich ähnelten.

In dieser Ausgabe stieß sie auf eine der typischen Feenmaidsagen. Hier war es ein Schwanenkleid, welches der Held der Maid stahl um sie zur Ehe zwingen zu können.

Elisa schnaubte, laut ihrer Großmutter, hatte einer ihrer Ahnen genau so etwas getan, was der Grund für die besondere Fähigkeit ihrer Familie wäre.

Elisa mochte diese Art von Märchen nicht. Im Endeffekt lief da doch alles auf eine Zwangsheirat mit einem tyrannischen Ehemann hinaus, der sich kein bisschen um das Wohl seiner „Liebsten“ scherte, sonst hätte er die Chose mit dem Federkleid oder Robbenfell gleich bleiben gelassen!

Wind rüttelte an den Läden ihres Fenstern und Eisregen prasselte gegen die Scheibe. Elisa legte das Buch zur Seite um nachzusehen, ob ihre Brüder wieder zurück waren.

Zuerst klapperte sie die leeren Zimmer ihrer Brüder ab, dann sah sie in die Küche, doch dort war auch niemand und schließlich begab sie sich zu ihrem Vater und Babsy ins Wohnzimmer.

„Soll ich Kakao kochen? So quatschnass und durchgefroren wie die sein sollten, freuen sie ich sicher darüber.“, bot sie an.

„Gute Idee.“, meinte ihr Vater, „Es gibt übrigens eine Sturmflutwarnung. Sie sollten sich besser beeilen Windböen mit 130kmh sind nicht ohne.“

„Sie sind sicher bald wieder da.“, warf Babsy ein.

Elisa nickte nur und verwand Kakao kochen.

Eine halbe Stunde später waren ihre Brüder immer noch nicht zurück und der Kakao kalt. Eine Stunde später auch nicht. Und selbst zur Abendessenszeit als es schon längst dunkel war und der Sturm einen Höhepunkt erreicht hatte, ließen die sieben auf sich warten.

Elisa tigerte durch die Gänge der Burg. Wo blieben die nur. Schließlich traf sie ihren Vater auf ihrer Wanderung alleine an.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen, Eli. Du weißt doch, wenn sie es nicht geschafft haben rechtzeitig heim zu kommen, werden sie sich verwandelt haben und irgendwo Unterschlupf gefunden haben Morgenfrüh sind sie bestimmt wieder da.“

Sie seufzte. „Keiner von ihnen hat sein Handy mit.“

„Du kennst den Grund.“

„Ja, tue ich. Aber Adalar wollte fotografieren, wenigstens er...“

„Hat er aber nicht. Morgen sind sie wieder da und alles ist gut, hm.“

„Du hast ja Recht.“

„Und wenn nicht ruf ich die Küstenwache an.“

„Was willst du denen denn erzählen? Meine Söhne haben Gestern als Schwäne einen Ausflug gemacht und sind nicht zurückgekommen, bitte sehen sie doch nach, ob sie irgendwo einen verletzten Schwan finden. Es könnte mein Sohn sein!“, murrte Elisa. Die Begabung ihrer Familie sich in einen Schwan zu verwandeln war schon etwas tolles, nur nicht, was man einem Otto-Normalbürger auf die Nase binden sollte, weil der einem das kaum glauben würde. Staatlichen Institutionen davon zu berichten, ging schon mal gar nicht.

„Natürlich nicht. Aber das sie spazieren waren und nicht zurückgekommen sind, kann ich sagen. Dann werden sie schon nach ihnen suchen. Eli, es ist ganz bestimmt alles gut, sie sind Morgenfrüh wieder da, du wirst schon sehen!“, beruhigte Gernot sie, „Magst du eine heiße Milch mit Honig, damit du besser einschlafen kannst? Es ist schon spät.“

„Gut.“
 

Der nächste Morgen kam, doch Elisas Brüder kehrten nicht zurück und die Suche der Küstenwache nach ihnen blieb erfolglos.

Nur langsam drang die Entgültigkeit des Geschehenen zu Elisa durch. Als die Wochen ins Land zogen und es keinerlei Lebenszeichen von ihren Brüdern gab, suchte sie ihre Trauerkleidung wieder heraus, welche sie doch erst vor gar nicht so langer Zeit abgelegt hatte.

In der Schule ging sie den meisten ihrer und Svantes Klassenkameraden aus dem Weg, da sie deren mitleidige Blicke nicht ertrug.

Trotz der äußeren Zeichen ihrer Trauer kam es gelegentlich vor, dass sie in Svantes Zimmer ging um ihn zu fragen, ob sie joggen gehen wollten oder sie suchte Tammo in der Bibliothek, weil sie sich von ihm bei den Hausaufgaben helfen lassen wollte oder sie stürmte in Rijkerts Zimmer, weil ihr Rechner zickte und sie ihn bitten wollte das in Ordnung zu bringen. Tausend Selbstverständlichkeiten und Kleinigkeiten, die so normal gewesen waren und sie aus der Bahn warfen, wenn ihr wieder einfiel, das ihre Brüder nicht da waren und sie, sie sehr wahrscheinlich nie wieder sehen würde.

Gernots Haar war grau geworden, neue Sorgenfalten zogen sich durch sein Gesicht und er kümmerte sich kaum noch um die Verwaltung des Hotels, welche Babsy für ihn zu übernehmen begann.

Elisa fiel nicht auf, dass Babsy in ihrer Rolle als Verwaltungsmanagerin, seriöse Nadelstreifenkostüme trug und erstaunlich fachkompetent war. Genauso wenig bemerkte Gernot, dass sich seine Verlobte um ihn und das Hotel, aber keineswegs um seine Tochter kümmerte. Das Einzige, was er von Babsy vehement forderte war, dass die Zimmer seiner Söhne genau so blieben, wie sie am Tag ihres Verschwindens gewesen waren.

So sehr wie Elisa in ihrem Elend versunken war, kam es einem Schock gleich als Babsy ihr eines Tages Ende Januar eröffnete, sie würde für die Dauer notwendiger Reparaturen bei einem befreundeten Ehepaar untergebracht.

Völlig verwirrt folgte Elisa ihr, als Babsy ihr eine Reisetasche in die Hand drückte und sie aufforderte Sachen für mehrere Wochen zu packen, bei Bedarf würde sie ihre Dinge nachschicken, aber sie hätte viel zu tun also sollte Elisa besser nicht darauf vertrauen.

Gernot wehrte sich nicht gegen dieses Arrangement und selbst als Elisa lautstark protestierte meinte er nur: „Etwas Abstand wird uns beiden vielleicht ganz gut tun.“

So ganz konnte Elisa nicht begreifen, wie es gekommen war, dass sie plötzlich bei Kirsten und Harko, wie sie die beiden nennen durfte, wohnte.

Ganz schlecht hatte sie es nicht getroffen, die beiden, alte Freunde der Familie, kümmerten sich rührend um sie, was sie aber nicht wirklich annehmen konnte.

So schlurfte sie also lustlos von Kirstens kleinem Haus zu ihrer Schule und Nachmittags wieder zurück. Der Alltag wollte nicht wirklich einkehren. Sie kam sich vor als umhüllte sie eine dicke Eisschicht, die nicht zuließ, dass irgendjemand an sie heran kam, sie wollte es auch gar nicht anders.

Als der Frühling einkehrte schaute sie jedes mal zum Himmel, wenn sie Schwäne rufen hörte. Selbst mitten in der Nacht weckte der Schwanengesang sie und sie stürzte ans Fenster um zu sehen, ob es nicht ihre Brüder seien, doch vergebens.

Nach und nach schwand ihre Hoffnung auf ein Wunder und sie begann sich wieder etwas mehr im Alltag zurecht zu finden.

Hoffnungsschimmer

Author's note:
 

Danke für die lieben Kommentare.

Ja, es geht etwas aufwärts und Elisa erweist sich als Sturkopf.

Im Übrigen gehe ich hier schlicht davon aus, dass es von Eutin aus eine Fährverbindung nach Lolland gibt.

Die Sache mit den Kröten erklärt sich durch das Andersen Märchen, für diejenigen, die es kennen. Der Grund für den Fluch und dessen Wirkung ist aus der Fassung von 1801 übernommen. Viel Spaß beim Lesen.
 

Elisas fünfzehnter Geburtstag kam und sie hatte keine Lust ihn zu feiern, ohne ihre Brüder hatte es keinen Sinn. Selbst, dass sie an diesem Tag nach Burg Swanhold zurückkehre durfte interessierte sie nicht sonderlich.

Zuhause angekommen, an einem Ort, der kein Zuhause mehr war, beschloss sie erst einmal zu baden, da ihr Gepäck zurückbringen ganz schön anstrengend und Schweiß treibend gewesen war.

Babsy erlaubte es ihr einen der Wirlpools im Wellnessbereich des Hotels zu benutzen. Entspannt schloss Elisa ihre Augen und lehnte sich zurück. Ein Quaken brachte sie dazu, sich umzusehen. Auf den Fliesen hockte eine dicke hässliche Kröte und rief ihren Unmut in die Welt hinaus. Elisa entdeckte noch zwei andere Kröten, wovon eine gerade dabei war in den Pool zu hüpfen und sich so selbst zu kochen. Hastig sprang sie vor und fing das Tier auf. Es gelang ihr die glitschige, zappelnde Amphibie in einen Eimer für die Putzfrauen zu befördern. Dann ging sie daran die anderen beiden Kröten einzufangen. Adalar hätte ihr nie verziehen, wenn sie die Kröten nicht rettete und in freie Wildbahn entließ!

Grummelnd legte sie ein kleines Handtuch über den Eimer, ehe sie sich noch rasch unter der angrenzenden Dusche wusch. Mit feuchten Haaren in einen Bademantel gehüllt und dem Eimer in einer Hand, trat sie in den Flur. Ohne lange zu zögern schritt sie durch die Gänge zum nächsten Ausgang.

Auf ihrem Weg kam sie an einem Spiegel mit Goldrahmen vorbei und stutzte. Eine nasse Strähne, die unter dem, um den Kopf geschlungen, Handtuch hervorlugte, leuchtete grell orange. Was hatte das zu bedeuten? Rasch, aber nicht zu schnell um die Kröten nicht zu sehr zu ängstigen, lief sie zum Ausgang, durch den Park zum Wassergraben. Dort ließ sie die Tiere vom Eimer ins Wasser plumpsen.

Zurück in der Burg stürzte sie in die Dusche des Wellnessbereichs. Das Shampoo, welches sie benutzt hatte, stand noch darin. Sie betrachtete die Flasche. „enthält Henna“, las sie und, dass es bei sehr hellem Haar färben könnte.

„Henna? Ach du Schande, dass muss doch rauswachsen, wenn ich mich nicht irre?“, murmelte sie. Aber wie um alles in der Welt kam ein solches Shampoo dorthin? Das Hotelshampoo war es gewiss nicht und Babsy hatte ihr versprochen, dass nur sie diese Räume nutzen würde. Könnte Babsy etwas damit zu tun haben? Aber warum?

