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Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen...

von

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Schwieriger als gedacht

Authors note: Hier also endlich mal wieder ein Kapitel. Ich hoffe es gefällt. Viel Spaß beim Lesen!
 

Elisa konnte nur staunen wie rasch die drei Hexen daran gingen ihre Ratschläge in die Tat umzusetzen.

Nach dem Tee mit Lebkuchen für die Menschen und dem Wasser mit Salatblättern für die Schwäne, beugten die drei sich über die versammelten Schwäne und fachsimpelten. Es erschien Elisa fast wie eine Ewigkeit bis die Hexen etwas taten. Jelenas Aktion führte zu Wehklagen, da sie jedem Schwan ein Feder ausriss. Regina fertigte aus ihrer Strickwolle und den Federn ein Geflecht an, welches Walpurga unter Murmeln eines Elisa unverständlichen Spruches um eine, von ihr geholte, Sonnenuhr wickelte.

„So das pack ich jetzt gut weg, damit keiner daran rumpfuschen kann und dann werde ich mit Gernot reden!“, teilte Walpurga mit und brachte die Sonnenuhr mit dem Woll-Federgeflecht fort.

„Aber es hat sich nichts verändert.“, stotterte Elisa, die insgeheim auf eine sichtbare Veränderung gehofft hatte.

„Ach Kindchen, natürlich hat sich etwas verändert. Der Zauber ist jetzt an den Lauf der Sonne gebunden. Deine Brüder werden bei Sonnenuntergang zu Menschen und bei Sonnenaufgang wieder zu Schwänen. Du kannst jetzt nur noch nichts davon sehen, weil die Sonne noch am Himmel steht.“, erklärte Regina freundlich.

„Und wozu die Federn und die Uhr?“, erkundigte sich Elisa.

„Nun das hilft uns dabei uns vorzustellen, was der Zauber bewirken soll.“, gab ihr diesmal Jelena Auskunft. „Ich seh mal nach, ob Walpurga einen Ort hat, an dem die geernteten Nesseln weichen können.“ Damit folgte sie Walpurga in den Flur, welche nun am Telefon hing, um mit Gernot Elisas weiteren Aufenthalt bei ihr zu verhandeln. Jelena verschwand, nach einer kurzen Absprache mit Walpurga um den Schuppen anzusehen und zu entscheiden, was dort getan werden müsste damit Elisa darin die Nesseln zum Spinnen vorbereiten konnte. Regina bugsierte Elisa neben sich aufs Sofa, holte aus ihrer Tasche noch ein weiteres Paar Stricknadeln und zwei Knäuel Wolle und zeigte ihr, wie man rechte Maschen strickt.

Nachdem Walpurga mit Gernot alles geklärt hatte, verschwand sie zu Jelena in die Scheune. Regina ließ Elisa zur Übung Maschen stricken und bewies, dass auch ältere Menschen fähig waren das Internet zu nutzen, indem sie schon mal nach funktionsfähigen Spinnrädern bei Ebay suchte.

In ihrer Internetrecherche wurde sie von Jelena unterstützt, nachdem diese mit Walpurga zurückgekommen war und Walpurga beschlossen hatte für alle Abendessen zu kochen.

Elisa war ganz auf das Stricken konzentriert, so dass sie nur merkte wie es dunkler wurde. Jemand schaltete das Licht ein. „Du machst dir nur die Augen kaputt, wenn du im Dunkeln strickst.“, hörte sie Adalars Stimme. Sie legte ihr Strickzeug auf den Couchtisch, sprang auf und drehte sich um. Hinter ihr standen ihre Brüder, menschlich und komplett nackt. Doch, dass störte sich nicht als sie sich alle glücklich umarmten.

„So das reicht jetzt Jungs! Seht zu, dass ihr euch was anzieht! Oben auf dem Dachboden sind in einem Schrank noch alte Klamotten!“, befahl Walpurga von der Tür her.

„Na, da bin ich mal gespannt, was sich da findet.“, murmelte Tammo und verließ als Erster das Wohnzimmer. Bis auf Svante folgten ihm alle. Elisas ließ ihren Zwilling einfach nicht los, schließlich warf er sie sich über die Schulter und nahm sie mit auf den Dachboden.

Durch ein Dachfenster drang Licht in den spitzen Raum, in den Lichtstrahlen tanzte Staub. Staub, der ansonsten alte Möbel und Umzugskartons und die Bodenbretter bedeckte. Svante folgte den Fußspuren und Stimme. Die anderen sechs suchten hektisch in Kartons, Kisten und einem alten Schrank mit schiefer Tür nach Kleidern. Svante stellte Elisa ab, die ihn nun endlich losließ um ihren Brüdern beim Suchen und Anprobieren zu helfen.

Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus, bei den alten Kleidern auf dem Dachboden passende für die Brüder zu finden. Rickert, Svante und Tammo gelang es sogar noch sich einigermaßen passende zu finden. Svante fand eine alte Jeans und einen Wollpulli von Walpurga der ihm passte. Auch Rickert und Tammo konnten sich die abgetragenen Sachen ihrer Tante anziehen. Adalar musste schließlich mit einem orangen Stoffrock vorblieb nehmen, weil er in keine der Hosen passte und einen weiten bei Walpurga wohl schlabbrigen Pulli, der ihm in den Schultern zu eng war. Mathies und Christian fanden alte Blaumänner von denen sie sich fragten woher diese stammten, die sie tragen konnten. Justus wurde kurzerhand in einen alten Bademantel gesteckt, da sich für ihn einfach nichts anderes passendes finden ließ.

So ausstaffiert kamen sie zum Abendessen herunter und lösten bei den drei Hexen Heiterkeitsausbrüche aus.

„Okay, gebt mir eure Kleidergröße und ich besorg euch morgen etwas Passendes.“, schlug Walpurga vor, nachdem sie zu Atem gekommen war.

„Gerne.“, das kam von Adalar, der leicht rot angelaufen war und es vermied Jelena anzusehen, welche immer noch kicherte.

„Es tut gut, wieder menschlich zu sein.“, stellte Christian fest. „und endlich keine Krebstiere und Algen mehr fressen zu müssen!“

„Und endlich duschen zu können!“, seufzte Svante sehnsüchtig. „Das sieht super lecker aus.“, fügte er, mit einem Blick auf den großen Topf mit Nudeln und den etwas kleineren mit Tomatensauce, hinzu.

„Dabei fällt mir ein, was können wir tun um zu helfen und dir nicht nur auf der Tasche zu liegen?“, fragte Mathies Walpurga, als er sich setzte. Es wurde etwas eng um den Tisch im Wohnzimmer, der sich zwar ausziehen ließ, aber nicht für elf Personen ausgelegt war. Jeder fand einen Platz, wenn auch nicht unbedingt am Tisch.

„Nachts, nicht viel.“, gab sie zurück und begann allen großzügig bemessene Portionen auf die Teller zu häufen.

Rickert schnaubte. „Wenn du erlaubst, würde ich mich um deine Website und den Onlinehandel kümmern.“, schlug er vor, „Das geht auch mitten in der Nacht.“

„Tja, ich könnte dir die Buchhaltung abnehmen.“, gab Justus bekannt.

Die anderen Brüder sahen sich an und zuckten mit den Schultern. „Dann bleibt an uns wohl die Hausarbeit hängen.“, grinste Mathies fast fröhlich.

„Solange du nicht versuchst zu kochen!“, seufzte Justus nur.

„Oh, ich denke wir werden das alles schon irgendwie geregelt kriegen.“, meinte Tammo. „Wir haben bestimmt noch genug Zeit uns zu überlegen, was wir tun können und besonders, wie wir Elisa helfen können.“ Alle nickten.

„Esst erst mal, Jungs, dann beratschlagen wir.“, gab Regina bekannt und alle gehorchten.

Nach dem Abendessen überlegten sie, was sie noch sinnvolles tun könnten, bevor Elisa die erste Nessel brach um ihr so viele nötige Fähigkeiten beizubringen wie möglich, solange sie noch sprechen durfte. Die sieben Brüder dachten darüber nach, wie sie Elisa helfen könnten ohne das Fluchbrechen zu gefährden.

Regina half derweil Elisa weiter bei ihren ersten Strickversuchen, die diese wieder aufgenommen hatte und versicherte, dass ihr Walpurga da später auch mit Rat zur Seite stehen könnte. Jelena durchforstete, nun mit Rickerts Hilfe, weiter das Internet nach Spinnrädern und allem anderen, was sie zur Garnherstellung bräuchten. Walpurga schlug vor, erst mal ein Bündel Schurwolle zu besorgen mit der Elisa spinnen üben könnte, weil Wolle einfacher zu spinnen sein sollte als Pflanzenfasern, ehe sie verschwand um noch ein Zimmer für Elisa herzurichten. Die restlichen Brüder beschlossen die nächste Nacht, wenn sie passende Kleider hatten und sich von der Reise erholt hatten, zu nutzen um die Scheune frei zu räumen.

