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Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen...

von

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Hoffnungsschimmer

Author's note:
 

Danke für die lieben Kommentare.

Ja, es geht etwas aufwärts und Elisa erweist sich als Sturkopf.

Im Übrigen gehe ich hier schlicht davon aus, dass es von Eutin aus eine Fährverbindung nach Lolland gibt.

Die Sache mit den Kröten erklärt sich durch das Andersen Märchen, für diejenigen, die es kennen. Der Grund für den Fluch und dessen Wirkung ist aus der Fassung von 1801 übernommen. Viel Spaß beim Lesen.
 

Elisas fünfzehnter Geburtstag kam und sie hatte keine Lust ihn zu feiern, ohne ihre Brüder hatte es keinen Sinn. Selbst, dass sie an diesem Tag nach Burg Swanhold zurückkehre durfte interessierte sie nicht sonderlich.

Zuhause angekommen, an einem Ort, der kein Zuhause mehr war, beschloss sie erst einmal zu baden, da ihr Gepäck zurückbringen ganz schön anstrengend und Schweiß treibend gewesen war.

Babsy erlaubte es ihr einen der Wirlpools im Wellnessbereich des Hotels zu benutzen. Entspannt schloss Elisa ihre Augen und lehnte sich zurück. Ein Quaken brachte sie dazu, sich umzusehen. Auf den Fliesen hockte eine dicke hässliche Kröte und rief ihren Unmut in die Welt hinaus. Elisa entdeckte noch zwei andere Kröten, wovon eine gerade dabei war in den Pool zu hüpfen und sich so selbst zu kochen. Hastig sprang sie vor und fing das Tier auf. Es gelang ihr die glitschige, zappelnde Amphibie in einen Eimer für die Putzfrauen zu befördern. Dann ging sie daran die anderen beiden Kröten einzufangen. Adalar hätte ihr nie verziehen, wenn sie die Kröten nicht rettete und in freie Wildbahn entließ!

Grummelnd legte sie ein kleines Handtuch über den Eimer, ehe sie sich noch rasch unter der angrenzenden Dusche wusch. Mit feuchten Haaren in einen Bademantel gehüllt und dem Eimer in einer Hand, trat sie in den Flur. Ohne lange zu zögern schritt sie durch die Gänge zum nächsten Ausgang.

Auf ihrem Weg kam sie an einem Spiegel mit Goldrahmen vorbei und stutzte. Eine nasse Strähne, die unter dem, um den Kopf geschlungen, Handtuch hervorlugte, leuchtete grell orange. Was hatte das zu bedeuten? Rasch, aber nicht zu schnell um die Kröten nicht zu sehr zu ängstigen, lief sie zum Ausgang, durch den Park zum Wassergraben. Dort ließ sie die Tiere vom Eimer ins Wasser plumpsen.

Zurück in der Burg stürzte sie in die Dusche des Wellnessbereichs. Das Shampoo, welches sie benutzt hatte, stand noch darin. Sie betrachtete die Flasche. „enthält Henna“, las sie und, dass es bei sehr hellem Haar färben könnte.

„Henna? Ach du Schande, dass muss doch rauswachsen, wenn ich mich nicht irre?“, murmelte sie. Aber wie um alles in der Welt kam ein solches Shampoo dorthin? Das Hotelshampoo war es gewiss nicht und Babsy hatte ihr versprochen, dass nur sie diese Räume nutzen würde. Könnte Babsy etwas damit zu tun haben? Aber warum?

Erst einmal sollte sie sich anziehen, sonst würde sie sich noch erkälten. Im Bad des Wohnturmes betrachtete Elisa das gesamte Ausmaß dieses „Unfalls“.

Ihr eigentlich weißblondes, schulterlanges Haar, welches sonst an Daunenfedern erinnerte, umgab ihr Gesicht in wirren leuchtend orangen Strähnen. Es stand ihr nicht und sah aus als wäre sie unter die Punks gegangen.