Erst einmal sollte sie sich anziehen, sonst würde sie sich noch erkälten. Im Bad des Wohnturmes betrachtete Elisa das gesamte Ausmaß dieses „Unfalls“.

Ihr eigentlich weißblondes, schulterlanges Haar, welches sonst an Daunenfedern erinnerte, umgab ihr Gesicht in wirren leuchtend orangen Strähnen. Es stand ihr nicht und sah aus als wäre sie unter die Punks gegangen.

Sie seufzte, ändern ließ sich dieses Malheur nun nicht, also würde sie damit leben müssen, bis ihr Haar lang genug nachgewachsen war und sie es für eine halbwegs akzeptable Frisur schneiden lassen konnte. Zum Glück war sie nicht sehr eitel.

Ihren Vater störte die neue Haarfarbe kaum, er beachtete sie nicht wirklich. Er war nur noch tiefer ins seiner Trauer versunken, dennoch hatte er an ihren Geburtstag gedacht.

Er schenkte ihr ein, wahrscheinlich entsetzlich teures Kleid, welches offensichtlich Babsy ausgesucht hatte, denn es war knallrot und biss sich schrecklich mit Elisas neuer Haarfarbe. Das stellte sie fest, als sie es probehalber anprobierte, wobei knallrot noch nie eine Farbe gewesen war, die zu ihr passte.

Kopfschüttelnd musterte sie sich in einem der großen Spiegel. Legte es Babsy etwa darauf an, dass sie hässlich aussah, aber warum?

Ihren Vater hätte es nicht einmal gestört, wenn sie in einem neongrünen, schlabberigen Riesenpullover zu pinken Leggins herumgerannt wäre, solange sie daran Gefallen gefunden hätte, zumindest war das früher so gewesen. Gernot war es immer wichtiger gewesen, dass seine Kinder glücklich gewesen waren. Er hatte sich nie an Rijkerts schwarz gefärbten Haaren, den zerrissenen Jeans und den übergroßen Bandshirts gestört, obwohl Rijkert darin fast krankhaft bleich gewirkt hatte.

Selbst, dass Adalar einmal in verdreckten Gartenklamotten in ein Meeting mit Geschäftspartnern geplatzt war, nur um ihm zu berichten, dass es im Schlossgraben Froschlaich gäbe, hatte keine Strafpredigt nach sich gezogen, obwohl der damals Vierzehnjährige es hätte besser wissen sollen. Gernot hatte nur gelacht und gesagt, er würde sich Adalars Entdeckung nach dem Meeting ansehen.

Was war mit dieser Babsy los? Die verhielt sich total seltsam. Anscheinend, wollte sie Elisa nun auch noch loswerden. War sie deswegen zu Kerstin und Harko geschickt worden und nicht wegen der Reparaturmaßnahmen?

Komisch war es auf jeden Fall.

Am Abend in ihrem Zimmer schlüpfte sie nachdenklich aus ihrem Kleid, welches sie achtlos irgendwo hinpfefferte. Polternd fielen, die Schachtel, welche Elisa zu Weihnachten von Babsy bekommen hatte zu Boden. Der Deckel war abgefallen. Etwas Gazestoff und mehrere Fotos waren dabei aus der Schachtel gerutschten. Elisa beugte sich über die Fotos und stutzte. Warum zum Henker hatte Babsy ihr eine Schachtel mit je einem Foto von ihren Brüdern geschenkt? Und wozu das Stückchen Gazestoff?

Sie drehte das Medaillon, in ihren Fingern, wie sie es sich angewöhnt hatte und hielt es plötzlich in der Hand. Zu dumm aber auch, jetzt war auch noch die Kette gerissen! In ihrem Geburtstag war der Wurm drin und wie.

Grummelnd knallte sie das Medaillon heftiger als gewollt auf ihren Schreibtisch, wo es sich öffnete. Es enthielt ein einzelnes weißblondes Haar und ein Foto von ihr selbst.

Elisa schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Also, wenn das nicht merkwürdig war.

Sie stopfte beides in ihren Rucksack, den sie am nächsten Tag mitnehmen wollte. Besser sie ging jetzt ins Bett, damit sie wenigstens den Ausflug nach Eutin genießen konnte. Vielleicht sollte sie mal mit Tante Walpurga über Babsys komische Geschenke sprechen. Kurzentschlossen leerte sie ihr Sparschwein und schlich dann in die Zimmer ihrer Brüder, wo sie nach deren Portmohnais suchte. Dann folgte noch ihr Waschzeug und Klamotten für ein Wochenende. Ein Kurzbesuch bei ihrer Tante könnte sich als sinnvoll erweisen und vielleicht merkte ihr Vater ja, dass er noch eine Tochter hatte, wenn sie auch noch einfach verschwand. Jetzt war es ja so als gäbe es sie gar nicht mehr, obwohl er sich auch nicht gemeldet hatte, solange sie bei Harko und Kerstin gewohnt hatte.
 

Die Busfahrt nach Eutin verlief, wie könnte es bei einem Schulausflug auch anders sein, laut und turbulent. Elisa lehnte ihre Stirn an die Scheibe, lauschte der Musik aus ihrem MP3-Player und versuchte ihre Klassenkameraden zu ignorieren.

Der Besuch des Eutiner Schlosses war für sie nur mäßig interessant, schließlich lebte sie in einem. Einige der Details, welche die Museumsführerin ihnen nahe zu bringen versuchte, hatten mit Elisas Familie zu tun, so dass sie nur entnervt mit dem Augen rollte. Dankmar hatte ihr so ziemlich alles, was sie über die Geschichte ihre Familie erfahren wollte, erzählt, wenn sie ihn gefragt hatte.

Also trödelte sie hinter ihrer Klasse her bis die Führung vorbei war und der Lehrer ihnen den Zeit und Ort zum Treffen vor der Rückfahrt nannte, bevor er die Jugendlichen sich selbst überließ.

Elisa verlor ihre Gruppe, mit der sie eigentlich losziehen sollte, nur zu schnell aus den Augen. Diese Gelegenheit nutzte sie um sich zum Hafen durchzuschlagen und auf einen Poller zu setzen. Ihr Blick schweifte über das trübe Wasser im Hafenbecken. Ohne Svante war der Ausflug einfach nur scheußlich. Wäre Svante dabei gewesen, sie hätten die Museumsführerin halb in den Wahnsinn getrieben mit ihren Spezialfragen zu dem Schloss und dessen Geschichte oder den adligen Familien.

Elisa spielte mit dem Reisverschluss ihrer Jacke. Sie blinzelte hektisch die aufkommenden Tränen fort.

Schwingen rauschten als ein schwarzer Schwan direkt vor ihr landete. Elisa sprang auf, während sich sechs weiße Schwäne zu dem schwarzen Schwanz dazu-

gesellten. Auf dem Kopf des einen Schwanz waren schwarze Federn. Schnatternd drängten sich die Schwäne an sie. Elisa sank auf die Knie. Schnäbel rieben sich an ihr.

„Seid ihr es wirklich?“, fragte sie. „Svante, Rijkert, Mathies, Dankmar, Christian, Justus, Adalar, seid ihr es wirklich?“

Schwingen legten sich über sie. Der jüngste Schwan drängte sich in ihre Arme. Elisa schluchzte auf. „Wo wart ihr? Warum seid ihr nicht zurück gekommen?“

„Weil wir nicht zurück können.“, hörte sie Dankmars Stimme in ihrem Kopf. „Im Umkreis von 10 Kilometern ist eine Barriere um das Dorf und das Schloss, die wir nicht überqueren können.“

„Ich hab mir fast den Hals an dem Ding gebrochen!“, teilte Svante ihr mit.

„Und das ist noch nicht alles.“, fügte Adalar hinzu.

„Was meint ihr damit?“, stammelte Elisa.

„Wir können uns nicht mehr aus eigenem Willen verwandeln.“, erklärte Dankmar. „Es tut entsetzlich weh, wenn wir versuchen wieder zu Menschen zu werden oder wir werden dabei ohnmächtig.“

„Vater denkt ihr seid tot! Und ich dachte das auch!“, fuhr Elisa auf.

„Wir waren wie wilde Schwäne. Uns ist erst Gestern wieder eingefallen, wer wir sind.“, bemerkte Adalar.

„Moment, Moment. Gestern?“, wollte Elisa wissen. Um sie herum nickten die Vögel mit ihren Köpfen.

„Das muss irgend etwas mit Babsy zu tun haben!“, stellte sie fest.

„Oh, das hat es ganz sicher.“, seufzte Adalar.

Alle Augen richteten sich auf ihn. „Wieso?“, fragte Rijkert.

„Weil diese Hexe versucht hat mit mir ins Bett zu gehen und mir drohte, wenn ich es nicht täte, würde es ganz übel für mich ausgehen!“, zischte Adalar, wobei er wild mit den Flügeln schlug.

„Ach mit dir auch?“, kam es unisono von Dankmar, Mathies, Christian und Justus.

„Und was machen wir jetzt? Ich meine anscheinend, ist Babsy eine richtige Hexe und hat uns offensichtlich verzaubert.“, erkundigte Svante sich.

„Tante Walpurga fragen!“, kam es von Dankmar.

„Ihr könnt sie ganz bestimmt nicht fragen! Oder wollt ihr mal eben nach Lolland fliegen? Aber ich kann und ich werde mir jetzt eine Fahrkarte nach Maribo kaufen!“, verkündete Elisa.

„Das kannst du Paps doch nicht antun! Außerdem, wozu hast du ein Handy!“, entsetzte Christian sich.

„Der kriegt das eh nicht mit. Für den scheine ich gerade nicht zu existieren. Ich kann ihn anrufen, wenn ich angekommen bin. Wir brauchen jetzt Walpurgas Hilfe! Und sowas kann man doch nicht mal eben am Telefon abklären, verdammt nochmal!“

„Dann lass uns fliegen...“, begann Justus.

„Weiß einer von euch, ob sie mit Schwänen reden kann?“, fragte Elisa.

Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort.

„Dann fahre ich und zwar noch heute, sonst trau ich mich das nicht mehr oder Babsy findet einen Weg es zu verhindern.“ Entschlossen stand Elisa auf und strebte dem Eutiner Fähranleger zu.

„Elisa hast du überhaupt genug Geld?“, erkundigte sich Dankmar, der neben ihr herflatterte.

„Schätze schon, wenn ich eure Portmohnais plündere.“, gab sie trocken zurück.

„Bist du bescheuert, lass uns doch erst einmal...!“, versuchte Christian sie zu überreden ihren Entschluss zu überdenken.

„Elisa, lass den Quatsch!“, fauchte Justus. Um sie aufzuhalten flatterte er ihr in den Weg.

Elisa schlug nach ihm. „Das werde ich nicht! Und ihr könnt mich auch nicht davon abhalten!“, schrie sie die sieben Schwäne an.

