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Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen...

von

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Ende der trauten Familienidylle

Es war einmal und ist noch gar nicht so lange her, da lebte ein junges Mädchen mit ihrer Familie glücklich in einer Burg am Meer...
 

So in etwa könnte meine Geschichte beginnen...
 

Ach, was soll’s, dieser Anfang ist doch so etwas von Vorgestern, stürzen wir uns lieber mitten ins Geschehen!
 

Elisa lümmelte sich über die Brüstung, obwohl der kalte Wind ihre Wangen rötete. Sie war auf den Wehrgang geflüchtet, um erstens den Hotelgästen aus dem Weg zu gehen und zweitens endlich Ruhe vor ihrer Familie zu haben.

Sie liebte ihre Familie wirklich, obwohl sie ziemlich ungewöhnlich war. Zum Einen gab es in ihrer Familie mehr Kinder als es der Norm entsprach.

Sieben Brüder waren ein bisschen viel des Guten, ein bisschen sehr viel!

Und sie als einziges Mädchen dazwischen. Solange ihre Mutter noch gelebt hatte, war es erträglich gewesen. Doch seit deren Tod durch einen plötzlichen und unvorhersehbaren Schlaganfall vor etwa einem Jahr, war die Fürsorge von Brüdern und Vater einfach erstickend.

Zum Anderen gehörte Elisas Familie zum alten Schleswig-Holsteinischen Adel komplett mit Familiengeheimnis.

Viel bedeutete dies heutzutage nun nicht, aber aus diesem Grund lebte die Familie auf einem Wasserschloss.

Burg Swanhold war an die fünfhundert Jahre alt, na ja einige Gebäudeteile, in fünfhundert Jahren waren mehrere, verschiedene, bauliche Veränderungen möglich gewesen.

Sie lag circa fünfhundert bis achthundert Meter, wenn man den Wassergraben dazu zählte, vom Meer entfernt direkt an dem Hohwacht genannten Küstenabschnitt der Ostsee.

Einst war sie eine richtige Ritterburg gewesen. Elisa liebte und verabscheute das alte Gemäuer.

Erstens war ein Teil davon inzwischen zum Schlosshotel umfunktioniert worden und zweitens bekam man einige Räume, selbst mit modernster Heiztechnik, im Winter nicht warm. Außerdem waren eigentlich ständig irgendwelche Restaurations- und Reparaturarbeiten notwendig.

Andererseits, war die Burg einfach nur schön und die Mittelaltermärkte im Park waren klasse. Hinzu kam der herrliche Ausblick aufs Meer. Und wer konnte sonst schon von sich behaupten, dass er im Turm einer mittelalterlichen Burg wohnte!

Durch die Einnahmen des Hotels und einen Rest ererbten Vermögens hatte es den acht Kinder nie an etwas gemangelt, Gernot, Elisas Vater, war es sogar möglich gewesen seinen Söhnen ihr Studium, sofern sie studieren wollten, zu finanzieren, ohne deswegen am Hungertuch nagen zu müssen.

Eigentlich hatte Elisa gehofft dieses Weihnachten würde wieder etwas angenehmer als das vom Vorjahr. Nun schlimmer, als des Letzte war es nun wirklich nicht gewesen! Aber dennoch...

Ihre Mutter war erst ein Jahr tot und schon machte sich diese Hexe in der Burg breit.

Babsy nannte sich, diese Modeverirrung. Wer bitte schön ließ sich freiwillig Babsy nennen?! Es war nur zu deutlich, dass besagte Modepuppe hinter ihrem Vater her war oder besser hinter dem Geld Gernots!

Gernots Kinder, welche sich alle zu Weihnachten eingefunden hatten, konnten die Frau nicht leiden. Sie war ständig mit großem, scheußlich glitzerndem Modeschmuck behangen, womit sie dem Weihnachtsbaum in der Einganshalle Konkurrenz machte. Ihre langen Krallen waren knallpink lackiert, ihre rotbraun gefärbte Dauerwelle immer modisch wirr aufgesteckt und ihre Kleiderwahl tat den Augen weh. Insgesamt erinnerte Babsy an eine, der alten nicht politisch korrekten Barbiepuppen, von der Haarfarbe mal abgesehen.

Der Älteste Adalar, welcher gerade sein Biologiestudium abgeschlossen hatte und nun wieder Zuhause wohnte, solange er nach Arbeit suchte, flüchtete sich in stundenlange Strandspaziergänge, seine Kamera immer mit dabei. Das Einzige begrüßenswerte daran war, dass Adalar wirklich kunstvolle Fotos machte.