Sie seufzte, ändern ließ sich dieses Malheur nun nicht, also würde sie damit leben müssen, bis ihr Haar lang genug nachgewachsen war und sie es für eine halbwegs akzeptable Frisur schneiden lassen konnte. Zum Glück war sie nicht sehr eitel.

Ihren Vater störte die neue Haarfarbe kaum, er beachtete sie nicht wirklich. Er war nur noch tiefer ins seiner Trauer versunken, dennoch hatte er an ihren Geburtstag gedacht.

Er schenkte ihr ein, wahrscheinlich entsetzlich teures Kleid, welches offensichtlich Babsy ausgesucht hatte, denn es war knallrot und biss sich schrecklich mit Elisas neuer Haarfarbe. Das stellte sie fest, als sie es probehalber anprobierte, wobei knallrot noch nie eine Farbe gewesen war, die zu ihr passte.

Kopfschüttelnd musterte sie sich in einem der großen Spiegel. Legte es Babsy etwa darauf an, dass sie hässlich aussah, aber warum?

Ihren Vater hätte es nicht einmal gestört, wenn sie in einem neongrünen, schlabberigen Riesenpullover zu pinken Leggins herumgerannt wäre, solange sie daran Gefallen gefunden hätte, zumindest war das früher so gewesen. Gernot war es immer wichtiger gewesen, dass seine Kinder glücklich gewesen waren. Er hatte sich nie an Rijkerts schwarz gefärbten Haaren, den zerrissenen Jeans und den übergroßen Bandshirts gestört, obwohl Rijkert darin fast krankhaft bleich gewirkt hatte.

Selbst, dass Adalar einmal in verdreckten Gartenklamotten in ein Meeting mit Geschäftspartnern geplatzt war, nur um ihm zu berichten, dass es im Schlossgraben Froschlaich gäbe, hatte keine Strafpredigt nach sich gezogen, obwohl der damals Vierzehnjährige es hätte besser wissen sollen. Gernot hatte nur gelacht und gesagt, er würde sich Adalars Entdeckung nach dem Meeting ansehen.

Was war mit dieser Babsy los? Die verhielt sich total seltsam. Anscheinend, wollte sie Elisa nun auch noch loswerden. War sie deswegen zu Kerstin und Harko geschickt worden und nicht wegen der Reparaturmaßnahmen?

Komisch war es auf jeden Fall.

Am Abend in ihrem Zimmer schlüpfte sie nachdenklich aus ihrem Kleid, welches sie achtlos irgendwo hinpfefferte. Polternd fielen, die Schachtel, welche Elisa zu Weihnachten von Babsy bekommen hatte zu Boden. Der Deckel war abgefallen. Etwas Gazestoff und mehrere Fotos waren dabei aus der Schachtel gerutschten. Elisa beugte sich über die Fotos und stutzte. Warum zum Henker hatte Babsy ihr eine Schachtel mit je einem Foto von ihren Brüdern geschenkt? Und wozu das Stückchen Gazestoff?

Sie drehte das Medaillon, in ihren Fingern, wie sie es sich angewöhnt hatte und hielt es plötzlich in der Hand. Zu dumm aber auch, jetzt war auch noch die Kette gerissen! In ihrem Geburtstag war der Wurm drin und wie.

Grummelnd knallte sie das Medaillon heftiger als gewollt auf ihren Schreibtisch, wo es sich öffnete. Es enthielt ein einzelnes weißblondes Haar und ein Foto von ihr selbst.

Elisa schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Also, wenn das nicht merkwürdig war.

Sie stopfte beides in ihren Rucksack, den sie am nächsten Tag mitnehmen wollte. Besser sie ging jetzt ins Bett, damit sie wenigstens den Ausflug nach Eutin genießen konnte. Vielleicht sollte sie mal mit Tante Walpurga über Babsys komische Geschenke sprechen. Kurzentschlossen leerte sie ihr Sparschwein und schlich dann in die Zimmer ihrer Brüder, wo sie nach deren Portmohnais suchte. Dann folgte noch ihr Waschzeug und Klamotten für ein Wochenende. Ein Kurzbesuch bei ihrer Tante könnte sich als sinnvoll erweisen und vielleicht merkte ihr Vater ja, dass er noch eine Tochter hatte, wenn sie auch noch einfach verschwand. Jetzt war es ja so als gäbe es sie gar nicht mehr, obwohl er sich auch nicht gemeldet hatte, solange sie bei Harko und Kerstin gewohnt hatte.
 