Im Endeffekt führte dies dazu, dass sie sich ins Fährgebäude flüchten musste um den Schwänen zu entkommen, die versuchten sie davon abzuhalten. Einige schmerzhafte Schnabel- und Flügelhiebe bekam sie dabei ab, doch sie schaffte es und als sie schließlich auf der Fähre war, hatten ihre Brüder einsehen müssen, dass es nichts brachte sie von ihrem Entschluss abhalten zu wollen.

Elisas Entscheidung

Author’s note:
 

Anscheinend sind die Märchenhexen nicht bekannt, deswegen mache ich jetzt ein Ratespiel draus. In der Geschichte werden insgesamt vier Hexen/Zauberinnen vorkommen. Wer mir drei von vier errät, der darf sich eine Kurzgeschichte von mir wünschen, allerdings schreibe ich nur eigene Serien und kann kein Horror und keine Liebesgeschichten schreiben. Ich bin aber bereit vieles auszuprobieren.

Hier noch ein paar Tipps. Zu jeder einer, nicht in der Reihenfolge wie sie in der Story auftauchen.

Die erste der Märchenhexen hat in ihrem ursprünglichen Märchen keinen Namen, aber sie mochte Schleckermäuler und sprach mit dem Wind. Bekannt wurde sie durch die Brüder Grimm.

Die zweite kommt ursprünglich aus Russland, sie fliegt mit einem Mörser durch die Gegend, hat ein Haus, welches auf Hühnerbeinen durch die Gegend läuft und frisst Kinder.

Die dritte kommt ebenfalls aus Russland und ist eigentlich eine Zauberin. Ihre Schönheit kostete viele Männer das Leben, welche um sie freiten, bis einer sie doch noch überlistete, indem er sich als Stecknadel in ihrem Zauberbuch versteckte.

Die vierte wurde durch Andersen berühmt. Sie gebietet über die Mächte der Natur, stiehlt Kinder und ihr Herz kann nur als tiefgefroren bezeichnet werden.

Noch ein letzter Hinweis, alle Namen, die ich ihnen geben habe, haben etwas mit ihren Bezeichnungen in den Ursprungsmärchen zu tun, außer bei der namenlosen Hexe.
 

Die Überfahrt auf der Fähre verbrachte Elisa unter Deck. Sie hatte nämlich sehr schnell herausfinden müssen, dass ihre Brüder ebenfalls mitreisten. Kaum hatte sie einen Schritt aufs Deck getan, waren ihre Brüder auf sie zu geflattert und hatten erneut versucht sie umzustimmen.

Um ihren Brüdern, die sich irgendwo auf dem Dach der Fähre aufhielten, aus dem Weg zu gehen, war Elisa ins Restaurante unter Deck gegangen. Dort hatte sie sich an einen Tisch gesetzt, einen Kakao bestellt und betrübt aufs Meer hinaus gestarrt.

Noch wagte sie es nicht ihren Vater anzurufen. Sie fragte sich auch, wie Tante Walpurga auf ihren Spontanbesuch reagieren würde, insbesondere da sie auch ihre Tante noch nicht angerufen hatte.

Der Weg von der Fähre zum Bahnhofsgebäude war nicht weit und rasch zurückgelegt. Im Bahnhof kaufte sie eine Einzelfahrkarte nach Maribo. Die halbe Stunde bis der Zug abfuhr verbrachte sie damit auf ihr Handy zu blicken um dann doch keine der Nummern zu wählen, die sie wählen sollte.

Sie war im Bahnhofsgebäude geblieben, weil sie fürchtete ihre Brüder würden sie auf dem Bahnsteig abfangen. Erst kurz bevor der Zug abfuhr, ging sie zum Bahnsteig. Hastig blickte sie sich nach den Schwänen um, konnte sie jedoch nicht entdecken.

Der Zug war voll mit Urlaubern, weswegen Elisa eine ganze Weile brauchte um ein recht leeres Abteil zu finden. Schließlich entdeckte sie ein Abteil, in dem nur zwei Frauen saßen. Beherzt öffnete Elisa die Abteiltür.

„Entschuldigung, ist hier noch ein Platz frei?“, fragte sie auf Deutsch, ehe ihr einfiel, dass sie das vielleicht besser auf Englisch oder Dänisch getan hätte. Dänisch konnten sie und ihre Brüder, weil ihre Mutter Dänin gewesen war.

Die Jüngere der beiden Frauen antwortete ihr ebenfalls auf Deutsch: „Ja, hier sind noch Plätze frei.“

„Danke.“ Elisa betrat das Abteil und setzte sich. Die Frau, welche ihr geantwortet hatte, war etwa so alt wie Justus. Sie hatte glattes schwarzes Haar und ihre erstaunlich grau-grünen Augen waren leicht mandelförmig. Ihr Gesicht war herzförmig. Ihre Haut war hell und ebenmäßig. Sie war schlank, hochgewachsen und hätte sicherlich als Model arbeiten können. Zumindest sah sie so aus, als hätte sie Modelmaße.

Die andere Frau war erheblich älter. Ihr gelocktes weißes Haar fiel ihr ins von vielen Fältchen durchzogene Gesicht, weil sie über ihr Strickzeug gebeugt war. Doch trotz ihres Alters strahlte sie eine gewisse Eleganz aus, wie sie manche Frauen von Natur aus zu besitzen scheinen.

Elisa ließ sich in einen Sitz sinken, stellte ihren Rucksack neben sich und kramte ein Butterbrot hervor.

„Bist du allein unterwegs?“, erkundigte sich die junge Frau.

„Ja, ich besuche meine Tante.“, antwortete Elisa.

„Ach, dann hast du schon Ferien.“, stellte die Frau fest.

„Es sind gerade Zeugnisferien.“, behauptete Elisa frech.

Die junge Frau betrachtete Elisa lange, dann lächelte sie und zog ein Buch hervor, in dem sie zu lesen begann.

Elisa aß ihr Brot und blickte danach aus dem Fenster. Zum Glück versuchte keine der beiden Frauen erneut ein Gespräch anzufangen. In Maribo verließen alle drei den Zug. Elisa seufzte und zog zögerlich ihr Handy hervor. Jetzt musste sie Tante Walpurga aber wirklich mal anrufen, schließlich wusste sie nicht genau, wo in Maribo ihre Tante wohnte. Mit ihrem Handy beschäftigt merkte sie nicht, wie die beiden Frauen aus dem Zug von einer Frau mit roten Haaren begrüßt wurden. Erst der Ausruf: „Elisa, was machst du denn hier?“, brachte Elisa dazu aufzublicken.

„Tante Walpurga, wieso bist du hier? Ich hab dich doch noch gar nicht angerufen!“, staunte sie.

„Ich bin hier, weil ich meine Freundinnen abhole.“, teilte Walpurga ihr mit. Neben ihr standen die beiden Frauen aus Elisas Abteil.

Die Ältere musterte Elisa aus eisblauen Augen. „Wie es scheint ist deine Nichte zu dir gereist um dich um Rat zu bitte, Walpurga.“, meldete sie sich erstaunlicherweise in Deutsch mit nordischen Akzent zu Wort.

„Also Elisa, was ist los? Warum bist du hier?“, erkundigte sich Walpurga.

„Äh, können wir das bei dir besprechen. Es ist etwas... speziell.“, murmelte Elisa.

„In Ordnung. Jelena, Regina, dies ist meine Nichte Elisa von Blankensee. Elisa dies sind meine Freundinnen Jelena Weise und Regina Navis. Kommt, bei einer Tasse Tee ist es sicher angenehmer zu reden.“

Walpurga führte sie zum Parkplatz, wo ein kleiner weinroter Twingo auf sie wartete. Elisa wurde zusammen mit Jelena auf die hintere Sitzbank verfrachtet, weil sie beide noch jung genug wären um dort hin zu klettern, während Regina auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Die ganze Fahrt lang schwieg Elisa. Regina unterhielt sich mit Walpurga über deren Gewürz- und Teehandel, wobei sie immer noch strickte. Jelena hingegen hielt sich aus dem Gespräch raus und musterte Elisa eingehender.

Walpurgas Haus entpuppte sich als Backsteingebäude mit Reeddach. Ein großer Garten wurde von einem blauen Zaun umrahmt. Elisa konnte nur den Gartenteil vorm Haus und bei der Auffahrt sehen. In einem runden Beet vorm Haus blühten erste Narzissen und letzte Krokusse. Das Grundstück grenzte an einen lichten Fichtenwald.

Als Elisa hinter Jelena aus dem Auto kletterte, rauschten Schwingen und sieben Schwäne landeten auf der Auffahrt. Elisa hörte Walpurga seufzen, ehe diese sich an die Schwäne wandte. „So kommt ihr mir nicht ins Haus!“, erklärte ihre Tante fest.

Elisa schluckte. Ihr Blick huschte zu Walpurgas Freundinnen. „Ähm, Tante... ich.... da gibt es ein Problem...“, begann sie.

„Walpurga, wir bringen unser Gepäck rein und du kümmerst dich um deine Nichte.“, schlug Jelena vor.

„Jelena, Liebes du hast nicht gut hingesehen und Walpurga auch nicht. Hier werden wir alle gebraucht.“, ließ sich Regina vernehmen.

Elisa starrte die alte Frau an. Was meinte die damit?

„Schätzchen, Walpurga, Jelena und ich, sind die leitende drei Hexen des nordeuropäischen Hexenzirkels. Das ein Bann auf diesen Schwänen und dir liegt, seh’ ich sogar ohne Lesebrille.“, teilte ihr Regina mit. „Ein Bonbon zur Beruhigung?“, fragte sie dann, wobei sie Elisa eine Pulmolldose hinhielt.

Elisa schüttelte den Kopf.

„Wenn das soweit geklärt ist, dann lasst uns alles Weitere im Wohnzimmer besprechen, sobald meine Neffen wieder gesellschaftsfähig sind!“, seufzte Walpurga.

„Aber das ist doch das Problem!“, rief Elisa. „Sie können sich nicht verwandeln!“

Jelena hatte derweil die Schwäne umrundet und musterte den größten Schwan nun genauer. Sie ging in die Hocke. „Sag mal Elisa, so viele von Blankensees gibt es nicht, oder?“, erkundigte sie sich.

„Stimmt.“, gab Elisa zur Antwort.

„Kennst du einen Adalar von Blankensee?“, wollte Jelena wissen. Der große Schwan vor ihr raschelte mit den Flügeln, senkte seinen Kopf und stupste sanft ihr Knie an.

„Uhm, ja. Er ist mein ältester Bruder und äh... steht vor dir.“, stammelte Elisa. Wenn Jelena und Regina Hexen waren, dann wussten sie auch von der Existenz der Gestaltwandler, also konnte sie es Jelena gleich sagen.