Justus kam gar nicht mehr aus seinem Büro heraus und kümmerte sich nur noch um die Belange des Hotels, um einiges intensiver als sonst, obwohl er seit seiner Lehre Gernot im Hotelmanagement der Burg half.

Christian war mit seiner Gitarre in seinem Zimmer untergetaucht und übte fast den ganzen Tag, angeblich, weil das für sein Musikstudium nötig war.

Mathies, der extra für Weihnachten aus Hamburg gekommen war, wo er beim NDR ein freiwilliges kulturelles Jahr absolvierte, sparte nicht mit spitzen Kommentaren zu Babsy, die unter der Gürtellinie lagen. Er begleitete Adalar freiwillig auf dessen Spaziergängen.

Dankmar, den alle nur Tammo nannten, war in der Schlossbibliothek verschollen und reagierte äußerst ungnädig, wenn ihn jemand von den Büchern weglocken wollte.

Rijkert verbrachte seine ganze Zeit damit World of Warcraft zu spielen, wobei er gleich noch die umliegenden Zimmer mit seiner Heavy Metall Musik beschallte und sich durch wirklich nichts stören ließ.

Und ihr Zwilling Svante, betrieb seinen geliebten Sport noch exzessiver als sonst. Morgens joggte er erst mindestens eine Stunde, dann zog er sich in den Fitnessraum des Hotels zurück, obwohl das die Gäste störte, wo er mehrere Stunden damit zubrachte seine Handstände zu perfektionieren.

Insgeheim verfluchte Elisas sich dafür, dass sie ihn damals überredet hatte sie zu diesem Akrobatikkurs zu begleiten, weil sie sich nun nicht mit ihrem Zwilling beschäftigen konnte, sondern Babsys hohlem Geplapper über Mode, Make up und Diäten lauschen musste, damit wenigstens eine aus der Familie der neuen Freundin ihres Vaters nicht die kalte Schulter zeigte.

Sie hatte sich sogar breitschlagen lassen, sich für das Weihnachtsessen von Babsy frisieren zu lassen, aber nur weil sie selbst keinen französischen Zopf konnte. Elisa hatte nämlich beschlossen ihr hellblaues Mittelalterkleid mit dem cremefarbenen Unterkleid zu der festlichen Gelegenheit zu tragen und dazu passte nun einmal ein solcher Zopf.

Auch bei dieser Gelegenheit hatte Babsy ihr die Ohren vollgesülzt und ihr dann verfrüht ein Weihnachtsgeschenk überreicht, weil es so toll zu Elisa Kleidung passen würde. Elisa hatte nicht schlecht über das erstaunlich schlichte, elegante und altertümliche Medaillon gestaunt, welches Babsy ihr umgelegt hatte, wobei sie erklärte, es wäre nur der erste Teil des Geschenks, unterm Baum würde auch noch etwas für sie liegen.

Dennoch je mehr Elisa über Babsy erfuhr, desto größer wurde ihre Verwunderung darüber, wie ihr Vater sich in diese Frau hatte verlieben können. Sie entsprach so gar nicht dem Typ Mensch, den Gernot schätzte.

Entsprechend war das familiäre Weihnachtsessen, an dem auch Babsy teilnahm, verlaufen. Hatte die keine eigene Familie, die sie nerven konnte?

Elisas älteren Brüder waren unterkühlt höflich mit ihr umgegangen. Adalar und Christian hatten sich, nach der raschen Begrüßung, über die Bedingungen an Universitäten und den dortigen Formalkram im Besonderen unterhalten, wodurch sie die Beteiligung anderer an ihrem Gespräch wirksam ausschlossen.

Justus schwieg die ganze Zeit über, wahrscheinlich grübelte er darüber nach, ob er auch genügen Lebensmittel für die Küche des Hotels, während der Feiertage, geordert hatte.

Tammo war doch tatsächlich mit einem dicken Wälzer unterm Arm erschienen, hatte sich an den Tisch gesetzt und war somit kaum ansprechbar gewesen.

Rijkert hatte sich, wie könnte es auch anders sein, mit seinem Ipod beschäftigt und über Kopfhörer Musik gehört, bis sein Vater ihn des Tischs verwies, was er beim achtzehnjährigen Tammo nicht mehr machen konnte.

Nur mit Svante und Mathies hatte sie flüsternd Kommentare über Babsys Kleidung, eine goldene Hose, plus rosa Bluse und ihre anscheinend nicht vorhandene Intelligenz ausgetauscht. Mathies Sprüche waren zum Teil so treffend gewesen, dass sie sich arg das Lachen verbeißen musste, da merkte man, was er schon so alles beim Radio gelernt hatte.

