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Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen...

von

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Alles wird gut

Zwei Tage später fuhr ein knallroter Leihwagen mit Hamburger Kennzeichen in Walpurgas Auffahrt. Am Steuer saß Jelena. Sie klingelte, stürmte an Walpurga vorbei und fiel Adalar, als sie ihn gefunden hatte, um den Hals um ihn zu küssen.

Etwas langsamer stieg Regina aus, gefolgt von Babsy und Gernot. Babsy blickte immer wieder hektisch zu Regina. Walpurga musterte Babsy grimmig und bat sie einzutreten. Kurz darauf waren alle im Wohnzimmer vereint. Svante stand mitten im Raum damit Jelena und Regina ihn genauestens begutachten konnten. Babsy stand flankiert von Walpurga und Tammo nahe der Tür. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, wodurch sie ihren Lippenstift verschmierte.

Wie Regina und Jelena sie überredet hatten zu kommen und beim Fluchbrechen zu helfen, verrieten die Beiden nicht.

Alle anderen verteilten sich auf die Stühle am Tisch und die Couch, allerdings erst, nachdem Gernot jeden seiner Söhne in den Arm genommen hatte. Auf dem Tisch thronte mal wieder, dem Anlass entsprechend, ein Lebkuchenschloss aller erster Güte, nur war im Wohnzimmer niemand dazu in der Lage es angemessen zu würdigen. Gernot wirkte ziemlich überfahren, so als habe er erst gerade eben erklärt bekommen, was geschehen war. Aus Jelenas Bemerkungen ließ sich entnehmen, dass sie und Regina ihn im Auto aufgeklärt hatten.

Elisa spielte mit dem Ärmel in ihrer Hand herum. Rickert drehte Elisas Ipod in der Hand. Adalars Augen ruhten auf Jelena. Christian trommelte, für alle entnervend, auf der Tischplatte herum. Justus goss Tee in Tassen, obwohl niemandem nach Trinken zu Mute war. Mathis zwirbelte ein Stück Nesselgarn zwischen seinen Fingern. Gernot saß unruhig auf der Couch zwischen Mathis und Rickert.

„Tja, da müssen wir Blutmagie anwenden.“, stellte Regina fest. „Komm her!“

Das diese Aufforderung Babsy gegolten hatte, welche erbleichte, war nur zu deutlich. Walpurga packte Babsys Schultern und schob die widerstrebende Frau vorwärts. „Alles hat seinen Preis und du zahlst ihn jetzt!“, zischte sie.

„Elisa, Kindchen sei so gut und komm ebenfalls.“, wurde Elisa um einiges freundlicher aufgefordert.

„Um den Bruch des Fluches zu vollenden, musst du das Garn, welches du verwendest um den Ärmel anzunähen, mit ihrem Blut tränken.“, erklärte Regina ihr gelassen.

Svante starrte auf seine Füße, ihm war anzusehen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als endlich aus diesem Pullover herauszukommen. Walpurga hatte ihm nämlich verboten den auszuziehen, bevor der Fluch nicht vollständig gebrochen war.

Elisa holte sich einen letzten Strang Nesselgarn und fädelte ihn mit bebenden Fingern in die Nadel. Derweil hielten Walpurga und Jelena die kreidebleiche Babsy fest. Regina zog ein Bronzemesser über Babsys linken Daumen. Tammo trat heran und fixierte Babsys Hand als diese vor Elisa zurückzuckte. Elisa hielt sich nicht lange auf, sondern zog den Faden einmal durch die Wunde, ehe sie den losen Ärmel über den Schwanenflügel streifte. Svante verzog das Gesicht und murrte, weil sie dabei seine Federn verbog und ihm Schmerzen zufüge. Elisa lächelte ihn entschuldigend an, woraufhin er mit seiner rechten Hand durch ihr Haar wuschelte. Hochkonzentriert, um Svante nicht mit der Nadel zu pieksen, obwohl die stumpf war, nähte Elisa den Ärmel an. Zuletzt vernähte sie das Fadenende. Sie trat einen Schritt zurück und atmete erleichtert auf. Der Schwanenflügel war fort und Svante war wieder vollkommen menschlich. Svante ließ ihr nicht viel Zeit ihn zu mustern, denn er schloss sie heftig in seine Arme. Elisa blinzelte und endlich durfte sie es sich erlauben zu weinen. Es gab gar nicht genug Platz als alle, außer den Hexen, versuchten Svante und Elisa zu umarmen und zu trösten. Als der erste Trubel sich gelegt hatte, kamen sie dazu Gernot das Geschehene noch einmal in allen Einzelheiten zu schildern. Gernot und seine Kinder machten es sich auf dem Teppich gemütlich um ja allen nahe sein zu können. Sie saßen und lagen so dicht beieinander, dass es reichte die Hand ein wenig auszustrecken um einander zu berühren.