Jelenas Augen verengten sich. Sie streckte ihre Hand aus und strich dem Schwan über den Rücken. „Du hast dich seit Weihnachten nicht mehr gemeldet, Adalar! Ich hoffe die Erklärung dafür ist gut!“, fuhr sie den Schwan an, der nun wirklich den Kopf hängen ließ.

„Wollen wir das nicht doch lieber drinnen klären?“, fragte Regina, woraufhin die drei Hexen und Elisa das Haus betraten. Die sieben Schwäne watschelten hinterher. Im Wohnzimmer versammelten sie sich. Es war ein großer Raum mit hellem Ahornparkett und großen Fenstern. Eine Terrassentür führte in den Garten. Auf dem gedeckten Wohnzimmertisch thronte ein Schloss aus Lebkuchen. Elisa fragte sich abwesend, wie Walpurga es geschafft hatte, dieses Wunderwerk zu bauen. Als sie sich einmal an Lebkuchenhäuschen versucht hatte, waren selbst die ganz einfachen Häuschen zusammengekracht.

„Setzt euch doch schon mal. Ich koche eben rasch einen Tee, bevor wir reden.“, bat Walpurga sie und verschwand in der Küche.

Jelena warf Adalar noch einen bösen Blick zu, ehe sie Walpurga folgte. Regina ließ sich majestätisch auf einem Stuhl nieder. In der Wartezeit strickte sie wieder.

Kurz darauf kehrten Walpurga und Jelena wieder. Walpurga trug eine dampfende Kanne Tee. Jelena brachte ein Gedeck für Elisa. Als alle saßen und die Schwäne sich um sie herum verteilt hatten, erkundigte sich Walpurga: „Was genau ist denn jetzt los?“

Also begann Elisa zu erzählen. Auf Nachfragen berichtete sie schließlich so ziemlich alles, was seit Weihnachten geschehen war.

„Kröten, also wirklich. Wo hat die Frau zaubern gelernt!“, mokierte Jelena sich.

„Was meinst du damit?“ Elisa verstand Jelenas Aussage nicht.

„Ach Schätzchen, Jelena spricht von einem alten Zauber bei dem die Hexe Kröten verflucht, damit diese sich auf Stirn und Herz derjenigen setzen, die verflucht werden soll. Dadurch soll die verfluchte Person hässlich werden und einen schlechten Charakter bekommen. Zum Glück besitzt du ein reines Herz und bist Tierlieb, weswegen der Fluch bei dir eh nicht funktioniert hätte. Im Gegensatz zu dem Fluch auf deinen Brüdern.“, klärte Regina sie auf, die nun endlich zum Teetrinken ihr Strickzeug weggepackt hatte.

„Der scheint ziemlich vertrackt und fies zu sein.“, fuhr Walpurga fort. Sie deutete auf die Fotos und den Gazestoff. „Damit hat Babsy sicher gestellt, dass deine Brüder vergessen haben, dass sie jemals Menschen waren. Jetzt ist er allerdings gebrochen. Anders sieht es mit dem Fluch aus, der über ihnen liegt.“

Jelena nickte langsam. Sie wärmte sich ihre Hände an ihrer Tasse. „Der lässt sich nicht so leicht brechen. Es gibt nur eine Person, die ihn brechen kann und dabei bleibt ein gewisses Risiko. Am liebsten würde ich Babsy jetzt schon für ihren Missbrauch der Magie bestrafen, aber dafür muss dieser Fluch gebrochen sein!“ Jelena klang zornig. „Wie kann sie es wagen! Solche Flüche sind schon lange verboten!“

Elisa räusperte sich. „Und wer kann den Fluch brechen, wenn ihr es nicht könnt?“

„Ach Schätzchen, nur du kannst den Fluch brechen, aber dass wird sehr anstrengend und schmerzhaft für dich. Wir können ihn nur etwas eindämmen.“, antwortete Regina ihr.

„In Ordnung, was muss ich tun?“

„Du musst die Brennnesseln, welche hier im Garten oder auf Friedhöfen wachsen, zu Garn verarbeiten, aus welchem du sieben Pullis stricken musst. Wenn diese fertig sind, streife sie den Schwänen über und der Fluch ist gebrochen.“, Regina klang ernst.

„Wo ist der Haken?“ Elisa kannte genug Märchen um zu wissen, dass das noch zu harmlos war.

„Sobald du die erste Nessel gebrochen hast um mit deinem Werk zu beginnen, darfst du kein Wort mehr sprechen, sonst fährt dieses Wort wie ein Dolch in die Herzen deine Brüder und sie sterben.“, fügte Walpurga hinzu.

„Außerdem ist es dir verboten zu weinen, egal welche Schmerzen du leidest. Jede Träne die du weinst, fügt einem deiner Brüder eine Wunde zu.“, wies Jelena sie auf eine weitere Gemeinheit des Fluches hin.

„Ich habe eine Frage: Ich darf nicht sprechen? Heißt das ich darf nur kein Wort sagen? Kann ich denn etwas aufschreiben oder Gebärdensprache benutzen?“, wollte Elisa wissen.

„Kluges Kind. Es darf nur kein Laut von deinen Lippen kommen und keine Träne aus deinen Augen rinnen. Du kannst zur Kommunikation schreiben und Gebärdensprache verwenden, aber und gib gut acht: du darfst niemandem, der nicht schon von dem Fluch weiß, etwas über den Fluch mitteilen.“, erklärte Regina ruhig.

„Wie ist es, kann ich mit meinen Brüdern in der Schwanensprache...“, begann Elisa.

Walpurga schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, kein Laut und dazu brauchst du Laute.“

„Gut, ich mach’s, solange ich dabei hier bei dir bleiben darf!“, entschied sich Elisa. Entsetztes Flügelschlagen und Schnattern setzte ein. Elisa hörte den lautstarken Protest ihrer Brüder und deren Argumente gegen ihre Entscheidung. Anscheinend war sie nicht die Einzige, denn Walpurga rief über den Lärm hinweg: „Ruhe! Es ist ihre Entscheidung! Wenn ich könnte, würde ich es ihr abnehmen, aber das geht nicht! Und die Option, dass ihr für immer wilde Schwäne bleibt und eure Menschlichkeit verliert, gäbe es zwar, aber sie kommt für eure Schwester nicht in Frage. Es ist ganz alleine Elisas Entscheidung!“

Es dauerte eine Weile bis die Schwäne Ruhe gaben.

„Wir können helfen. In Maßen, aber es ist möglich.“, meldete sich Jelena leise zu Wort. „Wir können euren Fluch so abschwächen, dass ihr nur noch solange die Sonne am Himmel steht Schwäne seid und nach Sonnenuntergang Menschen. Ihr dürft Elisa zwar nicht helfen, aber ihr könnt dann zumindest ein wenig für sie da sein. Und wenn der Fluch gebrochen ist, werden wir uns diese Babsy vornehmen.“

Svante schmiegte sich an Elisas Bein. „Willst du das wirklich tun?“

„Ja, ich werde es tun, denn ich will meine Brüder zurück. Ich will nicht, dass ihr für den Rest eures Lebens wilde Schwäne seid und euch darin verliert! Ich schaffe das, ganz sicher!“, beteuerte sie laut.

„In Ordnung. Du kannst bei mir bleiben. Ich regel das mit deinem Vater, dem Jugendamt und melde dich an einer Schule an.“, gab Walpurga bekannt.

„Aber...“, begann Elisa.

„Du bist noch minderjährig und schulpflichtig. So gerne du dich auch die ganze Zeit dem Lösen des Fluches widmen würdest. Es ist nicht möglich, wir müssen uns an die geltenden gesellschaftlichen Regeln halten.“, Jelena lächelte entschuldigend. „Ich zeige dir die Nessel und wie du die Fasern daraus gewinnst. Ich habe das von meiner Urgroßmutter gelernt.“

„Ich werde dir Spinnen und Stricken beibringen.“, bot Regina an.

„Dann bin ich wohl für den ganzen restlichen Kram zuständig.“, meinte Walpurga. „Noch jemand Lebkuchen?“

Schwieriger als gedacht

Authors note: Hier also endlich mal wieder ein Kapitel. Ich hoffe es gefällt. Viel Spaß beim Lesen!
 

Elisa konnte nur staunen wie rasch die drei Hexen daran gingen ihre Ratschläge in die Tat umzusetzen.

Nach dem Tee mit Lebkuchen für die Menschen und dem Wasser mit Salatblättern für die Schwäne, beugten die drei sich über die versammelten Schwäne und fachsimpelten. Es erschien Elisa fast wie eine Ewigkeit bis die Hexen etwas taten. Jelenas Aktion führte zu Wehklagen, da sie jedem Schwan ein Feder ausriss. Regina fertigte aus ihrer Strickwolle und den Federn ein Geflecht an, welches Walpurga unter Murmeln eines Elisa unverständlichen Spruches um eine, von ihr geholte, Sonnenuhr wickelte.

„So das pack ich jetzt gut weg, damit keiner daran rumpfuschen kann und dann werde ich mit Gernot reden!“, teilte Walpurga mit und brachte die Sonnenuhr mit dem Woll-Federgeflecht fort.

„Aber es hat sich nichts verändert.“, stotterte Elisa, die insgeheim auf eine sichtbare Veränderung gehofft hatte.

„Ach Kindchen, natürlich hat sich etwas verändert. Der Zauber ist jetzt an den Lauf der Sonne gebunden. Deine Brüder werden bei Sonnenuntergang zu Menschen und bei Sonnenaufgang wieder zu Schwänen. Du kannst jetzt nur noch nichts davon sehen, weil die Sonne noch am Himmel steht.“, erklärte Regina freundlich.

„Und wozu die Federn und die Uhr?“, erkundigte sich Elisa.

„Nun das hilft uns dabei uns vorzustellen, was der Zauber bewirken soll.“, gab ihr diesmal Jelena Auskunft. „Ich seh mal nach, ob Walpurga einen Ort hat, an dem die geernteten Nesseln weichen können.“ Damit folgte sie Walpurga in den Flur, welche nun am Telefon hing, um mit Gernot Elisas weiteren Aufenthalt bei ihr zu verhandeln. Jelena verschwand, nach einer kurzen Absprache mit Walpurga um den Schuppen anzusehen und zu entscheiden, was dort getan werden müsste damit Elisa darin die Nesseln zum Spinnen vorbereiten konnte. Regina bugsierte Elisa neben sich aufs Sofa, holte aus ihrer Tasche noch ein weiteres Paar Stricknadeln und zwei Knäuel Wolle und zeigte ihr, wie man rechte Maschen strickt.

Nachdem Walpurga mit Gernot alles geklärt hatte, verschwand sie zu Jelena in die Scheune. Regina ließ Elisa zur Übung Maschen stricken und bewies, dass auch ältere Menschen fähig waren das Internet zu nutzen, indem sie schon mal nach funktionsfähigen Spinnrädern bei Ebay suchte.

In ihrer Internetrecherche wurde sie von Jelena unterstützt, nachdem diese mit Walpurga zurückgekommen war und Walpurga beschlossen hatte für alle Abendessen zu kochen.