Die Busfahrt nach Eutin verlief, wie könnte es bei einem Schulausflug auch anders sein, laut und turbulent. Elisa lehnte ihre Stirn an die Scheibe, lauschte der Musik aus ihrem MP3-Player und versuchte ihre Klassenkameraden zu ignorieren.

Der Besuch des Eutiner Schlosses war für sie nur mäßig interessant, schließlich lebte sie in einem. Einige der Details, welche die Museumsführerin ihnen nahe zu bringen versuchte, hatten mit Elisas Familie zu tun, so dass sie nur entnervt mit dem Augen rollte. Dankmar hatte ihr so ziemlich alles, was sie über die Geschichte ihre Familie erfahren wollte, erzählt, wenn sie ihn gefragt hatte.

Also trödelte sie hinter ihrer Klasse her bis die Führung vorbei war und der Lehrer ihnen den Zeit und Ort zum Treffen vor der Rückfahrt nannte, bevor er die Jugendlichen sich selbst überließ.

Elisa verlor ihre Gruppe, mit der sie eigentlich losziehen sollte, nur zu schnell aus den Augen. Diese Gelegenheit nutzte sie um sich zum Hafen durchzuschlagen und auf einen Poller zu setzen. Ihr Blick schweifte über das trübe Wasser im Hafenbecken. Ohne Svante war der Ausflug einfach nur scheußlich. Wäre Svante dabei gewesen, sie hätten die Museumsführerin halb in den Wahnsinn getrieben mit ihren Spezialfragen zu dem Schloss und dessen Geschichte oder den adligen Familien.

Elisa spielte mit dem Reisverschluss ihrer Jacke. Sie blinzelte hektisch die aufkommenden Tränen fort.

Schwingen rauschten als ein schwarzer Schwan direkt vor ihr landete. Elisa sprang auf, während sich sechs weiße Schwäne zu dem schwarzen Schwanz dazu-

gesellten. Auf dem Kopf des einen Schwanz waren schwarze Federn. Schnatternd drängten sich die Schwäne an sie. Elisa sank auf die Knie. Schnäbel rieben sich an ihr.

„Seid ihr es wirklich?“, fragte sie. „Svante, Rijkert, Mathies, Dankmar, Christian, Justus, Adalar, seid ihr es wirklich?“

Schwingen legten sich über sie. Der jüngste Schwan drängte sich in ihre Arme. Elisa schluchzte auf. „Wo wart ihr? Warum seid ihr nicht zurück gekommen?“

„Weil wir nicht zurück können.“, hörte sie Dankmars Stimme in ihrem Kopf. „Im Umkreis von 10 Kilometern ist eine Barriere um das Dorf und das Schloss, die wir nicht überqueren können.“

„Ich hab mir fast den Hals an dem Ding gebrochen!“, teilte Svante ihr mit.

„Und das ist noch nicht alles.“, fügte Adalar hinzu.

„Was meint ihr damit?“, stammelte Elisa.

„Wir können uns nicht mehr aus eigenem Willen verwandeln.“, erklärte Dankmar. „Es tut entsetzlich weh, wenn wir versuchen wieder zu Menschen zu werden oder wir werden dabei ohnmächtig.“

„Vater denkt ihr seid tot! Und ich dachte das auch!“, fuhr Elisa auf.

„Wir waren wie wilde Schwäne. Uns ist erst Gestern wieder eingefallen, wer wir sind.“, bemerkte Adalar.

„Moment, Moment. Gestern?“, wollte Elisa wissen. Um sie herum nickten die Vögel mit ihren Köpfen.

„Das muss irgend etwas mit Babsy zu tun haben!“, stellte sie fest.