Jetzt am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages hatte sie wirklich genug von ihrer Familie, selbst von ihrem Zwilling Svante und erst Recht von Babsy!

So gern sie ihre Brüder hatte, wenn noch einer der älteren, die nicht mehr Zuhause wohnten, sie fragten, ob sie einen Freund hatte, bekäme sie einen Schreikrampf. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was wäre, wenn sich wirklich mal ein Junge in sie verliebte, weil er allen ihren Brüder recht sein müsste.

„Eli, wir fliegen noch eine Runde kommst du mit?“, durchbrach Svante ihre Überlegungen.

„Glaubst du wirklich ich hätte mich hierher verzogen, wenn ich Lust drauf hätte, etwas mit euch zu unternehmen?“, knurrte sie.

„Na ja, wir dachten du bist vor Madam Supersexy geflüchtet.“

„Irgendwie schon.“, murmelte sie und schauderte. Wie lange hatte sie hier in zu dünnen Klamotten gestanden?

Gerade noch rechtzeitig fing sie eine Jacke auf, bevor diese in ihr Gesicht klatschte. „Tammo, was soll das?!“, fuhr sie den zweiten ihrer Brüder an, der gerade die Treppe hoch gekommen war.

„Zieh die über, rein mit dir und mach dir einen heißen Kakao! Das Märchenbuch, dass du lesen wolltest liegt auf dem Küchentisch.“

„Brüder! Wie habt ihr Rijkert dazu gekriegt dem Ausflug zuzustimmen, der hat doch sicherlich ein heißes Date mit seinem Computer?“

„Wie kommst du darauf, dass er eine Wahl hat?“, war Tammos Gegenfrage. „Adalar meint er braucht die Kondition, da ich dem zustimme, wird er unseren gemeinschaftlichen Überredungen nichts entgegenzusetzen haben.“

„Im Gegensatz zu uns.“, grinste Svante. „Wie gut, dass wir dich zum Karate begleitet haben.“

Tammo zuckte mit den Schultern. „Pech für ihn. Komm rein Eli, du stehst schon mindestens eine halbe Stunde in der Kälte rum!“

Woher Tammo, der doch sofort in der Bibliothek verschwunden war, dies wusste, blieb Elisa ein Rätsel.

Sie seufzte und folgte ihren beiden Brüdern. Fast hatte sie Mitleid mit Rijkert, aber nur fast, einen Zwangsausflug hatte er für sein Heavy Metall-Gedröhne in der letzten Nacht einfach verdient.

Im Flur drängten sich ihre anderen Brüder. Jeder ruinierte ihre Frisur, indem er ihr durch die Haare wuschelte, selbst Svante, der dafür einen Tritt vors Schienbein kassierte, schließlich war er nur drei Minuten älter, da konnte er sich das Große-Bruder-Gehabe besser gleich abschminken!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  _Supernaturalist_
2012-04-07T19:30:23+00:00 07.04.2012 21:30
Die Ganze Zeit über hatte ich ein fettes Dauer-Grinsen auf den Lippen, da ich mir alle so gut vorstellen konnte. (Babsy hat mich auf Grund ihrer Beschreibung ein wenig an die Mutter aus 'eine Schrecklich Nette Familie' erinnert und werde sie mir auch mit der selben, penetranten Stimme vorstellen, wenn es okay is? XD
Aber wirklich guter Einstieg^^
Von:  Ran34
2011-12-23T11:31:49+00:00 23.12.2011 12:31
Die Story fängt wirklich schön an,
ich bin sehr gespannt, wie`s weitergeht^^d
Ich kann mich irgendwie total gut mit Adalar identifizieren, wobei ich lautes Musikhören auch noch zu meinen Beschäftigungen zählen würde ;)

lg~
Von: Futuhiro
2011-12-22T16:49:41+00:00 22.12.2011 17:49
Pihihihihihi, sehr schön. ^^
Die Geschwister sind mir alle miteinander sympatisch. Auch wenn das für eine Hexen-Geschichte ziemlich modern aufgemacht ist, mit Studium und Heavy Metal und PC´s. Aber gut, du hast ja in der Vorschau geschrieben, es sei eine moderne Auflage. Ist mal was anderes, das find ich gut. ^^
Ich hoffe man muss die ganzen Brüder nicht allzu bald selbstständig unterscheiden können. Mir schwirrt der Kopf vor lauter Namen.
In welche Richtung die Story mal laufen wird, kann ich noch in keinster Weise abschätzen. Aber die Einführung gefällt mir schonmal. Ich bin gespannt was die auf ihrem Ausflug jetzt anstellen.


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