Elisa war ganz auf das Stricken konzentriert, so dass sie nur merkte wie es dunkler wurde. Jemand schaltete das Licht ein. „Du machst dir nur die Augen kaputt, wenn du im Dunkeln strickst.“, hörte sie Adalars Stimme. Sie legte ihr Strickzeug auf den Couchtisch, sprang auf und drehte sich um. Hinter ihr standen ihre Brüder, menschlich und komplett nackt. Doch, dass störte sich nicht als sie sich alle glücklich umarmten.

„So das reicht jetzt Jungs! Seht zu, dass ihr euch was anzieht! Oben auf dem Dachboden sind in einem Schrank noch alte Klamotten!“, befahl Walpurga von der Tür her.

„Na, da bin ich mal gespannt, was sich da findet.“, murmelte Tammo und verließ als Erster das Wohnzimmer. Bis auf Svante folgten ihm alle. Elisas ließ ihren Zwilling einfach nicht los, schließlich warf er sie sich über die Schulter und nahm sie mit auf den Dachboden.

Durch ein Dachfenster drang Licht in den spitzen Raum, in den Lichtstrahlen tanzte Staub. Staub, der ansonsten alte Möbel und Umzugskartons und die Bodenbretter bedeckte. Svante folgte den Fußspuren und Stimme. Die anderen sechs suchten hektisch in Kartons, Kisten und einem alten Schrank mit schiefer Tür nach Kleidern. Svante stellte Elisa ab, die ihn nun endlich losließ um ihren Brüdern beim Suchen und Anprobieren zu helfen.

Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus, bei den alten Kleidern auf dem Dachboden passende für die Brüder zu finden. Rickert, Svante und Tammo gelang es sogar noch sich einigermaßen passende zu finden. Svante fand eine alte Jeans und einen Wollpulli von Walpurga der ihm passte. Auch Rickert und Tammo konnten sich die abgetragenen Sachen ihrer Tante anziehen. Adalar musste schließlich mit einem orangen Stoffrock vorblieb nehmen, weil er in keine der Hosen passte und einen weiten bei Walpurga wohl schlabbrigen Pulli, der ihm in den Schultern zu eng war. Mathies und Christian fanden alte Blaumänner von denen sie sich fragten woher diese stammten, die sie tragen konnten. Justus wurde kurzerhand in einen alten Bademantel gesteckt, da sich für ihn einfach nichts anderes passendes finden ließ.

So ausstaffiert kamen sie zum Abendessen herunter und lösten bei den drei Hexen Heiterkeitsausbrüche aus.

„Okay, gebt mir eure Kleidergröße und ich besorg euch morgen etwas Passendes.“, schlug Walpurga vor, nachdem sie zu Atem gekommen war.

„Gerne.“, das kam von Adalar, der leicht rot angelaufen war und es vermied Jelena anzusehen, welche immer noch kicherte.

„Es tut gut, wieder menschlich zu sein.“, stellte Christian fest. „und endlich keine Krebstiere und Algen mehr fressen zu müssen!“

„Und endlich duschen zu können!“, seufzte Svante sehnsüchtig. „Das sieht super lecker aus.“, fügte er, mit einem Blick auf den großen Topf mit Nudeln und den etwas kleineren mit Tomatensauce, hinzu.

„Dabei fällt mir ein, was können wir tun um zu helfen und dir nicht nur auf der Tasche zu liegen?“, fragte Mathies Walpurga, als er sich setzte. Es wurde etwas eng um den Tisch im Wohnzimmer, der sich zwar ausziehen ließ, aber nicht für elf Personen ausgelegt war. Jeder fand einen Platz, wenn auch nicht unbedingt am Tisch.

„Nachts, nicht viel.“, gab sie zurück und begann allen großzügig bemessene Portionen auf die Teller zu häufen.

Rickert schnaubte. „Wenn du erlaubst, würde ich mich um deine Website und den Onlinehandel kümmern.“, schlug er vor, „Das geht auch mitten in der Nacht.“

„Tja, ich könnte dir die Buchhaltung abnehmen.“, gab Justus bekannt.

Die anderen Brüder sahen sich an und zuckten mit den Schultern. „Dann bleibt an uns wohl die Hausarbeit hängen.“, grinste Mathies fast fröhlich.

„Solange du nicht versuchst zu kochen!“, seufzte Justus nur.

„Oh, ich denke wir werden das alles schon irgendwie geregelt kriegen.“, meinte Tammo. „Wir haben bestimmt noch genug Zeit uns zu überlegen, was wir tun können und besonders, wie wir Elisa helfen können.“ Alle nickten.

„Esst erst mal, Jungs, dann beratschlagen wir.“, gab Regina bekannt und alle gehorchten.

Nach dem Abendessen überlegten sie, was sie noch sinnvolles tun könnten, bevor Elisa die erste Nessel brach um ihr so viele nötige Fähigkeiten beizubringen wie möglich, solange sie noch sprechen durfte. Die sieben Brüder dachten darüber nach, wie sie Elisa helfen könnten ohne das Fluchbrechen zu gefährden.

Regina half derweil Elisa weiter bei ihren ersten Strickversuchen, die diese wieder aufgenommen hatte und versicherte, dass ihr Walpurga da später auch mit Rat zur Seite stehen könnte. Jelena durchforstete, nun mit Rickerts Hilfe, weiter das Internet nach Spinnrädern und allem anderen, was sie zur Garnherstellung bräuchten. Walpurga schlug vor, erst mal ein Bündel Schurwolle zu besorgen mit der Elisa spinnen üben könnte, weil Wolle einfacher zu spinnen sein sollte als Pflanzenfasern, ehe sie verschwand um noch ein Zimmer für Elisa herzurichten. Die restlichen Brüder beschlossen die nächste Nacht, wenn sie passende Kleider hatten und sich von der Reise erholt hatten, zu nutzen um die Scheune frei zu räumen.

Als Elisa begann verstohlen zu gähnen und sich ständig zu verstricken, scheuchte Walpurga sie ins Bett. Die anderen berieten sich noch bis tief in die Nacht, ehe die sieben jungen Männer sich im Wohnzimmer ein Nachtlager bereiteten und die drei Hexen sich zum Schlafen zurückzogen.
 

Gleich am nächsten Morgen verschwand Walpurga um einzukaufen, nachdem sie die sieben Schwäne aus dem Wohnzimmer zum Gartenteich gescheucht hatte. Von da an, ging der Wirbel richtig los. Die Hexen gruben Walpurgas Gemüseland, welches diese nur widerwillig opferte, um und säten dort Brennnesseln. Elisa durfte, nach einem wunderbaren Frühstück, weiter stricken üben. Der Tag verging in hektischer Aktivität und auch die nächsten wurden nicht besser. Elisas Brüder räumten in der folgenden Nacht die Scheune aus. Das Spinnrad und andere Gerätschaften für das Fertigen des Garnes wurden bestellt. Jelena und Regina verlängerten ihren geplanten Besuch um Elisa beim Erlernen der notwendigen Fertigkeiten zu helfen. Walpurga regelte alles mit Gernot, dem Jugendamt und Elisas zukünftiger Schule, während Elisas Brüder sich, so gut sie vermochten im Haushalt nützlich machten.

Sobald das Spinnrad eintraf wurde Elisa von Regina im Spinnen unterrichtet. So verging etwa eine Woche. In der Woche konnte Elisa sich schon einmal im Schweigen üben, da Walpurga sie zur Anmeldung an die Schule mitnahm. Der Schulsekretärin tischte Walpurga eine Story auf, nach der Elisa sich auf Grund des Schocks durch das Verschwinden ihrer Brüder so kurz nach dem Tod ihrer Mutter weigerte zu Reden. Elisa fiel es schwer aber sie schwieg während des ganzen Gesprächs.

Am liebsten hätte sie sofort mit der Garnherstellung begonnen, doch schafften es die drei Hexen sie dazu zu überreden, erst noch eine Weile zu üben.

Schließlich kam der Tag an dem Elisa die ersten Nesseln brach. Walpurga hatte einige in der Nähe ihres Komposthaufens gefunden, welche schon groß genug waren. Die restlichen Nessel mussten erst noch wachsen. Trotz der dicken ledernen Gartenhandschuhe schmerzte es die Nesseln zu ernten, welche Elisa nur mit einer Sense kurz über der Wurzel abschnitt, in der Hoffnung, dass sie auch später dort welche ernten könnte. Unter Jelenas Anleitung, brachte Elisa die geernteten Brennnesseln in die Scheune, wo ein Bottich mit Wasser bereit stand. ZU aller erst befreite Elisa die Nesseln von den Blättern, bevor sie Nesselstiele in den Bottich tat ,eintunkte und beschwerte, damit sie weichen konnten. Von nun an durfte sie nicht mehr sprechen und das erwies sich als verdammt schwer!

Schon alleine am Nachmittag dieses Tages war Elisa mehrfach kurz davor etwas zu sagen und biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Die drei Tage, welche sie warten musste, damit die Nesseln weich wurden, erschienen Elisa unendlich langsam zu vergehen. Zu ihrem Glück war noch eine Woche Ferien in ihrer neuen Schule, bevor sie sich auch dem noch stellen musste. Als sie endlich die nächsten Schritte der Garnherstellung tun konnte, war Elisa erleichtert zumindest etwas wirklich sinnvolles gegen den Fluch tun zu können. Doch auch das Brechen der Nesseln um an die Fasern zu gelangen erwies sich als nicht zu leicht wie gedacht. Sie musste sich oft genug einen Fluch verkneifen. Nachdem die Fasern befreit waren, musste sie die Fasern von den holzigen Spelzen der Stiele trennen, dann erst konnte sie damit beginnen die Fasern zu spinnen. Wie schon ihr mit Wolle gesponnenes Garn wurde auch dieses klumpig und es war noch schwerer als das Spinnen mit Wolle. Innerlich fluchte Elisa wie ein Rohrspatz, während sie Stunde um Stunde damit verbrachte, die wenigen Nesselfasern zu einem ungleichmäßigen und knotig Garn zu verspinnen.

Am Abend dieses Tages kochte Walpurga ihr Lieblingsessen. Adalar massierte ihr, nach Einbruch der Dunkelheit, den Nacken. Tammo ließ sich von Walpurga eine ihrer Heilsalben geben und rieb sie in Elisas geschundene Hände. Svante hatte Elisa in einen Wollecke gewickelt und alle sieben versuchten ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Der letzte Rest der freien Woche verging mit der Garnherstellung und am Sonntagabend schließlich konnte Elisa die ersten Maschen mit dem Nesselgarn stricken. Sie war viel zu müde um auch nur einen einzigen Gedanken an ihre neue Klasse zu verschwenden.
 