Als Elisa begann verstohlen zu gähnen und sich ständig zu verstricken, scheuchte Walpurga sie ins Bett. Die anderen berieten sich noch bis tief in die Nacht, ehe die sieben jungen Männer sich im Wohnzimmer ein Nachtlager bereiteten und die drei Hexen sich zum Schlafen zurückzogen.
 

Gleich am nächsten Morgen verschwand Walpurga um einzukaufen, nachdem sie die sieben Schwäne aus dem Wohnzimmer zum Gartenteich gescheucht hatte. Von da an, ging der Wirbel richtig los. Die Hexen gruben Walpurgas Gemüseland, welches diese nur widerwillig opferte, um und säten dort Brennnesseln. Elisa durfte, nach einem wunderbaren Frühstück, weiter stricken üben. Der Tag verging in hektischer Aktivität und auch die nächsten wurden nicht besser. Elisas Brüder räumten in der folgenden Nacht die Scheune aus. Das Spinnrad und andere Gerätschaften für das Fertigen des Garnes wurden bestellt. Jelena und Regina verlängerten ihren geplanten Besuch um Elisa beim Erlernen der notwendigen Fertigkeiten zu helfen. Walpurga regelte alles mit Gernot, dem Jugendamt und Elisas zukünftiger Schule, während Elisas Brüder sich, so gut sie vermochten im Haushalt nützlich machten.

Sobald das Spinnrad eintraf wurde Elisa von Regina im Spinnen unterrichtet. So verging etwa eine Woche. In der Woche konnte Elisa sich schon einmal im Schweigen üben, da Walpurga sie zur Anmeldung an die Schule mitnahm. Der Schulsekretärin tischte Walpurga eine Story auf, nach der Elisa sich auf Grund des Schocks durch das Verschwinden ihrer Brüder so kurz nach dem Tod ihrer Mutter weigerte zu Reden. Elisa fiel es schwer aber sie schwieg während des ganzen Gesprächs.

Am liebsten hätte sie sofort mit der Garnherstellung begonnen, doch schafften es die drei Hexen sie dazu zu überreden, erst noch eine Weile zu üben.

Schließlich kam der Tag an dem Elisa die ersten Nesseln brach. Walpurga hatte einige in der Nähe ihres Komposthaufens gefunden, welche schon groß genug waren. Die restlichen Nessel mussten erst noch wachsen. Trotz der dicken ledernen Gartenhandschuhe schmerzte es die Nesseln zu ernten, welche Elisa nur mit einer Sense kurz über der Wurzel abschnitt, in der Hoffnung, dass sie auch später dort welche ernten könnte. Unter Jelenas Anleitung, brachte Elisa die geernteten Brennnesseln in die Scheune, wo ein Bottich mit Wasser bereit stand. ZU aller erst befreite Elisa die Nesseln von den Blättern, bevor sie Nesselstiele in den Bottich tat ,eintunkte und beschwerte, damit sie weichen konnten. Von nun an durfte sie nicht mehr sprechen und das erwies sich als verdammt schwer!

Schon alleine am Nachmittag dieses Tages war Elisa mehrfach kurz davor etwas zu sagen und biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Die drei Tage, welche sie warten musste, damit die Nesseln weich wurden, erschienen Elisa unendlich langsam zu vergehen. Zu ihrem Glück war noch eine Woche Ferien in ihrer neuen Schule, bevor sie sich auch dem noch stellen musste. Als sie endlich die nächsten Schritte der Garnherstellung tun konnte, war Elisa erleichtert zumindest etwas wirklich sinnvolles gegen den Fluch tun zu können. Doch auch das Brechen der Nesseln um an die Fasern zu gelangen erwies sich als nicht zu leicht wie gedacht. Sie musste sich oft genug einen Fluch verkneifen. Nachdem die Fasern befreit waren, musste sie die Fasern von den holzigen Spelzen der Stiele trennen, dann erst konnte sie damit beginnen die Fasern zu spinnen. Wie schon ihr mit Wolle gesponnenes Garn wurde auch dieses klumpig und es war noch schwerer als das Spinnen mit Wolle. Innerlich fluchte Elisa wie ein Rohrspatz, während sie Stunde um Stunde damit verbrachte, die wenigen Nesselfasern zu einem ungleichmäßigen und knotig Garn zu verspinnen.