„Oh, das hat es ganz sicher.“, seufzte Adalar.

Alle Augen richteten sich auf ihn. „Wieso?“, fragte Rijkert.

„Weil diese Hexe versucht hat mit mir ins Bett zu gehen und mir drohte, wenn ich es nicht täte, würde es ganz übel für mich ausgehen!“, zischte Adalar, wobei er wild mit den Flügeln schlug.

„Ach mit dir auch?“, kam es unisono von Dankmar, Mathies, Christian und Justus.

„Und was machen wir jetzt? Ich meine anscheinend, ist Babsy eine richtige Hexe und hat uns offensichtlich verzaubert.“, erkundigte Svante sich.

„Tante Walpurga fragen!“, kam es von Dankmar.

„Ihr könnt sie ganz bestimmt nicht fragen! Oder wollt ihr mal eben nach Lolland fliegen? Aber ich kann und ich werde mir jetzt eine Fahrkarte nach Maribo kaufen!“, verkündete Elisa.

„Das kannst du Paps doch nicht antun! Außerdem, wozu hast du ein Handy!“, entsetzte Christian sich.

„Der kriegt das eh nicht mit. Für den scheine ich gerade nicht zu existieren. Ich kann ihn anrufen, wenn ich angekommen bin. Wir brauchen jetzt Walpurgas Hilfe! Und sowas kann man doch nicht mal eben am Telefon abklären, verdammt nochmal!“

„Dann lass uns fliegen...“, begann Justus.

„Weiß einer von euch, ob sie mit Schwänen reden kann?“, fragte Elisa.

Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort.

„Dann fahre ich und zwar noch heute, sonst trau ich mich das nicht mehr oder Babsy findet einen Weg es zu verhindern.“ Entschlossen stand Elisa auf und strebte dem Eutiner Fähranleger zu.

„Elisa hast du überhaupt genug Geld?“, erkundigte sich Dankmar, der neben ihr herflatterte.

„Schätze schon, wenn ich eure Portmohnais plündere.“, gab sie trocken zurück.

„Bist du bescheuert, lass uns doch erst einmal...!“, versuchte Christian sie zu überreden ihren Entschluss zu überdenken.

„Elisa, lass den Quatsch!“, fauchte Justus. Um sie aufzuhalten flatterte er ihr in den Weg.

Elisa schlug nach ihm. „Das werde ich nicht! Und ihr könnt mich auch nicht davon abhalten!“, schrie sie die sieben Schwäne an.

Im Endeffekt führte dies dazu, dass sie sich ins Fährgebäude flüchten musste um den Schwänen zu entkommen, die versuchten sie davon abzuhalten. Einige schmerzhafte Schnabel- und Flügelhiebe bekam sie dabei ab, doch sie schaffte es und als sie schließlich auf der Fähre war, hatten ihre Brüder einsehen müssen, dass es nichts brachte sie von ihrem Entschluss abhalten zu wollen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ran34
2012-01-05T09:08:24+00:00 05.01.2012 10:08
Wow~ jetzt wirds richtig spannend! >.<
Ich wette, wenn sie sich in einen Schwan verwandelt, dann ist ihr oberes Kopfgefieder orange...
Aber ich find das echt strange... warum wollte sie mit den Jungs schlafen?! O.o
Und was hat das ganze mit den Kröten auf sich? O.o

lg~
Von: Futuhiro
2012-01-02T11:18:55+00:00 02.01.2012 12:18
Wouw, die Brüder sind also noch da, was für ein Glück.
Ey, das Ding mit den orangen Haaren war ja entsetzlich fies. Der Frau hätte ich was erzählt!

Also ich schätze mal nicht, daß die Schachteln mit den Fotos der Schlüssel zur Verwandlung der Jungs sind. Babsy kann unmöglich so dumm sein, Elisa die Dinger zu schenken, wenn die was mit dem Zauber zu tun haben. Ich hätte die Schachteln im hintersten Winkel des tiefsten Kellergewölbes in einem Tresor weggeschlossen, wo nie wieder eine Menschenseele rankommt.


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