Der erste Schultag in der neuen Schule war schrecklich. Elisa folgte ihrem neuen Klassenlehrer durch den Schulflur zur Klasse. Dort stellte er sie vor und erklärte gleich noch, dass Elisa nicht sprach und warum. Elisa stand stumm daneben und ließ ihren Blick über die Klasse gleiten. In einigen Gesichtern glaubte sie so etwas wie Interesse oder auch Mitleid zu erkennen. Der einzige freie Platz war ganz vorne neben einem blonden Jungen, mit Brille in schwarzen Klamotten. Elisa setzte sich, lauschte dem Unterricht, schrieb brav mit und wünschte sich nichts sehnlicher als mit ihrer Strickerei weitermachen zu können. In der ersten Fünfminutenpause zog sie ihr Strickzeug hervor und begann rechte Maschen auf der Rundnadel zu stricken. Ihr Sitznachbar starrte sie zunächst nur groß an, dann fragte er: „Was machst du da?“

Elisa ignorierte ihn und fuhr im Stricken fort.

Er seufzte, drehte sich weg und begann mit seinen Kumpels zu reden. Seit diesem Moment und dank der Ansprache des Lehrers war Elisa nur die Verrückte, wenn die anderen Schüler über sie sprachen.

Elisa ließ sich auch nicht vom Beginn der nächsten Stunde vom Stricken abhalten, was dazu führte das die Englischlehrerin sie erst ständig dazu aufforderte an die Tafel zu kommen um die Aufgaben zu lösen und ihr schließlich damit drohte das Strickzeug wegzunehmen. Mit zitternden Fingern verstaute Elisa ihr Strickzeug in der Tasche, nur um jede freie Minute zum Stricken zu nutzen.

Nach diesem bezeichnenden ersten Schultag, begann sich so etwas wie Routine in Elisas Leben zu kommen. Vormittags in der Schule strickte sie in den Stunden, in welchen die Lehrer es ihr irgendwann durchgehen ließen und den Pausen. Ihre neuen Klassenkameraden hatten sie recht schnell von der Liste der Personen gestrichen, die in der Klasse etwas zu sagen hatten. Nur ein einziges Mal erlaubten sich ein paar Idioten es ihr Strickzeug anzutasten. Ihre Attacke gegen die Jungs, welche sie dabei erwischte ihr Strickzeug feixend rumzuzeigen und die kurz davor waren es aufzuribbeln, brachte ihr einen Besuch beim Schuldirektor und eine Verwarnung ein. Dabei hatte sie nur ihr Strickzeug zurückerobert und die Jungs dabei recht hart geschlagen. Der eine trug eine blutige Nase davon und den anderen schmückte noch Tage danach ein Veilchen.

Am Nachmittag spann sie oder erntete Nesseln, oder brach Nesseln um an die Fasern zu kommen. Recht schnell bürgerte es sich ein, dass Tammo Elisas Hausaufgaben auf Zetteln vorfertigte und sie diese nur noch abschrieb, während Adalar, Justus, Christian und Mathis Elisas Schulbücher nutzten um Tammo, Rickert und Svante auf dem Laufenden für die Schule zu halten.

Walpurga fuhr Elisa mehrfach zu Friedhöfen, von denen sie die Gärtner kannte und Elisa jätete unter ihrer Aufsicht die dort wuchernden Brennnesseln, während Walpurga sich um das restliche Unkraut kümmerte.

Die Arbeit lohnt sich

Author’s note: Tja, hier das vorletzte Kapitel. Ich weiß ich bin nicht gut, darin romantische Sachen insbesondere Liebesgeschichten zu schreiben, deswegen das Ganze hier nur angedeutet. Im Märchen wird die enthaltene Liebesstory auch nicht weiter ausgeführt. Im Ich weiß, es ist eine doofe Ausrede. ;-) Ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Lesen!
 

Nach der Anfangszeit, in der es Elisa extrem schwer gefallen war nicht zu sprechen, bemerkte sie, dass es ihr das Schweigen leichter. Regina und Jelena waren abgereist nachdem sie Elisa unterwiesen hatten. Jelena hatte ihren Aufenthalt auf die gesamten Semesterferien ausgeweitet um etwas Zeit mit Adalar verbringen zu können, doch Mitte März musste auch sie heimkehren.

In diesen, obwohl ungewöhnlich, aber doch recht beschaulichen Alltag, platzte eine Schulankündigung, welche Elisa entsetzte. Sie sollten in Geschichte Referate halten. Natürlich wollte niemand mit ihr zusammenarbeiten. Der entnervte Geschichtslehrer wies Elisa kurzerhand einer Gruppe zu. Es war eine mit ihrem Sitznachbarn, von dem sie inzwischen erfahren hatte, dass er Henrik hieß und der sonst ein Referat alleine hätte halten müssen. Henrik war zwar recht beliebt, doch schien es eigentlich normal, dass er Referate lieber alleine hielt. Viel hatte Elisa noch nicht mit ihm zu tun gehabt, obwohl er einer derjenigen war, die sich Zeit nahmen zu warten, bis sie eine Antwort geschrieben hatte. Elisa schielt zu ihm hinüber, während es um sie herum laut wurde, weil Termine vereinbart wurden.

„Schön, wie machen wir das?“, wurde sie von Henrik gefragt, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckte.

Er musterte sie und schien nachzudenken. „Du könntest das, was du zu deinem Teil sagen sollst an die Tafel schreiben oder auf ganz viele DinA4-Blätter.“, schlug er vor.

Elisa nickte, ja so wäre es machbar.

„Wann hast du Zeit?“, seufzte er.

Sie zog ihren Block heran und schrieb: „Sag mir lieber wann du Zeit hast.“

„Morgen Nachmittag ab drei ginge. Wo wollen wir uns treffen? Bei mir ist es schlecht.“ „Meine Tante mag Besuch nicht gerne.“, schrieb Elisa, obwohl sie wusste, das es nicht stimmte.

„Na ja, aber mein kleiner Bruder ist wirklich sehr laut. Er ist gerade erst drei und er ist dann aus dem Kindergarten zurück“, wandte Henrik ein.

„Das stört mich nicht.“ Elisas Stift flitzte über den Block.

„Aber deine Tante könnte uns bei dem Thema helfen. Ich hab mal gehört sie kennt sich mit so was aus.“

Elisa stütze ihr Kinn auf den Händen ab.

„Also bei dir?“, hakte Henrik nach.

Elisa starrte ihn an und nickte schließlich langsam. „Weißt du wo ich wohne?“, schrieb sie.

„Nee, nur ich weiß nur, dass deine Tante den Gewürz- und Teeladen in der Innenstadt betreibt.“, gab er zu.

Elisa notierte auf ihrem Block ihre Adresse, Handynummer und eine Wegbeschreibung. „Kopf hoch, das Referat kriegen wir schon irgendwie hin!“, versuchte er sie aufzumuntern, als er ihren traurigen Blick bemerkte, der weniger etwas mit dem Referat zu tun hatte als viel mehr mit der dadurch verlorenen Zeit.

Ziemlich unglücklich setzte Elisa sich an diesem Nachmittag ans Spinnrad, nachdem sie ihrer Tante einen Brief geschrieben hatte, in dem sie die Sache mit dem Referat erklärte.
 

Am nächsten Tag würde sie einiges an Zeit verlieren, die sie nutzen könnte um weiter für die Fluchbrechung zu arbeiten. Tammo suchte, als er von dem Referatsthema hörte, natürlich nach Einbruch der Dunkelheit, die passenden Bücher aus Walpurgas großer und viele Themen umfassenden Büchersammlung heraus.

Das Referatstreffen verlief erstaunlich gut. Henrik war pünktlich und hatte sogar schon einiges vorbereitet. Elisa führte ihn zuerst in die Küche, wo sie auf die Kaffeemaschine zeigte und ihm eine Dose Tee unter die Nase hielt. Grinsend erklärte Henrik er möge schwarzen Tee lieber. Elisa kochte ihnen einen Darjeeling, stellte Tassen, Milch und Zucker auf ein Tablett und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Auf dem Wohnzimmertisch lagen schon mehrere Bücher bereit, sowie Schreibmaterial. Allerdings stand dort auch ein großes, wunderhübsches Lebkuchenschloss neben zwei Kuchentellern. Auf einem davon lag ein Zettel mit Walpurgas Schrift. „Lasst es euch schmecken. Viel Erfolg. Walpurga“, war auf dem Zettel zu lesen.

Das Erarbeiten des Referats klappte erstaunlich gut, besonders weil Henrik geduldig blieb und er auch nichts dagegen sagte, dass Elisa nebenher strickte. Die beiden fanden sogar eine Möglichkeit, wie Elisa ihren Teil mit Hilfe von Schrift auf Papier darstellen konnte.

Immer wieder schaute Elisa zu den sieben Schwänen auf dem Gartenteich hin. Sie war sehr froh, dass Henrik die wuchernden Nesseln im Garten nicht weiter erwähnte. Kurz vor Sonnenuntergang so um halb sechs herum, watschelten die Schwäne in die Scheune, wo sie blieben. Elisa litt innerlich mit ihren Brüdern mit, die ein warmes Bad brauchen würden, wenn sie endlich reinkommen konnten, weil Henrik weg war. Henriks Abschied verzögerte sich als Walpurga kam, die ihm noch zu einem raschen Abendessen einlud, weil das nun mal höflich war. Kaum war Henrik auf seinem Fahrrad davon gefahren, kamen Adalar. Justus, Christian, Mathis, Tammo, Rickert und Svante bibbernd und Zähne klappernd ins Wohnzimmer. Walpurga schickte sie unter die Dusche. Elisa kochte heißen Tee und Walpurga bereitete für die sieben eine Hühnersuppe zu.
 

Das Referat wurde ein Erfolg. Henrik begann sich anzugewöhnen Elisas Antworten für sie von ihrem Block vorzulesen, damit sie diese nicht ständig an die Tafel schreiben musste. Er meldete sich auch freiwillig für alle weiteren Referate oder Gruppenarbeiten. So kam es auch, dass Elisa seine Familie kennenlernte, da sie hin und wieder bei ihm Referate vorbereiteten. Die Familie Prinz, so hieß Henrik mit Nachnamen, nahm sie freundlich auf. Das einzige lästige war, dass Henriks Vater, ein Psychologe, versuchte Elisa zu therapieren, während sie sich mit beständigem Schweigen dagegen wehrte. Wenn Henriks Vater mit seinen Therapieversuchen an kam, weigerte sie sich ihm auf irgendeine Weise zu antworten.

Elisa kam nur langsam voran. Ende März war der erste Pulli fertig. Erst im Mai konnte sie die Nesseln in Walpurgas Garten ernten. Da es sich dabei um eine große Menge handelte, hatte sie nun viel zu tun. Inzwischen wunderte sich in ihrer Klasse niemand mehr über ihre Strickerei und die meisten Lehrer hatten es aufgegeben Elisa das Stricken während den Stunden zu verbieten.

Kurz vor den Sommerferien standen mal wieder Henriks Kumpel um seinen und Elisas Tisch herum. Einer von ihnen fragte: „Sag mal, was findest du an der eigentlich?“

„Das geht dich nichts an! Das ist eine Sache zwischen Elisa und mir.“, fauchte Henrik.