Am Abend dieses Tages kochte Walpurga ihr Lieblingsessen. Adalar massierte ihr, nach Einbruch der Dunkelheit, den Nacken. Tammo ließ sich von Walpurga eine ihrer Heilsalben geben und rieb sie in Elisas geschundene Hände. Svante hatte Elisa in einen Wollecke gewickelt und alle sieben versuchten ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Der letzte Rest der freien Woche verging mit der Garnherstellung und am Sonntagabend schließlich konnte Elisa die ersten Maschen mit dem Nesselgarn stricken. Sie war viel zu müde um auch nur einen einzigen Gedanken an ihre neue Klasse zu verschwenden.
 

Der erste Schultag in der neuen Schule war schrecklich. Elisa folgte ihrem neuen Klassenlehrer durch den Schulflur zur Klasse. Dort stellte er sie vor und erklärte gleich noch, dass Elisa nicht sprach und warum. Elisa stand stumm daneben und ließ ihren Blick über die Klasse gleiten. In einigen Gesichtern glaubte sie so etwas wie Interesse oder auch Mitleid zu erkennen. Der einzige freie Platz war ganz vorne neben einem blonden Jungen, mit Brille in schwarzen Klamotten. Elisa setzte sich, lauschte dem Unterricht, schrieb brav mit und wünschte sich nichts sehnlicher als mit ihrer Strickerei weitermachen zu können. In der ersten Fünfminutenpause zog sie ihr Strickzeug hervor und begann rechte Maschen auf der Rundnadel zu stricken. Ihr Sitznachbar starrte sie zunächst nur groß an, dann fragte er: „Was machst du da?“

Elisa ignorierte ihn und fuhr im Stricken fort.

Er seufzte, drehte sich weg und begann mit seinen Kumpels zu reden. Seit diesem Moment und dank der Ansprache des Lehrers war Elisa nur die Verrückte, wenn die anderen Schüler über sie sprachen.

Elisa ließ sich auch nicht vom Beginn der nächsten Stunde vom Stricken abhalten, was dazu führte das die Englischlehrerin sie erst ständig dazu aufforderte an die Tafel zu kommen um die Aufgaben zu lösen und ihr schließlich damit drohte das Strickzeug wegzunehmen. Mit zitternden Fingern verstaute Elisa ihr Strickzeug in der Tasche, nur um jede freie Minute zum Stricken zu nutzen.

Nach diesem bezeichnenden ersten Schultag, begann sich so etwas wie Routine in Elisas Leben zu kommen. Vormittags in der Schule strickte sie in den Stunden, in welchen die Lehrer es ihr irgendwann durchgehen ließen und den Pausen. Ihre neuen Klassenkameraden hatten sie recht schnell von der Liste der Personen gestrichen, die in der Klasse etwas zu sagen hatten. Nur ein einziges Mal erlaubten sich ein paar Idioten es ihr Strickzeug anzutasten. Ihre Attacke gegen die Jungs, welche sie dabei erwischte ihr Strickzeug feixend rumzuzeigen und die kurz davor waren es aufzuribbeln, brachte ihr einen Besuch beim Schuldirektor und eine Verwarnung ein. Dabei hatte sie nur ihr Strickzeug zurückerobert und die Jungs dabei recht hart geschlagen. Der eine trug eine blutige Nase davon und den anderen schmückte noch Tage danach ein Veilchen.

Am Nachmittag spann sie oder erntete Nesseln, oder brach Nesseln um an die Fasern zu kommen. Recht schnell bürgerte es sich ein, dass Tammo Elisas Hausaufgaben auf Zetteln vorfertigte und sie diese nur noch abschrieb, während Adalar, Justus, Christian und Mathis Elisas Schulbücher nutzten um Tammo, Rickert und Svante auf dem Laufenden für die Schule zu halten.

Walpurga fuhr Elisa mehrfach zu Friedhöfen, von denen sie die Gärtner kannte und Elisa jätete unter ihrer Aufsicht die dort wuchernden Brennnesseln, während Walpurga sich um das restliche Unkraut kümmerte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2012-06-15T18:57:09+00:00 15.06.2012 20:57
*lach*
Au man, die Jungs aus der Klasse sind aber auch selten dämlich. Die haben das Veilchen und die blutige Nase verdient! Was vergreifen die sich auch am Strickzeug? ^^

Anschaulich beschrieben, sehr schön. Man kann sich gut vorstellen, wie das da alles abgeht. Ich hatte ja nicht gedacht, daß sie auch im Unterricht stricken darf. Das ist natürlich nicht übel, so geht es schneller. Das schwerste ist vermutlich, genug Brennnesseln zu finden, wenn ich mir das so durchlese. Elisa scheint viele davon zu brauchen. Klar, für sieben mannsgroße Pullover ...


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