In der Zeit saßen Jelena, Walpurga und Regina über Babsy zu Gericht. Das Babsy Gernot sicherlich nicht mehr heiraten würde, war nur zu klar. Der Zirkel brachte Babsys Motive, schlichter übertriebener Egozentrismus und Geltungssucht zu Tage. Babsy hatte immer alles getan, damit es ihr gut ging, was dabei aus anderen wurde hatte sie nie interessiert. Das sie sich an Gernots erwachsene Söhne heran gemacht hatte, wovon die drei Oberhexen erfahren hatten, war geschehen, weil sie auf junge, attraktive Männer stand und Gernot nun wirklich nicht mehr jung war. Babsy wollte einfach immer im Mittelpunkt stehen und, wenn ihr das nicht gelang,, griff sie zu allen Mitteln, die ihr einfielen, wie übertrieben diese auch sein mochten. Bei einer Hexe war ein solches Verhalten für andere äußerst gefährlich. Es wurde entschieden, dass sie von nun an unter Reginas Aufsicht stehen würde, welche ihr die Regeln der Hexengemeinschaft erneut verdeutlichen würde. Erst, wenn Regina, Walpurga und Jelena feststellten, dass Babsy sich den Regeln unterordnete, würde sie von der Aufsicht durch Regina befreit.

Die nun wieder vereinte Familie von Blankensee blieb noch einige Tage bei Walpurga, während Regina und Babsy gleich am nächsten Tag abreisten. In diesen Tagen lernte Gernot Henrik und Jelena kennen, welche sich zu der Familie gesellten. Somit war die ganze leidige Angelegenheit mit dem Fluch bereinigt. Die Zeit würde zeigen, ob die Beziehungen von Henrik und Elisa sowie Jelenas und Adalars bestand haben würden.

Oder um es mit den traditionellen Worten auszudrücken: Und wenn sie nicht gestorben sind...
 

So dies war nun das absolut letzte Kapitel, in welchem hoffentlich ein paar offene Fragen geklärt wurden. Es würde mich freuen, wenn ihr genauso viel Spaß beim Lesen hatte, wie ich beim Schreiben!

Sorry, für die recht platte Bösewichtin und die nur ansatzweise beschrieben Brüder. Die letzten drei Kapitel entstanden auf die Schnelle.

Unterschiede zum Andersen Märchen liegen besonders in diesen Kapitel daran, dass es eine Heirat mit 16 in unserer heutigen Zeit äußerst selten ist und Prinzen ähnlich selten zu finden sind, außerdem hat Elisa eindeutig andere Prioritäten. Darum gab es keine Hochzeit mit dem Prinzen und Elisa wurde bei ihrer Tante einquartiert, welche es im Originalmärchen auch nicht gibt. Daraus folgte auch, dass ich dem sehr grausamen Strang der Vor-Andersen-Version nicht gefolgt bin, wodurch ich Elisa einiges an Grausamkeiten erspart habe. Dann liegen Unterschiede daran, dass es heute in Europa keine Hexenverfolgung mehr gibt, weswegen das traditionelle Andersenende wegfiel. Und zu guter Letzt daran, dass ich es Svante nicht antun wollte für den Rest seines Lebens mit einem Schwanenflügel statt dem linken Arm gestraft zu sein! Salix



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hotepneith
2012-06-18T15:10:14+00:00 18.06.2012 17:10
Du warst relativ nett zu ihnen. Märchen sind in der Tat von Haus an auf schwarz und weiss und relativ grausam gestrickt.

Diese Art des Märchens ist modern, dennoch traditionell und logisch in sich abgeschlossen. respekt, dass du das so durchgezogen hast.

Der Vorsatz hat mich herausgefordert - Blankensee gibt es in Meckelenburg Vorpommern, und wohl gab es auch früher eine adelige Familie...:)http://de.wikipedia.org/wiki/Blankensee_%28Brandenburg%29
Aber das ist natürlich irrelevant.


Es hat jedenfalls viel Spass gemacht, das zu lesen


bye

hotep


Von: Futuhiro
2012-06-15T19:27:00+00:00 15.06.2012 21:27
Alles wieder in Butter, super. ^^
Ich möchte jetzt am liebsten Elisa sein und Svante umarmen. Der Kleine hat es mir angetan. Ich fand die ganze Story insgesamt echt klasse. Ich kenne zwar das Original nicht, aber deine Version war sehr überzeugend und mitreißend und in sich schlüssig, trotz der ganzen Änderungen die du am Ende erwähnt hast.

Ich fand ja den Satz hier goldig: <Wie Regina und Jelena sie überredet hatten zu kommen und beim Fluchbrechen zu helfen, verrieten die Beiden nicht.> - <Womit sie ihr gedroht hatten ...>, dürfte es wohl eher treffen. ^^


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