„Ach, seid ihr etwa zusammen?“, kam die nächste Frage, schließlich war es in der Klasse immer ein großes Thema wer gerade mit wem liiert war.

Henrik zuckte lässig mit den Schultern. „Darauf brauche ich nicht zu antworten.“

„Spinnst du? Du kannst doch nicht echt, was von der wollen!“

„Ich mag Elisa. Basta. Warst du eigentlich schon in Avengers?“, versuchte er etwas ungeschickt abzulenken. Zu seinem Glück gelang es. Nach der Schule hielt Henrik Elisa an und meinte: „Sorry, für das blöde Gerede. Darf ich dir als Entschuldigung ein Eis spendieren?“

Elisa musste lächeln, weil Henrik leicht rosa anlief. Sie nickte und ließ sich von ihm eine Waffel Erdbeereis kaufen. Er brachte sie bis zu Walpurgas Haus, obwohl er in eine ganz andere Richtung wohnte und druckste zum Abschied herum, bis er herausbrachte: „Also mich würde es sehr freuen wenn wr zusammen wären.“

Elisa legte den Kopf schräg und hob eine Augenbraue. Er atmete tief ein. „M-möchtest du meine feste Freundin sein?“

Einen Moment überlegte Elisa. Henrik war in der ganzen Zeit, die sie ihn kannte geduldig mit ihr gewesen und hatte sich ihr gegenüber freundlich benommen. Sie antwortete ihm, indem sie ihn sacht auf den Mund küsste, woraufhin ein richtiger Kuss folgte und Henrik ihr strahlend ins Haus folgen wollte, was sie mit einem Kopfschütteln und ihn sanft in Richtung Straße schieben abwehrte. Henrik seufzte, küsste sie auf die Wange, schwang sich auf sein Fahrrad und winkte ihr beim Wegfahren mehrfach zu.

Henrik war zu ihrem Glück verständnisvoll genug um ihre ständige Strickerei zuzulassen und sich nicht darüber zu ärgern. Er ließ er den Freiraum, welchen sie sich erbat. Er verstand zwar nicht, warum sie die Nesseln spann und strickte, aber es reichte ihm auch, wenn er die Zeit, die er mit ihr verbrachte damit füllte, ihr beim Spinnen zu zusehen und gemeinsam Musik zu hören. So war für ihn jeder Kinobesuch, jeder Besuch in der Eisdiele, jedes Mal, wo sie mit zum Schwimmen kam etwas besonderes.

Nach und nach nahmen die Pullover aus Brennnesseln Gestalt an. Elisa wurde immer geschickter in der Garnherstellung, dem Stricken und dem Annähen der Ärmel. Elisas Brüder waren von der neuen Entwicklung nicht begeistert, aber da ihr die Pausen, welche Henriks Dates bedeuteten und das Zusammensein mit ihm gut taten, schwiegen sie dazu. Außerdem bekamen sie als Schwäne mit, wie Henrik mit ihrer Schwester umging und da gab es nichts z beanstanden. Ansonsten waren die sieben über die längeren Tage unglücklich, bedeutete es doch, dass sie Elisa nur kurz vorm ins Bett gehen sehen konnten.
 

Zum Ende der Sommerferien, über welche Elisa besonders froh war, schließlich konnte sie sich nun den ganzen Tag über der Pulloverherstellung widmen, waren fast alle Pullover fertig.

Es war ein warmer Tag und Elisa saß beim Gartenteich. Sie nähte gerade den ersten Ärmel an den letzten Pullover als die Tür klingelte. Zunächst achtete Elisa nicht weiter darauf, weil ihre Tante da war und öffnen konnte, dann stürzte Henrik, völlig außer Atem in den Garten.

„Elisa, mein Vater hat das Jugendamt eingeschaltet! Er meint deine Tante würde sich nicht gut genug um dich kümmern!“, keuchte er. „Ich hab gesehen wie Fremde hier geklingelt haben, deswegen bin ich gleich in den Garten! Ich dachte du solltest das wissen!“

Elisa sah sich panisch zu den Schwänen um. Das Jugendamt, wenn es schlecht lief, könnte es bedeuten, dass ihrer Tante die Fürsorgevollmacht, welche Gernot ihr gegeben hatte entzogen würde. Und das hieße, sie könnte ihre Brüder nicht befreien! Hastig winkte sie die Schwäne heran, als sie Menschen im Wohnzimmer erkannte. Zusammen liefen sie alle in die Scheune. Ohne lange zu überlegen, warf Elisa je einen der Pullover über einen Schwan. Sie hörte wie Henrik aufschrie, als aus den sieben Schwänen sieben junge Männer wurden.

„Elisa ich kümmer mich drum!“, zischte Justus, wobei er sich eine Jeans überzog und dann barfuss aus der Scheune lief.

„Warte ich komm mit!“, Adalar, dem es ebenfalls gelungen war in eine Hose zu schlüpfen folgte ihm. Die vier anderen nahmen sich mehr Zeit, sich anzukleiden, bis auf Svante. Elisa hatte sich zu ihrem Zwilling gedreht und erstarrte. Svante, war wieder menschlich, allderings war er es gewesen, dem sie den einarmigen Pulli übergeworfen hatte. Ihr Zwillingsbruder stand mit gesenktem Kopf in der Scheune und befingerte seinen linken Arm, der immer noch ein Schwanenflügel war. Elisa schlug die Hände vor den Mund. Tammo legte ihre einen Arm um die Schultern. „Sch, nicht weinen Walpurga weiß bestimmt Rat. Wir warten bis sich die Leute vom Jugendamt weg sind und dann sprechen wir mit ihr. Am besten du schweigst weiterhin, vielleicht beeinflusst es noch den Fluch.“

„F-f-fluch!“, war Henrik stotternd zu vernehmen.

„Hm, glaubst du die Wahrheit verkraften zu können oder willst du eine realistische aber völlig erlogene Erklärung?“, erkundigte Mathis sich bei ihm.

„D-die Wahrheit bitte.“

Mathis übernahm den Part Henrik zu erklären, was eigentlich los war. Zu ihrem Glück gab Henrik stockend zu, dass er ihnen glaubte, weil seine Familie ebenfalls zu den Gestaltwandlern gehört, allerdings verwandelten sie sich in Gänse. In dieser Zeit halfen Christian und Rickert Svante sich anzuziehen. Tammo, den Arm immer noch um Elisa geschlungen, konnte sich ein: „Wehe du tust meiner Schwester weh, dann setzt’s was!“, nicht verkneifen, aber ehe sich daraus ein Konflikt entwickeln konnte, kamen Walpurga, Adalar und Justus zu ihnen. Die drei hatten es geschafft dem Jugendamt eine glaubwürdige Erklärung, welche durch eine Spezialteemischung von Walpurga Nachdruck verliehen wurde, zu unterbreiten. Walpurga untersuchte Svante genau und erklärte dann, sie müsse mit Regina und Jelen Rücksprache halten, aber sie wäre zuversichtlich, dass sich auch dieses Überbleibsel des Fluchs lösen lasse und Svante nicht für den Rest seines Lebens eine Schwanenflügel statt des linken Armes haben würde. Wie Tammo schlug sie vor, Elisa solle sich erst einmal noch an die Bedingungen des Fluchbrechens halten, vorsichtshalber. Dann ging sie zum Telefon um Regina anzurufen. Justus verschwand mit Christian und Rickert in die Küche um Abendessen für alle zu zubereiten. Die anderen ließen sich auf der Terrasse nieder. Henrik übernahm es an Tammos Statt Elisa zu trösten. Tammo setzte sich zu Svante, der vor dem Teich kauerte und ins Wasser starrte. Adalar und Mathis suchten Tische und Stühle zusammen. Und schließlich feierten sie gemeinsam, mit leichter und auch stärkerer Wehmut, die Befreiung vom Fluch.

Alles wird gut

Zwei Tage später fuhr ein knallroter Leihwagen mit Hamburger Kennzeichen in Walpurgas Auffahrt. Am Steuer saß Jelena. Sie klingelte, stürmte an Walpurga vorbei und fiel Adalar, als sie ihn gefunden hatte, um den Hals um ihn zu küssen.

Etwas langsamer stieg Regina aus, gefolgt von Babsy und Gernot. Babsy blickte immer wieder hektisch zu Regina. Walpurga musterte Babsy grimmig und bat sie einzutreten. Kurz darauf waren alle im Wohnzimmer vereint. Svante stand mitten im Raum damit Jelena und Regina ihn genauestens begutachten konnten. Babsy stand flankiert von Walpurga und Tammo nahe der Tür. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, wodurch sie ihren Lippenstift verschmierte.

Wie Regina und Jelena sie überredet hatten zu kommen und beim Fluchbrechen zu helfen, verrieten die Beiden nicht.

Alle anderen verteilten sich auf die Stühle am Tisch und die Couch, allerdings erst, nachdem Gernot jeden seiner Söhne in den Arm genommen hatte. Auf dem Tisch thronte mal wieder, dem Anlass entsprechend, ein Lebkuchenschloss aller erster Güte, nur war im Wohnzimmer niemand dazu in der Lage es angemessen zu würdigen. Gernot wirkte ziemlich überfahren, so als habe er erst gerade eben erklärt bekommen, was geschehen war. Aus Jelenas Bemerkungen ließ sich entnehmen, dass sie und Regina ihn im Auto aufgeklärt hatten.

Elisa spielte mit dem Ärmel in ihrer Hand herum. Rickert drehte Elisas Ipod in der Hand. Adalars Augen ruhten auf Jelena. Christian trommelte, für alle entnervend, auf der Tischplatte herum. Justus goss Tee in Tassen, obwohl niemandem nach Trinken zu Mute war. Mathis zwirbelte ein Stück Nesselgarn zwischen seinen Fingern. Gernot saß unruhig auf der Couch zwischen Mathis und Rickert.

„Tja, da müssen wir Blutmagie anwenden.“, stellte Regina fest. „Komm her!“

Das diese Aufforderung Babsy gegolten hatte, welche erbleichte, war nur zu deutlich. Walpurga packte Babsys Schultern und schob die widerstrebende Frau vorwärts. „Alles hat seinen Preis und du zahlst ihn jetzt!“, zischte sie.

„Elisa, Kindchen sei so gut und komm ebenfalls.“, wurde Elisa um einiges freundlicher aufgefordert.

„Um den Bruch des Fluches zu vollenden, musst du das Garn, welches du verwendest um den Ärmel anzunähen, mit ihrem Blut tränken.“, erklärte Regina ihr gelassen.

Svante starrte auf seine Füße, ihm war anzusehen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als endlich aus diesem Pullover herauszukommen. Walpurga hatte ihm nämlich verboten den auszuziehen, bevor der Fluch nicht vollständig gebrochen war.

Elisa holte sich einen letzten Strang Nesselgarn und fädelte ihn mit bebenden Fingern in die Nadel. Derweil hielten Walpurga und Jelena die kreidebleiche Babsy fest. Regina zog ein Bronzemesser über Babsys linken Daumen. Tammo trat heran und fixierte Babsys Hand als diese vor Elisa zurückzuckte. Elisa hielt sich nicht lange auf, sondern zog den Faden einmal durch die Wunde, ehe sie den losen Ärmel über den Schwanenflügel streifte. Svante verzog das Gesicht und murrte, weil sie dabei seine Federn verbog und ihm Schmerzen zufüge. Elisa lächelte ihn entschuldigend an, woraufhin er mit seiner rechten Hand durch ihr Haar wuschelte. Hochkonzentriert, um Svante nicht mit der Nadel zu pieksen, obwohl die stumpf war, nähte Elisa den Ärmel an. Zuletzt vernähte sie das Fadenende. Sie trat einen Schritt zurück und atmete erleichtert auf. Der Schwanenflügel war fort und Svante war wieder vollkommen menschlich. Svante ließ ihr nicht viel Zeit ihn zu mustern, denn er schloss sie heftig in seine Arme. Elisa blinzelte und endlich durfte sie es sich erlauben zu weinen. Es gab gar nicht genug Platz als alle, außer den Hexen, versuchten Svante und Elisa zu umarmen und zu trösten. Als der erste Trubel sich gelegt hatte, kamen sie dazu Gernot das Geschehene noch einmal in allen Einzelheiten zu schildern. Gernot und seine Kinder machten es sich auf dem Teppich gemütlich um ja allen nahe sein zu können. Sie saßen und lagen so dicht beieinander, dass es reichte die Hand ein wenig auszustrecken um einander zu berühren.

In der Zeit saßen Jelena, Walpurga und Regina über Babsy zu Gericht. Das Babsy Gernot sicherlich nicht mehr heiraten würde, war nur zu klar. Der Zirkel brachte Babsys Motive, schlichter übertriebener Egozentrismus und Geltungssucht zu Tage. Babsy hatte immer alles getan, damit es ihr gut ging, was dabei aus anderen wurde hatte sie nie interessiert. Das sie sich an Gernots erwachsene Söhne heran gemacht hatte, wovon die drei Oberhexen erfahren hatten, war geschehen, weil sie auf junge, attraktive Männer stand und Gernot nun wirklich nicht mehr jung war. Babsy wollte einfach immer im Mittelpunkt stehen und, wenn ihr das nicht gelang,, griff sie zu allen Mitteln, die ihr einfielen, wie übertrieben diese auch sein mochten. Bei einer Hexe war ein solches Verhalten für andere äußerst gefährlich. Es wurde entschieden, dass sie von nun an unter Reginas Aufsicht stehen würde, welche ihr die Regeln der Hexengemeinschaft erneut verdeutlichen würde. Erst, wenn Regina, Walpurga und Jelena feststellten, dass Babsy sich den Regeln unterordnete, würde sie von der Aufsicht durch Regina befreit.

Die nun wieder vereinte Familie von Blankensee blieb noch einige Tage bei Walpurga, während Regina und Babsy gleich am nächsten Tag abreisten. In diesen Tagen lernte Gernot Henrik und Jelena kennen, welche sich zu der Familie gesellten. Somit war die ganze leidige Angelegenheit mit dem Fluch bereinigt. Die Zeit würde zeigen, ob die Beziehungen von Henrik und Elisa sowie Jelenas und Adalars bestand haben würden.

Oder um es mit den traditionellen Worten auszudrücken: Und wenn sie nicht gestorben sind...
 

So dies war nun das absolut letzte Kapitel, in welchem hoffentlich ein paar offene Fragen geklärt wurden. Es würde mich freuen, wenn ihr genauso viel Spaß beim Lesen hatte, wie ich beim Schreiben!

Sorry, für die recht platte Bösewichtin und die nur ansatzweise beschrieben Brüder. Die letzten drei Kapitel entstanden auf die Schnelle.

Unterschiede zum Andersen Märchen liegen besonders in diesen Kapitel daran, dass es eine Heirat mit 16 in unserer heutigen Zeit äußerst selten ist und Prinzen ähnlich selten zu finden sind, außerdem hat Elisa eindeutig andere Prioritäten. Darum gab es keine Hochzeit mit dem Prinzen und Elisa wurde bei ihrer Tante einquartiert, welche es im Originalmärchen auch nicht gibt. Daraus folgte auch, dass ich dem sehr grausamen Strang der Vor-Andersen-Version nicht gefolgt bin, wodurch ich Elisa einiges an Grausamkeiten erspart habe. Dann liegen Unterschiede daran, dass es heute in Europa keine Hexenverfolgung mehr gibt, weswegen das traditionelle Andersenende wegfiel. Und zu guter Letzt daran, dass ich es Svante nicht antun wollte für den Rest seines Lebens mit einem Schwanenflügel statt dem linken Arm gestraft zu sein! Salix



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Hotepneith
2012-06-18T15:10:14+00:00 18.06.2012 17:10
Du warst relativ nett zu ihnen. Märchen sind in der Tat von Haus an auf schwarz und weiss und relativ grausam gestrickt.

Diese Art des Märchens ist modern, dennoch traditionell und logisch in sich abgeschlossen. respekt, dass du das so durchgezogen hast.

Der Vorsatz hat mich herausgefordert - Blankensee gibt es in Meckelenburg Vorpommern, und wohl gab es auch früher eine adelige Familie...:)http://de.wikipedia.org/wiki/Blankensee_%28Brandenburg%29
Aber das ist natürlich irrelevant.


Es hat jedenfalls viel Spass gemacht, das zu lesen


bye

hotep


Von: Futuhiro
2012-06-15T19:27:00+00:00 15.06.2012 21:27
Alles wieder in Butter, super. ^^
Ich möchte jetzt am liebsten Elisa sein und Svante umarmen. Der Kleine hat es mir angetan. Ich fand die ganze Story insgesamt echt klasse. Ich kenne zwar das Original nicht, aber deine Version war sehr überzeugend und mitreißend und in sich schlüssig, trotz der ganzen Änderungen die du am Ende erwähnt hast.

Ich fand ja den Satz hier goldig: <Wie Regina und Jelena sie überredet hatten zu kommen und beim Fluchbrechen zu helfen, verrieten die Beiden nicht.> - <Womit sie ihr gedroht hatten ...>, dürfte es wohl eher treffen. ^^
Von: Futuhiro
2012-06-15T19:15:09+00:00 15.06.2012 21:15
Wouw ... die bösen Behörden wieder. ^^°
Armer Svante. Ich hoffe, das lässt sich noch retten. Aber schön. daß zumindest die anderen erstmal wohlauf sind.

Der Part mit Henrick war jetzt nicht sooooo mein Fall (ich steh nicht so auf Liebesgeschichten, auch wenn es ganz nett geschrieben war), aber sowas gehört wohl dazu. Aber, daß der auch ein Gestaltwandler ist, ist ganz schön ... öhm ... zuviel des Zufalls. Oder ist das in dieser Welt, in der die Story spielt, doch nichts so Ungewöhnliches?
Von: Futuhiro
2012-06-15T18:57:09+00:00 15.06.2012 20:57
*lach*
Au man, die Jungs aus der Klasse sind aber auch selten dämlich. Die haben das Veilchen und die blutige Nase verdient! Was vergreifen die sich auch am Strickzeug? ^^

Anschaulich beschrieben, sehr schön. Man kann sich gut vorstellen, wie das da alles abgeht. Ich hatte ja nicht gedacht, daß sie auch im Unterricht stricken darf. Das ist natürlich nicht übel, so geht es schneller. Das schwerste ist vermutlich, genug Brennnesseln zu finden, wenn ich mir das so durchlese. Elisa scheint viele davon zu brauchen. Klar, für sieben mannsgroße Pullover ...
Von:  _Supernaturalist_
2012-04-07T20:04:29+00:00 07.04.2012 22:04
Tolle Geschichte! Du musst unbedingt weiterschreiben! Ich will wissen wie es ausgeht - komme was wolle! Und diese Geschichte ist es einfach wert, beendet zu werden. :D
Von:  _Supernaturalist_
2012-04-07T19:30:23+00:00 07.04.2012 21:30
Die Ganze Zeit über hatte ich ein fettes Dauer-Grinsen auf den Lippen, da ich mir alle so gut vorstellen konnte. (Babsy hat mich auf Grund ihrer Beschreibung ein wenig an die Mutter aus 'eine Schrecklich Nette Familie' erinnert und werde sie mir auch mit der selben, penetranten Stimme vorstellen, wenn es okay is? XD
Aber wirklich guter Einstieg^^
Von: Futuhiro
2012-03-26T19:37:00+00:00 26.03.2012 21:37
Wie krass. Brennnesseln spinnen? Das ist ja sadistisch. Die arme Elli. Und vor allem: so viele Brennnesseln muss man erstmal finden, um damit sieben Pullover zusammenstricken zu können. Nagut, Schwäne brauchen vielleicht nicht ganz so große Pullover wie ein Mensch.
Aber wie soll Elli bitte zur Schule gehen, ohne reden zu dürfen? Das stell ich mir äußerst problematisch vor. Die wird ja im Unterricht auch mal irgendwas gefragt werden, oder muss vielleicht selber mal was fragen.

Na, ich bin gespannt, wie sie das hinkriegen will. Es geht spannend weiter, sehr schön. ^^
Von: Futuhiro
2012-03-26T19:16:02+00:00 26.03.2012 21:16
Hmmmm, also drei von den vieren kenne ich. Baba Yaga, die Schneekönigin, und die Pfefferkuchenhaus-Hexe aus Hänsel und Gretel. Die vierte sagt mir allerdings gar nix ... *grübel*
Von:  Ran34
2012-01-05T09:08:24+00:00 05.01.2012 10:08
Wow~ jetzt wirds richtig spannend! >.<
Ich wette, wenn sie sich in einen Schwan verwandelt, dann ist ihr oberes Kopfgefieder orange...
Aber ich find das echt strange... warum wollte sie mit den Jungs schlafen?! O.o
Und was hat das ganze mit den Kröten auf sich? O.o

lg~
Von: Futuhiro
2012-01-02T11:18:55+00:00 02.01.2012 12:18
Wouw, die Brüder sind also noch da, was für ein Glück.
Ey, das Ding mit den orangen Haaren war ja entsetzlich fies. Der Frau hätte ich was erzählt!

Also ich schätze mal nicht, daß die Schachteln mit den Fotos der Schlüssel zur Verwandlung der Jungs sind. Babsy kann unmöglich so dumm sein, Elisa die Dinger zu schenken, wenn die was mit dem Zauber zu tun haben. Ich hätte die Schachteln im hintersten Winkel des tiefsten Kellergewölbes in einem Tresor weggeschlossen, wo nie wieder eine Menschenseele rankommt.


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